| Titel: | Beschreibung eines Apparats zum Reguliren der Temperatur beim Erwärmen eines Wasserbads etc. mittelst eines Gasbrenners; von Alexander Kemp in Edinburgh. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXII., S. 352 | 
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                        LXXII.
                        Beschreibung eines Apparats zum Reguliren der
                           								Temperatur beim Erwärmen eines Wasserbads etc. mittelst eines Gasbrenners; von Alexander Kemp in Edinburgh.
                        Aus der Chemical Gazette, 1850, Nr.
                              								182.
                        Mit einer Abbildung.
                        Kemp's Apparat zum Reguliren der Temperatur beim Erwärmen eines
                           								Wasserbads etc. mit einem Gasbrenner.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich ist es sehr schwierig, beim Erhitzen eines Gegenstandes mittelst eines
                              										GasbrennersIn England wird das Leuchtgas in den Laboratorien zur Beschaffung der Hitze
                                    											bei chemischen Versuchen häufig angewandt. die Temperatur längere
                              									Zeit auf  einem
                              									gleichförmigen Grade zu unterhalten, und zwar aus zwei Gründen. Erstens hängt die
                              									Gasmenge welche in einer gegebenen Zeit durch den Brenner zieht, von dem Druck auf
                              									die (städtischen) Leitungsröhren ab; wenn der Druck zunimmt, wird daher mehr Gas
                              									consumirt und in demselben Grade muß nun der der Gasflamme ausgesetzte Gegenstand
                              									stärker erhitzt werden. Zweitens, da die Temperatur der Atmosphäre sich während der
                              									Dauer der Versuche ändern kann, so wird sie zu einer Zeit mehr abkühlen als zur
                              									andern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 117, S. 353
                              Hieraus ist klar, daß ein Instrument zur Erreichung des beabsichtigten Zweckes
                                 										selbstthätig seyn und das zu consumirende Gas genau nach Erforderniß liefern
                                 										muß. Das Instrument welches ich seit einiger Zeit anwende, besteht in einem
                                 										Luftthermometer A, B,
                                 										welcher im unteren Theil seiner Kugel B und in einem
                                 										Theil seiner Röhre A Quecksilber enthält. Eine Röhre
                                 											C von kleinerem Durchmesser steckt mitten in der
                                 										Röhre A; der ringförmige Zwischenraum ist durch eine
                                 										kleine messingene Stopfbüchse D luftdicht gemacht,
                                 										mittelst deren die Röhre C in jeder erforderlichen
                                 										Höhe festgehalten werden kann. Beim Gebrauch des Instruments wird die Kugel B in dieselbe Lage gebracht wie der Körper, welchen
                                 										man der Hitze der Gasflamme aussetzt; ist letzterer z. B. ein Wasserbad, welches
                                 										Gefäße oder andere Gegenstände enthält, so taucht man sie in das Wasser; ist
                                 										jener Körper ein Trockenkasten, so bringt man die Kugel dem darin enthaltenen
                                 										Gegenstande so nahe als möglich, damit die Luft in der Kugel dieselbe Temperatur
                                 										erreichen kann wie das umgebende Medium.
                              
                           Nun verbindet man eine Röhre von geschwefeltem Kautschuk mit einem an dem
                              									Gasleitungsrohr angebrachten Sperrhahn und zieht ihr anderes Ende über das Ende der
                              									Röhre C, was sie hinreichend luftdicht machen wird. Eine
                              									zweite Kautschukröhre wird auf gleiche Weise an E
                              									angebracht, um das Gas zu dem Brenner zu führen, welchen man als Wärmequelle
                              									benutzt.
                           
                           Angenommen, man müsse einen Gegenstand auf einer Temperatur von 80° R.
                              									erhalten, so bringt man die Kugel des Instruments so an, daß sie mit dem Gegenstand
                              									in Berührung ist; der Sperrhahn wird so geöffnet, daß er den Brenner hinreichend mit
                              									Gas speisen kann und letzteres dann angezündet; die Wärme beginnt nun auf die in der
                              									Kugel des Instruments enthaltene Luft zu wirken, dehnt sie aus und treibt das
                              									Quecksilber in der Röhre A hinauf; wenn man durch
                              									Anwendung eines gewöhnlichen Thermometers findet, daß die Wärme auf 80° R.
                              									gestigen ist, treibt man die Röhre C hinab, bis ihr
                              									unteres Ende in das Quecksilber taucht. In Folge hievon müßte die Flamme auslöschen;
                              									damit dieß aber nicht geschehen kann, ist bei F ein
                              									kleines Loch in die innere Röhre gebohrt, welches gestattet daß eine kleine Menge
                              									Gas zum Brenner gelangt. Da nun der Gasstrom unterbrochen ist, so besteht auch die
                              									Wärmequelle nicht mehr und es macht sich nun der abkühlende Einfluß der umgebenden
                              									Luft geltend, welcher bewirkt daß die in B enthaltene
                              									Luft sich zusammenzieht und das Quecksilber in A sinkt,
                              									worauf das Ende von C nicht mehr abgesperrt ist und dem
                              									Gas einen freien Durchgang eröffnet; letzteres könnte durch seine Verbrennung die
                              									Temperatur wieder so steigern, daß es die Speisung abschneidet, aber in sehr kurzer
                              									Zeit kommen diese zwei entgegengesetzten Kräfte ins Gleichgewicht und die Flamme
                              									wechselt ihre Größe kaum mehr.
                           Bei Versuchen mit dem Instrument in der beschriebenen Form zeigte sich eine
                              									praktische Schwierigkeit, weil zwischen dem Ende der Röhre C und dem Quecksilber keine vollkommene Berührung statt fand, was zur
                              									Folge hatte, daß es um mehrere Grade die beabsichtigte Temperaturgränze
                              									überschreiten konnte, ohne die Flamme hinreichend zu verkleinern; ich sah sogleich
                              									ein, daß man diesem Mangel dadurch abhelfen könne, daß man die Röhre aus einer
                              									Substanz verfertigt, welche vom Quecksilber benetzt wird.
                              									Ich versuchte eine messingene und auch eine kupferne Röhre, welche am Ende
                              									amalgamirt waren; sie lösten sich aber langsam im Quecksilber auf und verunreinigten
                              									dasselbe, so daß man sich auf sein entsprechendes Steigen und Sinken nicht mehr
                              									verlassen konnte. Die Substanz, welche ich jetzt anwende, ist Platin, aus welchem
                              									etwa ein halber Zoll des unteren Röhrenendes besteht, und das durch Eintauchen in
                              									ein flüssiges Amalgam von Natrium und Quecksilber amalgamirt wurde. Ich erwähne
                              									noch, daß sich Platin, Schmiedeisen und Stahl auf diese Art leicht amalgamiren
                              									lassen, aber auch dadurch, daß man eine starke Auflösung von caustischem Kali oder
                              									Natron in Berührung mit Quecksilber anwendet.
                           
                           Ich habe schon mehrere solche Instrumente mit dem besten Erfolg gebraucht. In Prof.
                              										Gregory's Laboratorium wurde ein solches benutzt, um
                              									etwa 50 Pfund Flüssigkeit sechs Wochen lang auf einer Temperatur von 30° R.
                              									zu erhalten, welche auch niemals wechselte. Ein anderes verwende ich bei einem
                              									Apparat zum künstlichen Ausbrüten der Eier bei 39° R.; zu diesem Zweck eignet
                              									sich das Instrument sehr gut, weil man es in den Behälter mit den Eiern bringen und
                              									so die Anwendung heißen Wassers ganz ersparen kann, während man andererseits aller
                              									Mühe wegen des Regulirens der Temperatur überhoben ist.
                           Von den vielen Anwendungen welche das Instrument gestattet, will ich nur noch eine
                              									hervorheben: nämlich zur Zersetzung organischer Substanzen bei bestimmten
                              									Temperaturen, um die Producte zu erhalten welche sich bei verschiedenen Temperaturen
                              									bilden. Uebrigens ist die Gränze seiner Anwendung dieselbe wie bei dem gewöhnlichen
                              									Thermometer, nämlich der Siedepunkt des Quecksilbers; man könnte aber für höhere
                              									Temperaturen ein leicht schmelzbares Metall, z. B. Zinn, anwenden und das Instrument
                              									aus Eisen anfertigen.
                           
                        
                           Zusatz.
                           Hr. W. K. Westly schlägt in der Chemical Gazette No. 184 an dem beschriebenen sinnreichen und nützlichen
                              									Apparat folgende Abänderung vor.
                           Anstatt in der inneren Röhre C (gegenüber F) ein „kleines Loch“ zu machen,
                              									schneide oder schleife man das Ende der Röhre C an einer
                              									Seite auf, um einen langen engen Schlitz zu bilden. In Folge hievon wird das
                              									Quecksilber — anstatt wie jetzt die Oeffnung von C plötzlich frei zu machen und zu schließen — dieses allmählich und
                              									im Verhältniß der Temperatur thun.
                           Gibt man dem Ende der Röhre C die Form eines Kegels oder
                              									umgekehrten Trichters, und schneidet dann einen Theil der Seite auf, so wird die
                              									Fläche für den Durchgang des Gases eine Parabel oder Hyperbel bilden, wodurch sich
                              									das Einströmen des Gases sehr genau nach der verlangten Temperatur reguliren
                              									läßt.
                           
                           An den Rand der Oeffnung kann man mittelst des Löthrohrs einen Platindraht oder einen
                              									Streifen Platinblech schweißen, um die metallische Berührung mit dem Quecksilber zu
                              									sichern; oder man könnte das Innere der Röhre auf eine kurze Strecke mit Platin auf
                              									galvanischem Wege überziehen.