| Titel: | Bericht des Hrn. Heinrich Schwartz über eine von den HHrn. Motsch und Perrin in Cernay erfundene Maschine zur Fabrication conischer Papierröhrchen für die Spinnereien. | 
| Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. LXXXIV., S. 423 | 
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                        LXXXIV.
                        Bericht des Hrn. Heinrich Schwartz über eine von den HHrn.
                           Motsch und
                           Perrin in
                           Cernay erfundene Maschine zur Fabrication conischer
                           Papierröhrchen für die Spinnereien.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhouse, Nr. 107.
                        Schwartz, über die von Perrin erfundene Maschine zur Fabrication
                           conischer Papierröhrchen für die Spinnereien.
                        
                     
                        
                           Bisher wandte der größere Theil der Spinnereien cylindrische
                                 Röhrchen an, deren Fabrication einfach und wohlfeil ist, die aber, da sie
                              nicht genau auf die stets conische Spindel passen, den Nachtheil haben, beim
                              Verweben des Gespinnstes einen bedeutenden Abgang zu verursachen. Da diese
                              cylindrischen Röhrchen nur mit ihrem unteren Ende sich an die Spindel anlegen, so
                              ist der Spinner genöthigt, um das Losewerden des Röhrchens zu vermeiden, beim
                              ersten- und zweitenmale des Einwindens eine kleine Wulst oben um das Röhrchen
                              aufzuwickeln, so daß nicht bloß das Garn von den ersten zwei Einwindungen, sondern
                              auch alles das unter denselben liegende bis zum Durchmesser der Wulst sich
                              gewöhnlich im Weberschiffchen nicht mehr abwickelt, sondern in den Abgang kommt.
                           Um diesem Uebelstande abzuhelfen, versuchte man von Hand, und eines nach dem andern,
                              conische Röhrchen zu machen, die sich vollständig an
                              die Spindel anlegen. Die Webereibesitzer fanden diese Neuerung so gut, daß sie jetzt
                              von den Spinnereien verlangen, daß das Garn auf conische Röhrchen aufgewunden seyn
                              muß.
                           Da nun die Vorzüge dieser Röhrchen wohl bekannt und durch die Erfahrung erwiesen
                              sind, so kommt die Maschine der HHrn. Motsch und Perrin zur Fabrication derselben sehr gelegen.
                           Eine deutliche Beschreibung dieser Maschine mit allen sinnreichen Einzelnheiten ohne
                              Zeichnung zu geben, ist fast unmöglich. Sie macht alle Bewegungen, wie eine
                              Arbeiterin die von Hand Röhrchen macht. Das Papier, welches in endlosen Streifen auf einem Haspel
                              liegt, geht zuerst durch einen kleinen Apparat, welcher durch eine Linie, die er
                              aufdruckt, den weiteren Theil des Conus anzeigt. Ein Mechanismus mit abwechselnder
                              Bewegung trägt den Leim auf, eine Schere schneidet die nöthige Länge ab, der Dorn
                              empfängt das Papier, faltet und rollt es, und schiebt dann das fertige Röhrchen ab;
                              dieß alles geschieht in weniger als einer Secunde.
                           Betrachtet man den Gang der Maschine, so ist man von der Genauigkeit, mit welcher
                              alle Bewegungen vor sich gehen, überrascht; und untersucht man die verschiedenen
                              Bewegungsvorrichtungen einzeln, so muß man die Leistungen des Hr. Perrin bewundern, welcher noch vor
                              kurzer Zeit einfacher Arbeiter in einer Spinnerei zu Cernay war.
                           Trotz der ziemlichen Complicirtheit der Maschine geht sie doch sehr sicher, so daß
                              während einer Stunde, die der Berichterstatter zu ihrer Besichtigung verwandte, von
                              den sechs arbeitenden Maschinen nicht eine einzige auch nur einen Augenblick
                              stillstehen mußte.
                           Die HHrn. Motsch und Perrin liefern bereits den
                              Spinnereien Hunderte von Kilogrammen conischer Röhrchen, mit denen man im
                              Allgemeinen sehr zufrieden ist. Die sechs Maschinen dieser Herren werden von zwei
                              Menschen bewegt, die ein Schwungrad treiben, und von drei Kindern von 12–15
                              Jahren bedient.
                           Würden die Maschinen von einem mechanischen Motor bewegt, so würde leicht jede
                              derselben täglich 50,000 Röhrchen liefern, die, von Hand gemacht, nach dem
                              gewöhnlichen Preise 4 1/2 Franken Arbeitslohn kosten würden.
                           Für eine Maschine hat man täglich Auslagen:
                           
                              
                                 
                                 Fr.
                                 Cent.
                                 
                              
                                 Arbeitslohn
                                 
                                   50
                                 
                              
                                 Interessen, Amortissement
                                 1
                                   25
                                 
                              
                                 Motor und Oel
                                 
                                   50
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2 Fr.
                                   25 C.
                                 
                              
                           Das Fabricat ist bei diesem Preisunterschied noch besser als das bisherige.
                           Bei der Fabrication der conischen Röhrchen von Hand hat man immer noch einige Procent
                              Abfall, was von der unvermeidlichen Unregelmäßigkeit der Handarbeit herrührt;
                              außerdem verliert man beim Aufstecken noch Zeit mit dem Beseitigen der zu großen und
                              zu kleinen Röhrchen; sind dieselben vollkommen regelmäßig, wie dieß bei der
                              Maschinenarbeit der Fall ist, so fallen diese Uebelstände weg.
                           
                           Die Erfindung der HHrn. Motsch
                              und Perrin ist daher für die
                              Spinnereien von großem Nutzen, und die Anschaffung ihrer Maschine muß sich gut
                              rentiren, wenn dieselbe gehörig beaufsichtigt und gut unterhalten wird.