| Titel: | Versuche über die chemische Statik des Schafes; von Barral. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. XLVIII., S. 230 | 
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                        XLVIII.
                        Versuche über die chemische Statik des Schafes;
                           von Barral.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1849, Nr.
                              1390.
                        Barral, Versuche über die chemische Statik des Schafes.
                        
                     
                        
                           Boussingault, dann Valentin
                              und Brunner haben Versuche angestellt, um die
                              Verhältnisse zwischen den Nahrungsmitteln, der Ausdünstung und den Excrementen beim
                              Rindvieh und den Pferden wenigstens annähernd zu bestimmen. Auch Regnault und Reiset stellten
                              ähnliche Versuche an, mit welchen meine frühern über den Menschen und meine jüngsten
                              über das Schafvieh im allgemeinen, und besonders hinsichtlich der Ausdünstung
                              übereinstimmen. Doch finden auch Verschiedenheiten statt, welche für den Landwirth
                              von besonderem Interesse sind, weil das Schaf dasjenige Hausthier ist, welches aus
                              einer gegebenen Menge von Nahrungsmitteln am wenigsten Nutzen für die Assimilation
                              zieht, oder mit andern Worten verhältnißmäßig die größte Menge von Excrementen
                              liefert.
                           Meine Versuche bezweckten die Wirkung des gesalzenen Futters zu ermitteln. Zu diesem
                              Behufe gab ich einem Hammel, welcher gewöhnlich Salz erhielt, 5 Tage nacheinander
                              Salz, in welcher Zeit alles Futter und alle Ausleerungen gewogen und analysirt
                              wurden. Er erhielt täglich 12 Gramme Salz. Nach diesen 5 Tagen erhielt der Hammel 10
                              Tage lang kein Salz. Nachher wog ich wieder 4 Tage nacheinander das Futter ab und
                              sammelte die Ausleerungen. Unmittelbar darauf erhielt der Hammel neuerdings Salz,
                              und nach 7 Tagen, wo er sich dann wieder an das gesalzene Futter gewöhnt hatte,
                              machte ich einen neuen Versuch, indem ich ihm 4 Tage lang täglich 8 Gramme Kochsalz
                              gab. Die Analyse des Harns bei den drei Versuchen ergab die wichtige Thatsache, daß
                              das Kochsalz den mittelst des Harns ausgeschiedenen Stickstoff in hohem Grade
                              vermehrt.
                           So enthielt die trockene organische Materie aus dem Harn (nach Abzug der Asche):
                           
                              
                                 
                                 Versuch I.
                                 Versuch II.
                                 Versuch III.
                                 
                              
                                 Stickstoff-Procente
                                 24,51
                                 9,83
                                 17,47
                                 
                              
                           Die durchschnittliche Menge des in diesen drei Fällen täglich mit dem Harn
                              abgegebenen Stickstoffs betrug:
                           
                              
                                 
                                 Versuch I.
                                 Versuch II.
                                 Versuch III.
                                 
                              
                                 Stickstoff von einem Tage
                                 5,69 Gr.
                                 1,68 Gr.
                                 3,55 Gr.
                                 
                              
                           
                           Der in den Versuchen I und III, wo das Futter des Hammels mit Kochsalz gewürzt wurde,
                              erhaltene Mehrbetrag an Stickstoff lieferte beinahe genau einen entsprechenden
                              Mehrbetrag an Harnstoff, wie aus folgenden Zahlen hervorgeht:
                           
                              
                                 
                                 Versuch  I.
                                 II.
                                 III.
                                 
                              
                                 Procente des Harnstoffs in der
                                    trockenen    organischen Materie
                                 40,57
                                 16,60
                                 29,54
                                 
                              
                                 Durchschnittlicher täglicher Betrag
                                    des    Harnstoffs
                                 9,42
                                   2,84
                                   6,03.
                                 
                              
                           Eben so war die unter dem Einfluß des gesalzenen Futters erhaltene Menge von
                              Harnsäure verhältnißmäßig größer und die Urinabsonderung überhaupt viel bedeutender,
                              sowohl hinsichtlich des Wassers, welches, wenn der Versuch lange genug fortgesetzt
                              wird, fast alles eingebrachte Kochsalz aufgelöst enthält, als auch hinsichtlich der
                              zu gleicher Zeit mit ausgeschiedenen organischen Materien. Diese Thatsache, daß sich
                              eine größere Menge Stickstoff im Harn fixirt und der im Gaszustande unmittelbar in
                              die Luft entweichende Stickstoffantheil sich verhältnißmäßig vermindert, stimmt
                              vollkommen überein mit den schon beobachteten Veränderungen in der Natur der festen
                              Bestandtheile des Harns, wenn das Futter verändert wird.