| Titel: | Budd's Verbesserungen an Hohöfen. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. L., S. 208 | 
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                        L.
                        Budd's Verbesserungen an Hohöfen.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Mai 1849, S.
                              12.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Budd's Verbesserungen an Hohöfen.
                        
                     
                        
                           Man ist schon lange bemüht, die Masse von heißen Gasen, welche aus der Gicht der
                              Hohöfen entweichen, auf eine für die Eisenerzeugung nutzbringende Weise zu
                              verwenden, aber erst die neuesten Bemühungen in dieser Hinsicht versprechen ein
                              günstiges Resultat; wir meinen damit die Versuche welche Hr. Budd an den Ystalyfera Eisenwerken in Swansea
                              anstellte, worüber er der letzten Versammlung der brittischen Naturforscher eine
                              kurze Mittheilung machte (polytechn. Journal Bd.
                                 CIX S. 478), welche wir im Folgenden ergänzen.
                           Wie wichtig selbst eine geringe Ersparniß in der Eisenerzeugung ist, begreift man,
                              wenn man bedenkt, daß in Großbritannien jährlich circa
                              1,500,000 Ton. Roheisen ausgeschmolzen werden; viele Hohöfen liefern wochentlich 150
                              bis 200 Tonnen, für welche 300 bis 400 Ton. Steinkohlen erforderlich sind und 4000 bis 5000 Kubikfuß
                              Luft als Wind per Minute verzehrt werden. Aus diesen
                              Hohöfen entweichen beständig Rauch, Flamme und Gase von einer Temperatur welche das
                              Messing in Fluß bringen kann, so daß nicht nur ungemein viel Brennmaterial
                              verschwendet, sondern auch die Atmosphäre der Umgebung verunreinigt wird. Dieses
                              verschwenderische Verfahren wurde ohne Abänderung beibehalten, bis die Einführung
                              des heißen Windes die Hohofenbesitzer veranlaßte auf Mittel zu denken, um die
                              verloren gehende Hitze zum Erwärmen des Windes benutzen zu können, dessen Temperatur
                              nur auf 600° F. (252° R.) erhöht zu werden braucht.
                           Es wurden zu diesem Zweck verschiedene Einrichtungen getroffen; einige brachten eine
                              Reihe eiserner Röhren rings um den Gichtmantel an, in welchen sich der Wind durch
                              die entweichenden Gase und Flammen erhitzen mußte; andere benutzten Röhren welche
                              spiralförmig im Innern des Ofens angebracht waren, so daß ihnen die Hitze
                              unmittelbar durch die brennenden Kohlen mitgetheilt wurde; andere errichteten
                              Windröhren im Mauerwerk des Ofens, so daß den Röhren die Hitze mitgetheilt wurde,
                              ohne daß sie mit dem Inhalt des Ofens in Berührung kamen. Alle diese Einrichtungen
                              hatten den großen Fehler, daß bei einer erforderlichen Ausbesserung der Ofen
                              ausgeblasen werden mußte.
                           Man versuchte endlich noch ein anderes Princip, nämlich die Gichtmündung ganz oder
                              theilweise zu schließen, um die Gase zu sammeln, in einen Behälter zu leiten, dann
                              durch Wasser streichen zu lassen, um sie zu reinigen und abzukühlen, und sie hierauf
                              zur Verbrennung in einen Gasofen zu pumpen. Die Versuche ergaben aber, daß die
                              brennbaren Gase so mit Stickstoff verdünnt sind, daß zu ihrer Verbrennung in diesem
                              Zustande erhitzter Wind hineingeblasen werden muß. Beim Anzünden war die Hitze der
                              brennbaren Gase – Kohlenoxyd mit Kohlenwasserstoff – so intensiv, daß
                              viele Theile des Ofens zum Schmelzen kamen. Hätte man diese Methode wie auf dem
                              Continent benutzt um das Roheisen in hämmerbares Eisen zu verwandeln, statt zum
                              Erhitzen des Hohofenwindes, so wäre sie wahrscheinlich von Erfolg gewesen.
                           Die Gasöfen wurden nun aufgegeben und dieß war die Sachlage, als Hr. Budd vor beiläufig vier Jahren den
                              Gegenstand aufnahm. In Ystalyfera, wo er seine Versuche anstellte, wird das Roheisen
                              mit Anthracit (Kohlenblende) ausgeschmolzen; die Hohöfen liefern wochentlich nur 50
                              bis 60 Tonnen; für jeden solchen Hohofen verzehrte der besondere Ofen zum Erhitzen
                              des Windes wochentlich 35 Tonnen Kohlen, wozu noch der Lohn des zur Besorgung des
                              letztern ausschließlich erforderlichen Arbeiters kam. Hr. Budd erbaute den Ofen zum Erhitzen des Windes an
                              der Seite des Hohofens, von welchem er ganz getrennt ist und zog mittelst eines
                              Kamins, welcher 25 Fuß höher als die Gichtmündung des Hohofens ist, von den
                              entweichenden heißen Gasen die erforderliche Menge in die Canäle der Windröhren.
                           Fig. 19 und
                              20 zeigen
                              drei verbundene Hohöfen im Aufriß und Grundriß (1 Zoll = 12 Fuß). Der gewöhnliche
                              Gang des Hohofens wird durch die Benutzung der Gichtgase nach Budd's Methode nicht im geringsten
                              beeinträchtigt. In den Hohöfenwänden, etwa 3 Fuß unter der Gichtmündung, ist eine
                              Reihe horizontaler Canäle A, A von 12 Zoll Durchmesser
                              angebracht, welche in Kammern B, B führen, deren jede
                              einen Kamin hat, um den erforderlichen Zug hervorzubringen. Diese Canäle enthalten
                              Reihen von Windröhren C, C, welche die entweichenden
                              Gase auf ihrem Wege durch die Canäle erhitzen. Das Einlaßrohr für den kalten Wind
                              ist bei D, das Austrittsrohr für den erhitzten Wind zu
                              den Formen bei E, E. Bei F,
                                 F sind eiserne Thüren angebracht, um kalte Luft zu den Canälen gelangen zu
                              lassen. Die Hauptleitung für den kalten Wind ist bei G
                              und für den heißen Wind bei H.
                           Mittelst Dämpfern welche an der Mündung der Kamine angebracht sind, kann man die
                              Speisung der Canäle mit Gasen hinreichend reguliren. Der sechste Theil der Gase,
                              welche aus der Gicht eines Hohofens abziehen, reicht zum Erhitzen seines Windes hin.
                              Die Gase werden in den Canälen nicht verbrannt, sondern ziehen bloß durch dieselben;
                              sie treten mit einer Temperatur von beiläufig 1800° F. (786° R.) ein,
                              und verlassen dieselben mit einer Temperatur von 800° F. (341° R.); da
                              der Wind nur auf 600° F. (252° R.) erhitzt zu werden braucht, so
                              liefert ihr bloßes Durchströmen alle zum Erhitzen der Röhren erforderliche Wärme.
                              Bei drei Fuß unter der Oberfläche der Möllerung ist die Verbrennung sehr schwach;
                              denn sobald die Dämpfe die Spitze des Kamins erreichen und mit der Atmosphäre in
                              Berührung kommen, bricht eine bei Nacht sichtbare bläuliche Flamme hieraus, erlöscht
                              aber bald durch die Verminderung der Temperatur unter den Grad bei welchem die
                              Gasmischung verbrennt. Läßt man die Möllerung unter die Mündungen der Züge
                              herabfallen, so erfolgt Verbrennung der Gase vor ihrem Eintritt in die Canäle.
                           
                           Der Vortheil dieses Systems besteht darin, daß man sich durch dasselbe den heißen
                              Wind verschaffen kann, ohne daß besondere Auslagen für Brennmaterial und Arbeitslohn
                              erforderlich sind.
                           Hinsichtlich der Bedenken, welche gegen dieses System geäußert wurden, müssen wir
                              zuerst erklären, daß wenn die Züge von feuerbeständigen Steinen gebaut und nur drei
                              Fuß unter der Hohofenspitze angebracht sind, nicht leicht ein Schmelzen der Steine
                              zu befürchten ist; Abfälle welche sich an der Eintrittsöffnung ansammeln, lassen
                              sich leicht herausscharren.
                           Ferner hat man befürchtet, daß sich in den Canälen Staub ablagern und dieselben
                              verstopfen möchte; so lange aber diese Ablagerung nicht eine bedeutende Höhe
                              erreicht, bringt sie keinen Nachtheil, weil die Gase die Wärme zum Erhitzen der
                              Röhren in bedeutendem Ueberschuß enthalten; andererseits leistet der auf den Röhren
                              abgelagerte Staub sogar einen wirklichen Dienst als Schutzmittel derselben; eine
                              solche Vorrichtung war 18 Monate in Thätigkeit, ohne daß sie ausgeräumt wurde und
                              zeigte nicht die geringste Abnahme ihrer Wirksamkeit. Sollte aus irgend einem Grunde
                              der Gang des Hohofens für eine kurze Zeit unterbrochen werden, so läßt man den
                              Dämpfer herab und schließt die Canäle, während sie in voller Hitze sind, ab, damit
                              sie später auf der Stelle wieder in Wirksamkeit treten können. Sind die Canäle
                              frisch gemauert, so unterhält man ein kleines Feuer an der Thüre, bis der Zug durch
                              sie gehörig hergestellt ist. Ein merkwürdiger Umstand zeigte sich bei der ersten
                              derartigen Einrichtung: man ließ nämlich den Dämpfer herab und wollte so zuwarten
                              bis die Canäle ausgetrocknet wären; das Gas sammelte sich an, bis es explodiren
                              konnte; bei geöffnetem Dämpfer kann dieses niemals geschehen.
                           Zum Abkühlen der Canäle, wenn es nöthig ist in dieselben zu gelangen, dienen die
                              Thüren F, F. Man läßt den Dämpfer hinab, um den Zug vom
                              Hohofen her abzusperren, während man die Thür der Canäle öffnet, um kalte Luft
                              zuzulassen.
                           Die sechs Hohöfen zu Ystalyfera, wovon in den Abbildungen drei gezeichnet sind,
                              befinden sich alle in einer Reihe und sind mit einander durch Gewölbe verbunden, auf
                              denen die fünf Heizöfen für die Röhren errichtet sind.
                           Die Gichtgase werden aber nicht nur auf die erwähnte Art nutzbringend gemacht,
                              sondern auch zum Heizen des Dampfkessels der Maschine verwendet. Um einen Theil der
                              Gase zu letzterem Zweck zu benutzen, wurden zwei Canäle von 24 Zoll Durchmesser hergestellt,
                              welche in einen Hauptcanal von 32 Zoll Durchmesser führen; letzterer ist mit dem
                              inwendigen Feuerzug des nächsten (46 Fuß vom Hohofen entfernten) Dampfkessels
                              verbunden; der innere Feuerzug des Kessels ist durch eine Scheidewand von
                              Backsteinen abgetheilt und die heißen Gase ziehen nicht nur wiederholt durch den
                              Kessel, sondern auch unter demselben hin. Der Kamin hat sechs Fuß Durchmesser und 80
                              Fuß Höhe; mittelst seines sehr starken Zugs nimmt er die Gichtgase vom Hohofen weg
                              und führt sie dem Kessel zu. Der 46 Fuß lange Canal zwischen dem Hohofen und dem
                              Kessel befindet sich in freier Luft und liegt wie eine Brücke auf Pfeilern. Durch
                              diese Einrichtung werden allein 35 Tonnen Kohlen per
                              Woche erspart. Man beabsichtigt in der Folge den Dampf bloß mittelst der Hohofengase
                              zu erzeugen, so daß man gar keine Kohlen anwendet, ausgenommen zum Anheizen des
                              Kessels.
                           Da die Gichtgase von den Ystalyfera-Hohöfen wenigstens zur Hälfte aus
                              brennbaren Gasen bestehen und sie bei den oben beschriebenen Anwendungen lediglich
                              als Heizmedium benutzt werden, so hat es keinen Anstand sie nachher noch als
                              Brennmaterial in geeigneten Oefen zu verwenden, um aus ihnen vollen Nutzen zu
                              ziehen. Während bei den Flammöfen die gehörige Wirkung ganz von der Unterhaltung
                              eines guten Zugs abhängig ist und die brennbaren Gase bei ihnen frei (noch dazu in
                              Ueberschuß) müssen abziehen können, damit Luft genug ungehindert in ihren Rost
                              einzieht, hat man dagegen bei den Hohöfen den Zug vermittelst des künstlichen
                              Gebläses vollständig in der Gewalt. Um der Theorie ganz zu genügen, müssen die
                              bisherigen Einrichtungen der Eisenwerke radical verändert werden; die Dampfmaschinen
                              mit ihren Kesseln für das Gebläse, die Frischarbeit und das Pochwerk, müssen über
                              der Rückseite der Hohöfen errichtet werden, während sich die Züge zum Erhitzen des
                              Windes längs deren Formseite hin befinden; die Gichtgase müssen auf ihrem Wege vom
                              Hohofen zu den Gasöfen als Heizmedium für die Dampfkessel und den Wind, durch ihre
                              Verbrennung in den Gasöfen aber zum Raffiniren, Puddeln, Schweißen etc. benutzt
                              werden. Nach angestellten Berechnungen dürften beiläufig zwei Tonnen Brennmaterial
                              genügen um aus den Erzen hämmerbares Eisen darzustellen, wo jetzt sechs Tonnen
                              verbraucht werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
