| Titel: | Ueber die Bereitung der Schmierseife mittelst Soda; von J. G. Gentele, Fabrikant in Stockholm. | 
| Autor: | Johan G. Gentele [GND] | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXVI., S. 370 | 
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                        LXXVI.
                        Ueber die Bereitung der Schmierseife mittelst
                           								Soda; von J. G. Gentele,
                           								Fabrikant in Stockholm.
                        Gentele, über die Bereitung der Schmierseife mittelst
                           								Soda.
                        
                     
                        
                           Die Darstellung der Schmierseife ist in Dr. Knapp's chemischer
                              									Technologie Bd. I S. 367 genau beschrieben; ich theile im Folgenden über die
                              									Bereitung dieser Seife, welche bis jetzt fast nur in den Seestädten des nördlichen
                              									Europa's fabricirt wird, einige Versuche mit, welche dahin zielten, bei ihrer
                              									Darstellung Soda anzuwenden, weil es gewiß vortheilhaft wäre, nicht auf die stets im
                              									Preise steigende Potasche beschränkt zu seyn.
                           Ich versuchte zuerst direct, welches Product man erhält, wenn man das Kali in der
                              									Schmierseife durch Natron ersetzt. Es wurden 2 Pfd.  2 Loth = 66 Thln. guter
                              									Schmierseife von Hanföl, mit Kochsalz ausgesalzen, die Mutterlauge abgetrennt,
                              									einmal geschliffen und zu einem Seifenleim von 2 Pfd. 11 Loth = 75 Thln. aufgelöst.
                              									Diese Seife war nun ein grünlicher Brei, der auf einer Glasplatte zu einer festen
                              									Masse erstarrte, welche undurchsichtig wurde. Bei Zusatz von Wasser unter
                              									Wiederaufwärmung bis die Masse 2 Pfd. 18 Loth = 82 Thln. wog, wurde sie weicher,
                              									blieb beim Erstarren noch ziemlich dick, wurde aber nachher trüb und darauf wieder
                              									weicher. Mit noch mehr Wasser bis auf 3 Pfd. 2 Loth = 98 Theilen verdünnt, erstarrte
                              									die Masse zu einer durchsichtigen Gallerte, welche aber nicht mit der eigentlichen
                              									Schmierseife zu vergleichen war, da diese zwar weich, jedoch bei gehöriger
                              									Consistenz nicht gallertartig ist.
                           Auf dieselbe Art wie bei der Bereitung der Schmierseife wurde nun Hanföl mit
                              									Aetznatron direct verseift, aber bei keinem Wassergehalt nahm die Seife die Form der
                              									Schmierseife an; bei geringem Wassergehalt wurde sie nach dem Erstarren trübe, bei
                              									größerem blieb sie zwar klar, erstarrte aber zu einer dünnen elastischen Gallerte.
                              									Bei beiden Versuchen überzeugte ich mich auch, baß das Trübewerden weder von
                              									anhängendem Salz noch von überschüssiger Lauge herrührt.
                           Es ergibt sich also, daß bei Bereitung der Schmierseife das Natron keineswegs das
                              									Kali ersetzen kann. Es wurde nun weiter untersucht, wie sich Gemenge beider Seifen mit dem nöthigen Wassergehalt
                              									verhalten.
                           Zu diesem Behufe wurden 2 Pfd. von den 3 Pfd. 2 Loth Seife, welche zu dem ersten
                              									Versuche gedient hatten und nun ein Natronseifenleim waren, abgewogen. Diese 2 Pfd.
                              									entsprechen 1 Pfd. 13⅓ Loth der ursprünglichen Kali-Schmierseife =
                              									43¼ Theilen; zu ihr wurden gesetzt 2 Pfd. = 64 Thln. unzersetzter
                              									Kali-Schmierseife und im Kochen gemischt. Die Mischung erhielt erst beim
                              									Abdampfen auf 3 Pfd. 16 Loth oder 112 Theile eine befriedigende Consistenz und die
                              									Eigenschaften einer guten Schmierseife. Es war somit ausgemacht, daß eine Mischung
                              										beider Alkalien zur Erzeugung von Schmierseife
                              									tauglich ist, und beschlossen, Versuche in größerem Maaßstab darüber
                              									anzustellen.
                           Im vorhergehenden Versuche hatte man angewendet:
                           
                              
                                 43⅓
                                 Kaliseife, vorher in Natronseife verwandelt;
                                 
                              
                                 64
                                 Kaliseife;
                                 
                              
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 107⅓
                                 man erhielt von diesen 107⅓ Theilen 112 Theile
                                    											Kalinatron-Schmierseife,
                                 
                              
                           welche die Consistenz der Kaliseife hatte, woraus hervorgeht,
                              									daß die Kalinatron-Schmierseife wasserhaltiger seyn und doch die gleiche
                              									Consistenz haben kann wie gewöhnliche Schmierseife.
                           
                           Die Alkalinität, d. h. die Sättigungscapacität beider Alkalien in der Mischung
                              									verhielt sich wie 2 Natron zu 3 Kali, woraus hervorgeht, daß man eine Mischung der
                              									Alkalien anwenden kann, wobei 2 Theile des Oels durch Natron und 3 Theile durch Kali
                              									verseift werden.
                           Resultate zweier Versuche im
                                 									Großen.
                           
                              
                                 I.
                                 1440
                                 Pfd. Potasche à 52° Descroiz.
                                 =
                                 74880° Descroiz.
                                 
                              
                                 
                                 460
                                 Pfd. krystallisirte Soda à 36°
                                 =
                                 16560° Descroiz.
                                 
                              
                           Beider Alkalinitäten verhalten sich wie 5,5 : 1.
                           Kalk, die erforderliche Menge.
                           Die Laugen verseiften:
                           
                              
                                 3564
                                 Pfd Hanföl, das Oel jedoch gemessen, uud sein Gewicht per Volum gleich dem des Wassers angenommen, wie
                                    											es in der Fabrik zur Vergleichung der Sudresultate üblich war. Durch
                                    											Multiplication der Pfundzahl mit dem spec. Gewicht des Qels erhält man das
                                    											richtige Gewicht.
                                 
                              
                                 60
                                 Pfd. Oelsäure der Stearinsäurefabriken. Diese 60 Pfd. Oelsäure wurden
                                    											nachgegeben, um einen vorhandenen Alkali-Ueberschuß rasch
                                    											wegzuschaffen. Man erhielt 8850 Pfd. schöner Schmierseife.
                                 
                              
                           
                              
                                 II.
                                 1420
                                 Pfd. Potasche à 52° Descroiz.
                                 =
                                 73840° Descroiz.
                                 
                              
                                 
                                 970
                                 Pfd. krystallisirte Soda à 36°
                                 =
                                 34920° Descroiz.
                                 
                              
                           Beider Alkalinitäten verhielten sich wie 2,1 : 1.
                           Die Lauge verseifte:
                           
                              
                                 3753
                                 Pfd. Hanföl, berechnet wie oben;
                                 
                              
                                 40
                                 Pfd. Talg;
                                 
                              
                                 102
                                 Pfd. Oelsäure;
                                 
                              
                           und lieferte 9720 Pfd. Schmierseife von ganz richtiger
                              									Beschaffenheit.
                           Nun lassen sich folgende Vergleiche anstellen:
                           
                              
                                 1,000 Hanföl geben Seife mit Potasche
                                 2,283–2,350;
                                 
                              
                                 nach Versuch I mit Potasche und Soda
                                 2,442;
                                 
                              
                                 nach Versuch II deßgleichen
                                 2,498.
                                 
                              
                           Es ist also offenbar vortheilhaft, bei der Fabrication der Schmierseife außer der
                              									Potasche auch Soda anzuwenden; man sieht, daß im letzten Versuch 2 Thle. des Fetts
                              									durch Kali und 1 Thl. durch Natron verseift wurden.
                           Ich bemerke noch, daß das Sodasalz (sel de soude) wie es
                              									im Handel vorkommt, zu diesem Zweck nicht anwendbar ist, weil es in der Regel soviel
                              									Kochsalz enthalt, daß dasselbe eine theilweise Scheidung der Seife veranlaßt, so daß
                              									man sie nicht klar erhalten kann; man muß sich daher auf die Anwendung der
                              									krystallisirten Soda beschränken.
                           Wird bei Bereitung der Schmierseife zugleich Talg oder Thran angewendet, so ist das
                              									Product etwas wasserhaltiger und härter. Gewöhnlich  benutzt man diesen Umstand im
                              									Sommer, um der Schmierseife die härtere Consistenz zu verleihen. Talg ist aber
                              									verhältnißmäßig stets theurer als Hanföl, und die Thranseife ist bekanntlich nicht
                              									von ihrem eigenthümlichen Geruch zu befreien, welcher auch der mit ihr gereinigten
                              									Wäsche hartnäckig anhängt. Wendet man nun zur Verseifung außer der Potasche auch
                              									Soda an, so kann man den Talg entbehren, und erhält doch eine (geruchfreie) Seife
                              									von großer Festigkeit, die man noch dadurch erhöhen kann, daß man aus der
                              									Seifenmasse 1 bis 2 Proc. mehr Wasser verdunstet, als zur gewöhnlichen Consistenz erforderlich ist.