| Titel: | Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin). | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. LXXIII., S. 321 | 
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                        LXXIII.
                        Bemerkungen über Hochdruckdampfmaschinen, meine
                           neueren Beobachtungen, Erfahrungen, Versuche, Erfindungen und Verbesserungen auf dem
                           Felde derselben berührend; von Dr. Ernst Alban in Plau (Mecklenburg-Schwerin).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V und VI.
                        Alban, über Hochdruckdampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Dampfmaschine.
                           (Fortsetzung von S. 261 des vorigen Heftes.)
                           In Fig. 1 und
                              2, Tab.
                              VI, ist eine Maschine der neuern Normalform und zwar im perpendiculären Quer-
                              und Längsdurchschnitte vorgestellt. Die äußere Ansicht derselben habe ich
                              weggelassen, weil selbige aus dem Hauptwerke bekannt ist, und keine weitere
                              Aenderung erfährt, als daß das Gestell in der Seitenansicht schmäler erscheint. Wie
                              viel? ist aus Fig.
                                 2 zu sehen. Der Gouverneur ist auf beiden Figuren weggelassen.
                           Ich will jetzt erst eine allgemeine Uebersicht der Maschine geben und nachher
                              specieller in ihre Construction eingehen.
                           Die Lager für die Schwingzapfen, die mit dem Cylinder, den Steuerungsapparaten, der
                              Dampf- und Exhaustionsröhre, der Kurbel, Schwungradwelle und dem Schwungrade
                              der mehrern Deutlichkeit wegen hier nicht durchschnitten vorgestellt sind,
                              erscheinen bei a und b auf
                              der obern Gestellplatte c. Sie stehen auf großen und
                              starken Rippen, die an die obere Fläche der Gestellplatte c angegossen sind, und deren für jedes Lager zwei vorhanden sind. Die
                              Lager sind so eingerichtet, wie ich sie oben beschrieben habe. Sie enthalten die
                              hölzernen Backen für die Schwingzapfen.
                           Die Schwingzapfen d und e
                              sind hier an ein starkes cylindrisches Stück i
                              angegossen, welches den Boden der Steuerungsbüchse f und
                              zugleich den obern Deckel des Dampfcylinders g und die
                              Dampfcanäle und den
                              Exhaustionscanal enthält. Es hat den Durchmesser des Cylinders g und seiner Schraubenkränze zusammengenommen. Seine
                              Höhe ist von der Anordnung und Stellung der Oeffnungen der Grundplatte der
                              Steuerungsbüchse f abhängig, die hier, wie schon bemerkt
                              ist, durch die obere Fläche des Stückes i gebildet wird,
                              und der nöthigen Höhe desjenigen Punktes über der Schwingungsachse der Schwingzapfen
                              entspricht, durch welchen die Größe des Schieberzuges bestimmt wird, und der von der
                              Schwingzapfenachse um so viel entfernt seyn muß, daß bei der durch den Durchmesser
                              der kreisenden Kurbel h bestimmten Größe der
                              Schwingungen des Cylinders g, dieser Schieberzug genau
                              herauskomme. Ist dieser nämlich einmal durch die Größe der Oeffnungen in der
                              Grundplatte der Steuerungsbüchse gegeben, so muß, nach den Gesetzen des Hebels, die
                              Entfernung jenes Punktes sich zu der Entfernung der Schwingzapfenachse von der
                              Schwungradwellenachse, wie die Größe der Schwingungen des Cylinders (in der
                              Entfernung der Kurbelachse von der Schwingzapfenachse gemessen) zu der Größe der
                              Schwingungen des gesuchten Punktes, also des Schieberzuges, verhalten. Damit dieser
                              Punkt nicht zu hoch falle, und deßhalb das Stück i keine
                              unbequeme Ausdehnung nach oben gewinne, ist es anzurathen, den Steuerungsöffnungen
                              in der Grundplatte der Steuerungsbüchse mehr Ausdehnung in die Länge als Breite zu
                              geben, wobei die in meinem Hauptwerke angegebenen Regeln gelten.
                           Auf dem Stücke i steht die Steuerungsbüchse f, die aus einem hohlen Cylinder oder einem starken
                              Ringe besteht, der unten mit seinem untern Rande in eine der Form seines untern
                              Randes entsprechende Vertiefung des Stückes i, oben aber
                              in eine gleiche ihres obern Deckels k eingreift, und an
                              beide durch eine Bleidichtung angedichtet wird. Der obere Deckel k springt so viel vor dem Ringe oder dem Körper der
                              Steuerungsbüchse nach außen vor, daß er hier einen Schraubenkranz bildet. Durch
                              diesen vorspringenden Theil kann er durch Schraubenbolzen dem Stücke i so genähert werden, daß der ringförmige Körper der
                              Büchse in beide ringförmige Vertiefungen, der des Stückes i und der des obern Deckels, dampfdicht eingepreßt, und so also der von
                              dem ringförmigen Körper der Büchse, ihrem Deckel und der obern Fläche des Stückes
                              i gebildete innere Raum nach allen Seiten hin
                              vollkommen abgeschlossen wird. Diejenige Fläche des Stückes i, auf welcher der Wechselschieber der Steuerung arbeiten soll, und die
                              ich die Grundplatte der Büchse genannt habe, tritt bedeutend in die Büchse hinein.
                              Nach einer der beiden Seiten enthält die Büchse in ihrer ringförmigen Seitenwand die
                              horizontal liegende Stopfbüchse l für den Schieberstiel.
                              Auf ihrem Deckel ist
                              oben ebenfalls eine Stopfbüchse m angebracht, durch
                              welche jener Stiel senkrecht nach außen tritt, der innerhalb der Büchse einen
                              Mechanismus in Bewegung setzt, welcher die Expansion der Dämpfe im Cylinder variirt.
                              Dieser Stiel trägt oben außerhalb der Büchse ein Rad n,
                              an dessen Umfang Kerben oder Einschnitte eingefeilt sind, die diejenige Stellung
                              bezeichnen, die der Mechanismus annehmen muß, um dem Dampfcylinder diese oder jene
                              Dampffüllung zu geben, und in welche eine kleine senkrecht stehende sich federnde
                              Vorrichtung o eingreift, wenn das Rad n und der durch dasselbe gestellte innere Mechanismus in
                              seiner Stellung fixirt werden soll.
                           Die Einrichtung ist bei dieser Maschine so getroffen, daß der zu derselben strömende
                              Dampf in den hintern Schwingzapfen, und von da durch einen Canal zur Seite der
                              Schieber in die Steuerungsbüchse tritt, während die Exhaustion durch den vordern
                              Zapfen geschieht, dessen Canal zu diesem Zweck mit der Mittlern Oeffnung der
                              Grundplatte der Steuerungsbüchse in Verbindung steht. Die dampfdicht bewegliche
                              Verbindung des Dampfrohres p mit dem hintern
                              Schwingzapfen wird durch eine Stopfbüchse innerhalb des Zapfens vermittelt; die
                              ebenfalls dampfdicht bewegliche Verbindung des Exhaustionsrohres mit dem vordern
                              Schwingzapfen hingegen durch einen Conus mit Liederung, ganz so wie ich sie in
                              meinem Hauptwerke beschrieben und abgebildet habe. Das kupferne polirte
                              Exhaustionsrohr q geht vorne vor dem Gestelle der
                              Maschine abwärts und mündet in ein unter dem Fußboden liegendes weiteres Abzugsrohr,
                              welches die abziehenden Dämpfe ins Freie oder sonst, wenn sie noch nützlich verwandt
                              werden sollen, in die dahin gehörigen Apparate leitet.
                           An die untere Fläche des Stückes i ist der Dampfcylinder
                              g mit seinem obern Schraubenkranze angeschroben. Die
                              zu diesem Zwecke verwandten Bolzen sind dieselben, die oben den Deckel der
                              Steuerungsbüchse anziehen, und dazu in der Weise eingerichtet, daß der Deckel k abgenommen werden kann, während der Cylinder g mit dem Stücke i fest
                              verbunden bleibt. Zu diesem Ende haben die Bolzen in einiger Entfernung von ihrem
                              untern Ende einen cylindrischen Ansatz, der von oben in eine Versenkung des Stückes
                              eintritt, und dadurch fest in diese hineingezogen und festgehalten wird, daß die
                              Muttern nach dem Ansetzen des Cylinders g an das Stück
                              i, unten unter dem Schraubenkranze desselben
                              vorgeschroben werden. Sie ziehen dann den Cylinder gleich mit an und befestigen ihn
                              in seiner Lage gegen das Stück i. Da der Cylinder sehr
                              selten vom Stücke abgenommen zu werden braucht, so bleiben die Bolzen immer in
                              dieser Stellung und in ihrer Verbindung mit dem Cylinder fixirt, selbst wenn der Deckel k der Steuerungsbüchse oder sie selbst ganz von dem
                              Stücke i abgenommen werden müßte. Die Steuerungsbüchse
                              wird übrigens dadurch auf das Stück dampfdicht befestigt, daß nach Auflegung des
                              ringförmigen Theils dieser Büchse auf das Stück, ihr Deckel durch die Muttern
                              derjenigen Bolzen, welche auf den Seiten des Steuerungsbüchsenkörpers hinaufreichen,
                              und durch die zu ihrer Aufnahme bestimmten Löcher desselben dringen, oberhalb des
                              Deckels fest angezogen werden. Die Einrichtung ist demnach durchaus so, wie sie an
                              den Herzen meiner Kessel vorkommt, um durch sie vordere und hintere Herzplatte in
                              der Weise an die Seitenwände der Herzen anziehen zu können, daß die vordere Platte
                              weggenommen werden kann, während die hintere fixirt bleibt.
                           Die Steuerungsbüchse hätte füglich aus einem Stücke bestehen und an ihrem untern
                              Rande mit einem Schraubenkranze versehen werden können. Dann hätte man aber nicht
                              gut nach den Schiebern in der Büchse sehen, und diese in ihrer Stellung beobachten
                              können. Ueberhaupt wäre es sehr schwierig gewesen, diese Schieber in die Büchse zu
                              bringen, ohne jedesmal den Schieberstiel, der dabei immer im Wege ist, aus dem
                              Schieberrahmen herauszuschrauben und ganz zu entfernen. Dieses jedesmalige
                              Herausschrauben des Stiels hat aber oft große Schwierigkeiten, weil sein Gewinde
                              beim längeren Beharren im Rahmen durch den Einfluß der Wärme und Feuchtigkeit nicht
                              selten fest einrostet.
                           Von nun an hat die Maschine durchaus nichts Eigenthümliches mehr vor der im
                              Hauptwerke beschriebenen Normalmaschine voraus und verweise ich rücksichtlich ihrer
                              übrigen Einrichtung auf dieses Hauptwerk. Der Schieberstiel wird durch denselben
                              Mechanismus in Bewegung gesetzt, den ich dort beschrieb, jedoch mit dem kleinen
                              Unterschiede, daß die Zugstangen r nicht an einer
                              besondern Stütze, die an das Gouverneurgestell angeschroben ist, fixirt werden,
                              sondern durch einen in die Schwingzapfenlager, und zwar in den Deckel derselben
                              eingeschrobenenen Zapfen s. Weiter unten mehr davon.
                           Man sieht, daß die Steuerungsbüchse mit dem Cylinder und den Schwingzapfen hier auf
                              eine neue, sehr einfache und bequeme Weise vereinigt und alle Theile in
                              cylindrischer Form gehalten sind, um sie auf der Drehbank, also um so schneller und
                              leichter vollenden zu können. Die ganze Anordnung und Verbindung der verschiedenen
                              Apparate hat selbst in der Form etwas Gefälligeres, indem die Steuerungsbüchse nun
                              der Form des Cylinders sich besser und angenehmer anschließt, als in der früher
                              beschriebenen Normalmaschine, wo der viereckige Steuerungskasten eine Art Deformität war, die
                              nicht allein schlecht ins Auge fiel, sondern auch bedeutend mehr Arbeit bei der
                              Anfertigung machte. Das Stück i bildet mit den beiden
                              Schwingzapfen d und e ein
                              höchst solides Ganzes, welches zugleich die Steuerungs-, Dampf- und
                              Exhaustionscanäle auf eine bequem angeordnete Weise beherbergt, und diesen bunten
                              und complicirten Theil der Maschine in so einfache Gränzen, in ein so schlichtes,
                              unscheinbares und dauerhaftes Gewand einschließt, daß derjenige Mechaniker, der die
                              Maschine von außen sieht, ohne nähere Einsicht in diesen Knäuel von Oeffnungen und
                              Canälen, schwerlich glauben wird, daß ein so einfaches und kunstloses Stück sie alle
                              so wohlgeordnet enthalten könne. Zudem ist das stück i
                              so leicht zu formen und zu gießen, die Kerne für die Canäle sind alle so leicht zu
                              befestigen, daß auch von dieser Seite alle Hindernisse einer leichten und bequemen
                              Fabrication gehoben sind. Ich bezweifle, daß sich Mechaniker, finden dürften, die
                              dieser Umgestaltung der frühern Normalmaschine ihren entschiedenen Beifall versagen,
                              und meiner Annahme, daß in den neuen Anordnungen sich eine große und wichtige
                              Verbesserung darstellt, widersprechen sollten.
                           Um nun die innere Einrichtung dieses Stückes und sämmtlicher Steuerungsapparate und
                              ihre Wirkung recht genau kennen zu lernen, nehme man Fig. 3 und 4, Tab. VI, die alle
                              Theile der Steuerung, das Stück i und die
                              Steuerungsbüchse in ihrer Stellung gegen einander besonders, und zwar Fig. 3 im
                              perpendiculären Quer-, und Fig. 4 im perpendiculären
                              Längsdurchschnitte darstellen, zur Hand. A ist hier das
                              Stück, B ein Theil des von unten gegen dasselbe
                              geschrobenen Cylinders, C die Steuerungsbüchse. Beide
                              werden durch die oben beschriebenen Bolzen, von denen einer bei a in seinem Zusammenhange mit dem Stücke, dem Cylinder
                              und der Steuerungsbüchse vorgestellt ist, an das Stück A
                              festgeschroben erhalten. An diesen Bolzen ist b der in
                              die obere Fläche des Stücks versenkte cylindrische Ansatz, c und d sind die vorgeschobenen Muttern. Wie
                              schon gesagt, ragt das Stück A mit einem beträchtlichen
                              Vorsprunge e, der mit seiner obern Fläche die
                              Grundfläche der Schieberbüchse darstellt, in die Schieberbüchse hinein. Die Höhe
                              dieses Vorsprungs wird zum Theil, wie oben ebenfalls bemerkt worden ist, durch die
                              Größe der nöthigen Entfernung der Schwingzapfen von dem Punkte bestimmt, der als das
                              Centrum der Hin- und Herbewegung des Wechselschiebers betrachtet werden kann,
                              und der hier in einer Verlängerung der Achse des Schieberstiels bis zum Mittelpunkte
                              der Steuerungsbüchse zu finden ist. f ist die
                              Exhaustionsöffnung, g die die Dämpfe in den krummen
                              Canal h führende, von diesen in den Seitencanal des
                              Cylinders und von hier weiter unter den Kolben leitende Oeffnung, i die durch den Canal k die
                              Dämpfe über den Kolben befördernde Oeffnung.
                           Man sieht gleich, daß die Exhaustionsöffnung f in der
                              Grundplatte hier wenigstens um ein Drittel breiter ist als die beiden Dampföffnungen
                              g und i, und daß die
                              gefüllten Zwischenräume l und m ein sehr weniges (ungefähr 1/16 Zoll) breiter sind als die Oeffnungen
                              g und i.
                           n ist der Wechselschieber. Er hat eine andere
                              Einrichtung wie in der frühern Normalmaschine. Außerhalb der halbrunden Aushöhlung
                              o
                              Viele Maschinenbauer construiren diese Aushöhlung noch immer mit scharfen
                                    Ecken, namentlich die englischen. Ich kann diese Einrichtung in keiner Weise
                                    billigen, weil der durch die scharfwinklige Aushöhlung dringende Dampf viel
                                    mehr Hindernisse und Brechungen in seiner Bewegung findet, als bei
                                    halbrunder Form derselben. Derselbe muß bei allen jetzt bekannten
                                    Steuerungen so schon manche krumme Wege machen, wird so schon so viel in
                                    seinem regelmäßigen Laufe gehindert und dadurch an Wirkung geschwächt, wie
                                    sollte man nicht verpflichtet seyn, die von ihm zu durchlaufenden
                                    Winkelkrümmungen durch eine bessere Form möglichst unschädlich zu
                                    machen. enthält er noch zwei Canäle p und q, die ganz durch denselben gehen, und sich nach oben
                              auf die Hälfte ihrer untern Breite und circa auf 5/8
                              ihrer untern Länge zusammenziehen. Diese Canäle stehen, wenn der Schieber in der in
                              Fig. 3
                              bezeichneten Stellung sich befindet, d.h. in der Mitte seiner Bahn, wo er alle
                              Oeffnungen schließt, mit ihrem untern innern Rande gleich an dem Außenrande der
                              Oeffnung g und i, mit denen
                              sie übrigens völlig gleiche Dimensionen haben. Zu beiden Seiten über diese
                              Oeffnungen hinaus verlängert sich der Schieber bei r und
                              s um eine halbe Breite der Oeffnungen g und i.
                           Man erkennt nun leicht, daß, sowie sich der Schieber von links nach rechts bewegt,
                              allmählich die Aushöhlung o über die Oeffnung i tritt und diese mit f
                              verbindet, während gleichzeitig die Oeffnung des Canals p vor die Oeffnung g sich schiebt. Die Folge
                              hievon ist, daß die Dämpfe aus B und h durch i und o und von da in f treten,
                              während auf der linken Seite die aus der Steuerungsbüchse C durch den Canal p in den Canal h und so weiter unter den Kolben gelangen. Die Bewegung
                              wird nun, wenn die Maschine den Schieber in Thätigkeit setzt, so lange fortgehen,
                              bis die untere Oeffnung der Canäle p und q über die Oeffnungen um ein Drittel der Breite der
                              Exhaustionsöffnung weggegangen sind, wodurch nun zwar die Oeffnung g etwas verengert wird, f
                              und i aber in solcher Verbindung bleiben, daß i völlig offen erscheint, und f nur um ein Drittel verengert wird, wobei 
                              f noch immer die Breite von i behält, der Exhaustion der Dämpfe also durch dieß Ueberschreiten des
                              Schiebers über seine bei andern Maschinen übliche Bahn hinaus durchaus kein Eintrag
                              geschieht, da beide Oeffnungen f und i zuletzt noch eine völlig gleiche Größe behalten. Die
                              oben bemerkte Verengung der Oeffnung g hat aber durchaus
                              keinen Nachtheil, weil während ihrer allmählichen Verengerung die obere Oeffnung des
                              Canals p doch durch den Abschlußschieber t verschlossen ist.
                           Bewegt sich nun der Schieber n wieder rückwärts, so wird
                              nach und nach die Verbindung zwischen i und q wieder unterbrochen, und derselbe nimmt seine alte
                              Stellung von neuem ein. In diesem Momente steht die Kurbel im todten Punkte. Bewegt
                              sich der Schieber n noch weiter, und zwar nach und nach
                              eben so weit nach links, als er nach rechts ging, so verbindet der Ausschnitt 0 nach
                              und nach die Oeffnungen f und g, und q tritt vor i, und noch etwas weiter, wobei alle Vorgänge natürlich zwischen f und g und q und i eintreten, die ich
                              vorher als zwischen f und i
                              und p und g stattfindend
                              er- und läutert habe. Bei diesem Wegschreiten des Schiebers über die in
                              andern Dampfmaschinen übliche Bahn müssen die Oeffnungen g und i um so viel eher mit f verbunden werden, als dieses Ueberschreiten
                              hinsichtlich seiner Größe beträgt; es ist hier also eine Beschleunigung der
                              Exhaustion erreicht, ohne daß irgend einer jener Nachtheile eintritt, deren ich oben
                              weitläuftig erwähnt habe.
                           Ich habe beim Schlusse der Darstellung dieser bei der Bewegung des Wechselschiebers
                              m stattfindenden Vorgänge in der Leitung der Dämpfe
                              zum Cylinder und von ihm zur Exhaustionsöffnung hinaus, noch zu bemerken, daß bei
                              der Schieberbewegung sowohl nach rechts als links, die angegebenen Gränzen seiner
                              Bewegung nicht überschritten werden dürfen, weil sonst theils die Oeffnung f wieder zu weit geschlossen würde, weiter wenigstens
                              als erforderlich ist, um ihr mit den Oeffnungen g und
                              i gleiche Dimensionen zu geben, theils aber auch die
                              geschlossenen Enden r und s
                              des Schiebers über den äußern Rand der Oeffnungen g und
                              i hinausgehen, und so eine sehr schädliche, die
                              Expansion aufhebende Dampfverbindung zwischen Büchse und den Oeffnungen g und i herstellen würden.
                              Um den Wechselschieber genau kennen zu lernen, habe ich ihn in Fig. 11 und 12 Tab. VI
                              noch besonders und zwar in Fig. 11 von unten und
                              Fig. 12
                              von oben abgebildet; Fig. 16 zeigt ihn im
                              perpendiculären Längsdurchschnitte mit einer seiner Leisten und Druckfedern.
                           Ich gehe nun zur Function des Abschlußschiebers über, deren genaue und faßliche
                              Darstellung viel schwieriger als die des Wechselschiebers seyn dürfte, und die, um gehörig
                              verstanden zu werden, wieder durch mehrere solcher Figuren erläutert werden muß, wie
                              ich sie im Hauptwerke bei meinem dort beschriebenen Abschlußschieber geliefert habe.
                              Diese Figuren werden verschiedene Stände des Abschlußschiebers bei den
                              Hauptstellungen der Kurbel der Maschine versinnlichen.
                           Der Abschlußschieber arbeitet hier auf dem Wechselschieber, und versieht den Abschluß
                              dadurch, daß er die obern in die Canäle p und q des Wechselschiebers führenden Oeffnungen
                              wechselsweise öffnet und schließt. Man sieht ihn in den beiden Figuren 3 und 4 bei t. Da die oben genannten obern Oeffnungen p und q hinsichtlich ihrer
                              Länge kürzer als die untern derselben Canäle sind, so kann der Abschlußschieber eine
                              geringere Breite haben, als der Wechselschieber. Um ihm bei seinen Bewegungen eine
                              gehörige Führung zu geben, ist der Wechselschieber an den überstehenden Flächen
                              erhöht. Diese erhöhten Leisten, Fig. 4, u, Fig. 6 und 7, g werden durch kleine Schrauben auf den Wechselschieber befestigt, so daß
                              sie leicht weggenommen werden können. Dieß ist nöthig, damit man den
                              Abschlußschieber nach Abnahme derselben beim Einschmirgeln auf seiner Fläche nicht
                              bloß in die Länge, sondern auch in die Breite schleifen kann. Die Länge des
                              Abschlußschiebers ist so eingerichtet, daß er gerade zwischen beide in p und q führende obere
                              Oeffnungen paßt, seine äußeren Ränder also die inneren dieser Oeffnungen berühren.
                              Er wird, wenn der Wechselschieber von einer Rothgußmischung gearbeitet ist, von
                              Gußeisen genommen. Daß seine Breite etwas größer seyn muß, als die Länge jener von
                              ihm zu schließenden Oeffnungen, halte ich für überflüssig zu bemerken, auch muß ich
                              hier anführen, daß trotz der Verengung dieser Oeffnung sie nach meinen Erfahrungen
                              noch Durchschnittfläche genug für das Einströmen der Dämpfe behalten.
                           Ich gebe jedem der Schieber besondere Druckfebern. Die des Wechselschiebers stützen
                              sich gegen die erhabenen Leisten desselben, die in ihrer Mitte eine mit ihr fest
                              verbundene, 1 Zoll lang hervorstehende väterliche Schraube enthalten, auf welche die
                              Federn mit ihrem Mittelloche geschoben und gut befestigt werden. Die Federn reiben
                              mit ihren beiden Schenkeln, an denen Rothgußplatten befestigt sind, gegen die Decke
                              der Schieberbüchse. Sie drücken den Schieber bei seinen Bewegungen vermittelst der
                              Leisten gegen die Grundplatte der Steuerungsbüchse an. Man sieht eine der Federn in
                              Fig. 3 und
                              16 bei
                              v von der Seite, in Fig. 4 bei v vor Ende.
                           Der Abschlußschieber hat nur eine einzige Feder, die quer über ihm liegt, und deren
                              Rücken auf dem Schieber reibt und ihn auf den Wechselschieber niederhält. Sie ist 1 1/2 Zoll breit, um
                              hinreichend Reibungsfläche für den Abschlußschieber darzubieten, und wird auf jeder
                              Seite mit einem entsprechenden Loche über die eben genannten väterlichen Schrauben
                              der Leisten geschoben, und durch vorgeschobene Muttern niedergehalten, je nachdem
                              man die Feder spannen und mit ihrem Rücken gegen den Abschlußschieber stemmen will.
                              Ueber jede der vorgeschrobenen Muttern wird noch eine zweite Mutter geschroben,
                              durch deren Anziehen die ersten Muttern in ihrer Stellung mehr befestigt, und bei
                              der Bewegung des Schiebers vor dem Lösen bewahrt werden.
                           Vielleicht mag manchem meiner Leser diese Anordnung besonderer Federn für den
                              Wechsel- und Abschlußschieber überflüssig scheinen, aus meiner Erfahrung weiß
                              ich aber, daß sie höchst nothwendig ist. Die erste Maschine mit einer solchen Edward'schen Schiebervorrichtung baute ich mit wenigen
                              Veränderungen an den Dimensionen der Dampföffnungen, Schiebercanäle und Schieber,
                              ganz in derjenigen Weise, wie ich sie abgebildet und beschrieben fand, mußte aber
                              bei der ersten Ingangsetzung derselben erfahren, daß der Abschlußschieber nie
                              richtig operirte. Er glitt ohne alle Haltung auf dem Wechselschieber hin und her,
                              folgte bald dessen Bewegungen, bald nicht, und ich konnte die Maschine gar nicht
                              regelmäßig in Gang setzen und erhalten. Ich sah nun ein, daß durchaus der
                              Abschlußschieber auf den Wechselschieber durch irgend eine Vorrichtung
                              niedergehalten, und zwischen beiden eine stärkere Reibung erzeugt werden müsse,
                              damit ersterer dem letztem in seinen Bewegungen zu folgen mehr gezwungen sey, und
                              hatte auch die Freude, durch die Anwendung der oben beschriebenen Feder radicale
                              Hülfe zu erhalten.Man hat diese Steuerung für Locomotiven verschiedene Male in Vorschlag
                                    gebracht und ausgeführt, sie aber wieder aufgegeben, wahrscheinlich weil sie
                                    ähnliche Mängel zeigte. Merkwürdig, daß man immer so vorschnell im Verwerfen
                                    ist, ohne den Ursachen des Mißlingens gehörig nachzuspüren. Nach meiner
                                    Ueberzeugung ist diese Steuerung eine der besten für eine variable
                                    Expansion, wenigstens besser wie die Meier'sche
                                    in Frankreich patentirte, die nicht einmal neu ist, da Maudsley in London, bei dem ich sie im Jahre 1825 selbst in
                                    Wirksamkeit gesehen habe, dieselbe schon lange bei Niederdruckmaschinen
                                    anwandte. (Man vergleiche hier Pattington
                                    's Account of the Steam Engine, plate VI.) Daß
                                    sie indessen wegen der rapiden Bewegung der Steuerungsorgane bei den
                                    Locomotiven einige Modificationen nöthig mache, will ich nicht
                                    abläugnen.Wenn ich einmal überzeugt bin, daß eine Construction, die bloß auf
                                    mechanischen Principien wie diese fußt, richtig sey, so bin ich für meinen
                                    Theil weit entfernt, sie gleich als Fehlgriff zu behandeln, wenn sie nicht
                                    beim ersten Versuche so günstige Resultate gibt als ich berechnete. Oft
                                    liegt die Schuld an einer unbedeutenden Kleinigkeit Dieser muß nachgespürt
                                    werden, bis sie gefunden ist. Wie manche wichtige Erfindung der neuesten
                                    Zeit ist schon vor vielen Jahren als mißlungen angesehen und verworfen
                                    worden, weil man kleine Hindernisse des Gelingens damals nicht aus dem Wege
                                    räumte, gleich den Muth sinken ließ, oder auch zu träge war der Sache
                                    ordentlich auf den Grund zukommen. Nicht der sechste Theil meiner
                                    Erfindungen wäre zu Stande gekommen, wenn ich immer so bald den Muth
                                    verloren hätte. Will man denn diese unvollkommene Welt zu einem Utopien
                                    machen, wo die gebratenen Tauben ihren Speisern von selbst in den Mund
                                    fliegen? Wie oft hat alles um mich her, haben alle meine Freunde, haben
                                    selbst Sachverständige die weitere Verfolgung meiner Idee, eines Planes,
                                    eine Thorheit, ihr Gelingen eine Unmöglichkeit gescholten, wo ich glücklich
                                    über alle Hindernisse und Schwierigkeiten siegte, immer meine Berechnungen,
                                    meine Ueberzeugung fest im Auge behaltend, und die Hindernisse und
                                    Schwierigkeiten für das nehmend, was sie sind, neckende Kobolde,
                                    Plagegeister, geschaffen, die Geduld zu prüfen und zu ermüden. Was ist auch
                                    die Durchführung einer Erfindung ohne diese? Ein glücklicher Fund, ohne
                                    Verdienst. Die Kämpfe, der nie zu beugende Muth, der nie ruhende Eifer, die
                                    feste nie zu ermüdende Beharrlichkeit, die sichere Haltung, die nie wankende
                                    einmal durch sichere Berechnung gewonnene Ueberzeugung, die nimmer
                                    verrauchende Begeisterung für eine Idee, der schöne heilige Glaube, die nie
                                    zu brechende Hoffnung, so sie zeigen den Erfinder in seiner Größe und Kraft.
                                    So ein Erfinder läßt die Todten, die längst begraben wurden, durch seinen
                                    schaffenden Geist verklärt aus dem Grabe der Vergessenheit, der Vernichtung
                                    hervorgehen, zieht den Phönix aus der Asche. Aber darum können
                                    Alltagsmenschen, wenn sie gleich zu Vielem taugen, keine Erfinder seyn.
                              
                           
                           Wie unangenehm mir erst auch die durch diese Abhülfe entstandene Zögerung bei der
                              Ingangsetzung der Maschine war, so wurde sie doch wieder Ursache, nicht allein meine
                              Beobachtungsgabe und meinen Scharfsinn zu prüfen, sondern auch, was viel mehr Werth
                              hatte, jene neuen, alle bisher an Bedeutung weit hinter sich lassenden Erfahrungen
                              über die Vortrefflichkeit und großen Vortheile des Expansionsprincips bei
                              Hochdruckmaschinen zu machen.
                           Ich habe in Fig.
                                 5, 6, 7
                              und 8 Tab. VI
                              die Steuerungsbüchse in verschiedenen Ansichten von oben, und zwar geöffnet
                              dargestellt, und man sieht in den verschiedenen Figuren die Oeffnungen in der
                              Grundplatte derselben, die Schieber und die zu ihnen gehörigen Federn. Fig. 5 stellt
                              die Büchse nach Hinwegnahme sämmtlicher Schieber dar. Man bemerkt auf dem Grunde
                              derselben die Grundplatte mit drei länglich viereckigen Oeffnungen a, b und c, deren mittlere
                              breitere c die Exhaustionsöffnung ist. Sie steht durch
                              einen punktirt angegebenen Canal mit dem vordern Schwingzapfen e in Verbindung. Durch die runde Oeffnung d gelangen die Dämpfe in die Büchse. Sie communicirt mit
                              dem hintern Schwingzapfencanal f. In Fig. 6 erscheint der
                              Wechselschieber auf der Grundplatte mit seinen beiden erhabenen Leisten g und h, in Fig. 7 mit dem
                              Abschlußschieber n in seiner Stellung über demselben und
                              dessen Druckfeder o. Fig. 8 stellt ihn mit
                              seinen beiden Druckfedern i und k, den Abschlußschieber n mit seiner quer
                              liegenden Druckfeder o dar. Der Abschlußschieber steht
                              so, daß er die Oeffnungen l und m des Wechselschiebers frei läßt, befindet sich also im Mittel seines Zuges. p und q sind die kleinen
                              Muttern, die o auf die beiden Leisten g und h des Wechselschiebers
                              niederhalten.
                           An den Abschlußschieber sind zwei Knaggen angegossen, von denen an jedem seiner Enden
                              einer und zwar quer über seiner obern Fläche aufgestellt ist. An diesen Knaggen wird
                              derselbe in den nöthigen Zeitmomenten über die in die Canäle p und q führenden obern Oeffnungen gerückt, um
                              diese zu verschließen, wenn der Dampf auf eine gewisse Strecke des Kolbenhubes vom
                              Cylinder abgeschlossen werden soll. Die Füllungen des Cylinders mit Dampf hängen
                              nämlich ihrem Grade nach davon ab, wie bald bei der Bewegung des Wechselschiebers
                              vor dem Ende seines Zuges auf beiden Seiten die Knaggen des mit dem Wechselschieber
                              sich fortbewegenden Abschlußschiebers ergriffen werden, und den Schieber über die
                              Oeffnungen rücken. In Fig. 13, 14 und 15 sieht man den
                              Abschlußschieber besonders, und zwar in Fig. 13 von oben ohne
                              seine Druckfeder, in Fig. 15 mit derselben,
                              und in Fig.
                                 14 von der Seite abgebildet. a und b sind in diesen Figuren die Knaggen.
                           Dieses zeitgemäße und in verschiedenen Graden auszuführende Rücken des
                              Abschlußschiebers geschieht nun durch folgenden sinnreichen Apparat, auf den, wenn
                              ich nicht irre, Cavé in Frankreich ein Patent
                              erhalten hat.
                           Man denke sich das Centrum des Deckels der Steuerungsbüchse durchbohrt, und eine
                              cylindrische Stange durch denselben nach außen gehend, die oben auf demselben
                              dampfdicht durch eine Stopfbüchse reicht. Diese Stange hat unten einen cylindrischen
                              stärkern Ansatz von größerm Durchmesser, der von unten in den Deckel eingesenkt ist,
                              und theils dazu dient, ein Herausschieben der Stange durch die Dämpfe zu verhüten,
                              theils angeordnet ist, um die Stange gegen den Druck nach den Seiten durch eine
                              breiter anliegende Fläche zu unterstützen. Diese Stange trägt nämlich ganz unten,
                              noch unter jenem Ansatze, den Rücker, gegen den die Knaggen des Abschlußschiebers
                              stoßen, wenn sie diesen Schieber bewegen, und der deßhalb bei jedem Anstoßen der
                              Knaggen eine Erschütterung und ein Drängen zur Seite erleiden muß.
                           Der Rücker reicht so tief hinunter, daß er zwischen die Knaggen tritt, und diesen die
                              rückenden Flächen ihrer ganzen Höhe nach darbietet. Er besteht aus einer Fortsetzung
                              jenes cylindrischen Ansatzes des Stiels oder der Stange, an die sich zwei Flügel
                              anschließen, welche die in Fig. 8, Tab. VI, bei r, r bezeichnete Form haben. Durch die an denselben
                              angebrachten nach und nach vom Centrum des Stiels sich entfernenden Curven treten die
                              Angriffspunkte für das Rücken der Knaggen immer mehr von diesem Centrum ab, wenn die
                              Vorrichtung links umgedreht wird. Je mehr diese Angriffspunkte sich aber vom Centrum
                              entfernen, desto eher stoßen die Knaggen bei der Hin- und Herbewegung des
                              Abschlußschiebers gegen dieselben, je eher also werden die Oeffnungen geschlossen.
                              Sind die Flügel so gestellt, daß sie mit den Knaggenflächen parallel stehen, so
                              wirken sie gar nicht auf die Knaggen ein, sondern diese stoßen höchstens gegen den
                              cylindrischen Ansatz, und, ist die Berechnung richtig gemacht, so wird das Rücken in
                              diesem Fall entweder gar nicht, oder doch so spät geschehen, daß die Dampföffnungen
                              im Wechselschieber gar nicht geschlossen werden, folglich die Maschine mit ganzer
                              Cylinderfüllung arbeitet. Diese Stellung der Flügel bildet das eine Extrem, ihre
                              rechtwinkelige Stellung gegen die Knaggen das andere. Dieses letzte Extrem muß so
                              berechnet werden, daß es 1/6 Füllung des Cylinders mit Dampf gibt, d.h. die Flügel
                              müssen die Knaggen und diese die Schieber schon über die Oeffnung rücken, wenn der
                              Kolben 1/6 seines Laufes vollendet hat. Zwischen diesem Extrem in der Flügelstellung
                              und dem ersten sind eine Menge Stellungen möglich, die alle verschiedene Füllungen
                              des Cylinders mit Dampf, aber immer innerhalb der beiden aufgestellten Gränzen
                              geben. Es wird meinen Kunstgenossen nicht schwer werden, nach diesen Andeutungen
                              richtige Maaßregeln beim Bau einer solchen Abschlußsteuerung zu treffen. Die
                              Berechnung ist nicht schwierig, und die Construction und die Dimensionen der Flügel
                              sind sehr leicht angeordnet, wenn man nur mit einigem Nachdenken verfährt. Die
                              Curven an meinen Flügeln sind Kreisbogen, aus den Punkten a und b
                              Fig. 10 Tab.
                              VI geschlagen. Beide Punkte werden sich immer leicht finden lassen, um den Flügeln
                              jeder Größe die richtige Form der Curven zu geben.
                           In der eben genannten Figur habe ich den cylindrischen Ansatz mit beiden Flügeln
                              einer Maschine von zehn Pferdekräften in natürlicher Größe vorgestellt. Die geraden
                              Linien cd und ef
                              liegen radial, und sind a und b die vorhin erwähnten Punkte, aus denen die Curven mit dem Zirkel
                              geschlagen sind. Bei der Construction dieser Flügel ist vor allem dahin zu sehen,
                              die Curven so zu zeichnen, daß wenn zwei Linien in der Weise, wie in der Figur die
                              punktirten gh und ik gezogen sind, diese Linien bei l und m den cylindrischen Ansatz berühren, während das letzte
                              Element der Curve bei c und f dieselben Linien trifft. Es ist nämlich durchaus erforderlich, daß die
                              Curven diese Gränzen nicht überschreiten, weil sonst eine Annäherung der Knaggen an
                              den cylindrischen
                              Ansatz unmöglich wird, und die Wirkung der Flügel auf die Knaggen, die hier durch
                              die punktirten Linien in ihrem Zusammentreffen mit dem cylindrischen Ansatz
                              vorgestellt sind, sonst in engere Gränzen zusammengezogen wird.
                           Noch habe ich zu bemerken, daß die Flügel von Stahl, wenigstens die Curven derselben,
                              als die Anschlagsflächen, mit Stahl belegt und gut gehärtet seyn müssen, damit sie
                              sich nicht zu bald abnutzen. Auch an die Knaggen des Abschlußschiebers sind
                              glasharte Stahlplatten anzuschrauben. Um hier einigermaßen ein Adjustiren anwenden
                              zu können, lege ich gewöhnlich einige dünne Weißblechplatten zwischen die
                              Stahlplatten und die gußeisernen Knaggen. Das Herausnehmen oder Hinzufügen solcher
                              Blechplatten zu den schon bestehenden gibt denn ein gutes Mittel ab, die
                              Anschlagmomente einigermaßen zu verändern und die Wirkung des ganzen Mechanismus zu
                              berichtigen. In Fig. 13, 14 und 15 Tab. VI sieht man diese Stahlplatten an den Knaggen sehr deutlich
                              abgebildet.
                           Um nun die Rückerstange mit den Flügeln drehen und diesen jede beliebige Stellung
                              geben zu können, dient ein Rad Fig. 3 und 4, x, welches außerhalb der auf den Deckel der Steuerungsbüchse befindlichen
                              und zu ihr gehörigen Stopfbüchse, auf die Stange aufgezogen ist. In die Peripherie
                              desselben ist bei jeder Hauptstellung der Flügel, z.B. bei solcher, wo sie 1/6, 1/5,
                              1/4, 1/3 und halbe und ganze Füllung des Cylinders mit Dampf bewirken, eine Kerbe
                              gefeilt, in welche man einen aufrechtstehenden, auf die Steuerungsbüchse
                              aufgeschrobenen, sich federnden Hebel l, w einschnappen
                              läßt, um das Rad und die ganze Vorrichtung in dieser Stellung zu fixiren. Das Rad
                              sowohl als dieser Hebel haben an ihrer äußern Peripherie eingeschrobene oder
                              eingenietete Handgriffe mit hölzerner polirter Bekleidung, um sie daran handhaben zu
                              können, ohne sich daran zu verbrennen; denn an beide theilt sich die Hitze der
                              Steuerungsbüchse mit.
                           Die verschiedenen oben berührten Hauptstellungen findet man sehr leicht durch
                              Berechnung oder auch durch unmittelbare Versuche, und merkt sie bei den Kerben auf
                              dem Rade mit 1/6, 1/5, 1/4 und so weiter.
                           Will man eine variable Expansion durch diese Steuerung bewirken, so braucht man nur
                              statt des Rades einen Hebel auf die Rückerstange zu befestigen und diese auf irgend
                              eine Weise mit dem Gouverneur in Verbindung zu setzen. Dieß dürfte jedoch bei den
                              Schwingungen der Steuerungsbüchse mit einigen Schwierigkeiten verbunden seyn, und
                              sich nur mehr bei feststehenden Cylindern und Steuerungen anwenden lassen. Ich
                              wiederhole hier aber diejenige Ansicht von der variablen Expansion, die ich in meinem Hauptwerke gegeben
                              habe. Die dazu dienenden Mechanismen sind künstlich und complicirt, und bewirken in
                              der Art der Meier'schen oder vielmehr Maudsley'schen ausgeführt, ein unangenehmes Geklapper.
                              Die Schnecke am Gouverneur bietet der daran reibenden und durch eine Stange die
                              Bewegung auf das Abschlußventil fortpflanzenden Rolle bei ihrem Angriffe und
                              Abgleiten immer eine schiefe Fläche dar, weßhalb die Rolle in diesen Momenten nur in
                              Einem Punkte aussetzt und so eine große Abnutzung an der Schnecke und sich selbst
                              herbeiführt. Zudem vermehrt eine variable Expansion die Stöße in der Maschine, die
                              schon jede Expansion in ihrem Gefolge hat, in denjenigen Momenten auf eine
                              schädliche Weise, wo gerade eine geringere Kraft der Maschine erzielt wird, und ihr
                              Gang gemäßigt werden soll, zumal bei größerem Abschluß der Dämpfe ihre Spannung im
                              Kessel steigt, und dadurch der erste Moment ihrer Wirkung auf den Kolben unangenehm
                              verstärkt wird; und dieß alles um eines Zweckes willen, dessen wirkliche praktische
                              Vortheile noch problematisch sind. Ich spreche hier noch einmal meine Ueberzeugung
                              aus, daß ich von der Mäßigung der Kraft und der Geschwindigkeit der Maschine durch
                              die Drosselklappe mir eben so viel Wirkung verspreche, daß wenigstens der Vortheil
                              in keinem Verhältnisse zu den Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten stehe, die jede
                              variable Expansion herbeiführt, und daß es aus diesem Grunde kaum der Mühe lohne, an
                              die Vervollkommnung des Mechanismus für die variable Expansion viele Zeit und Mühe
                              zu verwenden. Will man sie durchaus aber einmal angewandt wissen, nun dann, dünkt
                              mich, ist gerade die Meier'sche am wenigsten zweckmäßig
                              zu nennen, dann hat die Maudsley'sche hinsichtlich der
                              Fortpflanzung der Abschlußbewegung der Schnecke auf das Ventil entschiedene Vorzüge,
                              vorzüglich wenn der gegen die Schnecke reibende Hebel mit Holz vor Hirn bekleidet
                              würde – eine Einrichtung, die in jeder Hinsicht dauerhafter als die
                              Frictionsrolle ist, keinen solchen Lärm macht wie diese, und sanfter und weniger
                              stoßend ihre Function verrichtet. Ein solcher Hebel weicht auch, was wohl zu
                              berücksichtigen ist, in einer Richtung, die der Richtung der einwirkenden Kraft
                              entspricht, es entsteht also kein schädliches Drängen, wie bei der Meier'schen, bei der die Stange, welche die Bewegung der
                              Rolle auf das Ventil fortpflanzt, immer mit großer Gewalt gegen die Führung gedrückt
                              wird, und durch die entstehende große Reibung einen nicht unbedeutenden Theil der
                              Kraft zerstört, zu geschweigen, daß die Abnutzung der Führung dadurch sehr
                              beschleunigt wird.
                           
                           Die Edward'sche Abschlußsteuerung hat keine aller dieser
                              Schattenseiten. Der Angriff der Knaggen gegen die Flügel findet erst gegen Ende der
                              Wechselschieber-Bewegung statt, wo diese nach und nach immer mehr von ihrer
                              Geschwindigkeit verliert. Dieser ist daher sanfter als in meiner frühern in meinem
                              Hauptwerke beschriebenen Abschlußvorrichtung, wo der Angriff stets im todten Punkte
                              der Kurbel, also gerade in dem Momente geschieht, wo das den Wechselschieber
                              bewegende Excentricum diesem Schieber das Maximum in der Geschwindigkeit seiner
                              Bewegung mittheilt. Deßhalb hört man bei der meinigen während des Uebergangs der
                              Kurbel über die todten Punkte immer ein Klappen, welches bei der Edward'schen Steuerung kaum hörbar ist, ein Umstand, der
                              auf den sanftern Angriff unwiderleglich hindeutet, und der bei den Locomotiven, wo
                              die Wechsel in der Kolbenbewegung eine so rapide Geschwindigkeit haben, von
                              unberechenbarem Gewichte ist. Eine Edward'sche
                              Abschlußsteuerung halte ich ohne Bedenken bei einer Locomotive für statthaft,
                              während mir die meinige aus den eben angeführten Gründen dazu nicht geeignet
                              scheint. Bei Anwendung der Edward'schen würde ich aber
                              zugleich die Gestalt der Oeffnungen in der Grundplatte der Steuerungsbüchse so
                              einrichten, daß ich mit dem möglich kleinsten Schieberzuge auskäme, wodurch
                              natürlich die Geschwindigkeit der Bewegung des Schiebers vermindert und der Angriff
                              der Knaggen an die Flügel sanfter gemacht würde.Auch müßte diejenige Feder, die den Abschlußschieber auf den Wechselschieber
                                    niederhält, hier besonders stark seyn.
                              
                           Die Drehung der Flügel durch den Gouverneur vermittelst des vorerwähnten Hebels statt
                              des Rades, wird bei stationären Maschinen durchaus keinen Schwierigkeiten
                              unterliegen. Die Reibung der Rückstange an ihrer Stopfbüchse ist nicht bedeutend,
                              und von einem gewöhnlichen Gouverneur sehr wohl zu beschicken, vorzüglich wenn
                              dieser nicht zu klein eingerichtet und mit gehörig schweren Kugeln versehen wird.
                              Ueberhaupt sollte man, so bin ich jetzt überzeugt, die Gouverneure nie zu klein
                              machen. Je größer sie sind, und je schwerer ihre Kugeln genommen werden, desto
                              kräftiger wirken sie auf die zu regulirenden Organe und achten kleiner Hindernisse,
                              z.B. ungewöhnliche Reibungen der Regulirstiele in ihrer Stopfbüchse nicht. Auch ist
                              nicht zu verkennen, daß man bei größeren Gouverneuren die Bewegungshebel der
                              Drosselklappen im Verhältniß zur Größe des Zuges mehr verkürzen kann, wodurch die
                              Regulirung viel empfindlicher, und kleinern Abnormitäten in der Geschwindigkeit der Maschine, die
                              sonst weniger bemerkbar vorübergingen, genauer abgeholfen wird.Ich habe mich schon einmal in meiner in diesem Journale enthaltenen
                                    Abhandlung über Dampfkornmühlen über diesen Gegenstand ausgesprochen. Siehe
                                    polytechn. Journal Bd. CVIII S.
                                       169.
                              
                           Ich kehre nun zu der Steuerungsbüchse zurück, um noch über die Führung des
                              Wechselschiebers in derselben zu sprechen. In den länglich viereckigen
                              Steuerungsbüchsen meiner frühern Maschinen war eine solche Führung des Schiebers
                              durch die Seitenwände der Büchse von selbst gegeben; diese fehlt aber bei der
                              jetzigen runden Gestalt der Büchse. Ich ersetzte sie durch zwei Kreissegmente, die
                              ich auf die Grundplatte der Steuerungsbüchse zu beiden Seiten als Führer
                              aufschraube, und zwar von solcher Höhe, daß diese Höhe jener des Schiebers und des
                              ihn bewegenden Rahmens zusammengenommen gleichkomme. Die Dampfeinströmungsöffnung
                              Fig. 5,
                              d setzt sich durch das Segment der betheiligten
                              Seite in der Weise fort, daß sie dieses durchbohrt. Man sieht in Fig. 5, 6, 7 und 8 bei s, s die beiden Segmente von oben angesehen, und in Fig. 4 bei y im perpendiculären Querdurchschnitte. Sie sind in
                              allen Figuren der mehreren Deutlichkeit wegen hell schraffirt vorgestellt.
                           Der Rahmen für den Wechselschieber, sein Bewegungsstiel und dessen Stopfbüchse sind
                              ganz so, wie ich sie in meinem Hauptwerk beschrieben habe, eingerichtet, nur daß am
                              Rahmen die oben angeschrobene Platte mit ihren Knaggen zum Rücken des
                              Abschlußschiebers fehlt.
                           Um nun beim Scheiden von dieser interessanten Steuerung noch alle Vorgänge, die
                              während eines Umlaufes der großen Kurbel der Dampfmaschine an den verschiedenen
                              Organen derselben stattfinden, nach der Reihe überblicken zu können, habe ich die
                              Steuerung, so wie im Hauptwerke in acht verschiedenen Stellungen mit jedesmaliger
                              Beimerkung des Standes der Kurbel auf Tab. VI, Fig. 18 abgebildet. Man
                              wird in allen verschiedenen Nummern die verschiedenen Haupttheile derselben sogleich
                              erkennen. Nebendinge habe ich natürlich weggelassen.
                           Gehe ich nun zuerst zur Betrachtung von Nr. 1, so sehen wir hier die Kurbel im todten
                              Punkte, und zwar in ihrer untern Stellung. Der Wechselschieber a steht in der Mitte der von ihm zu durchlaufenden Bahn
                              und deckt alle Oeffnungen in der Grundplatte. Der Abschlußschieber b ist rechts über die unter den Kolben des
                              Dampfcylinders führende
                              Oeffnung hinübergeschoben, denn da die Maschine nach der Richtung des Pfeiles
                              umläuft, so war der Abschluß zuletzt auf dieser Seite geschehen. Rückt nun die
                              Kurbel in die in Nr. 2 bezeichnete Stellung, so hat der Wechselschieber schon einen
                              Theil seines Weges nach rechts zurückgelegt. Die halbrunde Aushöhlung des
                              Wechselschiebers hat die Verbindung zwischen der Exhaustionsöffnung c und der rechten Dampföffnung e hergestellt, während der linke Dampfcanal des Wechselschiebers vor die
                              linke Dampföffnung d der Grundplatte getreten ist. Der
                              linke Knaggen des Abschlußschiebers berührt noch nicht den Flügel dieser Seite. Geht
                              nun die Kurbel weiter in die Stellung Nr. 3 über, so hat der Wechselschieber um den
                              dritten Theil der Breite von c die Oeffnungen c und e überschritten und
                              ist an die Gränze seiner Bewegung nach rechts gekommen. Der linke Knaggen des
                              Abschlußschiebers hat aber bereits den Flügel seiner Seite berührt, und dieser hat
                              den Abschlußschieber über die rechte obere Oeffnung des Dampfcanals im
                              Wechselschieber geschoben. Tritt ferner die große Kurbel in die Stellung Nr. 4, so
                              hat der Wechselschieber seinen Rückweg wieder angetreten, der linke Knaggen des
                              Abschlußschiebers hat den Flügel des Rückers wieder verlassen, und dieser
                              Abschlußschieber bleibt auf dem Wechselschieber so lange fixirt, hält also die
                              Oeffnung des linken Canals des Wechselschiebers so lange geschlossen, bis der rechte
                              Knaggen wieder an den linken Flügel des Rückers stößt, und den Abschlußschieber in
                              der entgegengesetzten Richtung in Bewegung setzt. Beim weitern Fortgehen tritt
                              endlich die Kurbel in die Stellung Nr. 5 und zwar oben in den todten Punkt ein, der
                              Wechselschieber nimmt die in Nr. 1 bezeichnete Stellung wieder ein, während jetzt
                              der Abschlußschieber die linke in den Canal d führende
                              Oeffnung geschlossen hält. Tritt endlich die Kurbel in die Stellung Nr. 6, so geht
                              der Wechselschieber auf die linke Seite über, seine halbrunde Höhlung verbindet d und c, und sein rechter
                              Dampfcanal tritt vor e. In der Stellung Nr. 7 ist der
                              Wechselschieber auch auf dieser Seite an der Gränze seiner Bewegung angekommen, der
                              rechte Knaggen des Abschlußschiebers hat bereits den Rücker berührt und dieser den
                              Schieber über die Oeffnung des rechten Dampfcanals des Wechselschiebers
                              herübergeschoben. In Nr. 8 erfolgen nun alle Vorgänge wie in Nr. 4, nur auf der
                              entgegengesetzten Seite.
                           Es ist nach dieser Versinnlichung und Erklärung der acht Stellungen beider Schieber
                              bei den verschiedenen Ständen der Kurbel leicht einzusehen, daß die obern Oeffnungen
                              der Dampfcanäle des Wechselschiebers durch den Abschlußschieber früher gedeckt werden, wenn der
                              Rücker die Curven der Flügel mehr vom Centrum entfernt wirken läßt, denn dann treten
                              die Knaggen eher an diese heran, und der Abschluß geschieht also früher, wobei
                              zugleich der Weg, den der Schieber zur Deckung der Oeffnungen macht, größer
                              wird.
                           Damit der Abschlußschieber beim Ueberrücken über die obern Oeffnungen der Dampfcanäle
                              des Wechselschiebers, über welche er bei größern Füllungen des Cylinders nur wenig
                              hinweggeht, keinen Satz an die Fläche des Wechselschiebers außerhalb des äußern
                              Randes der Oeffnungen schleife, wird es rathsam seyn, diese nur schmal, so zum
                              Beispiel die einer Maschine von zehn Pferdekräften nur 1/8 Zoll breit zu machen. Bei
                              solcher Vorsicht geht der Schieber beinahe bei allen verschiedenen Cylinderfüllungen
                              darüber weg.
                           Ist der Rücker so gestellt, daß die Knaggen die Flügel gar nicht mehr oder nur wenig
                              berühren, so bleibt an der Gränze der Wechselschieberbewegung der Abschlußschieber
                              soviel in seiner Bewegung zurück, daß er die Oeffnung nur zum Theil schließt. Diese
                              Einrichtung ist nöthig, damit man beim Anlassen der Maschine dem Cylinder ganze
                              Füllung zu geben vermöge. In meinem Hauptwerke habe ich die Gründe für diese
                              nothwendige Bedingung sattsam entwickelt.
                           An dieser Steuerung wird nun nicht allein eine besondere für sich bestehende Büchse
                              für den Abschlußschieber, sondern auch der in meinem Hauptwerke angegebene Schieber
                              für die Herstellung und Abschließung einer Communication zwischen beiden
                              Schieberbüchsen mit seinem Stiele, dessen Stopfbüchse und seinem Bewegungshebel
                              erspart. Gewiß eine Sache von Wichtigkeit. Vereinfachung hat doppelt Werth, wenn sie
                              so einflußreiche Organe einer Maschine, als die Steuerung bei einer Dampfmaschine
                              ist, von ihrer bisherigen künstlichen Construction befreit. Diese Steuerung hat nun
                              aber vollends noch neben dem Vortheil einer größern Einfachheit den, daß zugleich
                              die Füllung des Cylinders mit Dampf regulirt werden kann, was bei derjenigen meiner
                              frühern Normalmaschine unausführbar war.
                           Ich brauche wohl nicht darauf aufmerksam zu machen, daß der erste Erfinder dieser
                              Steuerung Edwards, also ein Engländer war, wenn gleich
                              mehrere andere Erfinder, vornehmlich Franzosen, nachher mitgewirkt haben sie zu
                              verbessern, und auf variable Expansion anzuwenden, namentlich Halette, Cavé und andere mehr. Das Lob, welches ich hier einem
                              Engländer zu reichlich gespendet habe, um der Gerechtigkeit zu genügen, wird
                              hoffentlich zur Beruhigung derer, die mein Hauptwerk wegen des darin enthaltenen
                              Tadels der Engländer auf die Seite warfen, dienen. Es soll jedoch keinesweges eine
                              captatio benevolentiae seyn. Das Lob kommt mir nicht
                              allein aus dem Kopfe, sondern auch aus dem Herzen, und ungern verwunde ich, wo ich
                              meine Rüge nicht vertheidigen und ihre Wahrheit und Gerechtigkeit nicht beweisen
                              kann. Der ungebührliche Stolz und Dünkel der Engländer verletzt uns Deutschen so
                              oft, wo wir es nicht verdienen. Dieses Inselvolk erhebt sich gerne ohne alle
                              Begründung über uns, wo wir dasselbe offenbar überragen. Ich bete den Britten nicht
                              nach, krieche nicht vor ihnen im Staube, aber nie werde ich ihnen auch Gerechtigkeit
                              versagen. Suum cuique.
                           Ich habe oben schon erwähnt, daß der Bewegungsmechanismus für diese Steuerung
                              derselbe ist, den ich bei meiner frühern Normalmaschine anwandte, daß ich jedoch die
                              Zapfen, um welche die Hebel schwingen, an die beiden Lager mit hölzernen Büchsen,
                              und zwar an die Deckel derselben anschraube. Damit selbige hier recht sicher und
                              unverrückbar stehen, müssen diese Deckel mit ihrem untern Vorsprunge sehr fleißig
                              zwischen die Seitenwände der Lager eingepaßt werden, so daß nach Anziehen der
                              Deckelschrauben auch nicht die geringste Bewegung an ihnen möglich ist. Trocknen die
                              hölzernen Büchsen ein oder nützen sich endlich ab, so lege man oben zwischen die
                              obern hölzernen Büchsen und den Vorsprung des Deckels Scheiben von Weißblech in dem
                              Maaße, daß der Zapfen, worauf die Hebel des Bewegungsmechanismus für die Steuerung
                              sich drehen, immer in möglichst gleicher Entfernung von der Achse der Schwingzapfen
                              des Cylinders bleiben, und so den Schiebern immer ein gleicher Zug erhalten werde.
                              Zur bessern Befestigung des Zapfens am Deckel der Schwingzapfenlager ist eine
                              Verstärkung und zwar auf dem Rücken desselben angegossen. Dieser Verstärkung wegen
                              sind die Schmierlöcher für die Lager nach einer oder der andern Seite hin zu
                              verlegen.
                           Um das Querhaupt des Bewegungsmechanismus für die Steuerung von dem Bewegungshebel
                              leicht abnehmen zu können, enthält dieser, wo er die Zapfen des Querhauptes umfaßt,
                              ein gewöhnliches kleines Lager mit Schrauben, wie man in Fig. 1 und 2 Tab. I bei r und Fig. 8 bei x
                              sieht.
                           Da die Zapfen für die Bewegung der Steuerung an die Lagerböcke angeschroben sind, so
                              erhalten sie sich leichter in ihrer wichtigen Stellung gegen die Steuerung, auch
                              braucht nun das Gestell für den Gouverneur nicht so massiv, stark und schwer
                              gegossen zu werden, als es an der frühern Normalmaschine wegen daran statthabender Befestigung der Stützen
                              für die Steuerung nöthig war. Jede Steuerung einer Hochdruckmaschine geht im
                              Verhältniß schwerer, als man nach der Größe der Schieberflächen vermuthen sollte,
                              deßhalb müssen aber auch die Punkte, von welchen aus diese Bewegung geschieht,
                              unverrückbar feststehen, nicht im mindesten dem Zittern unterliegen. Die Befestigung
                              der Stützen an der frühern Normalmaschine war keine solche zu nennen. Das Gestell
                              für den Gouverneur war dazu nicht stark und massiv genug, und seine Fixirung geschah
                              zu weit von dem Befestigungspunkte der Stützen entfernt, an der gußeisernen Haube
                              der Maschine, die sich leicht federt, und bei starken Stößen dröhnt, eine Art
                              Resonanz gibt. Deßhalb kommt es denn auch, daß die große und schöne Maschine der
                              hiesigen großherzoglichen Walkmühle und Tuchappretiranstalt beim Anschlag der
                              Knaggen an den Rücker des Abschlußschiebers immer eine Art dröhnenden Geräusches
                              hören läßt, welches bei einer sicheren Befestigung der Stützen vermieden wäre.
                              Dieses Geräusch ist dem vollkommen gleich, welches die Hemmung an einer großen
                              Thurmuhr verursacht, und was diese Maschine einer kollossalen Tischuhr noch
                              ähnlicher als ihre sonstige Form und ihr pendulirender Cylinder macht. Bei
                              Maschinen, wo der Steuerungsmechanismus von einem stark fixirten Punkte aus in
                              Bewegung gesetzt wird, hört man dagegen nur ein dumpfes Klappen, welches weder stark
                              noch unangenehm ist.
                           
                              
                                 (Der Beschluß folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
