| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. , S. 234 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Lechatellier's Gegengewichte an
                              Locomotive-Treibrädern.
                           Der Maschinenmeister der holsteinischen Bahnen Hr. Nollau, welcher die Ausgleichung der Störungen
                              im regelmäßigen Gang der Locomotiven vermittelst anzubringender Gegengewichte schon
                              vor Hrn. Lechatellier
                              gründlich behandelte und durch ganz ähnliche Versuche zu denselben Resultaten
                              gelangt war (Eisenbahnzeitung 1848 Nro. 40 und 1849 Nro. 3), berichtigt zwei
                              Bemerkungen in dem Auszug von Lechatelliers Abhandlung,
                              welcher aus der Eisenbahnzeitung 1849 Nro. 22 im polytechn. Journal Bd. CXII S. 409 mitgetheilt wurde.
                           1) Im Eingange ist auf S. 410 gesagt: „Die Kurbelstange, die Kolbenstange,
                                 der Kolben und die sie verbindende Schale erleiden durch
                                    die bei jedem halben Umschwung eintretende Dampfmenge einen Gegenstoß,
                                 und äußern in Folge desselben auf die Treibachsenlager Wirkungen, welche in
                                 Verbindung mit der Bewegung der Treibachse selbst einerseits eine stampfende
                                 Erschütterung nach vor- und rückwärts, andererseits eine schlängelnde
                                 Seitenbewegung hervorbringen.“
                              
                           Dieser Satz verstößt gegen das Grundprincip der ganzen Sache, denn der Gegenstoß des
                              Dampfes auf den Kolben kann bei der Steifigkeit der Achse und des Rahmens gar keine
                              stampfende oder schlängelnde Bewegung der Maschine hervorbringen, weil der Druck auf
                              die Treibachse immer durch den gleich großen Gegendruck auf die Cylinderdeckel
                              aufgehoben wird, auch könnte diese Ursache nicht durch Gegengewichte ausgeglichen
                              werden. Der Druck, der durch das Trägheitsmoment des Kolbens
                                 etc. auf die Maschine ausgeübt wird, während die Kurbel den todten Punkt
                                 passirt, ist es, welcher obige Bewegung erzeugt.
                           
                           2) Auf Seite 411 heißt es: „Die schlängelnde Bewegung kommt hinsichtlich
                                 ihres Kraftmaaßes der stampfenden gleich. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 76
                                 (nicht 16) Kilometern in der Stunde drückt sie die Locomotive mit einer Kraft
                                 von 6000 Kilogrammen 8mal in der Secunde abwechselnd bald gegen den einen, bald
                                 gegen den andern Schienenstrang“
                              
                           Diese Behauptung ist ebenfalls unrichtig, denn es hängt ganz von der Räderstellung
                              und der Entfernung der Cylinder von der Mittellinie der Maschine ab, wie groß der
                              seitliche Druck ist, den die Radflanschen auf die Schienen ausüben. Bei den
                              gewöhnlichen Constructionen wird er weit geringer seyn, als der Druck der die
                              Maschine in der Richtung der Bahnachse abwechselnd vor- und rückwärts stößt,
                              und allenfalls bei einer vierräderigen Maschine mit außenliegenden Cylindern könnte
                              es vorkommen, daß, wie oben angegeben, die schlängelnde Bewegung der stampfenden
                              gleich wäre. Hätte obiger Satz allgemeine Gültigkeit, so müßte der seitliche Druck
                              dem Druck nach der Längenachse auch dann gleich seyn, wenn man sich z.B. leide
                              Cylinder in der Mittellinie der Maschine angebracht denkt, während es doch auf der
                              Hand liegt, daß hier ersterer Null wird, letzterer aber unverändert seine Größe
                              beibehält.
                           Da die übrigen Bemerkungen richtig sind, so gründen sich
                              beide Fehler wohl nur darauf, daß der Verfasser jenes Auszugs keine ganz klare Idee
                              von der Sache hatte und deßhalb beide Sätze nicht sinngetreu übertrug.
                           
                        
                           Cooper's
                              Glasdächer für Gewächshäuser.
                           Der Glasfabrikant William Cooper in Aberdeen hat das große
                              von dem Architekt Decimus Burton in London für den Herzog
                              von Devonshire zu Chatsworth erbaute Gewächshaus mit einem Glasdach von 70,000
                              Quadratfuß Oberfläche versehen. Anstatt hölzerner Rahmen wurden schmiedeiserne
                              verzinkte angewandt, als die besten und zugleich wohlfeilsten, denn sie brauchen
                              weder angestrichen zu werden, noch können sie schwinden. Kupferstangen von
                              hinreichender Stärke, um ein großes Gewicht Glas zu tragen (besonders während eines
                              Sturms, welcher erfahrungsgemäß mit einem Gewicht von 50 Pfd. auf den Quadratzoll
                              Oberfläche drückt), sind für Gewächshäuser zu theuer; das Kupfer eignet sich zu
                              diesem Zweck schon deßhalb nicht, weil jeder Wassertropfen, welcher Kupferoxyd
                              enthält, für die Pflanzen tödtlich ist. Früher wandte man Glasscheiben von 6 Zoll im
                              Quadrat an, welche an den Fugen gut zusammengekittet wurden, so daß sich in Folge
                              des verdichteten Dunstes Wassertropfen an denselben sammelten, welche beim
                              Herabfallen die Pflanzen beschädigten. Cooper nahm
                              Tafelglas von 30 bis 60 Zoll Länge und 6 bis 9 Zoll Breite, welches an dem
                              übergreifenden Ende in Form einer Ellipse geschnitten wurde; er ließ eine Oeffnung
                              von einem halben Zoll genau im Mittelpunkt der Ellipse und verkittete alle übrigen
                              Fugen auf gewöhnliche Weise; hiebei kann die von den Pflanzen ausgeathmete
                              überflüssige Kohlensäure leicht entweichen.
                           Die Luft im Gewächshaus wird mittelst Wasserbehältern und Heißwasser-Röhren
                              erwärmt, weil sich hiebei die künstliche Wärme der natürlichen am meisten nähert.
                              Anstatt der früheren Ventilirmethode durch Emporheben der Fensterrahmen, welches
                              gefährlich und umständlich, bisweilen auch für die Pflanzen nachtheilig ist, werden
                              gläserne Ventilatoren angewandt. (Practical Mechanic's
                                 Journal, Juni 1849.)
                           
                        
                           Verfahren die Säure aus dem schwefelsauren und phosphorsauren
                              Kalk zu isoliren; von Lewis Thompson.
                           Wenn man fein gepulverten Gyps in eine nicht sehr
                              concentrirte Auflösung von Kleesäure wirft, findet eine vollständige Zersetzung
                              statt und es bleibt in der Auflösung nur Schwefelsäure zurück. Auf diese Weise kann
                              man sich Schwefelsäure für analytische Untersuchungen bereiten, wozu dieselbe ganz
                              frei von einem Metallgehalt seyn muß.
                           Den phosphorsauren Kalk kann man auf ähnliche Weise zersetzen, um Phosphorsäure zu
                              erhalten: 5 Theile gebrannte und fein gepulverte Knochen,
                              mit 6 Theilen Kleesäure und 20 bis 30 Theilen Wasser geschüttelt, geben eine
                              Auflösung, welche nach dem Filtriren weder durch Kleesäure noch durch kohlensaures
                              Alkali mehr getrübt wird. Man dampft dann die Auflösung zur Trockne ab. Man kann in
                              diesem Falle wie im vorhergehenden ohne Nachtheil einen geringen Ueberschuß von
                              Kleesäure anwenden.
                           Da die im Handel vorkommende Kleesäure immer eine gewisse Menge zuckeriger und
                              anderer organischer Substanzen enthält, welche sich während des Abdampfens der
                              Schwefelsäure und Phosphorsäure verkohlen, so muß man die Kleesäure behufs ihrer
                              Anwendung zur Bereitung jener Säuren vorher durch Krystallisation reinigen. (Journal de Chimie médicale, Juli 1849, S.
                              382.)
                           
                        
                           Verfahrungsarten um die Verfälschung der Citronensäure mit
                              Weinsteinsäure zu erkennen; von Bouchardat.
                           Die häufig vorkommende Verfälschung der Citronensäure mit Weinsteinsäure ist leicht
                              zu erkennen:
                           1. Eine concentrirte Auflösung von Citronensäure hat keinen Einfluß auf das
                              polarisirte Licht, wohl aber unter gleichen Umständen eine concentrirte Auflösung
                              von Weinsteinsäure; wenn erstere mit letzterer gemischt ist, findet die Wirkung
                              statt und ist mittelst des Polarisationsapparats leicht nachzuweisen.
                           2. Zerstoßt man reine Citronensäure, so bemerkt man im Dunkeln kein elektrisches
                              Licht. Wenn sie mit Weinsteinsäure vermengt ist, so erkennt man dieß an dem Licht,
                              welches während der Stöße erzeugt wird, oder indem man die Stücke gegen einander
                              reibt.
                           3. Die Weinsteinsäure entwickelt bei ihrer Zersetzung durch die Hitze den Geruch des
                              braun geschmolzenen Zuckers, was mit der Citronensäure nie der Fall ist. (Journal de Chimie médicale, Juli 1849, S.
                              401.)
                           
                        
                           Verfälschung des Weinsteins.
                           Der gepulverte Weinstein war ungeachtet seines niedrigen Preises in der letzten Zeit
                              in England häufig mit Gyps verfälscht, von welchem er bis 8 1/2 Proc. enthielt. (Journal de Chimie médicale, Juli 1849, S.
                              402.)
                           
                        
                           Erkennung des Stearins im Wachs.
                           Das Wachs wird jetzt häufig mit Stearin verfälscht. Hr. Lebel hat ein einfaches und schnell ausführbares
                              Verfahren angegeben, um diesen Betrug zu erkennen. Es besteht darin, 1 Theil des
                              verdächtigen Wachses in 2 Theilen Oel zergehen zu lassen, mit seinem gleichen
                              Gewicht Wasser zu schütteln und dann einige Tropfen basisch essigsaures Blei
                              zuzusetzen. Die Mischung erlangt eine merkwürdige Festigkeit; es bildet sich nämlich
                              stearinsaures Blei. Diese Erscheinung ist besonders auffallend, wenn man einen
                              vergleichenden Versuch mit einem Cerat von reinem Wachs anstellt. Man soll auf diese
                              Weise 1/20 Stearin noch erkennen. (Journal de Chimie
                                 médicale, Juli 1849, S. 403.)
                           
                        
                           
                           Anwendung des irischen Torfs zur Gewinnung verschiedener
                              Producte.
                           Bei den Verhandlungen über die irische Armenunterstützungsbill im Hause der Gemeinen am 28 Julius d. J. kündigte Hr.
                              O'Gorman Mahon eine für
                              Irland wichtige Entdeckung an, worüber er zuerst folgenden Brief eines englischen
                              Chemikers vorlas:
                           
                              „Ich benachrichtige Sie, daß in Irland eine Entdeckung gemacht wurde,
                                 welche den Bodenwerth in diesem Lande in der Folge nicht unbedeutend steigern
                                 dürfte. Mittelst eines neuen Verfahrens den Torf zu destilliren, könnte man
                                 nämlich Millionen Acres von Torfgrund mit geringen Kosten zur Gewinnung von
                                 wesentlichem Oel, Naphthalin, Salmiak, Picamar, Pittakall, Kerzenmaterial
                                 (Paraffin?), Pech, Theer etc. verarbeiten. Durch Hrn. Owen erhielt ich vor einigen Monaten Proben
                                 dieser Producte und ich stehe nicht an, hiemit zu erklären, daß ich jene
                                 Entdeckung für eine der größten und nutzbringendsten unserer Zeit halte. John
                                 Waters, Med.
                                    Dr.“
                              
                           Der Redner bemerkte dann weiter über diese Entdeckung:
                           Prof. Pelouze in Paris, in
                              dessen Laboratorium Hr. Reece,
                              der Erfinder dieses Verfahrens, seine ersten Versuche anstellte und seine Methode
                              vervollkommnete, bezeugt daß dieselbe auf richtige wissenschaftliche Principien
                              gegründet ist und mit Leichtigkeit praktisch angewandt werden kann; in demselben
                              Sinne erklärten sich Professor v.
                                 Liebig, Dr. Hodges und andere ausgezeichnete Chemiker, welche über diesen Gegenstand
                              zu Rathe gezogen wurden.
                           In der letzten Zeit wurden Anstalten in Irland errichtet um durch Versuche in
                              hinreichend großem Maaßstab den praktischen Werth der Entdeckung ermitteln zu
                              können. Der Erfolg hat den gehegten Erwartungen vollkommen entsprochen. Es ergab
                              sich daß man aus dem irischen Torf ein festes Oel (Paraffin?) von ausgezeichneter
                              Qualität erzeugen kann, welches dem Wallrath gleichkommt; während der Wallrath 90
                              bis 95 Pfd. Sterl per Tonne (20 engl. Centner) kostet,
                              kann der wallrathähnliche Stoff aus Torf um 40 Pfd. Sterl. per Tonne gewonnen werden. Dieselbe Preisverminderung gilt für alle
                              anderen Producte in welche sich der Torf verwandeln läßt. (Der Redner legte nun eine
                              aus dem neuen Product gegossene Kerze vor, welche das Ansehen einer Wachskerze
                              hatte, und nach der Besichtigung von mehreren Mitgliedern des Hauses, angezündet
                              wurde; sie verbrannte wie eine Wachskerze mit sehr glänzendem Licht.)
                           Lord Ashley bemerkte dann, daß sein Freund Owen ein bedeutendes Capital aufgewendet habe, um in den
                              letzten zwölf Monaten in Irland nicht bloß Hunderte sondern Tausende von Tonnen
                              Torfs nach Reece's Verfahren
                              zu verarbeiten; seine großartigen Versuche ergaben folgendes Resultat:
                           100 Tonnen Torf, welche 8 Pfd. Sterl. kosten und die Verarbeitung derselben beiläufig
                              ebensoviel, lieferten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Werth.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Pfd. Sterl.
                                 Shill.
                                 Pence.
                                 
                              
                                 kohlensaures Ammoniak
                                 2602
                                 Pfund
                                 32
                                 10
                                 2
                                 
                              
                                 kohlensaures Natron
                                 2118
                                 Pfund
                                   8
                                 16
                                 6
                                 
                              
                                     Essigsäure
                                 600
                                 Pfund
                                   7
                                 10
                                 0
                                 
                              
                                 Naphtha (wesentliches Oel)
                                 30
                                 Gallons
                                   7
                                 10
                                 0
                                 
                              
                                 Material für Kerzen
                                 600
                                 Pfund
                                 17
                                 10
                                 0
                                 
                              
                                 Camphen
                                 600
                                 Pfund
                                   5
                                   0
                                 0
                                 
                              
                                 gemeines Oel
                                 800
                                 Pfund
                                   3
                                   6
                                 8
                                 
                              
                                     Gas
                                 –
                                   8
                                   0
                                 0
                                 
                              
                                     Asche
                                 –
                                   1
                                 13
                                 4
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 
                                 Pfd. Sterl.
                                 91
                                 16
                                 8
                                 
                              
                           Lord Ashley fügte bei, daß wenn einmal der Torf weggeräumt
                              ist, der darunter befindliche Boden sich über alle Erwartung fruchtbar erweist, weil
                              er mit Ammoniak ganz gesättigt ist; es würde folglich durch die Umwandlung des Torfs
                              in werthvolle Artikel nicht nur das Land bereichert werden, sondern auch der Boden
                              selbst hernach in
                              einem für die Cultur weit günstigeren Zustand seyn. (Times vom 28 Juli 1849.)
                           Die Gesammtfläche Irlands beträgt 20 Millionen Acres; die Gesammtfläche seiner
                              Torfmoore 2,830,000 Acres, also fast ein Siebentel der ganzen Insel; von diesen
                              Torfmooren kommen 1,576,000 Acres auf die Ebene und die übrigen 1,254,000 Acres auf
                              die Berge. Für Irland ist daher eine vortheilhafte Verwendung seines Reichthums an
                              porösem und elastischem Torf von der größten Wichtigkeit. Nach obigen Angaben
                              liefert 1 Cntr. irischen Torfs bei der Destillation nach der Methode von Reece (andere englische Journale schreiben Rhys) 1 3/10 Pfd. kohlensaures Ammoniak; von
                              Kerzenmaterial, Camphen und Essigsäure je 3/10 Pfd. 1 engl. Centner Torf kostet aber
                              in Irland nur 2 88/100 Kreutzer (24 fl. Fuß); so vortheilhaft daher die Destillation
                              des Torfs in Irland seyn muß, kann sie in Deutschland doch nur dann gewinnbringend
                              seyn, wenn sich zugleich die rückständige Kohle gut verwerthen läßt.
                           Δ
                           
                        
                           Preisaufgabe, den Torf betreffend.
                           Die königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin hat am 5 Jul. d. J. folgende
                              Preisaufgabe gestellt: „Eine Untersuchung des Torfs mit besonderer
                                 Rücksicht auf die Anwendung desselben und seiner Asche als Düngungsmittel. Sie
                                 verlangt eine chemische und anatomische Untersuchung einer gewöhnlichen
                                 Torfpflanze (Sphagnum acutifolium, obtusifolium) in
                                 frischem Zustande, in Torf umgeändert und in so vielen Zwischenzuständen als zur
                                 Aufklärung dieser Umänderung nöthig ist; die chemische Analyse muß sich sowohl
                                 auf die Zellwände und den Inhalt derselben, soweit dieß ausführbar ist, als auf
                                 die Asche beziehen. Kleine abgeschlossene Torfmoore, welche in der Nähe von
                                 Berlin häufig vorkommen, die in rascher Fortbildung sich befinden, hauptsächlich
                                 aus Sphagnum bestehen und deren Wasser gleichfalls untersucht werden müßte,
                                 sowie ein Hochmoor, wie z.B. das zwischen Oldenburg und Leer, würden die besten
                                 Materialien zu einer solchen Untersuchung liefern. Besonders verdient der Torf
                                 der Moore von Linum wegen seiner Güte und seines großen Verbrauchs
                                 berücksichtigt zu werden. Zugleich würde es der Akademie sehr wünschenswerth
                                 seyn, wenn auf ähnliche Weise wie vom Sphagnum die Untersuchung einer anderen,
                                 vom Sphagnum in der Zusammensetzung und im Bau wesentlich verschiedenen Pflanze,
                                 welche auf den Mooren wächst und deren Zersetzungsproducte gewöhnlich einen
                                 bedeutenden Theil des Torfs ausmachen, angestellt würde. Aus diesen
                                 Untersuchungen wird der Bewerber auf die Art wie der Torf und seine Asche, sowie
                                 die Asche der andern Pflanzenart, auch Haidearten, als Düngungsmittel angewendet
                                 werden können, Folgerungen machen und die bisherigen Erfahrungen beurtheilen,
                                 auch danach neue Versuche auf eine wissenschaftliche Weise anstellen
                                 können.“ Die ausschließende Frist für die Einsendung der
                              Beantwortungen dieser Ausgabe, welche nach der Wahl der Bewerber in deutscher,
                              lateinischer oder französischer Sprache abgefaßt seyn können, ist der erste März
                              1852. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem
                              Aeußern des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält zu
                              wiederholen. Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises von 100 Ducaten
                              geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius
                              desselben Jahres.
                           
                        
                           Ueber die Erschöpfung des Bodens an mineralischen
                              Bestandtheilen durch verschiedene Ernten.
                           Wenn eine Hektare Boden 20 Hektoliter Weizen und 3500 Kilogr. Stroh gibt (was
                              durchschnittlich bei einem guten Boden in Belgien der Fall ist), so entzieht diese
                              Ernte dem Boden beiläufig 20 Kilogr. Phosphorsäure; eine Gerstenernte von 30
                              Hektolitern Korn und 2500 Kilogr. Stroh per Hektare
                              entzieht dem Boden 25 Kilogr. Phosphorsäure; eine Haferernte von 35 Hektolitern Korn und 3800 Kilogr.
                              Stroh entzieht ihm 19 Kilogr.
                           Der Boden verliert also durch diese Ernten einen Bestandtheil, welchen man ihm
                              nothwendig wieder erstatten muß, wenn er nicht in kurzer Zeit zum Anbau von
                              Cerealien untauglich werden soll. Das Stroh kehrt nur zum Theil wieder in den Boden
                              zurück; ein Theil wird zur Nahrung des Viehs verwendet und geht so in die Substanz
                              der Schlachtthiere über, welche in den Städten verzehrt werden, die dem Land niemals
                              das Aequivalent ihrer Consumtion zurückgeben.
                           Das einfachste Mittel dem Boden die Phosphorsäure wieder zu erstatten, besteht darin
                              ihm von Zeit zu Zeit Knochenmehl zu geben, da die Knochen 25 Proc. Phosphorsäure
                              enthalten.
                           Die Ernten entziehen dem Boden auch stets eine bedeutende Quantität von anderen
                              Substanzen, besonders Kieselerde, Thonerde, Eisen und Bittererde; da die Ackererde
                              diese Bestandtheile aber immer in Ueberfluß enthält, so kommt dieser Verlust nicht
                              in Betracht.
                           Der Kalk, welchen die Ernten dem Boden in großer Menge entziehen, fehlt in gewissen
                              Bodenarten, welche daher durch das Düngen mit Kalkstein und Mergel sehr verbessert
                              werden.
                           Manche Ernten entziehen dem Boden sehr viel Kali, woran er gerade nicht immer reich
                              ist: eine Kartoffelernte von 200 Säcken à 100
                              Kilogr. per Hektare, die Blätter inbegriffen, entzieht
                              dem Boden 280 Kilogr. Kali und eine Steckrübenernte von 20,000 Kilogr. per Hektare, die Blätter inbegriffen, entzieht ihm 240
                              Kilogr. Kali. (Aus der Bibliothèque rurale durch
                              das Journal de Chimie médicale, Juli 1849, S.
                              405.)
                           
                        
                           Ueber die neuesten Versuche die in den Städten sich
                              ansammelnden menschlichen Excremente als Dünger für die Landwirthschaft verwendbar
                              zu machen; von Dr. Ayres.
                           Die in den Städten sich ansammelnden menschlichen Excremente werden in mehreren
                              Ländern schon seit langer Zeit als Dünger verwendet; in der Nähe von Lyon, Grenoble
                              etc. in Frankreich wendet man sie in dem Zustand an, wie man sie aus den Kloaken
                              schafft; in Flandern verdünnt man sie mit einer großen Menge Wasser und benutzt sie
                              als flüssigen Dünger; in China vermischt man sie mit getrocknetem Thon und bildet
                              daraus Kuchen. In der letzten Zeit hat man in Frankreich angefangen den Inhalt der
                              Kloaken mit gebranntem Flußschlamm zu vermengen, etwas schwefelsaures Eisenoxyd
                              zuzusetzen und die Mischung trocknen zu lassen. In England kamen drei Methoden in
                              Vorschlag um die menschlichen Excremente (flüssige und feste) in trocknen Zustand zu
                              versetzen:
                           1) Das französische Verfahren welches sich Hr. Brown in England patentiren ließ; es besteht
                              darin, die menschlichen Excremente durch Beimischen von Eisenchlorid (salzsaurem
                              Eisenoxyd) und holzsaurem Eisen geruchlos zu machen, dann mit gebranntem Flußschlamm
                              zu vermengen und durch Ausbreiten an der Luft trocknen zu lassen;
                           2) Higg's Verfahren: man
                              sammelt den Inhalt der Kloaken in großen Fässern oder Behältern, versetzt sie darin
                              mit gelöschtem Kalk, läßt die feste Materie sich absetzen, zieht dann das Wasser ab
                              und trocknet den festen Niederschlag in einem Dampfgehäuse; das hiebei entweichende
                              Ammoniak wird in hölzernen Kammern mit Salzsäure in Berührung gebracht und als
                              Salmiak verdichtet;
                           3) das Verfahren des Verfassers: es beruht auf der
                              Thatsache, daß alle gasförmigen und flüchtigen Producte der Fäulniß in die
                              gewöhnlichen Verbrennungsproducte verwandelt werden können, indem man sie mit
                              atmosphärischer Luft gemischt über eine glühende Fläche oder auch über oder durch
                              angezündetes Brennmaterial leitet. Hiebei verwandelt sich das Ammoniak in Stickstoff
                              und Wasser; der Schwefelwasserstoff in schweflige Säure und Wasser; der
                              Kohlenwasserstoff in Kohlensäure und Wasser; der Phosphorwasserstoff in
                              Phosphorsäure und Wasser; die den Gasen beigemengten flüchtigen organischen Materien
                              werden vollständig zerstört; bloß die Kohlensäure geht unverändert durch das Feuer.
                              Alle diese Gase, mit Ausnahme des Ammoniaks und der Kohlensäure, gibt die faulende
                              thierische Materie nur in geringer Menge aus. Man sieht also, daß alle flüchtigen
                              Producte der Fäulniß in die gewöhnlichen Verbrennungsproducte verwandelt werden
                              können, welche bekanntlich unschädlich sind; es genügt hiezu diese Gase und Dämpfe
                              durch ein Feuer zu leiten, um ihre vollständige Zersetzung und Zerstörung zu
                              bewirken. Der Verfasser empfiehlt übrigens die thierischen Excremente durch
                              künstliche Wärme, vorzugsweise mittelst Dampfröhren, auszutrocknen.
                           Verfahren in Manchester. Man bringt den Inhalt der
                              Kloaken an die Ufer des Canals, wo er in großen Behältern angesammelt wird; aus
                              denselben wird er mittelst eines Hebers in Barken geschafft, auf denen man ihn an
                              die Stellen hinführt, wo er angewandt werden soll. Man spritzt ihn auf die Felder
                              mittelst eines Schlauchs aus Cannevas; die dazu dienende Druckpumpe wird von der auf
                              dem Fahrzeug befindlichen Dampfmaschine bewegt und treibt den Dünger auf jeder Seite
                              des Canals etwa eine halbe engl. Meile weit.
                           Diese Art die Felder zu düngen, nämlich mit den flüssigen Excrementen (nach Umständen
                              mit ihrem drei- bis sechsfachen Gewicht Wasser verdünnt), halten
                              ausgezeichnete Oekonomen für die wohlfeilste und wirksamste Methode; sie weichen
                              daher auch den trockenen Dünger behufs seiner Anwendung in Wasser auf. Der Dünger
                              welcher auf angegebene Weise in flüssiger Form verbreitet wurde, verschwindet von
                              der Oberfläche der Felder in beiläufig drei Stunden und das Vieh kann das Gras am
                              folgenden Tage fressen. (Practical Mechanic's Journal
                              und Civil Engineers Journal, Juni 1849.)
                           Um den Werth des Inhalts der städtischen Kloaken als Dünger für die Landwirthschaft
                              beurtheilen zu können, braucht man nur zu wissen daß nach Berzelius die festen menschlichen Excremente frisch 3/4 ihres Gewichts
                              Wasser enthalten, ferner im Minimum 1 1/2, im Maximum 5 Procent Stickstoff; und daß
                              100 Theile trockner Excremente 15 Theile Asche geben, deren Hauptbestandtheile 10
                              Theile phosphorsauren Kalks und Bittererde sind. 100 Theile Menschenharn sind in
                              Beziehung auf den Stickstoffgehalt ein Aequivalent für 1300 Theile frischer
                              Pferdeexcremente und 600 Theile frischer Excremente der Kuh. „Man wird
                                 hieraus leicht entnehmen, sagt Liebig, von welcher
                                 Wichtigkeit es für den Ackerbau ist, auch nicht den kleinsten Theil davon zu
                                 verlieren. Die kräftige Wirkung des Harns im allgemeinen ist in Flandern
                                 vorzüglich anerkannt, allein nichts läßt sich mit dem Werthe vergleichen, den
                                 das älteste aller Ackerbau treibenden Völker, das chinesische, den menschlichen Excrementen zuschreibt; die Gesetze des
                                 Staats verbieten das Hinwegschütten derselben, in jedem Hause sind mit der
                                 größten Sorgfalt Reservoirs angelegt, in denen sie gesammelt werden, nie wird dort für Getreidefelder ein anderer Dünger
                                    verwendet. Wenn wir annehmen, daß die flüssigen und festen Excremente
                                 eines Menschen täglich nur 1 1/2 Pfund betragen (5/4 Pfd. Urin und 1/4 Pfd.
                                 feste Excremente), daß beide zusammengenommen 3 Proc. Stickstoff enthalten, so
                                 haben wir in einem Jahre 547 Pfd. Excremente, welche 16,41 Pfd. Stickstoff
                                 enthalten – eine Quantität, welche hinreicht, um 800 Pfd. Weizen-,
                                 Rocken-, Hafer- und 900 Pfd. Gerstenkörnern den Stickstoff zu
                                 liefern. Dieß ist bei weitem mehr, als man einem Morgen Land hinzuzusetzen
                                 braucht, um mit dem Stickstoff, den die Pflanzen aus der Atmosphäre aufsaugen,
                                 ein jedes Jahr die reichlichsten Ernten zu erzielen.“