| Titel: | Einfaches Verfahren um die Menge des kohlensauren Kalks in dem Mergel zu bestimmen, welcher zur Bodenverbesserung angewandt wird; von Ed. Guéranger. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. XXXI., S. 149 | 
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                        XXXI.
                        Einfaches Verfahren um die Menge des kohlensauren
                           								Kalks in dem Mergel zu bestimmen, welcher zur Bodenverbesserung angewandt wird; von
                           									Ed.
                              								Guéranger.
                        Aus dem Journal de Chimie médicale, Mai 1850, S.
                              									260.
                        Guéranger, Verfahren die Menge des kohlensauren Kalks in dem Mergel
                           								zu bestimmen.
                        
                     
                        
                           Wenn dem Boden Mergel oder überhaupt ein kalkhaltiger Körper zu seiner Verbesserung
                              									zugesetzt wird, so ist es wichtig zu wissen, wie viel kohlensauren Kalk derselbe
                              									enthält. Die deßhalb anzustellende Analyse ist nicht schwierig, aber dennoch trifft
                              									man selten einen Landwirth, welcher sich damit befassen kann. Ich habe mich daher
                              									bemüht, das Verfahren möglichst einfach zu machen.
                           Ich wäge 20 Gramme käufliche Salzsäure ab, setze ihr 40 Gr. Wasser zu und mache aus
                              									dem Ganzen zwei gleiche Theile von 30  Gr., welche ich in zwei Trinkgläser schütte. In das eine
                              									derselben bringe ich 5 Gr. von dem zu analysirenden, gut ausgetrockneten Mergel; in
                              									das andere ein Stückchen weißen Marmors, welcher, nachdem er auf einem eisernen
                              									Löffel über einer Weingeistlampe erhitzt wurde, genau abgewogen wird; sein Gewicht
                              									muß wenigstens zehn Gramme betragen.
                           Wenn nun das Aufbrausen in beiden Gläsern ganz aufgehört
                              									hat, nehme ich den Marmor heraus, wasche ihn unter einem Wasserstrahl aus und
                              									trockne ihn scharf über der Weingeistflamme; wäge ihn dann, um die Menge des
                              									aufgelösten Theils zu erfahren und bringe hierauf den Marmor in das den Mergel
                              									enthaltende Glas. Das Brausen beginnt nun von neuem, und wenn es ganz aufgehört hat,
                              									nehme ich den Marmor heraus, und wasche und trockne ihn wie vorher, um ihn dann zu
                              									wägen.
                           Hat nun der Marmor im ersten Glas 5,10 Gr. und im zweiten 1,70 verloren, so finde
                              									ich, da die zum Versuch angewandte Salzsäure 5,10 kohlensauren Kalks auflösen kann
                              									und nach ihrer Einwirkung auf den Mergel noch 1,70 kohlensauren Kalks zu ihrer
                              									vollkommenen Sättigung bedurfte, den Gehalt des Mergels an kohlensaurem Kalk durch
                              									die Formel: 5,10 - 1,70 = 3,40 für die 5 Gr. des probirten Mergels; oder für 100
                              									durch die Formel: 102 - 35 = 68, wornach der untersuchte Mergel 68 Procent
                              									kohlensauren Kalk enthält.
                           Der weiße Marmor ist in Werkstätten, wo er verarbeitet wird, als Abfall leicht zu
                              									erhalten. Auch kann man sich des in Uebergangsgebirgen so reichlich vorkommenden
                              									Kalkspaths bedienen.
                           Das Wesentliche dieses Verfahrens ist, daß der von der Säure nicht angegriffene
                              									pulverige Rückstand nicht erst gesammelt, ausgewaschen und getrocknet zu werden
                              									braucht, daß Trichter und Filter unnöthig werden, und daß es nur wenig Zeit, etwa
                              									zwei Stunden erfordert. Zwei Gläser und eine genaue kleine Waage bilden den ganzen
                              									Apparat.
                           Allerdings wird der Gehalt an den so wichtigen phosphorsauren Salzen durch dieses
                              									Verfahren nicht ermittelt; es ist aber für den Oekonomen schon sehr vortheilhaft
                              									bloß den Kalkgehalt des Mergels zu erfahren, so daß er nicht mehr auf die empirische
                              									Beurtheilung durch Farbe und Gefühl beschränkt ist.
                           Der von der Säure nicht angegriffene Rückstand bleibt im Glase; man kann also
                              									untersuchen ob er aus Sand oder Thonerde, oder aus  beiden besteht. Wenn Bittererde
                              									im Mergel enthalten ist, so würde sie bei diesem Verfahren als Kalk bestimmt; dieß
                              									ist aber ein seltener Fall, auch sind die bittererdehaltigen Kalksteine leicht zu
                              									erkennen.
                           Das Verfahren, die während der Auflösung des Mergels in einer Säure entwickelte
                              									Kohlensäure durch den Gewichtsverlust zu bestimmen und daraus den kohlensauren Kalk
                              									zu berechnen, bietet dieselben Vortheile wie das beschriebene, und erspart das
                              									Sammeln des Niederschlags; es erfordert aber ziemlich starke und dabei sehr
                              									empfindliche Waagen.
                           Durch Anwendung einer Normalsäure hätte ich die Hälfte der Arbeit entbehrlich machen
                              									können; ich halte es aber für sicherer jedesmal den Gehalt der Säure zu ermitteln,
                              									weil das Verfahren ohnedieß so einfach ist; wenn man aber mehrere Analysen zugleich
                              									anzustellen hat, kann die Prüfung der Säure für alle dienen und dadurch Zeit erspart
                              									werden.