| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 115, Jahrgang 1850, Nr. , S. 74 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wagner's
                              Verbindung der Spritzenschläuche mit den Metallstücken.
                           Hr. J. P. Wagner, Director der Gewerbe-Halle zu
                              Frankfurt a. M., beschreibt in seinem „Bericht über die Pariser
                                 Gewerbe-Ausstellung“ folgende von ihm ausgehende Verbesserung
                              der Verbindung von Spritzenschläuchen mit den Metallstücken, wodurch die ungleiche
                              Bewegung im Schlauch vermieden und die Reibung vermindert wird; zudem gestattet sie
                              die Anwendung engerer Schläuche, welche der Gefahr des Berstens weniger unterworfen
                              sind.
                           Bei den gewöhnlichen Spritzenschläuchen steckt nämlich der eine Theil der messingenen
                              Schraubenverbindung etwa bis zur Hälfte in dem Schlauchende, und dieses ist mittelst
                              Schrauben und Bindfaden darauf befestigt; der Durchgang im Metall ist also viel
                              enger als der Schlauch, weßhalb das Wasser hier eine viel schnellere Bewegung machen
                              muß, was größere Reibung zur Folge hat. Die Verbindung ist aber auf folgende
                              verbesserte Weise herzustellen. Das messingene Verbindungsstück wird im Innern
                              conisch ausgedreht, d.h. nach der Mitte, wo beide Metallstücke zusammengeschraubt
                              werden, um etwa eine Linie weiter als an den Enden. Für diese erweiterte Mündung
                              wird nun ein messingener Ring hergestellt, etwa drei Linien breit, eine starke Linie
                              dick, und so weit, daß er, nachdem er von außen keilförmig abgedreht ist, bis in die
                              Mitte des Messingstücks paßt, aber nicht durchfällt. Hierauf zieht man das
                              Schlauchende von der engen Seite nach der weiten hindurch, erweitert dasselbe etwas
                              durch Hämmern bis der keilförmige Ring hineingeht, und zieht es nun in das
                              Messingstück zurück, in welchem es sich um so fester einkeilt, je stärker man
                              zieht.
                           Einen weitern wesentlichen Vortheil hat diese Verbindungsweise noch, daß beim
                              Aufhangen der Schlauche zum Trocknen alles Wasser ausfließt und dadurch Fäulniß an
                              der Verbindungsstelle verhütet wird.
                           
                        
                           Ueber einen Heber mit ununterbrochenem Ausfluß.
                           Hr. Andraud. welcher sich bekanntlich viel mit der
                              Anwendung comprimirter Luft zur Locomotion auf Eisenbahnen beschäftigt hat, schlägt
                              jetzt eine neue Anwendung dieses Agens vor. Sein Apparat besteht in einem Heber,
                              dessen zwei Schenkel nach oben gerichtet sind und wovon der längere an seinem
                              unteren Theil einen Strahl comprimirter Luft empfangt. Letzterer versetzt das Wasser
                              in schäumenden Zustand, daher es in diesem Schenkel über das Niveau des Reservoirs
                              steigt, an welchem der kurze Schenkel aufhört; nachdem das Wasser durch dieses
                              Mittel gehoben worden ist, kann man es wieder in das Reservoir zurückfallen lassen;
                              auf diese Art entsteht eine Kreisbewegung, welche so lange andauert, als die Luft
                              dem langen Heberschenkel in hinreichender Menge geliefert wird. (Comptes rendus, Novbr. 1849, Nr. 19.)
                           
                        
                           Speisung öffentlicher Badeanstalten mit dem warmen Wasser von
                              Dampfmaschinen.
                           In Städten, wo viele Dampfmaschinen in Gang sind, wird täglich eine Masse warmes
                              Wasser auf die Straße gegossen und geht also unbenutzt verloren. In Rouen wurde daher vom Oberingenieur v.
                              Saint-Leger der Vorschlag gemacht, dieses
                              Wasser in öffentliche Bäder und Waschanstalten zu leiten, deren sich dann die
                              Arbeiter gegen eine kleine Vergütung und die Armen umsonst bedienen könnten. Eine
                              solche für die Gesundheit dieser Classen so nützliche Anstalt käme nach Hrn. v.
                              St.-Leger's Berechnung in ihrer ersten
                              Errichtung auf nur 1500 Fr. und ihre Unterhaltung jährlich auf 2000 Fr. zu stehen,
                              welch letztere Summe sich aber durch den Ertrag decken würde. Für Paris wurde
                              derselbe Vorschlag schon vor mehr als 10 Jahren von Hrn. Chevallier gemacht. (Journal de Chimie
                                 médicale, Oct. 1849.)
                           
                        
                           Cavé's kupferne Walzen für den Zeugdruck.
                           Der berühmte Maschinenfabrikant Cavé in Paris
                              verfertigt jetzt Walzen aus Rothkupfer nach einem neuen Verfahren, welche im
                              Vergleich mit den bisherigen mehrere Vorzüge besitzen.
                           Bekanntlich werden gegenwärtig die kupfernen Walzen zuerst geschmolzen und dann
                              ausgebohrt. Einige Fabrikanten gießen sie auch als kurze Stücke und ziehen sie dann
                              wie Draht aus.
                           Hr. Cavé schlug einen anderen Weg ein; es gelang
                              ihm das Rothkupfer gerade so zu schmieden, wie man jetzt das Eisen schmiedet.
                              Anfangs glaubte er auf diese Weise nur volle Walzen erzielen zu können; gegenwärtig
                              verfertigt er aber auch hohle Walzen mit der größten Leichtigkeit. Dieses Verfahren
                              gewährt mehrere Vortheile. Das Kupfer wird dabei gleichartiger gemacht, die Walzen
                              sind besser, kommen wohlfeiler zu stehen und man hat weniger Abgang. Hr. Cavé ist mit Recht der Ansicht, daß es für die
                              Zeugdruckereien am zweckmäßigsten wäre, jede kupferne Walze mit einer besonderen
                              eisernen Achse zu versehen. (Moniteur industriel, 1849
                              Nr. 1400.)
                           
                        
                           Ueber die Natur der Titanwürfel in den Hohofenschlacken; von
                              Prof. Wöhler.
                           Bisher glaubte man, daß die kupferfarbenen Würfel von Titan, welche man häufig in den
                              Hohofenschlacken beobachtet, metallisches Titan seyen; ich habe aber gefunden daß
                              sie eine Verbindung von Cyantitan mit Stickstofftitan sind; sie enthalten 18 Proc.
                              Stickstoff und 4 Proc. Kohlenstoff.
                           Schmilzt man diese Krystalle mit Kalihydrat, so erhält man Ammoniakgas. Erhitzt man
                              die Würfel in trockenem Chlorgas, so erhält man flüssiges Titanchlorid und einen
                              sehr flüchtigen Körper in schwefelgelben Krystallen, welcher eine Verbindung von
                              Titanchlorid mit Cyanchlorid ist.
                           Glüht man die Würfel in einem Strom von Wasserdampf, so zersetzen sie denselben unter
                              Entwickelung von Wasserstoffgas und Bildung von Ammoniak und von Blausäure. Die
                              zurückbleibende Titansäure hat die Krystallform des Anatas; sie ist künstlicher Anatas.
                           Es gelang mir auch die würfelförmigen Krystalle der Hohofenschlacken direct
                              darzustellen, indem ich ein Gemenge von Titansäure und Blutlaugensalz der
                              Nickelschmelzhitze aussetzte. (Comptes rendus, Novbr.
                              1849, Nr. 19.)
                           
                        
                           Ueber Zinkgelb und Zinkgrün; von Dr. Elsner.
                           Meine über Zinkgelb und Zinkgrün angestellten Versuche haben nachstehende Resultate
                              ergeben, die in technisch-chemischer Hinficht nicht ganz ohne Interesse seyn
                              möchten.
                           
                           Ein recht schönes Zinkgelb wurde erhalten, indem zu einer kochend heißen Lösung von
                              chemisch reinem Zinkvitriol neutrales chromsaures Kali hinzugesetzt wurde
                              (doppelt-chromsaures Kali erzeugt bekanntlich keinen Niederschlag in einer
                              Lösung von Zinkvitriol). Der schöne gelbe Niederschlag wurde mit kaltem destillirtem
                              Wasser ausgesüßt, wobei jedoch durch anhaltendes Auswaschen fortdauernd das
                              Waschwasser sich gefärbt zeigte und die schöne gelbe Farbe des chromsauren
                              Zinkoxydes immer heller und heller wurde, ein Umstand, welcher der allgemeinen
                              Anwendung dieses sonst sehr schönen Farbe-Materials nicht günstig seyn
                              dürfte. Durch Vermischung von frischgefälltem Berlinerblau lassen sich zwar
                              verschiedene Nuancen von Grün hervorbringen, allein sie sind meistens stumpf und die
                              Farbentöne leicht durch Aussüßen veränderlich, was seinen Grund in der
                              Veränderlichkeit des chromsauren Zinkoxyds beim Ansüßen hat, eben so veränderlich
                              war die grüne Farbe, als gleichzeitig zu einer Lösung von gelbem blausauren und
                              neutralem chromsaurem Kali eine Zinkvitriol- und Eisenoxydlösung hinzugesetzt
                              wurde; hiebei tritt bisweilen der Fall ein, daß der grüne Niederschlag noch in der
                              Flüssigkeit eine ganz rostgelbe Farbe annahm, welche Erscheinung sehr wahrscheinlich
                              ihren Grund in der Bildung von chromsaurem Eisenoxyd hat, da bekanntlich
                              Eisenoxydlösungen durch neutrales chromsaures Kali mit rostgelber Farbe
                              niedergeschlagen werden.
                           Ein sehr schöner grüner Niederschlag entsteht durch Fällung einer Lösung von
                              neutralem chromsaurem Kali durch Kupfervitriol, allein auch diese schöne Farbe wird
                              schon zersetzt durch bloßes Aussüßen mit kaltem Wasser, welches fortwährend gelb
                              gefärbt abläuft, währenddem sich der Anfangs schön grüne Niederschlag immer mehr und
                              mehr blau färbt. Ein anderes Grün kann auch erhalten werden durch Mischung von
                              frischgefälltem gelbem chromsaurem Zinkoxyd mit Indigo-Carmin (Indigolösung
                              gefällt durch kohlensaures Kali); eine ganz unschädliche grüne Farbe wird
                              bekanntlich erhalten durch eine Mischung von Indigo-Carmin mit einem
                              wässerigen Auszuge von Saffran. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und
                              Handelsbl., 1849 Nr. 18.)
                           
                        
                           Zusammensetzung eines böhmischen Glases.
                           Aus diesem Glase werden die berühmten Verbrennungsröhren zur chemischen
                              Elementaranalyse organischer Stoffe angefertigt. Diese Röhren lassen sich in dem
                              guten Feuer einer Glasbläserlampe ohne gar große Schwierigkeiten ausziehen und
                              schließen; sie verlieren selbst in starkem Kohlenfeuer, bei länger dauernden
                              Verbrennungen, ihre Form nicht, und zeigen sich gegen plötzliche und starke
                              Temperaturwechsel ziemlich unempfindlich.
                           Obschon in neuerer Zeit (vergl. Erdmann's und Marchand's Journal für prakt. Chemie, 1847, Nr. 12) eine
                              Analyse dieses Glases von Rowney bekannt gemacht worden
                              ist, so dürfte es doch für unsere Leser nicht ohne Interesse seyn. wenn wir eine
                              Zusammenstellung der bisher veröffentlichten Analysen dieses Glases geben.
                           Seine Zusammensetzung ist nach;
                           
                              
                                 
                                 Rowney.
                                 Berthier.
                                 Dumas.
                                 Gros.
                                 Péligot.
                                 Otto.
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 73,13
                                 71,70
                                   69,40
                                   71,60
                                   76,0
                                 74,40
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   0,30
                                   0,40
                                     9,60
                                     2,20
                                     1,0
                                   0,10 mit Fe₂O₃
                                 
                              
                                 Kalkerde
                                 10,43
                                 10,30
                                     9,20
                                   10,00
                                     8,0
                                   7,20
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,13
                                   0,30
                                 –
                                     3,90
                                 –
                                   –
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   0,46
                                   0,20
                                 –
                                     0,20
                                 –
                                   –
                                 
                              
                                 Talkerde
                                   0,26
                                 –
                                 –
                                     2,30
                                 –
                                   –
                                 
                              
                                 Natron
                                   3,07
                                   2,50
                                 –
                                 –
                                 –
                                   –
                                 
                              
                                 Kali
                                 11,49
                                 12,70
                                   11,80
                                   11,00
                                   15,0
                                 18,50
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,27
                                 98,10
                                 100,00
                                 101,20
                                 100,0
                                 99,80.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Verbesserung von Runge's Chromtinte.
                           Die von Runge (polytechn. Journal Bd. CIX S. 225) vorgeschlagene Tinte,
                              bestehend aus einer Abkochung von Blauholz, der man, so lange sie noch kochend heiß
                              ist, doppelt-chromsaures Kali zugemischt hat, empfiehlt sich dadurch vor der
                              gewöhnlichen Eisentinte, daß sie weder Gummi enthält, noch den Farbstoff in so
                              großer Menge wie diese abscheidet. Sie ist indessen mit einem großen Uebelstande
                              behaftet, der ihrer ausgebreiteten Anwendung im Wege steht, mit demjenigen nämlich,
                              meistens einige Zeit nach ihrer Darstellung dick zu
                                 werden, nach Art der Sauermilch. Um diesen Uebelstand zu beseitigen, dessen
                              wahrer Grund noch unbekannt ist, stellte Hr. W. Stein in
                              Dresden verschiedene Versuche ohne Erfolg an, bis er endlich aus den Gedanken kam,
                              der dick gewordenen Tinte einige Tropfen Sublimatlösung zuzusetzen (4 Gran
                              Quecksilberchlorid in Wasser gelöst aus 1 Flasche Tinte). Dadurch wurde dieselbe
                              nicht nur vollkommen flüssig (und blieb es seit einem halben Jahre) sondern ihre
                              Farbe auch rein schwarz, während sie früher nur tief indigblau war. (Polytechn.
                              Centralblatt, 1849 Liefer. 23.)
                           
                        
                           Aecht Schwarz auf Baumwolle mit Blauholzextract,
                              Knoppernextract und chromsaurem Kali.
                           Auf 10 Paar oder 20 Pfd. Baumwolle nimmt man 2 Pfd. Blauholzextract und 12 Pfd.
                              Knoppernextract, läßt diese im Kessel vermittelst Kochen auflösen und macht die
                              Lösung so kurz, daß man das Garn über die Hand durchnehmen kann, d.h. man macht von
                              der ganzen Lösung 7 Maaß Flüssigkeit, nimmt auf das erste Paar oder 2 Pfd. 2 Maaß
                              und dann auf jede folgende 2 Pfd. Baumwolle 1/2 Maaß nach. Man ringt das Garn bei
                              dieser Arbeit nicht zu hart aus, damit der Blauholz- und Knoppernextract
                              ziemlich aller darin bleibt.
                           Ist dieses geschehen, so löst man 1 1/2 Pfd. chromsaures Kali in Wasser, macht davon
                              14 Maaß Flüssigkeit und zieht das Garn, wie oben angegeben, über die Hand durch. Ist
                              es hier nun durchgenommen, so füllt man einen Kübel mit kaltem Wasser, setzt diesem
                              1 Pfd. salzsaures Eisen zu und bringt die obigen 20 Pfd. darauf, arbeitet einigemal
                              herum, nimmt sie heraus, zieht sie durch Wasser, ringt und färbt mit 1 Pfd. Blauholz
                              aus. (Bayer. Gewerbefr. Nr. 49.)
                           
                        
                           Gannal's
                              Verfahren die Gemüse behufs des Conservirens auszutrocknen.
                           Hr. Gannal übergab der französischen Akademie der
                              Wissenschaften Proben von Kohl, den er mittelst des Apparats ausgetrocknet hatte,
                              welchen er für die Zubereitung der in einem Herbarium aufzubewahrenden Pflanzen
                              anwendet (polytechn. Journal Bd. CXIV S.
                                 307). Dieser Versuch, welcher auf Veranlassung eines Mitgliedes der Akademie
                              angestellt worden war, gelang vollkommen.
                           Hr. Gannal bemerkte, daß durch solche Gemüse, welche beim
                              Eintauchen in Wasser fast ganz die Consistenz wieder annehmen die sie in frischem
                              Zustande hatten und ihren Geschmack unverändert beibehalten, die Kost der Seeleute
                              bedeutend verbessert werden kann. (Comptes rendus,
                              Decbr. 1849, Nr. 23.)
                           
                        
                           
                           August Hamilton's Branntweinbrennerei-Erfahrungen.
                           Die Erfahrung, daß der Erfolg ein ausgezeichneter ist, wenn sich Talent und
                              Kenntnisse eines Mannes auf einen einzigen Gegenstand concentriren, wird durch Hrn.
                              Hamilton aus Königsberg in vollem Maaße bestätigt.
                              Hr. Hamilton hat sich zum Gegenstande seines Studiums und
                              seiner Wirksamkeit ausschließlich die Branntweinbrennerei und die
                              Spiritusfabrication gewählt und in diesen Zweigen der landwirthschaftlichen Gewerbe
                              die Meisterschaft erlangt. Sein Studium der Brennerei ist ein vorzugsweise
                              praktisches gewesen, er hat die meisten Brennereien Deutschlands besucht, sich in
                              den Brennereien Belgiens, Frankreichs, Englands und Rußlands umgesehen, und man kann
                              sagen, er bringt noch jetzt, von Brennerei zu Brennerei reisend, den größten Theil
                              feines Lebens in Brennereien zu. Erklärlich ist es daher, daß Hr. Hamilton Alles, was in der Brennerei in neuerer Zeit in
                              Anwendung gekommen ist, auf das genaueste kennt; ihm ist kein Maischverfahren, kein
                              Gährungsmittel, keine Gährungserscheinung, kein Apparat fremd, er ist, mit Einem
                              Worte, ein Universallexison der Brennerei. Begabt mit klarem Verstande, hat sich Hr.
                              Hamilton einen außerordentlich richtigen praktischen
                              Blick erworben; er unterscheidet sogleich das Wesentliche von dem Unwesentlichen,
                              erkennt sogleich, was für den Erfolg von Wichtigkeit ist, was für die Wissenschaft
                              und die Praxis erhalten werden muß, nicht wieder verloren gehen darf. Wenn es
                              unbestritten ist, daß der Sachverständige fast in jeder Brennerei etwas lernen kann,
                              so ergibt sich von selbst, daß Hr. Hamilton, der nicht
                              Hunderte, sondern Tausende von Brennereien förmlich studirt hat, voll seyn muß von
                              einer Masse nützlicher Erfahrungen. Ich bin im Stande dieß aus eigener Erfahrung zu
                              versichern. Hr. Hamilton besucht mich gewöhnlich, wenn er
                              sich in hiesiger Gegend aufhält; ich erfahre stets etwas Neues von ihm, habe immer
                              Gelegenheit, mich über sein gesundes Urtheil zu freuen, und ich gestehe gern, daß
                              die Stunden, welche ich in Unterhaltung über Brennerei mit ihm zubringe, äußerst
                              lehrreich für mich sind.
                           Hr. Hamilton verwerthet bekanntlich seine Kenntnisse und
                              seine gesammelten Erfahrungen auf die Weise, daß er gegen ein Honorar die
                              Brennereien inspicirt, und die geeigneten Verbesserungen in Anregung bringt. Wenn
                              man berücksichtigt, was ich im Vorstehenden über ihn gesagt habe, so wird man
                              zugeben müssen, daß nach meinem Dafürhalten, Niemand mehr als er befähigt seyn kann,
                              den Zustand einer Brennerei auf die der Zeit entsprechende höchste Stufe der
                              Vollkommenheit zu bringen. Darin besteht aber eben, wie mich Hr. Hamilton mehr als einmal versichert hat, seine
                              vorzüglichste Wirksamkeit, nicht sowohl in der Mittheilung von Geheimmitteln, der
                              Art, wie sie so häufig von umherreisenden Charlatans für schweres Geld den
                              Fabrikanten verkauft werden. Hr. Hamilton erkennt beim
                              Durchwandern der verschiedenen Localitäten der Brennerei und beim Ueberschauen des
                              gesammten Betriebes mit einem sachkundigen Auge sofort, was Noth thut, wo Fehler
                              begangen werden, wo Nutzenschaffendes unterlassen ist. Daß er sich überdem im Besitz
                              einer ganzen Reihe sogenannter Geheimnisse befindet, mag zum Ueberfluß noch
                              hinzugefügt werden. So liegt mir ein Zeugniß des berühmten Koelle von diesem Jahr vor, in welchem derselbe hervorhebt, daß ihm das
                              künstliche Gährungsmittel, welches er, sowie das Verfahren, dasselbe schnell und
                              stets gut und kräftig darzustellen, von Hrn. Hamilton
                              mitgetheilt erhalten habe, noch unbekannt gewesen sey.
                           Hr. Hamilton hat mich ersucht, mein Urtheil über ihn,
                              welches er als ein günstiges kannte, öffentlich auszusprechen, und da er glaubt, daß
                              ihm die Veröffentlichung von Nutzen seyn werde, so hielt ich dafür, daß mir die
                              Verpflichtung obliege, seinen Wünschen nachzukommen. Ich meine, die empfehlenden
                              Zeugnisse von Fabrikanten, welche er vorzulegen vermag, werden ihn bei andern
                              Fabrikanten am besten empfehlen.
                           Schließlich will ich noch bemerken, daß Hamilton einen
                              Theil seiner Erfahrungen in einem Werke niedergelegt hat, welches den Titel führt:
                              August Hamilton's
                              Branntwein-Brennerei-Erfahrungen. Es ist als Manuscript gedruckt und
                              bei Otto Spamer in Leipzig in Commission gegeben. Man
                              braucht nur das Inhalts-Verzeichniß desselben durchzulesen, um zu erkennen,
                              wie viel Nützliches den Brennereibesitzern darin geboten wird.
                           Braunschweig, den 21. Novbr. 1849.
                           Dr. Otto,
                              Professor.
                           
                        
                           
                           Ueber das Schmelzen von Stearin aus Hammeltalg.
                           Hr. H. Rose hat der Akademie einige Beobachtungen
                              mitgetheilt, welche Hr. W. Heintz beim Schmelzen von Stearin
                                 aus Hammeltalg gemacht hat.
                           Wenn man aus Hammeltalg dargestelltes und durch sechs- bis achtmalige
                              Krystallisation aus der ätherischen Lösung gereinigtes Stearin in ein
                              Capillarröhrchen einschließt und in einem Wasserbade erhitzt, so schmilzt es
                              scheinbar bei 51–52° C., indem es vollständig durchsichtig wird.
                              Sobald die Temperatur höher steigt, wird es opalisirend und erreicht bei etwa
                              58° C. seine frühere Undurchsichtigkeit fast vollkommen wieder. Endlich, wenn
                              die Temperatur auf 62–62 1/4° C. gestiegen ist, schmilzt das Stearin
                              vollkommen. Taucht man dagegen ein dünnes Blattchen nach dem Schmelzen wieder
                              erstarrten Stearins in Wasser von 52° C. Temperatur, so behält es, ungeachtet
                              es gänzlich durchsichtig wird, dennoch seine Form vollständig bei. Hieraus folgt,
                              daß das Stearin aus Hammeltalg bei 51–52° C. zwar durchsichtig, aber
                              dennoch durchaus nicht flüssig wird. Die Erklärung dieser sonderbaren Erscheinung
                              behält sich Hr. Heintz für eine spätere Mittheilung vor.
                              (Ber. der Berliner Akademie.)
                           
                        
                           Chinesisches Verfahren den Thee grün zu färben.
                           Von den Chinesen ist über ihre Industrie die Wahrheit schwer zu erfahren. Folgendes
                              Verfahren den Thee zu färben, wird jedoch von einem Zeugen mitgetheilt, welcher in
                              Wheychou, dem berühmten District für grünen Thee, es mit anzusehen Gelegenheit
                              hatte. – Der Oberaufseher der Theeverfertiger besorgte das Färben persönlich.
                              Er brachte zuerst eine Portion Indigo in eine Art Mörser und zerrieb ihn zu einem
                              feinen Pulver. Hierauf brannte er eine Quantität Gyps in den Kohlenfeuern, welche
                              zum Rösten des Thees dienten. Vom Feuer genommen, fiel der Gyps sogleich zusammen
                              und wurde dann in einem Mörser zu Pulver gestoßen. Nun wurden 3 Thle. Indigo und 1
                              Thl. Gyps mit einander zu einem hellblauen Pulver vermengt, welches als Färbemittel
                              während der letzten Röstung auf den Thee aufgetragen wird. Der Chinese bedient sich,
                              da er keine Uhr hat, um sich mit seiner Arbeit nach der Zeit zu richten, einer
                              Weihrauchstange, von welcher er genau weiß, wie lange sie brennt. Etwa fünf Minuten,
                              ehe der Thee aus der Pfanne kam, streute der Oberaufseher mit einer kleinen
                              Porzellanspatel eine Portion der färbenden Substanz über den Thee in der ersten
                              Pfanne; so verfuhr er auch mit den übrigen und die Arbeiter rührten den Thee mit den
                              Händen rasch um, um die Farbe recht zu verbreiten.
                           Von der Farbesubstanz kommen auf 14 1/2 Pfd. Thee mehr als 1 Unze. Es ist kaum zu
                              zweifeln, daß auch oft Berlinerblau statt Indigo angewandt wird. Fünf Minuten,
                              nachdem die Farbsubstanz in die Pfanne gebracht wurde, ist der Zweck schon erreicht.
                              Vor dem Herausnehmen des Thees legte der Oberaufseher eine Handvoll desselben aus
                              jeder Pfanne auf eine Platte und untersuchte am Fenster, ob die Farbe eine
                              gleichmäßige sey; bisweilen weichen die Proben etwas von einander ab, wo dann noch
                              etwas Farbe zugesetzt und der Thee etwas länger in der Pfanne gehalten werden
                              muß.
                           Ich konnte mich, sagt der Berichterstatter, des Gedankens nicht entschlagen, daß der
                              Geschmack derjenigen, welche diese gefärbten Theesorten den natürlich grünen
                              vorziehen, wenn sie dieser Operation, von welcher die Hände der Arbeiter ganz blau
                              gefärbt wurden, zugesehen hätten, ein besserer geworden wäre. Die Chinesen haben
                              keinen andern Grund den Thee zu färben, als daß das Vorurtheil der westlichen Völker
                              ihn so will. (Edinburgh new philosophical Journal,
                              Juli–October 1849.)
                           
                        
                           
                           Zweckmäßige Vorrichtung zum Befestigen der Binden um den
                              Hals.
                           Es handelt sich um die Binden oder Schlipse für Männer, welche entweder an den Hemden
                              oder Shawls hinten seither geschnallt, gebunden oder geknüpft wurden. Die neue Art
                              ist eigentlich ein Knöpfen, aber in sinnreicher Anordnung. An die Binde ist nämlich
                              ein schmaler Streif Band von irgend einem Stoffe aus Ende befestigt, aus welchem
                              sich in einer Reihe eine Anzahl halbmondförmiger Knöpfchen aufgenäht befinden. Man
                              hat nun nichts weiter zu thun als diese mit Knöpfchen besetzte Binde durch das
                              Knopfloch oder durch eine Schlinge am andern Ende der Binde hindurchzuziehen, wo
                              sich dann irgend ein Knöpfchen mit seiner halbrunden Seite in das Loch einhängt und
                              die Binde festhält. Es begreift sich, daß man die Binde mit einem Zuge fester und
                              lockerer machen kann wie man will. (Deutsche Gewerbezeitung, 1849 Nr. 91.)
                           
                        
                           Ueber das Schneiden der Kühe.
                           In Amerika hat man zuerst versucht die Kühe zu schneiden, und zwar mit gutem Erfolg;
                              das Verfahren verbreitete sich daselbst vom J. 1832 an. In England, Deutschland und
                              der Schweiz fand es bald Nachahmung; in Frankreich machte der Veterinärarzt Charlier von Reims den Versuch damit an zwei Kühen zu
                              Brognon, und gewann nach vielen Aufopferungen endlich die Anerkennung der
                              Sachverständigen. Diese Operation sagt Hr. Leuschenring
                              in einem Berichte darüber, ist nicht so gefährlich wie viele andere, eben so gewagte
                              (z.B. das Anstechen der Pansen), die von Leuten vorgenommen werden, welche von der
                              Thierarzneikunde gar nichts verstehen; fünf Minuten genügen zum Ausnehmen der
                              Eierstöcke und eben so viele zum Zunähen. Zu häufig darf die Operation natürlich
                              nicht vorgenommen werden; vorzüglich eignet sie sich für die Nähe großer Städte, wo
                              die Milch eines der wichtigsten Nahrungsmittel ist, wo es nicht viel Weideplätze
                              gibt, das Futter also zu theuer ist, um viel Vieh ziehen zu können. Das Fettwerden
                              der Kühe nach dem Schneiden ist erwiesen; sie geben dann mehr und besseres Fleisch.
                              Die geschnittene Kuh gibt 1 1/2 Jahre lang so viel Milch als zur Zeit des
                              Schneidens; der Unterschied beträgt jährlich 880 Liter. und die Milch enthält über
                              1/3 mehr Käse und Butter. Lalouette. (Moniteur industriel, 1849 Nr. 1392.)