| Titel: | Hemmungs-Vorrichtung ohne Spiralfeder, durch welche der Unruhe eines Chronometers, oder dem Schwungrade einer andern Maschine eine kreisförmig fortgehende Bewegung ertheilt werden kann. Erfunden von E. F. F. Schade, Uhrmacher etc. in Breslau. (Patentirt in Preußen.) | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. V., S. 20 | 
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                        V.
                        Hemmungs-Vorrichtung ohne Spiralfeder,
                           durch welche der Unruhe eines Chronometers, oder dem Schwungrade einer andern Maschine
                           eine kreisförmig fortgehende Bewegung ertheilt werden kann. Erfunden von E. F. F. Schade, Uhrmacher etc. in Breslau. (Patentirt in
                           Preußen.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Schade's Hemmungs-Vorrichtung.
                        
                     
                        
                           In sämmtlichen Abbildungen dieser Vorrichtung sind dieselben Theile mit denselben
                              Buchstaben bezeichnet.
                           Fig. 17
                              stellt die Hemmung und zugleich den eigentlichen Theil meiner Erfindung dar. Die
                              Buchstaben a, a bezeichnen eine liegende Welle, an deren
                              einem Ende sich die Unruhe oder das Schwungrad b
                              befindet; mehr in der Mitte aber ist eine kreisrunde stählerne Scheibe (Hemmscheibe)
                              c, mit zwei Einschnitten gegenüber, welche ebenfalls
                              mit an der Welle befestiget ist. Diese Hemmscheibe dient nun dazu, damit der
                              kreisförmige Lauf des Schwungrades b durch dieselbe in
                              einer fortwährend drehenden Bewegung, nach einer und derselben Richtung, regelmäßig
                              erhalten wird.
                           Fig. 18 ist
                              das letzte Rad einer Uhr, das sogenannte Steigrad, Stiften- oder Hemmungsrad,
                              mit seinem Getriebe, durch welches die Hemmung in Bewegung gesetzt und regulirt wird. An der
                              einen Seitenfläche des Rades d sind Stifte angebracht,
                              welche einer nach dem andern in die Bahn der Hemmung, vielmehr in die beiden
                              einander gegenüberstehenden Einschnitte der Hemmscheibe c willig eingreifen und dieselbe mit der Unruhe zugleich, welche letztere,
                              wie schon gesagt worden, mit der Hemmscheibe eine gemeinschaftliche Welle (Achse)
                              hat – nach der Richtung des Pfeils (man sehe Fig. 19) fortbewegen.
                           In Fig. 19
                              sieht man den Hemmungs-Mechanismus vollständig in seiner Zusammensetzung, und
                              die Richtung seiner drehenden Bewegung durch Pfeile angedeutet.
                           Fig. 20 und
                              Fig. 21
                              zeigen die Hemmung in Verbindung mit dem Rade nach größerem Maaßstabe ausgeführt und
                              mit hinweggenommener Unruhe.
                           Die Art und Weise der Bewegung, und wie die Unruhe mittelst dieser neuen Vorrichtung
                              im fortdauernden Umlauf erhalten wird, ist folgende: – Sobald sich durch
                              Antrieb die auf der Hemmungswelle a, a befestigte Unruhe
                              b etwa nur um den vierten Theil ihres Umfanges nach
                              der Richtung des Pfeils (Fig. 19) umgedreht hat,
                              wird sich auch die Hemmscheibe c nach dieser Richtung
                              hin um eben so viel umgedreht haben, und es wird daher einer der beiden einander
                              gegenüberstehenden Einschnitte den an der Hemmscheibe dicht anliegenden Stift des
                              Hemmrades d erreichen, worauf derselbe sogleich in den
                              Einschnitt eintreten, der Hemmung einen neuen Impuls ertheilen und durch Druck auf
                              die Bahn seine bewegende Kraft so lange ausüben wird, bis er die Hemmung passirt hat
                              und das Rad aufs Neue wieder, durch das Anlegen des nächstfolgenden Stiftes an die
                              Hemmscheibe, gehemmt worden ist.
                           Da sich die Hemmscheibe bei ihrer Rotation immer nur bis zum Viertheil eines
                              Kreisbogens (Quadranten) umzudrehen hat, bevor sie wieder einen neuen Anstoß durch
                              einen der Stifte des Hemmrades erhält, so folgt hieraus, daß die Friction und die
                              Abnahme der Kraft während des Hemmens an dieser Vorrichtung nicht allein gering,
                              sondern auch von kurzer Dauer ist.
                           Die Größe, eigentlich der Umfang der Hemmscheibe, richtet sich besonders nach der
                              Menge und nach der Entfernung der Radstifte, bezüglich ihres Abstandes von einander,
                              wie dieß die Zeichnungen Fig. 19, 20 und 21 deutlich darthun. Die
                              beiden Einschnitte dieser Scheibe müssen jedoch so breit und so tief ausgearbeitet
                              seyn, daß sie den Hemmradstiften, deren in der Zeichnung fünfzehn sind, bei ihrem
                              jedesmaligen Durchgange kein Hinderniß verursachen, sondern ihnen auch den zur
                              Bewegung nöthigen Spielraum gestatten. Auch ein Einklemmen der Hemmung an ihrem Umkreise,
                              zwischen je zwei Stiften des Rades, darf ebenfalls nicht stattfinden und muß ein
                              solches mit gleicher Sorgfalt zu verhindern gesucht werden. Macht man dagegen die
                              Hemmscheibe zu klein, alsdann ist der Abfall der Stifte zu groß. In Fig. 20 sieht man, wie
                              ein Stift des Hemmrades sich im Eingriff befindet; in Fig. 21 aber, wie ein
                              solcher Stift die Bahn resp. den Einschnitt der Hemmung soeben verlassen hat.
                           Die Art der Hemmung ist eine ruhende (à repos), welche jedoch nach Umständen auch durch
                              den gewöhnlichen einfachen Vorfall der freien Hemmung
                              (échappement libre) leicht in die letztere
                              umgewandelt werden kann.
                           Es ist augenfällig, daß diese Stiftengang-Vorrichtung, welche bei ihrer
                              Anfertigung gar keine Schwierigkeiten darbietet, große Einfachheit besitzt, und daß
                              eine weitere Erklärung dieserhalb beizufügen nicht nöthig ist. Indessen dürfte hier
                              noch zu bemerken seyn, daß auch bei dieser Anordnung zugleich mit auf die Berechnung
                              des Räderwerks Rücksicht genommen werden muß, indem sonst das Uhrwerk, in Verbindung
                              mit dieser Hemmung, schneller als gewöhnlich ablaufen würde. – So können auch
                              für diese Hemmung, anstatt der Unruhe (balancier) noch
                              andere derartige Vorkehrungen zu ihrem Regulator gewählt werden, sofern sie nur die
                              Eigenschaft besitzen: in jeder Ebene zu schwingen. Die Construction der Hemmung
                              anlangend, mit mehr oder weniger als zwei Einschnitten, so ist diese –
                              gewisser Ursachen wegen – bloß für besondere Fälle und andere Zwecke
                              anwendbar.
                           Durch Nachdenken über die Verbesserung der Chronometer wurde Verfasser dieses
                              Aufsatzes auf die soeben beschriebene Erfindung geleitet, welche er nunmehr bei
                              verschiedenen Zeitmessern, sowohl mit epicykloïdischer als auch mit helikoïdischer Verzahnung ausgeführt hat. Sie mag hiemit wahren Künstlern zur ferneren Prüfung empfohlen seyn,
                              umsomehr, weil schon längst von Vielen die größten Anstrengungen gemacht wurden,
                              eine derartige Vorrichtung zu erzielen.
                           
                        
                     
                  
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