| Titel: | Theorie des Vogelflugs und Construction eines fliegenden Automaten; von H. Kummer. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XV., S. 100 | 
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                        XV.
                        Theorie des Vogelflugs und Construction eines
                           								fliegenden Automaten; von H.
                              									Kummer.Aus den „Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden
                                       											Gesellschaft;“ der Verfasser hat bei deren Versammlung
                                 										am 2. August vorigen Jahres in Frauenfeld seine Ansichten über den Vogelflug
                                 										vorgetragen und die Automaten in ihrer Wirkung gezeigt.
                        Kummer's Theorie des Vogelflugs.
                        
                     
                        
                           Schon oft wurde die Frage aufgeworfen, ob der Mensch durch künstliche Flügel im
                              									Stande wäre sich in die Luft zu erheben, um nach Art der Vögel zu fliegen, und es
                              									fehlt eben nicht an Vorschlägen, wie dieß auszuführen wäre; ja man ist noch weiter
                              									gegangen und hat sich bereits mit der Erbauung von Flugmaschinen beschäftigt, welche
                              									sich aber bekanntlich als ganz unzureichend erwiesen. Ehe man sich jedoch an diese
                              									schwere Aufgabe wagt, sollte man jedenfalls mit der Theorie des Fliegens im Reinen
                              									seyn, und die Fingerzeige, welche die Natur in dieser Beziehung gab, sorgfältig
                              									erforschen, um all' den Mißgriffen zu entgehen, welche den bisherigen Erbauern von
                              									Flugmaschinen mit Recht zugeschrieben werden. In Folgendem will ich versuchen ein
                              									Bild von dem zu geben, was ich über den Flug selbst beobachtet, geprüft und
                              									ausgeführt habe, ohne beanspruchen zu wollen daß alles durchgängig neu und bisher
                              									völlig unbekannt war, und beginne mit der Erklärung des horizontalen Fluges, da
                              									ohnedem die übrigen Richtungen aus ersterm erklärlich werden.
                           Alle in der Natur vorkommenden Flügel (auch die Flossen der Fische) haben das
                              									Eigenthümliche, daß sich ihre Ebenen beim Auf- und Niederschlage abwechselnd
                              									gegen den Horizont neigen und erheben, und zwar geschieht dieser beständige Wechsel
                              									ganz ohne Zuthun des Thieres. Der Verständlichkeit wegen werde ich einstweilen die
                              									einfachen Flügel des Schmetterlings zu meiner Betrachtung wählen. Jeder Flügel ist
                              									an der Vorderseite durch Stäbchen oder Sprossen hinlänglich gesteift, während der
                              									Flügel am hintern Rande leichter nachgibt und damit eine elastische Fahne bildet.
                              									Die Folge hievon wird nun seyn, daß bei einem Flügelniederschlage der Vorderrand des
                              									Flügels wegen seiner größern Steifigkeit zuerst unten ankommen muß, während der
                              									biegsame Hinterrand dem Widerstände der Luft nachgibt und somit eine nach vorn
                              									geneigte Ebene bildet. Untersucht man die Eigenschaften  dieser von oben nach unten
                              									bewegten schiefen Ebene, so ergibt sich daraus die Nothwendigkeit des Vorschiebens
                              									oder der Vorwärtsbewegung. Geschieht ferner der Flügelschlag nach oben, so werden
                              									die vordern Flügeltheile früher oben anlangen als die hintern, und zwar aus dem
                              									ähnlichen Grunde wie beim Niederschlage, nämlich der Hinterrand bietet der obern
                              									Luft beim Aufschlage nicht den Widerstand wie der Vorderrand. Es wird aber dadurch
                              									eine von hinten nach vorn schief erhobene Flügelebene gebildet, welche ebenfalls die
                              									Vortheile einer Vorwärtsbewegung gewährt wie die frühere.
                           Um die Sache noch mehr zu versinnlichen, so denke man sich einen horizontalen Keil,
                              									dessen schiefe Flächen oben wie unten zwischen Frictionsrollen so getragen werden,
                              									daß diese Rollen, gegenseitig sich nähernd, diesen Keil zum Ausweichen zwingen, etwa
                              									wie ein Kirschkern zwischen den Fingern durch Zusammenkneipen der letztern vorwärts
                              									geschnellt werden kann.
                           Die obere schiefe Kante dieses Keils veranschaulicht die nach vorn erhobene Ebene des
                              									Flügels beim Aufschlage, in welchem Falle die Oberluft auf den schiefen Flügel
                              									ebenso vorwärts treibend wirkt, wie die Frictionsrollen auf den Keil. Dreht man die
                              									Vorrichtung um, so daß die obere schiefe Kante des Keils nun nach unten kömmt, so
                              									wird der Keil nach Anwendung des Drucks der Frictions-Rollen von unten nach
                              									oben ebenfalls nach vorn ganz wie vorher ausweichen, und hiermit ist der
                              									Niederschlag auf die untere schiefe Luftschicht repräsentirt.
                           Die Höhe des horizontalen Keils ist demnach der Raum, welchen der Flügel bei seinem
                              									Auf- und Niederschlage senkrecht durchläuft, während die Länge des Keils den
                              									Weg andeutet, den der Flügel und somit das Thier beim Auf- oder Niederschlage
                              									durchflog. Nimmt man z. B. an, daß die Höhe des Keils sich zur Keillänge wie 1 zu 10
                              									verhalte, so wird auch bei jedem Flügelschlage das Thier um die zehnmalige Größe
                              									dieses Flügelschlages fortgetragen, und es ist daher leicht erklärlich, warum das
                              									Thier bei seinen verhältnißmäßig wenigen Flügelschlägen so weit vorwärts geschnellt
                              									wird. Je geringer nun diese Flügelebenen sich gegen den Horizont erheben oder
                              									neigen, um so größer wird offenbar auch der Raum seyn, welcher während eines
                              									Flügelschlages horizontal durchflogen wird.
                           Hier könnte man in Versuchung kommen zu glauben, daß ein äußerst spitzer Winkel am
                              									vortheilhaftesten sey; aber schon im vorliegenden Falle, wo sich die Keilhöhe zur
                              									Keillänge verhält wie 1 zu 10, dürfte es nicht leicht seyn, den Keil mittelst
                              									verticalem Drucke zur Vorwärtsbewegung  zu bringen, indem die erzielte Horizontalkraft zehnmal
                              									schwächer seyn wird, als der senkrechte Druck auf die schiefen Kanten des Keils
                              									(hierbei ist natürlich die Friction, die bei dem ziemlich spitzen Keil schon
                              									beträchlich seyn wird, ganz bei Seite gesetzt). In der höchst flüssigen Luft wird
                              									der Winkel der schiefen Flügelebenen allerdings noch kleiner seyn können als der
                              									eben erwähnte, daher es auch erklärlich ist, warum dieser Wechsel der Flügelebenen
                              									im Fluge selbst bei größern Vögeln dem Beobachter meist entgeht. Die
                              									Flügelgeschwindigkeit, wie gesagt, würde bei stets kleinern Winkeln eine immer
                              									beschleunigende seyn, wenn nicht beim Fluge wie beim senkrechten Falle der Körper
                              									die Luft selbst, welche das Thier durchschneiden muß, ein Hinderniß wäre, welches
                              									zuletzt den Flug nöthigt eine sich gleich bleibende Schnelligkeit anzunehmen.
                           Was bisher von der Structur des Schmetterlingsflügels gesagt wurde, gilt auch für die
                              									Flügel des Vogels. Der Flügel des letztern besteht zwar nicht aus einer so
                              									ununterbrochenen Fläche wie beim Schmetterlinge, aber die einzelnen Federn am Flügel
                              									(namentlich die längsten) bieten durch ihre breiten Fahnen an den hintern Kanten
                              									beim Auf- und Niederschlage des Flügels dieselben Eigenschaften zum
                              									Vorwärtsschieben, wie der ungetrennte Schmetterlingsflügel, so daß man sich den
                              									Vogelflügel als eine Zusammensetzung aus lauter kleinern Flügeln zu denken hat. Die
                              									vordere Fahne jeder Flügelfeder ist im Vergleich zu der hintern Fahne sehr klein,
                              									schmal und wenig biegsam; sie dient nur zur bessern Anlage der Nachbarfeder und
                              									ihrer breiten Fahne beim Flügelniederschlage; die Federn liegen nämlich im
                              									ausgespannten Zustande des Flügels dergestalt neben einander, daß sich die große
                              									Fahne der vordern Feder stets unter der kleinen Fahne der hintern Nachbarfeder
                              									befindet. Betrachtet man den Querschnitt des Flügels und seiner längern Federn und
                              									deren Fahnen, so wird dieser Querschnitt beim Flügelniederschlage die Gestalt von
                              									förmigen ineinandergreifenden Dachziegeln haben, also eine ununterbrochene
                              									Ebene darstellen, den Vogel sonach heben und nur vermöge der ungeschützten Spitzen
                              									der äußersten längsten Federn wird ein Vorwärtsschieben durch deren schiefe Flächen
                              									veranlaßt. Beim Flügelaufschlag werden sich hingegen die Federfahnen von einander
                              									trennen, ähnlich den geöffneten Streifen der Jalousieläden, und die nun
                              									verhältnißmäßig großen schiefen Flächen werden das Vorwärtsschieben des Vogels weit
                              									mehr begünstigen, als dieß beim Niederschlage möglich war, wozu noch die kürzern,
                              									dem Körper näher sitzenden Flügelfedern bei ihrer parallelen Lage mit  der Flugrichtung das Jhrige
                              									beitragen, indem diese kurzen Federn in Folge ihrer fast gleichbreiten Fahnen der
                              									Länge nach sich ebenso auf- und niederbiegen, wie ein zusammenhängender
                              									Schmetterlingsflügel.
                           Aus allem ist ersichtlich, daß der Vogelflug nicht mit dem Rudern im Schiffe
                              									verglichen werden darf, denn der Vogel bewegt die Flügel nicht ruderartig von vorn
                              									nach hinten, um sich vorwärts zu schwingen, sondern hier wirkt einzig und allein der
                              									senkrechte Auf- und Niederschlag vorwärtsschiebend, während das Ruder
                              									horizontal nach hinten bewegt werden muß und ohne Wirkung für das Fahrzeug
                              									zurückgeführt wird. Da der Vogel durch seine Flügel, welche auf die Luft drücken,
                              									getragen wird, so würde derselbe ohnehin, wenn er die Flügel ruderartig nach hinten
                              									bewegen wollte, vorn der Unterstützung entbehren und kopfüber herabstürzen.
                           Der gerade Flug oder das Vorwärtsfliegen in horizontaler Richtung ist nun wohl
                              									hinlänglich erklärlich, und es sollen daher nur noch einige Bemerkungen über die
                              									Direction des Fluges folgen.
                           Man glaubt meistentheils, daß die willkürliche Richtung beim Fluge in dem Schwanze
                              									des Vogels zu suchen sey, aber dieß ist nur bis zu einem gewissen Grade richtig,
                              									indem die Flügel nöthigenfalls allein schon hinreichen die Richtung zu bestimmen.
                              									Der rechte wie der linke Flügel hat, wie ich bereits bewies, die Eigenschaft, den
                              									Vogel vorwärts zu ziehen; wird diese Vorwärtsbewegung im rechten Flügel
                              									beschleunigt, so muß sich der Vogel nach links wenden; diese Beschleunigung des
                              									rechten Flügels kann entweder dadurch erreicht werden, daß derselbe größere
                              									Flügelschläge macht, oder daß der linke Flügel verkürzt oder mehr am Körper angelegt
                              									und damit dessen Wirkung vermindert wird.
                           Beide Umstände zugleich müssen die doppelte Wirkung thun, und durch die ungleiche
                              									Flügellänge wird sich der Körper nach der linken Seite herab neigen, wodurch dem
                              									Vogel die Wendung noch bedeutend erleichtert wird. Bei der Flugrichtung nach unten
                              									oder oben mag der Schwanz in Gemeinschaft mit dem Kopfe und dem verlängerten oder
                              									verkürzten Halse (wodurch der Schwerpunkt des Vogels bald mehr nach vorn oder hinten
                              									verlegt wird und daher ein Sinken oder Steigen bewirkt) einigen Nutzen haben, aber
                              									das Meiste thun auch hier die Flügel, denn diese gestatten außer ihrer senkrechten
                              									Bewegbarkeit beim Flügelschlag auch noch eine horizontale, so daß die Flügelspitzen
                              									entweder dem Kopfe oder Schwanze genähert werden können. Geschieht die Flügelhaltung
                              									nach dem Kopfe zu, so muß nothwendig  ein Steigen des Vogels stattfinden, indem der Schwerpunkt
                              									des letztern durch die mehr nach vorn gehaltenen Flügel nicht mehr getragen werden
                              									kann und so ohne Unterstützung hinten herabsinkt. Durch die entgegengesetzte Haltung
                              									der Flügel nach hinten wird auch eine entgegengesetzte Wirkung hervorgebracht,
                              									nämlich ein Herabsinken des Vorderkörpers. Der Schwanz dient außerdem durch seine
                              									horizontale Lage, die Schwankungen nach vorn oder hinten zu mindern, wenn der Vogel
                              									beim Auffluge die heftigsten Flügelschläge macht, ohne noch den zum gleichförmigen
                              									Fluge nöthigen Grad der Schnelligkeit erlangt zu haben; im fortgesetzten Fluge legt
                              									der Vogel den fächerförmigen Schwanz zusammen und nur, wenn er sich seinem Ziele
                              									nähert, breitet er die Schwanzfedern wieder aus und bringt außerdem seinen Körper
                              									mittelst der Flügel und dem nach rückwärts gebogenen Halse und Kopfe in eine mehr
                              									senkrechte Lage, wo nun durch die Flügel und Schwanzfedern bei dieser Haltung das
                              									schnelle Vordringen und Durchschneiden der Luft gehemmt, und der Stoß beim
                              									Niedersetzen des Vogels gegen die Füße gemindert wird.
                           Uebrigens sieht man ziemlich oft, daß Vögel, namentlich Tauben, die durch irgend
                              									einen Zufall die Schwanzfedern einbüßten, sich noch ganz geschickt im Fluge wenden,
                              									und es ist kaum zu bemerken daß ihnen der Mangel der Schwanzfedern sehr lästig wäre.
                              									Nur beim Schweben der größern Vögel kann man leicht beobachten, daß die nun
                              									ausgebreitete Schwanzfläche oft eine veränderliche ist und nach Art der
                              									Windmühlenflügel eine Drehung des Vogels nach rechts oder links zur Folge hat.
                           Was das anhaltende Schweben ohne merklichen Flügelschlag betrifft, welches nur
                              									größern Vögeln möglich ist, so wirkt hier der vorhergegangene active Flug mit dem
                              									Winde und ein nachheriges Drehen gegen denselben, wodurch das Thier, nach Art des
                              									Drachen an der Schnur, steigt; ohne Wind und vorherige Flügelschläge ist kein
                              									Schweben möglich. Die Luftsäcke, welche diese Vögel enthalten und die man oft als
                              									aerostatische Hebemittel anführen hört, dienen sicherlich mehr zur Respiration und
                              									keineswegs, um damit einzig und allein das Schweben zu ermöglichen.
                           Wie weit ein geschickt geworfener flacher Teller, ein Stein von der Luft getragen
                              									werden kann, ist allbekannt; aber nur bei einer gewissen Geschwindigkeit tritt
                              									dieses Tragen der Luft ein. Ebenso bedarf der Vogel zum leichten Fluge eine gewisse
                              									Geschwindigkeit, welche anfangs nicht nur durch höchst kräftige Flügelschläge
                              									erzielt wird, sondern 
                              									durch einen Sprung in den Flug; schlechte Flieger, wie die Hausgänse, die Trappen,
                              									bedürfen sogar eines anfänglichen Laufs, verbunden mit starken Flügelschlägen, um
                              									sich in den zum Fluge nöthigen Schuß zu bringen.
                           Um das Obengesagte so viel als möglich auch zur directen Anschauung zu bringen, habe
                              									ich ein kleines Schiff von anderthalb Fuß Länge gemacht, in welchem eine Uhrfeder,
                              									die in einer gezahnten beweglichen Trommel eingeschlossen ist, auf ein kleines
                              									gezahntes Rad wirkt. Am äußern Boden des Schiffchens sind zwei Flügel rechts und
                              									links angebracht, welche indeß nur eine senkrechte Auf- und Niederbewegung
                              									gestatten; durch zwei kleine Kurbeln am Wellbaume des kleinen Zahnrads werden die
                              									Flügel mittelst zweier Zugstängelchen so auf- und niedergestoßen, daß die
                              									Flügel, welche zusammen nur acht Quadratzoll Fläche haben, beständig ihre
                              									Flügelschläge unter dem Wasser thun. Jeder Flügel besteht aus einem
                              									Fischbeinstäbchen, welches durch eine gespannte Sehne von seidenen Fäden in einer
                              									horizontalen Krümmung gehalten wird. Der Raum zwischen dem Fischbeinbogen und der
                              									Sehne ist mit ausgespanntem Tafft versehen und bildet eine künstliche Feder, welche
                              									allen den erwähnten nothwendigen Bedingnissen zum Vorwärtsschieben entspricht. Das
                              									Triebwerk vermag etwa 50 Flügelschläge zu erzeugen und dabei wird das Schiffchen mit
                              									solcher beschleunigter Geschwindigkeit trotz der bloß senkrechten Flügelschläge 60
                              									bis 80 Fuß fortbewegt, daß zuweilen auf sonst ganz ruhigem Wasser die Wellen vorn
                              									über das Schiffchen hereinschlagen. Der Mechanismus ist außerdem noch so getroffen,
                              									daß bald der rechte, bald der linke Flügel größere Flügelschläge macht, und man
                              									sieht hiemit, wie entschieden dieß auf die Drehung des Schiffes nach links oder
                              									rechts wirkt.
                           Nicht zufrieden, den Versuch im Wasser angestellt zu haben, erbaute ich auch einen
                              									Automaten, um in der Luft nach Art der Vögel zu fliegen; er gleicht einem
                              									Schmetterling, ist von einer Flügelspitze zur andern 1¾ Fuß breit und
                              									1¼ Fuß lang. Die Gesammtfläche beträgt 72 Quadratzoll und das Gewicht
                              									8¾ Loth (alles in schweizerischem Maaß und Gewicht). In der Mitte, gleichsam
                              									den Körper bildend, befindet sich eine sehr starke Taschenuhrfeder in einer
                              									unbeweglichen Trommel. Der Wellbaum, auf welchen die Feder vor dem Fliegen
                              									aufgewunden wird, endigt sich außerhalb der Trommel in zwei kleine Kurbeln mit
                              									Frictionsrollen, welche zwischen zwei Coulissen die Flügel zum Auf- und
                              									Niederschlagen zwingen. Da die Feder nur sieben Umdrehungen gestattet, so entstehen
                              									auch nur sieben Flügelschläge. Jeder  Flügel enthält fünf Federn von Fischbein und Tafft ganz
                              									in der Art, wie bei dem erwähnten Schiffe. Die Schwanzfläche besteht aus einem
                              									ausgespannten Stück Tafft und kann vor dem Fluge etwas auf oder nieder gestellt
                              									werden, damit ein Steigen oder Sinken beim Fluge eintrete.
                           Um den Flug einzuleiten, ist vorher noch der anfängliche Sprung, den ich beim
                              									Vogelflug erwähnte, nicht zu umgehen; ich bediene mich dazu einer gespannten
                              									cylindrischen Spiralfeder in einem Rohre, das ich in der Hand halte; das Ende der
                              									Spirale bildet einen Zapfen, auf welchen ich den Automat leicht anstecke; beim
                              									Abdrücken ohne Flügelschläge wirft dieß den Apparat um einige Schritte vorwärts auf
                              									den Boden. Noch muß einer kleinen Vorrichtung gedacht werden, welche in einer kaum
                              									drei Quadratzoll haltenden Fläche von gespanntem Tafft besteht, die sich anfangs
                              									senkrecht auf der Richtung des Fluges befindet, aber während des Stoßes der
                              									Spiralfeder sich durch den Luftwiderstand nach hinten niederlegt und hiemit die
                              									Uhrfeder frei macht, so daß nun die Flügelschläge beginnen. Da während dem Fluge des
                              									Automats kein Steuermann vorhanden ist, um jeden Vortheil, den Wind und Schwerpunkt
                              									bieten, zu benutzen, so gelingt nicht jeder Flug gleich gut und trägt nicht gleich
                              									weit, aber dennoch ist es überraschend zu sehen, daß, trotz des schwachen
                              									anfänglichen Stoßes durch die Spirale und bei nur sieben Flügelschlägen, der Apparat
                              									nicht selten zwanzig bis dreißig Fuß horizontal fliegt und dann erst in schiefer
                              									Richtung herabschwebt.
                           Diese Resultate, so mangelhaft sie auch zu nennen sind, zeigen indeß genügend, daß
                              									die mitgetheilten Beobachtungen und Erfahrungen über das Fliegen den richtigen Weg
                              									bezeichnen, den die Natur hierin vorschreibt, und auf welchem man allein nur hoffen
                              									darf zum Ziele zu gelangen, wenn man einmal im Ernst an die Verwirklichung des
                              									Menschenflugs denken wird.