| Titel: | Beschreibung einiger neuen Apparate für die analytische Chemie und die Probirkunst; von F. Le Play. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. LXVI., S. 277 | 
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                        LXVI.
                        Beschreibung einiger neuen Apparate für die
                           analytische Chemie und die Probirkunst; von F. Le Play.
                        Aus dessen Werke: „Description des Procédés metallurgiques
                                 employés dans le Pays de Galles pour la Fabrication du
                                 Cuivre etc.“ Paris
                              1848.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Le Play, über neue Apparate für die analytische Chemie und die
                           Probirkunst.
                        
                     
                        
                           Die Methoden der Analyse von Rohstoffen für metallurgische Processe und von den bei
                              den letztern fallenden Producten weichen von den in andern Zweigen der chemischen
                              Analyse gebräuchlichen Verfahrungsarten mehrfach ab, und dieß liegt in der Natur der
                              Sache, indem jene Methoden Anforderungen ganz besonderer Art Genüge zu leisten
                              haben. Als Hauptbedingung für derartige analytische Verfahrungsweisen macht sich die
                              geltend, daß sie bei dem für solche Untersuchungen unumgänglich nöthigen Grade von
                              Genauigkeit auch eine möglichst schnelle Ausführung gestatten müssen, ohne welche
                              letztere es durchaus unmöglich seyn würde, die stets auf eine so große Anzahl von
                              Körpern sich erstreckenden Proben in einer ihrem eigentlichen Zwecke entsprechenden
                              Weise zu Ende zu bringen.
                           Chemische Untersuchungen von Hüttenproducten und den zu ihrer Darstellung verwendeten
                              Rohmaterialien sind in der bei weitem überwiegenden Mehrzahl der Fälle nur dann von
                              wirklichem Werthe und reellem Nutzen, wenn sie auf größere und zahlreiche Reihen von
                              Rohstoffen und Producten ausgedehnt werden.
                           Der im höchsten Grade mannichfaltige, regellos wechselnde Charakter der ersteren und
                              auch der meisten von den letzteren, macht dieß durchaus nöthig, und man würde zu
                              ganz falschen Schlüssen gelangen, wenn man sich – wie es leider bisher nicht
                              selten geschehen – auf die speciellere Untersuchung einer nur geringen Anzahl
                              von den erwähnten Substanzen beschränken wollte. Es wird durch diese
                              Eigenthümlichkeit eine Vervielfältigung der einzelnen chemischen Operationen nöthig,
                              und dadurch entstehen Hindernisse sehr bedeutender Art, ein Umstand, aus welchem das
                              große Mißverhältniß zwischen dem Werthe der metallurgischen Theorien und der vor
                              Jahrhunderten schon erreichten Vollkommenheit der praktischen Hüttenkunde zum Theil
                              wenigstens erklärlich werden dürfte.
                           Ein vorzügliches Mittel zur Vervollkommnung der theoretischen Metallurgie und zur
                              Begründung einer wissenschaftlichen, wahrhaft philosophischen Lehre von diesem Zweige des
                              Wissens und Könnens, ist unstreitig die Anlage von Sammlungen der bei allen als
                              vortheilhaft anerkannten Methoden verwendeten Materialien und der bei denselben
                              fallenden Producte. Seitdem ich an der Pariser Bergwerksschule den Lehrstuhl der
                              Hüttenkunde übernommen, habe ich mit der größten Sorgfalt in allen metallurgischen
                              Districten Europa's derartige Suiten gesammelt und wurde dadurch in den Stand
                              gesetzt, die von meinen Vorgängern Hassenfratz und Guényveau begonnene, und von einer großen Zahl
                              früherer Zöglinge der gedachten Anstalt fortgesetzte Sammlung, welche in Beziehung
                              auf Großbritannien besonders Dufrénoy's und E. de Beaumonts
                              thätiger Unterstützung sich zu erfreuen hatte, dem jetzigen Stande der Praxis
                              entsprechend zu vervollständigen. Jedenfalls darf ich behaupten, daß die
                              „Ecole des mines“ zu Paris
                              des Besitzes der vollständigsten und ausgezeichnetsten Sammlung dieser Art sich
                              rühmen kann, welche wohl jemals zusammengestellt ward.
                           Indessen ist es mit weniger Schwierigkeiten verknüpft solche Sammlungen anzulegen, als sie gehörig zu
                                 benutzen, sie in allen ihren Beziehungen zu studiren und die
                              Mischungsverhältnisse der Rohstoffe und ihrer Producte genau zu erforschen.
                              Untersuchungen von so bedeutendem Umfange möchten wohl nur durch das Zusammenwirken
                              mehrerer Chemiker durchgeführt werden können, welche, von derselben
                              wissenschaftlichen Idee durchdrungen, einem leitenden
                              Plane folgten. Allerdings macht sich das Bedürfniß derartiger scientifischer
                              „Verbindungen“ heutzutage in allen Zweigen der
                              Naturforschung in gleichem Grade geltend; bis indessen die
                              „Stiftung“ derselben wirklich zur Ausführung kommt, kann
                              der einzelne Hüttenmann Versuche zur Lösung der wichtigsten Aufgaben machen.
                              Hauptsache dabei ist, stets Methoden zu erfinden, welche auf dem kürzesten Wege zum
                              Ziele führen. Dieß war als unerläßliche Bedingung für die hüttenmännische Praxis
                              selbst schon seit langen Zeiten anerkannt worden, und somit hat die Behauptung, daß
                              die praktischen Metallurgen die Chemie in gewisser Beziehung gegründet, sie
                              wenigstens sehr gefördert haben, insofern sie Mittel und Wege aufsuchten, durch ein
                              kurzes, möglichst einfaches Verfahren den Gehalt der Erze an nutzbarem Metall zu
                              bestimmen, ihr Wahres. Doch jetzt bildet die Probirkunst
                              (Dokimasie) einen der sinnreichsten, eigenthümlichsten Zweige der analytischen
                              Chemie.
                           Um der theoretischen Metallurgie eine sichere Grundlage zu schaffen, ist es durchaus
                              nothwendig, die chemischen Analysen der Materialien und Producte in einem
                              großartigen Maaßstabe auszuführen. Dadurch werden aber ganz besondere
                              Unterstützungsmethoden bedingt, und somit wird ein neuer, der Probirkunst verwandter
                              Zweig der analytischen Chemie entstehen.
                           So habe ich z.B. bei meinen Forschungen über die Producte des Waleser Kupferhüttenprocesses mich zu überzeugen vielfache Gelegenheit
                              gehabt, von wie großem Nutzen gewisse Manipulationen und Untersuchungsmethoden sind,
                              welche in dem Laboratorium des Analytikers gewöhnlich nicht in Anwendung kommen.
                           Die Operationen, welche am häufigsten vorkamen, waren: Fällungen metallhaltiger Auflösungen durch Schwefelwasserstoffgas, und
                                 Abdampfen der verschiedenartigsten Flüssigkeiten. Immer erforderte die
                              Ausführung derselben einen beträchtlichen Zeitaufwand, und ich stellte vielfache
                              Versuche an, um diese Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Es glückte mir auch, und zwar
                              durch die im folgenden beschriebenen einfachen Vorrichtungen.
                           
                        
                           Neuer Apparat zum Ausfällen der Metalle
                                 aus ihren Lösungen durch Schwefelwasserstoffgas.
                           Die bisher zu dem angegebenen Zwecke gebrauchten Apparate hatten das Unangenehme, daß
                              ein großer Theil des entwickelten Gases in manchen Fällen sogar neunzehn
                              Zwanzigstel, ohne alle Wirkung auf die Flüssigkeit bleibt. Somit geht diese ganze
                              überschüssige Gasmenge verloren, und übt überdieß im Laboratorium einen dem Gelingen
                              mancher anderen Operationen, so wie hinsichtlich der Aufbewahrung der Reagentien und
                              für die aus Metall bestehenden Apparate, namentlich für die Waagen, sehr
                              nachtheiligen Einfluß aus; auch bleibt es nicht immer ohne eine, wenn auch im
                              Anfange kaum merkbare schädliche Wirkung auf die Gesundheit des Arbeitenden. Um
                              diese Nachtheile zu vermeiden, sucht man sich bekanntlich dadurch zu helfen, daß man
                              die Fällungen mittelst Schwefelwasserstoffgas wo möglich an freier Luft, in mehr
                              oder weniger großer Entfernung von dem eigentlichen Arbeitsraume vornimmt; indeß hat
                              auch dieß seine großen Unbequemlichkeiten. Da die Einwirkung des Gases auf die
                              auszufällende Flüssigkeit fast gleich Null wird, sobald die Entwickelung des Stromes
                              allzulangsam von statten geht, so ist eine fortwährende Aufsicht, und eine
                              Beschleunigung der Gasentwickelung nöthig; wird nun aber die Aufmerksamkeit des
                              Analytikers anderweitig in Anspruch genommen, so muß dadurch die Operation nothwendigerweise
                              gegen die andern, im Innern des Laboratoriums gleichzeitig vorgenommenen
                              vernachlässigt werden. Diese, dem Anschein nach ziemlich bedeutungslosen Umstände
                              geben in Wahrheit nicht selten Veranlassung, daß die Anwendung eines der
                              ausgezeichnetsten, unentbehrlichsten Reagentien, welche die analytische Chemie
                              aufzuweisen hat, unterbleibt.
                           Die Nothwendigkeit, während der Wintermonate in einem engen Laboratorium, dessen
                              Räumlichkeiten ein Arbeiten im Freien, in nicht zu großer Entfernung, nicht
                              gestatten, Schwefelwasserstoffgas unausgesetzt als Fällungsmittel anzuwenden, führte
                              mich zur Erfindung eines Apparates, bei dessen Anwendung alle die angeführten
                              Nachtheile und Unbequemlichkeiten vermieden wurden. Die Metalle werden aus ihren
                              Auflösungen vollständig ausgefällt, ohne daß eine Spur des Gases verloren geht und
                              sich im Laboratorium verbreitet. Da verhältnißmäßig wenig Gas verbraucht wird, so
                              kann die Entwickelung desselben langsam seyn und bedarf somit keiner speciellen
                              Ueberwachung.
                           Apparat. Der Apparat, den ich hiermit jedem Chemiker aufs
                              Angelegentlichste empfehle, ist in den Figuren 25 und 26 abgebildet.
                              Er unterscheidet sich von den gewöhnlichen Vorrichtungen zu diesem Zwecke dadurch,
                              daß an dem untern, in die auszufällende Flüssigkeit eintauchenden Ende des
                              senkrechten Schenkels vom Leitungsrohre a, a eine Art
                              gläserner Haube oder Glocke b, b angelöthet ist.Die Anfertigung dieses Theils des neuen Apparates ist nicht ohne ziemlich
                                    bedeutende Schwierigkeiten für den Glasbläser. Hr. Fastré, Quai des Augustins, Nr. 63 in Paris, hat dergleichen schon seit
                                    mehreren Jahren für mein Laboratorium geliefert. Jede durch das Leitungsrohr streichende Gasblase dringt zunächst unter diese
                              Glocke und verdrängt aus derselben ein ihr gleiches Volum der metallhaltigen
                              Flüssigkeit. Da das Gas einem gewissen Drucke unterworfen ist, den man nach Belieben
                              verstärken oder vermindern kann, und da es unter der Glocke mit einer großen
                              Oberfläche der Flüssigkeit in Berührung kommt, so ist seine Wirkung durchaus
                              vollständig. Sobald die durch das Gas fällbaren Metalle gänzlich ausgefällt sind,
                              d.h. sobald die Flüssigkeit einen schwachen Geruch nach Schwefelwasserstoff zeigt,
                              kann man mit dem Abfiltriren der ausgeschiedenen Schwefelmetalle beginnen.
                           Als Gefäße zur Fällung benutze ich schwach conische, mit einem kleinen Ausguß an
                              ihrer Mündung versehene Bechergläser. Die durch den der Zeichnung beigefügten
                              Maaßstab angegebenen Dimensionen des Becherglases, welche einem Volum des letztern
                              von 0,460 Liter (etwa 25 Kubikzoll rhn.) entsprechen, genügen für die Menge der
                              Flüssigkeit, welche man beim Auflösen von 1 Grm. kupferhaltiger Substanz (Stein,
                              Rohkupfer, Schlacke etc.) erhält. Um zu verhüten, daß in Folge der nicht zu
                              vermeidenden Bewegungen der Luft im Laboratorium geringe Mengen Gas aus der
                              theilweise mit demselben gesättigten Flüssigkeit entweichen, muß der Rand des
                              Gefäßes sorgfältig eben geschliffen seyn, so daß es mit einer gleichfalls
                              abgeschliffenen Glasplatte d, d bedeckt werden kann.
                              Diese letztere ist in der Mitte mit einer Oeffnung versehen, deren Durchmesser etwas
                              größer ist als der des Leitungsrohres, so daß die Platte, wenn nöthig, über dieses
                              hinaufgeschoben werden kann, z.B. bis d', d'. Durch die Glasplatte wird zugleich die Flüssigkeit
                              vor jeder Verunreinigung durch Staubtheilchen, wie sie selbst in den saubersten
                              Laboratorien nicht selten die klarsten Lösungen trüben, aufs Sicherste
                              geschützt.
                           Zur Entfernung der atmosphärischen Luft, welche in der Glocke b nach dem Einsenken des Apparates in die zu verarbeitende Flüssigkeit
                              zurückbleibt, dient ein kleines gebogenes Glasrohr e, f
                              von 2 Millim. innerem Durchmesser. Verschließt man die Oeffnung f desselben mit dem Finger, und führt dann den Schenkel
                              e so unter die Glocke, daß das Ende e den obersten Theil der Glockenwandung berührt, so wird
                              eine Communication zwischen der in der Glocke befindlichen, durch den Druck der
                              Flüssigkeit comprimirten und zwischen der äußern Luft hergestellt, und jene
                              entweicht gänzlich. Vermittelst des gedachten Glasrohres kann man auch, wenn es
                              nöthig, von Zeit zu Zeit das während der Operation mit dem Schwefelwasserstoff etwa
                              sich entwickelnde unwirksame Wasserstoffgas entfernen. Zu größerer Bequemlichkeit
                              legt man die Röhre in ein mit destillirtem Wasser gefülltes Kelchglas K, so daß sie, wie e', f' stets zur Hand ist. Der Inhalt des Glases muß
                              natürlich zuletzt mit der auszufällenden Flüssigkeit vereinigt werden.
                           Um die Flüssigkeiten, welche ich bei der Auflösung von jedesmal 1 Gramm der zu
                              untersuchenden kupferhaltigen Substanz erhalte, mit Schwefelwasserstoffgas
                              vollkommen zu sättigen, verfahre ich folgendermaßen: Gegen Abend setze ich eine der
                              Anzahl der vorhandenen Auflösungen entsprechende Anzahl der Apparate der
                              beschriebenen Art, z.B. ein halbes Duzend, zusammen. Hierauf entwickle ich das Gas,
                              und beaufsichtige die Operation etwa eine Viertelstunde lang, worauf ich die
                              Apparate die Nacht hindurch stehen lasse. Am folgenden Morgen sind die Lösungen in
                              den meisten Fällen vollkommen mit Schwefelwasserstoff gesättigt, und ich kann dann
                              sogleich aus Filtriren gehen. Zu diesem Behufe nehme ich das Becherglas c, c weg, füge mit Hülfe eines Platindrahtes und einer
                              Spritzflasche mit passend geformtem geradem oder gebogenem Spitzröhrchen die an dem
                              Glasrohr a, a und an der Glocke b, b noch hängende Flüssigkeit und die etwa daran haftenden Theile der
                              gefällten Schwefelmetalle zu dem Inhalte des Becherglases hinzu, spüle Rohr, Glocke
                              und Platindraht in dem zu drei Viertel mit destillirtem Wasser gefüllten Kelchglase
                              völlig rein ab, und benutze dieses Wasser zum Auswaschen des Niederschlags.
                           Entwickelung des Gases. Um eine die ganze Nacht hindurch
                              möglichst gleichmäßig andauernde Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas zu
                              vermitteln, habe ich vielfache Versuche angestellt, und diese führten mich zu
                              verschiedenen Methoden, von denen ich nur die folgende, als diejenige hervorhebe,
                              welche mir die günstigsten Resultate gab. Man unterwirft frische, recht feine
                              Feilspäne von möglichst weichem Eisen, wie sie beim
                              Abschlichten gewisser geschmiedeten Stücke in Maschinenfabriken fallen, einer
                              anhaltenden Pulverisirung, wirft oder schwingt das Pulver in einer großen Schale
                              oder dergleichen, um etwa anhängende Staubtheilchen und Eisenoxyd zu entfernen,
                              schlägt es darauf durch ein feines Sieb, mengt 100 Th. desselben mit 80 Th.
                              ebenfalls durch ein ganz feines Sieb geschlagener Schwefelblumen zu einer möglichst gleichartigen Masse und trägt dieselbe
                              in das Entwickelungsgefäß g ein. Dann setzt man, unter
                              vorsichtigem Umrühren mit einem starken, am besten massiven Glasstabe, soviel Wasser
                              hinzu, daß das Ganze einen Teig bildet; dabei muß man aber ja die Vorsicht
                              beobachten, nicht mehr Wasser anzuwenden, als durchaus nöthig ist, und ebenso
                              sorgfältig muß man sich hüten den etwa bis zur Hälfte mit dem Teige gefüllten Kolben
                              im Geringsten zu erschüttern. Denn ein Ueberschuß an Wasser sowohl, als
                              Erschütterungen des Gefäßes, würden eine mechanische Zersetzung der Masse bewirken,
                              zu welcher ohnehin schon – in Folge der so großen Verschiedenheit in der
                              Eigenschwere des Eisens und des Schwefels – eine große Neigung vorhanden ist.
                              Zuletzt gießt man noch zwanzig Theile Wasser vorsichtig und leise auf das Gemenge,
                              und stellt den Kolben bis an den Hals in den Sand eines bis auf beinahe 100°
                              C. erhitzten Sandbades. Nach Verlauf von etwa einer Viertelstunde verändert sich die
                              graulich gelbe Färbung der Masse, und zwar von der Oberfläche aus nach dem
                              Mittelpunkte zu, ins Schwärzliche; unter ziemlich lebhafter Reaction bildet sich
                              Schwefeleisen und in Folge der dadurch bedeutend erhöheten Temperatur entweicht ein großer
                              Theil des den festen Körpern beigemengten Wassers in Dampfform. Sobald die Bildung
                              des Wasserdampfes etwas nachläßt, verschließt man den Kolbenhals mittelst eines mit
                              einer engen Oeffnung versehenen Korkes; hat sie ganz aufgehört, so ersetzt man
                              diesen Pfropfen durch einen andern Kork, welcher mit zwei Oeffnungen zur Aufnahme
                              der Sförmigen Röhre h, h und
                              des Gasleitungsrohres i, i versehen ist. – Ein
                              Kolben, wie er in Fig. 25 abgebildet ist, und dessen Rauminhalt 0,700 Liter beträgt, vermag
                              700 Gramme des Gemenges von Eisen und Schwefel aufzunehmen.
                           Um nun Schwefelwasserstoffgas zu entwickeln, gießt man vermittelst des
                              Trichter- und Sicherheitsrohres h, h eine
                              Mischung von 1 Th. Schwefelsäure und 4 1/2 Th. Wasser auf das Gemenge, worauf die
                              Zersetzung sofort beginnt. Das Gas enthält nur eine geringe Menge Wasserstoffgas
                              beigemengt, dessen Quantität um so geringer ist, je genauer die zu seiner Bereitung
                              gegebene Vorschrift befolgt wird. Der Berechnung nach muß die mit 100 Grammen
                              Eisenfeilspäne bereitete Menge des Sulfuretes 63 Grm. Schwefelwasserstoff geben,
                              welche 117 Grm. metallisches Kupfer niederzuschlagen vermögen. In der Praxis kann
                              man demnach mittelst eines Apparates, welcher 700 Gramme von dem Gemenge enthält,
                              eine Anzahl von etwa hundert Flüssigkeiten, die man bei
                              ebensoviel Analysen erhält, ausfällen, und so würde ein jeder derartiger Apparat in
                              einem Laboratorium, wo er beständig im Gebrauch ist, nur alle vier Monate, höchstens
                              vierteljährlich, durch einen neugefüllten zu ersetzen seyn.
                           
                        
                           Neue Apparate zum raschen und sichern
                                 Abdampfen von Flüssigkeiten.
                           Das Abdampfen, eine Operation, die ich besonders häufig auszuführen hatte, war
                              besonders in folgenden Fällen nöthig:
                           1) um die von der Behandlung der Kupferschlacken mit Säuren herrührenden
                              Flüssigkeiten zur Trockne abzudampfen und so die abgeschiedene gallertartige
                              Kieselsäure in die unlösliche Modification zu verwandeln;
                           2) um in Lösungen, welche neben einem Oxyde oder einem Gemenge von mehreren Oxyden
                              nur Salpetersäure, Schwefelsäure und Ammoniak enthalten, jene Oxyde, deren Nitrate
                              und Sulfate durch eine höhere Temperatur zersetzt werden, quantitativ auf trockenem Wege zu bestimmen, indem dieß Verfahren
                              weit genauere Resultate gibt, als wenn jene Oxyde aus mehr oder weniger verdünnten
                              Flüssigkeiten gefällt werden;
                           3) um zu stark verdünnte Lösungen zu concentriren, wie dieß z.B. bei der Bestimmung
                              der Talkerde durchaus nöthig ist, welche fast immer in den durch wiederholte, auf
                              einander folgende Auswaschungen sehr verdünnten Flüssigkeiten bleibt.
                           Mancherlei praktische Schwierigkeiten sind mit dieser Operation verbunden. Das Abdampfen über freiem Feuer erfordert eine stete,
                              ungetheilte Aufmerksamkeit, wenn nicht die Operation durch kaum vermeidliche
                              Störungen im Verbrennungsprocesse der Kohlen etc. unterbrochen, oder durch ein zu
                              lebhaftes Feuer und ein in Folge dessen entstehendes, mit Blasenwerfen verbundenes
                              Sieden der abzudampfenden Flüssigkeit ein Verlust an Substanz herbeigeführt werden
                              soll. Jedenfalls erhält man bei der Anwendung von Sandbädern eine bei weitem gleichmäßigere Temperatur doch ist auch dieses
                              Verfahren nicht ganz von den eben berührten Mängeln frei, und außerdem ist es auch
                              noch mit Unbequemlichkeiten anderer Art verbunden, die so bedeutend sind, daß
                              mehrere wegen der ausgezeichnet sorgfältigen Einrichtung und saubern Führung ihrer
                              Laboratorien bekannte deutsche Chemiker diese Art der Anwendung von Feuer beim
                              Behandeln von Flüssigkeiten gänzlich proscribirt haben. Ein langsames Abdampfen ist
                              weit weniger gefährlich, als ein zu sehr beschleunigtes. Gewöhnlich zieht sich die
                              Operation überhaupt sehr in die Länge, und das Abdampfgefäß wird durch Kohlenstaub,
                              Flugasche und andere Staubtheilchen, welche in der Luft der Laboratorien schwebend,
                              niemals fehlen, verunreinigt, wodurch die Ausführung unsauber und die Genauigkeit
                              der Resultate mehr oder weniger beeinträchtigt wird.
                           Nach vielfachen Versuchen, ein Verfahren in Ausführung zu bringen, welches von den
                              erwähnten Mängeln frei ist, kann ich besonders die folgenden Methoden empfehlen.
                           Erster Apparat. Bei der einen benutze ich Oefen, welche
                              im Herde meines Laboratoriums angebracht sind; den Abdampfapparat placire ich so,
                              wie es die Figuren
                                 27 bis 30 zeigen. Auf den Rost h, h, Fig. 29, werden einige in
                              voller Gluth befindliche Kohlen gelegt, und darüber wird eine 5 bis 6 Centim. (2
                              Zoll) dicke Schicht von in Stücken zerschlagener Torfkohle geschüttet. Sobald diese
                              letztere in Brand gerathen ist, breitet man über dieselbe eine 2 Cent. (9 Linien)
                              dicke Lage von der leichten, beim Verbrennen der Torfkohle fallenden Asche aus. Die
                              Schale c, c, welche die abzudampfende Flüssigkeit
                              enthält, wird auf einen
                              Dreifuß t, t, t, Fig. 28, über die Mündung
                              des Ofens gestellt, etwa 1 Decimeter (3 Zoll 8 Lin.) höher als das Brennmaterial
                              liegt. Die Abdampfschale selbst wird mit einer Art Trommel umgeben, welche aus
                              Kupferblech verfertigt ist und aus zwei Theilen besteht. Der eine derselben, d, d, Fig. 27, hat eine
                              cylindrische Form und eine der Tiefe der Schale entsprechende Höhe; der andere, e, e, gewissermaßen der Deckel, ist kreisrund, und mit
                              einem runden Ausschnitte versehen, welcher so groß ist, daß er bis an den obern Rand
                              der Schale reicht und daß zwischen dieser letztern und dem Rande des Ausschnittes
                              ein Raum von 3 Millim. (1 3/10 Lin.) Breite bleibt. Auf den Deckel endlich wird ein
                              gläserner Trichter f, f gestellt, der dann die Schale
                              und den schmalen Raum zwischen derselben und dem kupfernen Deckel ganz verdeckt. Von
                              d, d und e, e muß man
                              verschiedene Exemplare anfertigen lassen, die einen gleichen Durchmesser haben; nur
                              müssen die verschiedenen cylindrischen Stücke d von
                              verschiedener Höhe, und die Ausschnitte in e von
                              verschiedenem Durchmesser angefertigt werden, damit man zwei bis drei Schalen von
                              verschiedenen Dimensionen anwenden kann. Die Abdampfschalen von Sèvres, wie
                              ich sie bei der Analyse von 1 Gramm kupferhaltiger Substanz anzuwenden Pflege, haben
                              einen lichten Durchmesser von 135 Millim. (5 Zoll). Füllt man eine solche Schale mit
                              Wasser, und setzt sie gegen Abend auf den in der beschriebenen Art vorgerichteten
                              Ofen, so wird das Wasser während der Nacht vollständig verdampft und ist am
                              folgenden Morgen leer, ohne daß die kleinste Nachhülfe von Seite des Chemikers
                              erfordert wird.
                           Diese so höchst einfache Vorrichtung vereinigt fast alle die Vortheile in sich,
                              welche man von einem Abdampfapparate nur irgend verlangen kann; sie erfordert von
                              Seiten des Operirenden nur wenige Minuten Zeit, um das Feuer in Ordnung zu bringen,
                              und den Stand der zum Eindringen der nöthigen Luft gesparten mit einem Schieber
                              versehenen Oeffnung g (Fig. 30) zu reguliren.
                              Durch die Wärme, welche von der bis zum Dunkelrothglühen erhitzten Asche ausstrahlt,
                              und durch die im Ofen bei der Verbrennung gebildeten heißen Gase, welche mit der
                              Schale in Berührung kommen, wird diese letztere sehr allmählich und sparsam erhitzt.
                              Obwohl die Temperatur nie bis zum Sieden der Flüssigkeit steigt, so geht das
                              Verdampfen derselben dennoch sehr rasch vor sich, da der Strom der ganz trocknen
                              heißen Gase rasch durch den ringförmigen leeren Raum zwischen Deckel und Schale
                              hindurch- und über die Oberfläche der Flüssigkeit hinwegstreicht, ehe er
                              durch die Oeffnung des Trichters entweicht. Dieser letztere schützt die Flüssigkeit gegen die
                              Verunreinigung durch Stoffe, welche etwa in der Luft des Laboratoriums schweben.
                           Zweiter Apparat. Es kommt indessen zuweilen vor, daß sehr
                              feine Theilchen von Kohlenstaub und Asche vom Roste des Ofens durch den Strom der
                              heißen Gase weg- und in den Trichter hineingerissen werden, wo sie sich dann
                              auf die Schale absetzen. Jedoch läßt sich dieser Uebelstand gänzlich vermeiden, und
                              man kann auch außerdem die Zeit, welche das Reguliren des Feuers erfordert, sparen,
                              wenn man statt dieses Apparates sich der in den Figuren 31 bis 35
                              abgebildeten Vorrichtung bedient, welche auch noch den Vortheil darbietet, daß man
                              den kupfernen Deckel e, e, der durch die aus der Schale
                              entwickelten sauren Dämpfe stark angegriffen wird, nicht so oft zu reinigen
                              braucht.
                           Dieser zweite Apparat, den man Sicherheits-Ofen
                              (fourneau-veilleuse) nennen könnte, besteht
                              aus folgenden, in der in Fig. 31 angegebenen Weise
                              zusammengesetzten Stücken. a, a ist der Ofen, in welchem
                              die die Hitze erzeugende Vorrichtung angebracht ist. b,
                                 b und c, c (Fig. 31, in Fig. 34 und
                              35
                              besonders dargestellt) sind bewegliche runde Platten mit Ausschnitten versehen oder
                              vielmehr breite Ringe, auf welchen die Abdampfschale d
                              ruht. Die Ausschnitte sind so angebracht, daß der Strom der erhitzten Gase nicht
                              unmittelbar aufsteigen kann, indem über jedem Ausschnitte der untern Platte ein
                              Vorsprung der obern liegt. Die oberste dieser beweglichen Platten oder Ringe e, e ruht auf dem Ofen selbst; die heiße Luft entweicht
                              durch einen kreisförmigen, 1 bis 3 Millim. breiten leeren Raum e, d zwischen jener Platte und der Abdampfschale. Der
                              Glastrichter f, f vermittelt den Zug des Stromes von
                              erhitzter Luft durch den Raum e, d hindurch, und schützt
                              die Schale mit ihrem Inhalte vor allem Staube etc. – Die zum Abdampfen
                              nöthige Hitze wird durch ein allenfalls mit doppeltem Dochte versehenes Oel-
                              oder Weingeistlämpchen h erzeugt. Die Erfahrung lehrt
                              bald, wie man die Zugöffnung g und die Flamme der Lampe
                              zu reguliren habe, um eine gleichmäßige Temperatur von der erforderlichen Intensität
                              zu erhalten, und ebenso wird man bald gewahr, welches Quantum Oel, Weingeist etc.
                              nöthig ist, damit im Laufe einer Nacht die ganze in der Schale enthaltene
                              Flüssigkeitsmenge verdampfe.
                           Bei Anwendung der im Vorstehenden beschriebenen Apparate wird die persönliche Arbeit
                              des Analytikers beinahe gänzlich durch die Wirkung physischer Agentien ersetzt.
                              Vermittelst ihrer Hülfe vermag der Chemiker in einer gegebenen Zeit eine auffallend große
                              Zahl von Analysen auszuführen, und in dieser Beziehung möchten diese Vorrichtungen
                              für die Fortschritte der theoretischen Metallurgie nicht ohne Bedeutung seyn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
