| Titel: | Bericht über Dampfkessel-Explosionen; von Edmund Burke, Patent-Commissär der Vereinigten Staaten, erstattet. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. XXXII., S. 161 | 
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                        XXXII.
                        Bericht über Dampfkessel-Explosionen; von
                           Edmund Burke,
                           Patent-Commissär der Vereinigten Staaten, erstattet.
                        Aus dem London Journal of arts, October und November
                              1849.
                        (Schluß von Seite 99 des vorigen
                           Heftes.)
                        Burke's Bericht über die Explosionen von Dampfkesseln.
                        
                     
                        
                           Hinsichtlich der verschiedenen Sicherheitsapparate, welche gegenwärtig um die Gunst
                              des Publicums wetteifern, und ihrer relativen Vorzüge, gehe ich in keine Discussion
                              ein, sondern begnüge mich, allgemeine Notizen darüber mitzutheilen.
                           Das gewöhnliche Heber-Visir oder Hebermanometer ist eine eiserne oder gläserne Röhre von
                              durchaus gleicher Weite, die an beiden Enden offen und Uförmig gebogen ist; ein Schenkel ist länger als der andere und das Ende des
                              kürzern Schenkels befindet sich in dem Dampfkessel. In diese Röhre wird Quecksilber
                              gebracht, welches in beiden Schenkeln gleich hoch steht. Wenn der Druck im Kessel
                              dem der Atmosphäre gleich ist, so bleibt die Höhe des Quecksilbers unverändert; wenn
                              aber der innere Druck größer wird als derjenige der äußern Atmosphäre, so steigt das
                              Quecksilber im äußern Schenkel der Röhre auf eine dem Unterschied proportionale
                              Höhe, indem jeder Zoll, um welchen es steigt, einen Zuwachs des inneren Drucks um
                              etwa ein Pfund per Quadratzoll anzeigt. Ist die Röhre
                              von Eisen, so befindet sich auf der Oberfläche des Quecksilbers im äußern Schenkel
                              ein Schwimmer, an dem ein oben aus der Röhre hervorragender Stab angebracht ist,
                              welcher an einer Scala das Steigen und Fallen des Quecksilbers anzeigt. Dieses
                              Instrument entspricht vortrefflich als Indicator des Drucks bei
                              Niederdruckmaschinen; bei Hochdruckmaschinen aber, wo seine Länge für jede
                              Atmosphäre um etwa 15 Zoll vergrößert werden müßte, wird es unbequem; auch die
                              Schlangenform hat nicht weniger gegen sich. Es zeigt überdieß bloß den Druck an,
                              ohne ein Alarmzeichen zu geben, schützt daher nicht gegen Explosion, außer insofern es dem
                              Auge eines aufmerksamen Ingenieurs als Anzeiger des vorhandenen Dampfdruckes dient.
                              Sein Kaliber ist zu gering, als daß es, wenn das Quecksilber durch den übermäßigen
                              innern Druck herausgeblasen wird, den Dampf genügend entweichen lassen könnte.
                              Während es daher als Indicator des Drucks eine schätzbare Beigabe eines Kessels ist,
                              kann es an und für sich nicht als verlässiges Sicherungsmittel gegen Gefahr
                              betrachtet werden.
                           Das geschlossene Visir oder Manometer ist seiner allgemeinen Form nach dem eben beschriebenen ähnlich;
                              der äußere Schenkel desselben schließt aber Luft ein und ist gegen die äußere
                              Atmosphäre abgeschlossen. Die Luft in diesem Schenkel wird durch den Druck von Innen
                              verdichtet und ihr wechselndes Volum zeigt denselben an der Röhre an, welche
                              durchsichtig und nach Atmosphären graduirt ist. An diesem Manometer wurde vom
                              Franklin-Comité ausgestellt, daß es sehr genau construirt und graduirt
                              und eine Correctur für die Temperatur der Luft dabei angebracht seyn muß. Dieser
                              Vorwurf ist gewichtig genug, um die Behauptung zu rechtfertigen, daß bis jetzt noch
                              kein für Hochdruck-Dampfkessel genügendes Visir in Gebrauch kam – eine
                              Thatsache, auf welche ich die Aufmerksamkeit der Erfinder lenken will.
                           Das gläserne Wasser-Visir ist eine dicke Röhre von
                              wohlgekühltem Glas, welche mit dem Dampfkessel durch zwei Seitenröhren verbunden
                              ist, deren eine unter, die andere über dem richtigen Wasserstand in den Kessel
                              mündet. Diese Röhren sind mit Hähnen versehen, um die Verbindung zwischen dem Visir
                              und dem Kessel nach Belieben herstellen zu können. Der Zweck dieser Vorrichtung ist,
                              auf den ersten Blick die Wasserhöhe im Kessel zu zeigen. Die gegen ihre Anwendung
                              gemachten Einwendungen sind, daß die ungleiche Ausdehnung des Glases und des
                              Metalls, mit welchem es verbunden ist, ersteres dem Zerspringen aussetze, und daß
                              dieß auch durch Stöße und plötzliche Temperaturveränderungen bewirkt werden könne.
                              Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, wurde vorgeschlagen, die Enden der Röhren
                              durch Stopfbüchsen gehen zu lassen und sie aus wohlgekühltem Glas von bedeutender
                              Dicke zu verfertigen. Durch Anwendung grünen Glases vermeidet man die Trübung
                              desselben durch Hochdruckdampf, welcher das im grünen Glas enthaltene Alkali nicht
                              auflöst. Die Angabe der Wasserhöhe im Kessel durch dieses Instrument wurde genau
                              befunden. Sogar wenn durch Erhöhung des Drucks im Kessel Schäumen eintrat und man
                              sich auf die Visirhähne nicht verlassen konnte, betrugen die Schwankungen in der
                              Röhre keinen halben Zoll, und wenn man die Verbindungsröhren verschloß, kam das Wasser in der Röhre
                              in der mittlern Höhe seiner Schwankungen zur Ruhe. Die Anwendung dieses Visirs wird
                              vom Franklin-Comité bestens anempfohlen.
                           Der Dampfmesser (Vaporimeter) des Hrn. Quinby ist ein Instrument, um die Temperatur des Dampfs
                              im Kessel mittelst der Ausdehnung und Zusammenziehung von Quecksilber anzuzeigen,
                              welches in einer über dem Wasserstand in den Kessel gesteckten weiten metallenen
                              Röhre enthalten ist. Eigentlich ist dieses Instrument ein großes metallenes
                              Thermometer, dessen Kugel die große Röhre innerhalb des Kessels, und dessen Röhre
                              die enge perpendiculäre Röhre außerhalb des Kessels vorstellt. Auf dem Quecksilber
                              in dieser äußern Röhre ist ein Schwimmer angebracht, der mit einem Stäbchen
                              verbunden ist, dessen wechselnde Höhe die Temperatur des Dampfs und folglich seine
                              Spannung anzeigt. Die Vorzüge dieser Vorrichtung sind, daß sie durch Zufälle nicht
                              leicht beschädigt werden kann, und daß wegen des großen Maaßstabes der auf ihrer
                              Scala verzeichneten Grade die Angaben leicht abzulesen sind. Indessen ist es ein
                              bloßer Anzeiger der Temperatur und des ihr entsprechenden Drucks; wenn der Ingenieur
                              aus Nachlässigkeit dieses Visir nicht beachtet, kann es daher einer Gefahr nicht
                              vorbeugen. Auch die Kosten desselben sind nicht unbedeutend.
                           Das Alarm-Altometer des Hrn. Quinby besteht aus einem Schwimmer, der in einem Cylinder eingeschlossen
                              ist, welcher durch Seitenröhren, die unter und über dem Wasserstand eintreten, mit
                              dem Kessel verbunden ist, so daß das Wasser im Cylinder und dasjenige im Kessel
                              immer auf gleicher Höhe stehen. Das Sinken des Schwimmers öffnet ein kleines Ventil,
                              mit welchem eine Dampfpfeife verbunden ist. Die Empfindlichkeit dieses Instruments
                              war nach dem Berichte der HHrn. Johnson und Jones nicht befriedigend. Der Lärm war schwach, weil das
                              Ventil klein ist; wollte man es größer machen, so könnte der Druck auf dasselbe bei
                              stark gespanntem Dampf das Gewicht des Schwimmers balanciren und so jede Wirkung
                              verhindern. Außerdem ist es auch der Verstopfung durch Bodensatz ausgesetzt, von zu
                              complicirter Construction, und sein Zweck kann durch einen Schwimmer innerhalb des
                              Kessels eben so gut erreicht werden.
                           Worthington's und Baker's
                                 Stoß-Wasservisir ist eine sinnreiche Einrichtung zur Ermittelung der
                              Wasserhöhe im Kessel durch den Stoß einer horizontalen Fläche auf dasselbe. Die
                              Vorrichtung besteht aus einer Röhre, die mit dem Kessel so verbunden ist, daß das in
                              ihr enthaltene Wasser auf gleicher Höhe wie im Kessel steht. In dieser Röhre befindet sich ein
                              Kolben, welcher durch den Maschinist mittelst eines Hebels plötzlich in Berührung
                              mit der Oberfläche des Wassers gebracht werden kann. Soll der Wasserstand ermittelt
                              werden, so stößt der Ingenieur den Kolben so weit nieder, daß er auf das Wasser
                              trifft; den durch diese Berührung hervorgebrachten schwachen Stoß fühlt die Hand des
                              Maschinisten sogleich und die Stellung des Hebels zu dieser Zeit gibt an einer Scala
                              die gewünschte Auskunft. Dieses Instrument soll empfindlich seyn; es hängt aber ganz
                              von der Aufmerksamkeit des Ingenieurs ab, und kündigt weder von selbst das
                              Herannahen einer Gefahr an, noch beugt es ihr vor. Im Falle der Sorglosigkeit oder
                              Nachlässigkeit wäre es also von gar keinem Nutzen.
                           Die gewöhnlichen Probirhähne sind zwei oder mehrere Röhren, die in kurzen
                              Entfernungen von einander über und unter der richtigen Wasserlinie in den Kessel
                              gehen. Wenn beim Drehen der Hähne aus den obern Dampf und aus den untern Wasser
                              kommt, so nimmt man an, daß das Wasser im Kessel die richtige Höhe habe. Die Angaben
                              dieser Instrumente sind mindestens sehr roh. Wenn das Wasser über dem höchsten oder
                              unter dem tiefsten Hahn steht, so bestimmen sie nichts; und wenn Schäumen eintritt,
                              kann man sich nicht auf sie verlassen. In diesem Fall ist der Irrthum sehr
                              gefährlich, weil der wirkliche Wasserstand einige Zoll tiefer seyn kann als sie
                              angeben. Ungeachtet der Unvollkommenheit dieser Instrumente ist ihre Anwendung
                              ziemlich allgemein, und man verläßt sich auf ihre Angaben bei Bestimmung einer für
                              die Sicherheit aller Betheiligten so wichtigen Frage, wie der Wasserstand im Kessel
                              ist.
                           Das gewöhnliche Sicherheitsventil und die leicht schmelzbaren
                                 Metalllegirungen sind die hauptsächlichsten Erfindungen, welche in die
                              zweite Classe gehören, also den Kessel von einem Uebermaaß an Dampf durch Anwendung
                              des Drucks allein, oder der Temperatur, unabhängig vom Druck, zu entleeren
                              bezwecken.
                           Das Sicherheitsventil wurde von Papin bei seinem Digestor und von Savery bei
                              seiner Maschine angewandt, und man hat sich seitdem auf dasselbe als Hauptmittel,
                              den Kessel von übermäßigem Dampfdruck zu befreien, verlassen. Die beiden Arten,
                              welche am gewöhnlichsten angewandt werden, sind das Kegel- und das
                              Scheibenventil; ersteres kam wegen der Leichtigkeit, mit welcher es zur Vermeidung
                              von Dampfverlust dicht gemacht werden kann, allgemeiner in Anwendung als letzteres.
                              Dagegen ist seine größere Geneigtheit, durch Adhäsion seinem Sitze anzuhaften, wenn
                              der Kegel nicht sehr stumpf ist, als ein triftiger Einwand gegen seinen Gebrauch
                              hervorgehoben worden. Das Scheibenventil ist dieser Ursache von Gefahr weniger
                              ausgesetzt, und wurde deßhalb vom Franklin-Comité vorgezogen, welches
                              dasselbe bei seinen Versuchen anwandte, und fand, daß keine Adhäsion eintrat, wenn
                              es in gutem Stand erhalten wurde.
                           Die Hauptausstellungen gegen das Sicherheitsventil sind aber nicht sein leichtes
                              Adhäriren und Rosten; unter der Aufsicht sorgloser Leute kann es weit über den
                              höchsten zulässigen Dampfdruck hinaus belastet werden, und daß dieß oft geschieht,
                              davon liegen Beweise in Menge vor. Ueberdieß kann ein Kessel durch eine geringere
                              Kraft als seinen gewöhnlichen Arbeitsdruck, zum Bersten gebracht werden, wenn
                              nämlich die Zähigkeit des Metalls durch die Hitze verringert ist; in einem solchen
                              Fall kann das Sicherheitsventil natürlich nicht wirken. Auch kann die
                              Dampfentwickelung eine so plötzliche seyn, daß das Ventil ihm keinen so schnellen
                              Austritt gestattet, daß dadurch die Explosion verhütet würde. Das Sicherheitsventil
                              ist sonach, obwohl ein unentbehrliches Zubehör des Dampfkessels, kein ausreichendes
                              Mittel gegen Gefahr.
                           Die leichtschmelzbaren Platten, welche einer Verordnung
                              der französischen Regierung gemäß an jedem Kessel angebracht werden müssen, sind
                              Stöpsel von einer Metalllegirung, welche bei der Temperatur schmilzt, die dem
                              höchsten zulässigen Dampfdrucke entspricht, und dadurch dem Dampfe einen Abzug
                              öffnen. Damit sie nicht schon nachgeben, wenn sie sich dem Schmelzpunkt nähern, sind
                              sie mit einem Drahtgitter oder einer durchlöcherten Metallscheibe bedeckt. Die vom
                              Franklin-Comité mit diesen Platten angestellten Versuche zeigen, daß
                              wenn schmelzbare Legirungen zu gleicher Zeit erhitzt und einem Druck ausgesetzt
                              werden, die leichtflüssigeren Theile zuerst schmelzen und dann durch den Druck
                              hinausgepreßt werden; die rückständige Masse behält dann einen viel höhern
                              Schmelzpunkt, als für welchen die Legirung berechnet war; jede Wiederholung des
                              Schmelzprocesses unter diesen Umständen hatte eine Steigerung der zum Schmelzen
                              nöthigen Temperatur zur Folge. Offenbar vermindert sich der Schutz, welchen solche
                              Platten gewähren, mit der Zeit, während er wegen der Abnutzung des Kessels nur um so
                              nothwendiger wird. Die Commission hat daher entschieden, daß von diesen Legirungen
                              keine wirksame praktische Anwendung gemacht werden kann, sofern sie dabei einem
                              Drucke ausgesetzt sind.
                           Um dieser Schwierigkeit zu begegnen, schlug Professor Bache vor, das leichtschmelzbare Metall in eine im Kessel befindliche
                              Röhre einzuschließen, so daß es bloß der Einwirkung der Wärme ausgesetzt ist. Durch das Schmelzen der
                              Legirung auf dem Boden der Röhre wird ein mit einer Lärm-Vorrichtung oder
                              auch mit dem Sicherheitsventil verbundener Stab frei. Dieselbe Idee hatte ungefähr
                              zur selben Zeit Hr. C. Evans in Pittsburgh,
                              Pennsylvanien, dessen Sicherheits-Wächter im Princip mit Bache's Erfindung übereinstimmt.
                           Hrn. Evans' Sicherheitswächter (safety guard) besteht in einer Röhre, welche von oben in den Kessel
                              hineingeht und mit ihrem unteren Ende auf einem der Züge aufsitzt. In diesem unteren
                              Ende befindet sich eine kleine Menge leichtschmelzbaren Metalls, in welchem eine
                              Spindel steckt, welche sich nur dann umdrehen kann, wenn das Metall in geschmolzenem
                              Zustande ist. Am obern Ende dieser Spindel befindet sich eine kleine Trommel, um
                              welche eine Schnur gewunden ist, welche über eine am Ende des Hebels des
                              Sicherheitsventils angebrachte Rolle geht und ein Gewicht trägt, welches das Ventil
                              niederhält. Der Vorgang ist einfach: sobald die Legirung schmilzt, dreht sich die
                              Spindel, die Schnur wird von der Trommel abgewunden, das Gewicht fällt auf eine
                              hierzu bestimmte Unterlage, und das Sicherheitsventil öffnet sich. Der Vortheil
                              dieser Vorrichtung ist, daß sie nicht bloß die Gefahr anzeigt, sondern ihr auch
                              abhilft und daß die Spindel sich selbst adjustirt. Das einzige, was die
                              Aufmerksamkeit des Maschinisten erfordert, ist das Wiederaufwinden der Schnur, was
                              aber nicht unterbleiben kann, ohne daß die Maschine in Stillstand kommt. Der Apparat
                              ist indessen Störungen eben so gut unterworfen wie das gewöhnliche
                              Sicherheitsventil; er wird bloß durch die Temperatur in Wirksamkeit gesetzt und
                              zeigt einen Wassermangel nicht an, wenn derselbe nicht von einer
                              Temperatur-Erhöhung veranlaßt oder begleitet ist, welche hinreicht die
                              Legirung zu schmelzen. Der Abstand der Temperaturen solcher Legirungen zwischen
                              ihrer vollkommenen Flüssigkeit und vollkommenen Festigkeit ist von Wichtigkeit für
                              die Empfindlichkeit derartiger Apparate. Die wünschenswertheste Eigenschaft der
                              Legirungen zu diesem Zweck ist natürlich ein kleiner Temperatur-Abstand beim
                              Uebergang vom flüssigen in den festen Zustand, weil die schnelle Wirksamkeit des
                              Apparats von dieser Eigenschaft abhängt. Das Franklin-Comité hat
                              gefunden, daß in dieser Beziehung jene Legirungen den Vorzug verdienen, welche Blei
                              und Wismuth im kleinsten Verhältniß enthalten.
                           Die relative Trägheit der Mischungen hängt so von ihrer Zusammensetzung ab, daß aus
                              einem durchschnittlichen Resultat kein befriedigender Schluß gezogen werden kann.
                              Legirungen, die bei hoher Temperatur schmelzen sollen (wo natürlich eine schnelle
                              Wirkung höchst nothwendig ist), zeigen glücklicherweise einen geringeren Abstand
                              zwischen Flüssigkeit und
                              Festigkeit, als die mit niedrigen Schmelzpunkten. Prof. Johnson erhielt bei seinen Versuchen mit 140 Proben als durchschnittliches
                              Resultat für diesen Abstand 31,1 Fahrenheit'sche (13,7 Reaumur'sche) Grade, so daß
                              also eine Masse solcher Legirung, welche vollkommen flüssig geworden ist, um so
                              viele Grade abgekühlt werden muß, um wieder vollkommen fest zu werden. In der Praxis
                              ist aber bei Evans' Apparat nicht dieser ganze
                              Unterschied wirksam; denn die Commission hat gefunden, daß die mittlere Differenz
                              der Temperatur zwischen dem Schmelzen und Erstarren der Legirung nur
                              7–8° F. beträgt, indem das Gewicht die Spindel schon dreht, bevor die
                              Legirung ganz flüssig geworden ist, und daß diese wiederum das Gewicht schon vor
                              ihrer vollständigen Erstarrung zu halten im Stande ist. Ein solcher Unterschied von
                              7–8° F. würde jedoch bei einem Druck von 5–6 Atmosphären eine
                              Verminderung desselben um 2–2 1/2 Atmosphären erfordern, ehe der Apparat
                              wieder in Wirksamkeit treten könnte, und so würde ein bedeutender Verlust an Wärme
                              und Wasser entstehen. Der Temperatur-Unterschied bei dem Oeffnen und
                              Schließen eines gewöhnlichen Sicherheitsventils in gutem Zustande wurde bei
                              derselben Untersuchung nur etwa 5° F. gefunden, so daß der zu Gunsten des
                              Ventils sprechende Unterschied bloß etwa 3° F. beträgt. Die Vergleichung soll
                              jedoch nicht über diesen Punkt ausgedehnt werden. Der Schmelzpunkt der Legirung
                              erleidet durch die Wiederholung des Schmelzprocesses keine wesentliche Veränderung.
                              Im allgemeinen erfüllt Evans' Apparat seinen Zweck, wenn
                              die Legirung gehörig zusammengesetzt ist, wenn er gut angewandt wird und keine
                              Störung erleidet; dieser Zweck ist – die Anzeige und Abwendung einer
                              gefahrbringenden Temperatur-Erhöhung im Metall des Kessels.
                           Hrn. Wright's Expansions-Wächter gründet sich auf
                              die verschiedene Ausdehnung der Metalle in der Wärme und zeigt vermittelst derselben
                              die Temperatur des Kessels an, während zugleich bei einer gefährlichen Zunahme des
                              Drucks das Sicherheitsventil durch die Wärme geöffnet wird. Eine (an ihrem innern
                              Ende geschlossene) Messingröhre wird unmittelbar über einem der Züge in das Ende des
                              Kessels eingelassen; in dieser Röhre liegt eine bloß an dem innern Ende derselben
                              befestigte eiserne Stange, welche außen nur wenig über das Kesselende vorsteht. Wird
                              nun der Kessel geheizt, so dehnt sich die Messingröhre aus und geht also tiefer in
                              den Kessel hinein, indem sie die weniger ausdehnbare Eisenstange mitnimmt. Das
                              äußere Ende von dieser bewegt einen Zeiger, welcher die Temperatur der Metalle
                              angibt, und hält mittelst eines Hakens das Sicherheitsventil so lange, bis durch die
                              erreichte Temperatur
                              ein gefährlicher Druck auf den Kessel angezeigt wird.
                           Hinsichtlich aller selbstthätigen Apparate, welche das Sicherheitsventil heben
                              müssen, darf man nicht vergessen, daß ihre Wirksamkeit eine Folge hat, die unter
                              gewissen Umständen sehr ernste Gefahren herbeiführen kann; durch das Oeffnen des
                              Sicherheitsventils kann nämlich das Schiff seine Triebkraft im Augenblick des
                              größten Bedürfnisses verlieren. Bei einer Passage wie Hell-Gate z.B. kann ein
                              solches, wenn auch nur momentanes Nachlassen der Maschine traurige Folgen haben.
                              Diese Rücksicht scheint es zu rechtfertigen, daß man die bloß Alarm gebenden
                              Apparate denjenigen vorzieht, welche von selbst das Sicherheitsventil heben; wo die
                              Ingenieure es nicht an Sorgfalt fehlen lassen, ist dieser Vorzug gewiß
                              begründet.
                           Die dritte Classe von Sicherheits-Vorrichtungen enthält jene, welche durch
                              einen Mangel an Wasser in Verbindung mit dem Druck in Wirksamkeit gesetzt werden, um
                              eine gefahrbringende Spannung des Dampfes zu beseitigen.
                           Das doppelt-wirkende Sicherheitsventil des Hrn. Raub unterscheidet sich von dem gewöhnlichen dadurch, daß
                              es einen Schwimmer und einen daran befindlichen Hülfshebel hat; sinkt das Wasser und
                              folglich der Schwimmer unter den gehörigen Stand, so wird hierdurch zuerst ein
                              kleines Ventil zum Alarmpfeifen geöffnet, und wenn das Sinken fortdauert, das
                              Hauptsicherheitsventil geöffnet. Das kleine Ventil geht nach innen auf; man hat aber
                              gefunden, daß in Kesseln mit Hochdruck dieser hinreicht, es geschlossen zu halten,
                              wodurch sich die ganze Vorrichtung auf das gewöhnliche Sicherheitsventil reducirt,
                              vor welchem sie, nach der Ansicht des Collegiums, welches sich darüber auszusprechen
                              hatte, „in keiner Hinsicht den Vorzug verdient.“
                              
                           Der hydrostatische Sicherheits-Apparat des Hrn. Duff ist ein Ventil mit einem großen hohlen Kopf, von
                              welchem eine Röhre unter das gewöhnliche Niveau des Wassers im Kessel bis zum
                              niedrigst zulässigen Wasserstand hinabgeht. So lange die Mündung der Röhre unter
                              Wasser bleibt, ist der Ventilkopf mit Wasser gefüllt, welches so den größern Theil
                              der Last bildet; wenn aber das Wasser im Kessel unter die Röhrenmündung sinkt, so
                              entleert sich der Ventilkopf natürlich in den Kessel und das Ventil wird von seiner
                              Last befreit.
                           Die zum Auslaufen des Wassers aus dem Ventilkopf erforderliche Zeit verzögert die
                              Wirksamkeit dieses Apparats, und da er durch jede plötzliche (obgleich
                              unschädliche) Veränderung des Wasserstands in Thätigkeit gesetzt werden kann, so ist
                              er für Schiffskessel nicht anwendbar.
                           Das innere Sicherheitsventil des Hrn. Easton befindet sich, wie sein Name schon andeutet, ganz
                              innerhalb des Kessels, und der Ingenieur kann, so lange das Schiff im Gange ist, mit
                              demselben nichts vornehmen. Das Ventil öffnet sich nach unten und wird durch einen
                              Hebel der ersten Art festgehalten. Ein Schwimmer hebt durch sein Sinken den langen
                              Hebelarm und öffnet das Ventil. Ein Stab (Fühler), der oben durch den Kessel an das
                              Ventil geht, setzt den Maschinist in Stand das Ventil zu öffnen, aber nicht zu
                              schließen. Das Ventil öffnet sich, wie Versuche ergaben, schnell, indem die mittlere
                              Differenz zwischen dem Druck beim Oeffnen und Schließen nur 5,32 Pfd. betrug. Doch
                              gibt dieser Apparat nicht an, ob der Dampfaustritt von einem zu niedrigen
                              Wasserstande oder einem zu großen Druck herrührt. Dieß kann man jedoch durch Oeffnen
                              eines zweiten Ventils ermitteln, welches sich, wenn zu großer Druck vorhanden ist,
                              schließt, aber den Dampf fort entweichen läßt, wenn Wasser mangelt. Das Collegium,
                              welches den Easton'schen Apparat prüfte, spricht sich
                              günstig über denselben aus; es stellte aber die Versuche damit unter günstigen
                              Umständen und mit reinem Wasser an. Von seiner Wirksamkeit mit schlammigem Wasser
                              hat man bis jetzt keinen Beweis.
                           Die verschiedenartigen Apparate zur Speisung des Kessels mit Wasser, welche weder die
                              Temperatur noch den Druck im Kessel anzeigen, bilden die vierte und letzte
                              Classe.
                           Das hierzu in der Regel dienende Instrument ist die gewöhnliche
                                 Druckpumpe. Daß sie sich gerne verstopft und nur dann wirkt, wenn die
                              Maschine im Gang ist, sind die Hauptausstellungen, welche gegen sie zu machen sind.
                              Viele Schiffe bedienen sich einer Hülfspumpe, welche während des Stillstands der
                              Hauptpumpe die Speisung verrichtet.
                           Die selbstwirkende Pumpvorrichtung des Hrn. Barnum wird durch einen Schwimmer in Bewegung gesetzt,
                              dessen Sinken unter die richtige Wasserlinie ein Ventil öffnet, welches die
                              Hülfspumpe mit Dampf speist. Eintretender Wassermangel setzt diese Pumpe in
                              Wirksamkeit ohne Dazwischenkunft des Maschinisten, und nach vollständiger Speisung
                              steht sie still. Ein sinnreiches Doppelventil wurde dabei angewandt, welches
                              verhütet, daß der Dampfdruck dem Gewicht des Schwimmers entgegenwirkt, so daß der
                              Apparat sowohl für Kessel mit Hochdruck als solche mit niederm Druck anwendbar ist.
                              Die von dem Untersuchungs-Collegium mit diesem Apparate angestellten Versuche fielen im
                              allgemeinen höchst befriedigend aus.
                           Nach diesem Hinweis auf einige der vorzüglichsten mechanischen Vorrichtungen zur
                              Verhütung von Explosionen, von denen einige bedeutende Verbesserungen der
                              Sicherheitsvorrichtungen für Dampfkessel zu seyn beanspruchen, fühlt sich der
                              Berichterstatter nicht berufen, eine Meinung über ihre relativen Vorzüge
                              auszusprechen, oder gar den einen oder andern Apparat als solchen zu bezeichnen,
                              welcher dem Bedürfniß am besten entspricht. Aber auch wenn eine dieser Vorrichtungen
                              mit Gewißheit als die beste zur Verhütung der Explosionsgefahr bezeichnet werden
                              könnte, so würde ich doch dem Congresse nicht empfehlen, auf dem Wege der
                              Gesetzgebung zur Anwendung derselben zu zwingen. Alle diese Vorschläge liegen dem
                              Publicum vor, in dessen Interesse es liegt, die zur Sicherung von Leben und
                              Eigenthum tauglichste zu wählen. Wäre der von der Regierung gewählte Apparat nicht
                              der beste, so würde das Gesetz umgangen oder offen verletzt werden; wäre er der
                              beste und doch kein vollkommener Schutz, so würde dessen Begünstigung nur die
                              Anstrengungen der Erfinder lähmen, indem der stärkste Sporn wegfiele. Die Quelle der
                              Gefahr muß nach der Ansicht des Berichterstatters anderswo als in der
                              Unvollkommenheit der Maschinen nebst Zubehör gesucht und die Abhülfe auf dem Wege
                              der Gesetzgebung in einem andern Gebiete erstrebt werden, hauptsächlich durch
                              Aufstellung vollkommen befähigter Inspectoren für die Dampfschiffe und Ausschließung
                              solcher Maschinisten, welche weder die moralischen Eigenschaften noch die Kenntnisse
                              besitzen, wie sie ihr wichtiger Dienst erfordert. (Es folgt nun eine Darstellung der
                              Mängel und Fehler, welche Praktiker an den bisher in dieser Beziehung in den
                              Vereinigten Staaten bestehenden Gesetzen zu finden glauben, nebst
                              Verbesserungs-Vorschlägen derselben.)
                           Durch die vom Comité des Franklin-Instituts angestellten Untersuchungen
                              sind fast alle Fragen bezüglich der Dampfkessel-Explosionen erschöpfend
                              beantwortet worden; nur über folgende Punkte wäre es – wie erwähnt –
                              wünschenswerth, nachträglich eine eben so gründliche Untersuchung anzustellen: 1)
                              über die Frage, in welchem Grade eine locale Verminderung des Drucks im Kessel, eine
                              Veränderung des Wasserstands in demselben veranlassen kann und ob letztere eine
                              Explosion herbeiführen kann; 2) wären über die Abstoßung zwischen dem Wasser und den
                              bis auf eine gewisse Temperatur erhitzten Metallen erschöpfendere Versuche
                              anzustellen und 3) eröffnet die Krustenbildung verschiedener Gewässer ein neues Feld
                              für Untersuchungen.