| Titel: | Ueber das Vorkommen des Jods in den Runkelrüben der Zuckerfabrik Waghäusel; von Ch. Lamy. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XI., S. 60 | 
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                        XI.
                        Ueber das Vorkommen des Jods in den Runkelrüben
                           								der Zuckerfabrik Waghäusel; von Ch. Lamy.
                        Aus dem Journal de Chimie médicale, Juni 1850, S.
                              									322.
                        Lamy, über das Vorkommen des Jods in den Runkelrüben.
                        
                     
                        
                           Im November v. I. erhielt ich von Hrn. L. Lintz, welcher
                              									als Chemiker bei der badischen Zuckerfabrik Waghäusel angestellt ist, ein Muster Potasche, welche aus den Rübenmelassen dargestellt wird;
                              									derselbe vermuthete in ihr Jod und empfahl mir sie auf einen Gehalt an dieser
                              									Substanz zu untersuchen. Ich löste einige Stücke dieser Potasche in destillirtem
                              									Wasser auf und neutralisirte die Flüssigkeit mit Salpetersäure oder Salzsäure,
                              									worauf sie röthlichgelb gefärbt erschien und schwach nach Jod roch; mit Kleister
                              									versetzt, färbte sie sich schön dunkelblau: diese Farbe verschwand beim Erhitzen und
                              									erschien beim Erkalten wieder.
                           Nachdem ich diesen Versuch öfters wiederholt und mich überzeugt hatte, daß die
                              									Potasche von Waghäusel Jod an Alkali gebunden enthält, untersuchte ich nach einander
                              									die verschiedenen Producte dieser Zuckerfabrik, wohin ich im Jahr 1819 von der Société d'Encouragement geschickt worden war, um das
                              									dortige Verfahren der Zuckerfabrication aus getrockneten Runkelrüben zu studiren. Zu
                              									dieser Untersuchung benutzte ich die Proben, welche ich von meiner Reise mitgebracht
                              									hatte.
                           Rohe Potasche. Das Salzgemenge, welches man in der Fabrik
                              									durch Einäschern der Melassen gewinnt, wurde mit heißem Wasser ausgezogen; die
                              									erhaltene Auflösung wurde zur Trockne abgedampft und mit Alkohol von 40
                              									Volumsprocenten ausgezogen um das Jodür gewissermaßen zu concentriren, dann
                              									neuerdings zur Trockene verdampft und der Rückstand in zwei Portionen getheilt: die
                              									eine davon wurde mit Schwefelsäure und dann mit Stärkekleister versetzt; die andere
                              									wurde nach dem sehr empfindlichen Verfahren von A. ReynosoPolytechn. Journal Bd. CXIV S. 79.) probirt: in
                              									beiden Fällen zeigte sich die Gegenwart von Jod.
                           Melasse. Sie wurde eingeäschert, die Asche wie vorher mit
                              									Wasser und dann mit Alkohol behandelt, wobei sich ebenfalls die Gegenwart von Jod
                              									ergab. Eine Portion der wässerigen Auflösung dieser  Asche ließ ich freiwillig
                              									verdunsten; von dem krystallisirten Rückstand probirte ich dann eine kleine Menge
                              									nach Reynoso's Verfahren, wobei sich die Reaction auf Jod
                              									zeigte. Die blaue Färbung welche man in diesem letztern Falle erhält, ist aber nur
                              									eine vorübergehende; das sich entwickelnde Chlor zerstört sogleich die blaue Farbe,
                              									wenn die kleine Menge angewandten Salzes in der mit Kleister und Baryumsuperoxyd
                              									vermengten salzsauren Flüssigkeit sich absetzt.
                           Dieselbe Behandlung wurde für den raffinirten Zucker und
                              									den Rohzucker befolgt, welche nicht die geringste Spur
                              									von Jod zeigten, wie es vorauszusehen war; die getrockneten
                                 										Rübenschnitte reagirten hingegen auf Jod.
                           Ich habe vergleichende Versuche mit der Potasche und den getrockneten Rübenschnitten
                              									einer Zuckerfabrik bei Valenciennes angestellt, aber keine Spur Jod darin
                              									gefunden.
                           Sollte das Jod etwa auf die Art in die Runkelrüben kommen, daß jodhaltige Salzquellen
                              									(wie sie in Deutschland nicht selten sind) den Boden schwängern worauf man die Rüben
                              									anbaut?
                           Wahrscheinlich enthalten nicht alle Runkelrüben, welche in Waghäusel verarbeitet
                              									werden, Iodkalium, da diese in sehr großem Maaßstab errichtete Fabrik jährlich 50
                              									Mill. Kilogr. Runkelrüben verarbeitet, welche von 142 verschiedenen Gemeinden in
                              									einem sehr weiten Umkreise geliefert werden. Ich beabsichtige hierüber die
                              									erforderlichen Versuche anzustellen.