| Titel: | Ueber den Ammoniakgehalt des Condensationswassers der Steinkohlengas-Anstalt zu Chalons-sur-Marne und über die Zusammensetzung des zur Gasreinigung benutzten Kalks; von Hrn. Malenfant. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. LXXXV., S. 421 | 
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                        LXXXV.
                        Ueber den Ammoniakgehalt des Condensationswassers
                           								der Steinkohlengas-Anstalt zu Chalons-sur-Marne und über die
                           								Zusammensetzung des zur Gasreinigung benutzten Kalks; von Hrn. Malenfant.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, August 1850, S.
                              									131.
                        Malenfant, über den Ammoniakgehalt des Gaswassers.
                        
                     
                        
                           Untersuchung des Ammoniakwassers.
                           Zwei Liter Ammoniakwasser, welche am Baumé'schen Aräometer 4° zeigen,
                              									enthalten 49,35 Gramme reines Ammoniak; um diesen Gehalt zu bestimmen, neutralisirt
                              									man die Flüssigkeit mit Schwefelsäure und dampft sie ab.
                           Das ammoniakalische Wasser von verschiedenen Operationen zeigt nie weniger als
                              									2¾ bis 4° am Baumé'schen Aräometer (für Flüssigkeiten die schwerer als
                              									Wasser sind); sowie es aus dem Condensator kommt, enthält es das Ammoniak als
                              									kohlensaures Salz, mehr oder weniger mit Kohlensäure gesättigt. Es enthält auch,
                              									jedoch in geringer Menge, Schwefelwasserstoff, Cyanwasserstoff und
                              									Schwefelcyanwasserstoff oder deren Radicale.
                           Die 49,35 Gramme Ammoniak halten beiläufig 40 Liter kohlensaures Gas zurück.
                           Die Menge des Condensationswassers, welche man in der Gasanstalt zu
                              									Chalons-sur-Marne während eines Jahrs erhält, könnte nach diesen Daten
                              									beiläufig 1650 Kilogr. rohes schwefelsaures Ammoniak im krystallisirten Zustande
                              									liefern, welche (die 100 Kil. à 50 Frcs. berechnet) die
                              									Summe von 825 Fr. repräsentiren und als Dungsalz oder an chemische Fabriken
                              									verkäuflich wären. Dieses Salz ließe sich mit geringen Kosten gewinnen, weil man die
                              									nutzlos verloren gehende Wärme der Gasanstalt dazu verwenden könnte.
                           Untersuchung des Kalks vom Reinigen des
                                 										Kohlengases.
                           Der Bestandtheil dieses Products, welcher mich am meisten interessirte, ist der
                              									schwefelblausaure Kalk, welcher darin in nicht unbedeutender Menge vorkommt: ich
                              									erhielt ihn nach zweierlei Methoden.
                           1. Ich zerreibe den Gaskalk in einer Porzellanschale mit einer hinreichenden Menge
                              									destillirten Wassers. Ich lasse ihn mit demselben  zwölf Stunden lang in einer
                              									Flasche in Berührung, indem ich von Zeit zu Zeit umschüttle; nachdem er sich dann
                              									wieder abgesetzt hat, filtrire ich die Flüssigkeit, welche klar wie Wasser
                              									durchlauft. Dieses Wasser enthält Aetzkalk und das Schwefelcyancalcium aufgelöst. Um
                              									den überschüssigen Kalk abzuscheiden, leite ich einen Strom gewaschenen kohlensauren
                              									Gases in die Flüssigkeit und zwar im Ueberschuß, so daß sich der Aetzkalk in
                              									Bicarbonat verwandelt, welches mit Alkohol von 95° Tralles leicht
                              									abgeschieden werden kann; nach einigen Stunden ist alles Kalkbicarbonat
                              									niedergeschlagen. Ich filtrire und die Flüssigkeit enthält das Schwefelcyancalcium,
                              									welches ich unter einer Glasglocke mit Stücken gebrannten Kalks austrockne.
                           2. Ich erhielt das Schwefelcyancalcium auch nach folgender Methode. Ich zerreibe den
                              									Kalk in einer Porzellanschale und behandle ihn direct mit Alkohol von 35°
                              									Tralles. Nach dreitägigem Maceriren, während dessen ich von Zeit zu Zeit umschüttle,
                              									filtrire ich die geistige Flüssigkeit, welche sich über dem abgesetzten Kalk
                              									befindet, und dampfe sie wie vorher unter einer Glocke zur Trockne ab; der Rückstand
                              									wird in destillirtem Wasser aufgenommen, welches nur das Schwefelcyancalcium
                              									auflöst; die Flüssigkeit wird dann wieder filtrirt und neuerdings unter einer mit
                              									gebrannten Kalkstücken versehenen Glocke abgedampft.
                           Diese beiden Verfahrungsarten gelangen mir vollkommen.