| Titel: | Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin). | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. LVII., S. 242 | 
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                        LVII.
                        Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine
                           neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem
                           Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V. und VI.
                        (Fortsetzung von S. 187 des vorigen
                           Heftes.)
                        Alban, über Hochdruckdampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Dampfmaschinen.
                           Ich gehe jetzt zur Dampfmaschine selbst über, und will zuerst im Allgemeinen über die
                              Form derselben sprechen.
                           Seit ich mein Hauptwerk schrieb, habe ich bei der später gebauten Dampfmaschine eine
                              andere Form versucht, als die in jenem Werke angegebene Normalform; aber ich gestehe
                              es aufrichtig, nicht ganz zu meiner Zufriedenheit, wenn gleich unbestritten bleiben
                              muß, daß die Maschinen gut arbeiten, und das Versprochene leisten, auch bedeutend
                              Brennmaterial ersparen. Diese Form war jene, die ich auf Tafel V meines Hauptwerkes
                              Fig. 11 und 12 abgebildet und S. 521 beschrieben habe. Ich werde später die Gründe
                              meiner Unzufriedenheit angeben, aber auch auf der andern Seite die Vortheile dieser
                              Construction, an denen es ebenfalls nicht fehlt, gebührend hervorheben, sobald ich
                              die Maschinen erst näher beschrieben, und den Leser in den Stand gesetzt habe, die
                              angegebenen Gründe sowohl für den Tadel als das Lob derselben zu verstehen. Am
                              ausführlichsten werde ich bei den lobenswerthen Eigenschaften und Einrichtungen
                              derselben verweilen, insofern als ich einige der letztern bei meinen neuesten
                              Maschinen aus dem Grunde adoptirt habe, weil sie einfacher, sicherer in ihrer
                              Wirkung, leichter anzufertigen, und was die Hauptsache ist, bereits durch eine
                              längere Erfahrung geprüft und als höchst zweckmäßig und allen Forderungen genügend
                              herausgestellt sind.
                              Diejenige Einrichtung, welche ich fast allen übrigen voranstelle, und die sich
                              vorzugsweise und fast über alle Erwartung bewährt hat, ist schon in meinem
                              Hauptwerke kurz angeführt. Ich werde nun bald ihre nähere Beschreibung geben.
                           Die Einrichtung des Dampfcylinders, der Kolbenstange, des Gestelles, der Kurbel, der
                              Schwungradwelle und des Schwungrades der neuern Maschinen ist aus den angegebenen
                              Figuren (Fig. 11 und 12) meines Hauptwerkes so deutlich, daß ich nichts weiter
                              hinzuzufügen habe, als daß die Form des großen Lagerbockes d in den Maschinen, die ich nach diesem Principe baute, verschieden war.
                              So z.B. hat er in der Maschine meiner Werkstätte, und in derjenigen, die ich für
                              eine Sagmühle in Wismar baute, die in den Figuren bezeichnete Form, während er in
                              zwei nach Malchow gebauten Maschinen die eines Säulengestelles annimmt, deren eines
                              bis an die Decke des Locals reicht, und hier zugleich seine Befestigung findet, das
                              andere aber allein auf der Grundplatte fixirt ist. In ersterm Säulengestelle
                              befindet sich das Lager für die Schwungradwelle zwischen den Säulen auf einem
                              starken Bogen, ähnlich einem Brückenbogen, ganz so wie Fig. 3, Tab. V, meines
                              Hauptwerkes andeutet.
                           Es ist nicht zu läugnen, daß die Maschine mit dem ebengenannten Säulengestelle
                              hinsichtlich dieses Lagers sicherer stehe als die drei andern; denn diese lassen
                              hier einiges zu wünschen übrig. Der Fehler scheint bei der Maschine meiner
                              Werkstätte am grellsten hervorzutreten, und dieß daher, weil die Grundplatte zu
                              schwach und fehlerhaft im Gusse ist, und weil der Bock mit einer zu schmalen Basis
                              aufsteht. An der Wismar'schen Maschine ist kaum ein kleines Zittern bemerkbar, weil
                              ich den Fehler hier in Folge der an meiner Maschine gemachten unangenehmen
                              Erfahrungen dadurch verbesserte, daß ich beide angegebenen Ursachen des weniger
                              festen Standes des Bocks auf der Hauptplatte möglichst zu heben suchte.
                           Aber ganz ist er dennoch nicht gewichen, und dieß schreibe ich vorzüglich dem
                              Umstande zu, daß die Schwungradwelle als ein Theil, auf welchen die ganze Kraft
                              zunächst wirkt, durch die reciproke Bewegung des überaus schweren Gatters, welches
                              bei dieser Sägmühle unmittelbar von ihr in Bewegung gesetzt wirdAn dieser Sägmühle ist die Schwungradwelle der Dampfmaschine ohne alle
                                    Zwischenapparate zugleich Welle zur Bewegung des Sägegatters. Sie trägt
                                    nämlich die Kurbel der Dampfmaschine an einem Ende, die des Gatters am
                                    andern. Auf diese Weise ist die Verbindung zwischen Dampfmaschine und
                                    Sägmühle sehr vereinfacht. Noch einfacher erscheinen im ersten
                                    Augenblicke freilich diejenigen neuern englischen Sägmühlen, in welchen das
                                    Gatter von der Kolbenstange des Dampfcylinders unmittelbar auf und nieder
                                    bewegt wird; betrachtet man die Sache aber mehr beim Lichte, so wird man
                                    bald erkennen, daß auch hier Kurbelwelle und Schwungrad unentbehrlich sey,
                                    und daß die Einrichtung und Anordnung dieser beiden Theile dann weit
                                    complicirter ausfalle als bei der Wismar'schen Mühle. Man wird dieß um so
                                    deutlicher erkennen, wenn man die Abbildung einer solchen Sagmühle in C.
                                    Hartmann's
                                    Beiträgen zur neuesten Mühlenbaukunst, 1ste Lief-, Tafel 8, 9 und 10
                                    zur Hand nimmt., trotz der mildernden Wirkung des nicht unbedeutenden Schwungrades beträchtliche Stöße
                              erhält, und dabei etwas hoch liegt. Der eine Bock hat hier zu viel zu tragen, wird
                              zu stark hin und her gerüttelt, als daß er nicht ein wenig zittern sollte. Gewiß ist
                              mein in meinem Hauptwerke schon früher gemachter Vorschlag, die Schwungradwelle
                              einer Dampfmaschine dem Fußboden immer möglichst nahe zu bringen, ein sehr
                              gewichtiger, wenigstens sollte der Grundsatz fest stehen, daß man, wenn man einem
                              Schwungrade mit seiner Welle eine höhere Stellung gibt, entweder für eine starke
                              Verbindung der Maschine mit dem Gebäude zu sorgen habe, oder auch den Lagerbock so
                              stark mache und in einer nach allen Richtungen hin so gespreizten Stellung setze,
                              daß eine Bewegung desselben unmöglich sey. Es dürfte diese Vorsichtsmaßregel
                              vorzugsweise bei Expansionsmaschinen gelten, die aus leicht begreiflichen Gründen
                              immer stärker stoßen als solche, die mit ganzer Füllung des Cylinders arbeiten, und
                              bei denen die ganze Wirkung der Dämpfe viel gleichmäßiger ist.
                           Diese kleinen Mängel der eben berührten Maschinen (man muß, wenn ich mich selbst
                              anklage, die Sache auch nicht zu ängstlich nehmen, da ich in der Selbstbeurtheilung
                              meiner Leistungen immer möglichst strenge bin) und die dabei gemachten unangenehmen
                              Erfahrungen werden aber weit durch eine Vorrichtung und ihre außerordentlich
                              glücklichen Resultate aufgewogen, die ich zuerst an diesen Maschinen versuchte. Sie
                              besteht aus eigenthümlich construirten Lagern für die Schwingzapfen des
                              Dampfcylinders, welche Schwingzapfen hier an letzteren angegossen erscheinen, in der
                              Mitte des Cylinders angebracht sind, und zugleich als Zu- und
                              Abführungscanäle für die Dämpfe zum Cylinder und von demselben zurück dienen. Schon
                              in meinem Hauptwerke habe ich von ihrer Einrichtung oberflächlich gesprochen, aber
                              mich aller weitern Bemerkungen darüber enthalten, weil ich sie damals erst sehr
                              kurze Zeit im Gebrauche hatte, und einer so kurzen Erfahrung nicht Gewicht genug
                              beilegte. Jetzt indessen, wo von diesen Lagern nun einige schon über 7 Jahre
                              unaufhörlich im Gebrauche sind, wo die Erfahrung herausgestellt hat, daß sie nicht allein den
                              mit ihnen mir gesetzten Zweck vollkommen erfüllen, sondern auch als ungewöhnlich
                              dauerhaft, sicher und fest betrachtet werden können, kann ich sie nicht genug
                              empfehlen, selbst bei Maschinen von größerer Kraft und Wirkung.
                           Schon in meinem Hauptwerke habe ich die Behauptung aufgestellt, daß es unzulässig
                              sey, an Maschinen von sehr hohem Drucke die die hohe Temperatur der durchströmenden
                              Dämpfe annehmenden Schwingzapfen in metallenen Lagern schwingen zu lassen. Ich
                              berief mich hier auf die Erfahrung, daß Metalle, selbst von verschiedener Art, in
                              solcher Hitze leicht cohäriren, wenigstens eine starke Abnutzung erfahren, wenn sie
                              mit bedeutendem Drucke auf einander reiben, daß sie wenigstens in höhern
                              Temperaturen und bei starkem Drucke sich sehr schwer auf einander bewegen, und eine
                              große und schädliche Reibung verursachen. Es ist zum Theil von den praktischen
                              Maschinenbauern dieser Erfahrung so viel Gewicht eingeräumt, daß man sie als
                              Argument gegen die schwingenden Cylinder überhaupt aufstellte, und daraus für alle
                              eine kurze Dauer oder wenigstens oft wiederholte Reparaturen an den
                              Schwingzapfenlagern vorhersagte. Die ganze Bedeutung dieser Erfahrung würdigend, war
                              ich lange bemüht, hier Maßregeln zu treffen, die den Uebelstand bei den
                              Schwingzapfen der Maschinen von sehr hohem Drucke vollkommen höben, und wendete zu
                              diesem Zwecke zuerst meine in meinem Hauptwerke beschriebenen Schwingrahmen an, die
                              sich an mehreren Maschinen zwar außerordentlich bewährt haben, aber doch eine
                              unangenehme Zugabe zu einer Maschine von möglichst einfacher Construction genannt zu
                              werden verdienen. Ich war deßhalb immer noch nicht ganz zufrieden gestellt, zumal
                              die Schwingrahmen immer einigen Raum einnehmen, und mich zwangen, die Dimensionen
                              der Maschinengestelle unnöthig und über die Gebühr zu vergrößern, und denselben
                              wegen ihres nothwendig starken Baues ein bedeutendes Gewicht zu geben. Meine
                              Versuche gingen nun dahin, ein Material für die Lager solcher Schwingzapfen zu
                              erspähen, an welchen sich nicht allein diese Reibung in großer Hitze nicht zeige,
                              sondern auch die in ihrem Gefolge auftretende Abnutzung wegfiele. Die Erfahrung, daß
                              Hanfliederungen gehörig gefettet, in größerer Hitze leichter arbeiten als in der
                              Kälte, daß man mit leinenen Lappen auf einer zu polirenden heißen Fläche weniger
                              Reibung fühle als auf einer kalten, rief die Vermuthung in mir hervor, daß
                              vegetabilische Stoffe überhaupt der merkwürdigen Eigenschaft unterliegen möchten,
                              mit Metallen zusammengerieben, in größerer Hitze bedeutend weniger Reibung zu
                              verursachen als zwei aufeinander reibende Metalle (einerlei ob gleiche oder
                              ungleichartige), ja selbst solche, die in der Kälte hinsichtlich der Reibung aufeinander die
                              günstigsten Resultate geben. Versuche, die ich in dieser Hinsicht anstellte,
                              gelangen so vollkommen, daß ich kein Bedenken trug, daraus für die Lager der
                              Schwingzapfen Nutzen zu ziehen. Da mir unter allen vegetabilischen Stoffen das Holz
                              dazu das geeignetste Material schien, auch die Versuche sich für dieses besonders
                              ausgesprochen hatten, und mir die Erfahrung, daß hölzerne Lager auch in der Kälte
                              gut arbeiten und sehr lange dauern, vorzüglich wenn das Holz darin vor Hirn gestellt
                              wird, schon einige Fingerzeige für das Gelingen meines Planes gab, so ließ ich für
                              die Maschine des Hrn. Otto
                                 Kähler in Malchow, die ich damals gerade in Arbeit hatte, die ersten
                              hölzernen Lager für die Schwingzapfen des Cylinders anfertigen, und verbannte den
                              nach dem Muster von Fig. 14 und 15 auf Tab. III meines Hauptwerkes daran
                              projectirten Schwingrahmen.
                           Bei Anlage eines solchen Lagers mit hölzernen vor Hirn stehenden Backen waren aber
                              nach meiner Ueberzeugung besondere Maßregeln zu nehmen, die vornehmlich die gehörige
                              Befestigung und Einschließung dieser Backen zum Zwecke haben mußten, damit sie einen
                              großen Druck aushalten könnten, ohne dem Zerplatzen dabei ausgesetzt zu seyn. Um
                              diesen Plan gehörig durchzuführen, schloß ich die hölzernen Backen in ein
                              gußeisernes Gestell, den gewöhnlich üblichen Zapfenlagern möglichst ähnlich, ein,
                              sorgte dafür, daß nach oben und unten gehörig Holz stehen blieb, und ordnete eine
                              zweckmäßige Einschließung der Backen nicht allein von beiden Seiten, sondern auch
                              von unten und oben, und vorne und hinten an. Die Einschließung von der Seite
                              besorgten zwei starke auf der Hobelmaschine geebnete geschmiedet eiserne Platten,
                              gegen welche Stellschrauben drückten, von denen sowohl vorne als hinten eine Reihe
                              durch das Gestell gingen; vordere und hintere Fläche schützte ich aber durch starke
                              messingene Platten, durch welche sowie durch die Lager Bolzen drangen, die stark
                              angezogen wurden. Diese Platten griffen zu den Seiten über die hier sauber
                              gehobelten vordern und hintern Flächen des Gestelles, und hielten dieses so fest
                              eingeschlossen, daß ein Verschieben des Lagers nach vorne oder hinten unmöglich war.
                              Sie gaben dem Ganzen zugleich das Ansehen, als wenn der Schwingzapfen in messingenen
                              Büchsen sich drehe. Ein gleiches Uebergreifen der messingenen Platten fand auch oben
                              an der obern und unten an der untern Hälfte des Lagergestelles statt. Von oben wurde
                              das Ganze durch einen gußeisernen Deckel zusammengehalten, der mit einem Vorsprunge
                              zwischen die beiden Säulen des Lagergestelles eingriff, und an die Säulen durch ein
                              paar starke Schrauben angezogen wurde.
                           
                           Da mir kein Pockholz oder anderes hartes ausländisches Holz sogleich zu Gebote stand,
                              nahm ich zu den hölzernen Backen gewöhnliches recht trockenes und kerniges
                              Weißbuchenholz, und legte dieses längere Zeit vor dem Gebrauche in warmes (nicht zu
                              heißes) Leinöl, welches in die Hirnfläche sehr begierig eindrang. Nachdem es eine
                              Nacht in diesem gelegen, trocknete ich es wieder in mäßiger Wärme. Dieses Holz hat
                              nachher vortrefflich gestanden. Es zeigte nach dem Einlegen der Schwingzapfen in die
                              Lager, während mehrtägigen Gebrauches der Maschine, vor Hirn einige kleine Risse,
                              diese hatten aber keinen schädlichen Einfluß weiter, und zog ich bei ihrer Bemerkung
                              aus Vorsicht die Druckschrauben von der Seite, sowie die die messingenen Platten von
                              vorne nach hinten zusammenpressenden Bolzen etwas mehr an. Zwischen den messingenen
                              Platten und dem gußeisernen Lagergestelle war zu diesem Zweck schon ein geringer
                              Spielraum gelassen, weil ich das Eintrocknen des Holzes bei beginnender Einwirkung
                              der Hitze der Schwingzapfen schon vorher sah, zumal es durch das Eindringen des
                              warmen Leinöls etwas angequollen war. Nach dieser Nachhülfe sind diese Lager Jahre
                              lang in Gebrauch gewesen, ohne daß irgend eine Abnutzung an ihren hölzernen Backen
                              bemerklich gewesen ist. Die Backen liegen so fest, daß auch ein sehr hoher Druck von
                              Seiten der Schwingzapfen kein. Nachgeben derselben zur Folge hat. Es arbeitet in
                              Malchow eine Dampfmaschine von 20 Pferdekräften nun schon vier Jahre mit solchen
                              Backen, ohne daß irgend eine Nachhülfe nöthig gewesen wäre. An der Maschine meiner
                              Werkstätte stehen die Backen bei täglichem 12stündigem Gebrauche 6 1/2 Jahre, und
                              bei der des Hrn. Otto Kähler
                              beinahe 7 Jahre, und man sieht nur erst einige polirte Stellen daran. Zwischen
                              diesen zeigen sich noch die feinen Feilstriche, die bei der ersten Zurichtung und
                              Anpassung derselben an die Schwingzapfen auf der Oberfläche zurückbleiben.Um wie viel größere Dauer läßt sich nun vollends von Backen erwarten die von
                                    Pockholz oder Eisenholz genommen werden?, Wie viel fester und unzerstörbarer
                                    dürften solche als die von mir genommenen weißbuchenen seyn? Das Holz ist sehr hart geworden und sieht wie Horn aus, und die Reibung, die
                              diese Backen an den Schwingzapfen verursachen, ist fast unmerklich, obgleich die
                              Schwingzapfen von größerm Durchmesser sind, z.B. bei meiner Maschine (5
                              Pferdekräfte) auf 4 Zoll und bei der zwanzigpferdekräftigen Maschine über 6 Zoll
                              stark genommen wurden, theils um dem Holze bei höherem Drucke eine größere Fläche
                              darzubieten und den Druck auf recht viele Stellen zu vertheilen, theils wegen der durchführenden Canäle
                              und der in denselben befindlichen Stopfbüchsen.
                           Diese Lager, die bei ihrer Anfertigung leichter und schneller herzustellen sind als
                              Metalllager, viel weniger Kosten als diese verursachen, und an denen Reparaturen
                              äußerst selten vorkommen können, und dann nur die hölzernen Backen, die jeder
                              Tischler wieder herstellen kann, betreffen, müssen nicht mit Oel, sondern mit reinem
                              Talge geschmiert werden. Das Oel wird nämlich leicht zähe und steif darin und
                              beschädigt dann das Holz. Sie bedürfen, wenn sie erst einmal in Fett sind, seltener
                              des Schmierens als MetalllagerDas Fett durchdringt das Holz der Backen zu innig, um je seine ganze Wirkung
                                    einzubüßen., und haben bei der von mir getroffenen Einrichtung und angeordneten Form ein
                              angenehmes und zugleich solides und tüchtiges Ansehen. Ich habe in meiner Werkstätte
                              manchen Mechaniker mit der Nachricht überrascht, daß die Lager hölzerne Backen
                              enthalten, habe manchen zweifelhaften Blick sehen, manches Achselzucken dieser Leute
                              erfahren müssen, und immer wenig Glauben gefunden, wenn ich berichtete, wie viele
                              Jahre diese Lager schon ohne Tadel und ohne Nachhülfe arbeiten. Die Ueberraschung
                              stieg aber bei ihnen auf den höchsten Grad, wenn ich nach Anhaltung der Maschine den
                              Deckel der Lager lösen ließ, und die Backen zeigte, die in dieser langen Zeit noch
                              gar nicht abgenutzt waren, sondern noch die oben angegebene Erscheinung wahrnehmen
                              ließen. So wenig gilt bei der Charlatanerie und der Abundanz unseres Jahrhunderts
                              noch die einfache unscheinbare nackte Wahrheit!Kein Wunder, daß man in den Recensionen der englischen Uebersetzung meines
                                    Hauptwerkes so viele Zweifel durchblicken läßt, und mit Scheingründen
                                    anzufechten und zu verdächtigen sucht, was ich dort zum Zolle der Wahrheit
                                    gesagt habe. Wie könnte man in England, wo man sich uns arme Deutsche so
                                    tief unter den Britten stehend vorstellt, wo man die Wahrheit immer nur
                                    durch den durch Prahlereien und Charlatanerien darüber verbreiteten Nebel
                                    sieht, so etwas anerkennen?! – In England erhält man wegen dieser zum
                                    Grundsatz gewordenen Charlatanerie und Prahlerei selten nackte Wahrheit,
                                    wenn man sie nicht selbst zu finden weiß. – Daher auch die allgemeine
                                    Bezauberung und Bethörung aller treuherzigen und Alles auf gut Vertrauen
                                    annehmenden, nicht selbst genug prüfenden deutschen Reisenden, deren von
                                    England erzählte Wunder oft bei näherer Beleuchtung in ein Nichts
                                    verschwinden.
                              
                           Ich muß hier noch bemerken, daß die Schwingzapfen eben so wenig Abnutzung als die
                              Backen erfahren. Sie halten sich besonders sauber und polirt, und noch habe ich
                              nicht bemerkt, daß sie sich oval abgeschliffen hätten. Durch diese schönen
                              Erfahrungen ist mir die Ueberzeugung geworden, daß solche Lager selbst bei Maschinen
                              von großer Kraft Anwendung finden können, wenn der Durchmesser der Schwingzapfen und
                              die Größe der reibenden Flächen an den hölzernen Backen zu dem Drucke auf die Lager
                              in ein entsprechendes Verhältniß gebracht werden. Mein Princip beim Bau derselben
                              ist, hier lieber zu viel als zu wenig zu thun, zumal die Reibung dabei wenig in
                              Betracht kommt.
                           Fig. 19, 20, 21, 22, 23 und 24, Tab. II, von Bd. CXII des polytechnischen Journals
                              (2tes Aprilheft 1849) stellen ein solches Lagergestell dar, und zwar zeigt es Fig.
                              19 von vorne und von außen, Fig. 20 im senkrechten Längsdurchschnitte, Fig. 23 von
                              der Seite von außen, Fig. 22 von oben und von außen, und zwar mit dem obern Deckel,
                              Fig. 21 von oben mit abgenommenem Deckel und nach Herausnahme der hölzernen Backen
                              und eisernen Unterstützungsplatten derselben. In allen Figuren bezeichnen gleiche
                              Buchstaben gleiche Gegenstände. Das Gestell besteht aus der untern Platte a, die auf die Grundplatte der Maschine niedergeschroben
                              wird. b und c sind die
                              beiden aufrechtstehenden Seitenwände oder Säulen, auf deren äußerer Fläche, und zwar
                              in der Mitte, starke Rippen d und e hervortreten. Diese breiten sich nach unten bei f, f mehr aus einander, um den Seitenwänden einen festern Stützpunkt zu
                              geben. g bezeichnet oben den Deckel, der bei h, h zwischen die Platten hineingreift, und hier genau
                              eingepaßt ist, um in seiner Lage gegen jede Bewegung nach der einen oder andern
                              Seite hin gehörig gesichert zu seyn. Er wird durch die Schrauben i, i in seiner Stellung befestigt und niedergedrückt
                              erhalten, die von oben in die Seitenwände b und c des Gestelles eingeschroben werden. Die Rippen d und e geben hier die
                              gehörige Verstärkung an Masse für das Gewinde, welches die Schrauben aufnimmt. k, k sind die beiden messingenen Platten, eine für die
                              obere, die andere für die untere hölzerne Backe. Beide sind halbe und für die
                              Schwingzapfen ausgeschnitten. Bei l, l erscheinen die
                              runden Köpfe der Schrauben, die durch die vordere und hintere Platte und die Backen
                              gehen, um letztere gehörig zusammen zu pressen. Auf der hintern Platte sind deßhalb
                              Muttern vorgeschroben. Um die Backen nach vorne und hinten gegen jede Ausweichung zu
                              schützen, sind sowohl am Deckel als auf dem Boden des Gestellausschnittes für
                              dieselben Längsrippen angebracht, über welche die Backen mit Falzen genau und fest
                              übergreifen. In Fig. 24 sieht man bei m und n diese Rippen sehr deutlich im Querdurchschnitte.
                           In Fig. 20 erscheinen alle Theile dieser Lager im senkrechten Längsdurchschnitte. o und p sind die hölzernen
                              Backen, q, q die beiden seitlichen Unterstützungsplatten
                              derselben, die vermittelst vier bis sechs Stellschrauben r,
                                 r, r, r, deren eine Hälfte vor, die andere hinter den Rippen der Seitenplatten durch diese
                              dringen, gegen die Backen angepreßt werden. Der Deckel g
                              drückt von oben gegen die obere Backe o, und preßt diese
                              auf den Schwingzapfen so stark nieder, daß er sich zwischen den Backen o und p frei bewegen kann,
                              ohne zu schlottern. Zwischen die Lappen des Deckels und die obere Fläche der
                              Seitenwände oder Säulen b und c des Gestelles sind hölzerne Klötze s, s von
                              solcher Stärke gelegt, daß beim festen Anziehen der Schrauben i, i der Deckel stark genug niedergedrückt wird, um den Backen o und p den nöthigen freien
                              und doch gehörig gesicherten Anschluß an die Schwingzapfen zu geben. Die übrigen
                              Figuren dürften sich durch das eben Gesagte von selbst erklären, zumal in allen, wie
                              schon bemerkt ist, gleiche Buchstaben gleiche Gegenstände bezeichnen.
                           Ich räume gerne ein, daß bei Maschinen mit schwingenden Cylindern für niedern Druck
                              eine solche Lagerung der Schwingzapfen des Cylinders nicht in dem Grade nöthig sey,
                              als bei Maschinen mit höherem Drucke, bei welchen die Dämpfe mit einer viel höhern
                              Temperatur auf die Schwingzapfen einwirken als bei jenen, und zwar thue ich dieß in
                              Folge der Erfahrung, daß Hr. Penn in Greenwich, der viele Schiffmaschinen mit schwingenden
                              Cylindern bautWenn ich noch einmal daran erinnere, wie man zu meiner Zeit in England die
                                    schwingenden Cylinder verhöhnte, wie man sie zum Theil für ein nonsens erklärte, wie man Gurney und Neville, welche die ersten
                                    Versuche bei Hochdruckmaschinen damit machten, zum Theil anfeindete, wie man
                                    ihre Anwendung höchstens bei ganz kleinen Maschinen zugab, für große
                                    Maschinen aber unter allen Umständen für schädlich und kraftzerstörend
                                    betrachtete, und nun diese Penn'schen Maschinen
                                    mit schwingenden Cylindern sieht, die zum Theil eine Kraft von
                                    300–400 Pferden besitzen, dann muß ich mir doch selbst das Zeugniß
                                    geben, daß ich hinsichtlich der großen Schwierigkeiten, die neue und
                                    einflußreiche Erfindungen in England finden, in meinem Hauptwerke
                                    keinesweges übertrieben habe, so vielfältig dieß auch von solchen Leuten
                                    angenommen ist, die immer noch der Anglomanie ergeben sind. In meinem
                                    Hauptwerke habe ich Seite 325 f. den größten Theil der Einwürfe, die in
                                    England und auch in andern Ländern gegen die schwingenden Cylinder erhoben
                                    wurden, angeführt und geprüft., und jetzt darin auch in Deutschland viel Nachahmung findet, metallene, und
                              zwar gußeiserne Lager für seine Schwingzapfen und, wie man berichtet, ohne allen
                              Nachtheil anwendet; indessen möchte ich mich doch überzeugt halten, daß er weniger
                              Reibung und Abnutzung an diesen Zapfen und ihren Lagern haben würde, wenn er sie in
                              Holz gehen ließe. Die Hitze der Dämpfe von niederm Drucke nimmt selten eine höhere
                              Temperatur, als diejenige von 85 Grad Reaumur an, und dennoch zeigen metallene
                              Hähne, die in dieser Temperatur wirken, schon eine weit bedeutendere Reibung als in
                              der Kälte, und so sollte ich glauben, müßte es auch bei den Schwingzapfen und ihren
                              metallenen Lagern gehen.
                           
                           Ich bescheide mich indessen gerne, daß Hr. Penn dennoch Recht haben und auf seine Weise glücklich seyn könne,
                              wenn er auf ein wenig mehr oder weniger Reibung nicht achtet. Seine Schwingzapfen
                              (gußeiserne) gehen, wie ich schon bemerkt habe, in Lagern von gleichem Metalle, eine
                              Maßregel, die man jetzt viel befolgt. Gußeisen soll auf Gußeisen in mäßiger Hitze
                              sehr gut arbeiten, so haben mich viele Maschinenbauer versichert; ich habe aber noch
                              keine Erfahrungen darüber, und daher bin ich bis jetzt noch immer ängstlich, bei
                              meinen Maschinen darauf einzugehen, selbst bei den Steurungsschiebern. Das was ich
                              selbst in London hinsichtlich der Reibung zwischen zwei gleichen Metallen in einer
                              größern Hitze erfuhr, hat mich immer sehr entmuthigt, mir von der Anwendung von
                              Gußeisen für beide auf einander reibende Flächen bei meinen Hochdruckmaschinen,
                              worin es oft bis zu einer Temperatur von 135–140 Grad Reaumur kommt, Glück zu
                              versprechen; wenigstens stehe ich sehr an, die Sache an einer Maschine zuerst zu
                              versuchen, die auf Bestellung gemacht, und bei der, wenn sie einmal in Gang gesetzt
                              ist, nicht gut mehr wichtige und eingreifende Veränderungen vorzunehmen sind. Sobald
                              sich jedoch eine schickliche Gelegenheit darbietet, werde ich den Versuch anstellen.
                              Wenn selbst Maschinen mit 4 bis 5 Atmosphären Druck in dieser Beziehung noch
                              glückliche Resultate geliefert haben, so ist damit noch immer nicht gesagt, daß
                              dieselben günstigen Resultate bei einem Drucke von 8 bis 9 Atmosphären und der
                              solchen Dämpfen entsprechenden Temperatur erhalten werden. Wer hat es außer mir bis
                              jetzt in Deutschland versucht, unter solchem Drucke zu arbeiten, und kann mir hier
                              genügende und sichere Auskunft geben? Ich fürchte keiner, und über die
                              amerikanischen mit höherm Drucke arbeitenden Maschinen weiß man leider immer noch so
                              wenig Detaillirtes, daß ich mich aus Nachrichten daher weder unterrichten noch
                              belehren, noch an denselben ermuthigen kann, einen wagenden Schritt weiter zu gehen.
                              Auch möchte unter den jetzigen Umständen eine Widerlegung meiner bisherigen Zweifel
                              von daher wenig Einfluß üben, insoferne die bisherigen von mir angewandten Mittel
                              weder unvollkommener, noch theurer, noch unsicherer oder weniger ihrem Zwecke
                              entsprechend waren.Der einzige Grund, den ich für die Verwerfung von Rothguß für Dampfschieber
                                    und Ringe elastischer Metallkolben gelten lassen kann, ist in der
                                    Möglichkeit gegeben, daß eine schädliche galvanische Wirkung stattfinden
                                    könne. Ich habe mich früher in meinem Hauptwerke gegen eine solche Annahme
                                    ausgesprochen, es sind mir jedoch in neuester Zeit einige Erscheinungen
                                    vorgekommen, die mich einigermaßen stutzig und zweifelhaft gemacht haben.
                                    Sehr oft habe ich nämlich die Ränder der Dampföffnungen in
                                    der gußeisernen Grundplatte der Schieberbüchsen und die Reibungsfläche der
                                    letztern rauh (wie angefressen) gefunden, und mir diese unangenehme
                                    Verkommenheit nicht recht erklären können, zumal in dem zur Dampfentwicklung
                                    angewandten Wasser in den vorliegenden Fällen keine Ursache liegen konnte;
                                    auch sah ich zu mehreren Malen eiserne Nieten in kupfernen Platten, ja
                                    eiserne Bolzen, die kupferne Schraubenkränze zusammenhielten, ungewöhnlich
                                    schnell schwinden, wenn sie der höhern Temperatur und Feuchtigkeit der
                                    Dämpfe fortwährend ausgesetzt wurden. Es würde gewiß sehr wünschenswerth
                                    seyn, wenn die Sache, als ein Gegenstand von höchster Wichtigkeit,
                                    vollkommener aufgeklärt würde, als mir bisher geschehen zu seyn scheint.
                                    Würden so nachtheilige Erscheinungen einem galvanischen Processe wirklich
                                    beigelegt werden können, nun dann dürften gußeiserne Schieber etc.
                                    allerdings Vorzüge haben, wenn sie bei höherer Dampftemperatur sich
                                    überhaupt als anwendbar erweisen sollten. Gut ist gut, sagt ein altes Sprichwort, aber besser ist besser.
                           
                           Das sicher Erprobte, vielfach als zweckmäßig Erkannte ist aber immer besser, als das,
                              dessen größern Werth ich erst ermitteln muß. Soll ich ein neues Feld betreten, mich
                              darauf zu versuchen wagen, so muß das zu Versuchende auch von so wichtigem
                              Einflusse, von so viel höherm Interesse seyn, daß der wagende Schritt dadurch
                              gerechtfertigt werde; auch muß die höchste Wahrscheinlichkeit des Gelingens
                              vorhanden seyn, ich muß den Erfolg einigermaßen berechnen können. Ob ich Gußeisen
                              auf Gußeisen oder Gußeisen auf einer erprobten Rothgußmischung arbeiten lasse, ist
                              aber am Ende sehr gleichgültig, da die Vorzüge des einen oder andern Verfahrens so
                              gering erscheinen, daß sie der Beachtung kaum werth sind, zumal der Kostenpunkt bei
                              Gegenständen von so kleinem Umfange und Gewicht, als hier vorliegen, wenig in
                              Betrachtung kommt.
                           Es bleibt nun von meinen neuern Maschinen noch etwas über ihre Steuerung zu sagen
                              übrig. Sie ist bei allen vier Maschinen dieser Form verschieden eingerichtet. Bei
                              der großen Malchow'schen zwanzigpferdekräftigen Maschine des Hrn. Hallwachs und in der Wismar'schen
                              Maschine sind es gewöhnliche Schiebersteuerungen, jedoch in Hinsicht der Anordnung
                              und Bewegung des Abschlußschiebers verschieden.
                           Bei der Malchow'schen Maschine, deren Steuerung nach dem Edward'schen Principe gebaut ist, arbeitet der Abschlußschieber
                              unmittelbar auf dem Wechselschieber und dieser ist auf beiden Seiten verlängert, und
                              enthält noch zwei Oeffnungen von der Form und Größe derjenigen, die auf der
                              Grundplatte der Schieberbüchse in die Canäle für die Distribution der Dämpfe auf die
                              eine oder andere Seite des Kolbens führen, und bei dieser Einrichtung schmäler, als
                              die in das Exhaustionsrohr führende Oeffnung sind. Ich werde später die Einrichtung
                              dieser Steuerung ausführlicher liefern.
                           
                           An der Wismar'schen Maschine liegt eine Schieberbüchse zu beiden Seiten des
                              Cylinders. Die eine enthält den Wechselschieber, die andere den
                              Abschlußschieber.Ich machte diese Einrichtung vorzüglich der Symmetrie wegen. Von ersterer führt ein Canal den Dampf von dem jedesmaligen Abschluß in die
                              Büchse des Wechselschiebers, der ihn dann auf die eine oder andere Seite des Kolbens
                              und ins Exhaustionsrohr leitet. Der Bewegungsstiel des Wechselschiebers geht auf
                              gewöhnliche Weise durch eine Stopfbüchse nach außen und enthält hier ein geschmiedet
                              eisernes Querhaupt, von welchem zwei Verbindungsstangen, auf jeder Seite der
                              Schieberbüchse eine, heruntergehen. Diese sind mit ihrem untern Ende in zwei Stützen
                              eingelenkt, welche auf der Grundplatte der Maschine festgeschroben sind, und deren
                              Umdrehungsmittelpunkt für das Scharnier mit dem Schwingachsenmittelpunkt genau in
                              einer horizontalen Ebene liegt. Da der Zug für die Schieber hier wegen ihrer größern
                              Entfernung von der Achse des Cylinders größer wird, so sind die Löcher in der
                              Grundplatte der Steuerungsbüchse und dem Schieber darnach eingerichtet, d.h. weiter
                              auseinander gestellt und dafür schmäler gemacht, um ihnen dennoch den gesetzlichen
                              Querschnitt zu geben.
                           In Fig. 1 Tab.
                              V habe ich diese Steuerung auf beiden Seiten des Dampfcylinders dargestellt. A ist der Cylinder, B die
                              Grundplatte der Maschine, C die Steuerung für den
                              Wechsel-, D die für den Abschlußschieber. a, a sind die Querhäupter, die man hier von der Seite
                              sieht. In derselben ist der Bewegungsstiel für den Schieber auf die gewöhnliche
                              Weise, d.h. durch einen Keil befestigt; b, b sind die
                              Stopfbüchsen für die Bewegungsstiele; c, c die auf der
                              Bodenplatte B festgeschrobenen Stützen; d, d die Verbindungsstangen zwischen Querhäuptern und
                              Stützen. Bei e, e sind ein paar Führer für die
                              Ventilstiele an den Cylinder angeschroben.
                           Die Einrichtung des Abschlußschiebers ist dem Principe nach ganz diejenige, die ich
                              in meinem Hauptwerke ausführlich beschrieben habe, nur findet hier der Unterschied
                              statt, daß dieser nicht innerhalb der Büchse durch einen Zapfen gerückt wird,
                              sondern außerhalb derselben und zwar durch einen eigenen Bewegungsstiel, der durch
                              das Querhaupt durchgeht, und auf dieselbe Weise durch dieses in Bewegung gesetzt
                              wird, wie ich es in Fig. 35 und 36 Tab. III. des Hauptwerkes dargestellt und Seite
                              469 beschrieben habe. Ich verweise daher auf diese Stelle.
                           
                           Die Abschlußschieberbüchse ist durch an den Dampfcylinder angegossene Canäle mit dem
                              hintern Schwingzapfen und mit der Wechselschieberbüchse verbunden. Die Oeffnung für
                              den Zufluß der Dämpfe in die erstere Büchse mündet sich in der Grundplatte derselben
                              und zwar außer dem Bereich des Schiebers, die von dort in die letztere Büchse
                              übergehende ebenfalls in der Grundplatte dieser. Die Exhaustionsöffnung der
                              Wechselschieberbüchse ist durch einen an den Cylinder angegossenen Canal mit den
                              vordern Schwingzapfen verbunden. Alle angegossenen Canäle werden durch die
                              messingene Kapsel, die den Cylinder umgibt, völlig verdeckt, und so die dadurch
                              entstehende Deformität gehoben.
                           Hier sowohl wie bei meinen neuesten Steuerungen habe ich die mittlere
                              Exhaustionsöffnung in der Grundplatte der Schieberbüchsen immer um 1/3 breiter
                              gemacht, als die beiden äußern in die Dampfcanäle am Cylinder führenden Oeffnungen.
                              Diese Einrichtung hat in Absicht auf eine auch schon in meinem Hauptwerke berührte
                              Maaßregel, die ich bei allen meinen Wechselschiebersteuerungen befolge, und welche
                              die Exhaustion der Dämpfe aus dem Cylinder sehr beschleunigt, entschieden große
                              Vortheile. Wenn ich nämlich, wie dort näher auseinandergesetzt ist, den Zug des
                              Schiebers nach jeder Seite hin um eines halben Loches (eines der schmälern der
                              Grundplatte) Breite größer nehme als nöthig ist, um gerade eine der in die Canäle
                              des Cylinders führenden Oeffnungen, die ich hier der Kürze wegen
                              Dampfleitungsöffnungen nennen will, mit der Exhaustionsöffnung zu verbinden, so ist
                              ersichtlich, daß bei dieser Maßregel die Exhaustionsöffnung in demselben
                              Verhältnisse zugeschoben wird. Ich habe zwar bei meinen frühern Maschinen hievon
                              keinen besondern Nachtheil verspürt, beunruhigend ist mir aber dieser Umstand immer
                              gewesen, und es war mir eine große Freude, ihn auf diese Weise abgeändert zu sehen.
                              Bei der größern Breite der Exhaustionsöffnung, die eigentlich strenge genommen der
                              der Schieberzugsverlängerung gleich seyn sollte, wird die eben angeführte
                              Verengerung der Exhaustionsöffnung gegen das Ende des Schieberzuges hin aber
                              insofern völlig aufgehoben, als diese Verengerung nur in einem solchen Grade
                              erfolgt, daß die Exhaustionsöffnung in diesem letzten Momente der der
                              Dampfleitungsöffnungen noch gleich an Breite, also auch an Querschnitt bleibt.
                           Es ist diese Maßregel des längern Schieberzuges auch eigentlich ein Voreilen des
                              Schiebers zu nennen, und hat, wenn sie auch die Exhaustionsöffnung nicht schon vor
                              dem Uebergange der Kurbel über den todten Punkt frei macht, doch den großen Vortheil, sie
                              nach diesem Uebergange schneller zu öffnen, als bei den gewöhnlichen Steuerungen
                              geschieht, den Dämpfen also einen schnellern Abzug zu verschaffen, und so den Kolben
                              möglichst bald von seinem Gegendrucke zu befreien. Ein solches Voreilen des
                              Wechselschiebers scheint mir ein viel zweckmäßigeres als das bei den Locomotiven
                              jetzt vielfältig eingeführte, und wenn ich nicht irre, von Stephenson erfundene zu seyn, wobei das Excentricum welches die Steuerung
                              bewegt, so gestellt ist, daß der Schieber über das Mittel seines Zuges schon
                              hinauseilt, wenn die Kurbel der Maschine den todten Punkt überschreitet. Dieses
                              Voreilen beträgt bald mehr, bald weniger, wenn der Winkel, in welchem das
                              Excentricum gegen die Kurbel voreilend gestellt ist, größer oder kleiner genommen
                              wird. Man will gefunden haben, daß dieß Voreilen des Wechselschiebers dann am
                              vortheilhaftesten oder vielmehr am unschädlichsten erscheine, wenn jener Winkel 20
                              Grad beträgt. Durch willkürliche Verlängerung des Hubes oder Zuges des
                              Wechselschiebers kann nicht allein das Voreilen beschleunigt, sondern auch eine Art
                              unvollkommenen Abschlusses der Dämpfe, also eine Expansion vermittelt werden, die
                              indessen nur immer geringe ausfallen kann.Man sollte denken, daß in demselben Maaße als bei dem Voreilen der Schieber
                                    die Exhaustionsöffnungen eher frei werden, die Dampföffnungen in gleichem
                                    Verhältnisse früher geöffnet würden. Verhielte die Sache sich wirklich so,
                                    und wäre diesem Uebelstande nicht durch besondere Vorkehrungen vorgebeugt,
                                    so würde am Ende jedes Hubes der Maschine ein großes Hinderniß dadurch
                                    erwachsen, daß die Dämpfe schon auf die entgegengesetzte Seite übergingen,
                                    bevor die Kurbel im todten Punkte angekommen ist. Man hat dieser
                                    nachtheiligen Wirkung aber durch die sogenannten Ueberlappungen der Schieber
                                    entgegen zu wirken gesucht, indem der Schieber bei dieser Ueberlappung das
                                    Einströmen der Dämpfe trotz der frühern Exhaustion so lange verzögert, bis
                                    die Kurbel in den todten Punkt getreten ist. Bei dieser Maaßregel erwächst
                                    jedoch auf der andern Seite auch wieder ein Nachtheil, den ich näher
                                    bezeichnen will.Wird die Exhaustionsöffnung eher frei, als die dampfzuführende Oeffnung, so
                                    sind die Dämpfe schon größtentheils aus dem Cylinder gewichen, wenn der
                                    Dampf einzuströmen beginnt; der Druck auf beiden Seiten des Kolben ist also
                                    beim wirklich erfolgenden Einströmen der Dämpfe ein sehr verschiedener. Auf
                                    diese Weise entsteht ein plötzlicher Stoß auf den Kolben, der die ganze
                                    Maschine erschüttern muß. Derselbe Fall tritt bei Anwendung der Expansion,
                                    vorzüglich einer sehr bedeutenden, ein, indem der Cylinder auf der Rückseite
                                    des Kolbens nur immer ausgedehnten Dampf enthält, also eine bedeutende
                                    Differenz im Dampfdrucke auf beiden Seiten des Kolbens gegeben ist, und
                                    dieserhalb haben auch alle Expansionsmaschinen etwas Stoßendes in ihrer
                                    Wirkung. Dem ist nicht so, wenn, wie bei der gewöhnlichen Einrichtung der
                                    Steuerung und der Nichtanwendung des Expansionsprincips, das Aus- und
                                    Zuströmen der Dämpfe in den Cylinder in demselben Augenblicke erfolgen; denn
                                    in diesem Augenblicke ist noch keine Differenz im Druck vorhanden, sie
                                    entsteht erst bei weiterem Fortgange des Kolbens, während er schon in
                                    Bewegung ist, und zwar durch das Abströmen der Dämpfe. Der Stoß auf den
                                    Kolben wird um so mehr vermieden, je gemäßigter das Abströmen erfolgt,
                                    weßhalb die Maschinen mit niederm Drucke hier einen Vortheil
                                    haben, indem eine gewisse Zeit zum Condensiren der abströmenden Dämpfe
                                    nöthig ist, dieses also nur in einer bestimmten Zeit wegen des allmählich in
                                    den Verdichter strömenden Condensationswassers geschehen kann. Ob eine
                                    solche Verzögerung in dem Abströmen der Dämpfe aber für den Nutzeffekt der
                                    Maschine von Vortheil sey, ist eine andere Frage, die sich schwerlich mit Ja
                                    beantworten lassen dürfte. Da ich diese Einrichtung an den neuesten Locomotiven, von der so viel Rühmens gemacht
                              wird, als bekannt voraussetzen darf, so will ich mich bei ihrer nähern Beschreibung
                              nicht aufhalten, zumal da sie mir aus Gründen, die ich sogleich näher
                              auseinandersetzen will, keinen andern reellen Werth zu haben scheint, als den einer
                              gewissen Bequemlichkeit für den Maschinenmeister.
                           Wenn man an einer Maschine die Construction vereinfachen will, so muß die
                              Vereinfachung derselben dem nutzbaren Effecte derselben keinen Eintrag thun, sondern
                              diesen wo irgend möglich verbessern, erhöhen. Hier ist aber offenbar das erstere der
                              Fall. Eilt der Schieber vor, um den Exhaustionscanal eher zu öffnen, bevor die
                              Kurbel den todten Punkt erreicht hat, so wird er diese auch gerade um soviel eher
                              wieder schließen, als er diesen Canal eher geöffnet hat, bevor also der Kolben
                              seinen Lauf vollendet hat. Dieser Umstand ist nun zwar bei Condensationsmaschinen
                              von keinem Belange, da hier auf der Seite, wo der Canal vor der Annäherung des
                              Kolbens an den Deckel des Cylinders zu früh geschlossen wird, ein Vacuum existirt,
                              folglich kein Hinderniß seiner Annäherung entgegensteht. Bei Hochdruckmaschinen
                              verhält sich jedoch die Sache ganz anders. Der Cylinder ist hier mit Dampf von mehr
                              als atmosphärischer Pressung gefüllt, selbst wenn ein höherer Grad von Expansion
                              angewendet wird, da der Kolben diesem Dampfe eine geringe Pressung geben muß, um ihn
                              zum Herausdringen zur Exhaustionsöffnung zu vermögen. Bei den Locomotiven, wo das
                              Ausströmen der Dämpfe noch durch die große Verengung der Ausblaseöffnung im
                              Schornstein bedeutend gehemmt wird, dürfte dieser Druck der Dämpfe noch um so größer
                              seyn. Wird nun dieser Raum, der solchen Dampf enthält, eher abgeschlossen, bevor der
                              Kolben seinen Weg vollendet hat, so wird dieser Kolben den zurückbleibenden Dampf
                              bei seiner Annäherung an den Deckel nach und nach comprimiren müssen, und diese
                              Compression wird um so stärker seyn, je kleiner der schädliche Raum zwischen Kolben
                              und Deckel genommen ist. Es kann auf diese Weise die Compression des Dampfes so
                              bedeutend werden, daß sie der Wirkung der auf der andern Seite wirkenden Dämpfe
                              nicht allein das Gleichgewicht hält, sondern diese noch übertrifft, zumal wenn nicht
                              expansiv gearbeitet
                              wird. Hievon wird nicht allein eine bedeutende Rückwirkung der Dämpfe auf den
                              Kolben, sondern auch an jedem endenden Hube ein schädlicher Rückstoß die Folge seyn.
                              Da wo ich durch Vergrößerung des Hubes des Schiebers eine Art Expansion
                              hervorbringen will, wird dieser Uebelstand mit der Größe der Expansion immer
                              wachsen, und der Gewinn, den die Expansion gibt, muß mehr oder weniger wieder
                              aufgehoben werden. Das Mittel welches hier zur Vereinfachung der Steuerung gewählt
                              ist, wird daher zu einem schädlichen, verderblichen, sowohl für den Effect der
                              Maschine, als für die Construction derselben, und derjenige, der da glauben kann,
                              daß der gute Zweck die Mittel heilige, dürfte einen jesuitischen Grundsatz
                              aussprechen. Antwortet man mir hierauf: die Maschinen gingen doch gut, so ist damit
                              nicht bewiesin, daß sie den bestmöglichen Effect erreichen, man muß vielmehr
                              bekennen, daß eine Hauptrücksicht geopfert sey, auf Kosten einer weniger wichtigen,
                              der bequemen und einfachen Handhabung der Maschine; und daß wenn dieß nicht
                              geschehen oder derselbe Zweck durch eben so einfache aber auch bessere Mittel
                              erreicht sey, die Maschinen mehr als gut, d.h. noch besser gehen würden. So ein
                              besseres Mittel zu finden muß jetzt die Aufgabe aller Erbauer von Locomotiven seyn,
                              und wer kann behaupten, daß es nicht zu finden sey, wenn man nur mit Eifer und
                              Beharrlichkeit darnach sucht.Es sind aber auch schon bessere Steuerungen mit variablem Abschluß von
                                    mehreren deutschen, belgischen und französischen Mechanikern in neuester
                                    Zeit angewandt, deren Einrichtungen nach richtigern Principien getroffen
                                    sind. Ich selbst habe der Sache viel Nachdenken gewidmet. Vielleicht daß ich
                                    auch noch einmal die Resultate meiner Bemühungen, durch eine längere
                                    Erfahrung geprüft, vorlegen kann. Und diese wichtige Verbesserung geht, wenn ich nicht irre, wieder von
                              England, d.h. Lande des Lichts aus. Nun ich beneide die Engländer um diese
                              Verbesserung wahrlich nicht. Sie ist ein neuer Beweis, daß diese guten Leute mit
                              Hochdruckdampf immer noch nicht so recht umzugehen verstehen, noch immer in ihrem
                              niedern Drucke befangen sind. Ich spreche dieß hier freimüthig aus, denn ich lasse
                              mich die Anglomanie so vieler deutschen Mechaniker nicht anfechten, bete nicht nach,
                              wo ich noch selbst denken, prüfen, wirken und schaffen kann. Es erzählte mir einmal
                              ein deutscher Mechaniker von Ruf, daß er mein Hauptwerk weggeworfen hätte, als er
                              meine scharfen Bemerkungen über die Engländer und den jetzigen Stand des
                              Dampfmaschinenbaues in England gelesen hätte. Nun ich bin ihm darum nicht böse,
                              jeder hat seine Ansichten, seine Vorurtheile; habe ich in jenen Bemerkungen bloß Vorurtheile
                              ausgesprochen, so lasse er sie mir, wie ich ihn um die seinigen nicht beneide. Ich
                              schätze ihn aber seiner Vorurtheile wegen nicht gering. Er mag sie mir widerlegen,
                              und deßhalb mein Buch ruhig wieder aufheben. Durch das Wegwerfen desselben hat er
                              nichts gesagt. Haben doch selbst die Engländer, der angegriffene Theil, mein Buch
                              werthgeachtet es zu übersetzen, haben ihm und seinem Inhalte, haben seinem Verfasser
                              Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wollen wir Deutschen es dahin bringen, daß der
                              stolze alles Ausländische verachtende Britte uns in Anerkennung unseres deutschen
                              Werthes voranschreite? Kann Deutschland vorwärts kommen, wenn es so ungerecht gegen
                              sein eigen Blut bleibt?Es ist merkwürdig, wie säuberlich man in den englischen Recensionen der
                                    englischen Uebersetzung meines Hauptwerkes, mit Hinblick auf meine über die
                                    Engländer gemachten scharfen Bemerkungen verfahren ist, und wie wenig man
                                    sich dagegen vertheidigt, wie man in der neuen, und zwar in der Stelle die
                                    ich oben in der Note angeführt habe, im Gegentheil die Richtigkeit derselben
                                    fast anzuerkennen scheint. Hat man etwa gefühlt, daß ich Recht habe? Die
                                    einzige Abfertigung, die mir geworden ist, dürfte aber grundlos zu nennen
                                    seyn. Man schiebt meinen Tadel Unbekanntschaft mit den neuesten wichtigen
                                    durch die Engländer veranlaßten Verbesserungen der Hochdruckmaschinen unter,
                                    scheint aber ganz vergessen zu haben, daß diese wichtigen Verbesserungen bei
                                    Schreibung meines Hauptwerkes noch nicht existirten, ich also auch noch
                                    keine Notiz davon haben konnte. Und endlich, welche Verbesserungen der
                                    letzten Jahre sind hier gemeint? – Ich kenne keine so wichtigen, daß
                                    sie genügten, mein in meinem Hauptwerke über die Leistungen der Engländer
                                    ausgesprochenes Urtheil zu widerlegen. Man hat in Kleinigkeiten freilich
                                    manches gethan, ist in der Hauptsache aber keinen Schritt weiter gekommen;
                                    man hat, wie Claudius in seinem Wandsbecker Boten
                                    sagt, nur am Gewölke gekräuselt, dem Monde dahinter aber gute Ruhe gelassen.
                                    Wenn ich manche neuern englischen Einrichtungen an den
                                    Hochdruckdampfmaschinen in meinem Hauptwerke nicht berührte, so ist damit
                                    durchaus nicht gesagt, daß ich sie nicht gekannt habe, es dürfte vielmehr
                                    mein Schweigen ganz anders motivirt seyn.
                              
                           Ich muß hier den allgemeinen Bemerkungen über meine Dampfmaschine noch einige Worte
                              anreihen, die einen Gegenstand betreffen, den ich schon öfters berührt habe; ich
                              meine die großen Vortheile der Anwendung des von mir so sehr gerühmten und
                              empfohlenen Expansionsprincips. Aus meinem Hauptwerke ist bekannt, daß diese, selbst
                              in neuester Zeit, noch hie und da in Zweifel gezogen werden, und zwar von Männern,
                              die nicht allein theoretisch ausgebildet seyn wollen, sondern auch auf praktische
                              Kenntnisse und praktischen Tact Anspruch machen. Solche Leute kann man nur durch
                              unläugbare Thatsachen widerlegen. Hier ist eine solche:
                           Als ich die L...r Dampfmühle zuerst in Gang setzte, fand sich in Folge einer
                              anfänglichen mangelhaften Einrichtung des Abschlußschiebers der Steuerung, daß
                              dieser nicht richtig wirke, und nach gehöriger Untersuchung stellte sich heraus, daß er auf der Fläche
                              des Wechselschiebers nicht genug Reibung habe. Er rutschte auf derselben ohne alle
                              Ordnung und Regel hin und her, ließ bald den einen, bald den andern Dampfcanal ganz
                              geschlossen, bald schloß er gar nicht ab. Es mußte hier eine Abhülfe geschehen, die
                              einige Tage Zeit erforderte. Da nun der Eigenthümer der Mühle gerne mahlen wollte,
                              so ließen wir die Maschine, um diesen Zweck zu erreichen, ohne Expansion arbeiten.
                              Hier zeigte sich, daß wir selbst bei Feuerung mit trockenem Holze nicht mehr
                              Dampfdruck im Kessel gewinnen konnten, als den von 36 Pfund auf den Quadratzoll. Mit
                              diesem Dampfdrucke ging nur der große Sandgang, und um ihn im Kessel zu erhalten,
                              mußte stark gefeuert werden. Ich kann nicht läugnen, daß dieses Resultat alle meine
                              Erwartungen täuschte, und daß nicht wenig Zweifel in mir aufstiegen, es möchte sonst
                              noch ein Fehler von großer Bedeutung, und bisher unentdeckt, an der Maschine
                              existiren. Die Steuerung wurde mehreremale aus einander genommen, jedoch fanden wir
                              jedesmal alle Theile derselben in Ordnung. Die Maschine blies auch gut und
                              regelmäßig, obgleich etwas stark aus. Eine Stellung der Drosselklappe auf weniger
                              Oeffnung und eine dadurch bewirkte geringere Zuströmung der Dämpfe zum Cylinder half
                              nur insoweit, daß wir bis auf 40–46 Pfund Dampfspannung im Kessel
                              hinaufkamen. Der Gang des Sandganges blieb bei allen diesen Versuchen so ziemlich
                              derselbe, er gewann weder bedeutend, noch verlor er merklich an Geschwindigkeit und
                              Kraft.
                           Endlich wird nun der Abschlußschieber wieder eingesetzt, und die Veränderung, die wir
                              daran vorgenommen hatten, zeigte sich als den Anforderungen genügend. Die Maschine
                              arbeitete gleichmäßig, blies weniger Dampf, und zwar regelmäßig, aus. Die
                              Dampfspannung im Kessel stieg sogleich auf 75 Pfund und wurde mit nassem Torfgrumm
                              (so nennt man hier den zertretenen und zerfallenen Torf, der nur sehr wenige und
                              zwar kleine Stückchen, sogenanntes Gruß, enthält) auf dieser Höhe leicht und ohne
                              alle Schwierigkeit erhalten und es war nur selten Nachfeuerung nöthig. Dabei gingen
                              beide damals erst fertige Mahlgänge, der Sand- und kleine Weizengang, das
                              Walzwerk und alles übrige Geschleppe mit großer Kraft und Geschwindigkeit.
                           Ich muß gestehen, daß ich einen so wahrlich herrlichen und ausgezeichneten Triumph
                              des Expansionsprincips nie erfahren habe. Die Maschine arbeitete bei richtiger
                              Expansion offenbar mit doppelter Kraft als vorher ohne dieselbe, und das mit einer
                              Feuerung, womit wir nach der Herausnahme des Expansionsschiebers aus der Steuerung
                              gewiß den einen Sandgang
                              keine Viertelstunde in Thätigkeit erhalten hätten, da er vorher mit guter
                              Holzfeuerung,Es war Tannen- oder Kiefernholz. der besten und den meisten Brennstoff liefernden Feuerung, nur so eben in
                              Arbeit geblieben war, ohne ihm große Anstrengung zumuthen zu können.
                           Solche Beweise sind Beweise ad hominem, Beweise die
                              selbst den Laien, und zwar dem dümmsten unter ihnen in die Augen springen. Wie gerne
                              hätte ich Hrn. Palmer
                              Siehe mein Hauptwerk. bei solchen Erfahrungen in der Mühle gehabt. Vielleicht wäre ihm dieß wieder
                              eine Thatsache gewesen, die ihn zur Abbüßung seiner Sünden vermocht hätte; denn
                              gesündigt hat er vor Gott und allen Menschen dadurch auf eine unverantwortliche
                              Weise, daß er mitten im Ringen der alten Schule mit dem Expansionsprincipe seine
                              nichtssagenden Zweifel zwischen die Parteien schleudert, und so den Durchbruch der
                              Wahrheit bei vielen, nur erst halb gewonnenen Individuen verhindert. Aber trotz
                              seiner Manövers trägt die Wahrheit doch schon immer mehr den Sieg davon. Ich glaube,
                              daß es unter den neuern Locomotiven kaum noch eine einzige gibt, auf welcher nicht
                              das Expansionsprincip in Anwendung gekommen wäre, in Amerika, Deutschland und
                              Frankreich wenigstens gewiß nicht mehr. Gäbe es wirklich noch solche Locomotiven, so
                              möchte ich sie allein noch in England suchen, diesem Lande, wo das Herkommen noch so
                              viel Gewicht hat und es noch so viele Veteranen von Maschinenbauern gibt, die aus
                              dem alten Schlamm sich ernähren. Nun kann Hr. Palmer bei diesen Schutz und Trost suchen, hier
                              bei uns müßte er doch an beiden verzweifeln. Doch dieß sey die letzte Expectoration
                              gegen ein solches englisches Kraftgenie, mehrerer ist er und seine Sache nicht
                              werth.
                           Man kann sagen, daß die Construction einer Maschine gut sey, wenn man nach
                              vielfältigen Bestrebungen, noch eine bessere zu finden, immer wieder zu derselben
                              zurückzukehren durch innere Ueberzeugung gezwungen wird, vorzüglich wenn diese
                              Ueberzeugung durch die Erfahrung gegeben ist, daß das Neuversuchte dem frühern an
                              reellem Werthe, trotz aller ersten Eingenommenheit für die spätern Bemühungen,
                              wahrhaft nachstehe. Dieß habe ich bei meinen letzten Dampfmaschinen in einer
                              Ausdehnung erfahren, wie ich es nimmer erwartet hätte. Ich komme nämlich nach
                              manchen Versuchen, eine einfachere Form als die in meinem Hauptwerke beschriebene
                              Normalform zu erfinden, immer zu dieser, als der edelsten, einfachsten, solidesten und in
                              jeder Beziehung werthvollsten (für die Landmaschinen) zurück, innig mich des alten
                              Bekannten erfreuend, der durch seine längere Abwesenheit und meinen Umgang mit
                              andern Maschinen an Werth bei mir gewann. Und dennoch freue ich mich diesen Umweg
                              gemacht zu haben, weil ich von dieser Excursion eine reiche Beute von Erfahrungen
                              mitgebracht, eine Menge neuer Einrichtungen, ihren Werth oder Nichtwerth erkannt
                              habe, und nun ihre Vortheile und Tugenden auf die alte Form zu übertragen und sie
                              dadurch noch mehr vervollkommnen zu können in Stand gesetzt werde. Als der Capitän
                              Fischer aus Schaffhausen seine bekannte technische
                              Reise durch England machte, erzählte er dem berühmten Watt, daß er, um seinen gelben Stahl zu erfinden, eine große Summe Geldes
                              verwandt habe. Watt antwortete hierauf lächelnd: in
                              seiner Fabrik in Soho würden oft viel größere Summen in einer Woche verwandt, um zu
                              erfahren daß eine Sache nicht gehe, nicht praktisch sey. So habe ich denn auch
                              wieder manche Anstrengungen gemacht, um die Spreu von dem guten Korn immer besser
                              unterscheiden zu lernen, und wahrlich, der Nutzen davon soll mir nicht
                              entwischen.
                           Ich habe hierdurch andeuten wollen, daß die alte Normalmaschine auf solchem Wege
                              manche theils für ihren Effect vortheilhafte, theils für ihre bequemere und
                              billigere Anfertigung höchst ersprießliche Verbesserungen erfahren habe, deren
                              Aufzählung und Versinnlichung mich jetzt beschäftigen soll. Man würde mich jedoch
                              mißverstehen, wenn man aus diesen Aeußerungen den Schluß ziehen wollte, daß ich nun
                              allen andern Formen und Constructionen abhold geworden wäre, und sie ganz
                              abgeschafft wissen wollte. Dieß sey ferne von mir. Jede der versuchten Formen hat,
                              wie ich schon oben bemerkt habe, ihre Vorzüge sowohl im Einzelnen wie im Ganzen
                              hinsichtlich ihrer Form und Stellung, ihrer bequemen und Kraft ersparenden
                              Application auf die vorliegenden und durch sie zu betreibenden Werke, und kann
                              deßhalb nicht zu Gunsten der Normalform übergangen werden, aber ich habe nun auch
                              die Klippen bei ihrer Ausführung und Anwendung kennen und vermeiden lernen. Da aber,
                              wo die Normalform irgend ohne künstliche Zwischenapparate und unbequeme und
                              kraftverschwendende Transformationen von Bewegungen zu behaupten ist, werde ich nun
                              nicht wieder von ihr weichen, besonders wenn diejenigen Verbesserungen auf sie
                              übertragen werden, die jetzt folgen.
                           Ich behalte, wo es sich irgend thun läßt, die Form des alten Gestelles als eine
                              äußerst solide und dabei edle Form bei. Sie hat sich durch die Erfahrung an mehreren
                              Maschinen meines Princips so vollkommen bewährt, hat für alle Zeiten sich so sicher
                              und solide gezeigt, hat vor allen Kunstkennern einen so entschiedenen Beifall
                              gefunden, daß jede Veränderung daran thöricht erschiene, es müßte denn der
                              Kostenpunkt allein den Ausschlag geben sollen. Da die Form und Zusammensetzung des
                              ganzen Gestelles in meinem Hauptwerke, Seite 426, hinreichend ausführlich
                              beschrieben ist, so schweige ich hier davon.
                           Da ich jetzt den Schwingrahmen für den Dampfcylinder weglasse, so fällt das Gestell
                              weniger tief aus, wie bei den frühern Maschinen, und alle Theile können in dieser
                              Richtung gedrängter liegen. Dieß hat hinsichtlich der Solidität keinen Nachtheil,
                              indem die Kraft der Maschine das Gestell nicht in der Richtung von vorne nach hinten
                              hin und her zu bewegen strebt, sondern nach beiden Seiten.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
