| Titel: | Bericht des Hrn. Ebelmen über das gegen Oxydation geschützte Eisen des Hrn. Paris zu Bercy. | 
| Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. LXX., S. 361 | 
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                        LXX.
                        Bericht des Hrn. Ebelmen über das gegen Oxydation geschützte Eisen
                           des Hrn. Paris zu
                           Bercy.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Febr. 1850, S. 75.
                        Ebelmen, über das durch Glasiren gegen Oxydation geschützte
                           Eisen.
                        
                     
                        
                           Es wurden schon verschiedene Mittel angewandt, um das Eisen gegen die zerstörende
                              Einwirkung der Luft und des Wassers zu schützen; die bisherigen Schutzmittel
                              bestanden im Auftragen einer dünnen Schicht eines andern Metalls auf die Oberfläche
                              des Eisens; man fabricirte nämlich verzinntes Eisen, verbleites Eisen und in der
                              neueren Zeit auch verzinktes Eisen.
                           Man kann das Eisen aber auch dadurch vor Oxydation schützen, daß man es mit einer auf
                              seiner Oberfläche durch Hitze geschmolzenen Glasschicht überzieht, und nach diesem VerfahrenBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CXIII
                                       S. 391. hat Hr. Paris
                              hauptsächlich verschiedene Hausgeräthe, blecherne Röhren, Schalen für chemische
                              Laboratorien, Bleche mit Rändern zum Dachdecken etc. dargestellt. Wir hatten zu
                              untersuchen, ob das mit Glasfluß überzogene Eisen die ihm zugeschriebene
                              Widerstandskraft und Dauerhaftigkeit besitzt.
                           Der Fluß des Hrn. Paris ist ein
                              durchsichtiges Glas, welches die Farbe des Metalls durchsehen läßt. Die Benennung
                              „emaillirtes Eisen“ paßt daher nicht für dieses Product;
                              der Erfinder nennt es „gegen Oxydation geschütztes
                                    Eisen (fer
                                    contre-oxydé).“ Die Glasur ist regelmäßig darüber
                              ausgebreitet und läßt keinen Punkt des Metalls entblößt, was von großer Wichtigkeit
                              ist, wenn die Oxydation ganz verhindert werden soll; sie widersteht dem Stoße und
                              bekömmt, dem Feuer direct ausgesetzt, weder Risse noch Sprünge. Wir erhitzten den
                              Boden einer solchen glasirten eisernen Schale dreimal zum Rothglühen, so daß die
                              Glasur sich erweichte und tauchten sie dann jedesmal in kaltes Wasser; erst beim
                              dritten Versuch machten sich aber einige Glaspunkte durch Abschuppung vom Metall
                              los.
                           Bei diesem Versuch entstand weder eine Spaltung noch eine Zerklüftung. Wir schreiben
                              dieß hauptsächlich dem Umstand zu, daß die Geräthe auf beiden Seiten mit einer
                              Glasschicht überzogen sind; denn das Nichtemaillirtseyn der entgegengesetzten Seite
                              trug bisher eben so sehr als die Beschaffenheit der Masse selbst, zur leichtern
                              Zerklüftung der verschiedenen Emails bei, womit man die Oberfläche der gußeisernen
                              Geräthe überzog.
                           Selbst concentrirte und erhitzte Säuren greifen das fragliche Eisen kaum merklich an.
                              Anders ist es mit alkalischen Flüssigkeiten; wir ließen etwa zwei Stunden lang eine
                              schwache Kalilösung in einer solchen eisernen Schale kochen, worauf die Flüssigkeit
                              Kieselerde und Borsäure in merklicher Menge enthielt.
                           Aus dem Vorhergehenden ersieht man, daß das Eisen des Hrn. Paris die von ihm angegebenen Eigenschaften des
                              Widerstands und der Unveränderlichkeit besitzt. Dasselbe scheint sonach verschiedene
                              vortheilhafte Anwendungen zuzulassen. In den Haushaltungen kann es zu vielen Zwecken
                              das verzinnte Eisen ersetzen. Die Glasur reißt und springt nicht im Feuer; sie ist
                              sehr leicht zu reinigen und ertheilt den Speisen keinen Metallgeschmack. Mehrere
                              Küchengeräthe, welche nun schon seit mehreren Monaten in täglichem Gebrauch sind, haben ganz vortrefflich
                              ausgehalten.
                           Es wäre zu wünschen, daß Hr. Paris seine Preise bald veröffentlichen könnte; die von ihm
                              angewandte Glasmasse scheint sich übrigens zu billigem Preise darstellen und
                              auftragen zu lassen.
                           Es ist einleuchtend, daß Gefäße, welche mit der Zähigkeit des Eisens die Eigenschaft
                              verbinden, von Säuren nicht angegriffen zu werden, und überdieß einen schnellen
                              Temperaturwechsel aushalten, in der Technik wichtige und mannichfaltige Anwendung
                              gestatten. Die chemischen Fabriken dürften in Zukunft mit großem Vortheil das
                              glasirte Eisengeschirr statt der Gefäße von Glas, Blei, und der so kostspieligen von
                              Platin in allen Fällen benutzen, wo die zu behandelnden Flüssigkeiten ohne
                              Einwirkung auf den Glasfluß sind.
                           Eine der wichtigsten Anwendungen, welche das gegen Oxydation geschützte Eisen
                              erhalten dürfte, ist die Anfertigung von Rauchröhren aus demselben, statt solcher
                              aus gewöhnlichem Schwarzblech, welche an der Luft, besonders in der Atmosphäre der
                              Laboratorien und Fabriken, so leicht verderben.
                           Hr. Paris hatte sogenanntes
                              emaillirtes Eisen schon auf der Industrieausstellung im Jahr 1844; es scheint aber,
                              daß er seitdem diese Erfindung, welche damals wenig Aufsehen erregte, nicht in die
                              Praxis einführte. Hr. Jacquemin zu Morez (Jura) benutzte sie zuerst im Großen zur
                              Anfertigung von Uhren-Zifferblättern, welche früher von emaillirtem Kupfer
                              gemacht wurden. Diese Zifferblätter haben zwei Schichten glasiger Substanz; die
                              erste, das Eisen unmittelbar bedeckende, entspricht dem Glasfluß des Hrn. Paris; die zweite ist ein wirkliches
                              zinnhaltiges Email. Desselben Verfahrens bediente sich Hr. Jacquemin mit Erfolg zur Verfertigung von
                              Tafeln, worauf die Benennungen der Straßen etc. verzeichnet sind, für Scalen zum
                              Anzeigen der Wasserhöhen, und die von ihm zur Industrieausstellung im Jahr 1849
                              eingesandten Muster verdienen hinsichtlich ihrer Größe und schönen Ausführung
                              Beachtung.