| Titel: | Ueber die Umwandlung der Aepfelsäure in Bernsteinsäure; von Dessaignes. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. LXIX., S. 294 | 
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                        LXIX.
                        Ueber die Umwandlung der Aepfelsäure in
                           Bernsteinsäure; von Dessaignes.
                        Aus den Anales de Chimie et de Physique, Bd. XXV, S.
                              253.
                        Dessaignes, über die Umwandlung der Aepfelsäure in
                           Bernsteinsäure.
                        
                     
                        
                           Das Asparagin läßt sich, wie Piria nachgewiesen hat, als
                              das Amid der Aepfelsäure betrachten. Wenn es noch unrein in wässeriger Lösung
                              enthalten ist, fängt es bald an zu gähren und verwandelt sich hierbei in
                              bernsteinsaures Ammoniak. Ich bemühte mich, die Aepfelsäure selbst, oder eines ihrer
                              Salze, in Bernsteinsäure mittelst eines Gährungsprocesses zu verwandeln.
                           Neutraler äpfelsaurer Kalk, wie man ihn aus Vogelbeeren nach Liebig's MethodeDieses Verfahren ist folgendes: der ausgepreßte Saft der unreifen Vogelbeeren
                                    wird in einem kupfernen Kessel mit in Wasser so fein als möglich vertheiltem
                                    Kalkhydrat versetzt, jedoch stets nur mit soviel, daß die Flüssigkeit noch
                                    eine schwach saure Reaction zeigt. Diese wird alsdann mehrere Stunden
                                    hindurch in stetem Sieden erhalten, wobei sich mit den Wasserdämpfen die
                                    Augen stark reizende aromatische Dämpfe entwickeln. Während des Siedens
                                    schlägt sich fast weißer neutraler äpfelsaurer
                                       Kalk als ein sandiges Pulver nieder, den man sogleich mit einem
                                    kupfernen Löffel herausnimmt. Schlägt sich bei weiterem Sieden nichts mehr
                                    nieder, so läßt man das Ganze erkalten wobei sich noch eine kleine Menge
                                    dieser Verbindung absetzt. Der so erhaltene neutrale äpfelsaure Kalk wird
                                    mit kaltem Wasser vollkommen ausgewaschen. (Annalen der Chemie und
                                    Pharmacie, Bd. XXXVIII, S. 259) erhält, wurde in einem mit Papier bedeckten Gefäß unter einer ziemlich hohen
                              Wasserschichte sich selbst überlassen; es geschah dieß im Herbst 1847. Nach Verlauf
                              von drei Monaten war das Wasser mit einer schleimigen, ohne Zweifel organisirten
                              Substanz theilweise erfüllt. In diesem Gebilde und an den Wänden des Gefäßes zeigte
                              sich eine Masse schöner Krystalle von wasserhaltigem kohlensaurem Kalk. Die
                              filtrirte Flüssigkeit wurde durch essigsaures Bleioxyd nur schwach gefällt. Die
                              Bildung von kohlensaurem Kalk und von schleimiger Substanz hörte auf und in dem
                              Maaße, als die Temperatur stieg, das heißt während des Frühlings und des Sommers des
                              folgenden Jahres, bemerkte ich über dem äpfelsauren Kalk, der unmerklich abnahm, die
                              Bildung einer Schichte von prismatischen, feinen und zusammengehäuften Krystallen.
                              Diese Schichte wurde durch große Gasblasen, welche aus dem äpfelsauren Kalk
                              aufstiegen, gehoben.
                           
                           Diese Krystallmasse wurde in warmem Wasser gelöst, durch kohlensaures Natron gefällt
                              und filtrirt. Ich erhielt so eine sehr wenig gefärbte Lösung, welche durch
                              essigsaures Bleioxyd, salpetersaures Silberoxyd, Eisenchlorid und Chlorbarium, in
                              letzterem Falle nach Zusatz von Alkohol und Ammoniak, gefällt wurde. Die Flüssigkeit
                              wurde concentrirt, mit einem schwachen Ueberschuß von Salzsäure versetzt, zur
                              Trockne verdampft und der Rückstand mehrmals mit kochendem Aether behandelt. Die
                              ätherische Lösung hinterließ beim Verdunsten schöne, farblose Prismen einer ohne
                              Zersetzung flüchtigen Säure, welche mit Flamme und ohne einen Rückstand zu
                              hinterlassen, auf dem Platinblech verbrannte, mit einem Wort: Bernsteinsäure, was
                              auch die Elementar-Analyse bewies.
                           Die Bernsteinsäure bildet einen beträchtlichen Theil des der Gährung unterworfenen
                              äpfelsauren Kalks. Bei einem anderen Versuch, welchen ich ohne Zweifel abkürzen
                              werde, indem ich das Gefäß in einer constanten Temperatur von 25–30°
                              C. erhalte, beabsichtige ich annähernd die Menge der Bernsteinsäure zu bestimmen,
                              die man aus einem gewissen Gewichte äpfelsauren Kalks erhalten kann.
                           Das Asparagin scheint in den jungen Trieben aller Pflanzen, welche die große Familie
                              der Leguminosen ausmachen, vorzukommen. Ich habe nie Körner der zu dieser Familie
                              gehörigen Pflanzen keimen lassen, ohne davon eine reichliche Menge zu erhalten. Ich
                              nenne nur Bohnen, Linsen, Erbsen, Klee, Esparsette. Welches ist der allen diesen
                              Körnern gemeinsame Bestandtheil, welcher sich während des Keimungsprocesses in
                              Asparagin umwandelt, ist es das Legumin? Diese Frage werde ich im kommenden
                              Frühjahre zu lösen mich bemühen.