| Titel: | Melling's Eisenwindmaschine, um das Stabeisen in glühendem Zustande für Wellen, Eisenbahnschienen, Radkränzen etc. mittelst spiralförmiger Drehung der Fasern vorzubereiten. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. IV., S. 19 | 
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                        IV.
                        Melling's Eisenwindmaschine, um das Stabeisen
                           								in glühendem Zustande für Wellen, Eisenbahnschienen, Radkränzen etc. mittelst
                           								spiralförmiger Drehung der Fasern vorzubereiten.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Jan. 1850, S.
                              									222.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Melling's Eisenwindmaschine.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich ist es für Gegenstände, welche einem häufigen starken Drucke, großer
                              									Reibung etc. ausgesetzt sind, wie Eisenbahnschienen, Radreifen, Achsen, Zug-
                              									und Kolbenstangen etc. von der größten Wichtigkeit, eine durchaus gleichmäßige Metallstructur zu haben. Um diesen Zweck zu
                              									erreichen und so ein dauerhafteres Eisen herzustellen, hat man angefangen den Fasern
                              									der Eisenstäbe während deren Bereitung eine Drehung zu ertheilen;Man vergleiche Witherell's Patent im polytechn.
                                    											Journal Bd. CIX. S. 198. durch dieses Verfahren verlieren
                              									die Schienen die üble Eigenschaft sich abzublättern oder schieferig zu werden;
                              									ebenso verlieren Achsen, welche aus Bündeln von Eisenstäben zusammengeschweißt sind,
                              									die in Folge schlechter Schweißung häufig vorkommenden unganzen Stellen, und werden
                              									viel steifer und fester, als wenn die Eisenfaser parallel zur Achse läuft.
                           Hr. Melling (Rainhill-Eisenwerke zu Liverpool)
                              									construirte schon vor geraumer Zeit die nun zu beschreibende Maschine, um den
                              									Eisenbündel, woraus ein großer Gegenstand geschmiedet werden soll, vorher
                              									zusammenzudrehen, gleichsam zu zwirnen; dieselbe hat sich
                              									als eine für die Eisenfabrication wichtige Hülfsmaschine bewährt.
                           Fig. 1 ist eine
                              									vollständige Längenansicht der im arbeitenden Zustande befindlichen Maschine, wobei
                              									das schwerfällige treibende Räderwerk weggelassen ist, um die arbeitenden Theile
                              									deutlicher zu zeigen. In derselben Figur ist auch die Ansicht der Wagen gegeben, auf
                              									welchen der Eisenstab vor und nach der Operation aufliegt.
                           Fig. 2 ist ein
                              									entsprechender Grundriß mit dem treibenden Räderwerke, wobei einzelne Theile im
                              									Durchschnitte dargestellt sind. In  demselben sieht man einen Eisenstab, wie er durch die
                              									verdrehenden Walzen geht.
                           Fig. 3 ist eine
                              									Endansicht der Maschine von der Seite der Ablieferungswalzen aus. Fig. 4 ist eine
                              									Seitenansicht einer Abänderung an diesen Walzen mit Ständer. Diese Ansicht
                              									unterscheidet sich von Fig. 1 nur durch die
                              									Regulirvorrichtung für die oberen Walzenlager. Fig. 5 ist eine
                              									Stirnansicht des sich doppelt drehenden Walzenpaares. Von diesem geht die Verdrehung
                              									aus, wenn es sich um die Achse des Stabes bewegt.
                           Fig. 6, 7, 8, 9, 10 und 11 sind
                              									verschiedene, aus solchem verdrehten Eisen gefertigte Gegenstände.
                           Die Maschine steht auf einem massiven gemauerten Fundament, auf welches eine
                              									gußeiserne Grundplatte aufgeschraubt ist. Die Triebkraft wird der Achse A mitgetheilt, von welcher durch die Räder B, B die quer durch die
                              									Maschine laufende Achse C, C
                              									getrieben wird, auf deren entgegengesetztem Ende ein schweres Schwungrad D befestigt ist. Von dieser Achse aus wird das erste
                              									sich zweifach drehende Walzenpaar E, E getrieben, und zwar durch die endlose Schraube F, welche in das große Rad G
                              									eingreift, das aus einem Stücke mit der Platte H
                              									gegossen ist. Das Rad G ist hinten so ausgedreht, daß es
                              									sich auf einem hohlen Zapfen drehen kann, der an einem Tender angeschraubt ist,
                              									welcher durch Schrauben mit dem hinteren Theile der Grundplatte verbunden ist. Die
                              									Zapfen I, I des ersten
                              									Walzenpaares liegen in vier Lagern K, K, die in Querstücke L, L eingepaßt sind, welche durch Keile und Schrauben die
                              									beiden Platten H und M mit
                              									einander verbinden. Die letzte ist durch eine Platte N
                              									gestützt, in welcher sich ein an die Platte M
                              									angegossener und abgedrehter Ring dreht. Die Platte N
                              									selbst ist an die Flanschen O, O der Ständer für die Ablieferungswalzen angeschraubt. Es ist nun leicht
                              									einzusehen, wie durch diese Anordnung die Drehung der Hauptachse C dem die Walzen E, E enthaltenden Gehäuse mitgetheilt wird. Bei dieser
                              									Bewegung um die Achse des Eisenstabes drehen sich die Walzen auch um ihre eigene
                              									Achse. Diese Drehung wird durch die Platten H, M hervorgebracht, die noch zwei kleine Getriebe P, P tragen, welche mit dem
                              									feststehenden Zahnkranze Q im Eingriffe sind. Die
                              									Bewegung dieser Getriebe wird den Walzen durch die zwei Räder mit schiefen Zähnen
                              										R, R welche sich auf den
                              									Walzenzapfen befinden, mitgetheilt.
                           Im Grundrisse Fig.
                                 										2 ist die Maschine außer Verbindung mit der Triebachse gezeichnet. Dieses
                              									Ausrücken geschieht durch die zwei Hebe 
                              									T, T von denen jeder auf
                              									eine Kuppelhälste wirkt, die in entsprechende Hälften U,
                              										U′ an den endlosen Schrauben passen. Durch
                              									die letzteren kann den Ablieferungswalzen ihre Bewegung gegeben oder benommen
                              									werden, und damit dieß möglich ist, wenn der Maschinenwärter auch hinter der
                              									Maschine steht, ist der kurze mit Handgriff versehene Hebel V angebracht.
                           Die untere der beiden Ablieferungswalzen W, W welche sich bloß um ihre eigenen Achsen drehen, erhält
                              									ihre Bewegung von der Hauptachse A durch die endlose
                              									Schraube, welche in das Rad X eingreift, das sich auf
                              									der zweiten Querachse Y befindet, welche an ihrem Ende
                              									mit einem Getriebe Z versehen ist, das in ein ähnliches
                              									auf der unteren Walzenachse eingreist. Der Grund, warum der unteren Walze die
                              									Bewegung zuerst übertragen ist, ist der, daß die obere Walze beweglich seyn, und
                              									nach Erforderniß höher oder tiefer gestellt werden muß. Letztere ist mit der unteren
                              									durch die beiden Getriebe a,a auf der anderen Seite der Walzenständer b,
                              										b in Verbindung.
                           In den Fig. 1,
                              										2 und 3 ist der
                              									oberen Ablieserungswalze der Druck durch ein Gewicht c
                              									gegeben, welches sich auf dem langen Hebel d verschieben
                              									läßt. Dieser hat seinen Drehungspunkt bei e und drückt
                              									auf die oberen Walzenlager durch die Spindeln f, f. In Fig. 4 ist die Stelle
                              									dieses Hebels durch ein Paar Stellschrauben, welche auf die oberen Walzenlager
                              									drücken, vertreten.
                           Die der Operation des Windens zu unterziehenden Eisenstäbe werden auf einem
                              									vierräderigen Wagen g, g der
                              									auf einer besondern Bahn läuft, vom Ofen zur Maschine gebracht. Der Körper des
                              									Wagens trägt zwei Ständer, in welchen eine Querachse liegt, die mit zwei Rollen h, h versehen ist, welche
                              									zum Herausnehmen der Stäbe aus dem Ofen dienen. Die Achse dieser Rollen wird durch
                              									eine Kurbel Fig.
                                 										1 gedreht.
                           Die Enden zweier Ketten sind an den Rollen festgemacht, während die anderen
                              									Kettenenden in einen Muff eingehängt werden, der im Ofen über den Eisenstab
                              									geschoben wird. Bei k, k
                              									sind Führungen an den Wagen angeschraubt, um den Eisenstab, oder den zu verdrehenden
                              									Eisenbündel zu tragen; und damit sich derselbe frei drehen kann, sind diese
                              									Führungen außen abgedreht, und liegen in gußeisernen ausgebohrten Ringen. Letztere
                              									bestehen aus zwei Hälften und ruhen auf zwei parallelen Eisenstangen, die mit dem
                              									Wagen verbunden sind. Sie könnten aber ebenso gut an einen Krähn angehängt seyn.
                           
                           Der Wagen zur Aufnahme des gewundenen Eisenstabes, wie ihn die Maschine liefert,
                              									befindet sich bei l an der entgegengesetzten
                              									Maschinenseite. Er besteht bloß aus einem halbcylindrischen Eisentroge, der auf zwei
                              									Rädern steht und mit einer kleinen Deichsel versehen ist.
                           Diese Angaben werden hinreichen, um die Construction der Maschine vollkommen
                              									verständlich zu machen, und es bleibt uns nur noch übrig, kurz die Wirkung der
                              									Maschine zu erklären: nachdem der Eisenstab oder Bündel durch die sich doppelt
                              									drehenden Walzen so weit gesteckt ist, daß sein vorderes Ende zwischen den
                              									Ablieferungswalzen liegt, wird die obere derselben stark niedergedrückt, um das
                              									Drehen des Stabes zu verhüten. Wird das erwähnte Ende auf diese Weise festgehalten,
                              									während der übrige Theil sich um seine Achse dreht, so ist klar, daß Windungen
                              									entstehen müssen, und zwar ganz regelmäßige, und daß der Stab gerade bleiben muß,
                              									weil die Walzen sich auch um ihre eigenen Achsen drehen und so den Stab gleichmäßig
                              									vorwärts bewegen. Mit Recht war vorauszusehen, daß sich bei der Anwendung der
                              									Maschine große Schwierigkeiten zeigen würden, da man weiß, wie steif, unbiegsam und
                              									wenig dehnbar das Eisen ist, wenn es verdreht oder gewunden wurde. Hr. Melling hat indeß durch seine sinnreiche Anwendung von
                              									Walzen, und durch die große Pünktlichkeit, mit der die Maschine ausgeführt ist,
                              									seinen Zweck vollständig erreicht.
                           Abgesehen von der größeren Stärke, welche das Schmiedeisen durch die beschriebene
                              									Behandlung erhält, zeigte sich der große Werth des so behandelten Eisens besonders
                              									noch an den Gegenständen welche viele Reibung aushalten müssen, wie Kolbenstangen,
                              									Führungsschienen und Schieber oder Schlitten aller Art. Die Rinnen oder Furchen,
                              									welche so oft an Kolbenstangen entstehen, welche aus Eisenbündeln mit paralleler
                              									Faser zusammengeschweißt sind, beweisen am besten die Mangelhaftigkeit dieses
                              									Eisens. Durch den oben beschriebenen Windproceß ist diesem Mangel aber
                              									abgeholfen.
                           Fig. 6 bis 11 zeigen
                              									Gegenstände in den verschiedenen Stufen der Behandlung.
                           Fig. 6 ist der
                              									ursprüngliche aus rechtwinkeligen Stäben zusammengesetzte Eisenbündel. Fig. 7 zeigt
                              									denselben unmittelbar nach den Winden, und für den Hammer vorbereitet. Fig. 8 ist eine
                              									aus solchem Eisen gefertigte doppelte T Schiene. Fig. 9 eine
                              									Achse aus demselben Material. Fig. 10 ist eine aus
                              									runden Eisenstäben zusammengedrehte  Achse, bei welcher nur die Enden durch Schweißung
                              									verbunden sind, und Fig. 11 ist eine Radreif- oder Tyre-Schiene, an welcher wie
                              									bei Fig. 8 die
                              									gewundene Tertur des Eisens angegeben ist.
                           
                        
                     
                  
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