| Titel: | Ein neues Galvanometer zur Ergänzung des Oersted'schen Fundamentalversuchs, nebst einigen Bemerkungen über elektromagnetische Richtungs- und Drehungs-Verhältnisse; von Dr. Romershausen. | 
| Autor: | Romershausen | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXIV., S. 321 | 
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                        LXIV.
                        Ein neues Galvanometer zur Ergänzung des
                           								Oersted'schen Fundamentalversuchs, nebst einigen Bemerkungen über elektromagnetische
                           								Richtungs- und Drehungs-Verhältnisse; von Dr. Romershausen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Romershausen's neues Galvanometer.
                        
                     
                        
                           Da wir bereits mehrere der trefflichsten elektromagnetischen Meßapparate besitzen, so
                              									scheint die Angabe eines neuen höchst einfachen Instruments dieser Art etwas
                              									Ueberflüssiges zu seyn — indessen möchte es doch in Rücksicht auf einige
                              									eigenthümliche Leistungen nicht ganz ohne wissenschaftliches Interesse seyn. Bei der
                              									Kleinheit und besondern Aufhängungsweise seiner Magnetnadel ist die Einwirkung des
                              									galvanischen Stromes auf dieselbe vollkommener und umfassender, daher es wenigstens
                              									eben so empfindlich und weit bequemer und sicherer zu behandeln ist als das
                              									gewöhnliche Galvanometer mit astatischer Nadel. Sein Hauptvorzug beruht aber in dem
                              									Umstande, daß es den Oersted'schen Fundamentalversuch
                              									wesentlich ergänzt und uns einen sichern Fingerzeig gibt über das Wesen und die
                              									Bewegungs- und Richtungsverhältnisse der motivirenden Kräfte.
                           Die Vorrichtung ist in Fig. 1 in einem
                              									horizontalen Durchschnitt dargestellt, so daß wir in das Innere derselben sehen.
                           M, M ein gewöhnlicher Schweiger'scher Multiplicator. Die Drahtwindungen
                              									desselben sind von k aus rechts um gewunden. Die Spule
                              									ist von Kartenpappe und der innere vierseitige Raum nur so weit, daß sich die
                              									Magnetnadel m ohne Anstoß darin bewegen kann.
                           Die Magnetnadel Fig.
                                 										2 und 3 hat folgende eigenthümliche Einrichtung: Fig. 2 ist eine
                              									Seitenansicht derselben und Fig. 3 die Ansicht von
                              									oben.
                           
                           m d n ein feiner Neusilberdraht. In der Mitte der Biegung
                              									desselben bei d ist eine feine Stahlspitze angelöthet,
                              									welche in dem Achathütchen a höchst beweglich ruht. Bei
                              										m ist, wie Fig. 3 nachweist, die
                              									kleine, aus einer feinen Stahlnadel bestehende und etwa 6 Par. Linien lange
                              									Magnetnadel s n angelöthet. Die Polarme S und N sind vollkommen
                              									equilibrirt uud das Ganze so leicht als möglich gearbeitet.
                           Diese Magnetnadel hat außerhalb des Multiplicators Fig. 1 in dem Achathütchen
                              									bei d ihren Stütz- und Drehpunkt, und dieses
                              									bildet zugleich den Mittelpunkt des unterhalb angebrachten graduirten Kreisbogens
                              										por, auf welchem der
                              									Zeigerdraht d n die Abweichung der Nadel in umgekehrter
                              									Richtung angibt.
                           In Fig. 1 liegt
                              									die Längenrichtung, also der Lauf der Drahtwindungen und des galvanischen Stromes,
                              									genau im magnetischen Meridian und mit demselben also auch parallel die Magnetnadel
                              										s n, der Zeigerdraht d n
                              									zeigt daher auf 0.
                           Das Ganze ist in einem flachen Kästchen mit Glasdeckel eingeschlossen und mit
                              									Fußschrauben zur Horizontalstellung versehen.
                           Dieses Galvanometer kann zwar in beliebiger Größe angefertigt werden, indessen ist
                              									dieselbe doch bedingt durch das in Beziehung auf den Stützpunkt der Nadel d nothwendige Gleichgewicht der Arme d m un d d n. Der Radius des
                              									Kreisbogens por des mir
                              									vorliegenden Instruments hält 7″ 6′″ Par. Maaß.
                           Versuche und Erscheinungen.
                           Die Lage des Apparats sey die, wie sie Fig. 1 angibt, wobei sich
                              									also die Magnetnadel m ruhig in der Richtung des
                              									magnetischen Meridians befindet und der Zeiger d n auf 0
                              									steht.
                           Wird jetzt der Multiplicator so in die Strömung des kleinsten einfachen
                              									Zink-Kupfer-Elements eingeschaltet, daß der Strom auf der Südseite bei
                              										+k in die Rechtswindung desselben ein- und
                              									bei z austritt, so wird der Nordpol der Nadel,
                              									gleichförmig wie bei dem Oersted'schen
                              									Fundamentalversuch, von Nord nach West abgelenkt, wie dieses die Lage derselben I angibt. Sie wird dabei nach Verhältniß der Stromstärke
                              									mehr oder weniger aus dem Multiplicator herausgeworfen, wobei ihr aber die
                              									Rückschwingung in das Innere desselben ungehindert gestattet ist.
                           Ueberschreiten aber diese Rückschwingungen der Nadel auf der Südseite des
                              									Multiplicators den 45°, so wird dieselbe plötzlich gewaltsam herausgeworfen.
                              									Sie wird zugleich bei constanter Strömung in der  Lage II so fest gehalten, daß ihr nicht die geringste Rückschwingung in das
                              									Innere des Multiplicators gestattet ist.
                           Wird die Stromrichtung gewechselt, so daß sie auf der Nordseite des Multiplicators
                              									ein- und auf der Südseite austritt, so erfolgen sämmtliche Erscheinungen
                              									umgekehrt.
                           Betrachten wir diese Erscheinungen aus dem Gesichtspunkte des um den
                              									Elektromagnetismus hochverdienten Ampère, so möchten sie
                              									schwerlich in seiner Theorie eine genügende Erklärung finden. Diese ist zwar dem Oersted'schen Fundamentalversuch, wie überhaupt den
                              									meisten elektromagnetischen Thatsachen angepaßt, allein der hier vorliegende
                              									einfache Versuch und mehrere andere verwickeltere Anomalien zeigen doch offenbar
                              									ihre Unzulänglichkeit, denn:
                           Fig. 4, kopz sey eine von k nach o hin- und von
                              										p nach z zurücklaufende
                              									Windung des ganz in dem Sinne von Fig. 1 im magnetischen
                              									Meridian liegenden Multiplicators. Der Strom lauft also, wie die Pfeile zeigen,
                              									oberhalb von Süd nach Nord und unterhalb in entgegengesetzter Richtung und völlig
                              									gleicher Kraft zurück. Diese elektrische Strömung ist nach Ampère geradlinig und ihre in nahem Parallelismus sich begegnenden
                              									Atmosphären müssen daher nothwendig in der mittleren Berührungslinie gegenseitig
                              									reagiren.
                           m ist eine in der Mitte des Multiplicators schwebende Ampère'sche Magnetnadel mit ihren rastlosen elektrischen
                              									Kreisströmchen, deren Drehung vom Südpol aus gesehen rechtsum ist, wie dieses die
                              									kleinen Pfeile bezeichnen. Der Stütz- und Drehpunkt der Nadel ist auch hier,
                              									wie oben angegeben, bei d außerhalb des
                              									Multiplicators.
                           Ob nun gleich das Bewegungsmoment gleicher direct und linear entgegengesetzter Ströme
                              									= 0, indem sie sich abstoßen, sich also jedenfalls in ihrer noch parallelen Lage,
                              									dem Begriff des Multiplicators zuwider schwächen müssen, so entspricht doch diese,
                              									durch die Pfeile k o und p z
                              									angezeigte, entgegengesetzte galvanische Strömung ganz dem Oersted'schen Fundamentalversuch — unter der
                                 										Bedingung — daß die Magnetnadel wie gewöhnlich innerhalb des
                              									Multiplicators bei m ihren Stütz- und Drehpunkt
                              									hat. Denn die rechtsumlaufenden elektrischen Kreisströmchen der um den Punkt m drehbaren Nadel, motiviren dieselbe zur Herstellung
                              									einer oben mit k o und unten mit p z gleichlaufenden Stromrichtung sich um 90° zu drehen —
                              									sich also senkrecht auf die Ströme des Multiplicators zu stellen. Diese Stellung
                              									macht Fig. 5
                              									an einem senkrechten und vergrößerten Durchschnitt der so weit  abgelenkten Nadel m anschaulich. Die. Kreisströmchen derselben haben nun
                              									gleiche Richtung mit o k und p
                                 										z, und der Nordpol der Nadel ist nach West gerichtet, wie dieses der
                              									Versuch verlangt.
                           Ein ganz anderes Verhältniß tritt aber ein, wenn der Drehpunkt der Nadel, wie bei
                              									meinem Galvanometer, außerhalb des Multiplicators in d
                              									liegt, Fig.
                                 									4.
                           Eine Drehung der Ampère'schen Nadel um die Achse m ist jetzt nicht möglich — aber eben so wenig
                              									die oben dargestellte fortschreitende Bewegung von Nord nach West. Denn:
                           Die obere, nach Ampère geradlinige galvanische Strömung
                              										k o treibt die auf derselben senkrecht stehenden
                              									Kreisströmchen der Nadel mit völlig gleicher Kraft nach N hin, wie die untere entgegengesetzte p z sie
                              									unter gleichen Verhältnissen nach S hin treibt. Es müßte
                              									daher nothwendig Stillstand erfolgen, wie dieses auch wirklich der Fall ist, wenn
                              									wir meine Nadel in geradliniger Richtung mit dem Zeigerdraht, also den
                              									Kreisströmchen entsprechend, senkrecht auf die Multiplicator-Windung
                              									anbringen. Richten wir jetzt die Vorrichtung so, daß die Nadel ruhig im Meridian
                              									liegt, so bleibt dieselbe bei dem Eintritt des galvanischen Stroms, außer einem
                              									geringen Zittern, vollkommen ruhig. Es leuchtet daher ein, daß bei obigen
                              									Erscheinungen eine andere Einwirkung der bewegenden Kraft thätig seyn muß als die
                              										Ampère'schen Kreisströmchen, deren wunderbares, allen
                              									bekannten Eigenschaften der Elektricität widersprechendes Wesen und rastlose nach
                              									außen hin wirkende Rotation um so weniger erklärlich sind, da ihre wirkliche
                              									Existenz uns in Stand setzen würde, das seither vergeblich gesuchte perpetuum mobile durch eine einfache Vorrichtung ins
                              									Leben zu rufen.
                           Wenn es mir nun gestattet ist, eine sowohl den vorliegenden, als allen andern seither
                              									bekannt gewordenen elektromagnetischen Erscheinungen und Thatsachen consequent
                              									entsprechende Erklärung hier auszusprechen — so muß ich zu besserm
                              									Verständniß einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken.
                           I. Die Richtungs- und
                                 										Drehungsverhältnisse der betreffenden Agentien.
                           Hierüber scheinen noch immer differente und daher verwirrende Ansichten zu herrschen.
                              									Da die dynamische Wirksamkeit der Naturkräfte für unsere Sinne nur insofern
                              									erkennbar ist, als sich ihr Product durch Veränderung räumlicher Erscheinungen
                              									darstellt — so ist es für die Forschung zunächst vorzüglich wichtig, daß wir
                              									die wahre und wirkliche 
                              									Bewegung und Richtung dieser Kräfte eben so sorgfältig wie der Astronom, von der
                              									bloß scheinbaren unterscheiden.
                           Die Richtung der fortschreitenden Bewegung einer Kraft ist entweder geradlinig,
                              									wellenförmig oder krummlinig — letztere entweder kreisförmig in sich selbst
                              									zurückkehrend oder spiralförmig vorschreitend.
                           Bei Beobachtung dieser Richtungsverhältnisse ist nun vor Allem erforderlich, daß wir
                              									den Eintritts- und Austrittspunkt der Kraft in die Linie der Bewegung im Auge
                              									behalten. Wir wollen uns daher bei dieser Untersuchung die Elemente der in Bewegung
                              									gesetzten Agentien unter dem Bilde kleiner, an einander gereihter Pfeile a b vorstellen, Fig. 6. Wir bezeichnen
                              									dabei a als den Punkt der Anhäufung oder Spannung der
                              									Kraft mit (+) und nennen ihn einstweilen den Eingangspunkt in die Linie der
                              									Bewegung, b hingegen als den Punkt des verhältnißmäßigen
                              									Mangels oder der geringern Spannung mit (-) und nennen ihn den Ausgangspunkt der in
                              									Bewegung befindlichen Kraft. Es ist alsdann einleuchtend, daß wenn sich die Elemente
                              									zweier in Bewegung gesetzter Agentien in entgegengesetzter Richtung begegnen, wie
                              										M und E, der
                              									beiderseitige Angriffspunkt (b-) ist.
                           Wenn auch diese Bezeichnung vielleicht nicht ganz passend ist, so muß ich mich doch
                              									derselben einstweilen bedienen, um in der folgenden Erörterung verständlich zu
                              									seyn.
                           Bei der kreis- und spiralförmigen Bewegung ist nun zugleich die Richtung von
                              									der Rechten zur Linken und umgekehrt von der Linken zur Rechten zu beachten. Eine
                              									vor uns liegende, von der linken Hand ausgehende und zur Rechten hinlaufende gerade
                              									Linie bezeichnet vollkommen die Richtung Rechts —
                              									und ebenso eine von der Rechten zur Linken vorschreitende gerade Linie den Begriff
                              										Links. — Wenn wir dieses im Auge behalten, so
                              									bedürfen auch bei der kreis- und spiralförmigen Bewegung die Richtungen
                              									Rechtsum und Linksum keiner weitern Erörterung, da ohnehin Jedermann eine
                              									rechtsgewundene Schraube von einer linksgewundenen zu unterscheiden weiß. Um aber in
                              									dieser Beziehung über die eigenthümliche und wahre
                                 										Bewegung der Agentien richtige und feste Bestimmungen zu erlangen, müssen
                              									wir stets den Eingangspunkt (+) und den Ausgangs- oder Angreifspunkt (-) in
                              									die Linie der Bewegung, genau unterscheiden. Ein Beispiel wird dieses erläutern:
                           Der Zeiger einer horizontal vor uns liegenden Taschenuhr bewegt sich rechtsum. Dieses
                              									ist aber in Beziehung auf die ihn von innen heraus zunächst bewegende Kraft gerade
                              									umgekehrt. Die wahre Bewegungsrichtung dieser Kraft ist offenbar linksum. Dieses
                              									leuchtet  sogleich ein,
                              									wenn wir den Eingangspunkt derselben vom + zum - hin, also von unten nach oben, ins
                              									Auge fassen.
                           Bei der Dynamik der Naturkräfte ist es uns aber lediglich um die Erforschung ihrer
                              										wahren and nicht ihrer scheinbaren Bewegung zu thun. Wenn daher ein hochachtbarer und um
                              									elektromagnetische Forschungen hochverdienter Gelehrter in einer neuerdings
                              									erschienenen Abhandlung über elektromagnetische Bewegungs- und
                              									Drehungsverhältnisse sagt:
                           
                              „Es dreht sich eine Schraube (woran Faraday öfters zum Verständniß erinnert) rechtsum, wenn dieselbe von
                                 										oben eingeschraubt wird, d. h. der Schraubenkopf oben ist — aber linksum,
                                 										wenn er unten ist, oder wenn von unten die Schraube eingeschraubt
                                 										wird,“
                              
                           so möchte dieses wohl zu bedeutenden Mißverständnissen
                              									Veranlassung geben, denn jede Schraube behält sowohl oben als unten dieselbe ihr vom
                              									Verfertiger gegebene Windung — und eben so muß auch die Kraft, welche sie
                              									einschraubt, allenthalben die dieser Windung entsprechende Richtung haben. Ist es z.
                              									B. ein rechtsgewundener Bohrer, so ist die Kraft, welche ihn einschraubt, sowohl
                              									oben, wie unten oder seitwärts, überall rechtsum
                              									gerichtet, und eine linksum gerichtete Kraft ist nicht im Stande ihn einzuschrauben.
                              									Wenn wir allerdings die oben hervortretende Spitze des von unten rechtsum
                              									eingeschraubten Bohrers von oben betrachten (also am Ausgangspunkt der Kraft), so
                              									bewegt sich diese Spitze scheinbar linksum. Die Forschung im Gebiete der Naturkräfte
                              									fordert nun aber unbedingt zunächst die Beobachtung der wahren und wirklichen Bewegungs- und
                              									Richtungsverhältnisse derselben — und diese bleiben immer dieselben, wie die
                              									unwandelbare Windung einer bestimmten Schraube; wenn sie auch unter besondern
                              									Umständen, wie bei dem rückwärts herauszuschraubenden Bohrer, in die
                              									entgegengesetzten verwandelt erscheinen.
                           In dieser Verwechslung der wahren und scheinbaren Bewegung liegt offenbar der Grund
                              									so mancher differenten Ansichten. Namentlich zeigen sich diese Verwechslungen in den
                              									interessanten Versuchen, wo Flüssigkeiten durch elektromagnetische Strömungen in
                              									rotirende Bewegung gesetzt werden. Hier gilt ganz dasselbe, was oben bei dem Bohrer
                              									bemerkt wurde. Es zeigen sich in Folge des Eingangs der bewegenden Kraft einmal von
                              									oben nach unten und sodann von unten nach oben, zwei scheinbar entgegengesetzte
                              									Bewegungen, obgleich offenbar die Drehung der von oben eintretenden Kraft ganz
                              									dieselbe ist wie die der von unten nach oben zurückkehrenden Kraft etc.
                           
                           II. Das Wesen und die Bewegungs- und
                                 										Richtungsverhältnisse des Magnetismus und der Elektricität als selbstständiger
                                 										Kräfte.
                           Obgleich bei dem jetzigen Standpunkte der Naturforschung eine Vermehrung der
                              									vielfachen elektromagnetischen Theorien wenig Anklang finden möchte, so sehe ich
                              									mich doch genöthigt, zum Verständniß der folgenden Erörterung meine Ansicht über das
                              									Wesen und die dynamische Reaction des Magnetismus und der Elektricität in wenigen
                              									Worten auszusprechen.Der Hauptsache nach habe ich zwar diese meine Ansicht bereits in den
                                    											Schriften: Der dynamische Antagonismus, Halle
                                    											1846, und die magnetoelektrische
                                       												Rotationsmaschine etc., Halle 1847, mitgetheilt, indessen ist
                                    											dieselbe bei der damals noch unvollkommenen Darstellung unbeachtet
                                    											geblieben, und ich bin eben jetzt mit einer umfassenden Bearbeitung dieses
                                    											Gegenstandes beschäftigt, aus welcher ich einstweilen die hier folgenden
                                    											Hauptsätze entlehne.
                           Nach sichern, auch durch die neuesten Entdeckungen bestätigten Erfahrungen sind in
                              									allen körperlichen Substanzen nach Verhältniß ihrer specifischen Capacität, die
                              									Agentien der Wärme, der Elektricität, des Magnetismus etc. vorhanden. Sie sind es,
                              									welche Leben und Thätigkeit in die Processe der an sich todten Materie bringen. Ob
                              									nun gleich die Wärme hiebei als ein Hauptfactor auftritt, so beschränken wir uns
                              									doch hier zu vorliegendem Zweck einstweilen auf Elektricität und Magnetismus.
                           a) Der Magnetismus ist eine dem Raume und allen Körpern
                              									nach Verhältniß ihrer magnetischen Capacität inwohnende und alles durchdringende
                              									Kraft. Wir bezeichnen, dem Begriff der Polarität entsprechend, die feinsten
                              									magnetischen Elemente durch den unwandelbaren Anschluß kleiner Pfeile Fig. 6, M. Ob nun gleich die starrelastische Spannung dieser
                              									Elemente beide Pole derselben gleichmäßig motivirt, so wollen wir dieselbe doch aus
                              									später einleuchtenden Gründen einstweilen als von Süd nach Nord gerichtet annehmen.
                              									Wir bezeichnen daher den Südpol als Eintrittspunkt dieser Spannung mit (+) und den
                              									Nordpol als Ausgangs- oder Angriffspunkt derselben mit (-). Im Raume, wie
                              									überhaupt in allen Körpern, wo eine eigenthümliche Coercitivkraft die Lage dieser
                              									magnetischen Elemente nicht mehr oder weniger polarisch firirt, folgen dieselben der
                              									linearen Richtung des magnetischen Meridians, welche Lage wir diesen Körpern auch
                              									gegen diese Richtung geben mögen.
                           
                           Den Erdkörper selbst können wir uns demnach als einen großen Magnet mit fixer
                              									Polarität denken und uns seine magnetischen Verhältnisse, abgesehen von den durch
                              									die Kugelform veranlaßten Erscheinungen, der Hauptsache nach durch einen kräftigen
                              									im magnetischen Meridian liegenden Magnetstab Fig. 7 versinnlichen.
                           Sowohl der Südpol der Erde (+) als auch der Südpol der Magnetnadel (+) sind wirkliche
                              									Südpole, und ebenso auch die Nordpole (-) derselben, d. h. sie haben, ungeachtet
                              									ihrer entgegengesetzten Richtung, gleiche Polarität. Dieses leuchtet ein, wenn wir
                              									uns, wie bei A und B, die
                              									bewegliche Magnetnadel m in linearer Richtung außerhalb
                              									der Erdpole, wie hier vor den Polen des Stabes denken. Daß sich auf der Oberfläche
                              									der Erde der - Pol der Magnetnadel (wie hier überall auf den Seitenflächen des
                              									Stabes, z. B. bei C) dem + Pol der Erde zuwendet, liegt
                              									lediglich in dem nothwendigen und überall auftretenden Anschluß der unwandelbar
                              									fixirten Elemente der allein beweglichen Magnetnadel von + zum - und umgekehrt. Ohne
                              									diesen Kreisschluß einer magnetischen Curve im Weltraum ist ohnehin eine polarisch
                              									verknüpfende Spannung rücksichtlich der alsdann nicht motivirten Endglieder nicht
                              									denkbar. Dieser magnetische Kreisschluß (+ und -) zeigt sich nun auch allenthalben
                              									anziehend und abstoßend in den elektromagnetischen Erscheinungen.
                           b) Die Elektricität ist eine ähnliche allen Körpern nach
                              									Verhältniß ihrer Capacität inwohnende höchst bewegliche Kraft. Sie hat aber keine an
                              									eine bestimmte Richtung im Weltraum gebundene Polarität, sondern strömt stets zu
                              									Herstellung des relativen Gleichgewichts vom Punkte der Anhäufung (+) zu dem des
                              									verhältnißmaßigen Mangels (-) hin, sie erscheint also in dieser Beziehung ebenfalls
                              									polarisirt. Wir können uns demnach die elektrischen Elemente eben so durch den
                              									Anschluß kleiner Pfeile Fig. 6 versinnlichen; sie
                              									fordern alsdann eben so wie der Magnetismus den erwähnten Kreisschluß.
                           Während der Magnetismus alle Körper ungehindert durchdringt, ist dieses bei der
                              									Elektricität durch die verschiedene Leitungsfähigkeit und isolirenden Eigenschaften
                              									der Körper mehr oder weniger beschränkt.
                           Kein Körper kann ohne Zerstörung seiner Structur ein seine specifische Capacität
                              									bedeutend übersteigendes Maaß der Elektricität in seinem Innern aufnehmen. Die
                              									Ueberladung tritt daher als eine die Oberfläche umgebende elektrische Atmosphäre
                              									oder Umwallung auf. Diese Umwallung ist bei isolirten Körpern
                              									peripherisch-stagnirend und bei vorhandener Leitung strömend vom + zum - hin.
                              									Im letztern Falle 
                              									finden die in dem Leiter vordringenden elektrischen Elemente in der vorliegenden
                              									noch ruhenden Ladung einen geringern oder größern Widerstand, wie dieses das Ohm'sche Gesetz näher bezeichnet. Die Umwallung der
                              									höchst beweglichen Elemente erhält daher bei ihrem Vorschreiten eine nach Verhältniß
                              									der Stromstärke mehr oder minder gestreckte spiralförmige Wirbelbewegung um den
                              									Leiter, doch ist dieselbe bei unsern künstlichen Elektricitätserregungen
                              									wahrscheinlich eine sehr enge, der parallelen Kreisbewegung sich annähernde. Die
                              									Richtung dieser Spiralbewegung ist nach allgemeinen sichern Erfahrungen vom + zum -
                              									hin stets rechtsum gerichtet.Diese Rechtsdrehung des elektrischen Stromes bestätigen uns nicht allein
                                    											sämmtliche experimentelle elektromagnetische Erscheinungen, sondern auch
                                    											mehrere Thatsachen der Natur im Großen. Der mächtige vom Himmel zur Erde
                                    											gerichtete Blitzstrahl zeigt uns genau die Seitenansicht einer gestreckten
                                    											rechtsgewundenen Spirale, ebenso die Spuren desselben an senkrecht stehenden
                                    											Gegenständen (Bäumen etc.). Ferner bestätigen dieses die elektrischen
                                    											Wirbelwinde, Trompen, Wasserhosen etc. und neuerdings die vielseitigen
                                    											Erfahrungen bei elektrischen Telegraphen. So wurden z. B. zwischen Höcht und
                                    											Frankfurt 18 Träger des Leitungsdrahts durch eine mächtige elektrische
                                    											Entladung in einer solchen Spirallinie von mehreren Windungen zersplittert.
                                    											Mehrere derselben waren sogar rechtsum, in der
                                    											Richtung von Oft nach Süd, um ihre Achse gedreht. Ebenso wurden durch eine
                                    											solche elektrische Strömung an mehreren Orten und neuerdings unweit
                                    											Braunschweig aus den schlichtspanigen Trägern fingerdicke Späne in gleicher
                                    											Spiralform ausgesprengt u. s. w.
                           III. Die antagonistische Reaction des
                                 										Magnetismus und der Elektricität.
                           Im ruhigen Naturzustande befinden sich die den Körpern inwohnenden Agentien in einem
                              									gegenseitigen Gleichgewichtszustande, und alle Thätigkeiten der Natur sind dahin
                              									gerichtet diesen Zustand herzustellen wenn er gestört wurde. Diese Störung tritt
                              									aber ein, sobald eins dieser Agentien aufgeregt wird oder von außen her überwiegend
                              									auftritt — es verdrängt alsdann die ruhenden, das Gleichgewicht wird
                              									aufgehoben und es zeigen sich die eigenthümlichen Erscheinungen der dynamischen
                              									Reaction, diesem Belebungsprincip der todten Materie.
                           Wir haben bereits oben bemerkt, daß die Wärme, namentlich bei ihrem steten Wechsel in
                              									dem großen meteorologischen Processe, als Hauptagens dieser dynamischen Störungen
                              									auftritt — zu unserm vorliegenden Zweck beschränken wir uns aber hier auf die
                              									gegenseitigen reactionären Wirkungen der Elektricität und des Magnetismus.
                           Tritt die Elektricität in einem Körper überwiegend auf, so regt sie nicht allein die
                              									in demselben noch ruhenden elektrischen Elemente verdrängend  auf, sondern auch die
                              									magnetischen. Die stagnirende Elektricität überladener isolirter Körper ertheilt den
                              									verdrängten magnetischen Elementen die diesen Körpern entsprechende + oder -
                              									Richtung, womit diese alsdann auf andere ihnen genäherte Körper selbst durch die
                              									stärksten der Elektricität unzugänglichen Isolatoren hindurch einwirken und die
                              									verschiedenen Erscheinungen der Anziehung und Abstoßung veranlassen.
                           Die oben nachgewiesene nach außen tretende spiralförmige Wirbelbewegung der
                              									strömenden Elektricität reißt dagegen die verdrängten magnetischen Elemente mit in
                              									ihren Kreisschwung vom + zum - hin, ertheilt ihnen dieselbe Rechtsbewegung um den
                              									Leiter, und die magnetische Polarität hat also hier eine gleiche Richtung mit der
                              									elektrischen.
                           Tritt der Magnetismus überwiegend auf, so regt er ganz auf ähnliche Weise die noch
                              									ruhenden magnetischen Elemente, und in Folge dessen auch die elektrischen auf und
                              									setzt sie in eine seiner Polarität entsprechende Bewegung vom + zum - hin, wenn
                              									dieselben bei geeigneter Leitung local entweichen können.
                           In beiden Fällen ist nun auch an sich einleuchtend, daß wenn einer der erregten
                              									Körper frei beweglich und der andere fixirt ist — der bewegliche Träger sich
                              									selbst in die Richtung des im unbeweglichen thätigen Agens versetzt — und
                              									daß, wenn die aufgeregten Agentien zweier unbeweglicher Körper sich in
                              									entgegengesetzter Richtung begegnen, die schwächere Kraft der prädominirenden folgen
                              									muß.
                           Diese wenigen Erfahrungssätze werben vollkommen zureichen, nicht allein die obigen
                              									Erscheinungen des Galvanometers, sondern auch alle andern elektromagnetischen
                              									Phänomene auf die einfachste und naturgemäßeste Weise zu erklären.
                           Fig. 8 zeigt
                              									die senkrechten Durchschnitte einer bei a hin-
                              									und bei b zurücklaufenden Drahtwindung des
                              									rechtsgewundenen Multiplicators von der Südseite aus gesehen.
                           a ist also der Eintrittspunkt (+) der oberhalb von Süd
                              									nach Nord strömenden Elektricität, b ist dagegen der
                              									Austrittspunkt (-) des in entgegengesetzter Richtung von Nord nach Süd
                              									zurückkehrenden Stroms.
                           Die elektrische Rechtsumwallung des Leiters ist demnach im
                              									Innern des Multiplicators gleichförmig oben wie unten gerichtet, wie dieses die
                              									Pfeile des Umschwungs n n… zeigen. Der
                              									Eingangspunkt der Kraft (+) ist nämlich oberhalb bei a
                              									in der Vorderansicht und zeigt die wahre Bewegung
                              									derselben, unterhalb dagegen sehen wir den Ausgangspunkt derselben Kraft (-) bei b, also die hinsichtlich des zurückkehrenden  Stroms umgekehrte scheinbare,
                              									aber hinsichtlich der wahren elektrischen Rechtsumwallung n
                              									n gleichförmige Richtung der Bewegung. Die aus dem
                              									Leiter verdrängten magnetischen Elemente erhalten daher dieselbe Richtung und
                              									bilden, wie hier der zwischendurch gelegte Pfeil
                              									o
                              									w zeigt, in der Mitte des hier wirklich multiplicirenden
                              									Multiplicators durch ihre Gesammtwirkung einen kräftigen, wenn auch unsichtbaren
                              									Magnet S N (+ -).
                           Fig. 9 macht
                              									nun den Hergang im Innern des Multiplicators anschaulich.
                           +k der Eintritt des elektrischen Stroms.
                           m die in geradliniger Richtung des magnetischen Meridians
                              									ruhende Magnetnadel.
                           Die Pfeile 1, 2, 3, 4, 5 zeigen die Gesammtrichtung der in Umschwung gesetzten
                              									magnetischen Elemente (nach Fig. 8).
                           Nach dem Eintritt des elektrischen Stroms zeigt sich nun zunächst bei 3 das Bestreben
                              									des umschwingenden Magnetismus, die fixe Polarität der Magnetnadel in eine gleiche
                              									Richtung zu versetzen. Dieses ist aber offenbar nur auf der Nordseite und dadurch
                              									möglich, daß er die terrestrische Richtkraft überwindet und die Nadel von der
                              									Meridianrichtung durch Nord und West hin verdrängt, indem sich von 3 bis 5 die
                              									reagirenden Nordpole abstoßen und nach Maaßgabe der in Conflict gerathenen Kräfte
                              									eine Gleichgewichtslage suchen.
                           Ist die magnetische Umkreisung überwiegend, so wirb die Nadel genöthigt, völlig aus
                              									dem Multiplicator heraus zu treten, wie dieses die Lage derselben I angibt. Hier ist nun die fixe Polarität der Nadel mit
                              									der der magnetischen Umkreisung in völlig gleicher Richtung und im naturgemäßen
                              									Anschluß des + und -; der Nordpol derselben liegt demnach im Westen. Dabei ist aber
                              									der Nadel auf dieser Seite gestattet, während der Schwankungen des elektrischen
                              									Stromes in den Multiplicator mehr oder weniger zurück zu schwingen.
                           Tritt dagegen die Nadel bei ihren Rückschwingungen auf der Südseite des
                              									Multiplicators etwa über den 45° hinaus, so kommt ihr Nordpol bei 2 etc. in
                              									Opposition mit dem des magnetischen Umschwungs (- und -), es ist nun kein
                              									polarischer Anschluß mehr möglich und die Nadel wird daher plötzlich gewaltsam aus
                              									dem Multiplicator herausgeworfen, wie dieses die Lage II
                              									bezeichnet. Hier erscheint also gerade umgekehrt der Südpol ebenfalls nach West
                              									gerichtet. Da jetzt die beiderseitig reagirende Nordpolarität in directer Opposition
                              									steht, so ist der Nadel während der Andauer der elektrischen Strömung nicht die
                              									geringste 
                              									Rückschwingung in das Innere gestattet, sie wird vielmehr in dieser Lage II außerhalb völlig festgehalten.
                           Tritt der elektrische Strom auf der Nordseite bei Z in
                              									den Multiplicator, so ist der magnetische Umschwung entgegengesetzt gerichtet, und
                              									sämmtliche Erscheinungen erfolgen demnach in entgegengesetzter Richtung.
                           Einen Nachweis der Nichtigkeit dieser Darstellung gibt uns eine kleine Vorrichtung
                              										Fig.
                                 									10.
                           ab ein vierseitiges Holzstäbchen, auf dessen Fläche
                              									kleine Stückchen der feinsten Stahlnadeln in paralleler Richtung eingelassen sind.
                              									Die Nordpole derselben sind durch die Pfeilspitzen bezeichnet und werden durch
                              									Berührung mit dem Südpol eines Magnetstabs zureichend magnetisirt.
                           Dieses Stäbchen vertritt vollkommen die durch den elektrischen Strom in Umschwung
                              									gesetzten magnetischen Elemente Fig. 9. Legen wir dasselbe
                              									so auf den Glasdeckel des Galvanometers über den nicht elektrisch motivirten
                              									Multiplicator, daß. die Nordpole mit den Pfeilen 1....5 gleiche Richtung haben, so
                              									erfolgen sämmtliche Erscheinungen vollkommen eben so wie sie oben bei dem
                              									elektrischen thätigen Multiplicator dargestellt wurden. Ebenso zeigt die umgekehrte
                              									Lage des Stäbchens sämmtliche Abweichungen etc. in entgegengesetzter Richtung.
                           Diese Ansicht des Wesens und der Bewegungs- und Richtungsverhältnisse des
                              									Magnetismus und der Elektricität als selbstständiger Kräfte und ihrer gegenseitigen
                              									dynamischen Reaction entspricht nun auch auf das einfachste und naturgemäßeste allen
                              									seither bekannt gewordenen elektromagnetischen und magneto-elektrischen
                              									Erscheinungen.
                           Um diese Richtungs- und Drehungsverhältnisse nebst denen daraus hervorgehenden
                              									dynamischen Erscheinungen vollständig und auf die einfachste Weise anschaulich zu
                              									machen, fertigen wir uns zwei kleine Holzcylinder Fig. 11 und 12 und
                              									zeichnen auf den Umfang des erstern eine rechtsgewundene und auf den des letztern
                              									eine linksgewundene Spirale a
                              									b.
                           Betrachten wir diese Cylinder als wirkliche massive Leiter, so zeigt uns die Spirale
                              									die Richtung und Umkreisung des elektrischen Stroms vom + zum - hin, und ebenso die
                              									polare Richtung des aufgeregten und in gleichen Umschwung versetzten
                              									Magnetismus.
                           Denken wir uns aber den massiven Cylinder hinweg und betrachten ihn als einen
                              									Hohlraum, welchen die Spirale als elektrische Drahtleitung umgibt, so zeigt uns der
                              									durchgelegte Pfeil S N unter allen Verhältnissen die
                              									Richtung des vom + zum - hin aufgeregten und im Innern der Spirale auftretenden
                              									Magnetismus.
                           
                           Diese Vorrichtung veranschaulicht z. B.
                           1) Daß die Magnetisirung der einem einfachen Stromleiter in transversaler Richtung
                              									genäherten Stahlnadeln rings um denselben die gleiche Polarität erhalten muß, welche
                              									dem Stromlauf und seiner polarisirenden Rechtsumwallung entsprechend ist.
                           2) Daß wegen des nothwendigen polaren Anschlusses der rechtsgewundene spiralförmige
                              									Leiter Fig.
                                 										11 stets am Eingangspunkt (+) des elektrischen Stroms in einem von dieser
                              									Seite genäherten Eisenstab M bei N einen Nordpol (-) erzeugt und das Bestreben haben muß, ihn in die
                              									Spirale hinein zu ziehen; daß dagegen der Stab im Innern der Spirale liegend,
                              									während der Andauer des Stromes gleiche Polarität mit demselben erhält, wie sie der
                              									Pfeil S N angibt; daß hingegen der linksgewundene
                              									spiralförmige Leiter Fig. 12 allen diesen
                              									Erfolgen eine umgekehrte Richtung ertheilt.
                           3) Daß uns, wenn wir wie seither, die durch die Stromrichtung bestimmte elektrische
                              									Polarität mit +E und -E
                              									bezeichnen, und ebenso bei der magnetischen Polarität Süd mit +M und Nord mit -M, diese
                              									Vorrichtung auch die verwickeltern Anziehungen, Abstoßungen und
                              									Bewegungsverhältnisse sogleich angibt, wenn wir berücksichtigen, daß sich die
                              									gleichnamigen Pole von E und M abstoßen, die ungleichnamigen anziehen und daß dieses, wie es bei +M und -M der Fall ist, auch
                              									bei +E und -E
                              									stattfindet.
                           4) daß, der magnetische Erdstrom in gleichem Sinne gegen den elektrischen Strom
                              									reagirt, die elektrisch durchströmte Spirale Fig. 11bei frei
                              									beweglicher Aufhängung, wie S zeigt, eine Magnetnadel
                              									vertritt, indem sie durch den Erdstrom mit ihrer Längenrichtung nothwendig in den
                              									magnetischen Meridian gelenkt werden muß, weil die Einwirkung desselben dem
                              									magnetischen Elemente jeder einzelnen Windung die polar entsprechende Richtung gibt,
                              									also die einzelne Windung selbst senkrecht auf den Meridian stellt. Daß ferner ein
                              									genäherter Stahlmagnet durch seine überwiegende Kraft die der gegenseitigen
                              									Polarität entsprechenden Anziehungen und Abstoßungen veranlassen muß.Ebenso
                              									sämmtliche Erscheinungen in entgegengesetzter Richtung bei der linksgewundenen
                              									Spirale Fig.
                                 										12.
                           5) Daß ein einem stromlosen Spiralleiter Fig. 11 genäherter
                              									Magnetstab M die in demselben ruhenden magnetischen und
                              									elektrischen Elemente aufregen und in eine seiner Polarität entsprechende Bewegung
                              									versetzen muß. Daß also der genäherte Nordpol (-) einen positiv von a nach b
                              									 gerichteten Strom, der
                              									Südpol (+) dagegen einen negativen, von b nach a laufenden elektrischen Strom erzeugt, und daß ein
                              									rascher Polwechsel des Magnets in dem Kreisschluß des Leiters ein heftiges
                              									Hin- und Herwogen der Elektricität bewirken, diese Wirkung auch sehr
                              									verstärkt werden muß, wenn ein mit freiem Magnetismus reichlich geladener Eisenstab
                              									im Innern der Spirale liegt.
                           6) Daß die elektrische Spiralumwallung a
                              									b der einfachen Leiter Fig. 11 und 12 in die noch
                              									ruhende Elektricität eines andern, ihnen parallel genäherten und geschlossenen
                              									Leiters schraubenartig eingreifen und in demselben ebenso einen momentan
                              									entgegengesetzten Strom erzeugen muß, wie eine um ihre Achse gedrehte festliegende
                              									und in ihre bewegliche Mutter eingreifende Schraube dieselbe sich entgegenschraubt.
                              									Daß aber bei dem Nachlassen ober Aufhören dieser Einwirkung die local verdrängten
                              									und comprimirten elektrischen Elemente in gleicher Richtung mit dem störenden Strom
                              									zurückkehren müssen. Hierdurch möchten wohl sämmtliche Inductionserscheinungen eine
                              									naturgemäße Erklärung finden u. f. w.
                           Diese wenigen Beispiele werden einstweilen genügen, um diese kleine instructive
                              									Vorrichtung Fig.
                                 										11 und 12, namentlich für den Unterricht zu empfehlenDas zu diesen Demonstrationen gewöhnlich gebrauchte Ampère'sche Männchen, welches, bald auf den Füßen oder auf dem
                                    											Kopf stehend, bald auf dem Rücken oder dem Bauche liegend gedacht werden
                                    											muß, verwirrt den Schüler und oft auch den Lehrer., da sie auch
                              									alle andern hieher gehörigen Erscheinungen anschaulich und leichtfaßlich macht, z.
                              									V. die Drehung eines zur Hälfte elektrisch durchströmten Magnetstabs um seine Achse
                              									— die verschiedenen Drehungen eines Stromleiters um die Magnetpole —
                              									die Bewegungen zwischen dem polaren Kreisschluß eines Hufeisenmagnets — den
                              									sogenannten Diamagnetismus mehr oder minder elektrisch- oder
                              									magnetischgeladener Substanzen — die Kreisung von Flüssigkeiten, des Lichtes
                              									etc.
                           Die hier entwickelte Ansicht erleuchtet aber auch die zum Theil noch dunkleren
                              									Erscheinungen der stagnirenden Elektricität isolirter und überladener Körper, z. B.
                              									die Wirkung derselben durch die ihr nicht zugänglichen Isolatoren — die
                              									sogenannte gebundene Elektricität etc. Die völlig consequente Erörterung dieses
                              									Gegenstandes wird nachfolgen.
                           Der vorliegenden unvollkommenen Darstellung wird es wenigstens zur Empfehlung
                              									gereichen, daß sie sich auf vorlängst bekannte Erfahrungen und sichere
                              									Naturerscheinungen im Großen stützt, ohne künstlich ersonnene  Kräfte zu Hülfe zu nehmen. Sie
                              									bedarf auch einstweilen keiner neuen mathematischen Construction, da Ampère's Fundamentalgleichung, mit deren Ausbildung sich
                              									seither so viele vorzügliche Talente beschäftigt haben, auch hier mit einigen
                              									geringen Modificationen ihre Gültigkeit behält.
                           Indem ich nun diesen Gegenstand bessern Kräften zur Prüfung und Vollendung übergebe,
                              									schließe ich mit den Worten unseres großen Meisters A. v, Humboldt:
                           
                              „Wohl dem Experimentator, den abgeänderte Versuche von
                                 										einer Theorie zur andern hinführen, dessen Vermuthungen nicht zu früh eine
                                 										Gewißheit erlangen, die von der fernern Beobachtung
                                 									zurückscheucht.“
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
