| Titel: | Chemische Analyse des Humus und über die Rolle des Düngers bei der Ernährung der Pflanzen; von E. Soubeiran. (Eine von der Ackerbau-Gesellschaft in Rouen gekrönte Preisschrift). | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XII., S. 61 | 
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                        XII.
                        Chemische Analyse des Humus und über die Rolle
                           								des Düngers bei der Ernährung der Pflanzen; von E. Soubeiran. (Eine von der
                           								Ackerbau-Gesellschaft in Rouen gekrönte Preisschrift).
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Mai 1850, S.
                              								321.
                        Soubeiran, über die Rolle des Humus bei der Ernährung der
                           								Pflanzen.
                        
                     
                        
                           Die Central-Ackerbau-Gesellschaft des unteren Seine-Departements
                              									stellt die Frage auf:
                           
                              „Tragen die Kohlensäure, die Luft, das Wasser, das Ammoniak und die
                                 										anorganischen oder mineralischen Substanzen allein zur Entwickelung der Pflanzen
                                 										bei?“
                              
                           
                           
                              „Sind die organischen Materien der Dammerbe und des Düngers nur durch die
                                 										Kohlensäure und das Ammoniak, welche bei ihrer freiwilligen und langsamen
                                 										Zersetzung unter dem Boden entstehen, den Pflanzen nützlich?“
                              
                           
                              „Man liefere eine vollständige Geschichte des Humus oder der Dammerde und
                                 										untersuche, ob das was man Ulminsäure benannt hat,
                                 										bei dem Ernährungsprocesse der Pflanzen eine wesentliche Rolle spielt; man
                                 										bestimme genau die Rolle des Humus und den Antheil,
                                 										welchen die in ihm vereinigt und vermengt befindlichen Mineralsalze und
                                 										organischen Stoffe an derselben haben.“
                              
                           
                              „Endlich soll durch Versuche ermittelt werden, ob, wie Theodor v. Saussure im Widerspruch mit mehreren neuern Chemikern
                                 										und Physiologen behauptete, das auflösliche Extract
                                 										der Dammerde gänzlich mit dem Wasser in die aufsaugenden Gefäße der Pflanzen
                                 										übergeht.“
                              
                           Die Wirkungsweise des Humus im Pflanzenleben ist eine wissenschaftliche Frage, die
                              									schon ganz festgestellt zu seyn schien, als sie durch Chemiker wieder streitig
                              									wurde. Dieselbe muß nothwendig bald zur Lösung gebracht werden, um entweder den
                              									Humus in die ihm bis jetzt in der Theorie der Düngung zugeschriebene Hauptrolle
                              									wieder einzusetzen, oder ihn gemäß der ihm in neuerer Zeit zugewiesenen bescheidenen
                              									Nebenrolle in letzte Reihe zu stellen. Die Rouener Ackerbau-Gesellschaft
                              									wünschte eine schnelle Lösung dieser Frage und beraumte daher den 1. Juli (1849) zur
                              									Eingabe der Abhandlungen an. Dadurch wurden die Versuche der Bewerber auf eine Zeit
                              									beschränkt, welche keine ganze Wachsthums-Periode umfaßt. Indessen hoffe ich,
                              									daß die in meiner Abhandlung mitgetheilten Versuche hinreichen werden, um über die
                              									große Erscheinung der Ernährung durch den Humus Licht zu verbreiten. Ich werde sie
                              									später noch durch andere Versuche vervollständigen, welche nicht beendigt werden
                              									konnten, aber meine bisherigen Beobachtungen nur bestätigen können.
                           Im ersten Theil dieser Abhandlung gebe ich die chemische Geschichte des Humus und
                              									stelle die Rolle fest, welche er bei der Ernährung der Pflanzen spielt. Im zweiten
                              									Theil studire ich einige Düngerarten aus dem Gesichtspunkt des Humus oder der Stoffe
                              									welche ihn erzeugen können; ich werde dabei gelegentlich einige Irrthümer aufdecken,
                              									Verbesserungen im Analysiren der Düngerarten angeben und, was noch wichtiger ist,
                              									einige Axiome, welche man in der Wissenschaft als unumstößliche Regel aufstellen
                              									wollte, die aber diese Wichtigkeit bei weitem nicht besitzen, auf ihren wahren Werth
                              									zurückführen.
                           
                           Erste Abtheilung. — Vom
                                 									Humus.
                           Ich handle hier von den Eigenschaften des Humus und untersuche in welchem Zustand er
                              									sich in der Dammerde befindet, und welches sein Einfluß auf das Wachsthum ist; ob er
                              									den Pflanzen unmittelbar zur Nahrung dient, oder nur durch die seine Gährung
                              									begleitende Kohlensäure nahrhaft ist, oder ob er bloß ein Rückstand, ein ganz
                              									unwirksamer Körper ist.
                           Hinsichtlich der Dünger sind die Beobachtungen der praktischen Landwirthe sehr
                              									unzuverlässig und oft widersprechend, weil sie den Einfluß verschiedener Elemente
                              									bei ihren Versuchen nicht genug berücksichtigten. Die chemische Zusammensetzung der
                              									Dünger, die Bestandtheile des Bodens sind ihnen nicht hinlänglich bekannt, daher
                              									ihre Resultate, obgleich unter den Umständen unter welchen sie operirten, wahr, doch
                              									nicht verallgemeinert werden können, ohne daß man Gefahr lauft sie mit jedem
                              									Schritte Lügen gestraft zu sehen.
                           Den Chemikern hingegen wird mit Recht vorgeworfen, daß sie sich zu gerne
                              									theoretischen Ansichten überlassen, welche sich auf nur wenige Thatsachen stützen,
                              									wodurch das Vertrauen der Landwirthe auf ihre Rathschläge häusig getäuscht
                              									wurde.
                           Ueber die Theorie der Dünger tauchten drei Hauptansichten auf. Die Wahrheit liegt in
                              									diesen verschiedenen, sich scheinbar widersprechenden Ansichten. Jede derselben ist
                              									ein Fortschritt, wenn man ihr nicht einen absoluten Werth beilegt und die beiden
                              									andern nicht ausschließt.
                           Die Agronomen sagen, daß der humusreichste Boden der beste sey, daß der Dünger den
                              									Zweck habe dem Boden Humus zu liefern; daß dieser für die Pflanzen vorzugsweise das
                              									Nahrungsmittel sey und folglich ein Dünger ohne Humus nichts oder wenig nütze. Hrn.
                              										Liebig hingegen ist der Humus nur eine Nebensache;
                              									man braucht nach ihm der Pflanze nur die zu ihrer Existenz nothwendigen Salze zu
                              									liefern, so wird sie in verhältnißmäßiger Menge die blutbildenden Stoffe erzeugen,
                              									welche den Werth unserer Nahrungsmittel ausmachen. Der Humus ist diesem
                              									ausgezeichneten Chemiker nie das directe Nahrungsmittel der Pflanze; derselbe trägt
                              									nach ihm zur Ernährung der Vegetabilien nur durch die Kohlensäure bei, welche bei
                              									seinen aufeinanderfolgenden Umwandlungen entsteht. Nach der französischen Schule
                              									endlich, an deren Spitze die HHrn. Boussingault und Payen stehen, ist der Stickstoffgehalt der Maaßstab des
                              									Werths der Düngerarten; sie stellten sogar eine darauf fußende Aequivalententafel
                              									her.
                           
                           Wer sich nicht von Theorien leiten läßt, muß jedem der hier aufgestellten Grundsätze
                              									seine Anerkennung zollen; derjenige aber wird am meisten im Rechte seyn, welcher
                              									behauptet, der beste Dünger sey derjenige, welcher drei Hauptbestandtheile, nämlich:
                              									Humus, Salze und stickstoffhaltige Materie zugleich enthält.
                           Der eigentliche Humus findet sich in der Dammerde; er entsteht durch die langsame
                              									Zersetzung des Holzstoffs. In Berührung mit Luft und Feuchtigkeit wird ein Theil
                              									desselben verbrannt, und nachdem das Gleichgewicht einmal aufgehoben ist, bildet
                              									sich auf Kosten der zurückbleibenden Elemente Kohlensäure. In Folge hievon nimmt der
                              									Kohlenstoffgehalt des Humus fortwährend zu, was jedoch eine Gränze hat, weil die
                              									Verwandtschaft des Wasserstoffs zum Kohlenstoff in dem Maaße sich geltend macht, als
                              									das Holz minder wasserstoffhaltig zurückbleibt und endlich der oxydirenden
                              									Einwirkung der Luft das Gleichgewicht hält.
                           Humus, kohlige Dammerde und Moder sind die drei Stadien, welche man bei der fortschreitenden
                              									Zersetzung des Holzes zu erkennen glaubte. Der Humus
                              									charakterisirt sich durch seine Auflöslichkeit in den Alkalien; die kohlige Dammerde ist in denselben nicht auflöslich, gibt
                              									aber in Berührung mit der Luft Kohlensäure und gewinnt dann einige Auflöslichkeit.
                              									Der Moder wäre nach Liebig das
                              									letzte Stadium der Zersetzung; er enthielte, wie das Holz, Sauerstoff und
                              									Wasserstoff im Verhältnisse der Wasserbildung, aber der Kohlenstoff wäre darin
                              									vorwaltender. Nur bei Gegenwart der Alkalien kann er nach Liebig auf den Sauerstoff der Luft wirken, wobei er ein dem Humus
                              									ähnliches auflösliches Product gibt.
                           Die Reihe dieser Verbindungen ist offenbar nicht richtig aufgestellt. Das erste Glied
                              									ist gewiß die Substanz, welche man kohlige Dammerde genannt hat, eine ungeeignete
                              									Benennung, die ich hier nur beibehalten habe, weil es unnütz ist einen neuen Namen
                              									für einen Uebergangskörper zu schaffen, welcher seine Zusammensetzung in jedem
                              									Augenblick verändert. Die kohlige Dammerde wird durch die Einwirkung der Luft auf
                              									das Holz erzeugt, sofern diese Wirkung noch nicht lange genug dauerte, um Humus zu
                              									erzeugen. Wenn die Einwirkung fortdauert, so entsteht Humus; dieß ist der Grund,
                              									warum die erschöpfte Dammerde, der Luft ausgesetzt, nach einer gewissen Zeit
                              									neuerdings auflöslichen Humus gibt.
                           Der Humus ist, wie ich sagte, der in Alkalilösungen auflösliche Theil der Dammerde.
                              									Was den Moder betrifft, so scheint mir seine Existenz ganz hypothetisch zu seyn.
                              									Kein Versuch hat in der Dammerbe  das Vorkommen eines Körpers nachgewiesen, welcher
                              									kohlenstoffreicher wäre als der Humus, und die sonderbare Eigenschaft besäße, die
                              									Reihe der Zersetzungen zurückzugeben, indem er in Berührung mit Alkalien und Luft
                              									einen an Kohlenstoff ärmern Körper gäbe als er ist.Ich rede hier nicht von dem Moder, welcher sich unter dem Wasser erzeugt wenn
                                    											es an Sauerstoff gebricht. Ich fand ihn in Dammerde, welche sich im Fuße der
                                    											Bäume bildete. Er kommt im Dünger vor, wenn die Luft nicht in den Haufen
                                    											eindringen konnte.
                           Meine ersten Versuche stellte ich mit Dammerde an, die ich von Hrn. Neumann, Obergärtner des Pariser Pflanzengartens,
                              									erhalten hatte. Es war eine gebrauchte Dammerde des dritten Jahrgangs, welche unsere
                              									Gemüsegärtner nicht mehr verwenden, weil es ihr an Wärme gebricht, in welcher aber
                              									ein kräftiges Wachsthum stattfindet.
                           Alkohol entzog ihr nur fette oder harzartige Substanzen ohne Belang. Sie färbte das
                              									Wasser gelb und lieferte sehr lange Zeit fort so gefärbte Auflösungen. Dieselben
                              									enthielten eine kleine Menge salpetersaurer, schwefelsaurer, salzsaurer und Spuren
                              									phosphorsaurer Salze, durch welche Salze wohl die Auflösung der organischen Materie
                              									verursacht wurde.
                           Verdünntes oder concentrirtes Ammoniak mit der Dammerde in Berührung gebracht, welche
                              									man vor dem Zutritt der Luft schützt, gibt nur eine schwach gefärbte Flüssigkeit, in
                              									welcher Säuren einen geringen Niederschlag hervorbringen; in Berührung mit der Luft
                              									aber, und namentlich in der Wärme, entsteht eine braune Flüssigkeit, welche durch
                              									Säuren reichlich gefällt wird.
                           Dieser Versuch beweist, daß etwas freier Humus in der Dammerbe enthalten ist. Auch
                              									läßt sich darnach die reichliche Bildung dieses Körpers unter dem Einfluß der Luft
                              									und der Alkalien erwarten.
                           Eine größere Menge Humus befindet sich vollkommen gebildet und in Verbindung mit Kalk
                              									in der Dammerde. Man beweist dieß durch Behandlung der Dammerde mit einer verdünnten
                              									Säure, hierauf sorgfältiges Auswaschen derselben und Eintragen des Rückstands in
                              									ammoniakalisches Wasser. Hiebei erhält man direct und ohne den Einfluß der Luft eine
                              									sehr dunkle Auflösung, in welcher Säuren einen starken Niederschlag hervorbringen.
                              									Folgendes aber ist ein Hauptversuch. Ich bereitete humussauren Kalt durch Fällen
                              									einer ammoniakalischen Humuslosung mit Chlorcalcium; der ausgewaschene humussaure
                              									Kalk wurde  mit
                              									Aetzammoniak behandelt. Die Flüssigkeit nahm sowohl in der Kälte als in der Wärme,
                              									kaum eine gelbe Färbung an; ein Beweis, daß das Ammoniak, welches sich in Berührung
                              									mit Dammerde sogleich färbt, dieses thut, indem es freien Humus auflöst, nicht aber
                              									dem Humussauren Kalk Humus entzieht.
                           Nimmt man zu diesem Versuche statt des Ammoniaks kohlensaures Ammoniak, so erhält man
                              									sowohl mit reinem humussauren Kalk als mit Dammerde, sehr stark gefärbte
                              									Flüssigkeiten; ein vortrefflicher Versuch, aus welchem wir lernen, welche Rolle das
                              									kohlensaure Ammoniak im Dünger spielt, nämlich den an die Kalkbasis gebundenen Humus
                              									auflöslich zu machen.
                           Die durch Wasser, Salzsäure und Ammoniak erschöpfte Dammerde erhält durch längere
                              									Berührung mit der Luft neuerdings die Eigenschaft mit Ammoniak eine gefärbte
                              									Flüssigkeit zu geben. Viel schneller erfolgt ihre Umwandlung bei Gegenwart eines
                              									Alkalis. Durch Versuche in einer Glocke über Quecksilber überzeugte ich mich direct
                              									von der Absorption des Sauerstoffs der Luft und der Bildung in Ammoniak auflöslichen
                              									Humus. Bei einem andern Versuche erlangte die erschöpfte Dammerde, mit Luft und
                              									Ammoniak in Berührung gebracht, in sehr kurzer Zeit die Eigenschaft das Wasser braun
                              									zu färben. Dieses Resultat ließ sich durch Auswaschen derselben und Wiederholen des
                              									Versuchs beliebig oft erzielen. Die Bildung des Humus unter dem Einfluß der Alkalien
                              									ist folglich unbestreitbar; die kohlensauren Alkalien und vorzüglich die
                              									Aetzalkalien besitzen diese Eigenschaft in höherm Grade als das Ammoniak.
                           Man hat die Identität des durch Alkalien ausgezogenen Humus mit demjenigen wie er in
                              									der Dammerde vorkommt, in Zweifel gezogen. Wenn man indessen kleine Mengen Säure,
                              									welche der niedergeschlagene Humus enthält, berücksichtigt, so ist eine
                              									Unterscheidung zwischen beiden nicht gerechtfertigt. Dazu kommt noch, daß der Humus
                              									niemals unmittelbar, sondern immer erst, nachdem er durch die Alkalien auflöslich
                              									gemacht wurde, in die Pflanze dringt, so daß der ihr zur Nahrung dienende Humus
                              									denselben Einfluß erlitten hat, wie derjenige, welchen man direct mit Ammoniak und
                              									Dammerde bereitete.
                           Ehe ich weiter gehe, muß ich Einiges über das sogenannte Dammerde-Extract sagen. Einige nennen so jenen Theil des Humus,
                              									welcher sich auflöst wenn man die Dammerde mit kaltem Wasser behandelt. Es ist dieß
                              									aber wirklich bloß Humus, dessen Auflösung durch Kalksalze oder alkalische Salze
                              									erleichtert wurde. Man hat auch Dammerde-Extract
                              									 jenen Antheil genannt,
                              									welcher sich in Alkohol auflöst, wenn man nach dem Fällen einer alkalischen
                              									Humuslösung den Niederschlag mit diesem geistigen Menstruum behandelt; in diesem
                              									Falle ist es aber kein Humus, der sich auflöst, sondern eine Verbindung von Humus
                              									mit der Säure die zu seiner Fällung diente. Ich kam darauf durch die Beobachtung,
                              									daß mit Schwefelsäure niedergeschlagener Humus sich in Alkohol reichlich auflöst,
                              									und indem ich mich an die bekannte Thatsache erinnerte, daß eine Auflösung von Humus
                              									in einem Alkali durch Essigsäure nicht gefällt werden kann. Ich schlug Humus mit
                              									Salzsäure nieder und wusch den Niederschlag lange Zeit mit destillirtem Wasser aus;
                              									die Flüssigkeit wurde durch salpetersaures Silber kaum getrübt; vielleicht verdankte
                              									sie diese Eigenschaft nur einer kleinen Menge aufgelösten Humus. Ich behandelte nun
                              									den Niederschlag mit Alkohol, zuerst kaltem, dann warmem, und suchte dann das Chlor
                              									sowohl in der alkoholischen Flüssigkeit, als in dem unauflöslichen Theil auf; beide
                              									wurden eingetrocknet und mit kohlensaurem Kali geglüht; die Flüssigkeit gab einen an
                              									Chlorür reichen Rückstand; der durch Alkohol erschöpfte Humus enthielt kein
                              									Chlorür.
                           Man wird die Zusammensetzung des Humus niemals mit absoluter Genauigkeit bestimmen
                              									können. Wenn man ihn in Ammoniak auflöst und dann mittelst einer Säure
                              									niederschlägt, so kann er vermengt bleiben mit gewissen Stoffen, welche ihn in der
                              									Dammerde begleiteten und wie er selbst sich in den Alkalien auflösen und von Säuren
                              									gefällt werden. Zu meinen Untersuchungen bereitete ich ihn folgendermaßen: Nachdem
                              									ich Dammerde mit verdünnter Salzsäure und Wasser ausgewaschen hatte, behandelte ich
                              									sie mit Ammoniak und fällte den Humus durch Salzsäure; ich reinigte ihn alsdann
                              									durch Waschen mit destillirtem Wasser und erschöpfte ihn nacheinander mit Alkohol
                              									und Aether.
                           Polidor Boullay fand das künstliche Ulmin bestehend
                              									aus:
                           
                              
                                 56,92
                                 Kohlenstoff
                                 
                              
                                 43,08
                                 Wasser.
                                 
                              
                           Péligot nimmt an, daß das Ulmin wirklich 72,3 Proc.
                              									Kohlenstoff enthalte. Er meint, Boullay müsse die Kohle
                              									unvollkommen verbrannt haben; d. h. aber voraussetzen, daß dieser Chemiker
                              									hinsichtlich des Wassers sich um 15 Proc. habe irren können, was doch nicht zulässig
                              									ist. Ich werde bald erklären, wie diese beiden Chemiker zu so abweichenden
                              									Resultaten gelangen konnten.
                           Die Analyse des aus der Dammerde gezogenen Ulmins ergibt kein bestimmtes Resultat;
                              									man findet stets Stickstoff in demselben, und das  Verhältniß seiner andern
                              									Elemente ist veränderlich; die Zusammensetzung des aus der Dammerbe gezogenen Humus
                              									ist wandelbar und der Kohlenstoff ist darin um so vorwiegender, je länger die Luft
                              									während seiner Bildung einwirkte. Ich fand darin 52 bis 56 Proc. Kohlenstoff; nie
                              									über 57. Es scheint, daß unter solchen Bildungs-Umständen, wo das Alkali
                              									verdünnt und die Temperatur immer gemäßigt ist, die von Péligot dem künstlichen Ulmin angewiesene äußerste Gränze nicht erreicht
                              									werden kann.
                           Ich habe mich jedoch überzeugt, daß das Verhältniß des Kohlenstoffs unter dem
                              									fortdauernden Einfluß der Luft und eines Alkalis wirklich zunimmt. Ich löste in
                              									einer schwachen kohlensauren Natronlösung Humus auf, welcher 53 Proc. Kohlenstoff
                              									enthielt; ich ließ vierzig Stunden lang kochen und schlug dann den Humus nieder, um
                              									ihn neuerdings zu analysiren; diesesmal enthielt er 57 Proc. Kohlenstoff. Der in
                              									Alkalien auflösliche Humus ist sonach ein in seiner Zusammensetzung wandelbarer
                              									Körper. Es tritt ein Augenblick ein, wo das Holz in auflöslichen Humus verwandelt
                              									ist, aber von diesem Augenblick an kann das Verhältniß des Kohlenstoffs darin noch
                              									zunehmen, ohne daß der gebildete Körper die neuerworbenen Eigenschaften verliert,
                              									welche ihn zur Ernährung der Pflanzen geeignet machen. Er hat keine ganz bestimmte
                              									Zusammensetzung; wie alle organischen Körper, welche sich durch langsame Processe
                              									umbilden, durchläuft er eine Reihe von unmerklichen Uebergängen.
                           Ich erachte es als überflüssig, die Zahlen mitzutheilen, welche ich für verschiedene
                              									Humusarten fand. Eine derselben, mittelst schwacher Aetznatronlösung bereitet, ergab
                              									56,4 Proc. Kohlenstoff. Stickstoff fand ich stets im Humus, und zwar zwischen 2 bis
                              									2,5 Proc. Die Resultate, welche ich mit dem aus Pulver von altem Holze ausgezogenen
                              									Humus erhielt, glaube ich jedoch berichten zu müssen.
                           Bekanntlich trifft man in den Wäldern alte Bäume, deren Stamm sich im Innern langsam
                              									zersetzt und sich endlich in ein mehr oder weniger dunkelbraunes Pulver verwandelt.
                              									Wenn diese Zersetzung sehr weit vorgeschritten ist, genügt ein etwas starker Stoß,
                              									um dieses Zersehungs-Product in Menge herausfallen zu machen. Von einer alten
                              									Eiche im Walde zu Fontainebleau, welche unten im Niveau mit dem Erdboden ein großes
                              									Loch hatte, sammelte ich das verwandelte Holz, welches zu meinem Versuche diente. Es
                              									war feucht, von der Farbe des Spaniols, und besaß die Eigenschaften der reinsten
                              									Dammerde.
                           
                           Es war geschmack- und geruchlos, färbte das Wasser nicht, gab mit Ammoniak
                              									eine sehr dunkle Auflösung; hierauf mit Säure, und dann wieder mit Ammoniak
                              									behandelt, färbte es letzteres neuerdings. Endlich gab das so erschöpfte alte Holz,
                              									in Berührung mit Luft und Alkalien, schnell eine neue gefärbte Flüssigkeit. Das
                              									Pulver von altem Holz bestand folglich aus einem Gemenge von reinem Humus, etwas
                              									humussaurem Kalk und noch nicht umgebildeter Substanz, die sich aber in Berührung
                              									mit Luft und Alkalien in Humus zu verwandeln vermochte.
                           Ich extrahirte den Humus aus dem alten Holze, indem ich ihn zuerst mit Wasser
                              									auswusch und dann mit Ammoniak behandelte. Diese Lösung wurde mit Salzsäure gefällt
                              									und der Humus durch aufeinanderfolgendes Auswaschen mit Wasser, kochendem Alkohol
                              									und mit Aether gereinigt. Ich schritt nun zu dessen Analyse. Cr hinterließ 7,16
                              									Proc. Asche. Nach Varrentrapp's und Will's Methode lieferte er 2,5 Proc. Stickstoff. Das Verbrennen mit
                              									Kupferoxyd und chlorsaurem Kali ergab (nach Abzug der Asche):
                           
                              
                                 Humus 5,66 Gramme.
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensaure
                                 1,15
                                 Gramme =
                                 Kohlenstoff
                                 313
                                 55,3
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,248
                                 Gramme =
                                 Wasserstoff
                                 27
                                 4,8
                                 
                              
                                 
                                 Stickstoff
                                 
                                 2,5
                                 
                              
                                 
                                 Sauerstoff
                                 
                                 37,4
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           
                              
                                 Humus 1 Gramm.
                                 
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 2,007
                                 Gramme =
                                 Kohlenstoff
                                 
                                 55,0
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,432
                                 Gramme =
                                 Wasserstoff
                                 
                                 4,8
                                 
                              
                                 
                                 Stickstoff
                                 
                                 2,5
                                 
                              
                                 
                                 Sauerstoff
                                 
                                 37,7
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Diese Analysen würden sich, vom Stickstoff abgesehen, der Formel C 34, H 18, O 18 sehr nähern.
                           In diesem Humus, welcher durch eine viele Jahre fortgesetzte Berührung der Luft und
                              									Feuchtigkeit gebildet war, betrug also der Kohlenstoff nicht über 55 Proc. Es
                              									scheint dieß die äußerste Gränze zu seyn, welche die Zersetzung des Holzstoffs
                              									erreichen kann, wenn man nicht mit Wärme und concentrirten Alkalien nachhilft. Diese
                              									Gränze ist, wie man sieht, von derjenigen (72 Proc.), welche Péligot beim künstlichen Ulmin erreichte, weit entfernt.
                           Den Stickstoff anbelangend, so ist er stets ein constituirender Bestandtheil des
                              									Humus; es läßt sich aber nicht sagen, welches Verhältniß  ihm angehört und welches den
                              									ihm beigemengten stickstoffhaltigen Producten. In dem angewandten Eichenpulver war
                              									übrigens der Stickstoffgehalt größer als in dem Eichenholz, aus welchem es entstand.
                              									Dieß macht es wahrscheinlich, daß ein Theil des Stickstoffs der Luft während der
                              									Zersetzung des Holzes firirt wurde. Dieß war auch die Ansicht von Theodor v. Saussure. Man könnte vermuthen, daß Reste von Insecten
                              									darin zurückblieben; Insecten fanden aber schon seit langer Zeit in diesem Pulver
                              									ohne Festigkeit, welches die geringste Erschütterung an den Fuß des Baumes fallen
                              									machte, keine Zuflucht mehr.
                           Liebig sagt, daß sich der Humus durch eine weiter
                              									vorgeschrittene Zersetzung in Moder verwandelt, welcher
                              									sich durch größern Kohlenstoffgehalt charakterisirt und dadurch, daß er nur in
                              									Gegenwart von Alkalien auf die Luft zu wirken vermag. Mir ist kein Versuch bekannt,
                              									welcher die Existenz dieses Körpers wahrscheinlich macht; seine Bildung wird durch
                              									die von mir angeführten Thatsachen sogar ganz unwahrscheinlich.
                           Der reine, d. h. durch ein Alkali aufgelöste und dann niedergeschlagene Humus übt auf
                              									die Luft, wie wir sahen, nur eine sehr unbedeutende Wirkung aus; über Quecksilber
                              									aufbewahrt, veränderte er in sechs Monaten das Volum der Luft nicht merklich. Setzt
                              									man Ammoniak zu, so ist die Wirkung etwas auffallender, aber sie ist auch dann noch
                              									eine höchst langsame, und es wären viele Jahre erforderlich, damit der Humus einen
                              									Kohlenstoffgehalt von 72 Proc. erreichen könnte, bei welchem er in Ammoniak noch
                              									auflöslich ist. Dieser Gränze nähert sich sogar das Pulver vom alten Holz nicht,
                              									welches vielleicht 15 bis 20 Jahre lang dem oxydirenden Einfluß der Luft ausgesetzt
                              									war.
                           Wirkung des Humus auf die
                                 									Vegetation.
                           Die Agronomen glauben, der Humus diene den Pflanzen unmittelbar als Nahrung. Nach Liebig besteht sein Nutzen darin, daß er, in einem
                              									beständigen Zustand der Zersetzung, Kohlensäure bildet, welche von den Wurzeln in
                              									demselben Maaße absorbirt wird. Mir scheint aber dieser berühmte Chemiker die
                              									Dienste des Humus als Nahrungsmittel der Pflanzen zu gering zu schätzen. Die Gründe,
                              									welche er für seine Ansicht aufstellt, haben nicht den vollen Werth, welchen er
                              									ihnen beilegt. Die Ansicht bekämpfend, daß die Dammerde im Zustand humussauren Kalks
                              									absorbirt werden könne, behauptet Liebig, daß nach der in
                              									der Asche der Gewächse gefundenen Menge von Basen und nach der Zusammensetzung der
                              									humussauren Salze, die in dieser Form hineingekommene  Kohlenstoffmenge nur ein sehr
                              									unbedeutender Theil des Gesammtkohlenstoffs der Pflanze seyn könne. Ein Argument in
                              									demselben Sinne ist ihm auch die geringe Auflöslichkeit des humussauren Kalks; beide
                              									Gründe verlieren aber ihre Stichhaltigkeit, nachdem ich gezeigt habe, daß der Humus
                              									hauptsächlich im Zustand humussauren Ammoniaks in die Pflanze eindringt. Das durch
                              									die Fäulniß des Düngers sich bildende kohlensaure Ammoniak bewirkt, daß sich der
                              									gebildete Humus auflöst, es befördert dessen Bildung unter dem gleichzeitigen
                              									Einfluß der Luft und versetzt auch den im Boden als humussaurer Kalk enthaltenen
                              									Humus in aufgelösten Zustand. Man kann folglich die Menge des von den Pflanzen
                              									absorbirten Humus weder nach der Auflöslichkeit des humussauren Kalks in Wasser,
                              									noch nach dem Aschengehalt der Pflanzen beurtheilen. Das Ammoniak, welches als
                              									Auflösungsmittel des Humus diente, wird in dem Pflanzengewebe verarbeitet und
                              									umgebildet und trägt unmittelbar zur Bildung der stickstoffhaltigen Producte
                              									bei.
                           Liebig macht auch geltend, daß Holz- und Wieswachs
                              									den Boden verbessern, obgleich ihm kein Dünger gegeben wird und jährlich Heuernten
                              									ihm entzogen werden und Holz geschlagen wird. Die Pflanzen müßten also dem Boden
                              									mehr zurückerstatten, als sie aus ihm ziehen und der in Form der Ernte dem Boden
                              									entzogene Kohlenstoff käme aus der Atmosphäre. Diese Anschauungsweise gegen den
                              									Nutzen des Humus ist aber nicht zulässig; denn wenn der absorbirte Humus eine
                              									Nahrung gibt, welche die Lebensfähigkeit der Pflanze erhöht und die Anzahl und das
                              									Volum der Absorptionsorgane vergrößert, so muß die Pflanze reichlicher aus der
                              									Atmosphäre schöpfen. Der Humus, obgleich er nicht allen Kohlenstoff liefert, ist
                              									dennoch die wirksame Ursache der reichlichen Production von Holz und anderen
                              									Pflanzengebilden. Uebrigens ist diese Frage durch die bekannte Thatsache, daß in
                              									einem Boden ohne Humus das Wachsthum immer mager und unergiebig ist, wohl als
                              									abgethan zu betrachten.
                           Nach Liebig's Hypothese, der zufolge die Rolle der
                              									Dammerde darauf beschränkt wäre den Wurzeln die Kohlensäure zu liefern, welche bei
                              									der Umwandlung der Dammerde entsteht, würde der Humus selbst nicht mehr in Betracht
                              									kommen, denn nicht letzterer verwandelt sich, sondern der Holzstoff, die kohlige
                              									Dammerde. Sind diese einmal in Humus umgeändert, so hören sie zu wirken auf, denn
                              									der in Alkalien auflösliche Humus conservirt sich mit außerordentlicher Zähigkeit in
                              									Berührung mit Luft und Feuchtigkeit; wenn die Alkalien ins Mittel  treten, erfolgt seine
                              									Zersetzung kaum schneller. Wozu soll aber die Natur einen Körper hervorbringen,
                              									welcher unwirksam und träge bleiben muß? Wie kann man übrigens annehmen, daß dieser
                              									Körper durch die Alkalien, und besonders das kohlensaure Ammoniak, auflöslich
                              									gemacht, von den Wurzeln nicht absorbirt werde, um zur Ernährung der Pflanze zu
                              									dienen? Er wird in der That absorbirt, worüber ich folgende Versuche angestellt
                              									habe:
                           Ich zog einen starken Stock Rainkohl (lapsana communis)
                              									vorsichtig aus der Erde, wusch die Wurzeln im Wasser aus und hielt sie in eine sehr
                              									verdünnte Auflösung von humussaurem Ammoniak getaucht, welche durch lange Berührung
                              									mit der Luft von allem überschüssigen Alkali besreit war. Flüssigkeit und Wurzeln
                              									waren vor dem Licht geschützt. Während der acht Tage welche ich auf den Versuch
                              									verwendete, gedieh die Pflanze. Ich setzte die Wurzeln jeden Tag in frische Lösung
                              									und brachte jeden Tag die Flüssigkeit vom vorigen Tage wieder auf ihr ursprüngliches
                              									Volum, indem ich das von der Pflanze absorbirte Quantum durch destillirtes Wasser
                              									ersetzte. Die blassere Farbe der Flüssigkeit bezeugte hinlänglich, daß ein Theil des
                              									humussauren Ammoniaks absorbirt worden war.
                           Im Jahr 1848 säete ich in Erde, welche durch Ausglühen von aller organischen Materie
                              									befreit war, der ich aber etwas phosphorsauren Kalk (Knochenmehl) und schwefelsauren
                              									Kalk zugesetzt hatte, Haber und Bohnen. Als die Pflanzen aufgegangen waren, begoß
                              									ich sie täglich mit einer schwachen Auflösung neutralen humussauren Ammoniaks. Sie
                              									wuchsen hübsch heran und ich erhielt eine gute Ernte von Blüthen und Früchten. Man
                              									kann nicht annehmen, daß bei diesen Versuchen das humussaure Ammoniak sich in
                              									Kohlensäue verwandelte, die von der Pflanze absorbirt wurde, sondern die in
                              									Auflösung gehaltene Substanz drang unmittelbar in die Pflanze und diente ihr als
                              									Nahrung.
                           Die Kraft, welche der Rainkohlstock beibehalten hatte, und das schöne Wachsthum der
                              									Bohnen und des Habers, die von beiden erhaltenen Blüthen und Früchte, sind
                              									hinlängliche Beweise für die günstigen Umständen, unter welchen sie sich
                              									entwickelten. Ich finde mich daher zu dem Schlusse berechtigt, daß der Humus von den
                              									Pflanzen in Form von humussaurem Ammoniak absorbirt wird und zu ihrer Entwickelung
                              									direct beiträgt.
                           Es fragt sich noch, was aus dem Humus wird, wenn er einmal in die Wurzelschwämmchen
                              									einbringen konnte; ob er sogleich eine Umbilbung  erleidet, oder von den
                              									Saftgefäßen weiter geführt wird? Diese Frage vermag ich jetzt noch nicht zu
                              									beantworten.
                           Die Rolle des Humus beschränkt sich übrigens nicht darauf, den Pflanzen Nahrung zu
                              									gewähren; er wirkt bekanntlich auch hygrometrisch, indem er die Feuchtigkeit aus der
                              									Atmosphäre anzieht, und so in der Dammerde eine wohlthätige Frische erhält; er
                              									verdichtet das von der Atmosphäre ihm gelieferte Ammoniak und hält es zurück; er
                              									wirkt antiseptisch, um die Zersetzung der stickstoffhaltigen Materie zu mäßigen,
                              									welche er nur allmählich vor sich gehen läßt, so daß die Pflanze eine wenig
                              									reichliche, aber unaufhörlich erneuerte Nahrung erhält; er firirt das bei dieser
                              									Zersetzung entstehende Ammoniak. Würde er auch nicht direct die Pflanze nähren, so
                              									wären diese schätzbaren Eigenschaften schon hinreichend, den Düngerarten, welche
                              									Humus in Verbindung mit den anderen nahrhaften Stoffen enthalten, einen
                              									unbestreitbaren Vorzug einzuräumen. So liefert die Fäulniß der Ueberreste
                              									abgestorbener Gewächse Elemente, welche den nachfolgenden Generationen die
                              									erforderliche Nahrung reichlich verschaffen.
                           Aus den in diesem ersten Theil meiner Abhandlung mitgetheilten Versuchen schließe
                              									ich:
                           1) daß bei der Dammerde-Bildung das erste Stadium der Zersetzung die kohlige
                              									Dammerde ist, welche sich vom Holz durch einen größern, und vom Humus durch einen
                              									geringern Kohlenstoffgehalt unterscheidet;
                           2) daß das zweite Stadium der durch seine Aufloslichkeit in Ammoniak sich
                              									auszeichnende Humus ist;
                           3) daß in der gewöhnlichen Dammerde ein Theil des Humus frei, ein größerer Theil aber
                              									an Kalkerde gebunden ist. Das Gegentheil findet bei der Dammerde aus alten Eichen
                              									statt.
                           Der Humus ist immer stickstoffhaltig. Sein Kohlenstoffgehalt variirt von 53 bis 56
                              									Procent, überschreitet aber nie 57 Proc.
                           Der Humus dient der Pflanze unmittelbar als Nahrung. Seine Absorption findet
                              									hauptsächlich in Form humussauren Ammoniaks statt.
                           Im gewöhnlichen Boden entsteht das humussaure Ammoniak hauptsächlich durch die
                              									Einwirkung des kohlensauren Ammoniaks auf den humussauren Kalk.
                           
                              (Der zweite Theil dieser Abhandlung folgt nach.)