| Titel: | Versuche über das Ausbringen des Goldes und Silbers aus ihren Erzen auf nassem Wege; von Dr. John Percy. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LVIII., S. 281 | 
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                        LVIII.
                        Versuche über das Ausbringen des Goldes und
                           Silbers aus ihren Erzen auf nassem Wege; von Dr. John Percy.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Jan. 1850, S.
                              1.
                        Percy, über das Ausbringen des Goldes und Silbers aus ihren
                           Erzen.
                        
                     
                        
                           In der letzten Zeit war man bemüht, das Silber auf nassem
                                 Wege aus vielen seiner Erze zu gewinnen, welche jetzt in großen
                              Quantitäten, besonders aus Südamerika, in England eingeführt werden. Es wurden
                              verschiedene Verfahrungsarten vorgeschlagen, worunter eine patentirte fast allgemein
                              in Gebrauch kam. Sie besteht darin, das Erz mit Kochsalz zu rösten, gerade so wie
                              bei dem Amalgamationsverfahren in Freiberg, dann das beim Rösten gebildete
                              Chlorsilber vermittelst einer heißen gesättigten Auflösung von Kochsalz auszuziehen.
                              Aus dieser Auflösung wird das Silber durch metallisches Kupfer niedergeschlagen und
                              dann kupellirt. Ich habe viele südamerikanische Silbererze untersucht, wobei ich
                              ihren Gehalt an Silber, Gold und anderen Metallen sehr wandelbar fand. Ein Erz
                              enthielt sogar 30 1/4 Proc. Feinsilber. Man hat versucht einige dieser Erze auf
                              trocknem Wege zu verarbeiten, aber die Resultate waren nicht günstig. Es ist daher
                              wichtig, ein Verfahren zum wohlfeilen Ausbringen des Silbers auf nassem Wege zu
                              besitzen.
                           
                           Das Erz, womit ich meine Versuche anstellte, war ein goldhaltiges Silbererz, welches
                              eine große Menge Blende nebst ein wenig Bleiglanz, Schwefelkies und Kupferkies
                              enthielt; der nicht-metallische Theil desselben bestand hauptsächlich aus
                              Kieselerde. Das Silber war als Schwefelsilber vorhanden. Durch das Rösten schwoll
                              das Erz sehr auf und es entwich viel schwefligsaures Gas.
                           Das Erz kam mir im Zustand eines groben bräunlichgrauen Pulvers zu.
                           Zweimaliges Probiren des gerösteten Erzes auf trocknem Wege ergab als mittleren
                              Gehalt an güldischem Silber
                           
                              
                                   7,977
                                 Grain in 1000.
                                 
                              
                                 55,839
                                 im Avoirdupois-Pfund.
                                 
                              
                                     260 4/8
                                 Unzen in der Tonne.
                                 
                              
                           Das Silber enthielt 3,78 Proc. Gold.
                           1000 Gran geröstetes Erz enthalten folglich 7,676 Feinsilber und 0,301 Feingold.
                           1) Ammoniak zog etwas Silber aus dem gerösteten Erz aus, obgleich das Rösten gegen
                              das Ende bei heller Rothglühhitze bewirkt wurde.
                           2) Eine Auflösung von unterschwefligsaurem Natron zog ebenfalls eine sehr merkliche
                              Menge Silber aus.
                           3) Ich digerirte 1000 Gran geröstetes Erz einige Stunden lang mit einer verdünnten
                              Auflösung von unterschwefligsaurem Natron, welche 150 Gran krystallisirtes Salz
                              enthielt. Das Digeriren geschah bei einer Temperatur, wo die Hand gerade Wärme
                              fühlte. Ich filtrirte, wusch den Rückstand gut aus, versetzte das Filtrat mit
                              verdünnter Schwefelsäure in Ueberschuß und kochte es dann. Fast sogleich nach dem
                              Zusetzen der Schwefelsäure entband sich schweflige Säure und es setzte sich Schwefel
                              ab; aber erst als die Auflösung heiß wurde, nahm sie eine dunkle Farbe an. Ich ließ
                              die Flüssigkeit unter beständigem Umrühren kochen, bis sich der dunkle Niederschlag
                              so absetzte, daß die überstehende Flüssigkeit klar war. Ich filtrirte dann, süßte
                              den Niederschlag gut aus, trocknete ihn, packte ihn in ein Blatt ProbirbleiSilberfreies Blei. ein und kupellirte ihn. Ich erhielt ein Korn von Feinsilber, welches 4,000
                              Gr. wog (ein zufälliger Umstand kann bei diesem Versuch einen geringen Verlust
                              verursacht haben). Das Silberkorn behandelte ich mit Salpetersäure und erhielt einen
                              merklichen Rückstand von Gold. Ich schied mit den gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln und schmolz das
                              zurückgebliebene Gold vor dem Löthrohr zusammen. Das Korn von Feingold wog 0,009 Gr.
                              Das Silber enthielt folglich 0,187 Proc. Gold. Dieses Resultat ist interessant, weil
                              es zeigt, daß unterschwefligsaures Natron eine merkliche Menge Gold aus dem per se gerösteten Erz auflöste; wahrscheinlich kann bei
                              Gegenwart eines großen Ueberschusses anderer Metalloxyde ein Theil des Goldes mit
                              Sauerstoff verbunden bleiben.
                           Ich behandelte das zurückgebliebene Erz zum zweitenmal mit einer verdünnten Auflösung
                              von unterschwefligsaurem Natron und fuhr dann auf eben beschriebene Weise fort. Ich
                              erhielt noch ein Korn Feinsilber, welches 0,050 wog. Einiger Verlust kann zufällig
                              auch bei dieser zweiten Bestimmung stattgefunden haben.
                           4) Blattgold wurde in einer Auflösung von unterschwefligsaurem Natron digerirt,
                              welche es aber nicht im geringsten anzugreifen schien; auch von Blattsilber löste
                              dieses Menstruum keine merkliche Menge auf, obgleich das Silber nach einiger Zeit
                              anlief, während die Auflösung mit der Luft in Berührung blieb. Es wurde ein Stück
                              Kupferdraht, welcher zuvor in Salpetersäure getaucht und dann gewaschen worden war,
                              in die Auflösung des Natronsalzes gesteckt, welche das Blattsilber enthielt; es
                              setzte sich jedoch keine Spur Silber ab. Das Kupfer nahm aber auf seiner Oberfläche
                              eine dunkle Farbe an und wurde, als man es dann der Luft aussetzte, schön
                              irisirend.
                           5) In eine weite mit Stöpsel versehene Flasche brachte ich 1000 Gr. des gerösteten,
                              feingepulverten und gesiebten Erzes. Dann füllte ich die Flasche mit destillirtem
                              Wasser beinahe voll und leitete eine Stunde lang Chlorgas hindurch, nachdem ich
                              zuvor 50 Gr. Chlorkalium zugesetzt hatte, in der Absicht durch ein sich bildendes
                              Doppelsalz das Gold in Auflösung zu erhalten. Während des Durchleitens von Chlorgas
                              wurde die Flasche zeitweise geschüttelt, wobei offenbar Gas absorbirt wurde, wie das
                              Einziehen von Luft beim Herausnehmen des Stöpsels bewies. Das Schütteln wurde öfters
                              wiederholt und mit demselben Erfolg. Ich ließ nun das Ganze vier Tage lang stehen,
                              indem ich zeitweise schüttelte. Wenn sich das Pulver nach dem Schütteln abgesetzt
                              hatte, entwickelten sich jedesmal zahlreiche Gasbläschen aus dem Erz. Wurde ein
                              glimmender Span in den Hals der Flasche gesteckt, so verbrannte er auffallend
                              lebhafter. Auch entwickelte sich ununterbrochen ein starker Geruch von einem
                              Chloroxyd. Ich filtrirte, und erhielt eine klare und farblose Auflösung, welche ich
                              bedeutend eindampfte. Während des Abdampfens bildete sich auf ihrer Oberfläche ein
                              weißer Schaum und es setzte sich eine weiße Substanz (Chlorblei) ab, welche gegen
                              das Ende Stöße
                              verursachte. Die eingedampfte Auflösung wurde nach dem Erkalten mit 100 Gr.
                              unterschwefligsaurem Natron versetzt; die abgesetzte Substanz schien sich aber nicht
                              merklich aufzulösen.
                           Ich behandelte das rückständige Erz noch mit einer Auflösung von 200 Gr.
                              unterschwefligsauren Natrons, filtrirte und wusch aus. Das Filtrat vermischte ich
                              mit der vorher erwähnten Auflösung und wusch den Niederschlag sorgfältig hinein. Ich
                              setzte Salzsäure zu und digerirte wie gewöhnlich unter beständigem Umrühren.
                              Schweflige Säure schien sich keineswegs reichlich zu entbinden. Der so erhaltene
                              Niederschlag war röthlichbraun und nicht schwarz. Er wurde auf einem Filter
                              ausgewaschen, getrocknet, in 130 Gr. Probirblei gepackt und kupellirt. Da das Korn
                              nicht rein war, so wurde es noch einmal kupellirt. Die filtrirte Auflösung wurde mit
                              100 Gr. unterschwefligsaurem Natron versetzt und gekocht, wobei ein dunkler
                              olivenbrauner Niederschlag entstand, welcher getrocknet, so vollständig als möglich
                              vom Filter genommen, und in einer Porzellanschale erhitzt wurde, um den freien
                              Schwefel zu verjagen. Es blieb eine kleine Menge schwarzer Substanz zurück, welche
                              in 80 Gr. Probirblei gepackt und kupellirt wurde. Nachdem das Blei geschmolzen war,
                              legte ich das Filter auf dasselbe und äscherte es ein; auch setzte ich das vorher
                              erhaltene Silberkorn, in Probirblei gepackt, zu. Ich erhielt ein gutes Korn von
                              Feinsilber. Dennoch war die Kupellation nicht vollkommen genügend, denn ich bemerkte
                              einige sehr kleine Silbertheilchen von schwarzer Schlacke umgeben, an den Seiten der
                              Kapelle.
                           Das Korn wog 5,385 Gr. Durch Scheiden mit Salpetersäure lieferte es 0,100 Gold, oder
                              1,857 Procent.
                           6) Von dem gerösteten Erz wurden 1000 Gran gerade so wie im fünften Versuch mit Chlor
                              behandelt und dann vier Monate stehen gelassen. Gasblasen entwickelten sich
                              andauernd merklich während langer Zeit; sogar nach Verlauf der vier Monate
                              entwickelten sich solche beim Umrühren des Erzes andauernd von dessen Oberfläche
                              aus. Die klare überstehende Auflösung wurde abgegossen und der Rückstand mit einer
                              kalten Auflösung von 200 Gr. unterschwefligsaurem Natron behandelt; man ließ ihn nun
                              zwei bis drei Tage stehen, filtrirte dann und wusch mit kaltem Wasser aus. Hierauf
                              digerirte ich das Filtrat auf dem Sandbad mit überschüssiger Schwefelsäure, bis ich
                              keinen Geruch von schwefliger Säure mehr entdecken konnte. Ich wusch den
                              Niederschlag mit kochendem Wasser; aber selbst nach langem Aussüßen brachte
                              salzsaurer Baryt im Filtrat eine Trübung hervor. Im getrockneten Niederschlag ließen
                              sich beigemengte glänzende, farblose, nadelförmige Krystalle erkennen. Ich röstete, bis keine
                              schweflige Säure mehr zu riechen war und kupellirte dann den Rückstand mit 200 Gr.
                              Blei. Offenbar war ziemlich viel Substanz vorhanden, welche nicht in die Kapelle
                              einzog. Das Korn wurde nochmals mit einem kleinen Zusatz von Blei kupellirt. Ich
                              erhielt ein Korn Feinsilber, welches 5,80 Gr. wog.
                           Die decantirte überstehende Flüssigkeit gab auf Zusatz von kohlensaurem Kali einen
                              reichlichen weißen Niederschlag.
                           7) Ich digerirte 1000 Gr. des feingepulverten gerösteten Erzes mit einer Auflösung
                              von unterschwefligsaurem Natron, welche 200 Gr. Salz enthielt, bei Handwärme und
                              filtrirte dann. Ich kochte das Filtrat, welches braun wurde. Die kochende Auflösung
                              versetzte ich mit verdünnter Schwefelsäure in Ueberschuß und digerirte sie noch
                              einige Zeit bei der Siedhitze des Wassers unter beständigem Umrühren. Ich filtrirte
                              und trocknete. Der Niederschlag wurde vom Filter genommen und der überschüssige
                              Schwefel durch gelinde Hitze verjagt. Den Rückstand packte ich in etwa 100 Gr.
                              Probirblei und kupellirte ihn. Das Korn wog 0,802 Gr. Dieß ist bedeutend weniger als
                              ich früher (beim dritten Versuch) erhielt, wo ich das geröstete Erz im Zustand eines
                              groben Pulvers behandelte, ohne vorheriges Zerreiben, wie
                              es im gegenwärtigen Versuch vorgenommen wurde. Es ist wahrscheinlich, daß in Folge
                              des Zerreibens des gerösteten Erzes die im Verhältniß zum Silber in so großer Menge
                              vorhandene Beimengung das Silber gegen die Einwirkung des unterschwefligsauren
                              Salzes schützte.
                           Als ich das Filtrat nach dem Fällen durch Schwefelsäure mit
                              Schwefelwasserstoff-Wasser versetzte, schwärzte es sich nicht im geringsten.
                              Es entstand bloß ein Niederschlag von rein schwefelgelber Farbe, in Folge der
                              Zersetzung des Schwefelwasserstoffs durch die in der Auflösung zurückgebliebene
                              schweflige Säure. Ich brachte das Erz nach der Behandlung mit dem Natronsalz in eine
                              Glasflasche und leitete fast eine Stunde lang Chlorgas hindurch, rührte gut um und
                              ließ die Flasche mit ihrem Inhalt zugedeckt bis zum folgenden Morgen stehen. Sie
                              roch dann noch stark nach Chlor. Ich setzte Kochsalz zu und digerirte einige Stunden
                              auf dem Sandbad, indem ich von Zeit zu Zeit das verdunstete Wasser ersetzte: die
                              Oberfläche überzog sich mit kleinen weißen Krystallen. Hernach setzte ich eine
                              Auflösung von 200 Gr. unterschwefligsaurem Natron zu und digerirte bei einer
                              Temperatur, wo die Hand gerade Wärme fühlte, unter gutem Umrühren. Ich filtrirte,
                              wusch aus, und behandelte das rückständige Erz nochmals mit einer Auflösung von 50
                              Gr. unterschwefligsaurem Natron. Dann filtrirte ich und wusch aus. Die zwei Auflösungen wurden
                              vermischt, wie gewöhnlich mit überschüssiger verdünnter Schwefelsäure digerirt und
                              filtrirt. Als man das Filtrat mit Schwefelwasserstoff-Wasser versetzte,
                              färbte es sich dunkel. Ich setzte dann einen Ueberschuß von
                              Schwefelwasserstoff-Wasser zu, bis dessen Geruch verblieb, wo dann das
                              Filtrat nach dem Stehenlassen sich nicht mehr entfärbte. Ich wusch aus und
                              trocknete. Das Filtrat, welches ohne merklichen Verlust leicht vom Filter gelöst
                              werden konnte, wurde in einer Porzellanschale gelinde erhitzt, um den freien
                              Schwefel zu verjagen. Es wog dann 24 Gr. Ich packte es nebst der Asche des Filters
                              (welches in der Schale eingeäschert wurde, die zum Verjagen des Schwefels gedient
                              hatte) in 200 Gr. Probirblei. In der Schale blieb keine Spur von Substanz zurück.
                              Durch Kupellation erhielt ich ein Korn, welches 5,005 Gr. wog.
                           Das rückständige Erz setzte ich, in Wasser zertheilt, wieder einem Strom Chlorgas
                              aus, gerade wie vorher; nur goß ich diesesmal nach mehrstündiger Digestion Kali zu,
                              bis die Flüssigkeit alkalisch reagirte. Es zeigte sich wieder auf der Oberfläche
                              eine weiße Substanz, der vorher unter denselben Umständen beobachteten scheinbar
                              ähnlich. Ich behandelte mit einer Auflösung von 200 Gr. unterschwefligsauren
                              Natrons. Beim Probiren des Waschwassers mit Schwefelwasserstoff-Wasser schlug
                              sich Schwefel nieder und es entstand nicht die geringste dunkle Färbung. Ich fuhr
                              genau wie zuvor fort, und kupellirte mit etwa 60 Gr. Probirblei. Das Korn Feinsilber
                              wog 0,675 Gr. Das rückständige Erz behandelte ich wieder auf ähnliche Weise mit
                              Chlor, etwa anderthalb Stunden lang, und digerirte dann eine beträchtliche Zeit über
                              auf dem Sandbad. Am folgenden Tag zog ich mit einer Auflösung von 200 Gr.
                              unterschwefligsaurem Natron aus. Ich behandelte das Filtrat wie gewöhnlich mit
                              verdünnter Schwefelsäure, und probirte das Waschwasser mit
                              Schwefelwasserstoff-Wasser. Ich fuhr fort wie zuvor. Zum Kupelliren verwandte
                              ich 100 Gr. Probirblei. Das Korn Feinsilber wog 0,154 Gr. Im Ganzen erhielt ich
                              6,636 Gr. Feinsilber. Durch Scheiden mit Salpetersäure erhielt ich 0,197 Gr. Gold.
                              Das Silber enthielt folglich 2,968 Proc. Gold.
                           Ich kochte nun das rückständige Erz mit einer Auflösung von 100 Gr. Cyankalium,
                              filtrirte und wusch aus. Das Filtrat wurde mit Salzsäure in Ueberschuß versetzt,
                              wodurch ein weißer Niederschlag entstand; als man aber die Digestion so lange
                              fortsetzte, bis keine Blausäure mehr zu riechen war, färbte es sich dunkel,
                              wahrscheinlich weil Schwefel in irgend einer Form zugegen war. Ich digerirte den
                              Niederschlag mit
                              Salpetersäure, und erhielt eine blaßblaue Auflösung, welche durch zugesetzte
                              Salzsäure nicht im geringsten getrübt wurde. Auf dem Filter blieb nur eine kleine
                              Menge Substanz zurück, welche wie Schwefel aussah; beim Erhitzen verbreitete sie den
                              charakteristischen Schwefelgeruch und hinterließ nur einen geringen Rückstand.
                           8) Bei einem andern Versuch, wo ich 1000 Gr. fein-gepulverten Erzes, welches nach dem Rösten zerrieben worden war,
                              mit einer Auflösung von 200 Gr. unterschwefligsaurem Natron erhitzte, erhielt ich
                              ein Korn Feinsilber, welches nur 0,81 wog.
                           9) Ich digerirte 1000 Gr. geröstetes Erz mit einer Auflösung von gewöhnlichem
                              Chlorkalk (unterchlorigsaurem Kalk) auf dem Sandbad zwei bis drei Tage lang. Dann
                              wusch ich aus und digerirte den Rückstand in der Wärme
                              mit einer Auflösung von 150 Gr. unterschwefligsaurem Natron. Ich filtrirte und wusch
                              aus. Das Filtrat versetzte ich mit verdünnter Schwefelsäure in Ueberschuß, und
                              erhitzte bis die überstehende Flüssigkeit ganz klar wurde. Ich filtrirte, wusch
                              schwach aus und trocknete. Das Filter packte ich mit seinem Inhalt in 200 Gr.
                              Probirblei und fügte dann auf der Kapelle noch 100 Gr. bei. Ich erhielt ein Korn
                              Feinsilber, welches 5,469 wog, und Gold enthielt, aber nur 0,02. Ich lege jedoch
                              kein Gewicht auf diese Bestimmung des Goldes, weil dabei nicht mit der
                              erforderlichen Sorgfalt verfahren wurde.
                           Ich trocknete das rückständige Erz und zerrieb es so, daß es durch das feinste
                              Messingdrahtsieb gieng. Ich suspendirte es in kaltem destillirtem Wasser und leitete
                              eine Viertelstunde lang Chlorgas hindurch unter beständigem Umrühren. Dann digerirte
                              ich auf dem Sandbad und ließ bis zum nächsten Tag stehen, wo ich noch einen
                              schwachen Chlorgeruch wahrnahm. Ich setzte 100 Gr. unterschwefligsaures Natron zu
                              und digerirte bei gelinder Wärme, indem ich gelegentlich umrührte. Ich decantirte
                              und filtrirte die überstehende Flüssigkeit. Ich digerirte den Rückstand nochmals mit
                              weiteren 100 Gr. unterschwefligsaurem Natron, filtrirte und wusch aus. Das Filtrat
                              kochte ich wie gewöhnlich mit einem Ueberschuß von verdünnter Schwefelsäure. Der
                              Niederschlag färbte sich bald dunkel. Ich digerirte bis die überstehende Flüssigkeit
                              klar wurde, filtrirte, wusch aus und trocknete. Den Niederschlag nahm ich vom
                              Filter, was ohne merklichen Verlust geschah; erhitzte ihn in einer Schale, um den
                              freien Schwefel zu verjagen, und digerirte ihn dann mit Königswasser. Da das so
                              erhaltene weiße Product mit kleinen, dem Chlorblei ähnlichen nadelförmigen
                              Krystallen gemengt war, so behandelte ich es nach dem Auswaschen mit Zink und verdünnter
                              Salzsäure. Ich wusch und trocknete den metallischen Rückstand, packte ihn in 110 Gr.
                              Probirblei, und kupellirte. Ich erhielt ein Korn Feinsilber, welches 0,829 Gr. wog,
                              so daß das Feinsilber im Ganzen 6,298 betrug.
                           Die Flüssigkeit, welche nach der Digestion des ersten Niederschlags mit Königswasser
                              zurückblieb, untersuchte ich auf Gold. Ich verdünnte sie stark und kochte sie mit
                              Oxalsäure; es bildete sich bald ein Häutchen reducirten Goldes von röthlichbrauner
                              Farbe und nach wenigen Tagen erkannte ich deutlich kleine Theilchen, welche die
                              Farbe und den Metallglanz des Goldes besaßen.
                           10) Ich behandelte 1000 Gran des gut gerösteten Erzes in seinem grob gepulverten
                              Zustande mit einer kalten Auflösung von Eisenchlorid (salzsaurem Eisenoxyd). Es fiel
                              bald Eisenoxyd nieder, welches ohne Zweifel durch das ZinkoxydKupferoxyd wird es auch verdrängen. verdrängt war. Die überstehende Flüssigkeit wurde klar und farblos. Ich
                              setzte Salzsäure zu, welche das Eisenoxyd wieder auflöste, es fiel aber wieder
                              nieder. Ich setzte nun eine beträchtliche Menge Salzsäure zu und erhielt eine
                              grünlich gelbbraune Auflösung. Ich filtrirte, wusch aus, und behandelte den
                              Rückstand mit einer Auflösung von 150 Gr. unterschwefligsaurem Natron. Das Filtrat
                              wurde wie gewöhnlich mit Schwefelsäure behandelt. Zum Kupelliren verwendete ich 200
                              Gr. Probirblei und erhielt ein Korn Feinsilber, welches 4,909 Gr. wog.
                           11) Ich überzeugte mich von der Thatsache, daß wenn Chlorsilber in
                              unterschwefligsaurem Natron aufgelöst worden ist, und man die Flüssigkeit mit einer
                              Mineralsäure behandelt, ein reichlicher dunkelgefärbter Niederschlag entsteht,
                              welcher ohne Zweifel Schwefelsilber ist. Ob aber unter diesen Umständen alles Silber
                              als Schwefelsilber gefällt wird, habe ich nicht untersucht; es ist mir jedoch
                              wahrscheinlich, weil der Niederschlag ein so reichlicher ist.
                           
                        
                           Schlußbemerkungen.
                           1) Der Verlust an Feinsilber betrug bei dem befriedigendsten Versuch 13 1/2 Proc.
                              Früher, bei dem alten Amalgamationsproceß in Mexico, betrug der Verlust (nach einer
                              Mittheilung von John Taylor) häufig 35 Proc. Gegenwärtig
                              aber, seitdem das Verquicken in Fässern vorgenommen wird, ist der Verlust auf 9 und
                              sogar auf 5 Proc. herabgebracht. Meine Resultate sind daher genügend, um die
                              vortheilhafte Anwendbarkeit meiner Methode im Großen wahrscheinlich zu machen, wobei
                              überdieß das Silber vollständiger ausgebracht werden könnte.
                           2) Insbesondere möchte ich auf die Anwendbarkeit des Chlorkalks und des Chlors zur
                              Umwandlung des Silbers in Chlorsilber aufmerksam machen, sowie auf den
                              unterschwefligsauren Kalk, als wohlfeiles Surrogat des unterschwefligsauren Natrons
                              zum Auflösen des Chlorsilbers. Aus dieser Auflösung kann das Silber dann entweder in
                              metallischem oder in geschwefeltem Zustande niedergeschlagen werden.
                           3) Da viele von den südamerikanischen Silbererzen Gold enthalten, so ist es
                              wünschenswerth, durch denselben Proceß sowohl das Silber als das Gold daraus
                              gewinnen zu können. Dieß dürfte nach meinen Versuchen durch die Behandlung mit Chlor
                              oder Chlorkalk zu erreichen seyn.