| Titel: | Ueber die Erzeugung schmiedeiserner Röhren zu Gasleitungen und für die Zwecke des Telegraphenbaues. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XXII., S. 117 | 
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                        XXII.
                        Ueber die Erzeugung schmiedeiserner Röhren zu
                           								Gasleitungen und für die Zwecke des Telegraphenbaues.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Ueber die Erzeugung schmiedeiserner Röhren zu Gasleitungen
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Bisher begnügte man sich die mit geschwefelter Gutta-percha iselirten
                              									kupfernen Telegraphen-Drähte mindestens 2 Fuß tief mit Erde bedeckt zu legen,
                              									und nur wo dieß nicht geschehen kann, z. B. beim Uebergang über Brücken, beim
                              									Einführen der Drähte in die Stationszimmer etc. beschützte man die Drähte durch
                              									eiserne Röhren vor äußerer Beschädigung. In der letzten Zeit hat man sich bei den
                              									unterirdischen Telegraphen-Leitungen in Oesterreich nicht mehr darauf
                              									beschränkt, die isolirten Drähte einfach in die Erde zu legen, sondern sie werden
                              									durch gemauerte Canäle aus eigens hiezu gebrannten Ziegeln geschützt.
                           Hr. Amedée Demarteau spricht sich in der unter seiner
                              									Redaction erscheinenden Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines,
                              									1850 Nr. 9, dahin aus, daß die Zeit nicht fern seyn dürfte, wo diese gemauerten
                              									Canäle durch die Anwendung schmiedeiserner Röhren, namentlich längs Eisenbahnen,
                              									verdrängt werden, sobald letztere im Inlande um angemessene Preise erzeugt werden.
                              									Längs den Eisenbahnen hält er das Legen der unterirdischen Telegraphen in eisernen
                              									Röhren anstatt in gemauerten Can?len für dringlich; denn
                              									durch diese geschützt, brauchen die Drähte nicht so tief gelegt zu werden als man es
                              									gegenwärtig thut; durch das Ausheben 2½ Fuß tiefer und 12 bis 15 Zoll breiter
                              									Gräben zwischen den doppelten, oder links oder rechts von den einfachen Bahngeleisen
                              									können, wenn auch selten, selbst wenn die Erde wieder fest eingestampft wird,
                              									besonders wo hohe Aufdämmungen vorkommen, theilweise Setzungen des Oberbaues
                              									eintreten; Oberbaureparaturen können trotz der strengsten Aufsicht die Leitungen
                              									gefährden; endlich dürfte sich die Feuchtigkeit in diese mit minder compactem
                              									Erdreich ausgefüllten Gräben setzen und ebenfalls Unvorhergesehenes, sowohl  für den Oberbau als für
                              									die Leitung selbst, herbeiführen. — Sind die Drähte durch eiserne, biegsame
                              									Röhren geschützt, so braucht man sie bloß in eine seichte, schmale Rinne zu legen,
                              									dann mit einer fest gestampften Erdschichte zu überdecken, und die
                              									Wahrscheinlichkeit der erwähnten Uebelstände ist gänzlich beseitigt.
                           Die zu Gasleitungen sowie zur Aufnahme der mit Gutta-percha überzogenen Drähte
                              									gebräuchlichen schmiedeisernen Röhren werden gegenwärtig meistens aus Birmingham
                              									bezogen; man bedient sich dort zu ihrer Fabrication folgender Maschinen, welche Hr.
                              									Th. Böhm in München im „Kunst- und
                                 										Gewerbeblatt für Bayern“ Septbr. 1849, S. 549 mitgetheilt hat.
                           Fig. 24 gibt
                              									die Ansicht der Biegmaschine von oben und Fig. 25 dieselbe von der
                              									Seite.
                           a, a, a, a ist eine circa 5 Fuß lange horizontale ebene Bahn mit der Rinne e, welche das Gesenk bildet, in welchem die parallel
                              									zugeschnittenen Platinen heiß eingelegt, durch den mit dem Hebel b, b verbundenen Drücker f zuerst ihrer ganzen Länge nach in einen Halbzirkel
                              									gebogen und sodann zwischen den beiden Flächen g, h vollends in die Form eines Rohres rund
                              									zusammengedrückt werden, indem bei jeder Umdrehung der excentrischen Scheibe d der Hebelarm b gehoben und
                              									hiedurch der Druck zwischen e, f und g, h
                              									bewerkstelligt wird.
                           Die auf diese Weise zusammengebogenen Röhren kommen hierauf in einen Flammofen, worin
                              									sie bis zur vollkommenen Schweißhitze gebracht werden.
                           Hierauf müssen sie, möglichst schnell durch die Walzen Fig. 26 gehend und
                              									hiedurch an ihren Kanten zusammengedrückt, aneinander geschweißt werden.
                           Die durch Kammräder b, c
                              									verbundenen Walzen A, B sind
                              									gleich jenen zum Walzen von Rundeisen halbkreisförmig eingedreht, nur mit dem
                              									Unterschiede, daß das erste der zwischen den beiden
                              									Walzen sich bildenden Löcher nicht vollkommen
                                 									kreisförmig, sondern wie in Fig. 27, a, ersichtlich, ein wenig von oben und unten gedrückt
                              									erscheint, wodurch die etwas emporragenden Kanten des Rohres b stärker aneinander gedrückt werden.
                           Zwischen den an Größe abnehmenden Oeffnungen d, e, f stecken die Dorne g, g, g, über welche die Röhren während ihres Durchgehens durch die Walzen zugleich gezogen werden.
                           
                           In der Seitenansicht Fig. 28 erscheinen diese Dorne g, g ihrer ganzen Länge nach von vorne mit den
                              									olivenförmigen Kolben zwischen den Walzen liegend, und von hinten, durch die Löcher
                              									einer Brüstung gehend, an diese mittelst eines Ansatzes angestemmt. Wohl zu bemerken
                              									ist hiebei, daß die dickste Stelle des Kolbens etwa zwei Linien außerhalb der senkrechten Diametrallinie z, z der Walzen oder des
                              									engsten Punktes gestellt seyn muß, denn wenn das Rohr h
                              									über die Spitze des Dornes zwischen die Walzen gesteckt wird, so hat es bei der
                              									Durchschnittslinie z, z
                              									ankommend, die dickste Stelle x des Kolbens bereits
                              									überschritten und wird deßhalb von den Walzen leicht vollends durchgezogen, während
                              									es stecken bleiben würde, wenn der dickste Theil des Kolbens sich mitten zwischen
                              									den Walzen befände.
                           Beim ersten Durchgehen des Rohres durch die Walzen muß es vollkommen geschweißt seyn,
                              									und da es hierauf an den Dorn zwischen den Walzen und der hinteren Brüstung hängen
                              									bleibt, so wird durch einen Schlag mit dem Hammer auf das hintere, über die Brüstung
                              									hinausragende Ende des Dornes g dieser durch das Rohr
                              									und die Walzen hinausgeschleudert, worauf das Rohr durch das zweite Loch e und endlich in gleicher Weise durch das dritte Loch
                              										f gelassen wird und vollkommen glatt, gleich und
                              									rund erscheint. Ein sehr rasches Zusammenwirken der Arbeiter ist bei diesem
                              									Walzproceß eine Hauptsache, damit das Rohr nicht Zeit zum Erkalten hat.
                           Die noch rothwarmen Röhren werden hierauf zwischen zwei flachen Platten ganz gerade
                              									gewalkt und endlich mittelst einer Circularsäge an beiden Enden rechtwinkelig
                              									abgeschnitten.
                           Braucht man längere Röhren, so werden sie auf folgende Weise durch Zusammenschweißen
                              									erhalten:
                           k, k in Fig. 29 und 30 bilden in
                              									der Mitte einen Amboß oder die untere Hälfte eines Gesenkes, während der Hammer
                              									dessen obere Hälfte bildet. Werden nun die beiden zur Schweißhitze gebrachten Enden
                              										p, q der Röhren in dem
                              									Gesenk mittelst eines Hammerschlages gegen einander gestoßen, während zugleich auf
                              									den Hammer i geschlagen wird, so erfolgt die Schweißung,
                              									und nach ein paar Umdrehungen unter wiederholten Schlägen auf i erscheint das nun verlängerte Rohr glatt und rein an der geschweißten
                              									Stelle.
                           Die Kugel n am hinteren Theil des Hammers dient zur
                              									schnellen Hebung desselben nach jedem Schlage.
                           
                           Die Röhren, welche jetzt allgemein verwendet werden, haben 11 bis 12 engl. Fuß Länge,
                              									sind 1 Zoll weit, sehr stark von Eisen und lassen sich kalt ganz gut biegen. Der
                              									englische laufende Fuß dieser Röhren kostet franco
                              									Hamburg 5 Schilling Courant oder 13½ kr.
                           
                        
                     
                  
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