| Titel: | Ueber Grenon's neues Verfahren zum Vergolden des Porzellans; Bericht von Ebelmen. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LXXVI., S. 378 | 
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                        LXXVI.
                        Ueber Grenon's neues Verfahren zum Vergolden des
                           Porzellans; Bericht von Ebelmen.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Jan. 1850, S. 38.
                        Grenon's Verfahren zum Vergolden des Porzellans.
                        
                     
                        
                           Hr. Grenon, Porzellanmaler in
                              Paris (rue du Faubourg-Saint-Martin No.
                              51), hat der Société d'Encouragement das
                              von ihm erfundene neue Verfahren Porzellan dauerhaft zu vergolden, zur Prüfung
                              übergeben. Das Vergoldungsverfahren welches in Paris allgemein angewandt wird,
                              besteht bekanntlich darin, sich mittelst salpetersauren Quecksilberoxyduls
                              metallisches Gold zu bereiten,Man behandelt 150 Gramme destillirtes Quecksilber mit 400 Grammen
                                    gewöhnlicher Salpetersäure, indem man die Reaction langsam und so viel als
                                    möglich ohne Beihülfe der Wärme vor sich gehen läßt. Zu gleicher Zeit löst
                                    man 25 Gramme Gold in 450 Grammen Königswasser (aus zwei Gewichtstheilen
                                    käuflicher Salzsäure auf 1 Theil gewöhnlicher Salpetersäure bestehend) auf.
                                    In letztere Auflösung wird die erste gegossen, während sich beide auf der Temperatur von 80° Reaumur
                                    befinden. Die Mischung trübt sich und setzt das metallische Gold in
                                    braungelben Flocken ab. Der Niederschlag wird mit kochendem Wasser
                                    ausgewaschen und im Wasserbad ausgetrocknet. welches man mit einer gewissen Menge basisch salpetersauren Wismuths
                              vermengt;Auf 20 Theile Goldpulver 1 Th. Wismuthsalz. Das Gemenge wird zum Gebrauch mit
                                    Spicköl abgerieben und mit dem Pinsel aufgetragen. Nach dem Einbrennen
                                    erscheint die Vergoldung matt, und wird entweder so gelassen oder mit
                                    Blutstein polirt. letzteres dient als Fluß und bewirkt daß das Gold beim Einbrennen sich auf
                              der Oberfläche des Porzellans befestigt. Das mit salpetersaurem Quecksilber
                              niedergeschlagene Gold kann man in außerordentlich dünnen Schichten auftragen, daher
                              diese Vergoldung wenig kostspielig ist; dagegen besitzt sie aber sehr wenig
                              Haltbarkeit und widersteht der Abnutzung nicht. Das Gold welches man aus seiner
                              Auflösung mit Eisenvitriol niederschlug, gibt eine haltbarere Vergoldung, die aber
                              theurer zu stehen kommt.
                           Man hat verschiedene Verfahrungsarten angewandt, um die Vergoldung dauerhafter zu
                              machen ohne daß die Kosten viel größer sind. Hr. Rousseau trägt zuerst eine Schicht von Platin
                              auf, welches mit Fluß gemengt ist, und dann eine dünne Schicht Gold auf das Platin.
                              Dieses Verfahren gibt eine haltbare Vergoldung, welche aber beim Gebrauch ihre
                              schöne Farbe nicht behält, weil in Folge der Abnutzung des Goldes dessen Farbe durch
                              diejenige des Platins modificirt wird.
                           
                           Grenon's Verfahren besteht
                              darin, daß er zwei Schichten Gold aufträgt, jede mit einem eigenthümlichen Fluß und
                              in verschiedenen Verhältnissen. Die erste Schicht wird bei einer hohen Temperatur
                              gebrannt; man polirt sie mit Sandstein und trägt dann über ihr eine dünne Schicht
                              Gold auf, welches mit salpetersaurem Quecksilber gefällt ist und auf gewöhnliche Art
                              gebrannt wird. Diese Vergoldung läßt sich leicht poliren und bekommt einen schönen
                              Glanz; ich habe mich überzeugt, daß sie einem Reiben mit harten Körpern widersteht
                              welches die gewöhnliche Vergoldung bedeutend angreift.
                           Um auf einem Duzend Tassen ein Goldfilett herzustellen, welches eine Linie breit ist,
                              verbraucht Grenon 42 1/2 Centigr. (8 Gran) Gold; der
                              Preis der Tassen erhöht sich dadurch um 6 Fr. per Duzend. Bei der gewöhnlichen
                              Pariser Vergoldung wird nur halb soviel Gold verwendet und man bezahlt sie mit 4
                              Franken per Duzend Tassen.
                           Grenon's Vergoldung verdient
                              dem Publicum wegen ihrer Haltbarkeit und ihrer Glanzes empfohlen zu werden; ihr
                              höherer Preis ist durch die große Menge angewandten Goldes und die Kosten des
                              zweimaligen Auftragens und Brennens gerechtfertigt.