| Titel: | Ueber die Verfahrungsarten zum Ausbringen des Silbers aus seinen Erzen; von Malaguti und Durocher. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LVII., S. 280 | 
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                        LVII.
                        Ueber die Verfahrungsarten zum Ausbringen des
                           Silbers aus seinen Erzen; von Malaguti und Durocher.
                        Aus den Comptes rendus, Decbr. 1849, Nr.
                              25.
                        Malaguti, über das Ausbringen des Silbers aus seinen
                           Erzen.
                        
                     
                        
                           Ungeachtet der Untersuchungen mehrerer Chemiker über die Amalgamation der Silbererze,
                              gibt es in der Theorie der verschiedenen Verfahrungsarten noch dunkle Punkte oder
                              bestrittene Reactionen; überdieß bieten diese Verfahrungsarten, besonders die
                              amerikanische Methode, Unvollkommenheiten dar, deren Beseitigung zu wünschen wäre.
                              Unsere zahlreichen Versuche dürften einiges Licht auf diese schwierigen Fragen
                              werfen. Wir wollen aber jetzt unsere Resultate nur im Allgemeinen mittheilen.
                           Wir haben uns überzeugt, daß die Gangart der Silbererze bei der Amalgamation eine
                              wichtigere Rolle spielt als man bisher glaubte: die fetten oder thonigen Gangarten
                              sind die schlechtesten; hingegen sind die quarzigen oder überhaupt die mageren, d.h.
                              am wenigsten plastischen Gangarten die besten. Auch das Verhältniß des Wassers,
                              welches man zusetzt, ist zu berücksichtigen; am geeignetsten ist es, wie auch die
                              Erfahrung lehrt, nur so viel Wasser anzuwenden, als hinreicht um die zu
                              amalgamirende Masse in einen halbflüssigen Teig zu verwandeln.
                           Wir haben auch über den chemischen Einfluß verschiedener Gangarten Untersuchungen
                              angestellt; so kann z.B. der kohlensaure Kalk unter besonderen Umständen der
                              Umwandlung des Silbers in Chlorsilber hinderlich seyn; deßgleichen (wie aus der
                              vorhergehenden Abhandlung ersichtlich) die Gegenwart fremdartiger Schwefelmetalle,
                              wie Blende, Bleiglanz etc. Andererseits begünstigt die Gegenwart verschiedener Salze
                              die Reduction des Chlorsilbers: unter diese gehört das Kochsalz, doch ist ein
                              Ueberschuß dieses Auflösungsmittels mehr schädlich als nützlich. Fast bei allen
                              Amalgamationsmethoden besteht die erste vorzunehmende Operation in der Umwandlung
                              des Schwefelsilbers und selbst des metallischen Silbers in Chlorsilber, sey es auf
                              trockenem oder nassem Wege; dieses Chlorsilber muß nachher reducirt werden, wobei
                              ein beträchtlicher Verlust an Quecksilber stattfinden kann, weil dieses Metall nicht
                              bloß auf das Chlorsilber wirkt, sondern auch auf den rückständigen Theil der
                              angewandten chlorhaltigen Agentien. Wir haben uns durch vergleichende Versuche
                              überzeugt, daß wenn man sich darauf beschränkt bloß Quecksilber anzuwenden, das
                              Chlorsilber sich langsamer amalgamirt als das metallische Silber und sogar als das
                              Schwefelsilber; unter anderen Umständen findet aber das Gegentheil statt, z.B. wenn
                              man metallisches Eisen zusetzt: dieses Eisen bewirkt mit Beihülfe der
                              elektrochemischen Ströme eine schnelle Reduction des Chlorsilbers und das Silber
                              verquickt sich in dem Maaße als es frei wird.
                           Jedenfalls nimmt die amerikanische Methode eine geraume Zeit in Anspruch, denn das
                              gediegene Silber und das Schwefelsilber verwandeln sich außerordentlich langsam in
                              Chlorsilber, besonders wenn außer dem Schwefelsilber noch andere Schwefelmetalle
                              vorhanden sindDas Schwefelsilber und auch das Schwefelarsensilber wird in Berührung mit
                                    Kupferchlorid in Chlorsilber verwandelt, indem sich Schwefel absetzt, wenn
                                    man bei ausgeschlossener Luft operirt, während sich im entgegengesetzten
                                    Falle Schwefelsäure bildet. Man glaubt mit Unrecht, daß die Gegenwart des
                                    Kochsalzes nöthig ist, damit diese Reaction stattfindet; dasselbe hat keinen
                                    anderen Einfluß, als daß es sie beschleunigt.; sehr häufig verbindet sich sogar das Silber erst dann mit Chlor, nachdem
                              fast alle es begleitenden Metalle bereits in Chlorüre verwandelt sind. Dieser
                              Uebelstand ist sehr bedeutend, denn abgesehen von der Langsamkeit dieses Verfahrens,
                              geschieht die Verwandlung des Silbers in Chlorsilber oft unvollständig, so daß man
                              durch das in den Rückständen verbleibende Silber einen beträchtlichen Verlust
                              erleiden kann.
                           Diese Betrachtungen veranlaßten uns ein Verfahren aufzusuchen, wobei man das
                              Schwefelsilber direct reducirt, ohne es vorher in Chlorsilber zu verwandeln, so daß
                              die Hauptursache des Quecksilberverlustes (welcher in Mexico so bedeutend ist)
                              wegfiele. Wir haben uns überzeugt, daß das Schwefelsilber, sowohl für sich allein, als in Verbindung mit andern
                              Schwefelmetallen, reducirt werden kann, am wirksamsten durch metallisches Kupfer, welches man bei der Temperatur des kochenden Wassers
                              in Begleitung gewisser Salze (Kupfervitriol, Eisenvitriol
                              oder sogar Alaun) anwendet.
                           
                           Wir haben auch einige Versuche über ein Verfahren angestellt, welches in der letzten
                              Zeit in Gebrauch kam und im Princip darin besteht, das Chlorsilber mittelst einer
                              concentrirten Auflösung von Kochsalz auszuziehenAus dieser Auflösung wird es durch metallisches Kupfer niedergeschlagen; man
                                    vergl. polytechn. Journal Bd. CVI S.
                                       75.; wir haben uns überzeugt, daß man durch diese Methode (abgesehen von den
                              praktischen Schwierigkeiten, besonders dem Filtriren im Großen) fast alles Silber
                              aus solchen Erzen gewinnen kann, worin dasselbe schon als Chlorsilber vorhanden ist
                              oder doch leicht in letzteres verwandelt werden kann. Diese Methode gewährt überdieß
                              im Vergleich mit der Amalgamation den Vortheil, daß die Anwendung des kostspieligen
                              Quecksilbers vermieden wird.