| Titel: | Verbesserungen in der Zuckerfabrication, von Robert und John Oxland, Chemiker in Plymouth; patentirt für England am 26. April 1849. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LXXVIII., S. 382 | 
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                        LXXVIII.
                        Verbesserungen in der Zuckerfabrication, von
                           Robert und John Oxland, Chemiker in Plymouth; patentirt für
                           England am 26. April 1849.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              1850, S. 29.
                        Oxland's Verbesserungen in der Zuckerfabrication.
                        
                     
                        
                           Wir verfahren beim Raffiniren des Zuckers folgendermaßen: Nachdem wir den Rohzucker
                              in einer mit Dampfgehäuse versehenen Pfanne in Wasser aufgelöst haben, vermischen
                              wir den Syrup mit fein gepulverter Kreide, bis er nicht mehr sauer reagirt, und
                              lassen dann die Auflösung bei einer Temperatur von 84° Reaumur (220°
                              F.) kochen. Den Syrup leiten wir hierauf in die gewöhnlichen Filtrirbeutel, und wenn
                              er von denselben klar ablauft, kommt er in eine sehr flache mit Dampfgehäuse
                              versehene Auflösungspfanne.
                           Nun wird der Syrup in der Pfanne mit essigsaurer Thonerde vermischt und bei einer
                              Temperatur von 84° R. gekocht, bis der größere Theil der Essigsäure verjagt
                              ist; um sich davon zu überzeugen, prüft man den vom Syrup abziehenden Dampf mit
                              blauem Lackmuspapier. Will man die entbundene Essigsäure sammeln, um sie in der
                              Folge zur Bereitung von essigsaurer Thonerde verwenden zu können, so versieht man
                              die Pfanne mit einem luftdichten Deckel, welcher mit einem Rohr versehen ist, das in
                              einen Verdichtungsapparat ausmündet.
                           Nachdem fast alle Essigsäure verjagt ist, rühren wir eine Auflösung von Gerbestoff
                              (in Wasser) in kleinen Quantitäten in den Syrup, bis durch solche kein Niederschlag
                              mehr hervorgebracht wird. Zum Schluß setzen wir fein gepulverte Kreide in solcher
                              Menge zu, daß alle Säure neutralisirt wird. Dann passiren wir den Syrup durch
                              Taylor'sche Beutelfilter und sobald er klar ablauft, schaffen wir ihn in den
                              Behälter von welchem aus die Vacuumpfanne gespeist wird.
                           Wir haben gefunden daß einmaliges Filtriren durch die Beutel ausreicht, wenn eine
                              größere Menge von essigsaurer Thonerde angewandt wurde, und man die aus der
                              Auflösungspfanne ablaufende Flüssigkeit durch ein feines Drahtsieb passirt bevor sie
                              in die Beutel gelangt.
                           
                           Das Einkochen in der Vacuumpfanne geschieht auf gewöhnliche Weise, sowie auch alle
                              nachfolgenden Operationen.
                           Der zum Decken der Brode dienende Zuckersyrup muß mit Zusatz von ein wenig
                              essigsaurer Thonerde einige Minuten auf 80° R. erhitzt, dann mit einer zum
                              Fällen der letzten Spuren von Thonerde hinreichenden Menge Gerbestofflösung
                              versetzt, hierauf mittelst Kreide von aller Säure befreit und zuletzt durch Beutel
                              filtrirt worden seyn.
                           Den Runkelrübensaft kann man mit essigsaurer Thonerde und
                              Gerbestofflösung läutern, entweder vor dem Neutralisiren
                              mit Kalk und dem Abdampfen, oder nachher wenn der Saft auf 20 bis 28°
                              Baumé concentrirt worden ist.
                           
                        
                           Bereitung der essigsauren Thonerde und
                                 der Gerbestoff-Auflösung.
                           Um die essigsaure Thonerde zu bereiten, lösen wir
                              schwefelsaure Thonerde in Wasser auf und versetzen sie mit einer Auflösung von
                              calcinirter Soda bis die Mischung alkalisch reagirt. Die klare Flüssigkeit wird von
                              dem Niederschlag abgegossen, letzterer gut ausgewaschen und dann nach und nach mit
                              Essigsäure versetzt, bis er fast gänzlich aufgelöst ist. Man muß soviel als möglich
                              einen Ueberschuß von Essigsäure vermeiden; die essigsaure Thonerde eignet sich zu
                              unserem Zweck am besten in frisch bereitetem Zustande. Die zum Klären eines
                              Rohzuckers erforderliche Menge essigsaurer Thonerde muß natürlich durch eine
                              vorläufige Probe ermittelt werden; 4 Pfd. Thonerde, in Essigsäure aufgelöst, reichen
                              z.B. für 20 Centner schönen Jamaica-Rohzucker hin.
                           Um Gerbestoff-Auflösung zu erhalten, digeriren wir
                              1 Pfd. gepulverte Ackerdoppen (valoniae) in 20 Pfd.
                              heißem Wasser und benutzen die klare Flüssigkeit.