| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 113, Jahrgang 1849, Nr. , S. 463 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Eisendraht mit einem Zinkamalgam überzogen, als Leiter des
                              elektrischen Fluidums.
                           Hr. Hermann Frhr. v. Gersheim,
                              Fabrikbesitzer in Erlaa, theilt mit, daß er schon seit längerer Zeit wegen Leitung
                              des elektrischen Fluidums Eisendraht anwendet, welchen er zu diesem Zwecke mit einem
                              Zinkamalgam überzieht. Dieser Ueberzug soll den Draht vor den Einwirkungen der
                              schärfsten Dämpfe und Gasarten vollkommen schützen; Salz- oder Schwefelsäure
                              greifen denselben durchaus nicht an.
                           Früher versuchte Hr. v.
                                 Gersheim den Eisendraht mit Nickel, Zink, Blei, Kupfer oder Zinn auf
                              galvanischem Wege zu überziehen; er erhielt aber keine befriedigenden Resultate,
                              indem die Säuren darauf nachtheilig wirkten und der so überzogene Eisendraht nicht
                              so geschmeidig wie der amalgamirte war. Uebrigens war Nickel das vorzüglichste und
                              Zinn das schlechteste Schutzmittel gegen die Oxydation.
                           Ein besonderer Vorzug des auf chemischem Wege erzielten Drahtüberzuges mit dem
                              Zinkamalgam soll endlich darin bestehen, daß das Amalgam sogar in die Oberfläche des
                              Drahtes eindringt, indem man beim Abbrechen eines solchen Drahtstückes genau sieht,
                              daß nicht bloß eine Einhüllung durch Niederschlag, wie beim galvanischen Processe,
                              sondern eine innige Verbindung des Ueberzuges mit dem Eisen stattgefunden hat. Die
                              Güte des Ueberzuges wird auch durch die Wahrnehmung bekräftigt, daß Stahlfedern,
                              welche mit dem erwähnten Amalgam überzogen, unausgesetzt benützt werden, nicht nur
                              geschmeidiger als die unüberzogenen sind, sondern auch viel länger dauern. (Z. d.
                              oft. Ing. V.)
                           
                        
                           
                           Bewährte Metalllegirungen für Locomotiven.
                           1) Zu Achsenlagern, Excentrigenringen, Büchsen, Kolbenringen, Schiebventilen:
                           
                              
                                 20
                                 Theile Kupfer,
                                 
                              
                                   4
                                     
                                    „    Zinn,
                                 
                              
                                 1/2
                                      „   Antimon,
                                 
                              
                                 1/4
                                      „   Blei.
                                 
                              
                           2) Zu Theilen, welche Stöße auszuhalten haben, wie Pumpenstiefel, Cylinderkolben,
                              Ventilkasten, Supports (Stützen):
                           
                              
                                 20
                                 Theile Kupfer,
                                 
                              
                                   6
                                     
                                    „    Zink,
                                 
                              
                                   1
                                     
                                    „    Zinn.
                                 
                              
                           3) Für Gegenstände, welche dem Feuer ausgesetzt sind, wie Blasrohr-Apparate,
                              Zwischenringe um die Heizthüren der Feuerkästen etc.
                           
                              
                                 17
                                 Theile Kupfer,
                                 
                              
                                   1
                                     
                                    „    Zink,
                                 
                              
                                 1/2
                                     
                                    „    Zinn,
                                 
                              
                                 1/4
                                     
                                    „    Blei.
                                 
                              
                           Vorstehende Legirungen sind bei den Locomotiven der belgischen Bahn seit mehreren
                              Jahren allgemein in Anwendung; zu bemerken ist noch, daß bei der Fabrikation
                              derselben zuerst das Zinn, Zink und Blei geschmolzen werden müssen, bevor sie mit
                              dem geschmolzenen Kupfer gemischt werden. F. (Organ f.
                              d. Eisenbahnw.)
                           
                        
                           Bemerkenswerthes Verhalten des legirten Silbers beim
                              Gießen.
                           Der Juwelier Bückmann zu Hannover berichtete in einer
                              frühern Versammlung des hannoverschen Local-Gewerbsvereins, es sey ihm beim
                              Zusammenschmelzen seinen Silbers (z.B. hannover'scher
                              Thalerstücke mit den Jahrzahlen 1836, 1837, 1838) und reinen
                                 Kupfers (gewalzten Bleches) mehrmals die Erscheinung vorgekommen, daß das
                              auf solche Weise dargestellte 12löthige Silber –
                              ungeachtet der größten Vorsicht beim Schmelzen sowohl als beim Ausgießen –
                              nicht dicht ausfiel, sondern mehr oder weniger kleine Bläschen zeigte, die oftmals
                              so bedeutend waren, daß die Bearbeitung des Silbers – obgleich dasselbe große
                              Zähigkeit besessen habe – unmöglich wurde. Nach mehrfachen Versuchen, diesen
                              Uebelstand zu beseitigen, habe Hr. Bückmann etwas Zink beigefügt, in der Ansicht, daß durch Anwendung
                              dieses Metalls (welches, zufolge der Löthungen, in verarbeitetem Silber fast immer
                              zu geringen Antheilen sich befindet) die Legirung einen dünnflüssigern Charakter
                              erhalten würde, und so die Blasen von selbst verschwanden. Diese Erwartung sey durch
                              den Erfolg gerechtfertigt worden, indem bei Zusatz von etwa 1/8 Loth Zink auf eine Mark zwölflöthigen Silbers (also 1 Theil
                              auf 128 Theile) keine Blasen sich zeigten, und die Hämmerbarkeit des Gemisches
                              nichts zu wünschen übrig ließ. Hr. Bückmann äußerte das Verlangen, über diesen Gegenstand die
                              Erfahrungen auch anderer Silberarbeiter zu hören.
                           Die Redaction der Mitth. d. Gewerbv. f. d. Königr. Hannover fügt hinzu, daß sie
                              dieses Verlangen vollkommen theile, indem sie zugleich daran erinnert, daß in
                              Ansehung des reinen Kupfers eine ganz ähnliche Wirkung
                              des Zinks schon länger und allgemeiner bekannt sey. Das reine Kupfer dehnt sich
                              nämlich beim Erstarren nach dem Gießen aus, steigt in den Formen, und erhält im
                              Innern viele Blasen, wenn man es nicht ganz genau bei dem Hitzgrade gießt, wo es
                              schnell in der Form erstarren muß. In diesem porösen oder blasigen Zustande wird es
                              oft zum Ausstrecken unter Hämmern oder Walzen untauglich, weil die innerlich
                              vorhandenen Höhlungen zu Schiefern und Doppelungen Anlaß geben. Eine sehr kleine
                              Beimischung von Zink (oder auch Blei) benimmt dem Kupfer diesen Fehler und erzeugt
                              einen dichten Guß. (Mitth. d. Gew. f. d. Königr. Hannover. 40. Liefer. S. 311.)
                           
                        
                           
                           Einfache Bereitungsweise des zu zahnärztlichen und anderen
                              Zwecken dienenden Kupferamalgames.
                           Die Redaction der Annalen der Chemie und Pharmacie empfiehlt im Juniheft 1849 für das
                              von Prof. Pettenkofer (im
                              polytechn Journal Bd. CIX S. 444)
                              beschriebene Kupferamalgam folgende einfache Bereitungsweise: Man benetze fein
                              zertheiltes, durch Eisen oder Zink aus Kupfervitriollösung niedergeschlagenes Kupfer
                              in einem Porzellanmörser mit einer Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul,
                              sodann übergieße man es mit siedendem Wasser und reibe es unter Zusatz von
                              metallischem Quecksilber anhaltend damit. Im Anfange erscheint die Masse bröcklich,
                              sie wird aber bald weich und nimmt, wenn die gehörige Menge Quecksilber einverleibt
                              ist, die gewünschte salbenartige Consistenz an.
                           
                        
                           Verfahren zum Reinigen des kohlensauren und des
                              unterschwefligsauren Natrons mittelst Krystallisation.
                           Hr. Plessy befolgt zum Reinigen
                              des unterschwefligsauren Natrons eine Methode, die sich auch mit großem Vortheil bei
                              der Bereitung von reinem kohlensaurem Natron aus der im Handel vorkommenden
                              krystallisirten Soda anwenden läßt. Das Salz wird in seinem Krystallwasser
                              geschmolzen, und das Erhitzen fortgesetzt, um einen Theil des Wassers zu verdampfen.
                              Wenn die Auflösung erkaltet, krystallisirt bloß das unterschwefligsaure Natron,
                              indem die Mutterlauge die Unreinigkeiten zurückhält. (Journal
                                 de Pharmacie, Mai 1849.)
                           
                        
                           Verfahren zum Bereiten von Jodkalium.
                           Man nimmt:
                           
                              
                                 Jod
                                 94 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 Eisenfeile
                                 14          
                                    „
                                 
                              
                                 gebrannten Kalk
                                 40          
                                    „
                                 
                              
                           Zuerst löscht man den Kalk im Wasser ab und man incorporirt ihm dann sorgfältig die
                              Eisenfeile; hernach wird das Jod diesem Gemenge in kleinen Portionen zugesetzt und
                              mit demselben zerrieben, bis ein Tropfen der Flüssigkeit auf mit Stärkekleister
                              überzogenem Papier nur einen ockergelben Fleck hervorbringt. Die Mischung wird dann
                              mit Wasser versetzt, filtrirt und die klare Auflösung mit kohlensaurem Kali gefällt.
                              Der kohlensaure Kalk wird durch Filtriren abgesondert und die Auflösung zur
                              Krystallisation abgedampft. Criquellion. (Journal de Chimie médicale, April 1849.)
                           
                        
                           Verfahren zur Bereitung reinen Stickgases; von B. Corenwinder.
                           Man besaß bisher kein Verfahren, um in den Laboratorien schnell reines Stickgas
                              bereiten zu können. Nach folgender Methode bereite ich in wenigen Minuten eine große
                              Menge von diesem Gas in absolut reinem Zustande.
                           Sie gründet sich auf die Zersetzung des salpetrigsauren Ammoniaks, welches beim
                              Erhitzen bekanntlich in Stickstoff und Wasser zerfällt; da dieses Salz aber schwer
                              zu bereiten ist, so ersetze ich dasselbe durch eine Mischung von alkalischem
                              salpetrigsaurem Kali und Salmiak – also durch eine Mischung, welche die
                              Elemente des salpetrigsauren Ammoniaks und des Chlorkaliums enthält.
                           Um das salpetrigsaure Kali in geeignetem Zustande zu erhalten, muß man eine
                              Aetzkalilauge von 1,38 spec. Gewicht anwenden; man entbindet das salpetrigsaure Gas durch Zersetzung von
                              1 Theil Stärke mit 10 Theilen Salpetersäure und leitet es in jene Kalilauge, bis sie
                              entschieden sauer reagirt; dann setzt man ihr etwas Aetzkali zu, um sie merklich
                              alkalisch zu machen.
                           Das so bereitete salpetrigsaure Kali läßt sich aufbewahren ohne irgend eine
                              Veränderung zu erleiden. Will man sich Stickgas verschaffen, so braucht man nur 1
                              Raumtheil der Kalisalzlösung mit 3 Raumtheilen einer sehr concentrirten
                              Salmiaklösung zu vermischen und das Ganze in einer kleinen Flasche über glühenden
                              Kohlen zu erwärmen; die Gasentwickelung erfolgt bald und schreitet vollkommen
                              regelmäßig fort.
                           Da das anzuwendende salpetrigsaure Kali alkalisch seyn muß, so entbindet sich mit dem
                              Stickgas zugleich etwas Ammoniak; dieß bringt aber keinen Nachtheil, weil man zur
                              Entfernung des Ammoniaks das Gas bloß durch eine Flasche zu leiten braucht, welche
                              Wasser mit etwas Schwefelsäure versetzt enthält. (Annales de
                                 Chimie et de Physique) Juli 1849.)
                           
                        
                           Verbesserung in der Darstellung der Orseille aus Flechten; von
                              A. Chaudois.
                           Das bisherige Verfahren bei Darstellung der Orseille aus den Flechten besteht darin,
                              daß man letztere nach dem Zerreiben mit Wasser zu einem Teig anmacht, welchem man
                              Ammoniak oder Potasche mit Kalk etc. zusetzt, um die violette Farbe zu
                              entwickeln.
                           Hr. Achille Chaudois, Chemiker
                              in Paris, ließ sich am 14. Febr. 1849 in England eine Verbesserung dieser Methode
                              patentiren: er verwendet – um den Farbstoff reiner zu erhalten – statt
                              des Teiges bloß das Extract oder die Auflösung der Flechten. Er zieht nämlich die
                              Flechten mit heißem Wasser aus (welchem auch etwas Alkali
                              oder Urin mit Kalk zugesetzt werden kann) und behandelt die Auflösungen so, wie
                              bisher mit dem Teig verfahren wurde. (Repertory of
                                 Patent-Inventions, Septbr. 1849, S. 154.)
                           
                        
                           Verfahren zur Seifenfabrication, von E. Riepe.
                           Die Verbesserung in der Seifenfabrication, welche sich Ewald Riepe am 30. Januar 1849 in England patentiren ließ, besteht in einer
                              Methode kohlensaures Alkali bei der Seifenbereitung anzuwenden.
                           Man erzeugt zuerst den Seifenleim auf gewöhnliche Art mittelst kaustischer
                              alkalischer Lauge, die aber so rein als möglich seyn muß, beendigt die Verseifung
                              mittelst einer stärkeren Lauge und versetzt dann die erzielte Verbindung mit soviel
                              reinem kohlensaurem Alkali, daß die Basis desselben die Hälfte vom Alkaligehalt des
                              Seifenleims beträgt. Das zuzusetzende kohlensaure Alkali wird in wasserfreiem oder
                              calcinirtem Zustande angewandt und dem Seifenleim einverleibt, wenn derselbe eine
                              solche Concentration erreicht hat, daß er vom Rührspaten in zusammenhängenden Fäden
                              abfließt. Das kohlensaure Alkali löst sich im Seifenleim beim Aufkochen desselben
                              schnell auf; sobald es sich aufgelöst hat, ist der Proceß beendigt und die Seife
                              wird dann auf gewöhnliche Art gereinigt oder fertig gemacht. (Repertory of Patent-Inventions, September 1849, S. 153.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Bereitung und Anwendung der Harzbeize; von Hardenack.
                           Die königl. preußische Oberbaudeputation hat die nachfolgenden ihr von dem Major und
                              Platz-Ingenieur Hardenack zu Minden übersandten Bemerkungen, welche von dem
                              hannöverschen Bau-Inspector Funk herrühren, zur
                              Veröffentlichung mitgetheilt.
                           Die Harzbeize (Harzseife) besteht aus einer innigen Mischung von Harz und Leinöl. Man
                              kann sie durch Kochung und auf dem kalten Wege, d.h. durch langsame Auflösung des
                              Harzes in Leinöl (in der Sonne) herstellen; dieses geschieht jedoch selten, und
                              pflegen namentlich die Schiffszimmerleute ihre Harzbeize zu kochen. Soll eine gute
                              Harzbeize gewonnen werden, so muß nicht allein das Harz möglichst rein und das
                              Leinöl hinreichend alt und abgelagert seyn, sondern es muß auch vorzüglich mit
                              Genauigkeit das Mischungsverhältniß der zu vereinigenden Materialien beobachtet
                              werden. Das Verfahren bei der Kochung und Einsetzung der Ingredienzien ist
                              folgendes:
                           In einen eingemauerten (am besten verzinnten) Kessel, welcher mit einem Deckel und
                              einer möglichst gut schließenden Thür versehen seyn muß, gibt man je 3
                              Gewichtstheile Harz, 5 Gewichtstheile Leinöl (also um 200 Pfd. herzustellen, 75 Pfd.
                              Harz und 125 Pfd. Oel) und läßt die Masse langsam und unter beständigem sanftem
                              Umrühren bis zu + 60° R. erwärmen.
                           Dieses Umrühren muß fortgesetzt werden, bis sich das Harz völlig aufgelöst hat, dann
                              aber kann man es unterlassen und hat von da an darauf zu sehen, daß der Hitzgrad
                              (60° R.) möglichst erhalten und der sich bildende Schaum und ausgeworfene
                              Schmutz sorgfältig mittelst einer Schaumkelle hinweggeräumt werden. Nach einer so
                              fortgesetzten drei- bis vierstündigen Kochung pflegt die Masse fertig zu
                              seyn, was man daran erkennt, daß sich auf der Oberfläche kein Schaum mehr bildet,
                              und die Harzbeize beim Ablaufen vom Spatel völlig klar und blank erscheint. Man läßt
                              die Masse auf + 20 bis 25° R. erkalten und bringt sie alsdann auf gut
                              gedichtete und mit Eisenbändern versehene Fässer zum Aufbewahren. Wenn es schon
                              schwer ist, die Masse in einer Temperatur von + 60° R. zu erhalten, so darf
                              dieselbe doch 70° nicht ohne Gefahr übersteigen, und ist in dieser Beziehung
                              folgendes als Vorsichtsmaßregel zu beachten:
                           1) ist man genöthigt, das Feuer zu reguliren und in Folge dessen die Thür zu öffnen,
                              so versäume man es nicht, zuvor den Kessel mit dem Deckel zu schließen, weil ohne
                              diese Vorsichtsmaßregel leicht das sich stark entwickelnde Oelgas mit der Flamme in
                              Berührung kommen könnte, wodurch momentan die Oelmasse sich entzünden und, abgesehen
                              von der dabei entstehenden Gefahr, mehr oder weniger verloren gehen würde. Ebenso
                              versäume man nicht
                           2) während des Kochens ein Reserve-Gefäß mit etwas kaltem Oel zur Seite zu
                              haben, um, falls die Masse im Kessel etwa zu stark steigen sollte, dieselbe durch
                              Zusatz von kaltem Oel reguliren zu können;
                           3) die Fässer müssen vor der Füllung genau untersucht und nachgebunden werden, weil
                              die Erfahrung gelehrt hat, daß selbst die sorgfältigst gedichteten Fässer, mit
                              Harzbeize gefüllt, immer noch in etwas lecken, weßhalb auch solche Fässer, welche
                              nur mit Holz gebunden sind, gar nicht gebraucht werden können.
                           Der durch Verdampfung und so ferner veranlaßte Verlust ist sehr variabel, im
                              allgemeinen darf man wohl 5 bis 6 Proc. darauf rechnen. Die Preise der Ingredienzien
                              sind natürlich gleichfalls variabel und wird hier das Oel pro 100 Pfd. mit 12 Thaler, und Harz pro 100
                              Pfd. mit 2 Thaler bezahlt; die Kosten der Harzbeize stellen sich im Mittel auf 2 1/3
                              Ggr. pro Pfund heraus.
                           Was nun die Anwendung der Harzbeize anbelangt, so ist noch Folgendes zu bemerken:
                           1) es kann dieselbe nur mit Nutzen bei trockenem warmem
                              Wetter aufgestrichen werden, und ist der Frühling dazu die geeignetste Jahreszeit,
                              weil dann die Luft noch mit dazu beitragt, das Holz recht empfänglich zum Einsaugen
                              zu machen. Ist man aber gezwungen, die Harzbeize in einer schlecht trocknenden
                              Jahreszeit zu verwenden, so wird man immer gut thun, während des Kochens der Masse
                              etwas Bleiglätte hinzuzusetzen (auf 200 Pfd. 1 1/2 Pfd. Glätte), um dadurch das
                              Trocknen zu befördern; 2) die Hölzer, welche damit getränkt werden sollen, müssen
                              möglichst trocken, und
                              kann es seyn, von der Sonne erwärmt seyn, auch müssen dieselben von allem Schmutze
                              sorgfältig befreit werden, ehe man mit dem Anstriche beginnt; 3) die Harzbeize muß
                              vor dem Anstriche erwärmt werden theils, weil sie dadurch flüssiger wird, theils,
                              weil sie dadurch mehr befähigt wird in das Holz einzudringen; 4) zum Anstreichen
                              dient ein mäßig dicker, doch harter und straffer Haarpinsel.
                           Die Masse muß zur Zeit nur dünn aufgetragen werden, und muß dieser Auftrag so oft
                              wiederholt werden, bis das Holz nichts mehr von der Harzbeize aufsaugen will. Hat
                              sich Staub oder Schmutz oder sonst eine Kruste auf das Holz gesetzt, so muß diese
                              vor einem erneuerten Auftrage hinweggeräumt werden. 5) Sind die Hölzer vorbereitet,
                              so braucht nur alle Jahre einmal der Anstrich wiederholt zu werden.Eine derartige Harzbeize wird am Rhein von den Schiffern zum Anstrich aller
                                    derjenigen Holztheile angewendet, denen sie ein helles sauberes Ansehen
                                    erhalten wollen; namentlich ist dieß bei Masten und Segelstangen der Fall.
                                    Dann hat die Harzbeize auch an Zäunen, Schoppen und Holzverzierungen im
                                    Freien Anwendung gefunden, überall wo ein heller und durchsichtiger Anstrich
                                    gewünscht wird. (Notiz-Blatt d. Architekten-Vereins, neue Folge Nr. 2 S.
                              24.)
                           
                        
                           Vorschriften zur Bereitung von Siegellack; von Fr. X. Pottinger.
                           Apotheker Pottinger in Thriesch
                              empfiehlt die folgenden Vorschriften zur Bereitung von Siegellack. Man schmilzt 8
                              Loth venetianischen Terpenthin und 14 Loth Schellack in einem irdenen Gefäße über
                              gelindem Kohlenfeuer zusammen. Andererseits mischt man 5 Loth Zinnober und 1 1/2
                              Quentchen kohlensaure Talkerde mit Terpenthinöl zu einem dicken Brei und fügt dann
                              zuerst 5 Loth trockenen Zinnober und gleich darauf den zu Brei angerührten unter
                              beständigem Umrühren zur obigen aufgelösten Masse. Man rührt das Gemisch gut über
                              Feuer untereinander, bis es Blasen wirft, entfernt es vom Feuer und rührt, bis die
                              Blasen vergangen sind, worauf man die Masse in Formen aus verzinntem Eisenblech
                              gießt, die mitten der Länge nach zusammengefügt werden können. Vor dem Eingießen der
                              Masse müssen die Formen mit etwas Mandelöl bestrichen werden. Wenn die Formen
                              vollgegossen sind, muß man das Niedergesenkte wieder nachgießen und das
                              Ueberflüssige mit einem heißen Messer scharf abschneiden. Die erhärteten Stangen
                              werden dann durch rasches Hindurchziehen durch Kohlenfeuer oder durch eine
                              Spiritusflamme geglättet. Bewährte Vorschriften sind die folgenden:
                           Fein Roth. 8 Loth. venet. Terpenthin, 14 Loth Schellack, 8 Loth Zinnober, 1 1/2
                              Quent. Talkerde mit Terpenthinöl.
                           Fein Roth No. 1. Dieselbe Vorschrift, nur sind statt 8 Loth Zinnober 7 Loth zu
                              nehmen.
                           Roth No. 2. 8 Loth venet. Terp., 13 Loth Schellack, 1 Loth Colophonium, 5 Loth
                              Zinnober. Talkerde wie oben.
                           Roth No 3. 8 Loth. venet. Terp., 12 Loth Schellack, 1 1/2 Loth Colophonium, 3 1/2
                              Loth Zinnober u.s.w.
                           Roth No. 4. Terpenthin und Schellack wie sub No. 3,
                              Colophonium und Zinnober von jedem 3 Loth, nebst Talkerde u.s.w.
                           Roth No. 5. 8 Loth Terp., 11 Loth Schellack, 3 Loth Colophonium, 2 1/2 Loth Zinnober,
                              Talkerde wie oben.
                           Fein Schwarz No. 1. 9 Loth venet. Terp., 18 Loth Schellack, 1 Loth Colophonium,
                              Kienruß mit Terpenthinöl angerührt, so viel nöthig.
                           Schwarz No. 2. 8 Loth. venet. Terp., 16 Loth Schellack, 16 Loth Colophonium, Kienruß
                              mit Terpenthinöl.
                           Gelb No. 1. 4 Loth venet. Terp., 8 Loth Schellack, 2 1/2 Loth Colophonium, 1 1/2,
                              Loth Königsgelb, 1 1/2 Quent. Talkerde mit Terpenthinöl.
                           Dunkelbraun No. 1. 8 Loth venet. Terp., 15 Loth Schellack, 3 Loth braune englische
                              Erde, Talkerde wie oben.
                           
                           Braun No. 2. 8 Loth venet. Terp., 14 Loth Schellack. 6 Loth Coloph., 3 Loth englische
                              Erde, Talkerde wie oben.
                           Hellbraun No. 1. 8 Loth. venet. Terp., 15 Loth Schellack, 2 Loth braune Erde, 1 Loth
                              Zinnober, 1 Loth geschlämmte Kreide, Talkerde wie oben.
                           Hellbraun No. 2. 8 Loth. venet. Terp., 14 Loth Schellack, 6 Loth Coloph., 3 Loth
                              englische Erde, 1/2 Loth Zinnober, 2 Loth geschlämmte Kreide, Talkerde wie oben.
                           Dunkelblau No. 1. 6 Loth venet. Terp., 14 Loth feiner Schellack, 2 Loth. Colophonium,
                              2 Loth Mineralblau, Talkerde wie oben.
                           Grün No. 1. 4 Loth venet. Terp., 8 Loth Schellack, 2 1/2 Loth Colophonium, 1 Loth
                              Königsgelb, 1/2 Loth Bergblau, Talkerde wie oben.
                           Karminroth No. 1. 4 Loth venet. Terp., 8 Loth Schellack, 2 Loth Coloph., 3 Loth
                              Chinesischroth, 1 Quent. Talkerde mit Terpenthinöl.
                           Gold No. 1. 8 Loth venet. Terp., 16 Loth Schellack, 14 Blätter ächtes Blattgold, 1
                              Loth Bronze, 1 1/2 Quent. Talkerde mit Terpenthinöl. (Oesterr. Zeitschrift für
                              Pharm.)
                           
                        
                           Ueber die Gährung des äpfelsauren Kalks.
                           Hr. Prof. v. Liebig fügt den
                              bereits (S. 295 in diesem Bande des polytechn. Journals) mitgetheilten Erfahrungen
                              über die Gährung des äpfelsauren Kalks (zur Gewinnung von Bernsteinsäure) im Juniheft seiner Annalen der Chemie und Pharmacie
                              folgende weitere hinzu.
                           Aus gewöhnlichem Vogelbeersaft, der mit Kalkmilch bis zur Neutralisation und dann mit
                              Bierhefe versetzt worden war, setzten sich nach 10 Tagen bei ruhigem Stehen in
                              gewöhnlicher Temperatur aus einer ganz dunkel gefärbten Flüssigkeit farblose,
                              mehrere Linien lange Krystalle von reinem bernsteinsaurem
                              Kalk ab; sie waren mit einem gefärbten feinen Pulver umgeben, das aus kohlensaurem
                              Kalk bestand.
                           Die Ausbeute an Bernsteinsäure ist um so größer, je langsamer und ruhiger die Gährung
                              vor sich geht; es darf deßhalb der Wärmegrad bei der Gährung und die Quantität von
                              Hefe oder von faulem Käse, welche man zuzusetzen hat, eine gewisse Gränze nicht
                              übersteigen. Ein Viertelschoppen Bierhefe (125 Kubikcentimeter) auf 1 Pfd. trocknen
                              äpfelsauren Kalk und 6 Pfd. Wasser zeigte sich als ein sehr gutes Verhältniß.
                           Die Entwickelung von Wasserstoffgas ist positiv schädlich;
                              sie zeigt einen andern Gährungsproceß an, in welchem keine Bernsteinsäure gebildet,
                              oder die gebildete zerstört wird. In einem Fall, wo 19
                              Pfd. äpfelsaurer Kalk mit Käs, und zwar mit der doppelten Menge als sonst, der
                              Gährung überlassen wurden, stellte sich diese den siebenten Tag, aber mit so großer
                              Heftigkeit ein, daß die gährende Masse durch die heftige Gasentwickelung überstieg.
                              Das Gas, was sich entwickelte, bestand nahe zur Hälfte aus Wasserstoffgas. In diesem
                              Versuche wurde aus dieser großen Quantität äpfelsauren Kalks nicht über ein Pfund
                              Bernsteinsäure erhalten.
                           Bemerkenswerth hierbei war das Verschwinden der Essigsäure, an deren Stelle sich in
                              der Mutterlauge eine Menge Buttersäure vorfand; es entsteht hiebei noch ein anderes
                              flüchtiges Product von ölig-ätherartiger Beschaffenheit (ein sogenanntes
                              Fermentol).
                           Die Bildung der Bernsteinsäure aus der Aepfelsäure erklärt sich in folgender Weise:
                              es treten zu den Elementen von 6 Aeq. Aepfelsäure 3 Aeq. Wasser, und es entstehen 4
                              Aeq. Bernsteinsäure. 4 Aeq. Kohlensäure und 1 Aeq. Essigsäure. – Die
                              Buttersäure kann sowohl aus Aepfelsäure wie aus Bernsteinsäure entstehen, wodurch
                              sich das Verschwinden der letztern erklärt.