| Titel: | Gefärbte Flüssigkeiten zur Füllung von Minimum- und Zimmerthermometern; von Dr. Lüdersdorff. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXIV., S. 361 | 
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                        LXXIV.
                        Gefärbte Flüssigkeiten zur Füllung von
                           								Minimum- und Zimmerthermometern; von Dr. Lüdersdorff.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 										Gewerbfleißes in Preußen 1850, S. 118.
                        Lüdersdorff, über gefärbte Flüssigkeiten zur Füllung von
                           								Minimum- und Zimmerthermometern.
                        
                     
                        
                           Bei den jetzt vielfach gebräuchlichen Thermometrographen ist das
                              									Minimum-Thermometer, anstatt mit Quecksilber, mit gefärbtem Weingeist
                              									gefüllt. Bekanntlich gibt es aber kein organisches Pigment, welches nicht durch das
                              									Licht afficirt würde, und daher wird auch der gefärbte Weingeist in jenen
                              									Thermometern sehr bald ausgebleicht. Wie wenig erheblich dieß bei den eigentlichen
                              									Minimum-Thermometern aber auch ist, indem man bei diesen die jedesmalige
                              									Temperatur der Atmosphäre weniger nach dem Stande der Flüssigkeit abzulesen pflegt,
                              									als man vielmehr nur das registrirende Stiftchen beobachtet, so ist mit dem
                              									Ausbleichen doch noch ein anderer, bedeutsamerer Uebelstand verbunden. Das
                              									Verschwinden der Farbe eines materiellen Pigments entsteht nämlich immer aus einer
                              									Veränderung seiner Substanz, und daher  ist das Ausbleichen der Flüssigkeit fast immer von dem
                              									Absetzen eines Niederschlags begleitet. Dieser Niederschlag aber, der sowohl in der
                              									Kugel, wie in dem Rohr des Thermometers erfolgt, ist dem Gleiten des registrirenden
                              									Stiftchens hinderlich, und deßhalb werden die Angaben der Minimum-Thermometer
                              									mit der Zeit unsicher.
                           Bei Zimmer-Thermometern, die gegenwärtig auch meistentheils mit gefärbtem
                              									Weingeist gefüllt werden, weil eine dunkel gefärbte Flüssigkeit die Temperatur
                              									sichtbarer markirt als Quecksilber, ist dieser Absatz zwar minder hinderlich, dafür
                              									ist es aber um so mehr die mit der Zeit mißfarbig werdende Flüssigkeit, theils, weil
                              									sie eben nicht mehr pikant genug auf die Temperaturgrade hinweist, theils weil sie
                              									die von diesen Instrumenten geforderte Eleganz beeinträchtigt.
                           Die Fehler der gedachten Thermometer schienen mir einer kleinen Untersuchung werth,
                              									und ich erlaube mir die Resultate in der Kürze mitzutheilen.
                           Zunächst trat die Frage hervor: ob der Weingeist nicht durch farbige Metallsalze, an Stelle der organischen Pigmente, gefärbt
                              									werden könne, und dazu schien allerdings die Möglichkeit vorhanden, da es keineswegs
                              									an hierzu passenden Salzen fehlt. Allein die meisten dieser Salze sind einerseits
                              									nur in geringem Maaße in Weingeist löslich, andererseits ist voraussichtlich bei
                              									vielen eine reducirende Wirkung des Weingeists zu fürchten, so daß z. B.
                              									Eisenchlorid, Kupferchlorid u. a., wie auflöslich und färbend sie auch sind,
                              									schwerlich die Berührung des Weingeistes unter Einfluß des Lichtes ohne Reduction
                              									vertragen dürften. Weniger zu besorgen ist dieß zwar beim Chromchlorid, welches eine
                              									tief grün gefärbte Flüssigkeit gibt, die sich wirklich am Lichte unverändert erhält,
                              									wofern man derselben einige Tropfen Salzsäure hinzusetzt. Die Farbe des mit
                              									Chromchlorid gefärbten Weingeistes ist indessen nur bei einer starken Concentration
                              									angenehm; verdünnt, wie sie es für Minimum-Thermometer seyn muß, ist sie
                              									finster und matt, so daß sich eine solche Flüssigkeit nur für Zimmerthermometer
                              									eignet.
                           Nachdem in dieser Richtung also wenig Aussicht auf Erfolg übrig bleibt, fragt sich's,
                              									ob denn die Flüssigkeit zum Füllen obiger Thermometer durchaus Weingeist seyn müsse, und hier ist allerdings kein hinreichender Grund
                              									vorhanden, um am Weingeist festzuhalten, wofern es eine andere Flüssigkeit gibt,
                              									welche bei den vorkommenden Temperaturen der Atmosphäre ebenso wenig wie der
                              									Weingeist ihren Aggregatzustand ändert.
                           
                           Daß es an Flüssigkeiten dieser Art nicht fehlt, versteht sich von selbst; es kommt
                              									daher nur darauf an, unter den farbigen Metallsalzen solche aufzusuchen, die weder
                              									in der Auflösung bei tiefen Kältegraden krystallisiren, noch die ganze Flüssigkeit
                              									zum Erstarren veranlassen. Unter diesen nothwendigen Bedingungen bleibt die Auswahl
                              									freilich auch eben nicht groß. Die wässerigen Auflösungen selbst der zerfließlichen
                              									Salze, wie z. B. Kupferchlorid, Chromchlorid, salpetersaures Kobaltoxydul u. s. w.
                              									krystallisiren bei tieferen Kältegraden; und selbst eine geringe Menge eines
                              									Kupferoxyd- oder Kobaltoxydulsalzes in Ammoniak aufgelöst, veranlaßt schon
                              									einige Grade unter Null ein Erstarren der ganzen Flüssigkeit.
                           Wendet man indessen anstatt des Wassers, das schon seiner geringen
                              									Ausdehnungsfähigkeit wegen am wenigsten zu empfehlen ist, zur Auflösung Salzsäure
                              									an, so lassen sich ebenso angenehm gefärbte als dauerhafte thermometrische
                              									Flüssigkeiten darstellen. Und man kann hierbei sogar fast alle Farben, wie man zu
                              									sagen pflegt, aus einem Topfe malen. Das Kobalt hat die Eigenthümlichkeit, schon
                              									durch ein einziges seiner Salze Auflösungen von den verschiedenen Farben zu geben.
                              									Mit Ausnahme von Gelb, läßt sich vermittelst Chlorkobalt Grün, Blau, Violett und
                              									Roth darstellen, und zwar in sehr schönen Nüancen. Aber auch für Gelb haben wir
                              									nicht weit zu suchen. Eine Auflösung von Eisenchlorid in Salzsäure gibt diese Farbe,
                              									und sie ist in allen Abstufungen, vom kalten Citronengelb bis zum feurigen Orange,
                              									gleich brillant. Nehmen wir nun noch Chrom und Kupfer hinzu, so ist die Palette
                              									überflüssig ausgestattet.
                           Wir wollen jetzt die Bereitung der Flüssigkeiten einzeln betrachten und mit Gelb
                              									anfangen, weil dieß später zum Nüanciren von Grün nothwendig ist.
                           Eine gelbe Flüssigkeit erhält man also durch das Auflösen
                              									von Eisenchlorid in gewöhnlicher Salzsäure. Hierzu ist es jedoch keineswegs
                              									erforderlich, daß man sich das Eisenchlorid besonders bereite, man löst vielmehr
                              									drei Theile Eisenoxydhydrat in 100 Theilen Salzsäure auf, filtrirt im bedeckten
                              									Trichter, und die Flüssigkeit ist fertig. Soll der Farbenton wärmer seyn, so
                              									verdoppelt oder verdreifacht man die Quantität des Eisenoxydhydrats.
                           Die anderen Farben kann man, wie schon gesagt, sammt und sonders aus dem Chlorkobalt
                              									erhalten, und zwar je nachdem man mehr oder weniger davon in Salzsäure auflöst. Aber
                              									auch hier ist man der besonderen Bereitung des Chlorkobalts überhoben; man bedient
                              									sich vielmehr des kohlensauren
                              									Kobaltoxyduls, in welcher Form  das Kobaltoxyd am
                              									gewöhnlichsten im Handel vorkommt, zur Auflösung in Salzsäure. Das Chlorid bildet
                              									sich auch hier wie beim Eisenoxyd gleichzeitig in der Auflösung.
                           Weniger passend ist hierzu das gleichfalls im Handel vorkommende schwarze Kobaltoxyd. Einmal löst sich dieß schwieriger in
                              									der Salzsäure auf, und zweitens enthält es stets eine beträchtliche Menge Hyperoxyd,
                              									so daß die Auflösung unter heftiger Chlorentwickelung erfolgt; auch bleibt wohl eine
                              									Partie Hyperoxyd ungelöst und geht im höchst fein zertheilten Zustand durchs Filter,
                              									was die Farbe der Auflösung nicht nur finster macht, sondern auch einen spätern
                              									Absatz zur Folge hat. — Man mag sich nun des einen oder des andern dieser
                              									Oxyde bedienen, immer müssen dieselben chemisch rein seyn, denn enthalten sie Eisen
                              									oder Nickel, so geben sie weder ein schönes Blau, noch ein schönes Roth.
                           Eine grüne Flüssigkeit gewinnt man, wenn man drei Theile
                              									kohlensaures Kobaltoxydul in 100 Theilen Salzsäure auflöst und filtrirt. Das so
                              									erhaltene Grün ist zwar sehr feurig, allein doch nicht kräftig genug, und zu sehr
                              									blaugrün, man setzt deßhalb einige Tropfen von der gelben Flüssigkeit hinzu. Um die
                              									Farbe noch dunkler zu machen, kann man gleich Anfangs etwas mehr kohlensaures Oxydul
                              									in der Salzsäure auflösen, doch darf dieß nicht so viel seyn, daß die Auflösung sich
                              									dem Dunkelblauen nähert, weil in diesem Falle durch Zusatz von Gelb die Farbe zwar
                              									dunkelgrün, aber etwas finster wird.
                           Eine blaue Flüssigkeit gibt, wie erwähnt, die Auflösung
                              									einer reichlicheren Quantität von kohlensaurem Kobaltoxydul in Salzsäure. Man erhält
                              									eine solche, wenn man sechs Theile kohlensaures Kobaltoxydul in 100 Theilen
                              									Salzsäure auflöst, die Auflösung darauf etwa zwei Minuten lang kocht, damit die in
                              									der Flüssigkeit zurückgebliebene Kohlensäure, oder, falls das Oxydul Hyperoxyd
                              									enthielt, das entwickelte Chlor entweichen kann. Ohne diese Vorsicht entwickelt sich
                              									sonst das eine oder andere noch im Thermometer und bildet Luftblasen. Nach dem
                              									Erkalten der gekochten Auflösung wird dieselbe filtrirt.
                           Weder diese noch die vorige Flüssigkeit darf mit Wasser verdünnt werden, weil sie
                              									sonst roth wird; überhaupt fällt sowohl Blau als Grün um so feuriger aus, je
                              									concentrirter die Salzsäure war. Sollen die Auflösungen gleichwohl verdünnt werden,
                              									so muß dieß durch Salzsäure geschehen.
                           
                           Um eine violette Flüssigkeit zu erhalten, muß eine noch
                              									größere Quantität Oxydul in Salzsäure aufgelöst werden. Folgende Verhältnisse geben
                              									die genannte Farbe: 34 Theile kohlensaures Kobaltoxydul, 100 Theile Salzsäure, 5
                              									Theile Wasser. Da hier eine beträchtlich größere Quantität Oxydulsalz im Spiele ist,
                              									so darf dasselbe nur nach und nach in die Salzsäure eingetragen werden, damit die
                              									Flüssigkeit nicht überbraust. Erst zuletzt wird das Wasser hinzugesetzt. Man sieht
                              									bei dem allmählichen Eintragen des Oxydulsalzes, wie das ursprüngliche Blau einen
                              									immer wärmeren Ton annimmt, bis es endlich violett wird. Der Zusatz einer kleinen
                              									Quantität Wasser befördert zuletzt den Uebergang in diesen Farbenton. So wie die
                              									vorige, wird auch diese Flüssigkeit vor dem Filtriren aufgekocht.
                           So wenig Schwierigkeiten die Bereitung der vorstehenden Farben verursachte, ebenso
                              									viel macht die Darstellung einer schönen und intensiv rothen Farbe. Die Kobaltsalze, welche hier allein anwendbar sind, haben
                              									nur in höchst concentrirten Auslösungen eine kräftige Farbe, und diese sticht dabei
                              									gewöhnlich ins finster Gelbrothe. Das Chlorkobalt macht hiervon zwar eine Ausnahme,
                              									jedoch nur in dem Falle, daß seine Auflösung freie Salzsäure enthält, und daß
                              									dieselbe sehr concentrirt ist. Wenn man demnach so lange kohlensaures Kobaltoxydul
                              									in Salzsäure auflöst, bis die Flüssigkeit schön roth erscheint, so ist sie schon zu
                              									concentrirt, um als thermometrische Flüssigkeit gebraucht werden zu können. Um dem
                              									zu entgehen, darf man daher nur so viel kohlensaures Oxydul darin auflösen, bis die
                              									Auflösung anfängt aus dem Violetten ins Rothe hinüber zu spielen. Von da ab muß man
                              									den Uebergang in Karmoisinroth durch vorsichtige Verdünnung mit Wasser
                              									bewerkstelligen. Man löst also nach und nach in 100 Theilen Salzsäure 45 Theile
                              									kohlensaures Kobaltoxydul auf und verdünnt durch 25 Theile destillirtes Wasser. Die
                              									Flüssigkeit wird hierauf gekocht und filtrirt. Ich muß hierbei bemerken, daß alle
                              									diese Flüssigkeiten durchs Erwärmen vorübergehend blau
                              									werden, dieß ist schon der Fall bei der durch das Auflösen des Oxyduls erzeugten
                              									Wärme. Die eigentliche Nüance der Farbe erkennt man daher erst nach dem Erkalten der
                              									Flüssigkeit.
                           Somit lassen sich also alle Farben aus Kobalt- und Eisenchlorid darstellen;
                              									ich will indessen doch dreier anderer metallischer Pigmente gedenken, von denen das
                              									eine den Vorzug tiefer Dunkelheit, die beiden andern aber den einer feurigeren
                              									Nüance vor den bereits erwähnten voraus haben. Diese Farben sind Grün, Blau und
                              									Violett. Für  Grün kann
                              									man sich nämlich, wie ich schon Eingangs gedacht habe, anstatt des Chlorkobalts, des
                              									Chlorchroms bedienen, für Blau der Auflösung von essigsaurem Kupferoxyd in
                              									spirituösem Aetzammoniak, und für Violett einer Verbindung von essigsaurem
                              									Kobaltoxydul und essigsaurem Kali.
                           Die chromgrüne Flüssigkeit bereitet man folgendermaßen.
                              									Zunächst löst man nach und nach so viel kohlensaures
                                 										Chromoxyd in Salzsäure auf, als diese aufzunehmen vermag. Darauf dampft man
                              									ab, bis die Masse musig wird. Sie ist nach dem Erkalten trocken und hart. Hiervon
                              									löst man nun, bevor das Salz Feuchtigkeit angezogen hat, was sehr schnell geschieht,
                              									in 100 Theilen Weingeist von 90 Procent Tralles 25 Theile der vorbeschriebenen
                              									Salzmasse auf, setzt fünf Theile Salzsäure hinzu und filtrirt in einem bedeckten
                              									Trichter. Die Flüssigkeit ist tief dunkelgrün, sie läßt sich durch Zusatz von der
                              									blauen Kobaltflüssigkeit nüanciren.
                           Die schöne Farbe, welche man durch das Auflösen irgend eines Kupferoxydsalzes in Aetzammoniak erhält, ist, wie schon erwähnt, als
                              									thermometrische Flüssigkeit geradezu nicht zu gebrauchen, theils weil das in der
                              									Auflösung befindliche Doppelsalz in der Kälte herauskrystallisirt, theils weil eine
                              									reine ammoniakalische Flüssigkeit sich unter Null nur sehr wenig zusammenzieht. In
                              									einer gewissen Combination läßt sich indessen doch eine thermometrische Flüssigkeit
                              									auf diese Weise gewinnen. Essigsaures Kupferoxyd in Aetzammoniak aufgelöst ertheilt
                              									diesem nämlich schon bei sehr geringer Menge eine tief blaue Farbe, ohne daß das
                              									Salz in der Kälte herauskrystallisirt, und dieß letztere ist selbst dann nicht der
                              									Fall, wenn man das Ammoniak mit Weingeist versetzt. Da nun durch einen derartigen
                              									Versatz die Fähigkeit sich zusammenziehen auch unter Null hinreichend vergrößert
                              									wird, so eignet sich eine solche Flüssigkeit, ihrer schönen Farbe wegen, ganz
                              									besonders zum Füllen von Minimum- und Zimmerthermometern. Die Verhältnisse
                              									zur Bereitung dieser Flüssigkeit sind folgende: In einem Gemisch von 50 Theilen
                              									Aetzammoniak und 50 Theilen Weingeist von 90 Procent Tralles werden aufgelöst vier
                              									Theile essigsaures Kupferoxyd (sogenannter destillirter Grünspan). Die blaue
                              									Flüssigkeit wird darauf im bedeckten Trichter filtrirt und ist zum Füllen der
                              									Thermometer fertig. Diese, so wie alle übrigen der genannten Flüssigkeiten können
                              									nur in Gläsern mit eingeriebenen Stöpseln aufbewahrt werden, was wohl zu
                              									berücksichtigen ist.
                           Da es wünschenswerth war, auch anstatt der vorbeschriebenen violetten Flüssigkeit eine andere von noch brillanterem Tone zu erhalten,
                              										 so versuchte ich
                              									eine Auflösung des schönen Doppelsalzes aus essigsaurem
                                 										Kobaltoxydul und essigsaurem Kali. Die
                              									Zerfließlichkeit dieses Salzes, besonders bei Ueberschuß von essigsaurem Kali,
                              									schien dasselbe für den vorliegenden Zweck vorzüglich geeignet zu machen, und da
                              									eine solche Auflösung in der That ebenso wenig wie die übrigen der vorbeschriebenen
                              									Flüssigkeiten bei 24° C. unter Null eine Veränderung ihres Aggregatzustandes
                              									erleidet, so empfiehlt sich dieselbe ihrer prachtvollen Farbe wegen gleichfalls als
                              									thermometrische Flüssigkeit. Sie ist hierzu außerdem um so mehr geschickt, als sich
                              									dieselbe viel weniger ungleichmäßig ausgedehnt oder zusammenzieht als andere
                              									Flüssigkeiten.
                           Die Darstellung derselben geschieht folgendermaßen: Man löst 50 Theile essigsaures
                              									Kali, 10 Theile essigsaures Kobaltoxydul in 50 Theilen destillirtem Wasser auf, und
                              									setzt der Auflösung einige Tropfen Aetzkalilauge hinzu. Der hierbei sich bildende
                              									Niederschlag löst sich beim Erwärmen der Flüssigkeit wieder auf, wonach man dieselbe
                              									filtrirt. Zur Bereitung des essigsauren Kobaltoxyduls löst man das kohlensaure
                              									Oxydul bei anhaltendem Kochen in concentrirter Essigsäure auf. Die Auflösung erfolgt
                              									nicht ganz leicht. Darauf dampft man die filtrirte Auflösung bis zur Krystallisation
                              									ab, oder man läßt die Flüssigkeit, zuletzt bei gelinder Wärme, vollständig
                              									eintrocknen.
                           Im Allgemeinen habe ich noch zu bemerken, daß die gelben, grünen und violetten
                              									Flüssigkeiten intensiv genug sind, um sogar in breiten Thermometerröhren angewendet
                              									werden zu können. Außerdem ist nicht zu übersehen, daß alle diese Flüssigkeiten eine
                              									geringere Ausdehnungs-Capacität haben als Weingeist. Dieß ist jedoch nicht
                              									hinderlich, sobald es nicht auf eine große Empfindlichkeit des Thermometers ankommt.
                              									Bei Minimum- und Zimmerthermometern kommt es hierauf nicht an, und kann daher
                              									die Kugel im Verhältniß zur Röhre immerhin etwas größer seyn. Auch läßt sich dieser
                              									Fehler gegen Weingeistthermometer sogar vollständig compensiren, indem die viel
                              									kräftigeren Farben der genannten Flüssigkeiten bedeutend engere Röhren erlauben, als
                              									gefärbter Weingeist.
                           Endlich will ich noch darauf aufmerksam machen, daß man beim Graduiren dieser
                              									Thermometer, eben sowohl wie bei den mit Weingeist gefüllten, sich nicht daraus
                              									beschränken darf, nur den Nullpunkt und etwa 30° C. über Null zu markiren,
                              									sondern daß man auch unter Null mindestens 10 Grad in einer Kältemischung nach einem
                              									Normalquecksilberthermometer abnehmen muß. Die Ausdehnung sowohl des Weingeistes  als der obigen
                              									Flüssigkeiten ist nämlich durchaus keine gleichförmige. So wie sie in höheren
                              									Wärmegraden zunimmt, nimmt sie in niedrigeren, namentlich unter Null, bemerkbar ab.
                              									Die meisten Weingeistthermometer sind daher schon bei 8 bis 10 Grad unter Null
                              									falsch; es würden es also auch diejenigen werden, welche mit obigen Flüssigkeiten
                              									gefüllt sind, wenn sie nicht bei mindestens 10° unter Null markirt worden
                              									wären.