| Titel: | Verbesserungen an Feuergewehren, welche sich Samuel Colt in London, am 20. Junius 1849 patentiren ließ. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XVIII., S. 110 | 
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                        XVIII.
                        Verbesserungen an Feuergewehren, welche sich
                           									Samuel Colt in
                           									London, am 20. Junius 1849 patentiren ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, März 1850, S.
                              									90.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Colt's Verbesserungen an Feuergewehren.
                        
                     
                        
                           Diese Verbesserungen betreffen die Construction von Gewehren und Pistolen, welche mit
                              									einem cylindrischen drehbaren Hinterstück oder Kammerncylinder versehen sind,
                              									welches eine Reihe paralleler Kammern zur  Aufnahme der Ladungen enthält. Diese Ladungen können
                              									mittelst Drehung des Cylinders um seine Achse der Reihe nach mit dem Lauf in eine
                              									Linie gebracht und durch diesen abgefeuert werden.
                           Fig. 15 stellt
                              									eine dieser Erfindung gemäß construirte Pistole dar. Fig. 16 ist eine
                              									Seitenansicht, wobei das Schloßgestell und der Rückschlagschild im Durchschnitte
                              									gegeben sind. Fig.
                                 										17 ist ein Längendurchschnitt durch die Mitte des Kammerncylinders und des
                              									Laufes. a ist der Cylinder mit seinen sechs Kammern;
                              										Fig. 18
                              									zeigt denselben in der Endansicht.
                           An der hinteren Seite jeder Kammer ist eine Warze (Fig. 17 und Fig. 19) zur
                              									Aufnahme eines Percussionshütchens angebracht. Der Kammerncylinder ist um eine
                              									Spindel oder Achse b drehbar, welche an den
                              									Rückschlagschild c* befestigt ist und mit demselben ein
                              									Stück bildet; sie ist parallel zur Achse des Laufs angeordnet. Der Schild selbst
                              									bildet eine Fortsetzung des Schloßgestells c. Aus dem
                              									Längendurchschnitte Fig. 16 und 17, sowie aus dem
                              									Querschnitte Fig.
                                 										20 wird die eigenthümliche Construction dieses Schloßgestells und Schildes
                              									deutlich erhellen. Der Schild c* steht rechtwinkelig zu
                              									dem Gestell c und bildet zu der Achse b einen runden Kopf, ähnlich einem Schraubenkopf. Der
                              									obere Theil des Schildes ist zur Aufnahme des Hammers d,
                              									wenn dieser zum Behuf des Abfeuerns zurückgezogen wird, mit einer Vertiefung
                              									versehen. Auch in dem Metallstück, welches das Schloßgestell und den Schild (Fig. 16)
                              									bildet, befindet sich eine Vertiefung zur Aufnahme derjenigen Theile, welche den
                              									Cylinder drehen um die Ladungen mit dem Lauf e in eine
                              									Linie zu bringen. Wenn der Hahn halbgespannt ist, oder in der Fig. 17 dargestellten
                              									Lage sich befindet, so kann sich das Hinterstück nach der Richtung des Pfeils Fig. 15 und
                              										16 frei
                              									um seine Achse drehen. Der Cylinder kann alsdann geladen und mit Leichtigkeit
                              									abgedrückt werden, ohne es aus seiner Stelle zu bewegen, was bei dieser Art Gewehr
                              									seither nöthig war. Vorn an den Mündungen der Kammern ist, wie die Endansicht des
                              									Cylinders Fig.
                                 										18 zeigt, ein freier Raum gelassen. Der Lauf e
                              									wird durch das Ende der Spindel b an seiner Stelle
                              									erhalten, indem das Ende der Spindel in die Hülse eines Trägers paßt, welcher wie
                              										Fig. 17
                              									zeigt, mit dem Lauf aus einem Stück besteht. Gegen das Ende dieser Hülse lehnt sich
                              									die Spindel, so daß auf diese Weise die Stellung des Laufes gegen die Fläche des
                              									drehbaren Cylinders genau bestimmt ist. Zur Sicherung der Lage des Laufs wird ein
                              									Keil f durch die Spindel f
                              									und durch die in der Hervorragung am Laufe angebrachten Schlitze geschoben.  Dieser Keil zieht den
                              									Lauf gegen das Hinterstück und das Schloßgestell; er ist mit einem Federhaken
                              									versehen, welcher beim Eintreiben des Keils einschnappt und das Lockerwerden des
                              									letzteren durch die Erschütterung des Abfeuerns verhütet. Der letztere Zweck wird
                              									auch durch Einfügung der Schraube 1 erreicht. g ist ein
                              									um den Bolzen 2 drehbarer Hebel, welcher dadurch in einer zum Lauf parallelen Lage
                              									erhalten wird, daß ein an seinem andern Ende befindlicher Federhaken in einen an der
                              									unteren Seite des Laufs angebrachten Haken greift. Mit diesem Hebel ist ein Kolben
                              										h durch einen Bolzen 3 verbunden, welcher in einen
                              									an dem äußeren Ende des Kolbens befindlichen Schlitz greift.
                           Das innere Ende des Kolbens gleitet in einer an dem Lagerstück des Laufs angebrachten
                              									Führung. Dieser Kolben vertritt die Stelle eines Ladstocks und dient dazu die Kugeln
                              									oder Patronen in die Kammern des Cylinders hineinzupressen, nachdem diese mit dem
                              									Kolben in eine Linie gebracht worden sind. — Um diesen Zweck zu erreichen,
                              									wird der Haken des Hebels g ausgelöst, der Hebel in die
                              									punktirte Lage in Fig. 16 gebracht, und dadurch der Kolben veranlaßt die Kugel in die
                              									Kammern hineinzupressen. Der Kolben wird hierauf zurückgezogen, die folgende Kammer
                              									mit ihm in eine Linie gebracht, der Hebel g wieder in
                              									die punktirte Lage bewegt und dadurch eine neue Ladung in die Kammer gepreßt; und so
                              									wird fortgefahren bis alle Kammern geladen sind. Die Mündungen der Kammern und das
                              									innere Ende des Laufs sind, wie aus Fig. 17 zu entnehmen ist,
                              									an ihren Kanten schräg zugeschnitten. Die Abschrägung der Kanten der Kammern hat den
                              									Zweck, die seitliche Entladung zwischen dem Cylinder und dem Lauf durch die
                              									Entzündung des Pulvers in den übrigen geladenen Kammern zu verhüten; denn indem das
                              									entzündete Pulver mit dem schrägen Rand in Berührung kommt, wird es nach außen
                              									abgelenkt und verhindert das Pulver in den andern Kammern zu erreichen. Die
                              									Abschrägung der Kante des Laufs hat den Zweck, das Einschneiden in die Kugel bei
                              									ihrem Austritt aus der Kammer zu verhüten. In der einen Seite des Schildes c* befindet sich, wie die Figuren 20 und 21 zeigen,
                              									eine Aushöhlung, welche das Aufsetzen der Zündhütchen gestattet. Der Hammer oder
                              									Hahn a dreht sich um einen Bolzen 4 in dem Schloßgestell
                              										c und ist mit den üblichen Aufhältern versehen,
                              									gegen die sich das Ende des Drückers lehnt. Mit dem Hammer ist ein Sperrkegel i (Fig. 16) verbunden,
                              									welcher durch eine Feder k in die an der Rückseite des
                              									Kammerncylinders angebrachten Sperrzähne gedrückt  wird. l, Fig.
                                 										16 und 17, ist ein um einen Bolzen im Schloßgestell c oscillirender Hebel, welcher an dem einen Ende einen Einfallstift
                              									enthält, der zu gewissen Zeiten durch die Feder m in die
                              									Vertiefungen 5,5 am Umfange des Kammerncylinders einzufallen bestimmt ist. Das
                              									andere Ende dieses Hebels ist so dünn, daß es seitwärts nachgeben kann, wodurch es
                              									beim Losdrücken einem von dem Hammer hervorragenden abgeschrägten Stifte 6 gestattet
                              									an dem Hebel vorüberzugehen, ohne die Lage des erwähnten Einfallstiftes zu stören,
                              									und dennoch beim Zurückziehen des Hahns dem Stifte 6 ein Hinderniß darbietet. Diese
                              									Bewegung macht den Kammerncylinder frei. So lange der Hahn in Ruhe ist, läßt sich
                              									der Cylinder zum Behuf des Ladens frei um seine Achse drehen; wenn aber der Stift an
                              									dem Ende des Hebels vorübergegangen ist, so drückt die Feder m den Einfallstift des Hebels in seine absperrende Lage. Das vollständige
                              									Spannen des Hahns hebt den Sperrkegel i, welcher, in die
                              									Sperrzähne des Cylinders greifend, diesen um einen Zahn dreht und eine geladene
                              									Kammer mit dem Lauf in eine Linie bringt; und so gelangt bei jedesmaligem Spannen
                              									des Hahns eine Kammer um die andere in die Richtung des Laufs. Damit der
                              									Einfallstift des Hebels l sich um so sicherer in die
                              									Vertiefungen 5,5 lege und den Kammerncylinder während des Abfeuerns festhalte, wird
                              									er durch eine kleine Rinne in die Vertiefung geleitet. Um die Verunreinigung der
                              									Spindel und des Cylinders zu verhüten, ist an der Spindel, wie Fig. 17 zeigt, eine
                              									schraubenförmige Rinne angebracht, deren Kanten den Durchgang des Pulverdampfs
                              									zwischen dem Cylinder und der Spindel wirksamer verhüten, als wenn die ganze
                              									Peripherie der Spindel mit dem Kammerncylinder in Berührung wäre. Diese Ränder
                              									schaben zugleich während der Drehung des Cylinders die in der Höhlung des letzteren
                              									sich absetzenden Substanzen ab und sammeln sie in den Rinnen. Auf diese Weise werden
                              									die sich berührenden Oberflächen rein erhalten, so daß sich der Kammerncylinder,
                              									welcher sonst nach wenigen Schüssen schmutzig und einer weiteren Drehung unfähig
                              									würde, lange Zeit, ohne der Reinigung zu bedürfen, frei um seine Achse drehen
                              									läßt.
                           Fig. 22 stellt
                              									eine mit dem drehbaren Kammerncylinder ausgestattete Muskete in der Seitenansicht,
                              										Fig. 23
                              									im Grundrisse dar. In diesem Fall ist der Ladekolben seitwärts vom Lauf anstatt
                              									unterhalb desselben angebracht. a ist ein seitwärts vom
                              									Laufe hervorragender Träger; mit diesem ist ein Hebel b
                              									durch einen Stift 1 verbunden. c ist der Kolben, welcher
                              									ungefähr in der Mitte seiner Länge mit einem Gelenk 2  versehen ist; mit seinem einen
                              									gabelförmigen Ende umfaßt er den Hebel b, mit welchem er
                              									durch einen Bolzen 3 verbunden ist. Das cylindrische Ende des Ladekolbens lauft
                              									zwischen den Leitstiften 4, 4. d ist ein an den Kolben
                              										c genieteter Federhaken, welcher, wenn der Hebel b in einer zum Laufe parallelen Lage sich befindet, in
                              									einen Einschnitt des Trägers a greift. Mit Hülfe dieser
                              									Feder wird die Ladevorrichtung, so lange sie außer Gebrauch ist, in der Fig. 22
                              									dargestellten Lage gehalten. Zieht man jedoch den Hebel in die Lage, wie sie Fig. 23
                              									darstellt, so löst sich der Federhaken sogleich von dem Einschnitte aus.
                           
                        
                     
                  
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