| Titel: | Ueber das Austrocknen des Holzes und anderer Substanzen; vom Civilingenieur R. Davison. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. XLVII., S. 227 | 
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                        XLVII.
                        Ueber das Austrocknen des Holzes und anderer
                           Substanzen; vom Civilingenieur R.
                              Davison.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Oct. 1849,
                              S. 310.
                        Davison, über das Austrocknen des Holzes und anderer
                           Substanzen.
                        
                     
                        
                           Die verschiedenen Verfahrungsweisen zum Trocknen bestunden bisher in der
                              Wärme-Erzeugung durch bloße Ausstrahlung der Hitze von einer heißen
                              Oberfläche, seyen es nun aus Backsteinen erbaute Feuercanäle, Kacheln, Dampf-
                              oder Heißwasser-Röhren. Es ist auf diese Weise leicht Wärme zu erhalten und
                              zwar von fast jedem Temperaturgrade; aber Wärme ist nicht das einzige Erforderniß
                              zum Trocknen; warum hängt sonst der Bleicher oder die Wäscherin die zu trocknenden
                              Gegenstände an einem kalten Märzmorgen ins Freie? Allerdings befördert die Wärme die
                              Verdunstung der Wassertheilchen; aber ein Luftzug ist ebenfalls nothwendig, sonst
                              wird das in Dunst verwandelte Wasser den Raum nur mit Dampf zu erfüllen streben, und
                              erst wenn dieser Dampf ein gewisses Uebermaaß oder einen gewissen Druck erreicht
                              hat, wird er entweichen, wo dann die eigentliche Trockenoperation erst beginnt.
                           Der auf diese Art zu erzielende Strom ist der Verdünnung und Menge der Luft
                              proportional, die man zutreten und mit dem erhitzten Medium in Berührung kommen
                              läßt; läßt man wenig Luft zutreten, so hat man nur einen schwachen Zug, aber eine
                              höhere Temperatur und auch ein größeres Dampfvolum – umgekehrt, wenn man ein
                              größeres Volum von atmosphärischer Luft zutreten läßt, so wird auch der Zug
                              entsprechend größer, dagegen die Temperatur viel niedriger seyn und der Dampf viel
                              weniger betragen. Der Zug oder Strom, welchen man auf diese Weise gewöhnlich
                              erhält, kann zu 3–4 Fuß per Secunde angenommen
                              werden.
                           Einen Gegenstand einem langsamen Wärmestrom in einem geschlossenen Raum aussetzen,
                              oder in einem solchen, der nur mit einer sehr kleinen Oeffnung zum Entweichen des
                              Dampfes versehen ist, wobei dieser Gegenstand (was es auch sey) von einer Atmosphäre
                              seines eigenen Dampfes eingehüllt wird, heißt (um es richtig zu bezeichnen) ihn
                              nicht trocknen, sondern dämpfen; wenn fast fast gar kein
                              Dampf austreten kann, wie in einem Backofen, so wird er wirklich gebacken.
                           Nicht ein sich bloß bewegender, sondern ein rascher Strom ist das Haupterforderniß
                              für jede Trockenoperation; die Bewegung der Luft mit der geeigneten Geschwindigkeit,
                              in Verbindung mit wohlgeregelter Wärme, ist es, was den Austrocknungs-Proceß
                              wirklich bedingt.
                           Davison's Trockenapparat besteht aus einer Reihe von
                              gußeisernen Röhren, welche so mit einander verbunden sind, daß sie eine
                              zusammenhängende Röhre bilden, die vertical in Bogenform gekrümmt und in ein
                              gemauertes Gehäuse mit einem gewöhnlichen Ofen eingesetzt ist, der an den Seiten und
                              oben von den Röhren umgeben ist. Den Luftstrom liefert ein Blasebalg oder
                              Ventilator, welcher mit beliebiger Geschwindigkeit von Hand oder durch eine
                              Dampfmaschine in Bewegung gesetzt werden kann. Zu allen gewöhnlichen
                              Trocknungszwecken erfordern je Tausend Kubikfuß Raum der Trockenkammer 28 Quadratfuß
                              Heizfläche der den Ofen bildenden Röhren.
                           Das Verfahren aus diesem Apparat die erhitzte Luft in die eigentliche Trockenkammer
                              zu leiten und daraus wieder abziehen zu lassen, ist dasselbe in allen Fällen, wo
                              bloß getrocknet werden soll, es mag sich um Holz, Garn, Zeuge, Stärke, Zucker,
                              Leder, Papier oder sonst einen Artikel handeln, aus welchem bloß Feuchtigkeit
                              verdunsten soll. Man legt einen, zwei oder mehr Canäle oder Röhren in oder auf den
                              Boden eines gemauerten Raumes, dessen Querschnitt so groß ist als die Oeffnung,
                              durch welche die heiße Luft aus dem beschriebenen Apparat entweicht; die durch ein
                              Gebläse in diese Züge getriebene Luft läßt man durch kleine Oeffnungen, welche oben
                              oder in den Seiten der Canäle oder Röhren angebracht sind, austreten; diese
                              Oeffnungen repräsentiren zusammen ebenfalls eine Fläche, die dem Querschnitt der
                              Oeffnung gleich ist, durch welche die heiße Luft aus dem Apparat in die
                              Trockenkammer einzieht; auf diese Weise vertheilt sich in der ganzen Trockenkammer
                              ein gleichförmiger heißer Luftstrom, welcher gegen die in der Decke oder an den Seiten der Kammer
                              behufs des Entweichens der Feuchtigkeit angebrachten regulirenden Oeffnungen
                              aufsteigt.
                           Dieses Austrocknungs-Verfahren wurde in einigen der größten Brauereien
                              Englands und Irlands zum Reinigen der Fässer angewandt; in der Brauerei der HHrn.
                              Quineß zu Dublin wurden in Zeit von vier Jahren über
                              eine Million Fässer nach dieser Methode ausgetrocknet.
                           Die Vortheile dieses Verfahrens zum Austrocknen des grünen Holzes bestehen darin, daß es die Agentien bei der gewöhnlichen Methode,
                              nämlich den Märzwind und die Sommerhitze ersetzt, nur daß hier ein den gewöhnlichen
                              Wind weit übertreffender Luftzug und eine die Sommerwärme übersteigende Hitze
                              augenblicklich und beständig zu Gebote steht, bis auch der geringste Rest von
                              Feuchtigkeit ausgetrieben ist. Je grüner das Holz ist, desto leichter und
                              vollkommener geht die Austreibung der Feuchtigkeit von statten, und zugleich wird
                              die natürliche Festigkeit der Faser durch die unmittelbare Verdunstung aller
                              Pflanzensäfte gesichert. Die gerinnbaren Bestandtheile des Holzsafts erhärten, und
                              das Holzfasergewebe, welches in den Zustand seiner größten Dichtigkeit versetzt ist,
                              kann dann bei weitem nicht mehr so leicht Feuchtigkeit aus der Atmosphäre anziehen
                              und ist also dem Verderben weniger ausgesetzt. Die Farbe des Mahagony- und
                              anderer beliebten Hölzer leidet bei dieser Trockenmethode gar nicht, und es wird
                              überdieß ein Fleckigwerden solchen Holzes vermieden, welches bei der gewöhnlichen
                              Trocknungsweise nicht selten stattfindet. Dem Schwinden ist ganz vorgebeugt. Die
                              Trocknungskosten sind unbedeutend – nicht höher als die Zinsen des Capitals,
                              welches beim Trocknen des Holzes auf gewöhnliche Weise in den größern Vorräthen
                              steckt. – Man wandte dieses Verfahren im Londoner Tower zum Austrocknen der
                              Gewehrschäfte an; die HHrn. Hall und Comp., Schiffbauer zu Aberdeen, benutzen es zum Trocknen
                              des Schiffbauholzes, deßgleichen mehrere Baumeister in London.
                           Aus folgender Tabelle ersieht man die relative Festigkeit der nach dieser Methode
                              ausgetrockneten Proben, im Vergleich mit ihren Gegenstücken nach viermonatlichem
                              Trocknen auf gewöhnlichem Wege.
                           
                           
                              
                              Textabbildung, Bd. 112, S. 229
                              
                           Hinsichtlich der relativen Festigkeit machen diese Versuche keinen Anspruch auf
                              höchste Genauigkeit; doch genügen die Resultate für alle praktischen Zwecke.
                           Schließlich bemerke ich noch, daß wenn Bauholz mit einem Präservativmittel imprägnirt
                              werden soll, das nach der beschriebenen Methode vollkommen ausgetrocknete sich dazu
                              am besten eignet, besonders wenn man es, ohne es abkühlen zu lassen, sogleich in die
                              kalte conservirende Flüssigkeit taucht, weil dann die Poren viel von derselben
                              einsaugen müssen. Pfähle, Eisenbahnschwellen, Keile etc. wurden so mit dem besten
                              Erfolg behandelt. In den meisten Fällen dürfte aber diese Behandlung ganz
                              überflüssig seyn; denn wenn das Holz vollkommen ausgetrocknet ist, genügt ein
                              sorgfältiges Anstreichen mit einer ölartigen Flüssigkeit, um dadurch die äußern
                              Poren zu verschließen.