| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. , S. 390 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die in England gebräuchlichen elektrischen Telegraphen;
                              von Seguier.
                           Hr. Seguier, welcher von dem
                              französischen Ministerium des Innern beauftragt war, den gegenwärtigen Standpunkt
                              der elektrischen Telegraphie in England zu studiren, hat nach seiner Rückkehr der
                              französischen Akademie der Wissenschaften mündlich folgende Resultate seiner
                              Erhebungen mitgetheilt:
                           1) nachdem eine Menge sinnreicher Mechanismen probirt worden sind, kamen die
                              Engländer darauf zurück, einfache Nadeln dem Einfluß des Stroms auszusetzen, um alle
                              Zeichen ihrer (Korrespondenz zusammenzusetzen;
                           2) die galvanischen Säulen, welche man in diesem Lande für die elektrische
                              Telegraphie vorzieht, bestehen aus zahlreichen Elementen von amalgamirtem Kupfer und
                              amalgamirtem Zink, welche man in ein Bad von feinem Sand steckt, der schwach mit
                              sehr verdünnter Schwefelsäure befeuchtet ist;
                           3) die Mittel zum Isoliren bestehen, wenn der Draht unter der Erde oder unter Wasser
                              angebracht ist. in einem Ueberzug von Gutta-percha; ist er aber in der Luft
                              auf Stangen längs der Eisenbahn fortgeführt, so isolirt man ihn mittelst einfacher
                              Träger aus gebrannter und glasirter Erde.
                           Hr. Seguier war erstaunt über
                              die Schnelligkeit, womit die Zeichen gebildet oder gelesen werden. Er bemerkt noch,
                              daß die von Breguet construirten französischen Apparate
                              mit Uhrwerk-Bewegung, obgleich sie viel complicirter als die englischen
                              Maschinen mit einfachen Nadeln sind, doch alles Lob verdienen. (Comptes rendus, Juli 1849, Nr. 5.)
                           
                        
                           Verbesserungen bei Anordnung von Wagenrädern.
                           W. B. Adams, einer der ersten und geschicktesten
                              Wagenbauer in England, äußert sich unter anderem in einem Werke über
                              „Luxus-Wagen“, welches er neulich herausgegeben hat,
                              folgendermaßen sehr treffend über die Größe der Wagenräder: „Wagenräder
                                 von verschiedener Größe an einem und demselben Wagen sind jedenfalls ein Beweis
                                 von schlechter Construction, während Räder von gleicher Größe an einem Wagen,
                                 zweckmäßig anzuordnen, die Aufgabe bildet.“
                              Adams hat mehrere Versuche in dieser Beziehung angestellt
                              und ist endlich zu dem Ergebnisse gekommen, daß bei gleichen Rädern der Drehpunkt
                              des Vorderwagens in der Mitte der sogenannten Langwied angenommen werden muß,
                              zwischen Vorder- und Hinterrädern. Bei der gewöhnlichen Einrichtung drehen
                              sich die Vorderräder um den Schloßnagel, so daß die Vorderräder mit den Hinterrädern
                              beim Kehren etwa im rechten Winkel zu stehen kommen, und dabei dient eines der
                              Hinterräder als der Punkt, um den sich die Vorderräder in einem großen Kreise
                              bewegen. Wenn aber der Schloßnagel in der Mitte der ganzen Länge zwischen den beiden
                              Räderpaaren sich befindet, so sind dieselben zusammengeschlossen und stehen auf
                              gleichen Linien, welche den Umfang des Kreises bilden, in dem sich der Wagen wendet.
                              Die beiden Achsen stehen radial gegen einen und denselben Mittelpunkt; somit wird
                              der Kreis, der von Wagen gewöhnlicher Art beschrieben wird, nicht allein größer als
                              der, den der verbesserte Wagen beschreibt, sondern der Widerstand ist auch größer.
                              Anders ausgedrückt – der neue Wagen wird leichter wenden. Am gewöhnlichen
                              Wagen müssen bekanntlich die Vorderräder unter den Wagenkasten treten wenn gewendet
                              wird, demnach können sie nur von kleinem Durchmesser genommen werden. Am neuen
                              Wagen, wo der Schloßnagel etwa in der Mitte der Räderpaare liegt, können die Räder
                              einen sehr großen Radius erhalten, da sie den Wagenkörper beim Kehren nicht
                              berühren. Möchten sich dieses unsere Wagenbauer gesagt seyn lassen, die es noch
                              nicht wissen sollten. (Deutsche Gewerbezeitung, 1849, S. 336.)
                           
                        
                           Zersprungene Sensen und Sicheln zu löthen; von G. Mayr.
                           Gerade die bessern Sensen, welche die Schneide am längsten behalten, sind dem
                              Springen am meisten unterworfen und werden dann gewöhnlich als unbrauchbar
                              beseitigt.
                           Solche Instrumente wieder auszubessern, dient folgendes erprobtes Verfahren: man
                              bestreiche den gereinigten Spalt mit zerriebenem und etwas befeuchtetem Borax und
                              lege darauf ein kleines Stück blankes Kupfer oder Messing. Nun wird eine
                              Schmiedezange vorn an den Backen inwendig eben gerichtet, daß mit derselben auf die
                              zu löthende Stelle ein gleichmäßiger Druck ausgeübt werden kann. Dann wird die Zange
                              bis zum Weißglühen erhitzt und damit die hergerichtete Sense an dem Spalt gepackt,
                              welcher durch das in wenigen Secunden fließende Kupfer oder Messing gelöthet seyn
                              wird.
                           Die rechte Zeit, wenn die Löthung vorbei ist und die Zange beseitigt werden soll,
                              hängt von dem Hitzgrade der Zange und theils davon ab, ob Kupfer oder Messing
                              verwendet wird. Jeder Feuerarbeiter wird nach ein Paar Versuchen das rechte Maaß von
                              selbst finden, was sich hier nicht genau angeben läßt. (Kunst- und
                              Gew.-Blatt d. polyt. Vereins f. d. Königr. Bayern, 1849, S. 446.)
                           
                        
                           Verfahren Artikel aus Eisenblech oder Schmiedeisen mit einem
                              glasartigen Ueberzug zu versehen; von Charles Paris.
                           Die Gefäße, Röhren etc. aus Eisenblech oder geschmiedetem Eisen werden zuerst
                              mittelst verdünnter Säure gereinigt und dann getrocknet; man überzieht dann ihre
                              Oberfläche vermittelst einer Bürste mit einer Auflösung von arabischem Gummi in
                              Wasser, worauf das feingepulverte Glas über ihre Oberfläche gesiebt wird. Nun bringt
                              man die Gegenstände in einen Ofen oder Cylinder, welcher auf 80 bis 108°
                              Reaumur erhitzt ist; sobald sie trocken sind, bringt man sie in einen anderen
                              Cylinder, welcher auf heller Rothglühhitze erhalten wird, bis das Glas auf der
                              Oberfläche der Artikel schmilzt (um dieses zu erfahren, schaut man durch ein Loch im
                              Deckel des Cylinders); dann werden die Gegenstände in eine geschlossene Kammer
                              herausgeschafft, oder mit einem geeigneten Deckel bedeckt, um die Luft
                              auszuschließen bis sie erkaltet sind. Sollte der so erzeugte Ueberzug unvollkommen
                              seyn, so bringt man auf dieselbe Art einen zweiten an.
                           Das Glas oder die Glasmischung besteht aus 130 Theilen gepulvertem Krystallglas, 20
                              1/2 Theilen calcinirter Soda und 12 Theilen Boraxsäure, welche in einem Glashafen zusammengeschmolzen
                              werden; die Mischung wird aus dem Hafen geschöpft und nach dem Erkalten in ein
                              feines Pulver verwandelt, welches man durch ein Sieb von beiläufig 60 Maschen auf
                              den Zoll schlägt, wo es dann auf obige Art angewandt werden kann.
                           Der Erfinder bemerkt, daß die Glasmischung keine fremdartige Substanz enthalten darf;
                              zum Pulverisiren derselben benutzt er daher Stampfer aus gehärtetem Stahl; den
                              Schmelzhafen überzieht er vor dessen Anwendung auf der Innenseite mit Glas, indem er
                              Gummiwasser aufträgt, das Glaspulver darauf siebt, es trocknen läßt und dann den
                              Hafen allmählich bis zum Schmelzen des Glases erhitzt.
                           Die mit dem Glasüberzug versehenen eisernen Gegenstände kann man noch ganz oder
                              theilweise mit gefärbtem Glas überziehen. (London Journal of
                                 arts, August 1849, S. 39.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß, welchen die Magnetisirung auf die Gestalt
                              der Eisenstäbe äußert.
                           Der englische Physiker Joule hat gefunden, daß Stäbe,
                              insbesondere von sehr weichem Eisen, im Augenblicke der Magnetisirung sich verlängern, ohne jedoch ihr Volumen zu ändern, so daß
                              demnach eine gleichzeitige verhältnißmäßige Verminderung des Querschnittes eintreten
                              muß Während des Erlöschens des Magnetismus (z.B. durch Aufhören des erzeugenden
                              Stroms) gehen die Stäbe nicht ganz oder doch nur sehr langsam zur frühern Länge
                              zurück. Aus dieser Gestaltsveränderung würde sich das bekannte Ertönen der
                              Eisenstäbe im Augenblicke des Eintritts des Stroms in die Windungen erklären.
                              – Joule setzt die Verlängerung sehr weicher Stäbe
                              dem Quadrate der magnetischen Intensität proportional. Bei hartem und gespanntem
                              Eisen, sowie bei Stahlstäben ist die Verlängerung unregelmäßig, und geht sogar bei
                              sehr starker, z.B. durch angehängte Gewichte bewirkter Spannung in eine Verkürzung
                              über. (Polytechn. Notizblatt, 1849 Nr. 16.)
                           
                        
                           Ueber Nickel- und Kobalttrennung.
                           Nach Liebig's vortrefflicher
                              Methode Nickel und Kobalt quantitativ zu trennen (polytechn. Journal Bd. CVIII S. 373), dadurch, daß man beide
                              Metalle in Kaliumcyanür-Verbindungen verwandelt und das Nickel dann durch
                              Quecksilberoxyd fällt, kann man sich des salpetersauren Quecksilberoxyduls bedienen,
                              um nachher auf eine bequeme Weise das Kobalt auszufällen und direct dem Gewicht nach
                              zu bestimmen. Man neutralisirt die Flüssigkeit, woraus durch Quecksilberoxyd das
                              Nickel gefällt ist und welche das Kobalt als Kaliumkobaltcyanid enthält, sorgfältig
                              mit Salpetersäure und mischt eine möglichst neutralisirte Lösung von salpetersaurem
                              Quecksilberoxydul hinzu. Hierdurch wird alles Kobalt als Quecksilberkobaltcyanid
                              gefällt in Gestalt eines weißen, schweren Niederschlags, der sich leicht abfiltriren
                              und auswaschen läßt. Man braucht ihn dann nur unter Luftzutritt zu glühen, um ihn in
                              schwarzes Kobaltoxyd zu verwandeln. Wöhler. (Annalen der
                              Chemie und Pharmacie, Maiheft 1849.)
                           
                        
                           Ueber Lebrun's Verfahren künstlichen Gyps zu bereiten.
                           Hr. Mohl hat dem
                              landwirthschaftlichen Centralverein zu Paris ein von Lebrun angegebenes Verfahren
                              zur Fabrication künstlichen Gypses mitgetheilt, welches lediglich darin besteht, daß
                              man ein Gemenge von gepulvertem Schwefel mit Kalkhydrat bei gewöhnlicher Temperatur
                              der Luft aussetzt (polytechn. Journal Bd. CXII S.
                                 399).
                           
                           Nach der Theorie ist es sehr zweifelhaft, daß ein solches Gemenge sich in einigen
                              Tagen in schwefelsauren Kalk verwandeln kann, was auch genaue Versuche, die Hr.
                              J. L. Lassaigne anstellte,
                              vollkommen bestätigt haben; dieselben ergaben nämlich:
                           1) daß kein schwefelsaurer Kalk bei der Einwirkung der
                              Luft auf ein Gemenge von Kalkhydrat und Schwefelpulver entsteht;
                           2) daß der Sauerstoff der Luft auf ein solches Gemenge nur schwach einwirkt, denn
                              nach sechzehntägiger Berührung hatte sich erst eine kleine Menge unterschwefligsauren Kalks gebildet;
                           3) daß dieses Verfahren folglich nicht anwendbar ist, um wohlfeil künstlichen Gyps
                              für die Landwirthschaft zu bereiten;
                           4) wenn dieses Gemenge sich bei einigen Bodenarten und für gewisse Culturen
                              insbesondere als vortheilhaft erwies, so ist die Ursache eine ganz andere als Hr.
                              Lebrun annahm. (Moniteur industriel, 1849 Nr. 1373.)
                           
                        
                           Ueber Melsens' Verbesserung in der
                              Zuckerfabrication.
                           Auf ein Gutachten des Hrn. Prof. Dumas erstattete der französische Minister für
                              Landwirthschaft und Handel folgenden
                           
                              Bericht an den Präsidenten der
                                    Republik über die Zucker-Industrie.
                              Herr Präsident!
                              Während die Revolutionen die politische Welt bewegen, verfolgen die technischen
                                 Künste, aufgeklärt durch das Licht der Wissenschaften, den Lauf ihrer
                                 friedlichen Eroberungen. Die Entdeckung, von welcher ich Sie zu benachrichtigen
                                 habe, ist davon ein glänzendes Beispiel.
                              Ein belgischer Chemiker, Zögling des Prof. Dumas, hat jetzt eine Behandlungsart der
                                 Runkelrübe und des Zuckerrohrs entdeckt, wodurch man aus diesen Vegetabilien sämmtlichen darin enthaltenen Zucker gewinnen kann,
                                 und zwar von besserer Qualität, ohne die complicirten und kostspieligen Apparate
                                 anzuwenden, welche sowohl zur Fabrication des Rübenzuckers als zum Raffiniren
                                 des Rohzuckers gebräuchlich sind.
                              Wenn diese Entdeckung – welche so sehr von Männern der Wissenschaft
                                 gerühmt wird, deren Zeugniß unverwerflich scheint – die merkwürdigen
                                 Folgen realisirt, welche sie hoffen läßt, so würde man aus
                                    der Runkelrübe um ein Drittel mehr Zucker gewinnen, und aus Zuckerrohr
                                 um die Hälfte mehr, überdieß würden alle Apparate, mit
                                    Ausnahme der zum Zerreiben erforderlichen, unnütz werden.
                              In Folge dieser drohenden Umwälzung ist ein Stillstand
                                 in allen industriellen Operationen eingetreten, welche mit der Zuckerproduction
                                 und dem Zuckerhandel zusammenhängen, und die natürliche Bewegung dieser
                                 Geschäfte kann erst wieder beginnen, nachdem die öffentliche Meinung über den
                                 Werth der neuen Fabricationsmethode aufgeklärt ist. Nun hat sich der Erfinder
                                 erboten, der französischen Regierung seine Entdeckung abzutreten, so daß sie zum
                                 Gemeingut gemacht werden könnte.
                              Sie werden ohne Zweifel der Ansicht seyn, Herr Präsident, daß man Fragen, welche
                                 einerseits die Interessen des Staatsschatzes und andererseits diejenigen der
                                 Landwirthschaft, der Colonien und Marine, zugleich und in hohem Grade berühren,
                                 nicht schwebend lassen kann. In dieser Ueberzeugung stelle ich den Antrag, die
                                 angekündigten Resultate der neuen Methode amtlich constatiren zu lassen, und mit
                                 ihrer Prüfung nicht nur ausgezeichnete Chemiker, sondern auch Techniker und
                                 Kaufleute, welche mit der Zuckerindustrie vertraut sind, zu beauftragen.
                              Wenn die Versuche dem Erfinder günstig sind, würde ich Ihnen vorschlagen, bei der
                                 gesetzgebenden Versammlung einen Gesetzentwurf einzubringen, um die Erfindung
                                 des Hrn. Melsens' für
                                 Rechnung des Staats zu erwerben und Gemeingut werden zu lassen.
                              
                              Wenn Sie diese Ansichten theilen, erlaube ich mir für die Commission folgende
                                 Mitglieder vorzuschlagen:
                              Prof. Dumas, Abgeordneter,
                                 als Vorstand; Ancel, Abgeordneter; Betting von Lancastel, Abgeordneter; Hubert-Delisle, Abgeordneter; Mimorel, Abgeordneter; Pascal, Abgeordneter; Pécoul,
                                 Abgeordneter; Chevreul, Mitglied des Instituts; Gréterin, General-Zoll-Director;
                                 Fleury, Abtheilungs-Vorstand im
                                 Handelsministerium; Baude, ehemaliger Staatsrats);
                                 Bazin, Rübenzuckerfabricant; Blanquet, deßgleichen; Gouvion, von Denain; de Jabrun.
                              Genehmigt: L. N. Bonaparte.
                              Der Minister für Landwirthschaft und Handel, V. Lanjuinais.
                              Wer mit dem gegenwärtigen Standpunkt der Rübenzuckerfabrication vertraut ist.
                                 wird schwerlich erwarten, daß sich bezüglich des Verfahrens von Melsens das glänzende Programm des Prof. Dumas bestätigt; über den
                                 wirklichen Werth dieser Erfindung kann aber nur ihre Anwendung bei der
                                 Fabrication im Großen entscheiden.
                              
                           
                              Amtliche Berichte über Melsens'
                                    Erfindung.
                              Den ersten veröffentlichte die belgische Regierung im
                                 Moniteur belge vom 29. August d. J.; er lautet:
                                 „Die Commission, welche durch Decret (des Königs der Belgier) vom
                                    30. Juli ernannt wurde, um die Resultate des von Hrn. Melsens entdeckten Verfahrens zur
                                    Zuckergewinnung zu constatiren, versammelte sich am 28. August in der Fabrik
                                    der Gebrüder Claes zu
                                    Lembeck. Nachdem die Commission Hrn. Dumon-Dumortier zu ihrem Vorstand
                                    gewählt hatte, trat sie in Berathung. Sie anerkannte, daß, weil die Rüben
                                    noch nicht die hinreichende Reife erlangt haben, es sich gegenwärtig nur
                                    darum handeln könne, ob das von Hrn. Melsens entdeckte Verfahren bei der
                                    Zuckerfabrication im Großen anwendbar sey.
                                 
                              
                                 Nach einer Reihe von Operationen, welche in Gegenwart der Commission gemacht
                                    wurden, entschied sie sich dahin, daß diese Frage bejaht werden müsse. Ueber den inneren Werth des Verfahrens kann
                                    sie aber noch kein Urtheil abgeben, und sie behält sich dessen genaue
                                    Prüfung zur Zeit der vollkommenen Reife der Rüben vor. Die hiezu
                                    erforderlichen Versuche sollen im Laufe des Monats September gemacht
                                    werden.
                                 
                              
                                 Der (belgische) Minister des Innern war bei den Versuchen gegenwärtig. Der
                                    französische Minister für Landwirthschaft und Handel, sowie mehrere
                                    Mitglieder der von der französischen Regierung mit Prüfung der Melsens'schen Methode beauftragten Commission
                                    waren ebenfalls zugegen.“
                                 
                              Der Bericht der französischen Regierung lautet
                                 folgendermaßen:
                              
                                 „Die Commission, welche der Hr. Handelsminister ernannte, um Melsens' Verfahren zur Zuckerfabrication zu
                                    prüfen, versammelte sich heute (5. September) im Ministerium des Innern.
                                 
                              
                                 Nach den Versuchen, welchen einige Commissionsmitglieder in Belgien
                                    beiwohnten, anerkannte man, daß sie nicht entscheidend genug waren, um sich
                                    definitiv über das Verfahren aussprechen zu können, und daß dasselbe
                                    wenigstens ein ganzes Jahr lang in den Fabriken angewendet werden muß, um
                                    seinen wirklichen Werth bemessen zu können.
                                 
                              
                                 Diese Versuche sind um so leichter anzustellen, da man hiezu an den jetzt
                                    gebräuchlichen Apparaten nichts zu ändern braucht.“
                                 
                              
                           
                              Beurtheilung des neuen Verfahrens in
                                    verschiedenen Journalen.
                              Das Journal du commerce d'Anvers enthielt
                                 folgenden Artikel vor Veröffentlichung des amtlichen Berichtes:
                              
                                 „Wenn die Mittheilungen, welche uns aus guter Quelle zukamen, genau
                                    sind, so ergaben die Versuche bei Hrn. Claes:
                                 
                              
                                 1) daß durch Melsens' Entdeckung kein Apparat in
                                    den Fabriken entbehrlich wird;
                                 
                              
                              
                                 2) daß die Knochenkohle durch ein anderes chemisches Agens ersetzt wird, von
                                    dessen Preis es also abhängt, ob die Fabricationskosten vermindert oder
                                    erhöht werden;
                                 
                              
                                 3) daß der durch dieses Verfahren gewonnene Zucker wie jeder andere, wo nicht
                                    in höherem Grade, raffinirt werden muß, ehe er in den Handel gebracht werden
                                    kann;
                                 
                              
                                 4) daß der Zuckerertrag nach dem neuen Verfahren nicht ermittelt werden
                                    konnte, weil der Syrup von der ersten Operation nicht verarbeitet wurde;
                                 
                              
                                 5) daß sich während der ganzen Operation beständig ein schwefliger Geruch
                                    entwickelte, welcher die anwesenden Personen sehr belästigte;
                                 
                              
                                 6) daß der Zucker einen so auffallenden schwefligen Geruch behielt, wovon wir
                                    uns durch mitgetheilte Proben überzeugten, daß er in diesem Zustande der
                                    Gesundheit schädlich seyn müßte.
                                 
                              
                                 Nach den von uns eingezogenen Erkundigungen wurde der angebliche Mehrgewinn
                                    von 33 Proc. Zucker aus dem Runkelrübensaft nach den Ergebnissen berechnet,
                                    welche die Fabrikanten bei den alten Verfahrungsarten erhielten. Die HHrn.
                                    Stas und Claes sollen von der Annahme
                                    ausgegangen seyn, daß die Rübenzuckerfabrikanten gegenwärtig nur 4 1/2 Proc.
                                    Zucker gewinnen, während man nach Melsens'
                                    Verfahren 6 Proc. erhalten würde. Nun erhält man aber seit geraumer Zeit in
                                    Frankreich – wo die Resultate der Fabrication durch den Fiscus scharf
                                    controlirt werden – gegen 7 bis 8 Proc. Zucker.
                                 
                              
                                 Nach allem diesem sind wir sehr geneigt zu glauben, daß wenn die Rüben der
                                    HHrn. Stas und
                                    Claes nicht reif
                                    waren. Melsens' Verfahren es nicht mehr
                                    ist.“
                                 
                              Der Moniteur Industriel theilt folgenden Brief aus
                                 Brüssel vom 30. August mit:
                              
                                 „Durch mehrere Personen, wovon eine Mitglied der Commission ist, kamen
                                    uns folgende Nachrichten zu.
                                 
                              
                                 Die Commission verwendete zu ihren Versuchen 5000 Kilogr. Runkelrüben; man
                                    ließ dieselben zerreiben und bei dieser Operation wird Melsens' Verfahren angewandt; er wirft sein Mittel mit einem
                                    Zusatz von 30 bis 40 Proc. Wasser in den Rübenbrei.
                                 
                              
                                 Sein Agens ist saurer schwefligsaurer Kalk; man
                                    verwendet von demselben 2 1/2 Proc. der Rübe. Von diesem Salz kostet in
                                    Brüssel das Kilogr. 2 Frcs.
                                 
                              
                                 Man filtrirte über Beutelfilter ohne Knochenkohle; man dampfte ab, filtrirte
                                    dann neuerdings über Beutelfilter und verkochte hierauf; das Verkochen war
                                    aber schwierig, weil der Syrup dabei fett wurde und eine große Menge Schaum
                                    bildete; nach dem Verkochen brachte man die Producte in einen Kühler, damit
                                    die Krystallisation erfolgen konnte; das Ganze wurde versiegelt und Wächter
                                    dafür aufgestellt.
                                 
                              
                                 Dieß war die Operation am ersten Tag; am andern Tag mußte man die Producte in
                                    der Centrifugalmaschine behandeln.
                                 
                              
                                 Schon seit gestern hatte die Commission eine schlechte Meinung von diesem
                                    Verfahren.
                                 
                              
                                 Ich kann Ihnen mittheilen daß sich die Commission die Aufgabe gestellt hat zu
                                    erklären, ob dieses Verfahren bei der Fabrication im Großen angewendet
                                    werden kann oder nicht, denn sie will den Schweif dieser Operation nicht
                                    verfolgen.
                                 
                              
                                 Hr. Melsens hat vor der
                                    ganzen versammelten Commission erklärt, daß er nicht
                                       behaupte eine größere Ausbeute zu erhalten als nach dem gewöhnlichen
                                       Verfahren, daß er aber seinen Zweck ohne Anwendung von Knochenkohle
                                       erreiche.
                                 
                              
                                 .... Es scheint, daß unserm Minister des Handels diese Täuschung sehr
                                    unangenehm ist; was wird Hr. Dumas antworten, wenn man ihm beweist, daß dieses Verfahren
                                    nicht angewandt werden kann, daß kein Fabrikant sich desselben wird bedienen
                                    wollen, selbst nicht derjenige, bei welchem man gegenwärtig die Versuche
                                    anstellt?“
                                 
                              Die Liberté de Lille enthält Folgendes:
                                 „Die Versuche, welche am 28. und 29. August bei Hrn. Claes zu Lembeck über die
                                    Anwendbarkeit des Melsens'schen Verfahrens zur
                                    Rübenzuckerfabrication gemacht wurden, ergaben, daß man mittelst des neuen
                                    Agens, welches saurer schwefligsaurer Kalk seyn soll, einen ganz farblosen
                                    geläuterten Saft erhält; daß der Saft, in offenen Kesseln mit Schlangenrohr
                                    bis zum
                                    Verkochen getrieben, sich sehr wenig färbte, obgleich man keine Knochenkohle
                                    angewandt hatte, und daß die Krystallisation der ersten Syrupe sehr
                                    zufriedenstellend war.
                                 
                              
                                 Man erhielt von einem Tag zum andern einen Zucker von sehr schöner Nüance,
                                    ohne Decken mit Klärsel, vermittelst des bei Hrn. Claes aufgestellten
                                    Centrifugalapparates.
                                 
                              
                                 Bei diesen Versuchen wurde eine sehr merkwürdige Thatsache constatirt, daß
                                    nämlich Runkelrübensaft, welcher von der Läuterung bis zum Verkochen sauer
                                    blieb, sowohl mittelst chemischer Reagentien als im Polarisationsapparat nur
                                    einen sehr unbedeutenden Gehalt an unkrystallisirbarem Zucker zeigte.
                                 
                              
                                 Man begann die zweiten Syrupe in einem offenen Kessel neuerdings zu
                                    verkochen, trieb sie aber nicht bis zum Verkochpunkt, weil sie das
                                    sogenannte fette Aussehen annahmen und nur wenig Dampf daraus entwich.
                                 
                              
                                 Es ist zu bemerken, daß die bei diesem Versuch angewandten Rüben ihre
                                    vollkommene Reife noch nicht erlangt hatten.“
                                 
                              Das Echo de la Frontière fügt diesem
                                 Artikel bei:
                              
                                 „Soviel wir in Erfahrung bringen konnten, scheinen vorstehende
                                    Nachrichten genau aber unvollständig zu seyn. Man will später neue Versuche
                                    anstellen und die Personen, welche zugegen waren, äußern sich, daß eine
                                    ganze Campagne nöthig sey, um diese wichtige Frage zu studiren und mit
                                    Sachkenntniß zu beurtheilen. Wenn nun die bisherigen Versuche so ungenügend
                                    waren, daß eine ganze Campagne nöthig ist um das Verdienst dieser Erfindung
                                    zu würdigen, so ist es andererseits eben so wahr, daß man unter den Zeugen
                                    der Versuche schwerlich einen Zuckerfabrikant finden würde, der sich zu dem
                                    Wagstück verbindlich machen wollte, während der ganzen nächsten Campagne
                                    nach Melsens' Verfahren zu arbeiten.
                                 
                              
                                 Der saure schwefligsaure Kalk wurde schon vor mehr als zwölf Jahren bei der
                                    Zuckerfabrication versucht, und es sind von ihm mehrere Nachtheile zu
                                    befürchten. Erstens verhindert die Gegenwart dieses Salzes im ausgepreßten
                                    Rübenbrei dessen Anwendbarkeit als Viehfutter, was sehr wichtig ist.
                                    Zweitens wird der neutrale schwefligsaure Kalk, welcher aus dem sauren Salze
                                    entsteht, eine sehr nachtheilige Rolle spielen, besonders bei den letzten
                                    Operationen, indem er in den Abdampfapparaten reichliche Krusten erzeugt und
                                    dadurch die Verdampfung unmöglich macht, wie es auch zu Lembeck bei den
                                    zweiten Syrupen der Fall war. Endlich scheint es, daß bei den Versuchen am
                                    28. und 29. August aus dem Läuterungskessel Dämpfe von schwefliger Säure
                                    entwichen, welche das Lackmuspapier rötheten und auf die Respirationsorgane
                                    der anwesenden Personen sehr nachtheilig wirkten, obgleich das große Local,
                                    worin sich bloß dieser Apparat befand, sehr gut ventilirt war.
                                 
                              
                                 Letzterer Umstand würde genügen, um das neue Verfahren als ein für die
                                    Gesundheit der Arbeiter schädliches erklaren zu müssen.“
                                 
                              Der Moniteur belge zeigt an, daß Hr. Melsens in Belgien ein Patent
                                 auf sein Verfahren nachgesucht hat; ein ministerieller Erlaß gewährte das
                                 Patent, aber sous toutes réserves; diese
                                 ziemlich unbestimmten Worte sollen Wohl sagen, daß die Rechte dritter Personen
                                 vorbehalten bleiben, welche dasselbe Verfahren früher schon angewandt haben.
                              
                           
                              Ueber die bisherigen Anwendungen der
                                    schwefligen Säure oder ihres Kalksalzes bei der
                                    Zuckerfabrication.
                              Im J. 1832 empfahl Dubrunfaut in seinem Agriculteur manufacturier das Schwefeln der Rüben,
                                 um durch das schwefligsaure Gas die Gährung aufzuhalten. Dadurch wurde aber der
                                 Rückstand als Viehfutter ganz unbrauchbar und das Verfahren gewährte überdieß
                                 keinen Nutzen. Beim Schwefeln der Rüben und ihres Saftes erhielten die
                                 Fabrikanten stets saure Säfte, welche sich zwar beim Abdampfen nicht färbten und
                                 anfangs durch Krystallisation sehr leicht Zucker gaben; der Zucker in den
                                 verkochten Syrupen war aber in Traubenzucker verwandelt.
                              Nachdem Proust im J. 1809 und 1810 gezeigt hatte, daß
                                 man mit 10 bis 15 Grammen schwefligsaurem Kalk ein
                                 Hektoliter Traubensaft über ein Jahr gegen jede Gährung schützen kann, empfahl
                                 Descroizilles, der bekannte Erfinder der
                                 Weingeist-Sengmaschine, im J. 1836 die Anwendung dieses Salzes den
                                 Zuckerfabricanten im Nord- und Aisne-Departement, indem er ihnen
                                 bewies, daß man mit einer geringen Menge desselben den Rübensaft wenigstens 48 Stunden lang ohne
                                 die geringste Spur von Gährung aufbewahren kann. Man munterte ihn auf, eine
                                 Fabrik von diesem Product zu errichten, was er auch that; er leitete das durch
                                 Verbrennen von Rohschwefel erzeugte schwefligsaure Gas in eine Kammer, worin
                                 sich auf zahlreichen Gestellen Kalkhydrat befand, wobei er das Kilogr. dieses
                                 Salzes um 30 Centimes liefern konnte. Die Rübenzuckerfabricanten beschleunigten
                                 aber bald ihre Operationen, ließen dem Saft nicht mehr Zeit zu gähren, und nun
                                 war der schwefligsaure Kalk kein begehrter Artikel mehr.
                              Im J. 1837 empfahl Dr. Stolle die schweflige Säure zum Entfärben der Syrupe, um die Knochenkohle entbehrlich zu machen (polytechn.
                                 Journal Bd. LXX S. 303) und Prof.
                                 Dumas hat über dieses
                                 Verfahren im J. 1838 (polytechn. Journal Bd.
                                    LXIX S. 148) der Société
                                    d'Encouragement einen günstigen Bericht erstattet.
                              Neutralen schwefligsauren Kalk kann man durch Vermischen der schwefligen Säure
                                 mit Kalkwasser bereiten, wobei er als ein weißes Pulver niederfallt. Durch
                                 Auflösen dieses Salzes in wässeriger schwefliger Säure – oder, nach Liebig, durch Sättigen der wässerigen schwefligen
                                 Säure mit Kreide, erhält man das saure Kalksalz, welches in sechsseitigen mit 6
                                 Flächen zugespitzten Säulen krystallisirt.
                              
                                 E. D.
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber die Zersetzung des essigsauren Natrons durch
                              Schwefelsäure in Bezug auf Bereitung der Essigsäure und des concentrirten Essigs;
                              von L. F. Bley und E. Diesel.
                           Bei der Bereitung des concentrirten Essigs aus essigsaurem Natron haben die Verf.
                              häufig die Beobachtung gemacht, daß derselbe einen üblen Geruch nach
                              Schwefelkohlenstoff annimmt, was dieselben unter Umständen aus der Verunreinigung
                              des essigsauren Natrons durch unterschwefligsaures Natron ableiten.
                           Das essigsaure Natron, selbst das umkrystallisirte, ist sehr häufig mit
                              unterschwefligsaurem Natron verunreinigt. Uebergießt man solches essigsaures Natron
                              mit einer rectificirten Schwefelsäure von 1,845 sp. Gew., so riecht die Flüssigkeit
                              nach Schwefelwasserstoff. Bei einem solchen Versuche trat durchaus keine Bräunung
                              oder sonstige Erscheinung ein, welche auf eine Zersetzung der Essigsäure hätte
                              schließen lassen.
                           Wenn getrocknetes essigsaures Natron von derselben Verunreinigung mit Nordhäuser
                              Schwefelsäure übergossen wurde, so trat jedenfalls eine Zersetzung der Essigsäure
                              ein, denn man erhielt auch bei der Darstellung der Essigsäure nach Mohr aus einem
                              von unterschwefliger Säure fast völlig freien essigsaurem Natron ein nach
                              Schwefelkohlenstoff riechendes und durch den Gehalt an Schwefelwasserstoff und
                              schwefliger Säure trübe werdendes Destillat. Wahrscheinlich rührt auch der üble
                              Geruch, den das Destillat von essigsaurem Natron bei einem Ueberschusse von
                              Schwefelsäure annimmt, von Schwefelkohlenstoff her; Mohr
                              hat in seinem Commentar angegeben, daß man ein solches Destillat durch mehrfache
                              Rectification nicht von dem üblen Geruche befreien könne.
                           Die Verf. geben nun zur Wiederherstellung eines in dieser Weise mißlungenen Präparats
                              die Vorschrift, dasselbe, statt es bloß mit Braunstein zu schütteln und zu
                              rectificiren, öfters mit Bleihyperoxyd und etwas basisch essigsaurem Kupferoxyd zu
                              schütteln, bis der unangenehme Geruch verschwunden ist.
                           Wenn man das rohe essigsaure Natron, was im Handel unter dem Namen Rothsalz vorkommt,
                              anwendet, um daraus concentrirten Essig zu bereiten, so erhält man ein milchig
                              trübes Destillat. Diese Trübung rührt davon her, daß solches Salz eine bedeutende
                              Menge Schwefelwasserstoff und schweflige Säure ausgibt, wodurch sich Schwefel
                              ausscheidet, Auch in diesem Falle kann man die empfohlene Methode der Reinigung
                              mittelst Bleihyperoxyds nebst einem Zusatze einer geringen Menge von basisch
                              essigsaurem Kupferoxyd mit vollkommenem Erfolge anwenden. (Archiv der
                              Pharmacie.)
                           
                        
                           
                           Ueber Erkennung des Chiningehalts
                              der Chinarinden durch deren äußeres Ansehen.
                           Dr. Weddell, welcher vom J.
                              1843 bis zum J. 1848 eine naturhistorische Reise in Südamerika, namentlich Brasilien
                              und Peru, machte, übergab der französischen Akademie der Wissenschaften eine sehr
                              umfassende „Naturgeschichte der Chinarinden.“ Aus dem Berichte,
                              welchen Hr. v. Jussieu im
                              Namen einer Commission darüber erstattete, heben wir folgende, besonders für
                              Chininfabricanten interessante, Anleitung zur Erkennung des Chiningehaltes der
                              Chinarinden aus, deren Verständniß übrigens die Kenntniß der Anatomie der Rinden
                              überhaupt voraussetzt. – In den Chinarinden ist der, unter dem leblos sich
                              ablösenden Theil (Periderma Mohl's) befindliche lebendige, sich immer neu erzeugende Theil
                              (Derma) der einzige, welcher Chinin liefert. Die diese Faserschichte nach außen
                              fortsetzende, mehr oder weniger dicke Zellgewebschichte scheint der Sitz des
                              Cinchonins zu seyn, von welchem auf Kosten des Chinins um so mehr vorhanden ist, je
                              dicker diese Schichte ist. Doch befindet sich das Chinin nicht in den erhärteten
                              Fasern selbst, auch nicht in den Milchgefäßen (welche eine gummiharzige Flüssigkeit
                              enthalten und reichlicher in der verwandten Gattung Cascarilla sich vorfinden),
                              sondern in den Zellen, in deren Mitte die Fasern sich verbreiten. Man darf aber
                              nicht glauben, daß je mehr Zellen vorhanden sind, desto mehr Chinin vorkomme; im
                              Gegentheil scheinen sie, wenn von ihnen im Verhältniß zur Faser recht viele
                              vorhanden sind, mehr die Natur der Zellgewebschichten zu besitzen und mehr Cinchonin
                              zu enthalten. Es geht daraus hervor, daß man durch das Aussehen des Bruches eines Stückes Chinarinde in einem gewissen Grade
                              auf ihren medicinischen Werth zu schließen vermag. Man wird nämlich auf diesem
                              Bruche entweder in der ganzen Dicke der Rinde Fasern wahrnehmen, oder diese fehlen
                              den äußern Schichten; im erstern Fall sehen wir sie wieder entweder auf dem ganzen
                              Bruche in kleinen gleichen Spitzen emporstehen oder sich in ungleichen längern
                              Fasern ausdehnen. Die erste Art des Bruchs nennt Weddell
                              korkartig; die zweite faserig; die dritte langfaserig. Diese dritte Rinde ist besser
                              als die erste, aber minder gut als die zweite. (Comptes
                                 rendus, Juni 1849, No. 24.)
                           
                        
                           Firnißbereitung mit Harzöl, von James Castley.
                           Gefärbter Firniß. Um einen fest haftenden und vollkommen
                              wasserdichten Firniß mit Harzöl und Gutta-percha zu bereiten, bringt der
                              Patentträger 3 Gewichtstheile Gutta-percha in einen Topf mit 9 Theilen rohem
                              Harzöl (wie man es durch trockene Destillation des gemeinen Harzes erhält) und
                              erhitzt auf 39 bis 48° Reaumur, indem er die Mischung gelegentlich umrührt,
                              bis die Gutta-percha aufgelöst ist. Dieser Firniß eignet sich zum Ueberziehen
                              grober Fabrikate, z.B. getheerter Leinwand, Packtuch etc.
                           Um einen Firniß für feine Artikel zu erhalten, ersetzt man
                              das rohe Harzöl durch rectificirtes; man leitet nämlich durch das in der Blase
                              enthaltene rohe Harzöl mittelst eines Schlangenrohrs so lange einen Dampfstrom, bis
                              das übergegangene verdichtete Product ein spec. Gewicht von beiläufig 0,870 erreicht
                              hat; die Destillation muß dann unterbrochen werden, weil alle Producte von größerem
                              spec. Gewicht zu diesem Zweck nicht brauchbar sind.
                           Farbloser Firniß aus Harzöl und Dammarharz oder Mastix.
                              Das auf angegebene Weise mittelst Dampf rectificirte Harzöl wird mit dem zehnten
                              oder sechsten Theil seines Gewichts Schwefelsäure von nicht weniger als 1700 spec.
                              Gewicht versetzt und die Mischung wohl umgerührt; dann rectificirt man das Harzöl
                              wieder mittelst eines Dampfstroms, wobei es in farblosem Zustand übergeht. Das
                              Dammarharz oder der Mastix wird in seinem vierfachen Gewicht dieses rectificirten
                              und gereinigten Harzöls mittelst gelinder Wärme aufgelöst. (London Journal of arts, August 1849, S. 37.)
                           
                        
                           
                           Präparirte Baumwollgewebe zum Versenden des raffinirten
                              Schweinefetts.
                           Die Schweinefett-Raffinirer J. Travis und Mc Innes in Liverpool benutzen zum Verpacken ihrer
                              Producte einen feinen und dicht
                                 gewobenen Baumwollenzeug, welchem sie die Form der jetzt hiezu
                              gebräuchlichen Blasen geben; sie zerschneiden nämlich den Zeug in eirunde Stücke,
                              mit einer Verlängerung an einem Ende, um den Hals oder die Oeffnung zu bilden, durch
                              die man das Schweinefett in flüssigem Zustande
                              hineinbringt; sie nähen zwei solche Zeugstücke an den Rändern zusammen und bilden so
                              einen vollkommenen Sack mit engem Hals, der nun mit Cement überzogen werden kann.
                              Als Cement zum Ueberziehen der Sacke dient eine Mischung von thierischem Leim mit
                              Mehl- oder Stärkekleister; dieselbe muß in heißem Zustande eine solche
                              Consistenz haben, daß man die Säcke leicht darin bearbeiten kann. Nachdem die Säcke
                              mit dieser Mischung gut gesättigt sind, zieht man sie heraus und streift die ihnen
                              anhängende überflüssige Mischung wohl ab; man taucht sie dann in eine kalte
                              gesättigte Auflösung von Kochsalz und Alaun, welche bewirkt, daß das Cement
                              erhärtet, so daß es beim Füllen der Säcke nicht erweichen und abgehen kann; nach
                              dieser Behandlung wird die Innenseite der Säcke auswärts gekehrt; sie können nun
                              angewandt werden; wenn man sie aber nicht sogleich verwenden kann, so sollte man sie
                              bis zum Gebrauch in feuchtem Zustande aufbewahren. Die Säcke werden gerade so wie
                              die gewöhnlichen Blasen gefüllt. (London Journ. of arts,
                              August 1849, S. 34.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des groben baumwollenen Zeuges statt des
                              Papiers zur Bereitung des sogenannten Polirpapiers.
                           Man verbraucht sehr viel mit Sand oder Schmirgel präparirtes Papier zum Poliren,
                              sowohl in den Haushaltungen, als in dem Manufactur- und Fabrikwesen. Das
                              Papier aber bricht so leicht, daß es nach wenigem Gebrauch nicht weiter benutzt
                              werden kann, und dieß ist gerade dann der Fall, wenn es zur Politur am geeignetsten
                              erscheint, nämlich wenn sich die groben Sand- und Schmirgelkörner bereits
                              abgelöst haben. Man nimmt daher sehr zweckmäßig baumwollenes Zeug von der
                              wohlfeilsten Sorte statt des Papiers, und erhält ein weit dauerhafteres und
                              nützlicheres Fabricat, obgleich es mehr kostet. Der Sand, das gestoßene Glas und der
                              Schmirgel werden gewaschen und getrocknet. Das am besten anwendbare baumwollene Zeug
                              ist ungefähr 5/4 Wen breit, muß ein gleichartiges Gewebe haben, nicht zu grob seyn
                              und so wenig als möglich Appretur haben. Man bringt das Zeug in Rahmen, tränkt es
                              mit heißem Leim und spannt es alsdann in dem Rahmen aus, so daß seine Breite etwa
                              nur 4 Zoll zunimmt. Der Leim, den man dazu anwendet, wird auf folgende Weise
                              bereitet: man löst 2 Pfd. guten Leim in 6 Maaß warmen Wassers auf, und gießt dann
                              noch 2 Maaß Wasser hinzu, welches man vorher mit 6 Unzen guten Weizenmehls und 1 bis
                              2 Unzen Alaun gekocht hat.
                           Dieses Gemisch wird langsam aufgekocht und dann durchgeseiht, um es zum spätern
                              Gebrauch aufzubewahren.
                           Auf das trockene, noch immer in dem Rahmen ausgespannte und durch das Leimen steif
                              gewordene Zeug bringt man eine zweite, stärkere Schicht von Leim, der dadurch
                              dargestellt worden ist, daß man 4 Pfd. Leim in 3 Maaß warmen Wassers auflöst, 1/2
                              Maaß von dem ersten Leim, 1 Unze arabisches Gummi und 1 Unze Traganthgummi
                              hinzuthut. Während diese zweite Schicht noch feucht ist, siebt man so gleichartig
                              als möglich den Sand, das Glas oder den Schmirgel darüber her, läßt das Zeug
                              trocknen, und bürstet es ab, um die nicht fest sitzenden Theile zu entfernen. Darauf
                              streicht man abermals eine Schicht von dem stärkeren Leim darüber her, siebt
                              abermals Schmirgel u.s.w. hinein, läßt das Zeug wieder trocknen, nimmt es aus dem
                              Rahmen und zerschneidet es in Stücke von gehöriger Größe. (Polytechn. Notizblatt
                              1849 Nr. 5.)
                           
                        
                           
                           Verfahren zum Prüfen des Opiums.
                           Das Opium ist zahlreichen Verfälschungen unterworfen; oft enthält es aber schon
                              ursprünglich nur wenig Morphin. Man kaufe daher solches nie, ohne es chemisch zu
                              prüfen; die bisherigen Methoden hiezu sind aber ziemlich complicirt. Der Apotheker
                              Guilliermond zu Lyon
                              empfiehlt folgendes einfache Verfahren: man nimmt 15 Gramme des Opiums, zerschneidet
                              es mehreremale, rührt es in einem Mörser mit 60 Gram. Alkohol von 71 Volumsprocenten
                              an und schüttet auf Leinwand, um die Tinctur abzusondern; den Rückstand preßt man
                              aus, setzt ihn wieder mit 40 Gram. frischen Alkohols an und vereinigt die Tincturen
                              in einer weithalsigen Flasche, in welcher man vorher 4 Gram. Aetzammoniak abgewogen
                              hat; 12 Stunden später hat man das Resultat; das Morphin hat sich von selbst
                              ausgeschieden, von einer mehr oder weniger großen Menge Narcotins begleitet. Ersteres überzieht die Innenwände des Gefäßes in
                              ziemlich großen, griesig anzufühlenden, gefärbten Krystallen; letzteres ist in
                              perlmutterartigen, weißen und sehr leichten Nadeln krystallisirt. Man vereinigt die
                              Krystalle auf einem Tuche und wäscht sie öfters mit Wasser aus, um sie von dem etwa
                              beigemischten mekonsauren Ammoniak zu befreien. Man bringt nun die Krystalle in eine
                              mit Wasser angefüllte tiefe Schale. Das sehr leichte Narcotin erhält sich im Wasser
                              schwebend und kann durch Abgießen hinlänglich vom Morphin getrennt werden, welches
                              sich zu Boden setzt, sofort gesammelt und gewogen werden kann. Von einem guten Opium
                              müssen 15 Gram. wenigstens 1,25 bis 1,50 Gram. krystallisirtes Morphin liefern; es
                              gibt Opium, welches bis 1,75 liefert. Das so erhaltene Morphin ist beinahe rein und
                              schwerlich wird auf andere Weise von ihm mehr aus dem Opium gewonnen. (Journal de Pharmacie, Juli 1849.)
                           
                        
                           Masse zum Aufpoliren der Möbel.
                           Dieselbe besteht nach einer Untersuchung Varrentrapp's aus einer Auflösung von Wachs in Terpenthinöl mit
                              Weingeist gemengt. Man erhält sie, indem 4 Loth weißes Wachs mit 3 Loth Terpenthinöl
                              Übergossen, und bis zu vollständiger Auflösung erwärmt werden. Ist die Lösung
                              so weit erkaltet, daß sie anfängt weißlich und fester zu werden, so setzt man unter
                              beständigem Umrühren 2 Loth starken Weingeist zu. Nimmt man anstatt 2 Loth Weingeist
                              4 Loth, so wird die Masse noch besser, man muß aber dann beim Auftragen derselben
                              auf die Möbel mittelst eines Tuches etwas länger reiben. (Polytechn. Notizblatt,
                              1849 Nr. 5.)
                           
                        
                           Anwendung des Chlorzinks zum Zerstören der Wanzen.
                           Dr. Stratton empfiehlt in die
                              Fugen und Ritzen der Bettstätten eine mäßig starke Auflösung von salzsaurem Zinkoxyd
                              zu gießen; das von derselben durchdrungene Holz ist für die Wanzen ein Gift, denn
                              sie verschwinden bald gänzlich. Dieses Mittel, dessen Wirksamkeit erwiesen scheint,
                              ist den bisher gebräuchlich gewesenen arsenik- und quecksilberhaltigen
                              Auflösungen, deren Gefahren sich nicht verkennen lassen, bei weitem vorzuziehen.
                              (Journal de Pharmacie, Juli 1849.)