| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 116, Jahrgang 1850, Nr. , S. 162 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Preis-Ausschreibung für Locomotiven zum Dienst über das
                              Semmering-Gebirge.
                           Die in Ausführung begriffene österreichische Staats-Eisenbahn über das
                              Semmering-Gebirge, an den Gränzen zwischen Niederösterreich und Steiermark,
                              bietet durch die obwaltenden Localverhältnisse für die seinerzeitige
                              Betriebsausführung besondere Schwierigkeiten dar. Zur Ueberwindung dieser
                              Schwierigkeiten handelt es sich vorzugsweise um die Ermittlung derjenigen
                              Locomotiv-Construction, durch deren allgemeine Anwendung der seinerzeitige
                              Betrieb sowohl möglichst sicher und regelmäßig, als auch möglichst ökonomisch
                              ausgeführt werden kann.
                           
                           Der k. k. österreichische Minister des Handels, der Gewerbe und öffentlichen Bauten
                              hat mit allerhöchster Genehmigung beschlossen, zur Lösung dieser Aufgabe alle jene
                              in Anspruch zu nehmen, welche sich berufen und geneigt finden den Fortschritt im
                              Locomotivbau speciell in der Anwendung auf den in Rede stehenden Zweck zu fördern,
                              und hat für denjenigen welcher die entsprechendste Locomotive projectirt, erbaut und
                              abliefert, einen Preis von zwanzigtausend Stücken
                              vollwichtigen kaiserlichen Ducaten bestimmt.
                           Die besagte Eisenbahn, auf welcher die zu erbauende Locomotive Dienst zu thun
                              bestimmt ist, überschreitet den Rücken des Semmering-Gebirges in einer Höhe
                              von 464,8 Wiener Klafter über der adriatischen Meeresfläche, und hat von dem
                              höchsten Punkt bis zu dem in Niederösterreich gelegenen 3,8 Meilen in der Richtung
                              der Bahn entfernten Endpunkte am Gloggnitzer Bahnhof einen Fall von 243,2 Klafter,
                              und bis zu dem in Steiermark gelegenen und 1,6 Meilen in der Richtung der Bahn
                              entfernten Endpunkte am Mürzzuschlager Bahnhofe einen Fall von 114,2 Klafter. Die
                              steilsten der verschiedenen Steigungen und beziehungsweise Gefälle sind solche von 1
                              : 40, und die längste der Steigungen von 1 : 40 beträgt 1671 Klafter; der kleinste
                              Halbmesser der verschiedenen Curven hat 100 Klafter. Jedoch kommen bei den stärksten
                              Steigungen von 1/40 keine kleineren Halbmesser als solche von 150 Klafter vor. Die
                              längste der Curven mit diesem Halbmesser und auf der größten Steigung erstreckt sich
                              auf 203 Klafter.
                           Als eine der Haupteigenschaften der zu erbauenden Locomotive wird gefordert, daß sie
                              über die größte und zugleich mit den ungünstigsten Krümmungsverhältnissen verbundene
                              Steigung, bei gewöhnlichen günstigen Witterungsverhältnissen, eine Bruttolast von
                              2500 Wiener Centner, exclusive des etwa vorhandenen Tenders, mit einer
                              Geschwindigkeit von 1 1/2 österreichischen Meilen (die Meile = 4000 Wiener Klafter)
                              in der Stunde zu fördern im Stande seyn muß. Den Locomotiven mit noch größeren
                              Leistungen würde übrigens der Vorzug eingeräumt werden.
                           Es ist ein eigenes Programm ausgefertigt worden, in welchem die Bahn durch Beischluß
                              eines Situationsplanes und eines Längenprofiles, dann das System nach welchem der
                              Oberbau der Bahn gelegt werden soll durch den Beischluß einer Detailzeichnung näher
                              dargestellt wird. In diesem Programm sind auch die Anforderungen welche an die mit
                              dem Preise zu betheilenden Locomotive in Bezug auf Construction und Leistung
                              gestellt werden, und die Voraussetzungen unter welchen eine mit den
                              Eigenthümlichkeiten der Construction der Locomotive etwa verbundene Hinzufügung an
                              dem Oberbau der Bahn zulässig ist, näher ausgesprochen. Ferner sind in diesem
                              Programm auch festgesetzt: die Art und Weise und die Bedingungen unter welchen eine
                              Mitconcurrenz um den Preis stattfinden kann, dann die Modalitäten nach welchen bei
                              der Erprobung und Beurtheilung der Locomotive zur Begründung der Preisbetheilung
                              vorgegangen werden wird.
                           Endlich ist noch bestimmt daß die österreichische Staatsverwaltung nebst der
                              Preislocomotive noch fünf andere um bestimmte Beträge von sechs bis zehntausend Stücken vollwichtigen
                              kaiserlichen Ducaten käuflich an sich zu bringen gedenkt,
                              und es ist festgesetzt nach welchen Modalitäten die Wahl dieser Locomotiven
                              geschehen soll.
                           Dieses Programm ist bei dem k. k. österreichischen Ministerium für Handel, Gewerbe
                              und öffentliche Bauten in Wien, bei den österreichischen Gesandtschaften in Berlin,
                              München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Bern, Brüssel, Paris, London, Petersburg,
                              dann bei den österreichischen Generalconsulaten in Leipzig, Hamburg, Frankfurt am
                              Main, Paris, London und New-York hinterlegt, und es werden die Herren
                              Locomotiv-Constructoren, welche sich um den ausgeschriebenen Preis in
                              Concurrenz zu setzen beabsichtigen, eingeladen ein Exemplar dieses Programms bei der
                              ihnen nächstgelegenen Gesandtschaft oder dem nächstgelegenen Generalconsulat in
                              Empfang zu nehmen, und ihre Anmeldung, beziehungsweise Vorschläge, binnen der im
                              §. 6 des Programms festgesetzten Zeit dem k. k. österreichischen Minister des
                              Handels, der Gewerbe und der öffentlichen Bauten zu übermitteln.
                           Wien, im März 1850.
                           Von dem k. k. österreichischen Ministerium
                                 für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten.
                           
                        
                           
                           Eine frühere Bemerkung Clement's über den sphäroidischen Zustand von
                              Flüssigkeiten.
                           Gränzen der Dampfkraft. – „Hr. Clement behauptet, daß es bei
                                 der Verwandlung des Wassers in Dampf eine gewisse Gränze gibt, über welche
                                 hinaus die Spannkraft des Dampfes nicht gesteigert werden kann, so intensiv auch
                                 die angewandte Hize seyn mag. Als dieser Physiker England besuchte, wohnte er
                                 einigen Versuchen von Perkins über den Hochdruckdampf
                                 bei; dieser Mechaniker erhitzte einen sehr starken gußeisernen Kessel auf einen
                                 hohen Temperaturgrad und erwartete eine entsprechende Zunahme der Spannkraft des
                                 Dampfes, fand aber zu seinem großen Erstaunen, daß die Spannung des Dampfes nach
                                 einem gewissen Wärmegrade, anstatt zuzunehmen, sich im Gegentheil verminderte.
                                 Nach Hrn. Clement läßt
                                 sich dieses unerwartete Resultat folgendermaßen erklären: der Dampf, wenn er
                                 einer intensiven Hize ausgesetzt wird, treibt das übrigbleibende Wasser von der
                                 inneren Oberfläche des Kessels zurück, und indem er es in kurzer Entfernung von
                                 dem erhitzten Metall schwebend erhält, unterbricht er dessen Verwandlung in
                                 Dampf. So bleiben Wassertropfen auf rothglühendem Eisen einige Zeit unverändert,
                                 schlägt man aber mit einem Hammer auf sie, so werden sie unmittelbar mit
                                 Explosion in Dampf verwandelt. So können auch Dampfmaschinen explodiren,
                                 obgleich sie in gutem Zustande und die Sicherheitsventile gar nicht gehemmt
                                 sind; denn wenn die Temperatur schnell sinkt, nachdem sie vorher sehr hoch
                                 gewesen war, kommt das Wasser – welches nach dieser Theorie von der
                                 inneren Oberfläche des Kessels zurückgetrieben war – plötzlich mit
                                 derselben in Berührung, wodurch eine solche Masse Dampf erzeugt wird, daß er
                                 durch die Ventile keinen hinreichenden Ausweg mehr findet und den Kessel
                                 zersprengt.“
                              
                           Diese Bemerkungen Clement's,
                              welche im Bulletin universel von 1826, Nro. 3, Sect. 6,
                              S. 203 mitgetheilt wurden, verdienen nach den neuesten Entdeckungen Boutigny's und anderer Physiker über
                              den sphäroidischen Zustand der Flüssigkeiten wieder in Erinnerung gebracht zu
                              werden. (Philosophical Magazine, April 1850, S.
                              319.)
                           
                        
                           Ueber Imprägniren von Eisenbahnschwellen und Telegraphensäulen
                              mit Kupfervitriol.
                           Dr. Boucherie in Paris
                              versuchte die meisten Metallsalze in Beziehung aus die ihnen eigenthümliche
                              Eigenschaft der Conservirung der Pflanzenfaser. Er stellte unzählige vergleichende
                              Versuche an, hauptsächlich auch in Rücksicht auf den Verdünnungsgrad der
                              Metallsalzlösung, welche einen conservirenden Einfluß auf die Pflanzenfaser noch
                              üben kann. Aus allen diesen Versuchen gewann Dr. Boucherie die Ueberzeugung, daß das schwefelsaure
                              Kupferoxyd, Kupfervitriol, für Conservirung der Pflanzenfaser entschieden das
                              tauglichste Metallsalz ist, und daß die Holzimprägnirung mit einer
                              Kupfervitriolauflösung, in der 1 Procent Kupfervitriol enthalten ist, allen
                              Anforderungen vollkommen genügt. (Man vergl. über den Erfolg des Imprägnirens der
                              auf der Berlin-Stettiner Bahn befindlichen kiefernen Schwellen mit
                              Kupfervitriollösung polytechn. Journal Bd. CXV S.
                                 152.) Seit dem Jahre 1837 bemüht sich Dr. Boucherie unablässig, dieß Imprägnirungsmittel in den
                              verschiedenen Fällen der technischen Praxis zur Geltung und Anwendung zu bringen.
                              Durch diese Ausdauer hat er es endlich dahin gebracht, daß man seine
                              Imprägnirungsmethode gegenwärtig in Frankreich beinahe allgemein als die beste und
                              einfachste anerkennt, und daß man sich derselben zur Imprägnirung der Querschwellen
                              und der Telegraphensäulen beinahe ausschließlich bedient.
                           Um zur Uberzeugung zu gelangen, wie lange eine Eisenbahnschwelle, die nach Boucherie's Methode imprägnirt
                              wurde, in der Erde liegen könnte, ohne in Verwesung überzugehen und daher untauglich
                              zu werden, wurden verschiedene Versuche angestellt. Ein Versuch, der auf der
                              ältesten von Paris ausgehenden Bahn angestellt wurde, verdient besonders
                              hervorgehoben zu werden. Eine buchene Eisenbahnschwelle (die französischen Waldungen
                              liefern gutes Laubholz, und es ist in größeren Quantitäten leichter zu haben als Nadelholz)
                              wurde vor 7 Jahren nur theilweise nach Boucherie's Methode imprägnirt, und auf dem chemin de fer du Nord in der Nähe von Paris eingegraben. Von 4 zu 4 Wochen
                              mußte der nächste Inspections-Ingenieur der Eisenbahn nachsehen, um sich die
                              Ueberzeugung zu verschaffen, daß dieselbe Schwelle noch immer an Ort und Stelle
                              liegt, und um zu beobachten, ob und wann die Verwesung oder Verwitterung eintrat.
                              Endlich zeigte sich an dem nicht imprägnirten Theile die Verwesung, während der
                              imprägnirte Theil wohl erhalten war. Diese Schwelle wurde nun ausgegraben, ein Stück
                              davon abgeschnitten und abermals untersucht und geprüft. Man konnte deutlich an der
                              Gränze der Verwesung erkennen, wie weit der imprägnirende Kupfervitriol gedrungen
                              war, der imprägnirte Theil zeigte die vollkommen gesunde Holzfaser.
                           Auf Grundlage dieses Versuches, der mit aller Strenge und Vorsicht 7 Jahre lang
                              beobachtet wurde, fand sich die Direction der Pariser Nordbahn-Gesellschaft
                              schon im Jahre 1847 veranlaßt, 60,000 Schwellen von Dr.
                              Boucherie imprägniren zu lassen, auch hat sie zur
                              Deckung ihres gegenwärtigen namhaften Bedarfs auf Lieferung von 60,000 Stück
                              Eisenbahnschwellen im Monat August dieses Jahres mit Dr.
                              Boucherie abgeschlossen. Die
                              Telegraphen-Administration des französischen Ministeriums des Innern hat
                              schon vor 3 Jahren den Beschluß gefaßt, zu Telegraphensäulen nur nach Dr. Boucherie's Methode imprägnirte Bäume zu verwenden.
                           Das Verfahren hiebei ist ungemein einfach und hat den ganz besondern Vorzug daß es
                              gleich im Walde, wo die Bäume geschlagen worden sind, ohne die Herbeischaffung
                              irgend einer mechanischen Vorrichtung zu erheischen, vorgenommen werden kann.
                              Nachdem der zur Telegraphensäule geeignete Baum geschlagen und auf die gehörige
                              Länge abgeschnitten ist, kommt er gleich zum Imprägniren, die Rinde darf früher
                              nicht abgeschält werden. An dem dickeren Ende wird er auf 4–5 Zoll etwas
                              zugespitzt, um einen Blei-Conus von circa 10 Zoll Höhe und der nöthigen Weite
                              an diesem Ende aufstecken zu können. Mittelst Lehm wird der Zwischenraum zwischen
                              diesem Conus und dem Baume verstopft und gedichtet. Ist das geschehen, so wird der
                              Baum auf das andere (dünne) Ende aufgestellt, an ein nothdürftig erbautes Gerüste
                              von Holz angelehnt und möglichst vertical erhalten. In den nach oben stehenden
                              Blei-Conus wird nun die Kupfervitriolauflösung geschüttet und im Conus so
                              ziemlich im selben Niveau erhalten, bis diese Auflösung durch die Holzfasern bis an
                              das entgegengesetzte Ende des Baumes gedrungen ist. Ein solcher zur Telegraphensäule
                              bestimmter Baum von 18–19 Fuß Länge muß 3–4 Tage lang auf diese Art
                              gewartet werden, bis er seiner ganzen Länge nach imprägnirt ist, was man an der
                              bläulich grünen Farbe erkennt, die er durch den eindringenden Kupfervitriol erhält.
                              Ist die Imprägnirung auf diese Art vollendet, so kann der Baum abgeschält, weiter
                              bearbeitet und verwendet werden.
                           Die Kosten des Imprägnirens nach Dr. Boucherie's Methode lassen sich sehr
                              leicht nach folgenden Angaben berechnen: soll ein Stamm vollständig imprägnirt seyn,
                              so müssen alle Poren der Holzfaser vollständig von der Kupfervitriolauflösung
                              durchdrungen seyn. Es wird und kann dazu nicht mehr Flüssigkeit erforderlich seyn,
                              als der cubische Inhalt des Stammes beträgt. Weiß man die zum Imprägniren
                              erforderliche Quantität Flüssigkeit, so weiß man auch, wie viel Kupfervitriol für
                              diese Quantität Flüssigkeit erforderlich ist, indem Ein Procent Kupfervitriol in
                              dieser Lösung enthalten ist. Der gegenwärtige Preis eines Centners Kupfervitriol ist
                              in Wien 23 fl. C.-M. Nach diesem Preise und nach Veranschlagung sämmtlicher
                              Imprägnirungskosten ergibt sich als Kostenbetrag für das Imprägniren Einer
                              Telegraphensäule von den gewöhnlichen Dimensionen: 24 Fuß Höhe und 5 Zoll mittlerem
                              Durchmesser, 30 kr. C.-M.; ein Betrag der in Rücksicht des gegenwärtigen
                              hohen Kupferpreises gewiß nicht sehr bedeutend ist, und bei dem hohen Preise einer
                              Telegraphensäule (1 fl. 30 kr. – 2 fl.) sich reichlich bezahlt machen wird.
                              (Notizblatt des österr. Ingenieur-Vereins 1850. Nr. II.)
                           
                        
                           
                           Die Versuche über Anwendbarkeit des galvanischen Lichts zur
                              Straßenbeleuchtung in St. Petersburg.
                           Wir erfahren durch gefällige Mittheilung einer wissenschaftlichen Autorität in St.
                              Petersburg, daß die dortigen VersuchePolytechn. Journal Bd. CXV S.
                                       317., das galvanische Licht zur Straßenbeleuchtung anzuwenden, kein besseres
                              Resultat ergeben haben, als die auch anderswo angestellten. Ja der Erfolg war dort
                              gewissermaßen noch ungünstiger, da der Unternehmer dieser Beleuchtung, Hr. Archereau aus Paris, keineswegs die
                              zur Anstellung dieses interessanten Experimentes erforderlichen Kenntnisse
                              mitgebracht hatte. In Folge des Berichtes der zur Beurtheilung des praktischen
                              Werthes dieser Beleuchtung niedergesetzten Commission, zu welcher von Seiten der
                              kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Hr. Staatsrath von Jacobi als Mitglied deputirt worden war,
                              sind übrigens diese Versuche schon vor mehreren Monaten eingestellt worden.
                           Die Redact. d. p. J.
                           
                        
                           Ueber die Ableitung des Wortes Theodolit.
                           Hr. J. Cockle zu Cambridge
                              theilt im Philosophical Magazine, Aprilheft 1850, eine
                              höchst wahrscheinliche Hypothese über den Ursprung des Wortes Theodolit mit den Namen des wichtigsten geodätischen Instrumentes –
                              welches der Hauptsache nach aus zwei concentrischen Horizontalkreisen besteht, deren
                              innerer zwei Verticalsäulen trägt, auf denen einem PassageninstrumentePassageninstrnmente ähnlich, ein Fernrohr mit einer Horizontalachse aufruht.
                           In der Pantometria (Ausgabe von 1571) enthält das 27ste
                              Capitel des ersten Bucks (Longimetra) die Construction
                              des Instruments welches Theodelitus genannt wird. Der
                              Verfasser der Pantometria hielt die Graduirung für das Wesentliche desselben: „es
                                 ist,“ sagt er, „nur ein eingetheilter Kreis
                                 etc.“ Gehen wir nun von ὀβελòς,
                                 ὀβελίζω auf die dorischen
                              oder äolischen Formen ὀδελòς,
                                 ὀδελίζω über, so haben wir
                              in dem Wort odelit wirklich die Bezeichnung eines graduirten Instruments. Die Vorsylbe The kann entweder ein Pleonasm seyn oder mit ϑεάομαι
                              zusammenhängen; im letztern Fall würde der Name des Instruments einen graduirten Seher (einen Seher von Graden oder Winkeln)
                              bezeichnen.
                           
                              Δ
                              
                           
                        
                           Die thierische Kohle als Gegengift, nach Dr. Garrod und Howard Rand.
                           Zahlreiche Versuche haben Dr. Garrot zu folgenden Schlüssen geführt:
                           1) Die thierische Kohle besitzt die Eigenschaft sich im Magen mit den giftigen
                              Bestandtheilen der thierischen und vegetabilischen Substanzen zu verbinden, und die
                              Verbindungen welche sie mit denselben dabei eingeht, sind unschädlich; deßhalb wirkt
                              die thierische Kohle als Antidot, wenn man sie einnimmt bevor das Gift sich im
                              Körper verbreiten konnte;
                           2) die thierische Kohle absorbirt mehrere mineralische Gifte und macht sie
                              unschädlich; hiezu müßte man sie aber in bedeutender Menge einnehmen;
                           3) es ist von der thierischen Kohle etwa eine halbe Unze für jeden Gran Morphin.
                              Strychnin oder sonstige Alkaloide erforderlich; dagegen verhältnißmäßig viel weniger
                              für die Substanzen aus welchen die Alkaloide gewonnen werden, wie Opium, Brechnuß
                              etc., so daß z.B. ein Scrupel Brechnuß bloß eine halbe Unze Kohle erfordert;
                           
                           4) die thierische Kohle hat gar keine schädliche Wirkung auf die thierische
                              Oekonomie.
                           Die thierische Kohle welche Dr. Garrod anwandte, war Knochenkohle, welche mit verdünnter Salzsäure
                              digerirt, dann mit Wasser ausgewaschen und in einem verschlossenen Tiegel ausgeglüht
                              worden war.
                           Howard Rand in Philadelphia bereitete zu seinen Versuchen
                              die Kohle durch Calciniren von Lederschnitzeln oder Blut mit Potasche, Auslaugen der
                              Masse und Glühen des Rückstandes in einem geschlossenen Tiegel. Er fand, daß
                              wässerige Lösungen von schwefelsaurem Morphin und salzsaurem Strychnin durch
                              Digeriren mit solcher Blut- oder Lederkohle alle Bitterkeit verloren und die
                              Alkaloide vollständig niedergeschlagen wurden. Eine Mischung von 1 Gran Morphin oder
                              Strychnin mit einer Unze Kohle eingenommen, hatte beim Strychnin gar keine, beim
                              Morphin nur geringe Wirkung, die auch ganz ausblieb, wenn die Mischung von Morphin
                              und Kohle vorher mit Wasser bis zum Verlust des bittern Geschmacks digerirt wurde.
                              Aehnliche Resultate erhielt er bei Versuchen mit Belladonna, Digitalis und anderen
                              stark wirkenden Pflanzen. (Journal de Chimie
                                 médicale, Nov. 1849. S. 658.)
                           
                        
                           Auffinden des Arseniks in Leichnamen welche seit Jahren
                              begraben sind.
                           Hr. Burguest hat an die Société de Chimie médicale in Paris
                              die Anfrage gestellt, ob man den Arsenik in dem Leichnam eines mit solchem
                              vergifteten Individuums noch auffinden kann, wenn dasselbe seit vier Jahren begraben
                              ist. Die Gesellschaft antwortete ihm, daß man den Arsenik in den Ueberresten der
                              Leichname nach Verlauf einer beträchtlichen Zeit noch vorfindet; unter verschiedenen
                              Fällen wurde besonders derjenige von Bourg (Aisne-Depart.) angeführt, wo man
                              den Arsenik in dem Leichnam sieben Jahre nach dem Tod fand. (Journal de Chimie médicale, April 1850, S. 252.)
                           
                        
                           Verfahren das schwefelsaure Eisenoxydul ohne Veränderung
                              aufzubewahren; von G. Ruspini.
                           Das schwefelsaure Eisenoxydul geht bekanntlich in Berührung mit der atmosphärischen
                              Luft in Oxydsalz über. Hr. G.
                                 Ruspini hat ein leichtes und sicheres Mittel entdeckt, um den
                              Eisenvitriol aufzubewahren ohne daß er sich höher oxydirt. Er trocknet die Krystalle
                              von vollkommen reinem Eisenvitriol, nachdem er sie aus der Mutterlauge genommen hat,
                              so schnell als möglich zwischen Filtrirpapier aus und bringt sie dann in einen
                              Trockenkasten, welcher auf einer Temperatur von 24° Reaumur erhalten wird,
                              worin sie bald verwittern. Sobald dieser Zustand eingetreten ist, muß man das Salz
                              schnell pulverisiren, durch ein seines Sieb schlagen und in luftdicht verschließbare
                              gläserne Gefäße eindrücken. So präparirtes schwefelsaures Eisenoxydul kann man
                              beliebig lang im Zustand der Reinheit aufbewahren, ohne daß weder die Luft noch das
                              Licht den geringsten Einfluß auf seine Zusammensetzung haben. Seine Auflösungen sind
                              klar und zeigen kaum Spuren von Oxydsalz. Die Conservirung des Eisensalzes beruht in
                              diesem Falle darauf, daß ihm das in den Krystallen mechanisch eingeschlossene Wasser
                              entzogen wird, welches unter dem Einfluß der Luft das Eisenoxydul in Oxyd
                              überzuführen strebt. (Journal de Chimie médicale,
                              April 1850, S. 197.)
                           
                        
                           Unauslöschliche Tinte, von Jul. Levrault in Poitiers.
                           Zu dieser Tinte welche sich der Erfinder am 7. Decbr. 1843 für fünf Jahre in
                              Frankreich patentiren ließ, nimmt man:
                           
                           
                              
                                 Kienruß
                                 500 Gramme.
                                 
                              
                                 Kohle von Weinreben
                                 125       –
                                 
                              
                                     –      –    Zucker
                                 125       –
                                 
                              
                                     –      –    Lumpen
                                 500       –
                                 
                              
                                 Indigo (Guatimala)
                                   60      
                                    –
                                 
                              
                                 Leim (flandrischer)
                                 500       –
                                 
                              
                                 Salmiakgeist
                                     1 Liter.
                                 
                              
                                 Salzsäure von 1 1/2° Baumé
                                   12 Liter.
                                 
                              
                           Die Kohlen, der Kienruß und Indigo werden gepulvert und gesiebt; man vermengt das
                              Ganze in einem marmornen Mörser mit flandrischem Leim, welcher vorher in 1 Liter
                              eines durchgeseihten Absuds von grünen Wallnußschalen und Waidballen aufgelöst
                              wurde; da diese Auflösung dick ist, so setzt man ihr das Ammoniak zu, welches das
                              Auflösen des Leims erleichtert. Der so bereitete Teig wird wohlriechend gemacht und
                              in einem gut verschlossenen Glasgefäß aufbewahrt. Wenn man die Tinte machen will,
                              zerreibt man diesen Teig auf einer Marmorplatte, bis sich zwischen den Fingern
                              nichts mehr fühlbar macht, zerrührt ihn nach und nach mit den 12 Litern Salzsäure
                              und bringt die Flüssigkeit in Bouteillen.
                           Diese Tinte widersteht wiederholten Waschungen und den kräftigsten Reagentien. (Journal de Chimie médicale, Decbr. 1849.)
                           
                        
                           Vorschrift zu blauer Tinte.
                           Gewöhnlich bereitet man jetzt die blaue Tinte mittelst Berlinerblau und Kleesäure
                              nach einem in England entdeckten, im polytechn. Journal Bd. LXXI S. 229 mitgetheilten Verfahren. (Man
                              mischt 1 Th. käufliches Berlinerblau mit 1 Th. concentrirter Schwefelsäure, setzt
                              hierauf 1 Th. Wasser hinzu, und läßt die Mischung 48 Stunden lang ruhig stehen,
                              setzt sodann mehr Wasser hinzu, gibt das so gereinigte Berlinerblau auf ein Filtrum,
                              wäscht es mit reinem Wasser so lange aus, bis dieses nicht mehr sauer reagirt, und
                              trocknet es im Filtrum. Von dem so erhaltenen getrockneten Berlinerblau wird sodann
                              1 Th. mit 1/16 Th. Kleesäure und etwas Wasser in einer Reibschale zusammengerieben,
                              und hierauf 32 Th. Wasser zugesetzt. Die so erhaltene dunkelblaue Auflösung kann,
                              wenn sie nicht ganz klar seyn sollte, filtrirt und mit Zucker verdickt werden.)
                           In Frankreich ist eine blaue Tinte unter der Benennung encre
                                 bleue
                              rouennaise gebräuchlich, welche man bereitet
                              mit:
                           
                              
                                 Campecheholz
                                 750
                                 Grammen.
                                 
                              
                                 römischem Alaun
                                 35
                                 „
                                 
                              
                                 arabischem
                                    Gummi             
                                 31
                                 „
                                 
                              
                                 Candiszucker
                                 15
                                 „
                                 
                              
                           Man kocht Alles zusammen eine Stunde lang in 6 Kilog. Wasser,
                              läßt es dann zwei bis drei Tage lang ruhig stehen, und seiht es hierauf durch
                              Leinenzeug. (Journal de Chimie médicale, April
                              1850.)