| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. , S. 153 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Wahl der Schienenform für die königl. preußische
                              									Ostbahn.
                           Die über größere Schienenbestellungen für den lebhaft fortschreitenden Bau der
                              									Ostbahn gegenwärtig zu treffende Entscheidung hat den Minister für Handel, Gewerbe
                              									und öffentliche Arbeiten veranlaßt, der wichtigen Frage über die zweckmäßigste Form
                              									der Bahnschienen eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Während von Seiten der
                              									kgl. Direction der Ostbahn sogenannte breitbasige Eisenbahnschienen in Vorschlag
                              									gebracht waren, welche mit ihrem breiten Fuße unmittelbar auf den in der Kiesbettung
                              									liegenden Holzschwellen (hier Querschwellen) in etwa dreifüßigen Entfernungen
                              									voneinander aufruhen und auf denselben mittelst größerer Nägel mit Hakenköpfen
                              									(Hakennägel) befestigt werden, wurden von anderen Seiten sogenannte Stuhlschienen
                              									mit schmalem Fuß vorzugsweise empfohlen, welche in gußeiserne, mittelst Schrauben
                              									oder Nägel auf den Schwellen befestigte Stühlchen eingelegt und durch Keile in ihrer
                              									Lage gehalten werden.
                           Der Minister hat behufs gründlicher Erörterung dieser Frage sowohl Gutachten von den
                              									erfahrensten Technikern des preußischen Staates, wie Aeußerungen von administrativen
                              										
                              									Eisenbahn-Commissarien eingefordert. Es sind in Folge dessen im Ganzen
                              									vierzehn Berichte eingegangen, von denen neun sich überwiegend für die Wahl von
                              									breitbafigen, drei entschieden für die Wahl von Stuhlschienen aussprechen, während
                              									zwei den Gegenstand erörtern, ohne sich für eine bestimmte Wahl zu entscheiden.
                           Die wesentlichsten Gesichtspunkte, aus denen die Angelegenheit in diesen
                              									verschiedenen Berichten für und wider betrachtet worden ist, lassen sich in
                              									Folgendem zusammenfassen:
                           Es scheint unbestritten, daß mit beiden Schienenformen bei sonst zweckmäßiger
                              									Gestaltung derselben ein tüchtiger Eisenbahn-Oberbau herzustellen ist. Fragt
                              									man nun, bei welcher Form die Beschaffung eines gleich
                              									kräftigen Oberbaues geringeren Kostenaufwand erfordere,
                              									so ist diese Frage zwar von mehreren Seiten zu Gunsten der breitbasigen Schienen
                              									beantwortet worden, die Differenz erscheint hier aber so gering und ist so abhängig
                              									von den verschiedenen Modificationen, welche den Details der Construction gegeben
                              									werden, daß sie für die Entscheidung über die Schienenform nicht maaßgebend erachtet
                              									werden kann.
                           Die breitbasigen Schienen erfordern wegen des breiten Fußes zu gleicher
                              									Tragfähigkeit, d. h. um den übergehenden Lasten einen gleichen Widerstand gegen
                              									Einbiegung entgegenzusetzen, ein etwas größeres Eisengewicht als die Stuhlschienen,
                              									wogegen die zur Befestigung der letzteren erforderlichen Stühle bei den ersteren
                              									erspart werden. Hiebei stellt sich aber heraus, daß es in dieser Beziehung immer
                              									noch an ausreichenden Versuchen, die Tragfähigkeit beider Schienenformen genau in
                              									Vergleichung zu stellen, fehlt, und daß eine aus den vorhandenen Erfahrungen und
                              									Berechnungen abgeleitete Annahme, wonach bei sonst zweckmäßigem Profil eine
                              									breitbasige Schiene von 21 Pfund Gewicht auf den laufenden Fuß etwa dieselbe
                              									Tragfähigkeit haben dürfte, als eine Stuhlschiene mit 19 Pfund, eine genauere
                              									Feststellung noch dringend wünschen läßt. Es ist daher beschlossen, directe Versuche
                              									über dieses Verhältniß demnächst noch vornehmen zu lassen.
                           Die breitbasigen Schienen werden bei der Fabrication im Verhältniß zu ihrem Gewichte
                              									etwas theurer als die Stuhlschienen, einerseits weil es einer sorgfältigeren
                              									Behandlung des Eisens im Feuer und vor der Walze bedarf, andererseits weil ein
                              									besseres Eisen, also kostspieligeers Material erforderlich ist, um namentlich die
                              									breiten Füße fehlerfrei darzustellen. Die Preisdifferenz dürfte unter den
                              									gegenwärtigen Verhältnissen 1 bis 1⅔ Thlr. auf 1000 Pfund betragen. Dabei
                              									scheint aber die sorgfältigere Behandlung und das bessere Eisen in Bezug auf Dauer
                              									und Sicherheit gegen Bruch, den Werth der ganzen Schiene zu erhöhen, und es wird
                              									deßhalb als ein Vortheil der breitbasigen Schienen geltend gemacht, daß die
                              									Fabrikanten bei ihrer Anfertigung gezwungen sind ein vollkommeneres Fabrikat zu
                              									liefern.
                           Von sehr erheblichem Einfluß auf die Güte des Oberbaues ist die Construction, welche
                              									zur Verbindung der Schienenenden angewendet wird; sie kommt auch in Bezug auf Kosten
                              									nicht unwesentlich in Betracht. Von diesen Schienenverbindungen scheint vornehmlich
                              									alles das abhängig, was in Bezug auf sanfte Bewegung und Schonung der Fahrzeuge und
                              									auf Vermeidnng von fühlbaren Stößen zu Gunsten der einen oder anderen Schienenform
                              									angeführt worden ist. Sehr getheilt sind die Ansichten darüber, wie sich durch
                              									vervollkommnete gußeiserne Stühle mit verbesserten Keilen, durch schmiedeiserne
                              									Krempplatten oder vorzugsweise durch schmiedeiserne Backen und Schrauben etc. das
                              									gewünschte Ziel einer vollkommenen Verbindung der Schienen annähernd am besten
                              									erreichen läßt; die vollkommeneren Endverbindungen erscheinen aber bei beiden
                              									Schienenformen ziemlich gleich theuer und eine entschiedene Bevorzugung der einen
                              									oder anderen Form dürfte für jetzt dadurch nicht begründet werden können.
                           Wenn ferner das unmittelbare Aufliegen der gewalzten Eisenbahnschiene auf dem Holz
                              									der Schwellen und die größere Ausdehnung des Auflagers, das sie dabei finden, in
                              									Bezug auf sanfte Bewegung der Fahrzeuge und vollkommenere Unterstützung der Schiene
                              									zu Gunsten der breitbasigen Schienenform geltend gemacht wird, so weisen die Gegner
                              									darauf hin, wie durch das Werfen und Verziehen der Holzschwellen und die
                              									Vergänglichkeit des Splintes an deren Kanten, diese Vorzüge oft in Nachtheile
                              									verwandelt werden möchten.
                           Nicht minder verschieden stellen sich die Ansichten über die Größe des Nachtheils
                              									heraus, den die Gegner der breitbasigen Schienen für die letzteren daraus ableiten,
                              										 daß oftmals
                              									Schwellen und namentlich die stärkeren, theuren Schwellen unfern den Schienenstößen,
                              									durch das Eintreiben der zahlreichen Hakennägel aufgespalten und zeitigem Verderben
                              									preisgegeben werden. Wenn hieraus und aus der angeblich beschwerlicheren Regulirung
                              									des Bahngestänges mit breitbasigen Schienen unter Anführung vergleichender
                              									Erfahrungen auf kostspieligere Unterhaltung des Oberbaues mit breitbasigen Schienen
                              									geschlossen werden soll, so kann für solchen Schluß in den bekannt gewordenen
                              									Kosten, welche auf den verschieden construirten Bahnen für die Bahnverwaltung
                              									aufgewendet worden sind, doch keine Begründung gefunden werden, auch stehen
                              									demselben andere vergleichende Erfahrungen direct entgegen.
                           Ebensowenig maaßgebend für eine Entscheidung kann auch der bei den breitbafigen
                              									Schienen sich allerdings ergebende Nebenvortheil erachtet werden, daß solche für
                              									Anfertigung von Ausweichungen und manchen anderen beim Eisenbahnbau vorkommenden
                              									Constructionen vorzugsweise anwendbar und bequem erscheinen.
                           Nicht in Abrede zu stellen ist dagegen zu Gunsten der Stuhlschienen der Vortheil, daß
                              									die Schienen um etwas, nämlich um die Stärke der Sohlplatten der Stühle höher zu
                              									liegen kommen als die breitbasigen Schienen, wobei eine Ueberdeckung und Belastung
                              									der Holzschwellen mit Kies besser herzustellen ist und zugleich die vortheilhafte
                              									Entwässerung des Bahnplanums erleichtert wird. Ebenso unbestritten erscheint
                              									andererseits zu Gunsten der breitbasigen Schienen die größere Sicherheit, welche
                              									eben durch das Wegfallen der gußeisernen Stühle bedingt wird. Wenn gleich die
                              									Vertheidiger der Stuhlschienen anführen, wie bei gut geformten Stühlen von
                              									tauglichem Material Brüche in den Stühlen nur selten vorkommen, und selbst wenn sie
                              									einzeln eintreten, meist ungefährlich bleiben, so beweisen doch zahlreich
                              									vorliegende Erfahrungen, daß in solchen Fällen, wo durch irgend einen Unfall
                              									Fahrzeuge aus dem Geleise sprangen, stets die Stühle in großer
                                 										Zahl zerschlagen zu werden pflegten und die Zerstörung der betreffenden
                              									Strecke der Schienenbahn, sowie die Gefährdung der nachfolgenden Fahrzeuge die
                              									unmittelbaren Folgen davon gewesen sind, während bei breitbasigen Schienen
                              									dergleichen Unfälle mehrfach ohne irgend erhebliche nachtheilige Folgen geblieben
                              									sind, weil die aus dem Geleise gekommenen Fahrzeuge oder Räderpaare die nur mit
                              									Hakennägeln befestigte, unmittelbax auf den Schwellen liegende Schienenbahn nicht zu
                              									zerstören vermochten. Nicht ohne Grund wird hiebei darauf hingewiesen, daß in einem
                              									nördlichen Klima, wo strenge Winterkälte die Sprödigkeit des Gußeisens nachtheilig erhöht, die Anwendung von gußeisernen Stühlen um so
                              									mehr Bedenken erregen dürfte.
                           Wenn nun also auch die Engländer, bei denen gute Eisenbahn-Holzschwellen
                              									verhältnißmäßig theuer und schwierig zu beschaffen, Gußeisen wie Walzeisen dagegen
                              										sehr billig, die wohlfeileren Sorten des letzteren
                              									aber für die Fabrication breitbasiger Schienen minder geeignet sind, es vortheilhaft
                              									finden, vorzugsweise Stuhlschienen in Anwendung zu bringen, und wenn die Franzosen
                              									und Belgier diesem Beispiele gefolgt sind, so liegt bei uns doch mindestens keine Veranlassung vor, die Anwendung der
                              									breitbasigen Schienen, die auf den preußischen Bahnen vorzugsweise heimisch geworden
                              									sind, zu beschränken.
                           In Uebereinstimmung hiemit sind bei der kürzlich zu Berlin stattgefundenen
                              									Versammlung deutscher Eisenbahn Techniker bei Erörterung dieser Frage Beschlüsse
                              									gefaßt worden, welche die vorgeschlagene Bevorzugung der Stuhlschienen mit 20 gegen
                              									13 Stimmen zurückweisen, nicht minder aber ebenfalls die entschiedene Bevorzugung
                              									der breitbasigen Schienen mit 17 gegen 16 Stimmen ablehnen.
                           Unter diesen Umständen war auch keine Veranlassung vorhanden, die auf die Anwendung
                              									von breitbasigen Schienen für die Ostbahn gerichteten
                              									Vorschläge der den Bau leitenden Behörde zurückzuweisen, sondern der Minister für
                              									Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten hat beschlossen, die vorgeschlagenen
                              									breitbafigen Schienen zunächst noch auf der Strecke der Ostbahn vom Kreuzpunkte mit
                              									der Stargard-Posener Bahn bei Driesen und Bromberg und Dirschau nach Danzig,
                              									für welche Strecke die Schienen bald in Bestellung gegeben werden müssen, anwenden
                              									zu lassen. Von dem Ausfall der angeordneten Versuche wird es demnächst abhängen, ob
                              									auf der Strecke von Dirschau über Marienburg und Elbing nach Königsberg breitbasige
                              									oder Stuhlschienen anzuwenden seyen. (Eisenbahn-Zeitung 1850, Nro. 17.)
                           
                        
                           
                           Fortschritte im Bau von Locomotiven während der letzten zwei
                              									Jahrzehnte.
                           Um eine Vorstellung von den Fortschritten im Maschinen-,vorzüglich im
                              									Locomotiven-Bau zu bekommen, mag es nicht uninteressant seyn zu bemerken, daß
                              									im Jahre 1829 von den Directoren der Liverpool-Manchester Eisenbahn ein Preis
                              									von 500 Pfd. St. für eine Locomotive ausgesetzt war, welche im Stande seyn sollte
                              									ihr dreifaches eigenes Gewicht, welches nicht über 6 Tonnen betragen durfte, mit
                              									einer Geschwindigkeit von 10 engl. Meilen in der Stunde auf ebener Bahn zu ziehen.
                              									Jetzt, im Jahre 1850, gibt es Locomotiven, welche über 23 Tonnen wiegen, und stark
                              									genug sind, einige hundert Tonnen zu ziehen, wobei schon öfters eine Geschwindigkeit
                              									von 75 engl. Meilen in der Stunde erreicht wurde. Die regelmäßige Tagarbeit einer
                              									solchen neueren Locomotive bildet einen unglaublichen Contrast mit dem, was die
                              									ersten Maschinen leisteten.
                           
                        
                           Neuer elektrischer Telegraph.
                           Ein Correspondent der amerikanischen Zeitschrift „The Farmer and Mechanic“ berichtet Folgendes über eine
                              									Erfindung, welche sich unlängst ein Hr. Thomas in Norwich
                              									(Verein. Staaten) patentiren ließ und die er Electric Thermic
                                 										Telegraph benennt. „Sie besteht im Anwenden der Wärme, anstatt
                                 										der Elektricität oder des Magnetismus, zum Aufzeichnen telegraphischer
                                 										Mittheilungen, und steht in der Brauchbarkeit dem System von Morse oder Bain in keiner
                                 										Hinsicht nach. Diese Erfindung wurde auf dem Patent-Amt in allen ihren
                                 										Theilen streng geprüft und ihre Originalität als unzweifelhaft anerkannt; ich
                                 										kann jetzt über sie bloß berichten, daß die Wärme benutzt wird um die Buchstaben
                                 										des Alphabets zu bilden und aufzuzeichnen, und daß diese Wärme durch die
                                 										Elektricität erzeugt wird, welche durch die Drähte des Telegraphen strömt.
                                 										Nachdem die Elektricität zu dem Auszeichnungs-Apparat gelangt ist, wird
                                 										sie an eine dünne Platinspitze geleitet, welche mit dem Papier in Berührung ist,
                                 										das augenblicklich heiß oder plötzlich kalt wird, je nachdem man die elektrische
                                 										Kette herstellt oder unterbricht; die Wärme welche dem Papier oder sonstigen
                                 										Material mitgetheilt wird, bringt auf demselben das Zeichen hervor. Man kann zum
                                 										Aufzeichnen gewöhnliches trockenes Papier anwenden; chemisch präparirtes ist
                                 										aber vorzuziehen. Auf diesem Wege wird in der Hauptsache dasselbe Resultat
                                 										erzielt wie durch Morse's oder Bain's Telegraph. Der neue Telegraph hat sich bei der Prüfung in allen
                                 										seinen Details als ein für die praktische Anwendung vollendeter Apparat
                                 										erwiesen."“ (London Journal of arts, Juni
                              									1850, S. 353.)
                           
                        
                           Musivische Transparente.
                           So benennt der Architekt F. W. Roesing in Hamburg seine
                              									Erfindung, die den Zweck hat, die kostbare und mühsame Glasmalerei der Alten für
                              									minder wichtige Gegenstände, als Treppenhäuser. Pavillons, Festhallen u. s. w. rasch
                              									und billig zu ersetzen. Doch schließt diese Art der Arbeit keineswegs die
                              									Dauerhaftigkeit aus.
                           Sie besteht aus einer transparenten Folie zwischen zwei Glasplatten. Die von ihm
                              									angewandten Bestandtheile zu dieser Folie sind Leim (Hausenblase u. dgl.) nebst
                              									vegetabilischen Farbstoffen, jedoch ohne ängstliche Beschränkung auf erstere. Das
                              									Verfahren diese Folien herzustellen ist einfach und dem bei der Fabrication von
                              									transparenten Oblaten angewandten ähnlich.
                           Gewöhnlicher Leim wird 48 Stunden (kürzer oder länger) in kaltem Flußwasser geweicht,
                              									dann herausgenommen und in diesem Zustande durch Wärme aufgelöst, aber nicht
                              									gekocht, mit Farbe vermischt, durch Leinwand filtrirt und ein wenig abgekühlt.
                           
                           Dann muß man zur augenblicklichen Benutzung recht ebene Glasplatten (Spiegelglas)
                              									bereit halten, welche mit kleinen Rahmen eingefaßt sind und ein Gestell mit
                              									waagrechten Latten haben. Die Glasplatten werden auf einer Seite sorgfältig mit
                              									Baumöl abgerieben, und zwar so, daß nur ein Hauch darauf bleibt; auf diese geölte
                              									Seite wird nun die Masse auf einer Seite aufgegossen, durch vorsichtiges Hin-
                              									und Herbewegen überall vertheilt und auf die Latten gelegt, wo sie schnell gerinnt;
                              									dann läßt man sie in guter gleichmäßiger Stubenwärme trocknen. — Sehr heilsam
                              									ist es, nach Verlauf einiger Stunden zwischen den Rahmen und der noch gallertartigen
                              									Folie eine Trennung mit einem scharfen Messer zu verursachen, weil sonst am Rande
                              									die Masse durch Trocknen mehr angezogen wird und dadurch Sprünge entstehen. Der
                              									Trocknungsproceß kann in weniger als 24 Stunden vollendet werden; doch geräth alles
                              									besser, wenn man längere Zeit dazu verwendet. Dann lösen sich die Folien schon oft
                              									selbst ohne Nachhülfe, vorzüglich wenn die Glasplatten erst mehrfach gebraucht
                              									sind.
                           Bei den Farbstoffen ist man nicht ängstlich gebunden und kann man sie durch
                              									sorgfältiges Studium ganz ächt gegen Luft herstellen (z. B. durch Blauholz mit
                              									Zinkvitriol, Eisen-, Kupfervitriol, Fernambuk mit Alaun gekocht, durch Zusatz
                              									von Potasche violett u. s. w.). Vermeiden wird man solche Farbstoffe, die den Leim
                              									niederschlagen, z. B. Gallus.
                           Um ein schönes Elfenbeinweiß, Fleischfarbe u. s. w. herzustellen, wendet man den
                              									sogenannten weißen Kölner Leim an, der längere Zeit schwellen muß und bei Weiß gar
                              									keines Zusatzes bedarf.
                           Einige Farben machen oft die Masse zu spröde, und setzt man solchen künftig ein Paar
                              									Tropfen Sodalösung bei der Bereitung zu. Mit einigem Studium sind leicht alle nur
                              									möglichen Farben herzustellen.
                           Die Muster schneidet man mit Scheren, Messern, je nach der Vorlage, und schattirt, wo
                              									es erforderlich ist, mit beliebigen Farben. Bei großen Arbeiten erleichtern Stempel
                              									und Pressen natürlich die Sache. Hierauf wird das Muster auf der Glasplatte
                              									geordnet, wo nöthig mit Hausenblasenlösung oder Kautschuklösung angeheftet, mit der
                              									zweiten Glasplatte möglichst schließend bedeckt, eingesetzt und gut verkittet.
                           Die durchsichtigen Fugen machen einen guten Effect, doch kann man bei großen Arbeiten
                              									sich die Erleichterung machen, die Hauptconturen mit schwarzer Oelfarbe vorher auf
                              									die Glasplatte aufzutragen.
                           Ein so ausgeführtes Fenster gleicht von außen einem farbigen Teppich; vom Innern der
                              									Gebäude aus macht es den Effect der Glasmalerei.
                           Auch im kleineren Genre ist diese Arbeit empfehlenswerth zu Jalousien, Lichtbildern
                              									u. s. w. Da die feinsten Zeichnungen sich darin ausführen lassen und die Anwendung
                              									dieses Verfahrens so mannichfach ist, so ist der Erfinder überzeugt, daß es Anklang
                              									finden wird, und übergab es deßwegen der Veröffentlichung. (Allgemeine Bauzeitung
                              									1850, S. 40.)
                           
                        
                           Zinnbasis zum Färben und Drucken der Wollenzeuge und
                              									Wollenmusseline; von J. Mercer und W. Blyth.
                           Die Zinnbeize, welche sich die genannten Chemiker am 12. Octbr. 1849 für England zu
                              									diesem Zweck patentiren ließen, ist eine Mischung von gleichen Aequivalenten zinnsauren Natrons (Zinnoxyd-Natron) und arseniksauren Natrons.
                           Um dieselbe zu bereiten, löst man zuerst in 10 Pfd. Wasser soviel
                              									Zinnoxyd-Natron auf, daß die Flüssigkeit 30° B. zeigt; diese
                              									Flüssigkeit bringt man in einem eisernen Kessel auf das Feuer nnd löst darin
                              									1½ Pfd. arseniksaures Natron auf (welches durch Zusammenschmelzen gleicher
                              									Gewichte weißen Arseniks und Natronsalpeters bereitet wurde). Von der dünnen
                              									Flüssigkeit nimmt man-während sie im Kessel noch heiß ist — eine Probe
                              									heraus und tropft sie auf eine kalte Steinplatte;  wenn sie sogleich erstarrt,
                              									kann man die ganze Flüssigkeit in einen geeigneten Behälter ausgießen, worin sie
                              									nach dem Erkalten eine feste Masse bilden wird.
                           Man kann das arseniksaure Natron auch ganz oder zum Theil durch phosphorsaures und
                              									arseniksaures Natron ersetzen. (Repertory of
                                 										Patent-Inventions, Mai 1850, S. 293.)
                           
                        
                           Oliver's Mischungen welche den
                              									Weinstein beim Färben der Wolle ersetzen sollen.
                           
                              
                                 I. Mischung:
                                 Kochsalz
                                 100
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäure
                                 10
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Salpetersäure
                                 3
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 weißer Arsenik
                                 1
                                 Theile
                                 
                              
                                 II Mischung:
                                 Glauberfalz
                                 100
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäure
                                 6
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäure
                                 2
                                 Theile
                                 
                              
                                 III Mischung:
                                 Glaubersalz
                                 100
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäure
                                 1
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Salpetersäure
                                 3
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Essig
                                 6
                                 Theile
                                 
                              
                                 V Mischung:
                                 Glaubersalz
                                 100
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäure
                                 6
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 gepulv. Weinfteinsäure
                                 3
                                 Theile
                                 
                              
                                 V Mischung:
                                 Salpeter (Kalisalpeter)
                                 100
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäure, je nach den Nuancen
                                 30–60 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Glaubersalz
                                 1000
                                 Theile
                                 
                              
                                 VI Mischung:
                                 Man nimmt von der V. Mischung
                                 100
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 gepulv. Weinsteinsäure
                                 3
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 essigsaures Kali
                                 10
                                 Theile
                                 
                              
                                 VII. Mischung:
                                 Glaubersalz
                                 100
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Salpetersäure
                                 4
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 Essigsäure
                                 4
                                 Theile
                                 
                              
                                 
                                 gepulv. Weinsteinsäure
                                 10
                                 Theile
                                 
                              
                           Von diesen Mischungen — welche als Mittheilung eines Dritten am 10. Nov. 1849
                              									für England patentirt wurden — dürfen I und II nicht für Farben mit Zinnbasis angewandt werden, oder
                              									für solche Farben worin Zinnauflösungen enthalten sind; die übrigen Mischungen sind
                              									aber eben sowohl für Farben mit Zinnbasis als für solche mit Thonerdebeize und alle
                              									anderen Farben anwendbar.
                           Man mischt die verschiedenen Substanzen in Gefäßen, auf welche sie nicht einwirken,
                              									und läßt sie mehrere Tage mit einander in Berührung. Beim Färben ganz wollener oder
                              									gemischter wollener Fabricate ersetzt man den Weinstein
                              									durch sein gleiches Gewicht einer solchen Mischung, welche man ganz wie jenen
                              									anwendet. (London Journal of arts, Juli 1850, S.
                              									385)
                           
                        
                           
                           Ueber einen gelben, dem Orleans ähnlichen Farbstoff.
                           Braconnot glaubt, daß der Orleans ein in mehreren
                              									Pflanzen, namentlich in den Früchten von Kürbis, Spargel, Bittersüß, den Mohrrüben
                              									vorkommender Farbstoff sey, und hat mit dem aus Spargel einige Versuche angestellt.
                              									Zerreibt man Spargelbeeren mit Wasser und preßt den Saft durch ein leinenes Tuch, so
                              									setzt derselbe, wenn man ihn ruhig stehen läßt, einen zinnoberrothen Bodensatz ab,
                              									welcher nach dem Auspressen und Trocknen eine salbenähnliche Consistenz besitzt,
                              									sich zwischen den Fingern kneten läßt, theilweis in fetten und ätherischen Oelen
                              									sich mit orangerother Farbe auflöst und mit concentrirter Schwefelsäure behandelt
                              									sogleich eine indigblaue Färbung annimmt. Einige andere Eigenschaften, welche er an
                              									dem Farbstoffe beobachtet hat, stimmen sehr wohl mit denen des Orleans überein. (Svanberg's Jahresbericht, Tübingen 1849, S. 410.)
                           
                        
                           Verfahren Verzierungen auf Papiermaché hervorzubringen, ferner
                              									um Blätter, Stengel und Blumen von Pflanzen zu conserviren; von W. Brindley.
                           Um Verzierungen auf Papiermaché hervorzubringen, nimmt der Patentträger die Bögen
                              									oder Blätter nassen Papiers wie sie von der Form kommen, und legt sie auf einander
                              									bis die gewünschte Dicke erreicht ist; diese aufgehäufte Papiermasse legt er nun auf
                              									das geölte Muster, dann ein Blatt wasserdichten (geölten) Papiers obenauf und auf
                              									letzteres mehrere Blätter nassen Papiers, worauf er das Ganze der Pressung
                              									unterzieht; dann befestigt er das Ganze mit Spannblechen aneinander und trocknet es
                              									im Darrraum aus. Der Grund, weßhalb man nasses Papier auf das Muster (vor dem
                              									Pressen) auflegt, ist der, damit man Materialien wie die Blätter und Blumen von
                              									Pflanzen und Bäumen als theilweise Muster-Oberstäche benutzen kann; dieselben
                              									sind nämlich zu zart als daß man ausgepreßtes Papier hiebei anwenden könnte. Die
                              									Oberfläche des Musters (der Form) besteht aus Pappe, auf welche man die (gut
                              									geölten) Blätter oder Blumen legt und auf letztere die nassen Papierblätter.
                           Die Methode zum Conserviren vegetabilischer Substanzen, wie Blätter, Stengel und
                              									Blumen der Pflanzen, besteht darin, daß man sie ölt, dann zwischen Papierbögen legt
                              									und gerade so austrocknet wie Artikel von Papiermaché: nämlich bei einer Temperatur
                              									von 97 bis 120° Reaumur. (London Journal of arts,
                              									Juni 1850, S. 316)
                           
                        
                           Unglücksfälle bei der Bereitung und Aufbewahrung einiger
                              									chemischen Producte.
                           Die durch Zufall und Unvorsichtigkeit veranlaßten Unglücksfälle bekannt zu machen,
                              									gewährt stets Nutzen und ist gewissermaßen Pflicht.
                           
                              Schwefelkohlenstoff.
                              
                           Ein Pariser Haus erhielt unlängst zwei Flaschen Schwefelkohlenstoff, welche 30
                              									Kilogr. von dieser jetzt zum Auflösen des Kautschuks häufig angewandten Flüssigkeit
                              									enthielten. Diese zwei Flaschen wurden auf einen Zähltisch gestellt; eine derselben
                              									zerbrach, man weiß nicht wodurch; die Flüssigkeit verbreitete sich dann in ein
                              									Magazin, drang unter den Auftritt, und floß über deu ganzen Boden hin. Man warf
                              									Sägespäne darauf und öffnete die Fenster, damit die Dünste dieser schon bei
                              									36° R. sich verflüchtigenden Flüssigkeit abziehen konnten. Nach allen diesen
                              									Maaßregeln kam,  man
                              									weiß nicht wie, ein Theil des Dunstes in Berührung mit einem glühenden Körper (einer
                              									Cigarre?) und rasch fand eine Entzündung statt, welcher ein Knall, demjenigen einer
                              									Kanone gleich, folgte. Die Auftritte hoben sich, die Zähltische wurden 3 Fuß hoch
                              									aufgeworfen; ein Tisch sing zu brennen an, ein Mann der mit seinen Schuhen in der
                              									Flüssigkeit gestanden hatte, wurde ebenfalls vom Feuer ergriffen; glücklicherweise
                              									wurde jedoch der Brand bald gelöscht und nur eine Person
                              									unbedeutend beschädigt.
                           Man sieht, daß der Schwefelkohlenstoff, wie der Aether und alle Flüssigkeiten welche
                              									sich leicht verflüchtigen und entzünden, in Metallgefäßen aufbewahrt werden sollte,
                              									die stark genug sind um nicht zu brechen.
                           Bereitung eines zur Verfertigung von
                                 										Signalen auf Eisenbahnen bei nebeligem Wetter dienenden Teiges.
                           Man schreibt aus England: ein beklagenswerther Fall hat sich so eben in Louth
                              									(Lincolnshire) ereignet. Hr. Armitage, Erfinder eines
                              									Systems explodirender Signale für die Eisenbahnzüge bei Nebelwetter (man vergleiche
                              									über solche polytechn. Journal Bd. CXII S. 258), ließ eine bedeutende Menge eines
                              									für seine Büchsen bestimmten Teigs in einem Ofen trocknen; die Magd, befürchtend,
                              									daß die Hitze zu groß sey, öffnete unüberlegter Weise den Ofen; der aus brennbaren
                              									Stoffen bestehende Teig entzündete sich und verursachte eine Explosion, welche einem
                              									starken Kanonenschuß zu vergleichen war. Armitage und die
                              									Magd wurden sogleich getödtet, ein Theil des Hauses stürzte ein; Armitage's Vater, ein Junge und ein Mädchen, die bei ihm
                              									dienten, wurden unter dem Schutte begraben. Das Feuer wurde jedoch bald
                              									gelöscht.
                           Die untersuchende Jury, den Coroner von Lincoln an der Spitze, erklärte, daß der Tod
                              									der fünf Opfer Folge des Mangels der gehörigen Vorsicht beim Trocknen ungemein
                              									explodirbarer Substanzen gewesen sey.
                           Detonation eines Gemenges von
                                 										Schwefelantimon und chlorsaurem Kali.
                           Ein Gemenge dieser beiden Substanzen wurde aus Irrthum in
                              									eine Retorte und auf das Feuer gebracht; es detonirte, die Retorte zersprang, und
                              									der Ofen zerbrach. Glücklicherweise wurde Niemand verletzt. Das Schwefelantimon war
                              									statt Braunstein genommen worden, (Journal de Chimie
                                 										médicale, Mai 1850.)
                           
                        
                           Ueber die Anfertigung des kölnischen Wassers (Eau de Cologne). Von Prof. Varrentrapp.
                           Dieß bekannte Riechwasser besteht aus einer Auflösung verschiedener ätherischer Oele
                              									in reinem starkem Alkohol. Das Haupterforderniß zur Bereitung eines guten Wassers
                              									ist ein vollkommen fuselfreier Alkohol, ohne allen fremden Beigeruch.
                           In Betreff der Menge und Art der zu verwendenden Oele hat man unzählige Vorschriften.
                              									Es ist von Wichtigkeit, daß sie von bester Qualität gewählt werden, wie man sie
                              									gewöhnlich nur von den südfranzösischen Droguisten erhält, und daß von jeder Sorte
                              									nur so viel genommen wird, daß ihr eigenthümlicher Geruch in dem Gemenge nicht
                              									entschieden hervortritt. Am zweckmäßigsten ist es, die Oele einfach in dem Alkohol
                              									zu lösen und das Gemenge einige Wochen (besser Monate) zusammen lagern zu lassen,
                              									wodurch sich der Geruch wesentlich verbessert. Durch Destillation desselben wird
                              									dieß nicht bewirkt, sondern ein frisch destillirtes Gemenge bedarf noch viel mehr
                              									des Ablagerns. Von der Destillation ist aber geradezu abzurathen, weil bei der
                              									größeren Flüchtigkeit des Alkohols die Oele zum Theil in der Destillirblase
                              									zurückbleiben und dadurch also nur eine unnütze Verschwendung herbeigeführt  wird. Die Destillation
                              									wird nur dann einen besseren Geruch bewirken können, wenn man etwa von den weniger
                              									flüchtigen Oelen eine zu große Menge angewendet hat und dadurch ein besseres
                              									Verhältniß erzielen will. Vor allem wende man recht reinen, alten, starken Alkohol
                              									an und nicht zu viel und zu stark riechende Oele.
                           Die verschiedenen Sorten ätherischer Oele, welche aus den Spielarten der Citronen,
                              									Orangen und Limonen in dem verschiedenen Zustande der Reife dieser Früchte gewonnen
                              									werden, sind die wichtigsten der Masse nach und daher auf ihre Aechtheit und Güte
                              									besonders zu prüfen, da die deutschen Droguisten auf die feinen Unterschiede nicht
                              									achten und häusig das eine statt des anderen verkaufen.
                           Nach Förster liefert folgendes in 6 Quart Alkohol von 82
                              									Procent Tralles zu gießende Oelgemisch ein vorzügliches kölnisches Wasser: 2 Loth
                              										Essence d'orange, ebensoviel de Bergamotte, de Citron, de Limette, de petits grains, 1 Loth von jeder
                              									der folgenden Essenze: de Cedro, de Cedrat, de Portugal, de
                                 										Neroli, ½ Loth Rosmarinöl und ¼ Loth Thymianöl.
                           Nach Otto bereitete man in Althaldensleben ein gutes Eau de Cologne, indem man zu 200 Quart Spiritus von 86
                              									Procent Tralles 4 Pfund Citronenöl, 2 Pfund Bergamottöl, ⅝ Pfund Neroliöl,
                              									½ Pfund Lavendelöl, ¼ Pfund Rosmarinöl und 1 Loth Salmiakspiritus
                              									mischte. — Diese Zusammensetzung kann unserer Ansicht nach einen
                              									wohlriechenden Spiritus, aber kein feines dem Eau de
                                 										Cologne gleichkommendes Wasser liefern. Hierzu ist unbedingt das Gemisch
                              									der vielen feinen, ähnlichen, aber doch deutlich verschiedenen Gerüche der aus den
                              									Früchten der Citrusarten gewonnenen Oele erforderlich. Der feine Geruch wird erhöht,
                              									je mehr verschiedene Wohlgerüche zusammenkommen, ohne daß ein einzelner erkennbar
                              									wird. Melissenöl, Muskatnuß- und Blüthenöl, Zimmetöl, Rosenöl können
                              									zugesetzt werden, aber in ganz außerordentlich kleinen Quantitäten, höchstens
                              									tropfenweise, wo man andere Oele lothweise anwendet.
                           Manche Vorschriften lassen den Spiritus über die frischen Pflanzen abziehen und dann
                              									noch Oele zumengen. Man wird dieß bei uns nur dann mit Vortheil thun, wenn man außer
                              									Stande ist sich die feinsten Oele zu verschaffen, denn die in südlicheren Gegenden
                              									wachsenden Pflanzen sind aromatischer als die in nördlichen. Ueberdieß muß ein
                              									solches Destillat lange lagern, ehe es den Krautgeruch verliert und wohlriechend
                              									wird. Nach Ure soll eine von Farina, dem Erfinder des kölnischen Wassers, selbst mitgetheilte
                              									Vorschrift folgende seyn: 600 Pfund Spiritus werden auf 1⅓ Loth Salbei,
                              									ebensoviel Thymian, 24 Loth Melisse, 24 Loth Krausemünze, 1 Loth Calmus, ½
                              									Loth Angelikawurzel, ¼ Loth Kampher, 8 Loth Rosenblätter, ebensoviel
                              									Veilchenblätter, 4 Loth Lavendelblumen, 1 Loth Orangenblüthen, 2 Loth Wermuth, 1
                              									Loth Muskatnuß, Gewürznelken, Zimmet, Muskatblüthe, ferner zwei in Stücke
                              									zerschnittene reife Orangen und zwei Citronen gegossen, 24 Stunden stehen gelassen,
                              									und dann 400 Pfund im Wasserbade abdestillirt. Dem Destillat werden 3 Loth
                              									Citronenöl, Cedraöl, Melissenöl, Lavendelöl, 1 Loth Neroliöl und Rosmarinöl, ferner
                              									1 Loth Jasminblüthenöl und 24 Loth Bergamottöl zugesetzt. (Handwörterbuch der reinen
                              									und angewandten Chemie. Bd. IV. S. 427.)