| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. , S. 314 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Das preußische Zündnadelgewehr.
                           Ueber das in diesem Bande des polytechn. Journals S. 25. besprochene Zündnadelgewehr
                              theilt die Allgemeine Zeitung vom 5. August folgendes Nähere mit:
                           Das Zündnadelgewehr ist etwas kürzer wie die gewöhnliche Muskete, das Bajonnett aber
                              um so viel länger, was sich demnach ausgleicht. Der Lauf ist mit vier Zügen
                              fünfviertelmal gewunden und vorn an der Mündung etwas enger wie hinten. Die Patrone
                              und die Pulverladung, bestehend aus dem Zündspiegel und der Spitzkugel, wird hinten
                              eingeladen und liegt vor einer Batterie, die beim Losdrücken eine ungefähr 3 Zoll
                              lange Nadel durch das Pulver in den Zündspiegel treibt und ihn durch diese Friction
                              entzündet. Die Kugel, etwas größer wie die hintere Oeffnung des Laufs, wird
                              gewaltsam hineingepreßt und erhält hiedurch die volle Gewalt einer wohlgepflasterten
                              Büchsenfugel – der Soldat kann ohne abzusetzen in der Minute 6 bis 8mal mit
                              Bequemlichkeit laden und abfeuern, und die Kugel tödtet noch auf 1000 Schritt ihren
                              Mann Natürlich hört hier die Sicherheit des Schusses auf, doch hat ein guter Schütze
                              mit dem Zündnadelgewehr auf 800 Schritt seinen Mann noch ziemlich sicher. Auf dem Laufe
                              befinden sich die Visire, die er nach Belieben anwenden kann. Kernschuß ist auf 400
                              Schritte, 1stes Visir auf 600, 2tes Visir auf 800 Eckritt. Gegen eine Colonne
                              gewöhnlicher Musketiere sind die Wirkungen dieses Gewehrs ungeheuer. Auf 800 Schritt
                              beginnt die Wirkung der Kugel, auf 400 Schritt erst die Wirkung der Musketenkugel
                              also muß der Feind diese 400 Schritt zurücklegen ehe er sein Feuer wirksam beginnen
                              kann, braucht aber zu dieser Entfernung, auch im schnellsten Schritt. 4 Minuten, in
                              welcher Zeit er aus jedem Spitzkugelgewehr bei 30 Schuß erhält – ebenso bei
                              einem Cavallerieangriff. wo jede Reiterei, um 800 Schritt zurückzulegen, 2 1/2
                              Minuten wenigstens bedarf, in welchen sie aus einem Gewehr bei 20 Schuß erhalten
                              kann. Was die Artillerie anbelangt, so ist die Wirkung der Kartätsche auf 400
                              Schritt furchtbar, auf 800 Schritt aber unbedeutend, wodurch der Mann mit dem
                              Zündnadelgewehr im Stande ist die Artilleristen bei ihren Geschützen
                              niederzuschießen, ohne sich einem verheerenden Kartätschenfeuer bloßzustellen. Ein
                              Nachtheil bei diesem Gewehr aber ist, wie schon bemerkt, die Ersetzung der Munition;
                              denn da jeder Soldat nicht mehr wie 60 Patronen zu tragen im Stande ist, so kann er
                              sich in 10 Minuten verschossen haben, was auch einigemal vorgekommen seyn soll, weil
                              die Leichtigkeit des Schnellladens den Soldaten verführt hitzig zu feuern. Die
                              Pulverladung ist sehr gering: nur 7/24 Loth Pulver, beim Percussionsgewehr ist sie
                              11/2, beim Steinschloß war sie 16/24 Loth.
                           
                        
                           Ueber die Stärke der Röhren aus Gutta-percha.
                           An den Birmingham-Wasserwerken wurden in der letzten Zeit Versuche über die
                              Stärke der Röhren aus Gutta-percha angestellt, um ihre Anwendbarkeit für
                              Wasserleitungen zu ermitteln. Man wählte dazu Röhren von acht engl. Linien
                              Durchmesser; dieselben wurden an dem eisernen Wasserleitungsrohr befestigt und zwei
                              Monate lang einem Druck von 200 Fuß Wasserhöhe
                              ausgesetzt, ohne daß sie dadurch im geringsten litten. In der Absicht, das Maximum
                              ihrer Stärke zu ermitteln, wurden sie mit der hydraulischen Druckpumpe jener
                              Wasserwerke verbunden, deren regelmäßige Belastung 250 Pfd. auf den Quadratzoll
                              beträgt. Dabei blieben die Röhren unversehrt; man steigerte nun den Druck auf 337
                              Pfd., und zum Erstaunen der Anwesenden blieben die Röhren selbst dann noch
                              unversehrt. Man wollte nun den Druck auf 500 Pfd. steigern, fand aber, daß der Hebel
                              des Ventils keine stärkere Belastung mehr ertrug. Die höchste Kraft der
                              hydraulischen Druckpumpe vermochte also die Röhren nicht zum Bersten zu bringen.
                           Da die Gutta-percha etwas elastisch ist, so konnten sich die Röhren bei dem
                              angewandten außerordentlichen Druck schwach ausdehnen, nahmen aber beim Aufhören
                              desselben ihren früheren Durchmesser wieder an. (Mechanics'
                                 Magazine, 1849 Nr. 1352)
                           
                        
                           Ueber die Anfertigung geschliffener Krystallwaaren mit
                              eingeschlossenen, scheinbar aus mattem Silber oder mattem Gold bestehenden Wappen,
                              Brustbildern und dergl.
                           Man sieht häufig geschliffene Krystallwaaren, welche an einer Facette oder sonst
                              passenden Stelle, mitten in der Glasmasse der Wand, einen Kopf oder eine Figur en relief scheinbar aus mattem Silber oder mattem Gold
                              enthalten. Diese Kunst ist von einem böhmischen Glasmacher erfunden worden, als
                              dieser zufällig einen ähnlichen Silberglanz auf dem filzigen Blatte eines Gewächses
                              betrachtete, worauf ein Wassertropfen stand. Es gelang ihm, denselben Effect in Glas
                              und zwar auf die folgende, noch jetzt gebräuchliche Weise hervorzubringen. Man
                              fertigt zuerst einen flachen Abdruck der betreffenden Figur von Pfeifenthon oder
                              Porzellanmasse, welche en bisquit gebrannt werden, also
                              eine matte Oberfläche haben. Diese Abdrücke werden nun auf die dazu bestimmte Stelle des bereits
                              geformten Gefäßes aufgedrückt und dann mit einer Lage rothwarmen Glases derselben
                              Gattung überzogen. Dieses Ueberziehen muß so geschehen, daß weder Luftblasen mit
                              eingeschlossen werden, noch Rampen oder Wellen entstehen, und erfordert eine
                              bedeutende Geschicklichkeit Nach dem Kühlen wird das Ganze geschliffen und polirt
                              und dadurch der eingesetzte Abdruck in scharfen Umrissen sichtbar, welcher dann aufs
                              Täuschendste das Ansehen von mattem Silber hat. Das Glas liegt nämlich nur dem
                              Scheine nach dickt auf der Thonfläche und berührt in Wirklichkeit nur die
                              hervorragenden Punkte dieser matten Fläche, so daß eine gleichmäßige und dünne
                              Luftschicht mit eingeschlossen bleibt. Der Glanz der inneren Oberfläche des Glases
                              gibt das silberartige Ansehen. Gibt man dem Glasüberzuge eine passende gelbe Farbe,
                              so erhält er das Ansehen des matten Goldes. (Handwörterb. d. rein. u. angewandt.
                              Chemie, Bd. III S. 586.)
                           
                        
                           Ueber die Anfertigung der sogenannten reticulirten Glaser und
                              Millefioriarbeiten; von Prof. Knapp.
                           Die Wiedererfindung und Ausbildung dieser verloren gewesenen Kunst verdankt man den
                              Bemühungen Pohl's auf den Hütten des Grafen Schafgotsch in Böhmen.
                           Reticulirte Gläser nennt man solche Glaswaaren, welche in ihrer Masse, z.B. in dem
                              Fuße von Stengelgläsern, ein netzförmiges Gewebe eingeschlossen enthalten, welches
                              aus kleinen Luftbläschen besteht, die in regelmäßige sich kreuzende Reihen geordnet
                              sind. Damit man solche Verzierungen beliebig anbringen kann, hat man stets hohle
                              Glaskegel oder kegelförmige Röhren vorräthig, welche eine solche netzförmige
                              Anordnung bereits enthalten, und an passende Stellen der Arbeiten jedesmal eingefügt
                              werden können.
                           Dennoch ist der Hauptgegenstand eigentlich nur die Anfertigung dieser Röhren, welche
                              damit beginnt, daß man kleine enge Glasstäbchen um eine Form herum zu einem
                              Hohlcylinder zusammenstellt und in dieser Stellung nachher mit Glasmasse befestigt.
                              Die Hohlcylinder werden nun angewärmt, bis die einzelnen Stäbchen an einander
                              haften, und an der Pfeife zu einem Kegel verlängert und zugleich schraubenförmig
                              gewunden; die Hälfte durch Drehung nach rechts, die andere Hälfte nach links.
                              Dadurch, daß man nun je zwei Hohlkegel von entgegengesetzter Windung in einander
                              schiebt, und bis zur gänzlichen Vereinigung anwärmt, wird jedesmal da, wo die
                              Stängelchen sich kreuzen, ein Luftbläschen eingeschlossen, was natürlich sehr
                              regelmäßig durch die ganze Masse geschieht, und das netzförmige Gewebe
                              hervorbringt.
                           Das Wesen der Millefioriarbeiten besteht in einer symmetrischen Zusammenstellung
                              verschiedenfarbiger Glasfäden. welche eben so wie in dem vorigen Falle in die Masse
                              der verzierten Glaswaaren eingeschmolzen sind. Sie erscheinen dem Auge entweder als
                              bunte, rankende, spiralartige Linien, oder es beruht der Effect nur darin, daß dem
                              Auge der Querschnitt jener zusammengeordneten Fäden geboten wird, welcher Sterne,
                              Blumen und beliebige andere Figuren darstellt.
                           Zur Ausführung von Millefioriverzierungen hat man sogenannte Elemente vorräthig, nämlich einfache aber vollkommen fertige, derartige
                              Anordnungen, welche dann jederzeit und an jeder beliebigen Arbeit angebracht und
                              combinirt werden können. Die Herstellung der Elemente geschieht folgendermaßen:
                           Man verfertigt cylindrische Stäbe von verschiedenen Farben und heftet diese
                              bündelweise zusammen, so daß beispielsweise einer den Mittelpunkt, und sechs im
                              Kreise herumstehende die Peripherie bilden. Man füllt nun die Zwischenräume dieser
                              Bündel solid mit einer je nach den Umständen farblosen oder dunkelfarbigen Glasmasse
                              aus, welche den Grund bildet. (Dieß ist eine schwierige und zugleich umständliche
                              Operation, weil keine Luftblasen bleiben dürfen.) Das Ganze ist nunmehr vermittelst
                              der Grundmasse zu einem einzigen soliden Stab vereinigt, welcher alle einzelnen
                              Theile, aber in kolossalem Maaßstabe, enthält. Sein Querschnitt enthält in
                              einfarbigem Grund (um obiges Beispiel beizubehalten), sechs bunte Kreise im Ring und einen in der
                              Mitte. Wird es nun bis zum Erweichen aufgewärmt und bis zur Dicke einer Federspule
                              ausgezogen, so wird sich im Querschnitt nichts ändern als die Dimensionen; er wird
                              sich verjüngen, die Unregelmäßigkeiten müssen für das Auge verschwinden, und die
                              Zeichnungen werden mit unglaublicher Regelmäßigkeit und Schärfe hervortreten.
                           Statt einfarbiger Stäbe kann man zu diesen Elementen auch mehrfarbige nehmen, z.B.
                              solche, die aus drei Bändern, einem weißen, rothen und blauen zusammengesetzt sind.
                              Werden die Elemente während des Ausziehens gedreht, so entstehen in einander
                              geschachtelte Spiralen, welche wieder vielfacher Abänderung fähig sind. Endlich kann
                              man durch Zusammenstellung dieser Elemente, wie Anfangs, Elemente vom zweiten Grade
                              erzeugen u.s.f. Man wird nicht verkennen, daß in diesen Elementen und in ihrer
                              Construction das Princip der Vervielfältigung enthalten ist, denn da alle
                              Querschnitte gleiche Zeichnung geben, so kann diese Zeichnung so oft erhalten
                              werden, als sich von einem Elemente Querschnitte machen lassen.
                           Werden in die Masse eines Glasgefäßes, z.B. eines Flacons, ringsum solche
                              Elementenabschnitte eingedrückt, so ist die Oberfläche nach dem Schliff mit den
                              regelmäßigsten Blumen, Sternen u.s.f. besäet. Dieß ist Millefiori im engeren Sinne
                              Man hat Elemente, deren Querschnitt jedesmal ein Familienwappen darstellt, woraus
                              man Hemdknöpfe u.s.w. verfertigt. Die eigentlichen Millefioriarbeiten sind sehr
                              kostspielig, weil in der Regel viele zu Grunde gehen, denn unter allen Glasmassen
                              ist diese am wenigsten homogen und reißt daher am leichtesten. Die Scherben mit dem
                              theuer gefärbten Glase sind jedesmal verloren, und können wegen der vielen Farben
                              nicht mehr eingeschmolzen werden. (Handwörterbuch d. rein. und angewandt. Chem. Bd.
                              III S. 583.)
                           
                        
                           Ueber Fabrication künstlicher Bausteine.
                           Es ist bekannt, daß man bereits an mehreren Orten Bausteine gewinnt, indem man
                              hydraulischen Kalk mit Wasser zu einem Brei anmacht, demselben Kies u.s.w. zusetzt
                              und die Masse alsdann in geeignete Formen gießt, aus welchen die Steine nach dem
                              Erhärten herausgenommen werden. Diese künstlichen Bausteine empfehlen sich
                              namentlich wegen ihrer Leichtigkeit und Wohlfeilheit sehr, weßhalb sie auch bereits
                              viel benutzt werden, jedoch bei weitem noch nicht so. wie sie es verdienen. Folgende
                              Vorschrift zur Fabrication künstlicher Bausteine rührt von einem Praktiker her,
                              welcher solche Steine in bedeutender Ausdehnung fabricirt.
                           Der hydraulische Kalk wird in einen Korb, der ungefähr 1/8 Tonne faßt, gebracht, und
                              alsdann so lange in ein Gefäß mit Wasser eingetaucht, bis keine Luftblasen mehr
                              aufsteigen. Man nimmt hierauf den Korb aus dem Wasser heraus, läßt letzteres
                              ablaufen und bedeckt ihn mit einem umgekehrten eisernen Kessel, welcher etwa 12
                              Eimer faßt Den auf dem Boden stehenden Rand des Kessels bestreut man ringsum mit
                              Asche, damit kein Luftwechsel unter demselben stattfinden kann. So läßt man den Kalk
                              12 Stunden stehen, nach welcher Zeit er in ein feines klares Pulver umgewandelt ist
                              und nun zur Fabrication der Steine verwendet werden kann.
                           Man mischt nun 1 Theil von diesem Kalkmehl mit Wasser, so daß das Ganze einen dünnen
                              Brei bildet, und setzt hierauf 2 1/2 Theile Kies und 1/2 Theil (dem Gewichte nach)
                              Asche von Steinkohlen, Torf oder ausgelaugte Holzasche hinzu. Nachdem diese Masse
                              gut durchgearbeitet worden ist, so daß sie ganz gleichmäßig erscheint, rührt man
                              noch so viel Wasser ein, daß die ganze verwendete Wassermenge 4 Theile beträgt und
                              gießt sie in die Formen, worin sie bald erhärtet. Eine noch leichtere Sorte
                              künstlicher Steine, welche an manchen Orten den Namen „künstliche
                                 Tuffsteine“ führen, wird erhalten, wenn man der Masse eine leichte
                              Erde zusetzt, z.B. gemahlene Muschel- oder Austerschalen u.s.w. Man setzt
                              dann die Masse zusammen aus: 1 1/4 Theil hydraulischem Kalk, 2 1/2 Theilen von der
                              erwähnten leichten Erde, 1 1/2 Theilen Asche von Torf u.s.w., und 5 Theilen
                              Wasser.
                           Die Formen, in welche die Masse eingegossen wird, verfertigt man aus tannenen
                              Brettern. Der Boden derselben ist circa 6 bis 7 Fuß lang, die Seitenstücke ungefähr
                              5 1/2 Zoll hoch. Durch eingeschobene Seitenstücke, die durch Querriegel vermittelst
                              Keilen
                              zusammengehalten werden, wird diese Form in sechs Abtheilungen getheilt Sehr kurze
                              Zeit nach dem Füllen der sechs Formen mit der erwähnten Masse werden die Keile an
                              den Querriegeln gelöst, die Seitenstücke hinweggenommen und die Steine auf dem Boden
                              der Formen so lange liegen gelassen, bis sie so weit getrocknet sind, daß man sie,
                              ohne ihre Form zu ändern, zum vollständigen Austrocknen unter frei liegende Schuppen
                              bringen kann. (Polytechn. Wochenblatt, 1849 S. 96.)
                           
                        
                           Ueber das Sehen durch Fernrohre.
                           Hr. Emil Véron hat sich
                              durch eine von ihm öfters beobachtete Erscheinung, die Astronomen aber vielleicht
                              nicht neu ist, zur Aufstellung folgenden, allerdings paradox klingenden Satzes
                              veranlaßt gefunden: um die Gegenstände mit einem Fernrohr deutlicher zu sehen,
                              richtet man dieses, mit bloß einem Auge hindurchsehend auf seinen Gesichtspunkt,
                              öffnet dann das zweite Auge unter fortgesetzter Beobachtung des Gegenstandes mit dem
                              ersten Auge, und Betrachtung des Raumes mit dem zweiten mit unbestimmtem Blicke. Das
                              Unterscheidungsvermögen des Gesichts wird dadurch um ein Viertheil oder Fünftheil
                              verschärft. Comptes rendus, Juni 1849, Nr. 24.)
                           
                        
                           Ueber Reece's Behandlung des Torfs zur Gewinnung von
                              Kerzenmaterial.
                           Der Chemiker Rees Reece in London, hat sich seine im
                              vorhergehenden Heft des polytechn. Journals S. 237 erwähnte Behandlung des Torfs am
                              23. Jan. d. J. in England patentiren lassen. Das Mechanics'
                                 Magazine vom 28. Juli d. J. theilt aus der Patentbeschreibung folgendes
                              mit:
                           
                              „Die Verbrennung des Torfs wird mittelst eines
                                 Gebläses durch kalte oder heiße Luft bewirkt; die Verbrennungsproducte leitet
                                 man durch ein weites hydraulisches Rohr und aus diesem durch eine Reihe von
                                 engeren condensirenden Röhren. In letzteren bleibt ein Rückstand, aus welchem
                                 man durch Destillation Paraffin (Kerzenmaterial)
                                 sowohl in festem als flüssigem Zustand gewinnt. Der feste Theil wird dann in
                                 Stearinpressen gebracht, um alles flüssige Paraffin, welches er noch enthält,
                                 daraus abzusondern, worauf er zu Kerzen geformt werden kann. Der flüssige Theil
                                 wird als Oel zum Brennen in Lampen verwendet.“
                              
                           Als Patentrecht wird diese Behandlung des Torfs anstatt der
                                 Destillation, ferner das Verfahren zum Reinigen des Paraffins, in Anspruch
                              genommen.
                           Wir behalten uns vor, die vollständige Patentbeschreibung mitzutheilen, sobald sie im
                              Repertory of Patent-Inventions oder London Journal of arts erscheint.
                           
                        
                           Ueber die Wirkung des Kohlenoxydgases auf den Kornwurm.
                           Versuche, welche Barruel mit dem Kornwurm, sowohl den
                              ausgebildeten Insecten, als den Larven im Weizen, in Erbsen etc. anstellte, indem er
                              sie in unreines Kohlenoxydgas (durch Behandlung von Oralsäure mit Schwefelsäure
                              bereitet) brachte, ergaben, daß der Kornwurm augenblicklich erstickt; durch Zutritt
                              der Luft zwar wieder zum Leben kommt, aber 48 Stunden in jenem Gas gelassen, völlig
                              getödtet ist. Von den Versuchen die er mit den Eiern des Kornwurms anstellte, sind
                              die Resultate noch nicht veröffentlicht. Die Entdeckung dieses Mittels dürfte für
                              die Praxis Nutzen versprechen. (Comptes rendus, Juli
                              1849, Nr. 4.)
                           
                        
                           
                           Die Seidentrocknungsanstalt in Zürich.
                           Ueber die Conditionirung der Seide enthalten die Verhandlungen der technischen
                              Gesellschaft in Zürich ausführliche Mittheilungen von dem Oberstl. Weiß, in denen zuerst die Geschichte dieser
                              Conditionirung ausführlicher mitgetheilt, und bei den Anstalten von Lyon und
                              Elberfeld länger verweilt wird. Hierauf wird die im Jahre 1847 in Zürich errichtete
                              Anstalt beschrieben, worüber wir folgendes mittheilen:
                           Diese Seidentrocknungsanstalt ist von der Regierung als diejenige Anstalt anerkannt,
                              welche das Handelsgewicht roher Seide auf Anrufen eines Betheiligten mit
                              öffentlicher Glaubwürdigkeit zu ermitteln hat, gegen Entrichtung der festgesetzten
                              Gebühren, in der Meinung, daß die Benutzung der Anstalt Jedermann frei stehen und
                              Niemanden obligatorisch seyn soll. Sie ist der Oberaufsicht der Gewerbssection
                              unterstellt.
                           Das erforderliche Capital wurde vorläufig auf 10–12000 Fl. festgesetzt und
                              durch 120 Actien zu 100 Fl. ermittelt.
                           Die Vorsteherschaft besteht aus 5 Mitgliedern, nämlich 3 Fabrikanten und 2
                              Seidenhändlern aus der Zahl der Actionäre. Die Anstalt wird durch einen Director und
                              das unter seinen Befehlen stehende Personal, einen Gehülfen, 2 Knechte und 1 Heizer
                              verwaltet, ist an den Werktagen von Morgens 7–12 Uhr und von 2–7 Uhr
                              Abends geöffnet. Die Empfangsstunden für Seide sind auf Morgens 8–11 Uhr und
                              Nachmittags 2–5 Uhr festgesetzt. Die Conditionirung geschieht nach der
                              Reihenfolge der Einlieferung. Jede zur Trocknung eingelieferte Partie Seide muß mit
                              einem Scheine des Versenders begleitet seyn, wogegen derselbe ebenfalls einen
                              Empfangschein von der Anstalt erhält.
                           Die eingelieferte Seide wird sofort brutto gewogen und die Tara ermittelt. Beide Abwägungen werden vom Director und seinem Gehülfen
                              unabhängig von einander, auf verschiedene Art abgelesen und von jedem besonders
                              gebuchet.
                           Während der Ballen möglichst rasch ausgepackt wird, wählt der Director in der Regel
                              30 Stränge zur Probe aus, welche er in 3 Bündel sortirt, so daß in ihnen die
                              veschiedenen Theile des Ballens in gleichem Verhältnisse repräsentirt sind. Nachdem
                              diese Probestränge gezogen sind, wird die übrige Seide in einen Sack verpackt,
                              versiegelt und mit Begleitschein an ihre Bestimmung versendet. Die drei Probebündel,
                              deren jeder nicht unter 250 und nicht über 750 Gramme wiegen darf, werden einzeln
                              unmittelbar nach der Auswahl durch 2 Beamtete der Anstalt einer zweimaligen Abwägung
                              auf 2 Waagen unterworfen. Das Gewicht, welches bei 15 Centigrammen übereinstimmen
                              muß, wird doppelt gebucht. Der Berechnung wird aber das Resultat der ersten
                              Abwägung, insofern deren Richtigkeit durch die zweite Abwägung constatirt ist, zu
                              Grunde gelegt. Es ist dem Verkäufer sowie dem Ankäufer der Seide gestattet, dem
                              Ziehen der Loose, sowie den erwähnten Abwägungen beizuwohnen. Nun werden 2 der
                              vorhandenen Probebündel in 2 besonderen Apparaten nach Talabot'scher Construction
                              bei einer Temperatur von 105° à
                              108° C. der Austrocknung unterworfen; der dritte Probebündel hingegen wird
                              vorläufig in eine verschlossene Schieblade zurückgelegt.
                           Nachdem die Probebündel bei reglementarischer Temperatur 3 Stunden getrocknet haben,
                              wird ihr Gewicht untersucht und in ein Beobachtungsregister eingetragen. Die
                              Beobachtungen werden nun von halber zu halber Stunde wiederholt, bis die Seide im
                              Verlauf von 4 Stunden weniger als 0,02% am Gewicht verloren, worauf die letzte
                              Abwägung vom Director selbst wiederholt und die Austrocknung als beendigt angesehen
                              wird.
                           Die höchste zulässige Differenz an Gewichtverlust zwischen der ersten Austrocknung
                              der beiden Bündel wird auf 1/3% festgesetzt. Dem Gewichte der also getrockneten
                              Seide werden 11% für zulässige Feuchtigkeit hinzugerechnet und demnach das
                              Handels- oder Conditionsgewicht des Ballons bestimmt.
                           Beträgt die Gewichtsdifferenz zwischen den beiden Bündeln mehr als 1/3%, oder weniger
                              als 1%, so wird auch das dritte Bündel getrocknet. Ueberschreitet alsdann die größte
                              Differenz der drei Austrocknungen nicht 1%, so wird das Mittel derselben der
                              Berechnung zu Grunde gelegt. Würde aber der Unterschied der Austrocknung mehr als 1%
                              betragen, so wird der Ballen Seide, so fern er noch unter Siegel liegt, oder wenn
                              dieß nicht mehr der Fall ist, insofern Verkäufer und Ankäufer darein willigen, einer neuen Behandlung
                              unterworfen. Die Seide wird in solchem Falle zum Zwecke der Ausgleichung auf einer
                              Fläche ausgebreitet und 48 Stunden lang einer möglich gleichmäßigen Temperatur
                              ausgesetzt. Alsdann wird der ganze Ballen zum zweiten Male conditionirt. Ist aber
                              die Seide schon in Händen des Käufers und das Siegel verletzt, willigt ferner der
                              Verkäufer nicht in eine neue Untersuchung, so dient das Mittel der drei
                              Austrocknungen zur gesetzlichen Bestimmung des Handelsgewichts. – Alle
                              Berechnungen werden doppelt und zwar mit Logarithmen und in natürlichen Zahlen
                              ausgeführt.
                           Die Probebündel werden versiegelt dem Käufer zugestellt, und zwei mit Unterschrift
                              des Directors versehene Bescheinigungen über das Resultat der Conditionirung zu
                              Handen von Käufer und Verkäufer ausgefertigt.
                           Ueber den Ein- und Ausgang der Waaren und über die Ergebnisse der Trocknungen
                              werden zwei Bücher geführt. Nur in das eine, welches das Geheimbuch bildet und das
                              vom Director selbst geführt wird, werden Namen von Einsender und Empfänger der
                              Ballen eingetragen; in dem andern, welches durch den Gehülfen geführt wird und zur
                              Einsicht offen steht, werden die Ballen mit ihrer Eintrittsnummer bezeichnet. Dem
                              Director ist zur Pflicht gemacht, das erste durchaus Niemanden vorzuweisen. Die
                              Trocknungsgebühren werden aus dem sich ergebenden Nettogewicht berechnet und zwar
                              von jedem Schweizerpfund ein Schilling. Partien über 40 Pfd. bezahlen 1 Gulden und
                              eine doppelte Trocknung zahlt eine doppelte Gebühr.
                           Die Trocknungsgebühren werden bei einfacher Trocknung zur Hälfte dem Verkäufer und
                              zur Hälfte dem Ankäufer verrechnet; bei einer doppelten Trocknung 3/4 der
                              Doppelgebühr dem Verkäufer, 1/4 dem Ankäufer.
                           Nutzen und Nothwendigkeit solcher Seidentrocknungsanstalten werden am sichersten aus
                              den Resultaten ihres Betriebes erkannt.
                           In Elberfeld sind in den Monaten Januar bis November 1845 wegen übermäßiger
                              Feuchtigkeit durch die Condition in Abrechnung gebracht worden 8207 Pfd. Seide.
                           Das Maximum des Feuchtigkeitsgehalts der eingelieferten Seide betrug 17,15% das
                              Minimum 9,79%, der mittlere Verlust an Eingangsgewicht 2,80%. Die Verhältnißzahl der
                              Repasseurfälle oder dritten Trocknungen verhält sich zur ganzen Zahl der Conditionen
                              wie 1 : 35.
                           In Elberfeld, Barmen und Crefeld geht jährlich für 7 Millionen Thaler Seide aus einer
                              Hand in die andere und es darf der jährliche Consum dieser Städte auf 85000 Pfd.
                              oder ungefähr 6000 Ballen angeschlagen werden. Crefeld arbeitet mit 16 Apparaten,
                              Elberfeld mit 9 Apparaten.
                           In Zürich sind in den Monaten Juli bis Ende December 1847 für übermäßige Feuchtigkeit
                              2385 Pfund Seide in Abrechnung gebracht worden. Das Maximum des Feuchtigkeitsgehalts
                              hat 14,58%. das Minimum 9,34%, betragen. Der mittlere Verlust an Eingangsgewicht
                              betrug 1,91%, wobei jedoch zu bemerken ist, daß dieser bei Organzins und Grezzes
                              bloß 1,75% betrug, während er bei Tramen auf 2,08% anstieg.
                           Die Verhältnißzahl der dritten Trocknungen stellt sich wie 1 : 34. Aus den
                              übersichtlichen Resultaten ergibt sich auch der bedeutende Einfluß, welchen die
                              feuchtere Jahreszeit auf den Feuchtigkeitsgehalt der Seide ausübt.
                           Die Anstalt besaß ursprünglich 6 Trocknungsapparate, welche indessen bald auf 10
                              vermehrt werden mußten. Die Direction ist einem zuverlässigen, pflichttreuen Manne
                              anvertraut, der mit der Theorie seiner Abwägungen bekannt ist und zur Ausführung
                              derselben Geschick hat. (Kronauer's technische
                              Zeitschrift, 1849, S. 56.)
                           
                        
                           
                           Ueber Pferdebremsen.
                           Bekanntlich hat das Pferd häufig von Insecten zu leiden, welche unter seiner Haut
                              oder im Magen desselben gefunden werden; dieselben gehören in der Regel der Gattung
                              Oestrus (Bremse) an und zwar Oe. equi, Oe. veterinus und Oe.
                                 haemorrhoidalis; es entwickeln sich aber in der Haut des Pferdes auch
                              Geschwüre, welche Aehnlichkeit haben mit jenen der Ochsen, und von der Larve einer
                              andern, der Gattung Hypoderma angehörenden Oestride
                              herrühren, welche von Prof. Joly in Toulouse Hyp. equi genannt wird.
                              Vorzüglich findet sich diese Larve auf Pferden, die in den Monaten Juli und August
                              auf der Weide waren; sie erzeugt kegelförmige, harte Geschwüre vom Riste an bis zum
                              Kreuz mit Einschluß desselben. Erst kurz vor ihrer Verwandlung vermag man durch
                              Zusammendrücken der Pustel mit den beiden Daumennägeln einen wurmförmigen Körper
                              herauszupressen, welcher wie durch einen Federdruck herausspringt. Krankhafte
                              Erscheinungen erzeugt die Hautlarve nicht; doch bewirkt sie gegen das Ende ihrer
                              Entwickelung ein lästiges Jucken, welches durch Waschen mit kaltem Wasser,
                              allenfalls mit Essig gemischtes, auch durch die Mittel, welche man gegen die Hypoderma bovis anwendet, vergeht. (Comptes rendus, Juli 1849, Nr. 4.)
                           
                        
                           Praktisches Mittel, Ameisen zu vertreiben.
                           In dem Nebengebäude unseres Hauses zeigte sich plötzlich eine Menge von Ameisen,
                              welche nach und nach so lästig wurden, daß man Nachforschungen nach ihrem Wohnsitz
                              anstellte. Derselbe ward endlich in einer kleinen Kammer aufgefunden, in der sie
                              zwischen den Fußbodendielen in wahren Legionen hervorkrochen. Sofort wurden alle
                              Anstalten getroffen, das lästige Ungeziefer zu vertilgen. Man ließ siedendes Wasser
                              in die Ritzen gießen und dieselben darauf mit Harz und Leim zustreichen. Aber es
                              dauerte nur wenige Tage, und die Ameisen waren wieder da, hatten sich neue Auswege
                              gegraben. Es wurde nun eine mehrtägige Räucherung mit Schwefel versucht, aber auch
                              diese hatte nicht den erwünschten Erfolg, ebensowenig, wie später eine wahre
                              Ueberschwemmung der Kammer mit verdünntem Vitriolöl. Man hatte sich schon
                              entschlossen, den Fußboden aufreißen zu lassen, als ein alter Bauer den Rath gab
                              eine Anzahl junger Hühner in die Kammer zu sperren. Sechs junge Hühner in die Kammer
                              eingeschlossen, hatten wirklich in Zeit von vier Wochen sämmtliche Ameisen vertilgt
                              und sie kamen nicht wieder. Erst 13 Jahre später zeigten sie sich auf einmal von
                              Neuem; es hatte sich wahrscheinlich in der Zwischenzeit eine junge Colonie in den
                              verödeten Zellen der alten etablirt. Augenblicklich ward wieder zu dem früheren
                              Mittel gegriffen – und es bewährte sich abermals, so daß ich es als
                              untrüglich anpreisen kann. Das radikalste Mittel ist freilich sogleich da, wo man
                              die Ameisen im Hause eingenistet weiß, aufzubrechen und das ganze Nest auszuheben.
                              Gewöhnlich wird man alsdann einen trockenfaulen Balken finden, welchen die fleißigen
                              Insekten so ausgehöhlt haben, daß er einer Honigwabe ähnlich sieht. Ist dieser
                              herausgenommen und ersetzt worden, dann kann man noch als Nachcur die jungen Hühner
                              anwenden, die in wenigen Tagen die Ueberreste der zerstörten Colonie völlig
                              vertilgen. (Mussehls prakt. Wochenbl.)