| Titel: | Verbesserungen im Raffiniren des Rohzuckers, welche sich die Chemiker Rees Reece und Astley Price am 24. Mai 1849 für England patentiren ließen. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. LXXIX., S. 384 | 
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                        LXXIX.
                        Verbesserungen im Raffiniren des Rohzuckers,
                           welche sich die Chemiker Rees
                              Reece und Astley
                              Price am 24. Mai 1849 für
                           England patentiren ließen.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              1850, S. 38.
                        Price's Verbesserungen im Raffiniren des Rohzuckers.
                        
                     
                        
                           Anwendung des unterschwefligsauren Kalks
                                 mit schwefelsaurer etc. Thonerde zum Läutern des Rohzuckers.
                           Um den unterschwefligsauren Kalk zu bereiten, kochen wir einen Ueberschuß von
                              gelöschtem Kalk und Schwefel mit Wasser, bis die Flüssigkeit eine dunkelrothe Farbe
                              angenommen hat; wir lassen dann das Ganze einige Minuten stehen, ziehen die klare
                              Flüssigkeit ab und leiten durch dieselbe schwefligsaures Gas, bis die rothe Farbe
                              verschwunden ist und ein Ueberschuß von schwefligsaurem Gas in der Kälte keinen
                              Schwefel mehr niederschlägt.
                           Die Flüssigkeit wird nun filtrirt, um den Schwefel abzusondern und bildet die
                              Normalauflösung, welche zum Gebrauch mit Wasser in verschiedenem Verhältniß verdünnt
                              wird.
                           Um z.B. geringen Rohzucker zu läutern, lösen wir ihn in
                              der (mit Dampfgehäuse versehenen) Pfanne in einer Flüssigkeit auf, welche aus 1
                              Theil obiger Normalauflösung von unterschwefligsaurem Kalk mit 8 Theilen Wasser
                              besteht; von dieser Flüssigkeit setzen wir dem Rohzucker soviel zu, daß seine
                              Auflösung 28° an Baumé's Saccharometer zeigt. Wir fahren fort zu
                              erhitzen und setzen dann eine Auflösung von saurer schwefelsaurer oder von
                              essigsaurer Thonerde in solchem Verhältniß zu, daß eine Portion filtrirter
                              Flüssigkeit beim Kochen mit überschüssigem Thonerdesalz nur einen schwachen
                              Niederschlag von Schwefel gibt. Die Flüssigkeit wird nun gut umgerührt und das
                              Erhitzen einige Minuten fortgesetzt; dann setzen wir Kreide in Ueberschuß zu, um
                              alle freie Saure zu neutralisiren und filtriren hierauf; die filtrirten
                              Flüssigkeiten werden auf Knochenkohle gebracht und auf gewöhnliche Weise
                              verkocht.
                           
                        
                           Anwendung der direct bereiteten
                                 unterschwefligsauren Thonerde als Läuterungsmittel.
                           Um die unterschwefligsaure Thonerde zu bereiten, versetzen wir eine Auflösung von
                              unterschwefligsaurem Kalk so lange mit einer Auflösung von saurer schwefelsaurer
                              Thonerde, bis kein Niederschlag von Gyps mehr entsteht.
                           Wir lösen den Zucker in Wasser mit Zusatz von Kreide in der (mit Dampfgehäuse
                              versehenen) Pfanne auf, wobei wir soviel Wasser anwenden, daß die Flüssigkeit
                              32° an Baumé's Saccharometer zeigt. Dann setzen wir von der (auf
                              angegebene Weise bereiteten) Auflösung von unterschwefligsaurer Thonerde 1 Theil auf
                              je 8 Theile des zum Auflösen des Zuckers angewandten Wassers zu. Wir fahren fort
                              einige Minuten unter gutem Umrühren zu erhitzen, setzen dann Kreide zu, erhitzen
                              unter Umrühren noch einige Minuten und filtriren. Die filtrirten Flüssigkeiten
                              bringen wir auf Knochenkohle und verkochen sie auf gewöhnliche Art.
                           
                        
                           Weitere Behandlung des mit
                                 unterschwefligsaurer Thonerde geläuterten Rohzuckersyrups (Klären mit basisch
                                 essigsaurem Blei).
                           Nachdem der Zucker auf die beschriebene Weise behandelt (oder auch bloß mit Zusatz
                              von Kreide in Wasser aufgelöst worden) ist, versetzen wir die Flüssigkeit –
                              wenn ihre Temperatur nicht über 66° Reaumur beträgt und sie 28° an
                              Baumé's Saccharometer zeigt – mit einer Auflösung von basisch
                              essigsaurem Blei, bis eine Portion abfiltrirter Flüssigkeit mit diesem Reagens
                              keinen beträchtlichen Niederschlag mehr gibt; wir setzen Kreide zu, um einen Theil
                              des Bleioxyds aus dem in der Auflösung zurückbleibenden neutralen essigsauren Salz
                              niederzuschlagen. Die Flüssigkeit wird gut umgerührt und das Erhitzen einige Minuten
                              fortgesetzt. Hierauf wird die Flüssigkeit filtrirt und dann mit einer Auflösung von
                              Zweifach-Hydrothion-Bittererde in solcher Menge versetzt, daß eine
                              Probe der filtrirten Flüssigkeit weder mit dem Fällungsmittel noch mit
                              Schwefelwasserstoff mehr einen Niederschlag gibt. Die Flüssigkeiten werden nun
                              erhitzt, gut umgerührt und filtrirt, dann entweder mit Essigsäure oder saurer
                              schwefelsaurer Thonerde oder essigsaurer Thonerde versetzt, bis die Flüssigkeit
                              schwach sauer reagirt, so daß jeder Ueberschuß des angewandten Fällungsmittels
                              zersetzt seyn muß. Die Flüssigkeit wird gut umgerührt und erhitzt, mit Kreide in
                              Ueberschuß versetzt um alle Säure zu neutralisiren, dann noch einige Minuten erhitzt
                              und umgerührt, hierauf filtrirt.
                           Um die Flüssigkeit von allem Schwefelwasserstoff (oder unzersetztem Sulfurid) zu
                              befreien, welcher in derselben zurückgeblieben seyn kann, verkochen wir sie wie gewöhnlich im
                              Vacuum-Apparat.Die Zweifach-Hydrothion-Bittererde verliert beim Kochen alles
                                    Hydrothion und läßt Bittererdehydrat fallen.
                              
                           Die concentrirten Syrupe werden nun in soviel Wasser aufgelöst, daß die Flüssigkeit
                              30° Baumé zeigt; dieselbe wird filtrirt, auf Knochenkohle gebracht und
                              auf gewöhnliche Art verkocht.
                           Um den vom krystallisirten Zucker abgelaufenen Syrup von einem allenfallsigen
                              Bleigehalt zu befreien, behandeln wir ihn mit
                              Zweifach-Hydrothion-Bittererde und verkochen ihn dann im Vacuum
                              Apparat, um ihn von zurückgebliebenem Schwefelwasserstoff zu befreien.
                           Um die Zweifach-Hydrothion-Bittererde zu erhalten, deren Basis gar
                              keine nachtheilige Wirkung auf den Zucker ausübt, vermischen wir eine Auflösung von
                              Zweifach-Hydrothion-Kalk mit einer Auflösung von Bittersalz, bis durch
                              dieselbe kein Niederschlag mehr hervorgebracht wird. Um
                              Zweifach-Hydrothion-Kalk zu gewinnen, kocht man Schwefelcalcium (durch
                              Glühen eines Gemenges von Gyps mit 1/4 Kohle bereitet) mit Wasser aus und
                              filtrirt.
                           
                        
                           Läutern des Rohzuckers mit
                                 zweifach-schwefligsaurem Kalk.
                           Um sauren schwefligsauren Kalk zu bereiten, leiten wir schwefligsaures Gas in Wasser
                              worin Kreide oder gebrannter Kalk suspendirt ist, bis sich von dem niedergefallenen
                              neutralen schwefligsauren Kalk nichts mehr auflöst. Beim Raffiniren von geringem
                              Rohzucker verdünnen wir 1 Theil dieser Auflösung mit 8 Theilen Wasser, für besseren
                              Rohzucker aber mit 12 Theilen Wasser.
                           In der so verdünnten Auflösung des Kalksalzes lösen wir Rohzucker in der (mit
                              Dampfgehäuse versehenen) Pfanne auf, bis die Flüssigkeit 28° Baumé
                              zeigt. Nachdem sie einige Minuten unter Umrühren gekocht hat, setzen wir Kreide zu,
                              um jede freie Säure zu neutralisiren und filtriren dann; die filtrirte Flüssigkeit
                              wird nun auf Knochenkohle gebracht und auf gewöhnliche Art verkocht.