| Titel: | Beschreibung und Vergleichung der galvanischen Telegraphen Deutschlands, nach Besichtigung im April 1849. Von C. A. Steinheil. | 
| Autor: | Dr. Prof. Karl August Steinheil [GND] | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LIV., S. 254 | 
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                        LIV.
                        Beschreibung und Vergleichung der galvanischen
                           Telegraphen Deutschlands, nach Besichtigung im April 1849. Von C. A. Steinheil.
                        (Fortsetzung von Seite 194 des vorigen
                           Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Steinheil, Beschreibung und Vergleichung der galvanischen
                           Telegraphen Deutschlands.
                        
                     
                        
                           Galvanische Telegraphen von Berlin
                                 aus.
                           1849. 12ten bis 17ten April.
                           
                              Ausdehnung der
                                    Telegraphenlinien.
                              Die eine Telegraphenlinie geht bis Frankfurt. Bis Eisenach, so weit die Bahn
                                 vollendet, ist die Leitung isolirt unter den Boden gelegt. Von da provisorisch
                                 über Stangen bis Frankfurt a. M. Die Stationspunkte für erstere sind:
                                 Berlin-Jüterbock 8 Ml. – Köthen 12 Ml. – Halle 4,75 Ml.
                                 – Erfurt 14 Ml. – Eisenach 8 Ml. – im Ganzen 47 Meilen.
                                 – Für letztere sind die Zwischenstationen: Eisenach-Kassel 13 Ml.
                                 – Gießen 19,5 Ml. – Frankfurt 7,5 = 40 Meilen. Die ganze
                                 Entfernung beträgt daher 87 Meilen (deutsche oder geographische).
                              Eine zweite Linie geht von Berlin über Hannover nach Köln. Die Leitung ist
                                 unterirdisch bis Hannover. Von da über Stangen bis Deutz. Von Deutz nach Köln
                                 sind drei Drähte in einer Gelenkkette aus Schmiedeeisen in den Rhein versenkt
                                 und am Grunde des Flusses eingehakt. Die Leitung bis Hannover hat die
                                 Stationspunkte: Berlin-Magdeburg 19,5 Ml. – Oschersleben 5 Meilen
                                 – Braunschweig 8 3/4 Meilen – Hannover 8 Meilen, Summe 41,25
                                 Meilen. Die Leitung von dem Deutzer Bahnhof zum Kölner Bahnhof ist 1500' lang.
                                 Alle Uebergänge an Brücken sind in Eisenröhren gelegt und immer 3 Drähte
                                 angewendet.
                              Genehmigt und bereits im Angriff befinden sich ferner die Linien nach Hamburg und
                                 über Breslau nach Wien. Der Vertrag mit Oesterreich ist hierüber bereits
                                 abgeschlossen. Fertig mit Leitung unter der Erde werden noch in diesem Jahre im
                                 Ganzen 270 deutsche Meilen. Die Linien sollen vertragsmäßig dem Publicum zur
                                 Benützung zugänglich seyn.
                              
                           
                              Unterirdische Leitung.
                              Ueber die Dauerhaftigkeit und Sicherheit der Leitungen unter dem Boden liegen
                                 Erfahrungen vor. Siemens hatte galvanische
                                 Sprengbatterien unter dem Meere 1/4 Meile weit angelegt gegen die dänischen
                                 Schiffe, welche nach mehr als einem Jahre den Platindraht noch eben so rasch zum
                                 Glühen brachten und gar nicht gelitten haben. Zudem ist eine Versuchskette von
                                 hier bis Großbeeren 2,5 Meilen doppelt, die eine 2' tief, die andere 3/4' tief
                                 gelegt seit September 1847.
                              
                           
                              Isolirung.
                              Die Drähte in der Erde haben sich vollkommen gut ohne alle Zersetzung der
                                 Gutta-percha gehalten. Sehr wesentlich zur Dauerhaftigkeit ist die
                                 Vulcanisirung der Gutta-percha zum Ueberzuge. Die Masse wird dadurch fast
                                 steinhart und bleibt doch ganz elastisch. Auch hat die Erfahrung ergeben, daß
                                 Mäuse und Maulwürfe den vulcanisirten Draht vermeiden, indem sie ihre Gänge
                                 stets ausweichend anlegen. Vor dem Einlegen in die Erde werden die einzelnen
                                 Drahtstöße – von 1000'–2000' – mit dem Galvanometer aufs
                                 Genaueste geprüft. (S. später.) Sie werden zurückgestellt, wenn sich nur eine
                                 Spur von Verlust ergibt. Zu diesem Resultat ist Siemens nur gelangt durch Entfernung der letzten Spur von Feuchtigkeit
                                 aus der Gutta-percha, wobei das Vulcanisiren das Wesentlichste ist.
                              
                           
                              Einlegung der Kette.
                              Die Leitungen werden jetzt durchaus 2' tief eingegraben und festgestampft, ohne
                                 besonderes Einbetten. Nur wo die Leitung in Felsen gesprengt werden mußte, ist
                                 sie in Lohe gelegt. Bei eingeleisigen Bahnen liegt der Draht stets neben dem
                                 Ende der Schwellen. Bei doppelgeleisigen genau zwischen den Schwellen. Die
                                 Erdgrube hat bei 2' Tiefe unten gewöhnlich 8'' Durchmesser und wird nach oben
                                 weiter.
                              
                           
                              Unterbrechungen.
                              Im Thüring'schen wurde die unterirdische Leitung gerade in der revolutionär
                                 bewegtesten Zeit gelegt. Hier kamen häufig böswillige Unterbrechungen vor,
                                 namentlich durch Abstoßen oder Beschädigung des Ueberzuges mit Spaten
                                 (Schaufeln). So oft sie unterbrochen wurde, ward sie sogleich wieder reparirt,
                                 was die Böswilligen am Ende ermüdet hat. Auf einer Strecke von 22 Meilen kamen
                                 26 Unterbrechungen fast gleichzeitig vor. Ein Arbeiter reparirte diese lange
                                 Strecke in drei Wochen. Jetzt kamen seit Monaten keine Unterbrechungen vor.
                              
                           
                              Auffindung der unterbrochenen
                                    Stellen.
                              Das Auffinden der Unterbrechungsstelle ist nicht schwierig. Durch den Telegraphen
                                 kennt man sogleich die Stationen, zwischen welchen sie stattfindet. Da die
                                 Leitung nur an der Bahn hingeht, so kann rasch ein Arbeiter von der einen
                                 Station zur Auffindung der schadhaften Stelle abgeschickt werden. Er nimmt ein
                                 astatisches Galvanometer und eine Batterie von 6 Elementen (transportable) mit.
                                 Auf beiden Stationen sind Schwarzwälder Uhren, welche auf der zweiten Welle ein
                                 Kreuz aufgestellt haben, in Gang gesetzt. Das Kreuz dieser Uhren taucht stets 5
                                 Minuten in Quecksilber ein, 5 Minuten nicht ein. So lange es eintaucht, geht der
                                 Strom durch die Kette. Mit dem Galvanometer kann also jetzt untersucht werden,
                                 auf Isolirung und auf Verbindung. Der Arbeiter erkennt also sogleich, nach
                                 welcher Seite hin die Unterbrechung liegt. Durch fortgesetztes Halbiren der
                                 schadhaften Stelle findet er zuletzt diese selbst. Die Methode läßt somit auch
                                 halbschadhafte Stellen erkennen und verbessern. Dabei muß natürlich jedesmal die
                                 Leitungskette aufgegraben und der Draht getrennt, nach dem Versuch aber wieder
                                 verlöthet und isolirt werden. Man legte anfangs eigene Untersuchungsstellen von
                                 Viertel- zu Viertelmeile an, wo der Draht zu Tag kam, die Untersuchung
                                 also kein Aufgraben erforderte. Man hat dieß jetzt ganz aufgegeben, da
                                 Unterbrechungen äußerst selten vorkommen und auch so die Stelle rasch ermittelt
                                 wird. Man ist gegenwärtig in Berlin entschlossen, alle galvanischen
                                 Telegraphleitungen für Staats- und Handelszwecke unter den Boden zu legen, weil bei
                                 ebenso vollständiger Isolirung der Schutz vor Unterbrechungen ungemein viel
                                 größer ist.
                              Die Leitung der Anlage der Telegraphlinien ist Regierungsrath Nottebohm als technischem Vorstande übertragen.
                                 Oberlieutenant Siemens ward als Oberingenieur mit der
                                 Ausführung beauftragt, da er das System unterirdischer Leitungen soweit
                                 ausgebildet und einen äußerst zweckmäßigen Apparat construirt hat. Die
                                 Ausführung der Apparate besorgt Mechanikus Halske,
                                 Schönbergerstraße Nr. 19/3. Solcher Apparate sind gegenwärtig in
                                 Wirksamkeit:
                              
                                 
                                    auf der Frankfurter Linie, 9 Stationen,
                                    16 App.,
                                    
                                 
                                    auf der Berlin-Potsdamer
                                      2   „
                                    
                                 
                                      „    „  Hannover
                                    19   „
                                    
                                 
                                      „    „  Braunschweiger
                                       Staatsbahn 
                                    10   „
                                    
                                 
                                      „    „  Halberstädter
                                       Bahn
                                      6   „
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––
                                    
                                 
                                    in Summa
                                    53 Apparate.
                                    
                                 
                              Die Apparate von Köln nach Minden und Leerde werden demnächst in Wirksamkeit
                                 treten, da die Drahtleitung bereits unter dem Boden gelegt ist. Uebrigens sind
                                 auch bei den Leitungen durch die Luft in den Bahnhöfen die Drähte in Eisenröhren
                                 geführt.
                              
                           
                              Telegraphen-Personal.
                              Das Personal für den Telegraphen ist ganz getrennt von dem Personal der Bahn. Auf
                                 jeder Zwischenstation sind vier Telegraphisten angestellt, jeder erhält jährlich
                                 300 Thlr. Außerdem auf jeder Station ein Stationschef mit 800 Thlr. und ein
                                 Assistent mit 500 Thlr. Beigegen ist ein Bote. Jede Station kömmt also jährlich
                                 circa auf 2800 Thlr. Im Durchschnitt sind die Stationen acht Meilen auseinander.
                                 Der Stationschef erhält die chiffrirte Depesche, deren Inhalt die Telegraphisten
                                 nicht erfahren. Bei oberirdischen Leitungen ist durchschnittlich per Meile ein
                                 Wächter besonders angestellt. Er erhält 10 Thlr. monatlich und hat seine Strecke
                                 zu überwachen und zu repariren. Dazu hat er Drahtvorrath und zur Reparatur
                                 erforderlichen Apparat. Alle vier Meilen ist ein Oberwächter. Dieser muß soweit
                                 instruirt seyn, daß er die galvanische Leitung der Kette sicher herstellen kann.
                                 Er erhält monatlich 20 Thlr.
                              
                           
                              Kosten der unterirdischen
                                    Leitung.
                              Der Kupferdraht zur unterirdischen Leitung wiegt per Meile (24,000 pr. Fuß) 4 1/2
                                 Ctr. preuß. Der vulcanisirte Gutta-percha-Ueberzug des Drahtes wiegt so schwer
                                 als der Draht selbst. Bisher hat das Haus Fonrobert und
                                    Pruckner, Spittelbrücke Nr. 18 in Berlin, alle isolirten Drähte für die
                                 preußische Regierung geliefert. Das Eingraben der Drähte mit Einfüllen und
                                 Einstampfen ward veraccordirt, je nach dem Terrain 2 1/4–3 1/2
                                 Silbergroschen pr. Ruthe à 12', also
                                 durchschnittlich pr. Meile zu 200 Thlr. Als Anhaltspunkt kann dienen, daß die
                                 Meile in der Anlage, mit Ausnahme der Apparate, die preußische Regierung 1100
                                 Thlr. kostet.
                              Nach den obigen Angaben kömmt die Meile:
                              
                                 
                                    Draht
                                    
                                      220 Thlr.
                                    
                                 
                                    Gutta-percha-Ueberzug
                                    
                                      720   –
                                    
                                 
                                    Eingraben
                                    
                                      200   –
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    im Ganzen auf
                                    1140 Thlr.
                                    
                                 
                              
                           
                              Oberirdische Leitung.
                              Der Kupferdraht zu den oberirdischen Leitungen wiegt pr. Meile 6 1/2 Ctr. und
                                 kostet aus bestem russischen Bascokupfer 318 1/2 Thlr. pr. Meile. Kleinere
                                 Stücke als 500' werden nicht angenommen. Ebenso darf keine Löthstelle vorkommen.
                                 Gewöhnlich sind die Stücke 2000' lang. Splitteriger und schadhafter Draht wird
                                 ebenfalls nicht angenommen. Nach den Erfahrungen in Preußen soll der Draht der
                                 Leitungskette hart seyn. Er muß also zuletzt noch einmal gezogen werden. Die
                                 Verbindung wird mit Oesen bewirkt, die dann verlöthet sind. Der Draht muß auf
                                 Rollen abgeliefert werden, um jede kurze Biegung zu vermeiden. Huckmann in Berlin hat ihn geliefert. Er wird über
                                 Stangen gespannt. Der Stangen sind 300 pr. Meile. Sie stehen also nur 80'
                                 auseinander. Sie sind von dreierlei Höhe über dem Boden, 19', 24' und 30'. Am
                                 Zopf 3'' stark. Sind 4' und 5' tief eingegraben, 1' höher hinauf angebrannt. Sie
                                 kosten in Preußen pr. Stück 9, 11 und 13 Sgr., also pr. Meile im Mittel 110
                                 Thlr.
                              An dem oberen Ende jeder Stange ist eine Stütze von Eisen mit zwei Holzschrauben
                                 befestigt. Ein halbzölliges Rundeisen. Das Stück kostet mit Aufkitten des Hutes
                                 4 1/2 Sgr. Das Aufkitten 1 Sgr. 3/5 Pf., also Eisenstützen pr. Meile 45 Thlr.
                                 Auf die Stützen kommt ein Hut von Porzellan. 100 Porzellanhüte kosten 11,66
                                 Thlr., sie sind bezogen aus der königl. Gesundheitsgeschirr-Manufactur in
                                 Berlin, also Hüte pr. Meile 35 Thlr. Eingraben der Säule pr. Meile 20 Thlr. Es
                                 kömmt daher eine Meile oberirdischer Leitung die preußische Regierung:
                              
                              
                                 
                                    für Draht
                                    318,5 Thlr.
                                    
                                 
                                     „   Stangen
                                    110      –
                                    
                                 
                                     „   Eisenstützen
                                      45      –
                                    
                                 
                                     „   Porzellanköpfe
                                      35      –
                                    
                                 
                                     „   Eingraben
                                      20      –
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––
                                    
                                 
                                    in Summa auf
                                    528,5 Thlr.
                                    
                                 
                              oder circa auf die Hälfte von unterirdischen
                                 Leitungen.
                              Wo Bodenleitungen aus der Erde hervortreten, sind sie in eiserne Gasröhren
                                 gelegt. So bei Brücken. Hier wird die Eisenröhre an den Tragbalken angenagelt.
                                 Die Röhren werden durch 5'' lange Muffe zusammengefügt und mit Menigkitt
                                 verstrichen. Die Zusammenfügung der isolirten Drähte an Ort und Stelle geschieht
                                 durch Oesen, Umwinden und Verlöthen. Die Löthstelle wird dann mit
                                 Gutta-percha mehrere Male umwickelt und erwärmt, so daß die
                                 Verbindungsstelle viel dicker ist als der Draht und 8–10'' nach beiden
                                 Seiten deckt. Es werden große Strecken unter den Boden gelegt, ehe man die
                                 richtige Isolirung untersucht. Oft schon 10 Meilen und mehr. Zur Untersuchung
                                 wendet man eine Torsionswaage mit Repetition an, also dieselbe Methode, wie bei
                                 Prüfung der Drahtstöße in der Fabrik.
                              Auch Elliot, Kronenstraße Nr. 38 in Berlin, überpreßt
                                 Drähte mit Gutta-percha. Er hat die für den magistratischen Telegraphen
                                 in München bestimmten Drähte fabricirt. Die zwei Stöße (à 1000') sind von Siemens selbst
                                 geprüft. Der eine ist vollkommen gut, der andere hat eine Ablenkung, welche auf
                                 10 Meilen ganz unschädlich wäre.
                              Ueber die Methode, nach welcher die Drähte auf Leitung und auf Isolirung geprüft
                                 werden, sehe man unten: „Fabrication der
                                    Gutta-percha-Drähte.“
                                 
                              In Preußen sind gegenwärtig ausschließlich Siemens'
                                 und Halske's
                                 Zeiger-Apparate, wie schon erwähnt, in Wirksamkeit. Diese Apparate
                                 unterscheiden sich von allen bisherigen Zeigerapparaten durch eine überaus
                                 sinnreiche Construction. Eigenthümlichkeit ist, daß der Elektromagnet, indem er
                                 anzieht, einen zweiten Hebel mitnimmt und so den Strom selbst unterbricht. Der
                                 Elektromagnet erhält also nicht länger Strom, als bis er die zum Vorrücken des
                                 Zeigers nöthige Bewegung vollzogen hat. Es ist unmöglich hier auf die specielle
                                 Beschreibung dieses Apparates einzugehen. Es wird genügen seine äußere Gestalt
                                 anzugeben. Er bildet einen horizontalen Cylinder von 3'' Höhe und 12''
                                 Durchmesser, umgeben von einem metallenen Ringe. Die Scheibe ist in 32 Tasten
                                 getheilt. Auf diesen sind Buchstaben und Zahlen angebracht. Die am häufigsten vorkommenden
                                 Buchstaben N. S. und E. sind je zweimal vorhanden. Wie man eine Taste
                                 niederdrückt, geht der Zeiger in der Mitte in sehr regelmäßigen und raschen
                                 Sprüngen (8 in einer Secunde) auf allen Stationen bis zu dieser Taste. Der
                                 Apparat ist in seinem Gange bei gehöriger Regulirung vollkommen fehlerfrei. Ein
                                 Geläute wird in Bewegung gesetzt, wenn man telegraphische Mittheilungen geben
                                 will. Eine Magnetnadel unter Multiplicator gibt stets die Kraft des Stromes in
                                 der Kette an. Man kann sprechen:
                              
                                 1) von Station zu Station,
                                 2) mit Ueberspringung einzelner Stationen. Dabei ist immer
                                    eine Batterie der Zwischenstation eingeschaltet;
                                 3) durch alle Apparate wo der erste Apparat den zweiten,
                                    der zweite den dritten u.s.f. auslöst, aber in unendlich kurzen
                                    Zwischenzeiten.
                                 
                              Strom ist nur in der Kette wenn man telegraphirt. Bei sehr großen Linien wird man
                                 hievon abgehen müssen. Auf jeder Zwischenstation sind zwei Apparate. Einen
                                 Apparat bezahlt die preußische Regierung mit 200 Thlr. Der Apparat macht in der
                                 Minute (in der Telegraphenkette) 20 Umgänge. Dennoch ist das Geben der Zeichen
                                 durch denselben circa sechsmal langsamer, als mit Morse's Schreibapparat. Zur buchstäblichen
                                 Mittheilung der Thronrede des Königs von Preußen nach Frankfurt mittelst Siemens' Apparat waren sieben volle Stunden
                                 erforderlich. Versuchsweise wurde dieselbe Depesche mit Morse's Apparat zweimal wiederholt, das
                                 erstemal in 1 Stunde 15 Minuten, das zweitemal in 1 Stunde 10 Minuten. Dieß hat
                                 in Preußen den Entschluß herbeigeführt, Morse's Schreibapparat bei den
                                 Staatstelegraphen versuchsweise aufzustellen. Zum Vollzuge ließ man Robinson aus Hamburg kommen und beauftragte ihn mit
                                 der Einübung von fünf Telegraphisten, welche nach fünf Wochen die nöthige Uebung
                                 im Schreiben und Lesen erlangt hatten. Einer derselben schreibt selbst viel
                                 schneller als Robinson. Die Morse'schen Apparate werden in Berlin selbst bei Halske ausgeführt. Die Batterie besteht auf jeder Station aus 15
                                 Daniel'schen Elementen in gewöhnlichen Trinkgläsern. Die Thonzellen sind 4''
                                 hoch und 1 1/2'' weit. Das Kupferblech steht in Kupfervitriol, das amalgamirte
                                 Zinkblech in verdünnter Schwefelsäure. Zink- und Kupferplatte sind an
                                 einander gelöthet. Ein ganzes Element kostet bei Halske 10 Sgr. Das Kupferblech ist 8, das Zinkblech 6 Quadratzoll
                                 groß. Eine solche Batterie wirkt in der Regel 8 Meilen weit. Mit verstärkter
                                 Batterie hat man jedoch schon 40 Meilen weit ohne Zwischenstation signalisirt.
                                 Die Batterie wird täglich gereinigt und erneuert. Halske hat auf dasselbe Princip einen Wecker construirt, welcher 45
                                 Thlr. kostet.
                              
                           
                        
                           Fabrication und Prüfungder mit vulcanisirter Gutta-percha isolirten
                                 Kupferdrähte.
                           Fonrobert und Pruckner
                              (Spittelbrücke Nr. 18) in Berlin haben bis jetzt alle zu den preußischen
                              Staatstelegraphen verwendeten Drähte zu unterirdischen Leitungen geliefert. Die
                              Kupferdrähte aus bestem russischen Bascokupfer wurden früher per Centner mit 49
                              Thlr., jetzt mit 48 1/2 Thlr. bezahlt. Nach Vertrag sollen 100 Fuß preuß. dieses
                              Drahtes nicht weniger als 65 Loth wägen. Kürzere Stücke des Drahtes als von 500'
                              werden nicht angenommen. Löthstelle darf an dem Drath keine vorkommen. Er soll vor
                              dem Umpressen mit Gutta-percha weich seyn, da er zuletzt ausgeglüht wird. Die
                              Ablieferung erfolgt auf hölzernen Haspeln. Jede splitterige unganze Stelle genügt
                              den Bund (in der Regel 1000–2000' lang) zurückzustellen.
                           Die Gutta-percha mit welcher die Drahte umpreßt werden, muß vorzüglich
                              gereinigt und gut bearbeitet, hauptsächlich aber völlig entwässert werden. Nur
                              dadurch wird sie frei von Poren und völlig isolirend. Der Verlust hiebei ist circa
                              25 Procent. Die Originalblöcke Gutta-percha werden erst klein geraspelt, dann
                              in heißes Wasser eingeweicht. Dabei setzen sich Sand, Kohlen und fremdartige
                              Beimischungen zu Boden. Die Masse kommt jetzt zwischen Rauhwalzen und wird klein
                              zerrissen. Die Späne werden nun zwischen Walzen welche durch heiße Eisenkerne
                              erwärmt sind, in ganz dünne Zeuge ausgewalzt. Dabei springen alle noch darin
                              befindlichen Unreinigkeiten heraus. Die Zeuge werden jetzt auf heißeren Walzen
                              wieder verarbeitet zur vollständigen Mengung und zur Verdampfung des Wassers. Man
                              läßt die Masse so lange unter beständigem Zusammenschlagen durch die Walzen laufen,
                              bis sie ein chocolade- oder castanienbraunes ganz homogenes Ansehen gewinnt.
                              Die Temperatur wird so hoch gehalten als es ohne Ankleben des Stoffes an den Walzen
                              thunlich ist. Die so bearbeiteten Quantitäten in Zöpfen von 6–8 Pfund werden
                              warm zerschnitten, abgewogen und so vorbereitet zum Beimengen von 3 bis 5 Procent
                              Schwefelblüthe. Der Schwefel wird während des abermaligen Durchwalzens in
                              abgewogener Menge auf abgewogene Gutta-percha-Masse allmählich eingestreut und
                              völlig gleichförmig durch Auswalzen eingemengt. Die so bearbeitete Masse in Form von
                              Zöpfen kommt nun in einen Hochdruckkessel und wird hier einer 8 Atmosphären Druck
                              entsprechenden Temperatur ausgesetzt. Dabei geht der Schwefel eine innige Verbindung
                              mit der Gutta-percha ein, in Folge welcher letztere ihr Ansehen völlig ändert
                              und nun dunkelgrau wird. Zugleich bewirkt die hohe Temperatur, daß die letzte Spur
                              von Feuchtigkeit in Form von Wassergas entfernt wird. Ein besonderes Gebläse
                              (Ventilator) ist angebracht, um die mit den Wasserdämpfen entweichenden schwefligen
                              Gase aus dem Gebäude zu entfernen.
                           Diese vulcanisirte Masse kömmt nun in den zum Umpressen der Drähte bestimmten
                              Apparat. Es ist dieß ein circa 8' langer, 8'' weiter sehr starker Cylinder in
                              horizontaler Lage. Eine 4'' dicke Schraubenspindel drückt den Kolben langsam in die
                              Masse. Die Bewegung der Spindel ist mit 10 Pferdekräften durch Versetzung bewirkt.
                              An dem vordern Theil des Cylinders ist der sehr massiv gearbeitete Kopf mit den
                              Mundstücken angebracht. In diesem Kopfe sind bei der einen Maschine 6, bei der
                              andern 9 Mundstücke angebracht. Ebenso viele Drähte werden also gleichzeitig von der
                              Maschine umpreßt. Die Masse kömmt aus dem Cylinder a
                              Fig. 37 und
                              kann nur durch den conischen Raum b entweichen. Durch
                              die Mitte dieses Raumes ist aber von unten der Draht c
                              durch ein starkes Metallstück d, d durchgeführt, so daß
                              die Masse welche bei e mit dem Draht aus dem Mundstück
                              hervortritt, den Draht ungemein fest umschließt und mit sich durchpreßt. Dabei ist
                              zu bemerken, daß der Draht in der Secunde circa einen Zoll fortrückt und daß die
                              Temperatur nicht zu hoch gehalten werden darf, weil sonst die Masse nicht hart und
                              dicht genug wird. Man ermißt dieß am besten aus dem Ansehen der Umpressung, welche
                              auf der Oberfläche nicht glatt, sondern flammig und uneben aussieht, wie sich ein
                              sehr zäher Teig bei starker Pression gestaltet. Besondere Vorsicht ist nöthig beim
                              Einlegen der Masse in den Cylinder, um wo möglich alle Luft wegzubringen. Denn
                              eingeschlossene Luft beschädigt das Fabricat, indem jede Luftblase vor dem Mundstück
                              mit Knall zerspringt. Viele Luft, die nicht ganz bis jetzt entfernt werden kann,
                              entweicht auch nach unten, wo die Drähte eingeführt werden.
                           Die umpreßten Drähte gehen jetzt nach oben erst über einen nassen Schwamm zur
                              Abkühlung und zwischen Tuchlitzen. In der obern Etage aber, wo sie schon mehr
                              Festigkeit gewonnen haben, über nasse Rollen und Schwämme, etwa 60' weit, wo sie
                              sich auf einen Haspel aufwinden. Sie werden nun auf einen zweiten Haspel übergewunden und dabei, wo es
                              nöthig ist, ausgebessert. Dazu bedient sich der Arbeiter einiger in einem
                              Kohlenbecken erhitzter Eisen und vorräthiger Streifen der Masse, welche ebenfalls
                              vorher an dem Feuer erweicht und so, wo es nöthig, angelöthet werden.
                           In diesen Haspel ist zur Prüfung des Drahtes an der einen Grundfläche ein Bleiring
                              eingegossen. Der Anfang der Drahtrolle wird metallisch mit diesem Ring verbunden.
                              Wenn man nun den einen Pol eines galvanischen Elementes an den Bleiring bringt, den
                              andern Pol aber an das Ende der Drahtrolle, so ist klar daß der Draht den
                              Schließungsbogen des Elementes bildet, und daß also galvanischer Strom durch
                              denselben geht, wenn er nicht unterbrochen ist. Dieser Apparat dient aber auch um zu
                              untersuchen, an welcher Stelle die Isolirung etwa noch mangelhaft ist. Die hiezu
                              benutzte sehr ingenieuse Einrichtung ist folgende:
                           Der eine Pol eines galvanischen (Daniel'schen) Elementes führt an den Bleiring des
                              Haspels, auf welchem der zu prüfende Draht. Der andere Pol in den Multiplicator des
                              Elektromagnetes. Von diesem in ein Wassergefäß. Das Wassergefäß ist wieder in
                              leitender Verbindung mit dem Wasser in einer hölzernen Wanne, welche auf dem
                              Fußboden steht. Der Draht wird jetzt von der Rolle durch das Wasser in der Wanne
                              übergewunden auf einen zweiten Haspel. Dabei hält ein Arbeiter beständig die Finger
                              in das Wasser im obern Gefäß und erhält Risse in den Fingern, sobald eine schadhafte
                              Stelle des Drahtes durch das Wasser geht.
                           Durch Figur 38
                              wird die Wirkungsart deutlich. Vom Kupferpol k führt der
                              Draht durch den zu prüfenden Theil der Kette, bei w
                              durchs Wasser über β zurück nach dem Zinkelement
                              z. Eine zweite Schleife geht ebenfalls von k' dem Kupferelemente aus, bildet den Multiplicator M und endigt in α.
                              Berührt sich α und β, so geht der Strom bloß durch den Multiplicator von k' nach z. Dieß erzeugt den
                              Elektromagnet, der durch seine mechanische Kraft α und β wieder trennt, worauf
                              der Strom wieder durch w geht und die zu prüfende Kette
                              durchläuft, im Falle eine Stelle im Wasser bloß liegt, aber ganz unterbleibt, wenn
                              der Draht an der eingetauchten Stelle W gut isolirt
                              ist.
                           Man kann natürlich dieselbe Wirkung auch erzielen durch inducirenden und inducirten
                              Draht, der gemeinschaftlich (aber isolirt) um einen Eisenkern geht. Die inducirende
                              Schleife kehrt zu den Polen der Batterie, die inducirte durch unsern zu
                              untersuchenden Leitungsdraht und durch das Wasser zurück. Der Apparat von Neef und 
                              Wagner ist jedoch complicirter als die in Berlin
                              angewendete Einrichtung zur Prüfung der Isolirung, welche von Halske ausgeführt wurde. Durch diesen Apparat wird also jede Stelle der
                              isolirten Drahtrolle untersucht. Die schadhafte wird erkannt vom Arbeiter, wie schon
                              gesagt, durch elektrische Nisse, welche er in demjenigen Augenblicke verspürt, in
                              welchem die schadhafte Stelle ins Wasser taucht. Sie kann daher verbessert werden,
                              bis sich an der Stelle kein Zucken mehr fühlen läßt.
                           Der in dieser Art geprüfte Draht unterliegt jetzt einer zweiten weit strengern
                              Prüfung, welche die ganze Länge zugleich umfaßt. Diese Prüfung wird durch eine
                              Commission unter Leitung des Ober-Ingenieurs Siemens vorgenommen. Jede geprüfte und gut befundene Drahtrolle erhält
                              eine Plombe mit fortlaufendem Nro., welches Nro. mit dem Verhalten der Rolle in ein
                              amtliches Journal eingetragen wird.
                           Die Prüfung untersucht die Vollständigkeit der Isolirung des Ueberzuges und die
                              Vollständigkeit der Leitung des Drahtes. Benutzt wird eine Daniel'sche Batterie von
                              6 Elementen. Erstere gibt eine Torsionsnadel mit Multiplicator von 800 Umgängen.
                              Letztere eine Tangentenboussole durch ihre Ablenkung. (Zur Vergleichung der Leitung
                              wäre es gut einen Rheostat mit veränderlichen Längen anzuwenden und zu sehen, ob die
                              Leitung in der Drahtrolle wie im Rheostat denselben der Drahtlänge entsprechenden
                              Widerstand erfährt, d.h. gleiche Ablenkung gibt.)
                           Fig. 39 macht
                              die hiezu erforderlichen Verbindungen anschaulich. Die Pole der Batterie führen in
                              einen Commutator, dieser nach den verschiedenen Schleifen I, II, III und III'. Soll
                              die Isolirung des Ueberzuges geprüft werden, so kömmt die Drahtrolle in eine Wanne
                              voll Wasser. Beide Enden des Drahtes stehen aus dem Wasser hervor und werden
                              verbunden mit den Drähten a, a' so daß nun die zu
                              prüfende Rolle die Schleife III bildet. Der Draht a''
                              führt aber ebenfalls in das Wasser, in welchem die Drahtrolle liegt. Ist nun eine
                              Stelle vom Drahte nicht gut isolirt, so geht der Strom an dieser Stelle vom III' zu
                              III im Wasser und erzeugt eine Ablenkung von II, die dadurch vergrößert werden kann,
                              daß man den Commutator umschlägt, wie die Nadel in II nach ihrer ersten Ablenkung
                              wendet. Indem man also den Commutator stets umlegt wenn die Nadel umkehrt,
                              vergrößert man die Schwingung beständig. Sollte man anfangs die Bewegung der Nadel
                              nicht erkennen können, so legt man in Zeiten der Schwingungsdauer derselben den
                              Commutator umnm und bewirkt so die Vergrößerung der Ablenkung.
                           Soll aber der Draht auf seine volle Leitungsfähigkeit geprüft werden, so stellt man
                              die Verbindung her welche..... bezeichnet. Man schließt also die Torsionswaage II
                              und Wasser III' aus und hat daher im Schließungskreise nur Batterie mit Commutator,
                              Tangentenboussole I und Drahtrolle III.
                           Durch den Commutator wird dann auch die Ablenkung nach der entgegengesetzten Seite
                              bewirkt, wodurch sich der doppelte Ablenkungswinkel ergibt. Schließt man dann auch
                              die Schleife III, durch Verbindung von a und a' ab vom Kreise, so gibt der Unterschied der Tangenten
                              der Ablenkungswinkel den Widerstand im Draht allein, da dieser der Länge der
                              Drahtrolle proportional seyn muß. Ist der Widerstand im
                              Torsions-Multiplicator und in der Batterie ermittelt und auf gleiche
                              Drahtdicken reducirt, so gibt die Messung, im Falle bei Prüfung der Isolirung eine
                              Ablenkung wahrnehmbar war, zugleich auch die Quantität der Nebenschließung durch das
                              Wasser etwa in Procenten des ganzen Stromes, durch eine einfache Rechnung. Ein
                              Fehler in der Isolirung welcher eine Nebenschließung bewirkt, die auf die Meile
                              Drahtlänge 1/4 Procent, also 1/250 des Stromes beträgt, wird von der preußischen
                              Regierung nicht mehr acceptirt. Die Rolle wird der Fabrik zur weitern Verbesserung
                              zurückgestellt.
                           
                        
                           Telegraph-Apparate von Stöhrer in
                                 Leipzig.
                           (1849. 17ten April)
                           Mechanikus Stöhrer hat einen Zeigerapparat für galvanische
                              Telegraphen gebaut, welcher durch Induction wirkt. Ich habe an meinem
                              Inductionstelegraph von 1837 die Vortheile gezeigt und in dessen Beschreibung näher
                              entwickelt, welche dieses Princip für das Telegraphiren bietet. Man ist dadurch
                              unabhängig von der lästigen hydroelektrischen Batterie. Man hat stets Ströme von
                              gleicher Stärke. Die Zinsen der Kosten des Inductionsapparates betragen viel weniger
                              als die Erhaltungskosten der galvanischen Batterie. Gegen diese Vortheile treten
                              jedoch viele und wesentliche Nachtheile. Erstens kann kein Relais angewandt werden,
                              d.h. man kann nicht wie bei der galvanischen Batterie einen constanten Strom durch
                              die Leitungskette gehen lassen und die Zeichen dann durch Unterbrechung des Stromes
                              geben, was an der ganzen Kette hin allenthalben durch Auseinandernehmen des Drahtes ohne besondere
                              Apparate oder Krafterreger geschehen kann, sondern man muß das Zeichen durch den
                              Strom selbst bewirken. Man bedarf also auf jeder Station eines Krafterregers, und
                              überdieß wird der Telegraph bei Leitung durch die Luft von selbst Zeichen geben, so
                              oft die atmosphärische Elektricität sich in der Nähe der Telegraphlinie entladet.
                              Dieser Uebelstand hat sich bei allen Telegraphen durch die Erfahrung gezeigt, welche
                              nicht mit constantem Strome durch Unterbrechung arbeiten. Ich werde später bei der
                              Beschreibung des Münchener Controltelegraphen zeigen, durch welche Mittel dieser
                              Uebelstand gehoben werden kann. Zweitens ist der durch Induction hervorgebrachte
                              Strom stets viel schwächer als der hydrogalvanische. Schwache Ströme sind aber nie
                              gut beim Telegraphiren, weil sie auch langsamere Bewegungen der Apparate zur Folge
                              haben, und mit ihnen also nie so schnell telegraphirt werden kann als mit stärkern.
                              Auch muß der erzeugte Strom stärker seyn als die Erdströme welche häufig vorkommen
                              bei unterirdisch gelegten Leitungsketten. Drittens sind inducirte Ströme nur bei
                              kurzen Leitungsketten noch hinreichend stark. Bietet die Kette durch eine große
                              Länge und durch viele eingeschaltete Multiplicatoren von Zwischenstationen einen
                              sehr großen Widerstand, so müßte auch in den Inductionsrollen ein ähnlicher
                              stattfinden. Ja es wäre am vortheilhaftesten, wenn der Widerstand in der ganzen
                              Leitungskette mit allen eingeschalteten Multiplicatoren gleich groß wäre mit dem
                              Widerstand in den Inductionsrollen. Man berechne aber welche Größe und welche Masse
                              ein solcher Inductor erhalten müßte, um z.B. durch die Wien-Triester Kette
                              mit ihren 72 Stationen und 144 Multiplicatoren den vortheilhaftesten Strom zu
                              erzeugen, und man wird mit mir die Ansicht theilen, daß Induction nur bei kleinen
                              Telegraphlinien eine vortheilhafte Anwendung finden kann. Endlich ist viertens
                              unläugbar der Inductionsapparat immer viel complicirter als die Batterie, und daher
                              auch allen jenen Mängeln ausgesetzt, welche das Complicirte im Vergleich zum
                              Einfachem treffen.
                           Indessen ist der Stöhrer'sche Inductions-Zeigerapparat doch für specielle
                              Fälle der Anwendung, namentlich für den Betriebsdienst einer Eisenbahn, sehr
                              geeignet und zweckmäßig. Die Construction dieses Apparates ist sinnreich und in
                              allem reiflich überlegt. Inductionsrollen mit weichem Eisen drehen über liegenden
                              Stahlmagneten. Die erste Bewegung wird durch einen Zug mit der Hand gegeben. Ein
                              Uhrwerk mit ablaufenden Gewichten erhält die Rotationsgeschwindigkeit. Da bei jedem
                              halben Umgange das Zeichen des im Inductor erzeugten Stromes wechselt, so ist zur
                              Bewirkung eines Zeigerganges keine Commutation erforderlich. Der Strom der Rolle theilt sich der Kette
                              und den um Elektromagnete gelegten eingeschalteten Multiplicatoren mit. Die Pole des
                              Elektromagnetes wechseln also nach jedem halben Umgange des Inductors und durch
                              diesen Wechsel ist der Gang des Zeigerwerkes in folgender Weise bewirkt: Ein weiches
                              Eisenstück, seiner Länge nach an der Achse des Ankers befestigt, steht zwischen den
                              beiden Polen des Elektromagnetes. Es ist ihm constanter
                              und sehr kräftiger Stahlmagnetismus gegeben durch einen starken Stahlmagnet der mit
                              seinem einen Pole dem Eisenstücke nahe geführt ist, ohne jedoch dieses zu berühren.
                              Die Drehung der Achse des Ankers geht nach keiner Seite so weit, daß das Eisenstück
                              die Pole des Elektromagnetes direct berühren könnte. Wie daher die Pole des
                              Elektromagnetes wechseln, geht die Anziehung gegen den Stahlmagnetismus im
                              Eisenstück in Abstoßung über und umgekehrt. Das Eisen bewegt sich nach dem andern
                              Pole und dreht dabei die Ankerachse so viel, daß der Anker einen Zahn des
                              Zeigerrades ergreift und fortschiebt. Das Zeigerrad aber ist von Eisen, und daher
                              haftet es durch Magnetismus stets am eingreifenden Anker, wodurch ein ganz
                              regelmäßiger Gang der Zeiger ohne Auslassen oder Ueberspringen bewirkt wird. Der
                              Zeiger macht daher so viele Sprünge als Polwechsel im Inductor vorgehen.
                           Der Zeiger bewegt sich auf einem in 36 Abtheilungen getheilten, mit Zahlen,
                              Buchstaben, Stationsorten und Bahndienstphrasen beschrieben Zifferblatt. Ein
                              messingener Hebel kann vor- oder rückwärts auf jeden der 36 Theile centrisch
                              mit dem Zeiger gedreht werden, und letzterer geht bis zu dieser Stelle. Ueber dem
                              Zifferblatte ist ein Wecker mit Alarmglocke. Derselbe Apparat gibt und empfängt
                              Zeichen. Dieser Apparat bietet wie alle Zeigerapparate für den Bahndienst den
                              wesentlichen Vortheil daß Jeder damit ohne vorherige Einübung telegraphiren kann. Er
                              ist im Gange wohl eben so sicher aber langsamer, als der Zeigerapparat von Siemens und Halske. Er kostet
                              vollständig 180 Thaler. Was ihn für Eisenbahnen besonders empfiehlt, ist daß er
                              keiner galvanischen Batterie bedarf.
                           Stöhrer hat übrigens auch einen transportabeln
                              Inductionsapparat construirt, um von dem Bahnzuge aus im vorkommenden Falle nach den
                              nächsten Stationen sprechen zu können, der ebenfalls für kleine Telegraphlinien sehr
                              zweckmäßig ist. Er hat auch eine Aenderung des Morse'schen Schreibapparats
                              durchgeführt, welche ich jedoch für keine Verbesserung desselben halte. Er hat
                              nämlich bewirkt, daß der Apparat mit 2 Hebeln, 2 Relais und Commutation in 2
                              parallelen Linien schreibt und also wenn mit jedem Hebel ein kurzes und langes
                              Zeichen gegeben wird, 4 verschiedene Zeichen entstehen, wodurch weniger Zeichen zu
                              derselben Mittheilung genügen. Allein abgesehen davon daß der Apparat dadurch sehr
                              viel complicirter wird, ist es auch schwerer mit demselben rasch zu schreiben wegen
                              des Merkens der 4 Zeichen. Auch sind so viele gar nicht nöthig. Schon zwei Zeichen
                              in Gruppen von höchstens vier einzelnen Zeichen verbunden, reichen aus alle
                              Buchstaben und Zahlen wieder zu geben. In dem Alphabet von Morse kommen viererlei Zeichen vor, welche er mit ein und demselben Hebel
                              hervorbringt, dreierlei durch verschiedene Zeit der Niederdrückung, das vierte durch
                              größere Pausen. Dennoch hat er Buchstaben und Zahlen, welche durch 5 und 6 einzelne
                              Zeichen gegeben werden, was ganz unnöthig ist. Schon vier Zeichen im Maximum in
                              einer Gruppe bei zwei verschiedenen Zeichen geben alle Buchstaben und alle Zahlen
                              bequem, wie aus meinem Alphabet zu ersehen. (S. die Beilage.) Morse braucht daher durchschnittlich mehr Zeichen als ich, d.h. die Zeit
                              der telegraphischen Mittheilung könnte bloß dadurch, daß man statt seines Alphabetes
                              sich des meinigen bediente, abgekürzt werden. Man sieht hieraus schon, was durch
                              geschickte Wahl der Zeichen, ohne Abänderung des Apparates, an Zeit gewonnen werden
                              kann.
                           
                        
                           Galvanische Telegraphen von Wien
                                 aus.
                           (1849. 20sten bis 29sten April.)
                           In Oesterreich bestehen gegenwärtig drei galvanische Telegraphen-Linien: Von
                              Wien nach Trieft, von Wien nach Prag und von Wien nach Preßburg. Hofrath Baumgartner hat dieselben im
                              verflossenen Jahre nach commissioneller Berathung mit Director Prechtl und Prof. Stampfer anlegen lassen. Zwei Ketten bestehen
                              vorläufig aus einem Kupferdraht über Stangen gezogen. Indessen ist von der
                              Commission der Antrag gestellt worden, an allen Linien zwei Drähte zu ziehen, den
                              einen für den Bahndienst, den andern für Staats- und Handelsmittheilungen.
                              Dieser Antrag ist auch bereits genehmigt. Das Erdreich ist an allen Linien als halbe
                              Leitung benützt. Die Apparate, von Baumgartner
                              construirt, von Mechanikus Eklin in Wien (Landstraße Nr.
                              109) ausgeführt, sind dem Princip nach mit Bain's Nadeltelegraph übereinstimmend. Zwei
                              halbkreisförmige Stahlmagnete drehen, durch Multiplicatorrollen geführt, beim
                              Durchgange des Stromes um eine Verticalachse. Verbunden mit den Stahlmagneten ist
                              ein horizontaler Zeiger,
                              der an seinem äußern Ende einen verticalen Pfeil trägt. Der Pfeil bewegt sich links
                              und rechts je nach der Richtung, in welcher der Strom die Kette durchläuft, und
                              schlägt hier an eine tiefer oder an eine höher klingende Glocke an, in ähnlicher Art
                              wie die Einrichtung bei meinem ersten Telegraphen von 1837 war. Man kann viererlei
                              Zeichen geben, dadurch daß man den Pfeil nach der einen oder andern Seite nur Einen
                              raschen Schlag ausführen läßt, worauf er sogleich nach der Mitte zurückkehrt, oder
                              indem man den Pfeil eine kurze Zeit an der Glocke anliegen läßt und somit den Ton
                              dämpft. Erstere nennt man kurze Zeichen, letztere lange Zeichen. Das kurze Zeichen
                              links wird mit 1 bezeichnet, das lange Zeichen links mit 2; das kurze Zeichen rechts
                              mit 5, das lange Zeichen rechts mit 6. Aus den vier Zahlen 1, 2, 5, 6 ist das
                              Alphabet und die chiffrirte Sprache gebildet.
                           Neben dem Apparate sind zwei Klappen angebracht. Beim Niederdrücken der Klappe links
                              werden die Pfeile aller Stationen links abgelenkt, beim Niederdrücken der Klappe
                              rechts bewegen sich alle Pfeile nach rechts. Läßt man die Klappe wieder los, so
                              kehrt der Pfeil in die Mitte zurück.
                           Mit diesem Apparate können in der Minute circa 30 einzelne Zeichen gegeben werden,
                              was viermal weniger ist, als mit meinem Nadeltelegraph von 1837 effectuirt werden
                              könnte. Der Grund liegt hauptsächlich darin, daß der Pfeil einen sehr beträchtlichen
                              Weg bis zu der Glocke zurückzulegen hat, und darin daß die Stahlmagnete zu groß und
                              schwer sind, wodurch ihr Moment ohne Noth vergrößert ist. Indessen kann dieses
                              Princip selbst möglichst verbessert, doch nie in der Schnelligkeit der Mittheilungen
                              in Concurrenz treten mit dem Morse'schen Apparat. Es empfiehlt sich jedoch durch die
                              große Einfachheit der Apparate und den geringen Kostenaufwand, welchen ihre
                              Anschaffung erheischt. Ein doppelter Apparat kostet 48 fl. M.; die 2 Taster 10 fl.;
                              der galvanische Wecker 12fl.; der Elektro-Streichmagnet 3 1/5 fl.; der Kasten
                              in welchem der Apparat aufgestellt 20 fl.; der Moderateur (eine einzuschaltende
                              Multiplicationsrolle zur Vermehrung des Widerstandes in der Kette) 4 fl. Also der
                              vollständige Apparat 97 1/5 fl. C.-M. Zu erhalten bei Ekling, Landstraße Erdberg Nr. 109 in Wien.
                           Auf dem Telegraphen-Bureau in Wien im k. k. Ministerium des Handels laufen die
                              drei Telegraphenlinien zusammen. Jede Linie hat ihren besondern Apparat und zwar
                              diesen doppelt, so daß, wenn durch einen Zufall eine Beschädigung geschehen sollte,
                              gleich der zweite Aushülfsapparat in Wirksamkeit gesetzt werden kann. Für jede Linie sind
                              zwei besondere Telegraphisten angestellt. An jedem Apparat ist den ganzen Tag einer,
                              der die Zeichen gibt und die empfangenen aufzeichnet. Der leitende Vorstand der
                              Telegraphen ist Director Gintl. Die Telegraphlinie von Wien über Olmütz bis Prag ist 60 deutsche
                              Meilen lang. Bis Lautenburg 11 Meilen sind zwei Drähte gezogen. Die Linie bis
                              Preßburg ist 10 Meilen lang, einfacher Draht. Die dritte Linie über Grätz, Laibach,
                              Cilly bis Trieft hat 72 Stationen. Sie ist bis Cilly längs der Eisenbahn, dann an
                              der Chaussee bis Trieft geführt. Der verwendete Kupferdraht wiegt per deutsche Meile
                              450–460 Wiener Pfund. Die Unterstützungssäulen sind in der Regel 24, lang, 4'
                              tief eingegraben, etwas weiter angebrannt und getheert. Die Säule kostet mit
                              Aufstellung 1 fl. 30 kr. bis 2 fl. Der Abstand von Säule zu Säule beträgt 150'. Von
                              dem Bahngeleise sind die Säulen wenigsten 7' entfernt. Zur Isolirung der Leitung ist oben an der Säule seitlich eine Oese oder ein
                              Ohr aus Porzellanmasse mittelst Kupferdraht befestigt, durch welches der
                              Telegraphdraht geleitet ist. Zum Schütze vor Regen ist ein Dach von Blech über diese
                              Stelle. Eine Porzellanoese kostet 3 3/4 kr. C.-M. Die Befestigung der Oesen
                              mittelst Draht hat sich durch die Erfahrung als nicht gut bewiesen, indem schon
                              öfter Oesen abgerissen sind, wobei der schwankende Draht sich an dem Bahnzuge
                              verfangen hat. Die Stöße der Drähte sind durch hakenförmiges Gegeneinanderbiegen
                              verbunden, dann mit dünnerem Drahte umwickelt und über die Stelle ein
                              zusammengebogenes innen schon verzinntes Blech gelöthet.
                           Der Strom geht, wie man aus dem Bisherigen schon ersieht, nur während des Zeichens
                              durch die Kette. Er durchläuft aber alle Apparate der ganzen Telegraphlinie. Um von
                              Wien ohne Wiederholung direct in Trieft Zeichen zu geben, ist in Wien nur eine Batterie, aber von 48 Elementen erforderlich. In
                              der Regel ist jedoch die Telegraphlinie bis Trieft in 2 Theile getheilt.
                              Wien-Cilly, Cilly-Triest. Natürlich müssen auf allen Stationen
                              Batterien seyn, weil diese sonst kein Zeichen geben könnten, da das Zeichen nicht
                              durch Unterbrechung des Stromes gegeben wird. Allein es ist immer nur die Batterie
                              derjenigen Station in Wirksamkeit, welche Zeichen gibt.
                           Das Telegraphiren wird durch Regenwetter nicht gehindert, obschon die Zeichengeber
                              dann in Wien starker gehen, was auf eine nicht vollkommene Isolirung zu deuten
                              scheint. Dagegen ist der Strom bei Stürmen viel schwächer, oft störend schwach für
                              die Mittheilungen. Unterbrechungen kommen häufig vor, wie es bei einer so langen Linie wohl nicht
                              anders zu erwarten ist. Meistens durch Böswilligkeit. Doch hat auch der Blitz schon
                              starke Beschädigung an dem Telegraphen bewirkt. (Man sehe Baumgartners Bericht hierüber im polytechn. Journal Bd. CXI S. 418.)
                              Anordnungen, um die Stationszimmer durch die von mir angegebenen Blitzplatten
                              (polytechn. Journal Bd. CIX S. 350) vor
                              starker elektrischer Entladung zu schützen, wurden erst während meiner Anwesenheit
                              in Wien getroffen.
                           An allen österreichischen Telegraphlinien ist Smee's Batterie eingeführt. Diese Batterie
                              besteht aus einer mit Platinmoor überzogenen Silberplatte, welche zwischen zwei
                              amalgamirte Zinkplatten gestellt ist. Die Platten sind 3'' breit, 7'' lang und
                              tauchen ohne Diaphragma in dieselbe Flüssigkeit, nämlich 25mal verdünnte
                              Schwefelsäure. Die Zinkplatten sind 1/3'' dick, die Silberplatte ist nur von der
                              Stärke eines Kartenblattes. Um die Berührung von Zink und Platin zu verhüten, sind
                              Polster von Gutta-percha dazwischen geschoben. 12 Elemente dieser Batterie
                              kosten bei Eckling 35 fl. M. Die Batterie wirkt, gut und
                              reinlich gehalten, 6 Monate lang. Die Drähte im Innern der Stationsgebäude sind
                              isolirt durch einen Ueberzug aus 10 Theilen weißem Pech, 2 Theilen Talg, 2 Theilen
                              gelbem Wachs. Sie werden dann noch mit Wolle umsponnen. Die Klafter kömmt auf 3 1/2
                              kr. C.-M. Auch liefert Bohr zu Kottingsbrunn
                              nächst Baden, Bleiröhren, um isolirte Drähte unter der Erde zu schützen, die Klafter
                              zu 20 kr. C.-M.
                           Man hat versuchsweise für den Bahndienst von Stöhrer in
                              Leipzig dessen transportabeln Inductionsapparat mit laufenden Inductionsrollen
                              kommen lassen. Allein er war unzureichend zum Zeichengeben befunden und kann nicht
                              benützt werden. Ich bin der Ansicht, daß für so sehr lange Leitungsketten wie die
                              Wien-Triester der Draht der Inductionsrolle viel dünner, die Rollen selbst
                              weit größer und die Nadelmultiplicatoren von dünnerem Drahte seyn müßten, um durch
                              Induction den Zweck zu erreichen. Auch ist noch versuchsweise ein Schreibapparat mit
                              vier Multiplicatorrollen (zwei Elektromagneten) und zwei Hebeln zum Schreiben für
                              hohe und tiefe Linien an dem Wiener Telegraphen-Bureau aufgestellt. Er ist
                              construirt von Ingenieur Matzenauer, ausgeführt von Eckling und
                              geht ganz gut, jedoch nicht so energisch und rasch, wie der Morse'sche mit
                              Relais.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
