| Titel: | Zu „Dr. Ernst Alban's Mittheilungen aus seinem Leben und Wirken als Maschinenbauer.“ | 
| Autor: | W. K. | 
| Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. XXX., S. 156 | 
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                        XXX.
                        Zu „Dr. Ernst Alban's Mittheilungen aus seinem
                              Leben und Wirken als Maschinenbauer.“
                           
                        Zu Alban's Mittheilungen aus seinem Leben und Wirken als
                           Maschinenbauer.
                        
                     
                        
                           Der Umstand, daß demnächst 25 Jahre seit dem Zeitpunkt verflossen sind, wo Dr. Ernst Alban seine
                              medicinische Praxis in Rostock aufgab, um sich ganz dem Berufe eines Maschinenbauers
                              zu widmen, veranlaßt einen seiner Freunde den Lesern des polytechnischen Journals
                              eine Lebensskizze desselben mitzutheilen, welche als ergänzende Einleitung der seine
                              neueren Erfindungen besprechenden „Mittheilungen“ in dieser
                              Zeitschrift betrachtet werden mag.
                           Dr. Ernst Alban wurde den 7.
                              Februar 1791 in Neubrandenburg, einer Stadt im Großherzogthum Strelitz, geboren;
                              sein Vater war dort Prediger, ein Mann von seltenen Gaben für seinen Beruf, daher
                              ihm auch seine Gemeinde mit großer Liebe und Vertrauen anhing. Schon als Knabe soll
                              er Talent und Neigung für Mechanik gezeigt, namentlich den Tisch mit Windmühlen und
                              Wasserrädern vermittelst Kreide bemalt haben, und als Jüngling füllte er alle seine
                              müßigen Stunden mit diesem Fach aus.
                           Da sein Vater ihn zum Theologen auszubilden wünschte und dabei nach dem Grundsatz
                              verfuhr: naturam expellere furca, so wurde bei seinem
                              Studienplane allein hierauf Rücksicht genommen, und er erhielt gar keinen Unterricht
                              in den Fächern, die seine technische Laufbahn hätten vorbereiten können. Die
                              Theologie, deren Studium er auf der Universität Rostock zu Ostern des Jahres 1810
                              begann, entsprach aber in keiner Weise seiner Neigung, und er streifte sie nach 1
                              1/2jährigem Ausharren dabei ab, und ergriff, da sein Vater auch damals nichts vom
                              technischen Fache hören wollte, das Studium der Medicin, wobei sein Vater ihm kein
                              Hinderniß in den Weg legte.
                           Er begann das Studium der Medicin um Michaelis 1811 in Rostock, und setzte es dann
                              von Ostern 1812 an in Berlin fort. Da ihn die damaligen Kriegsunruhen von Berlin um
                              Ostern 1813 vertrieben, und sein Vater es nicht über sich gewinnen konnte seinem
                              Wunsche, auch als Freiwilliger in die Reihen der Kämpfer gegen die Franzosen zu
                              treten, zu willfahren, zumal sein jüngerer Bruder (jetzt Prediger in Breesen bei
                              Neu-Brandenburg, Ritter des eisernen Kreuzes) schon in die Reihen der
                              Freiwilligen eingetreten war, ging er um Johannis 1813 nach Greifswald, welche
                              Universität damals nicht, wie so manche andere, aufgehoben war. Obgleich die Medicin
                              ihn weit mehr als die Theologie befriedigte, so setzte er doch nebenbei fleißig
                              seine Studien der Physik und Mechanik fort, und stellte hie und da Versuche auf
                              diesem Felde an. Nach 3/4jährigem Studium in Greifswald, wobei er die mangelnden
                              medicinischen Collegien durch häuslichen Fleiß ersetzen mußte, ging er, nachdem er
                              vorher noch seine Dissertation (de icteri ortu, quatenus ab
                                 hepatitide differt) geschrieben hatte, nach Rostock, um dort zu promoviren.
                              Als Doctor der Medicin begab er sich dann noch auf ein Jahr nach Göttingen, um dort
                              unter Langenbeck und Himly
                              vorzugsweise Chirurgie und Augenheilkunde zu studiren; erstere interessirte ihn
                              besonders wegen ihres mechanischen Theils und führte ihn auch bald wieder zu seinen
                              mechanischen Studien zurück. Dieß beweist eine in Prof. Langenbeck's chirurgischen Bibliothek von ihm erschienene Abhandlung
                              „über eine von ihm erfundene sehr einfache Maschine zur Heilung des
                                 Oberschenkelbeinhalsbruches.“ Diese Maschine wurde später mit vielem
                              Erfolg angewandt, und findet sich jetzt noch in allen großen chirurgischen
                              Cabinetten.
                           An Ostern 1815 wurde Alban Arzt in Rostock, bald darauf
                              auch Privatdocent an der dortigen Universität, und las als solcher vorzüglich über
                              Anatomie, Physiologie und Augenheilkunde, wobei er auch das Präpariren am Cadaver
                              leitete. Er schrieb beim Antritt seiner akademischen Laufbahn ein kleines Werk über
                              „Augendiätetik für den Nichtarzt“, welches viel gelesen
                              wurde und manchen Nutzen verbreitete. In den ersten Jahren seiner damaligen Laufbahn
                              zogen bei seinen nebenher fortgesetzten mechanischen Forschungen zuerst die
                              Dampfmaschinen seine Aufmerksamkeit auf sich. Er entwarf einen Plan zum Bau eines
                              Modelles, bei dessen erster Ausführung eine zinnerne Wärmeflasche den Dampfkessel
                              abgab, für welchen zwei Wundspritzen aus seinem Instrumentenschranke zu
                              Dampfcylindern umgestaltet wurden; diese Vorrichtung ging zu seiner großen Freude,
                              und war – eine Hochdruckmaschine; er hatte also bei diesem Versuche das erste
                              halbe Jahrhundert der Dampfmaschinen übersprungen, und fing da an, wo Andere
                              aufgehört hatten.
                           Alban's ärztliche Praxis war eine sehr glückliche; er
                              machte im Verlauf weniger Jahre allein über 70 Staatoperationen mit dem größten
                              Glück. Sein Ruf stieg von Tag zu Tag, und bald wurden seine Geschäfte als Arzt so
                              gro und anstrengend, daß er fast gar keine Zeit für seine technischen Studien mehr
                              erübrigen konnte; dieß und viele Verdrießlichkeiten sowie ein lange dauernder Anfall
                              von Kopfgicht, verleideten ihm nach 10 Jahren die ärztliche Praxis so sehr, daß er
                              beschloß, sie um jeden Preis abzustreifen und sich ganz dem Fache seiner Neigung zu
                              widmen.
                           Er erhielt wegen Erfindung eines neuen Dampfentwickelungsprincips für Dämpfe von sehr
                              hohem Drucke einen Ruf nach England und ging im Junius 1825 dahin, mit großer
                              Begierde diese Gelegenheit ergreifend, seinen jetzt entworfenen Plan zur Ausführung
                              zu bringen. Was und wie er in England während seines zweijährigen Aufenthalts
                              wirkte, und wie er dafür belohnt wurde, ist aus seinen früheren Abhandlungen in
                              Dingler's polytechn. Journal bekannt. Er sah dort manches mit andern Augen an als
                              andere Reisende, was man ihm hie und da zum Vorwurf machte, wogegen ihn aber die
                              Zeit rechtfertigen dürfte. Schon beim Beginn seiner technischen Studien war es ihm
                              klar geworden, daß das größte Verdienst darin liege, „durch die
                                 einfachsten, kunstlosesten und wohlfeilsten Mittel die höchsten Zwecke zu
                                 erreichen“; von diesem gewiß richtigen Grundsatze war er so
                              durchdrungen, daß er ihn nicht nur selbst bei allen seinen Versuchen auf dem Felde
                              der technischen Mechanik stets fest im Auge behielt, und keiner Erfolge sich erfreute, die nicht
                              auf diesen Grundsatz gebaut waren, sondern auch nirgends wahres Verdienst sah, wo er
                              ihn vernachlässigt fand. Aus diesem Grunde machten die kolossalen und großartigen
                              Bauten der Engländer nie den Eindruck auf ihn, wie auf Andere seines Faches, indem
                              er nach reifer Prüfung immer fand, daß man auf viel einfachere Weise zu demselben
                              Ziel hätte gelangen können. In diesem Geiste sind auch seine die Engländer etwas
                              hart richtenden Bemerkungen in seinem bekannten Werke „über
                                 Hochdruckdampfmaschinen“, das ihm einen Namen gemacht hat, und dessen
                              Principien immer mehr Anklang finden, geschrieben. Auf vielfache Weise hat er aber
                              auch durch die That bewiesen, daß die Durchführung jenes Grundsatzes, wenn auch
                              schwierig, doch nicht unmöglich sey; er baute Dampfmaschinen, deren Einfachheit
                              ebenso als ihre Wirkung im Verhältniß zum Brennmaterialverbrauch die
                              Sachverständigen in Staunen setzte, z.B. die in der Plauer Tuchfabrik arbeitende
                              Dampfmaschine von 30 Pferdekräften, welche nur vier Zapfenlager und vier Scharniere
                              hat, und jetzt bloß vier Pfund Steinkohlen auf die Pferdekraft pro Stunde verbraucht, wo die englischen Maschinen oft
                              mit acht und zehn Pfund nicht ausreichen.
                           Von England zurückgekehrt, lag er beinahe noch zwei Jahre lang in ländlicher
                              Zurückgezogenheit in Stubbendorf wohnend, den technischen Studien ob, und schrieb zu
                              dieser Zeit mehrere Abhandlungen für das polytechn. Journal. Auch fing er damals
                              schon an, auf Anregung des verdienstvollen (mecklenburgischen) Domänenraths Pogge zu Roggow, landwirthschaftliche Maschinen, zuerst
                              Kornsiebe zu bauen. Um diesem Geschäfte eine größere
                              Ausdehnung zu geben, kaufte er spater (mit dem Gelde seiner Frau) ein kleines
                              Landgut von 3 Last (mecklenb.) Aussaat, und setzte das begonnene Geschäft in solchem
                              Umfange fort, daß er außer den Kornsieben nun auch Heckerlings-,
                              Dreschmaschinen, Roßwerke etc. zu bauen anfing. Dabei trieb er mit Eifer die
                              Landwirthschaft, um sich in Beurteilung der an landwirthschaftliche Maschinen zu
                              machenden Anforderungen zu befähigen und seine neuen Erfindungen auf diesem Felde
                              praktisch prüfen zu können. Er bekam damals und noch später sehr vortheilhafte
                              Anerbietungen vom Auslande; da er aber auf persönliche Anregung des hochseligen
                              Großherzogs Friedrich Franz und des damaligen Ministers
                              von Plessen den Vorsatz gefaßt hatte, zur Hebung der
                              Industrie seines Vaterlandes die erste Maschinenbauanstalt in Mecklenburg zu
                              gründen, so schlug er sie aus. Seine Wirthschaft war zugleich eine kleine
                              Musterwirtschaft hinsichtlich der Anwendung von Maschinen.
                           Alle Maschinen, die er baute, waren gegen die bisherigen, zweckmäßig vereinfacht. Die
                              Kornsiebe versah er mit Riemenrädern und Riemen,
                              statt der gezahnten Räder, und bewirkte das Schütteln der Siebe auf eine höchst
                              kunstlose Weise. An den Schiebwerken der Heckerlingsmaschinen wurden ebenfalls die gezahnten Räder verworfen und
                              durch Riemengeschirr ersetzt, wodurch er zwei große Vortheile gewann:
                           1) daß er durch Anschaffung von Riemrädern verschiedenen Durchmessers, und Ansetzung
                              derselben an die Trommelwelle der Heckerlingsmaschine in Stand gesetzt wurde,
                              mehrere Sorten Heckerling (der Länge nach) zu schneiden, als die bisherigen
                              Maschinen;
                           
                           2) daß er in dem Falle, daß die Schiebwalzen sich bei schlechtem Einlegen futterten,
                              durch das dann erfolgende Abspringen des Riemens die Zerstörung der Schiebwerke
                              zweckmäßig verhinderte.
                           Um Roßwerke zu gewinnen, die einen sehr geringen Raum
                              einnehmen, machte er einen Versuch mit denen von d'Heureus in Berlin, und von Guilbaut in
                              Nantes. Bei beiden fanden sich aber große Mängel; bei ersteren konnte als
                              Hauptnachtheil gelten, daß die Anbändigung der Pferde darauf sehr schwierig,
                              zeitraubend und für die Thiere gefahrbringend war. Um allen diesen Mängeln
                              vorzubeugen, erfand er Roßwerke mit Laufkette, deren eigenthümlich construirte Kette
                              von kleinen Rädern getragen wurde, auf einer endlosen Eisenbahn von besonderer Form
                              umlief, und mit Bohlen belegt wurde. Die Kette griff in ein Klauenrad, und setzte
                              durch dieses die zu betreibenden Maschinen in Bewegung, welche gleich neben dem
                              Roßwerke standen, so daß bei der Einrichtung für 1 Pferd nur ein Raum von 11 Fuß
                              Länge, 3 1/2 Fuß Breite und 8 Fuß Höhe erforderlich war. Diese für ein und auch zwei
                              Pferde eingerichteten Roßwerke hatten zugleich den Vortheil, daß nach damit
                              angestellten Versuchen der Nutzeffekt der Pferde ungewöhnlich groß war, obgleich die
                              Pferde wenig darauf angestrengt wurden, und viele Jahre sich besser darauf hielten,
                              als vor den gewöhnlichen Göpeln mit Rundgang. Alle Pferde, fast ohne Ausnahme,
                              gingen gleich darauf, und zwei Pferde leisteten darauf soviel, als drei vor
                              Göpeln.
                           Diese Roßwerke fanden vielen Anklang, und er fertigte eine ziemliche Anzahl davon,
                              sie wurden häufig nachgebaut und er lieferte auch einige ins Ausland, namentlich
                              nach Rußland und Dänemerk. Auf einem solchen Roßwerke für 1 Pferd mit
                              Heckerlingsmaschine von seiner Einrichtung, wurden pro
                              Stunde 200 bis 230 Scheffel (mecklenb., die sich zum Berliner wie 5 zu 7 verhalten)
                              Kuhheckerling von 1 Zoll Länge geschnitten; von kürzerem Heckerling natürlich
                              verhältnißmäßig weniger.
                           Er machte verschiedene Versuche mit Dreschmaschinen, die
                              das Stroh, wie man es hier nennt, schier lassen sollten, aber ohne günstigen Erfolg;
                              zuletzt nahm er das Meicle'sche Princip an, verkleinerte
                              aber den Durchmesser der Trommel, und gab dieser eine größere Geschwindigkeit
                              – ein Princip, welches Ransoom jetzt an seinen
                              Maschinen ausbeutet. Auch verbesserte er die Schiebwerke für das Korn daran.
                           Alle diese Maschinen waren größtentheils von Holz construirt, wenigstens ihre
                              Gestelle, weil er noch keine Eisengießerei besaß, auch seine Werkstätte wegen
                              Mangels des nervus rerum gerendarum sehr kümmerlich
                              eingerichtet war; so z.B. hatte er noch lauter hölzerne Drehbänke, ohne Planscheiben
                              und Support, und keinerlei der andern jetzt gebräuchlichen Arbeitsmaschinen.
                              Dessenungeachtet fertigte er auch Dampfmaschinen und viele andere Fabrikmaschinen
                              an, die alle von dem besten Erfolge begleitet waren, indem er durch größere
                              Einfachheit ihrer Construction den Verlust an Zeit in Folge seiner unvollkommenen
                              Werkzeuge zu ersetzen bemüht war.
                           Obgleich er zuerst viel Zulauf hatte, verminderte sich dieser doch immer bald, da man
                              anfing seine einfachen Maschinen im Lande und Auslande nachzubauen, wobei Arbeiter,
                              die ihn verlassen hatten, mit ihm zu concurriren suchten. Der Nachbau im
                              Preußischen wurde vorzüglich durch eine plötzlich sehr geschärfte Zollcontrole gegen
                              seine dort eingehenden Maschinen hervorgerufen und befördert; er verlor in Folge
                              dieser Schärfung den früher bedeutenden Absatz dahin. Durch schlechten Nachbau und
                              nachlässige Behandlung kamen überdieß seine Maschinen oft in unverdienten Mißcredit.
                              Gegen den Nachbau schützten ihn die Gesetze seines Vaterlandes nicht, und seine
                              Bemühungen, ein Patentgesetz zu erwirken, und dadurch sich in längerem Besitz seines
                              geistigen Eigenthums zu erhalten, um alle billigen wohlverdienten Vortheile daraus
                              zu ziehen, blieben fruchtlos. Das Geld, welches er verdiente, wurde größtentheils
                              zur Erweiterung seiner Werkstätte und zu Versuchen verwandt, um wieder neue
                              Erwerbsquellen zu eröffnen, da die alten aus den angegebenen Gründen immer bald
                              wieder versiegten; so baute er in dieser Zeit unter anderm auch Kornsiebe, worin das Korn, bevor es durch den Wind geht,
                              gerieben und gebürstet wurde, und diese Siede zeigten sich außerordentlich nützlich
                              bei Rost und Brand im Weizen, und bei schimmeligem Rapssamen. Ferner baute er eine
                              Dreschmaschine, die das Korn zugleich rein machte, unduud nach seinem Gewicht in verschiedene Säcke brachte.
                           Schon beim Antritt seiner Laufbahn als Maschinenbauer bemühte er sich eine Säemaschine zu erfinden, die breitwürfig arbeiten, und
                              von einem Pferde gezogen werden sollte. Mehrere Landwirthe, die seine Bemühungen
                              sahen, spöttelten über diese Idee in einer solchen Weise, daß er verdrießlich wurde
                              und die Maschine unvollendet wegstellte. Die Anregung zur Anwendung einer solchen
                              Maschine mußte erst vom Auslande kommen; erst nach acht Jahren, als die ersten
                              englischen Bürstenmaschinen eingeführt wurden, ward man aufmerksam auf die Sache,
                              und der patriotische Verein, überzeugt von den Unvollkommenheiten der englischen
                              Maschinen beim Säen von Korn, forderte ihn auf, eine bessere Maschine dieser Art, in
                              einem größeren Maaßstabe ausgeführt, und zugleich für Korn und Sämereien
                              eingerichtet, zu erfinden. Nun holte er seine alte Maschine wieder hervor, und hatte
                              das Glück sie in einigen Wochen nach wenigen Versuchen in einer Weise herzustellen,
                              daß sie allen Anforderungen entsprach. Ihr Preis war anfangs auf 10 Louisd'or
                              festgesetzt später galt sie 12 Louisd'or, jetzt wieder 10. Auf der Ausstellung
                              landwirthschaftlicher Maschinen in Güstrow wurde ihm vom patriotischen Verein dessen
                              goldene Verdienstmedaille einstimmig zuerkannt, wegen der notorischen Vorzüge dieser
                              Maschine vor den anderen mitausgestellten, z.B. der Sibeth'schen. Sie war die erste Erfindung, welche ihm Gewinn brachte, denn
                              er bekam eine Menge Bestellungen darauf, und nicht nur aus Mecklenburg, sondern
                              selbst weiter her. Der Vortheil dieser Säemaschine hat sich als sehr bedeutend
                              herausgestellt. Roggen, von dem man sonst den hiesigen Scheffel auf 60 Quadratruthen
                              säete, brauchte mit dieser Maschine nur auf 80 bis 85 gesäet zu werden, und der
                              Ertrag der Saaten war dennoch ein weit größerer als früher; bei Weizen hat sich fast
                              derselbe Gewinn herausgestellt, obgleich bei andern Korngattungen und feinern
                              Sämereien ein etwas geringerer. Wenn man erwägt, daß er über 1000 dieser Maschinen
                              absetzte, und daß außer seiner Fabrik wohl noch eben so viele verkauft wurden, so
                              ist leicht zu berechnen, daß Mecklenburg allein aus dieser Säemaschine in den zehn
                              Jahren seit ihrer Erfindung durch erspartes Saatkorn jener beiden Getreidearten,
                              unter Voraussetzung geringer Kornpreise, schon einen Gewinn von wenigstens 2 Millionen Thalern
                              zuflossen, abgesehen von dem Vortheil des bessern Standes der Saaten und ihres
                              bessern Ertrages.
                           Durch die Säemaschine schien eine neue Sonne über Alban's
                              Verhältnisse aufzugehen, als er nach den traurigen Erfahrungen der letzten Jahre im
                              Drange der Muthlosigkeit den später bereuten Entschluß faßte, sich an die in Güstrow
                              neu entstandene Maschinenbauanstalt anzuschließen, theils weil er an dieser mit
                              einem ziemlich bedeutenden Capital gegründeten Anstalt eine Nebenbuhlerin zu
                              fürchten hatte, theils weil er durch die dort vorgefundenen Mittel seinen
                              Wirkungskreis zu erweitern und sich eine sorgenfreie Existenz zu gründen hoffen
                              konnte, endlich auch in gerechtem Unwillen über den erfolgten Protest der Städte
                              gegen den Betrieb seines Geschäftes auf dem Lande, welchen sie mit dem
                              Landesvergleich, wonach kein Gutsbesitzer städtische Nahrung betreiben darf, außer
                              Einklang wähnten, indem sie ihn, weil er Handwerker als Arbeiter gebrauchte, in die
                              Kategorie eines gewöhnlichen Handwerkmeisters setzten, und in diesem Wahne zuletzt
                              noch eine Großmuth zu üben meinten, als sie ihm die Fortsetzung seines Geschäfts auf
                              Lebenszeit gestatteten, wodurch sein Etablissement in Wehnendorf nach seinem Tode so
                              gut als entwerthet gewesen wäre. Schon nach zwei Jahren sah sich Alban jedoch in seinem Interesse genöthigt von Güstrow
                              abzugehen, und sich wieder allein zu etabliren.
                           Er hatte durch den Verkauf von Wehnendorf und in Güstrow (vorzüglich durch die
                              Säemaschine) zusammen circa 7000 Rthlr. gewonnen, und
                              mit diesem Gelde gründete er in Plau sein jetziges
                              Fabrikgeschäft, schaffte sich die neuern Fabricationsmaschinen an, baute sich zum
                              Betriebe derselben eine Dampfmaschine, und legte zwei Jahre später auch eine
                              Eisengießerei an. Von nun an beginnt ein neuer Abschnitt in seinem Leben als
                              Maschinenbauer und Erfinder; er mußte nach einem halben Jahrhundert wieder von vorne
                              anfangen, und zwar mit einem geringen Capital. Seine Bitte bei der Regierung, ihn
                              mit 4000 Rthlr. gegen übliche Zinsen bei seinem Unternehmen, vorzüglich zur Anlage
                              einer Eisengießerei, zu unterstützen, das erstemal, daß er von früheren Zusagen
                              Gebrauch machte, wurde ihm abgeschlagen und später von ihm nicht mehr
                              wiederholt.
                           Nun baute er fast alle seine Maschinen von Eisen und konnte, obgleich selbige dadurch
                              sehr an Solidität und an innern Werth gewannen, die Preise bedeutend herabsetzen. Er
                              verbesserte seine Säemaschine und Heckerlingsmaschine, rief ganz neue Göpel mit Umgang ins Leben, die sich durch eine solide
                              und einfache Construction auszeichneten, und wegen gänzlichen Mangels einer
                              stehenden Welle nur einer Befestigung am Boden bedurften, auch im Freien aufgestellt
                              werden konnten, wo sich bei der Einrichtung unserer Landwirthschaftshöfe
                              allenthalben Platz findet. Mit diesen Roßwerken verband er später auch eiserne Schrotmühlen von neuer Construction, die von einem Pferde
                              in Bewegung gesetzt, gegen 6 Berliner Scheffel Korn in der Stunde zu Schrot mahlen,
                              und die er auf Verlangen auch mit höchst einfachen und compendiösen von ihm
                              erfundenen Sichtwerken versieht, um feines Mehl für des Herrn Tisch vom Schrot
                              abzunehmen, erstere zum Preise von 60, letztere zu dem von 90 Rthlr. Cour.; ferner
                              Spritzen für die Spritzwäsche der Schafe, die mit einem
                              horizontal liegenden doppeltwirkenden Cylinder, einem kugelförmigen Windkessel, mit
                              einem sehr bequem angeordneten, leicht aus einander zu schraubenden Ventilkasten, und drei
                              Schläuchen mit Spritzkopf versehen, einen ganz vorzüglichen Erfolg hatten, und mit
                              Roßwerk für drei Pferde vereint nur 350 Rthlr. Cour. kosten. In neuester Zeit hat er
                              diese Spritzen, welche sehr in Ruf kamen, sowie auch seine Feuerspritzen-Construction noch mehr vereinfacht. Cylinder und
                              sämmtliche Ventile sind nun im Windkessel selbst angebracht, der eine cylindrische
                              Form hat, und aus welchem diese Theile leicht zur Untersuchung herausgenommen werden
                              können. Die Dreschmaschinen schrumpften jetzt unter
                              seinen Händen zu einem so kleinen Format zusammen, daß sie kaum die Hälfte des
                              Raumes der früheren Maschinen von gleicher Wirksamkeit einnehmen; ihre Trommel wurde
                              bis auf 2 Fuß Durchmesser heruntergesetzt, und eineiu Schiebwerk für das Korn angeordnet, wodurch dieses näher an die
                              Schlagleisten der Trommel beim Dreschen gerückt, und dadurch viel reiner und mit
                              weniger Kraftaufwand als früher ausgedroschen wird. Zum Heranschieben des Kornes
                              dient eine Walze mit Stiften, die auf dem Tische umläuft, und durch Riemengeschirr
                              in Bewegung gesetzt wird. In den letzten sechs Jahren baute er auch eine Reihe von
                              Dampfmaschinen, worunter eine von 24 Pferdekräften
                              und zwei von 20 Pferdekräften, ferner ein kleines eisernes Dampfschiff von 80 Fuß
                              Kiellänge für die hiesigen großen Seen, mit einer ganz neuen von ihm erfundenen
                              Construction von Schaufelrädern. Diese Räder haben jedes
                              nur zwei und zwar schwingende Schaufeln, welche sehr kraftvolle Treiber sind, und
                              dem Schiffe eine viel sanftere Bewegung als die gewöhnlichen Schaufelräder geben,
                              indem sie mit weniger Brausen durchs Wasser gehen, gar kein Wasser aufwerfen, und
                              deßhalb vorzüglich für Canalschiffe anzuempfehlen sind. Schon in Wehnendorf hatte er
                              eine Reihe Versuche über diese Räder angestellt, und sie mit der Wirkung
                              gewöhnlicher Räder verglichen, wobei sich der Vortheil durchaus auf Seiten dieser
                              neuen Räder zeigte.
                           Von Plau, welche Stadt er 1840 bezog, schreibt sich auch sein Werk „über
                                 Hochdruckdampfmaschinen“ her, das eine so große Anerkennung fand,
                              theils durch die vielen von ihm erfundenen neuen Einrichtungen an diesen Maschinen
                              und ihren Kesseln, theils durch die vollständige Literatur, welche darin angegeben
                              ist. Hr. Director Karmarsch in Hannover kündigte dasselbe
                              im hannoverschen Gewerbeblatte als eines der besten Werke in der neuern Literatur
                              der Dampfmaschinen an, und Hr. Professor Rühlmann
                              ebendaselbst hat eine sehr günstige Recension darüber in demselben Blatte
                              veröffentlicht. In diesem Werke schlägt Alban einen
                              höhern Dampfdruck als den bisher gewöhnlichen vor, und weist die Vortheile desselben
                              in Hinsicht auf größere Einfachheit und Gedrängtheit der Maschine und einen
                              geringern Brennmaterialverbrauch nach, schlägt zu diesen Maschinen Kessel von ganz
                              neuer Construction vor, und beweist durch vielfältige Erfahrung, daß diese Kessel
                              nicht nur durch möglichst vollkommene Absorption der Hitze des Feuers Vorzügliches
                              leisten, sondern sich auch als völlig gefahrlos erweisen. Auf den ersten 100 Seiten
                              des genannten Werkes sind auch die Vortheile der Hochdruckdampfmaschinen vor andern
                              Systemen von Dampfmaschinen wissenschaftlich erläutert. Dieses Werk erschien gerade
                              in einer Zeit, wo die Hochdruckmaschinen für die Eisenbahnen ein immer größeres
                              Gewicht erhielten, und liefert tausend sprechende Beweise von Alban's Fleiß und uneigennützigem Streben der Welt nützlich zu werden.
                              Daher kam es denn auch, daß er nach dem Erscheinen desselben von allen Seiten durch
                              anerkennende Briefe aufgemuntert und erfreut wurde; so übersendete ihm das königl. preußische
                              Finanzministerium das bekannte werthvolle Kupferwerk über Dampfmaschinen als
                              Gegengeschenk für das Exemplar seines Werkes, welches er dem Geheimen
                              Oberfinanzrathe Beuth als Beweis inniger Verehrung
                              eingesandt hatte. Später veröffentlichte er in Dingler's polytechnischem Journal
                              eine Reihe von Abhandlungen, seine jüngsten Erfindungen im Fache der Dampfmaschinen,
                              vorzugsweise ihrer Kessel betreffend, die als Fortsetzung seines Werkes über
                              Hochdruckmaschinen zu betrachten sind.
                           Unter den in Plau von ihm gebauten Dampfmaschinen zeichnen
                              sich zwei durch neuere Einrichtungen besonders aus. Eine davon lieferte er in
                              Verbindung mit einer Sägemühle nach Wismar, eine andere
                              mit einer Mahlmühle von drei Gängen nach Ludwigslust. In
                              der ersten wirkt die Dampfmaschine unmittelbar ohne Zwischengeschirr auf die
                              Sägemühle ein, so daß die Kurbelwelle der Dampfmaschine auf dem andern Ende die
                              Kurbel für das Sägegatter enthält. Die Ludwigsluster Mahlmühle ist in der Art
                              ausgeführt, wie er sie in seinem Werke über Hochdruckmaschinen vorgeschlagen, und
                              später im polytechn. Journal ausführlich beschrieben hat – eine Einrichtung
                              die manche Zweifel über ihre Brauchbarkeit erregt hat, in der Praxis sich aber als
                              vorzüglich bewährt, und auch schon auf dem Harz Nachahmung gefunden hat.
                           In der letzten Zeit verschaffte sich Alban Patente für
                              Preußen, das erste auf eine von ihm erfundene sehr wirksame Walzenwalke, das zweite
                              auf eine Feuerspritze in Form einer Kanone.
                           Wir haben im Vorstehenden nur die Hauptmomente seiner Leistungen im Felde der
                              Mechanik angegeben, denn er hat außerdem noch für verschiedenartige Industriezweige
                              Maschinen und Verfahrungsweisen theils erfunden, theils verbessert. Möge in seinem
                              höheren Alter ein günstigeres Geschick seine Anstrengungen lohnen und ihm die
                              geistige und körperliche Kraft zum Fortwirken noch lange erhalten bleiben!
                           W. K.
                              *****