| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. , S. 387 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Instruction über die Behandlung des
                              									elektro-magnetischen Telegraphen nach dem System von Morse.
                           Die königl. hannover'sche Eisenbahn-Direction hat unlängst über die Behandlung
                              									der auf den dortigen Bahnen ausschließlich in Anwendung befindlichen Morse'schen elektro-magnetischen
                              									Schreibtelegraphen die nachstehende Instruction erlassen.
                           I. Behandlung
                                 										der galvanischen Batterie.
                           §. 1.
                           Der Morse'sche elektromagnetische Telegraph besteht aus
                              									zwei getrennten Apparaten und jeder derselben erfordert eine besondere Batterie.
                              									Beide Batterien sind Daniell'sche und bestehen aus Zink-Kupfer-Elementen. Jedes Element wird gebildet aus:
                           1) einem Glase welches mit einer concentrirten Auflösung von Kupfervitriol in Wasser
                              									gefüllt ist;
                           
                           2) aus einem Cylinder aus Kupferblech, welcher in die Vitriolauflösung gesetzt
                              									wird;
                           3) aus einem in diesem Cylinder stehenden Töpfchen von gebranntem Thon, welcher so
                              									beschaffen seyn muß, daß er das Durchsickern einer Flüssigkeit gestattet. Dieses
                              									Töpfchen ist mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt;
                           4) aus einem Zinkcylinder, welcher in dem mit Schwefelsäure gefüllten Thontöpfchen
                              									steht.
                           Um den galvanischen Strom durch den Apparat zu leiten, wird der an den Kupfercylinder
                              									festgelöthete Kupferdraht an der betreffenden Stelle mit dem Apparate in Verbindung
                              									gebracht, und ebenso wird der an den Zinkcylinder gelöthete Kupferdraht mit einer
                              									andern Stelle des Apparates verbunden.
                           Gewöhnlich werden indeß mehrere Elemente dadurch zu einer
                              										Batterie vereinigt, daß die Gläser neben einander
                              									gestellt werden und der Kupfercylinder des ersten Elements mit dem Zinkcylinder des
                              									zweiten Elements, ebenso der Kupfercylinder des zweiten Elements mit dem
                              									Zinkcylinder des dritten Elements und sofort durch Kupferdrähte oder Kupferbleche
                              									verbunden werden. Dadurch bleibt am ersten Elemente der Zink- und am letzten
                              									der Kupfercylinder frei und diese, den Zink- und Kupfer-Pol bildend, werden dann durch angelöthete Kupferdrähte
                              									mit dem Apparate in metallische Verbindung gesetzt.
                           Die Batterien für die beiden Theile des Apparates sind von verschiedener
                              									Zusammenstellung. Für die Hauptapparate, welche den Strom und die Unterbrechung
                              									desselben auf der ganzen Linie zu vermitteln haben, wird eine Batterie von mehreren kleinen Elementen gewählt, für den
                              									Schreibapparat dagegen, welcher eine große Kraft erfordert, eine solche von nur zwei oder drei großen
                              									Elementen.
                           §. 2.
                           In Rücksicht auf die Behandlung stehen beide Batterien,
                              									die große wie die kleine, einander gleich, und gelten hiefür folgende
                              									Vorschriften:
                           1) Kupfervitriol-Auflösung. — In einem großen gläsernen Gefäße oder Kruge von
                              									Steingut wird eine nicht zu geringe Quantität Kupfervitriol mit heißem Wasser
                              									angesetzt und während zwei bis drei Tagen umgerührt, wodurch sich das Wasser mit
                              									gerade soviel Vitriol sättigt, als nothwendig ist; der überflüssige Theil bleibt am
                              									Boden liegen. Diese Auflösung muß immer vorräthig seyn. Von dieser blaugrün
                              									gefärbten Flüssigkeit wird soviel in die Gläser gegossen, daß ein hineingesetztes
                              									Thontöpfchen bis ein Zoll unter dem Rande bedeckt ist. Jeden Abend wird der Inhalt
                              									der benützten Gläser, mit Ausnahme des etwa angesammelten Bodensatzes, welcher
                              									wegzugießen ist, in einen zweiten Krug gegeben, um sich hier wieder durch Auflösung
                              									des in demselben befindlichen festen Vitriols zu sättigen und am dritten Tage
                              									benützt zu werden.
                           2) Die Mischung von Schwefelsäure mit Wasser wird dadurch erreicht, daß man in eine
                              									Flasche mit Wasser vorsichtig und tropfenweise nach und nach drei bis vier Procent
                              									englische Schwefelsäure von gewöhnlicher Stärke gießt. Die Mischung muß einen
                              									säuerlichen Geschmack, etwa wie ganz schwacher Essig haben. Von dieser sauren
                              									Flüssigkeit ist in jedes Thontöpfchen so viel zu gießen, daß wenn der Zinkcylinder
                              									in dasselbe eingetaucht ist, der Stand der Flüssigkeit innerhalb ½ Zoll höher
                              									ist, als die blaugrüne Flüssigkeit außerhalb desselben im Glase.
                           3) Sobald am Abend der Telegraphendienst geschlossen ist, wird die Batterie
                              									vollständig auseinander genommen, das saure Wasser aus den Thontöpfchen weggegossen
                              									und die Thontöpfchen in eine Schale mit reinem Wasser gelegt. Was die
                              									Kupfervitriolauflösung betrifft, so wird dieselbe, wie schon sub. 1 erwähnt, in den Krug gegeben, welcher den festen Kupfervitriol
                              									enthält, Die Zink- und Kupfercylinder werden gehörig gereinigt und in reines
                              									Wasser gelegt.
                           §. 3.
                           Damit durch das Reinigen und Ansetzen der Batterie die Möglichkeit des Telegraphirens
                              									thunlichst wenig unterbrochen werde, muß die Arbeit auf einer und  derselben Telegraphenstrecke zu
                              									gleicher Zeit vorgenommen werden, und sollen über die Zeit des Ansetzens und
                              									Abhängens, welche übrigens von dem Fahrplane abhängig ist, specielle Vorschriften
                              									von Seiten der Betriebs-Inspection erfolgen.
                           II. Beschreibung des Apparates.
                           §. 4.
                           Der Morse'sche Apparat besteht, wie schon oben erwähnt,
                              									aus zwei verschiedenen Apparaten, dem Haupt-Apparate (Relais) und dem Schreib-Apparate.
                           §. 5.
                           A. Die wesentlichen Bestandtheile des Hauptapparates
                              									sind:
                           1) Der Elektromagnet. Derselbe besteht aus zwei
                              									nebeneinanderstehenden Stäbchen von weichem Eisen. Jedes derselben ist mit feinem
                              									Kupferdraht in mehreren Lagen umwickelt, welcher mit Seide so umsponnen ist, daß
                              									eine metallische Berührung der einzelnen Windungen unmöglich ist Die beiden unteren
                              									Enden dieser Drahtrollen sind verbunden, dagegen geht das obere Ende der einen Rolle
                              									nach der Hauptbatterie, das der andern nach der nächsten Station.
                           Wenn nun ein galvanischer Strom den vielfachen Windungen der Umwickelung folgend, die
                              									Eisenstäbchen umkreiset, so werden in demselben Augenblicke beide Stäbchen magnetisch, und bleiben es so lange, als der galvanische
                              									Strom dauert.
                           2) Der Anker. In einer Entfernung von etwa 1/32 Zoll über
                              									den beiden Eisenstäbchen, den Magneten, schwebt
                              									horizontal der Anker, an dem einen Ende eines doppelarmigen Hebels (balancier) befestigt; er besteht aus weichem Eisen,
                              									welches halbrund geformt etwa 2 Zoll lang ist. Sobald der galvanische Strom durch
                              									die Umwickelung der Eisenstäbe läuft und diese magnetisch macht, wird der Anker
                              									angezogen und hiedurch das eine Ende des Hebels gegen eine Schraube gedrückt,
                              									wodurch, wie später erläutert wird, der Schreibapparat mit dem Hauptapparat in
                              									Verbindung tritt. Sobald der Strom aber unterbrochen und dadurch die Ursache des
                              									Magnetismus in den Eisenstäben aufgehoben wird, wird der Anker durch eine
                              									Spiralfeder von denselben zurückgeschnellt, wobei zugleich die metallische Berührung
                              									jenes Hebels (balancier) mit der Schraube aufgehoben
                              									wird.
                           3) Der Schlüssel. Die zur Erzeugung von Zeichen
                              									erforderliche Unterbrechung und Wiederherstellung des galvanischen Stromes geschieht
                              									dadurch, daß derselbe an einer Stelle des Apparates durch die metallische Berührung
                              									des Amboßes mit dem Schlüssel geführt wird.
                           Der Amboß ist ein kleiner messingener abgestumpfter Kegel (dessen obere Fläche am
                              									besten mit Platin belegt ist) und in welchen der den galvanischen Strom leitende
                              									Draht führt.
                           Der Schlüssel ist ein einarmiger Hebel, welcher zwischen dem Drehungspunkte und dem
                              									zum Auf- und Niederbewegen mit der Hand eingerichteten Ende einen auf den
                              									Amboß passenden und ebenfalls mit Platin belegten Ansatz hat. Sobald dieser Ansatz
                              									des Schlüssels auf den Amboß gedrückt wird, ist die galvanische Kette geschlossen,
                              									der Strom umspielt die Magnete, der Anker wird angezogen und der Balancier gegen die
                              									Schraube gedrückt. Sobald aber der Schlüssel nicht mehr aufruht, so kommt der Strom
                              									nicht in die Umwickelung der Magnete, diese werden unmagnetisch, der Anker wird in
                              									die Höhe geschnellt und dadurch der Balancier von der Schraube zurückgezogen.
                           4) Die Entfernung des Ankers von den Magneten, die Stellung des Schlüssels, der Feder
                              									zum Zurückschnellen des Ankers, sind durch Stellschrauben zu reguliren.
                           §. 6.
                           Der Schreibapparat besteht:
                           1) aus zwei Elektromagneten, welche mit der großen
                              									Batterie und der isolirten Schraube des Hauptapparates durch Drähte verbunden
                              									sind;
                           
                           2) aus dem Anker, welcher an dem einen Ende eines
                              									zweiarmigen Hebels über den Elektromagneten schwebt, an dessen anderem Ende
                           3) der Schreibstift befestigt ist, welcher, wenn der Anker
                              									angezogen wird, gegen
                           4) den Papierstreifen drückt, und dort die Zeichen zurückläßt.
                           Der Streifen geht durch zwei Walzen, welche durch Räder getrieben werden, und deren
                              									obere einen Einschnitt hat, um das Eindrücken des Stiftes zu erleichtern. Der Stift
                              									läßt auf dem Papierstreifen natürlich einen um so längeren Eindruck zurück, je
                              									länger der Anker angezogen wird; er macht nur einen Punkt, wenn der Anker angezogen
                              									und sofort der elektrische Strom wieder unterbrochen wird.
                           III. Lauf und
                                 										Wirkung des galvanischen Stromes.
                           §. 7.
                           A. Beim Telegraphiren zwischen zwei
                                 										End stationen.
                           Auf jeder der beiden Endstationen ist ein Hauptapparat und ein Schreibapparat
                              									aufgestellt, und jeder Apparat hat seine besondere Batterie.
                           Als Beispiel diene Hannover und Minden.
                           Der Leitungsdraht ist in Hannover an einer Kupferplatte befestigt, welche in der
                              									feuchten Erde liegt, tritt dann an den Schlüssel, von dort an den Zinkpol der
                              									Hauptbatterie, geht dann vom Kupferpol derselben um die Elektromagnete des
                              									Hauptapparats, tritt hier hinaus in die Drahtleitung auf die Bahn und in Minden an
                              									den Elektromagnet des Hauptapparats, dann an den Zinkpol der Hauptbatterie und durch
                              									diese vom Kupferpol derselben durch den Schlüssel an die in der Erde liegende
                              									Kupferplatte, so daß also ein Zirkel gebildet wird, welcher zwischen den beiden
                              									Erdplatten durch die Feuchtigkeit der Erde geschlossen wird. In diesem Kreislaufe
                              									strömt nun fortwährend das galvanische Fluidum und erzeugt den Magnetismus der
                              									Elektromagnete beider Hauptapparate und ein fortwährendes Angezogenseyn der
                              									Anker.
                           Sobald aber an einer Stelle, z. B. in Hannover, der Zirkel durch Loslassen des
                              									Schlüssels geöffnet wird, wodurch, wie man sagt, die Kette
                                 										nicht mehr geschlossen ist, so hört der galvanische Strom und dessen
                              									Wirkung auf die Elektromagnete auf, die Elektromagnete sowohl in Hannover wie in
                              									Minden, werden wieder unmagnetisch und die beiden Anker werden durch die
                              									Spiralfedern in demselben Augenblicke in Hannover und Minden in die Höhe geschnellt.
                              									In demselben Momente, da der Schlüssel in Hannover wieder auf den Amboß gedrückt
                              									wird, ist die Kette geschlossen, der galvanische Strom durchdringt die ganze
                              									Leitung, stellt den Magnetismus in den Eisenstäbchen des Hauptapparats her und beide
                              									Anker werden wieder angezogen. Das in Minden geschehende Oeffnen und Schließen der
                              									Kette mittelst des Schlüssels bringt dieselbe eben beschriebene Wirkung hervor.
                           Dieses abwechselnde Anziehen und Zurückschnellen der Anker der Hauptapparate wird nun
                              									benutzt, um eine ganz gleiche Wirkung bei den mit jenen in Verbindung stehenden Schreibapparaten zu erzielen.
                           Zu diesem Zweck ist der eine Pol der Schreibbatterie mit dem metallischen Gestelle
                              									des Hauptapparates, der andere mit dem durch Elfenbein isolirten Theile des
                              									Hauptapparates verbunden, welche beiden Punkte mit einander in metallische Berührung
                              									kommen, sobald der Anker des Haupptapparates von den Elektromagneten angezogen wird
                              									und dadurch der Hebel an die dazu bestimmte Schraube schlägt.
                           Sobald dieß der Fall, ist die Kette, welche den Schreibapparat mit dem Hauptapparate
                              									in Verbindung setzt, geschlossen, das galvanische Fluidum durchströmt die
                              									Umwickelung der Elektromagnete des Schreibapparats, diese werden dadurch magnetisch
                              									und ziehen den Anker an, wodurch der Schreibstift gegen die Papierstreifen gedrückt
                              									wird. Dagegen hört der Magnetismus auch der Schreibapparate in Minden und Hannover
                              									sofort wieder auf, wenn der Schlüssel in einem der beiden Orte geöffnet ist, indem
                              									dann die Balanciers der Hauptapparate die erwähnten Schrauben nicht mehr
                              									berühren.
                           Die (aus den größeren Elementen bestehende) Batterie des Schreibapparates hat eine
                              									nur locale Wirkung auf diesen, geht in die Hauptleitung längs der Bahn nicht  über, und wird nur
                              									dadurch in Thätigkeit gesetzt, daß der Balancier des Hauptapparates die Schließung
                              									und Oeffnung ihrer Kette vermittelt.
                           §. 8.
                           B. Zwischenstationen.
                           Ganz ebenso ist der Lauf des Stromes, wenn Apparate auf Stationen zwischen den beiden Endstationen aufgestellt werden, nur
                              									geht dann nicht der Erddraht, sondern der Leitungsdraht von einer der beiden Seiten
                              									in den Apparat.
                           Hieraus geht hervor, daß wenn auf irgend einer End-
                              									oder Zwischenstation einer elektromagnetischen Telegraphenlinie (d. h. der zwischen
                              									zwei Erdplatten liegenden Linie) der Schlüssel vom Amboß getrennt oder die
                              									Drahtleitung irgendwie zerstört oder unterbrochen wird, aus sämmtlichen Apparaten aller dieser Stationen der Magnetismus entweicht,
                              									und beim Schließen des Schlüssels sich wieder einstellt.
                           Die Erddrähte auf den Zwischenstationen sind in der Regel nicht im Gebrauch und nur
                              									in speciellen weiter unten angegebenen Fällen zu benützen.
                           §. 9.
                           Wenn auf Zwischenstationen Hauptbatterien angesetzt werden sollen, so müssen die Pole
                              									in derselben Reihenfolge stehen, wie auf den Endstationen, so daß, da auf der
                              									Strecke von Minden nach Hannover in Minden der Erddraht am Kupferpole der Batterie sitzt, der Leitungsdraht aber am Zinkpol, auf
                              									allen Stationen zwischen Minden und Hannover stets der Leitungsdraht in der Richtung nach Hannover am
                              										Zinkpole der Hauptbatterie angebracht werden muß. Um
                              									nun die Möglichkeit zu haben von Minden oder Bremen ohne Unterbrechung nach Harburg
                              									telegraphiren zu können, wird als bestimmte Regel festgesetzt, daß auf allen Stationen der Bremen-Wunstorfer und
                              									Minden-Harburger Linie der Leitungsdraht nach
                              									Harburg zu, am Zinkpol der Hauptbatterie befestigt werden
                              									soll.
                           IV. Behandlung
                                 										der Apparate.
                           §. 10.
                           A. Zeichen.
                           Es ist im Vorstehenden auseinander gesetzt, wie durch Oeffnen und Schließen des
                              									Schlüssels auf dem Papierstreifen kurze oder längere Eindrücke hervorgebracht
                              									werden. Hierauf sind nun die nachstehenden Zeichen für die Buchstaben und die
                              									Ziffern etc. gegründet, indem bestimmte Zusammenstellungen von Punkten und Strichen
                              									bestimmte Buchstaben etc. bedeuten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 117, S. 391
                              Bruchstrich
                              
                           Beim Telegraphiren einer Depesche müssen die Zeichen, welche einen Buchstaben bilden,
                              									möglichst zusammengedrängt werden, jedoch stets deutlich seyn, daß die Striche mit
                              									Sicherheit von den Punkten unterschieden werden können. Zwischen zwei Buchstaben ist
                              									ein merklicher Zwischenraum zu lassen, wischen zwei Wörtern aber ein etwas
                              									größerer.
                           
                           §. 11.
                           B. Stellung der
                                 										Schrauben und Federn.
                           a) Es ist bisher gesagt, der Anker ruhe bei geschlossener Kette auf den Elektromagneten. Dem ist indeß nicht
                              									ganz so; vielmehr vermeidet man absichtlich ein wirkliches Berühren der beiden
                              									Theile, und zwar deßhalb, weil bei metallischer Berührung der Magnet den Anker
                              									festsaugt, und ein Zurückschnellen des letztern bei Aufhören des Magnetismus nicht
                              									so leicht geschieht, als wenn ein kleiner Zwischenraum zwischen Anker und Magnet
                              									bleibt. Je größer dieser Zwischenraum ist, desto kräftiger muß der Magnetismus seyn.
                              									Es gilt daher die Regel, sowohl bei dem Schreibapparate, als namentlich bei dem
                              									Hauptapparate: mittelst der Stellschrauben den Zwischenraum
                                 										zwischen Anker und Magnet so klein wie möglich zu machen, eine wirkliche Berührung aber stets zu vermeiden.
                           b) Der Schreibstift ist so zu stellen, daß er deutliche
                              									Eindrücke in dem Papierstreifen zurückläßt, ohne einzureißen.
                           c) Wie hoch der Aufschlag des Schlüssels ist, hat keinen
                              									wesentlichen Einfluß, und stellt sich daher jeder Telegraphist die diesen regelnde
                              									Schraube nach eigenem Ermessen.
                           d) Wenn der Papierstreifen schief und unregelmäßig
                              									durchläuft, so ist daraus zu schließen, daß die beiden Walzen nicht parallel neben
                              									einander rund laufen und ist dann durch Drehen des einen oder andern Excentricums
                              									die eine oder andere der Federn, welche die Lage der Achsen der Walzen reguliren,
                              									nachzulassen oder anzuziehen, bis der Uebelstand gehoben ist.
                           V. Vorschriften
                                 										für das Telegraphiren.
                           §. 12.
                           Jede Depesche, welche auf den Eisenbahndienst Bezug hat, muß vor dem Telegraphiren mit Angabe des Datums und der Zeit nach Stunden und
                              									Minuten in das Depeschenbuch getragen werden.
                           Jede ankommende Depesche, welche auf den Eisenbahndienst Bezug hat, muß sofort nach
                              									der Ankunft mit Angabe des Datums und der Zeit nach Stunden und Minuten in das
                              									Depeschenbuch getragen, und wenn dieselbe von Wichtigkeit ist (z. B. das Abgehen von
                              									Extrazügen, veränderte Kreuzung der Züge u. s. w. betrifft), von den
                              									Bahnhofsvorständen selbst im Originale von dem Papierstreifen abgelesen werden.
                           Am Schlusse jeder Depesche hat der Depeschengeber seinen Namen zu telegraphiren.
                           Die Depeschenbücher werden periodisch an die Eisenbahndirection eingesandt, worüber
                              									weitere Verfügung erfolgen wird.
                           §. 13.
                           Beim Beginn des Telegraphirens ruft der Telegraphirende zuerst die Bestimmungsstation
                              									durch dreimaliges Telegraphiren des für dieselbe eingeführten Zeichens.
                           Diese Zeichen sind die nachstehenden.
                           1) Von Hannover aus in östlicher
                              									Richtung:
                           
                              
                                 Hannover H
                                 Burgdorf D—
                                 Uelzen Ue— —
                                 
                              
                                 Lehrte L—
                                 Celle C — —.
                                 Bevensen BE —
                                 
                              
                                 Peine P
                                 Eschede E
                                 Bienenbüttel BN — —.
                                 
                              
                                 Vechelde V —
                                 Unterlüß A —
                                 Lüneburg K — —
                                 
                              
                                 Braunschweig B—
                                 Suderburg S
                                 Winsen W — —
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Harburg R —
                                 
                              
                           2) Von Hannover aus in westlicher
                              									Richtung:
                           
                              
                                 Hannover H
                                 Bückeburg R —
                                 Eistrup E
                                 
                              
                                 Wunstorf W— —
                                 Minden M — —
                                 Verden V —
                                 
                              
                                 Haste HT —
                                 Neustadt NS —
                                 Achim A —
                                 
                              
                                 Stadthagen S
                                 Nienburg N —
                                 Bremen B —
                                 
                              
                           
                           Die gerufene Station antwortet alsdann durch JJ.... und
                              									ein einmaliges Geben ihres eigenen Zeichens.
                           Sobald diese Antwort als Zeichen der Anwesenheit des Telegraphisten erfolgt ist,
                              									macht der Depeschengeber mehrere Punkte, damit der Empfangende seinen Papierstreifen
                              									in Bewegung setzen und in Ordnung halten kann. Dann beginnt die Depesche, und zwar
                              									jedesmal mit dem vollständig ausgeschriebenen Namen der Bestimmungsstation, dann dem
                              									Worte „von“ und mit dem vollständig
                              									ausgeschriebenen Namen der Abgangsstation.
                           Hierauf wird ein Zwischenraum gelassen und die Depesche gegeben.
                           Will z. B. Hannover nach Minden sagen: „der Zug geht
                                    											ab“, so geschieht das so:
                           Hannover:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 117, S. 393
                              
                           Minden:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 117, S. 393
                              
                           Hannover:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 117, S. 393
                              
                           §. 14.
                           Ist auf der Empfangsstation der Apparat nicht in gehöriger Ordnung, läuft das Papier
                              									während der Depesche schief u. dergl., so daß die Depesche nicht zu lesen ist, so
                              									unterbricht der Empfänger, indem er den Schlüssel öffnet. Alsobald arbeitet auf der
                              									Abgangsstation der Haupt- und Schreibapparat nicht mehr mit, und muß der
                              									Absender der Depesche dann sofort aufhören und seinen Schlüssel schließen, um das
                              									Begehren des Empfängers zu vernehmen.
                           Dieser sagt dann: „gib vom Anfang“,
                              									wenn er die ganze Depesche nicht erhalten hat; wenn er das Wort N. N. noch verstanden, das Weitere aber nicht verstanden
                              									hat, „gib von
                                 										N. N.“. Ein ähnliches Verfahren tritt
                              									ein, wenn der Empfänger etwas Wichtigeres nach irgend einer Station zu sagen hat. Er
                              									unterbricht dann und sagt das Wort „Wichtiger“.
                           §. 15.
                           Nur der Vollständigkeit wegen wird noch einmal darauf aufmerksam gemacht, daß der
                              									Schlüssel jedes Apparates stets geschlossen gehalten werden
                                 										muß, und nur geöffnet werden darf, um eine Depesche zu geben. Versäumt ein
                              									mit dem Telegraphiren beauftragter Beamter das Schließen des Schlüssels, wodurch
                              									natürlich das Telegraphiren auf der ganzen Linie unterbrochen ist, so wird er in das
                              									Verzeichniß der Disciplinarvergehen aufgenommen und bestraft.
                           §. 16.
                           Diejenigen Stationen, auf denen zwei Telegraphen strecken
                              									zusammentreffen, erhalten zwei vollständige Apparate, und
                              									muß auf diesen Stationen, wenn eine Depesche anlangt, welche auf die zweite Strecke
                              									übertragen werden muß, die vollständige Depesche, nachdem sie in das Depeschenbuch
                              									eingetragen, weiter gegeben werden.
                           §. 17.
                           Wenn auf einer Zwischenstation eine Unterbrechung der Hauptleitung bemerkt wird, ohne
                              									dieselbe wieder herstellen zu können, was z. B. auch durch das Offenbleiben des
                              									Schlüssels irgendwo veranlaßt seyn kann, so nimmt man den auf jeder Station zur Hand
                              									habenden Brunnendraht und hängt denselben lose entweder an den  Leitungsdraht nach der rechten
                              									Seite, oder wenn dadurch eine Schließung der Kette nicht erfolgt, nach der linken
                              									Seite hinunter.
                           Erfolgt links die Schließung, so kann mit der rechts liegenden Station correspondirt
                              									werden, oder umgekehrt.
                           Es versteht sich von selbst, daß öfter der Brunnendraht ganz beseitigt werden muß, um
                              									zu sehen, ob die Verbindung der ganzen Linie wieder hergestellt sey.
                           VI. Allgemeine
                                 										Bestimmungen.
                           §. 18.
                           Tritt eine Unterbrechung des Stromes ein, welche trotz der vorzunehmenden
                              									Untersuchung nicht zu ermitteln und nicht zu beseitigen ist, so muß davon sofort der
                              									Betriebs-Inspection oder dem etwa in der Nähe sich befindenden Ingenieur,
                              									welcher als technischer Gehülfe der Inspection angeordnet ist, Nachricht gegeben
                              									werden.
                           §. 19.
                           Wenn der Leitungsdraht auf der Bahn abgerissen oder zerschnitten ist, so hat der
                              									betreffende Bahnwärter die Verbindung durch Anknüpfen eines Drahtendes wo möglich
                              									vorläufig wieder herzustellen. Zu diesem Zweck hat er die beiden Enden des
                              									abgerissenen Drahtes etwas blank zu schaben und von dem ihm für solche Fälle in
                              									Verwahrung gegebenen Kupferdraht ein kurzes Stück, dessen Enden ebenfalls blank zu
                              									schaben sind, dazwischen zu bringen. Hat das Zerreißen dicht an einer Stange
                              									stattgefunden, so ist solche aus der Erde zu nehmen, und nachdem der Draht an deren
                              									Kopf von Neuem geknüpft ist, wieder einzusetzen und zu befestigen. Eine solche
                              									Beschädigung und deren Abhülfe ist dem Bahnmeister bei dessen nächster Anwesenheit
                              									zu melden, damit dieser davon weitere Anzeige macht und das gehörige Zusammenlöthen
                              									der Stelle veranlaßt.
                           Sind Stangen durch Windsturm oder auf andere Weise zur Seite gebogen oder umgeworfen,
                              									so sind solche sofort wieder gerade zu richten und gehörig zu befestigen.
                           Sollte ein längeres Stück des Drahtes oder gar auch einzelne Stangen ganz fehlen, so
                              									ist dieses von Bahnwärter zu Bahnwärter nach der nächsten Station sofort zu melden
                              									und von hier aus der Betriebs-Inspection schriftlich anzuzeigen, um dem
                              									Mangel sobald als möglich abzuhelfen. Muß der wieder anzubringende Draht, bis die
                              									Stangen wieder herbeigeschafft sind, auf längeren Strecken frei tragen, so ist
                              									jedenfalls dafür zu sorgen, daß derselbe nirgends den Erdboden, Baumzweige oder
                              									andere Gegenstände berührt, damit die Elektricität an einer solchen Berührungsstelle
                              									nicht abgeleitet werde.
                           (§. 20 bis 25 enthalten rein administrative Bestimmungen.)
                           Hannover, den 20. Mai 1850.
                           Königl. Hannover'sche
                                 										Eisenbahn-Direction.
                           
                        
                           Neue Versuche mit Flüssigkeiten im sphäroidischen Zustand; von
                              										Boutigny.
                           Die verschiedenen Ansichten über die Ursache der Suspension in sphäroidischen Zustand
                              									befindlicher Körper veranlaßten mich folgende Versuche anzustellen.
                           Ich rollte einen Platindraht von 1 Millimeter Durchmesser spiralförmig, so daß daraus
                              									eine Art Sieb mit kreisförmigen und continuirlichen Maschen entstand. Ich goß nun
                              									nach einander Wasser, Alkohol und Aether in diese durchbrochene Schale; die drei
                              									Flüssigkeiten liefen natürlich wie durch ein Sieb hindurch.
                           
                           Hierauf machte ich die Schale glühend und begann den Versuch mit jenen drei
                              									Flüssigkeiten wieder, wobei ich vor meinen Augen das Wunder der Vestalin Tuccia erneuert sah, indem diese drei Flüssigkeiten nicht
                              									mehr durch die Maschen des Siebs gingen und auf eine gewisse Entfernung weggetragen
                              									werden konnten.
                           Hinsichtlich des Alkohols und Aethers bemerkt man folgendes: da der Dampf, welchen sie erzeugen, eine
                              									viel größere Dichtigkeit als die Luft hat, so hält er bis auf einen gewissen Punkt
                              									dem aufsteigenden heißen Luftstrom, welcher durch die hohe Temperatur der Schale
                              									hervorgebracht wird, das Gleichgewicht; dieser durch die leeren Räume der Schale
                              									dringende Dampf entzündet sich sowohl über als unter derselben, und das Sphäroid
                              									befindet sich alsdann zwischen zwei entgegengesetzten Flammenkegeln.
                           Wenn man diesen Versuch mit Jod wiederholt, wird der
                              									untere Flammenkegel durch eine schöne Säule von violetten Dämpfen ersetzt, welche in
                              									die dem Jodsphäroid entspechenden leeren Räume der Schale drangen.
                           Durch diese Versuche kann man augenscheinlich die Existenz jener geheimnißvollen
                              									Kraft, der Repulsivkraft nachweisen, welche die Wirkung der Schwere
                              										neutralisirt.(Comptes rendus, August 1850, Nr.
                              									9.)
                           
                        
                           Analyse eines warm- und kaltbrüchigen Stabeisens; von
                              										Dr. Rubach.
                           Ein Stück Stabeisen, das sich in dem Cabinet des Gießener Laboratoriums mit der
                              									Etiquette: „warmbrüchiges Stabeisen von Königsbrunn“ vorfand,
                              									zeigte sich vollkommen frei von allen bekannteren metallischen und metalloidischen
                              									Beimischungen, die dem hüttenmännisch gewonnenen Eisen Brüchigkeit zu ertheilen
                              									pflegen. Es war namentlich keine Spur von Kupfer, Arsenik, Phosphor, Schwefel oder
                              									Silicium darin zu erkennen.
                           Das Eisen war sowohl kalt-als warmbrüchig. Eine genauere Untersuchung ergab,
                              									daß es außer geringen Mengen von Kohlenstoff nicht unbedeutende Mengen von Nickel
                              									und Kobalt enthielt, welchem Gehalt allein die außerordentliche Brüchigkeit
                              									zugeschrieben werden muß.
                           Die Analyse gab folgende Zusammensetzung: 96,89 Procent Eisen, 1,53 Proc. Nickel,
                              									0,63 Kobalt und 0,19 Kohlenstoff. (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. LXXIV S. 360.)
                           
                        
                           Schnelle Vertilgung von Silberflecken auf der Haut; von A. Brieger.
                           Die Silberflecken, respective die durch weiland unauslöschliche Tinte
                              									hervorgebrachten Flecken, haben zwar längst ihren Nimbus der Unauslöschlichkeit
                              									verloren, seitdem man sie mit Chlor und Ammoniak, analogen Verbindungen anderer
                              									Haloide: Iodkalium, Cyankalium, Jodtinktur und unterschwefligsaurem Natron zu
                              									vertilgen auf die Idee kam, doch halte ich eine kleine aus der Praxis gegriffene
                              									Modification dieser Verfahrungsmethoden der Mittheilung werth.
                           Ein junger Officier, der sich in der Absicht den Bart zu schwärzen, das Gesicht mit
                              									einer salpetersaures Silberoxyd enthaltenden Pomade eingerieben, hatte sich dasselbe
                              									dadurch abscheulich zugerichtet, und schon 14 Tage erfolglos an der Normalisirung
                              									laborirt. Indem ich mittelst eines kleinen Pinsels immer nur auf eine kleine Fläche
                              									zur Zeit, zuerst (weingeistige) Jodauflösung, gleich darauf mäßig verdünnte
                              									Kalilösung applicirte und zuletzt natürlich mit Wasser nachwusch, war sofort jede
                              									Spur von Silberflecken aus dem Gesichte verschwunden, und so wenig als
                              									Geruchs- oder Gesichtsorgane während der Operation belästigt worden waren,
                              									trugen Hals und Backen Nachwehen davon. Versuche mit schon gebildetem Jodkalium in
                              									concentrirter Lösung, wie auch mit Cyankalium, befriedigten nicht, ihre Einwirkung
                              									geht nicht schnell genug von statten.
                           
                           Auch aus Geweben lassen sich die Schriftzüge der Höllensteintinte unter der nöthigen
                              									Vorsicht am schnellsten durch Jodtinctur und Kalilauge vertilgen. (Jahrb. für prakt.
                              									Pharmacie. B. XX S. 90.)
                           
                        
                           Stelling's Verfahren den
                              									Bernsteinfirniß zu bereiten.
                           Man bringt den Bernstein, welcher erst bei hoher Temperatur schmilzt, in einen
                              									starken kupfernen Behälter, der an seinem oberen Theil verschlossen und mit Thon
                              									lutirt ist. An seinem unteren Theil ist er mit einem kegelförmigen Rohr versehen,
                              									auf welchem ein durchlöchertes Blechstück befestigt wird, das als Sieb dient, um den
                              									geschmolzenen Bernstein von den in ihm enthaltenen Unreinigkeiten zu trennen. Das
                              									kupferne Gefäß steht auf einem Ofen, in welchen sein kegelförmiger Boden einige
                              									Zolle hineinreicht; nachdem die Erwärmung hinreichend gesteigert worden ist,
                              									schmilzt der Bernstein und läuft, von seinen Unreinigkeiten befreit, in einen unten
                              									angebrachten großen Behälter von Kupfer, welcher zu zwei Drittel mit dem Oel gefüllt
                              									ist, womit man den Firniß bereitet; die Wärme begünstigt die Vereinigung des
                              									geschmolzenen Bernsteins mit dem Oel; nach erfolgter Vereinigung setzt man die
                              									anderen Ingredienzien zu.
                           Diese einfache und durch lange Erfahrung bewährte Methode gewährt folgende Vortheile:
                              									1) der Bernstein schmilzt vollständig, ohne Rückstand, und da er in einem vollkommen
                              									geschlossenen Gefäß enthalten ist, so geht wenig oder nichts von ihm durch
                              									Verdunstung verloren; 2) man ist dabei gegen jede Feuersgefahr gesichert; 3) da die
                              									Gefäße aus dickem Kupfer bestehen, so können sie nicht bersten wie die in den
                              									Firnißfabriken meistens gebräuchlichen thönernen Gefäße. (Revue scientifique, 1850 Nr. 125.)
                           
                        
                           Ueber die fabrikmäßige Darstellung der Essigsäure; von A. Beringer.
                           Prof. Schnedermann hat in dem „Handwörterbuch
                                 										der reinen und angewandten Chemie von Liebig,
                                    											Poggendorff und Wöhler“ Bd. III. S. 902 des Verlustes gedacht, der bei der Zerlegung des holzsauren Kalkes durch Glaubersalz
                              									entsteht. (Man pflegt in den Fabriken zur Gewinnung reiner Essigsäure aus Holzessig, letzteren in der Wärme und unter Umrühren mit
                              									kohlensaurem Kalk und zuletzt mit Kalkhydrat zu sättigen, wobei ein Theil der
                              									brenzlichen Stoffe in Verbindung mit Kalk als braune Masse ausgeschieden wird, die
                              									sich zum Theil auf die Oberfläche begibt und abgeschöpft wird. Die neutralisirte
                              									Flüssigkeit läßt man ruhig stehen, bis sich der überschüssige Kalk abgesetzt hat,
                              									zieht sie dann klar ab, und verdampft sie in einem Kessel bis zu 15° Baumé.
                              									Sie wird hierauf mit einer concentrirten Lösung von Glaubersalz in Wasser vermischt
                              									und damit tüchtig umgerührt, wobei schwefelsaurer Kalk als dicker Niederschlag sich
                              									ausscheidet und essigsaures Natron gelöst bleibt. Versuche haben jedoch gezeigt, daß
                              									der essigsaure Kalk durch Glaubersalz nicht vollständig zersetzt wird, sondern daß
                              									ein Theil desselben, selbst wenn überschüssiges Glaubersalz in der Flüssigkeit
                              									vorhanden ist, unzersetzt bleibt, eine Erscheinung, die vielleicht in der Bildung
                              									eines Doppelsalzes ihren Grund hat. Außerdem soll ein Theil des schwefelsauren
                              									Natrons sich in Verbindung mit schwefelsaurem Kalk als schwerlösliches oder
                              									unlösliches Doppelsalz niederschlagen. Man muß daher die zur Zersetzung des
                              									holzsauren Kalkes erforderliche Menge Glaubersalz durch einen im Kleinen
                              									angestellten Versuch bestimmen; der durch Glaubersalz nicht zersetzbare Antheil des
                              									essigsauren Kalks kann zuletzt durch Soda zersetzt und dadurch die ganze Essigsäure
                              									in Natronsalz übergeführt werden.)
                           Es wäre interessant zu wissen, wie weit diese unvollständige Zerlegung des
                              									essigsauren Salzes einerseits und andererseits die Ausscheidung von schwefelsaurem
                              									Natron in Verbindung mit schwefelsaurem Kalk geht, um so mehr, da der Fall auch  bei Zerlegung des
                              									Kupfervitriols mit essigsaurem Kalk eintritt. In der Praxis kann diesem doppelten
                              									Verluste leicht durch directe Sättigung des Holzessigs mit
                                 										Schwefelnatrium vorgebeugt werden, und in der That haben die HHrn. Heyl und Wöllner in Berlin
                              									seit geraumer Zeit eine Holzessigfabrik im Gange, in der die Essigsäure mit Hülfe
                              									von Schwefelnatrium zu der vollendetsten Reinheit gebracht wird. Es liegt in den
                              									klimatischen Verhältnissen des Nordens, daß die Entbindung so großer Quantitäten von
                              									Schwefelwasserstoffgas durchaus nichts Lästiges für die Fabrik selbst hat.
                           Die aus dem gereinigten essigsauren Natron abgeschiedene Säure ist sogar reiner als
                              									die Essigsäure des Handels, die jetzt meist durch Sättigung von sogenanntem
                              									Essigsprit (9 procentigem Schnellessig) mit Kalk und Zerlegen des Kalksalzes durch
                              									Schwefelsäure gewonnen wird. Eine solche Säure kann deßhalb nicht frei von schwefliger Säure seyn, weil die Fabrikanten den
                              									essigsauren Kalk bloß zur Trockne abdampfen und somit die in den Essigbildern aus
                              									den Spänen aufgenommene organische Materie bei der Destillation zersetzend auf die
                              									Schwefelsäure wirkt.
                           Merkwürdig ist noch, daß die verschiedenen Hölzer nicht allein, wie Stoltze gezeigt, ungleiche Mengen von Säure geben sondern
                              									auch, daß die Natur der Brandöle so sehr wechselt, je nachdem z. B. Buchen-
                              									oder Erlenholz genommen wird, was vermuthlich von den im Holz enthaltenen Harzen und
                              									dergleichen herrührt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juni 1850, S. 345.)
                           
                        
                           Ueber die Mittel die Anhäufung der Kohlensäure in den
                              									Gährungslocalen unschädlich zu machen; von Aubergier.
                           Um die Räume wo der gährende Most aufgestellt ist, von der in ihnen angehäuften
                              									Kohlensäure größtentheils zu befreien und dadurch das Eintreten in dieselben möglich
                              									zu machen, empfiehlt man gewöhnlich die Hervorbringung eines Luftstroms, welcher die
                              									Kohlensäure aus dem Local verdrängt, oder das Aussprengen von Kalkmilch, wodurch die
                              									Kohlensäure absorbirt wird. Beide Mittel sind ausreichend, wenn es nicht auf eine
                              									sehr rasche Entfernung der Kohlensäure ankommt; in gewissen Fällen wirken sie aber
                              									nicht schnell genug, z. B wenn schon Jemand in einem solchen Local von einer
                              									Ohnmacht und der Gefahr der Erstickung befallen ist und ein anderer ihm zu Hülfe
                              									kommen will. Dieser ist dann der Gefahr ausgesetzt, beim Betreten des Locals
                              									dasselbe Loos zu theilen, und doch ist beim Verzug die höchste Gefahr vorhanden. Aubergier empfiehlt in solchen Fällen in dem
                              									Gährungslocal Aetzammoniak (Salmiakgeist) auszusprengen.
                              									Dieses verbreitet sich in dem ganzen Raum und die Kohlensäure wird dadurch an allen
                              									Stellen absorbirt, während die Kalkmilch zunächst nur da wirkt, wo sie unmittelbar
                              									hinkommt. Durch die Absorption der Kohlensäure und die Bildung von kohlensaurem
                              									Ammoniak entsteht ein leerer Raum, in welchen sogleich frische Luft eindringt, und
                              									in wenigen Augenblicken ist die Luft so weit gereinigt, daß man das Local ohne
                              									Gefahr betreten kann. Aubergier empfiehlt den
                              									Weinproducenten immer einige Maaß Aetzammoniak für solche Fälle vorräthig zu halten.
                              									Denn wenn auch beim Eintritt in das Local die Luft genügend von Kohlensäure befreit
                              									war, so kann sich doch bei gewissen Operationen die Kohlensäure plötzlich in großer
                              									Menge entwickeln, z. B. beim Treten und Niederdrücken der Hülsen und Kämme in dem
                              									Gährungsbehälter (bei der Bereitung des Rothweins), welches während der Gährung von
                              									Zeit zu Zeit vorgenommen wird.
                           Uebrigens sollte man ein Gährungslocal nicht eher betreten, als bis man ein
                              									brennendes Licht hineingehalten und sich davon überzeugt hat, daß dasselbe weder
                              									verlöscht noch merklich schlechter brennt als außerhalb. (Moniteur industriel, 1850 Nr. 1391.)
                           
                        
                           
                           Ueber Vertilgung der Kornmotte.
                           Versuche, welche Bouchardat hinsichtlich der Vertilgung
                              									der Kornmotte anstellte, führten ihn zu folgenden Resultaten. Terpenthinöl tödtet
                              									die Schmetterlinge leicht, wirkt aber weder auf die Larven noch auf die Eier.
                              									Salzsäure in 1000facher Verdünnung tödtet die Larven, ist aber auf Eier und
                              									Schmetterlinge ohne Wirkung. Das beste Mittel ist nach ihm, das Korn, worin sich
                              									dieses Insect befindet, einer Temperatur von 80° Reaumur auszusetzen, welche
                              									Würmer und Eier tödtet, ohne der Güte des Getreides zu schaden; oder es in Silos
                              									aufzubewahren, deren Temperatur immer unter 12 2/5° R. bleibt, bei welcher
                              									die Eier nicht auskriechen können. (Journal de
                                 										Pharmacie, Juli 1850.)
                           
                        
                           Untersuchungen über die Aufbewahrung der Getreidearten; von
                              										Bobierre und Cartier.
                           Die Genannten haben der französischen Akademie der Wissenschaften die Resultate ihrer
                              									gemeinschaftlichen Versuche über das Conserviren der Getreidearten zur Prüfung
                              									übergeben.
                           Sie erörtern in ihrer Abhandlung die Ursachen der Zerstörung, welche man zu bekämpfen
                              									hat, sowie die verschiedenen Mittel, welche man bisher zu diesem Zweck benutzte, und
                              									suchen dann zu beweisen, daß keines derselben genügend ist, ja daß sogar solche,
                              									welche in anderen Klimaten dem Zweck mehr oder weniger vollständig entsprechen, in
                              									unserem Klima keinen Erfolg haben können. Um das Korn in Frankreich und in Ländern
                              									von ähnlichen klimatischen Verhältnissen unbegränzte Zeit lang mit Sicherheit
                              									aufbewahren zu können, muß man es vor allem in den geeigneten trockenen Zustand
                              									versetzen, und verhindern daß es nachher Feuchtigkeit aufnimmt; man muß es in
                              									Behälter bringen, welche so dicht verschlossen sind, daß die es angreisenden
                              									Insecten nicht eindringen können; man muß endlich bis auf die
                                 										Keime solche Insecten zerstören, welche in das Getreide kamen, bevor
                              									dasselbe in die Behälter gebracht wird, worin es zu verbleiben hat Die Anwendung des
                              									Kohlenoxydgases, welche einige Chemiker hiezu vorschlugen, würde bis auf einen
                              									gewissen Punkt den Zweck gut erfüllen; aber abgesehen davon, daß diese Operation
                              									ziemlich kostspielig wäre, hätte sie nur eine vorübergehende Wirkung, falls das Korn
                              									nicht in luftdicht schließenden Behältern enthalten wäre. Silos von Blei, welche man
                              									vorgeschlagen hat, auf die man aber als zu kostspielig verzichten mußte, hätten den
                              									Erfolg dieser Operation gesichert. Man kann aber den Zweck auf eine wohlfeilere
                              									Weise erreichen; denn mit gewalztem Zink, welches man mit
                              									einem zweckmäßigen hölzernen Rahmenwerk versieht, construirt man Silos welche alle
                              									erforderlichen Bedingungen erfüllen. Diejenigen, welche die Verfasser bei ihren
                              									Versuchen angewandt haben, sind dreiseitige Prismen; durch eine Tubulatur welche am
                              									unteren Theil jedes solchen Kastens angebracht ist, leitet man das zerstörende Gas
                              									hinein (Kohlensäure welche man durch Zersetzen von Kreide mit Schwefelsäure
                              									bereitet, oder durch Verbrennen von Kohle in Rousseau's
                              									Apparat, welcher im polytechn. Journal Bd. CXVI S. 297 beschrieben ist); eine obere
                              									Tubulatur, aus welcher man von Zeit zu Zeit den Gasstrom auf Kalkwasser leitet,
                              									gestattet den Zeitpunkt zu erfahren wo die Kohlensäure den ganzen Raum erfüllt
                              									hat.
                           Ehe man das Getreide in diese Silos bringt, muß es zuvor behufs des Austrocknens
                              									längere Zeit einer Temperatur von 40 bis 48° Reaumur ausgesetzt worden seyn;
                              									die Verfasser haben sich überzeugt, daß diese Operation dem aus solchem Getreide
                              									fabricirten Mehl durchaus keinen schlechten Geschmack ertheilt. Sie haben sich
                              									ferner überzeugt, daß die Anwendung der Kohlensäure mit gar keinen nachtheiligen
                              									Folgen verbunden ist. Hinsichtlich der Kosten bemerken sie, daß dieselben zwar zur
                              									Herstellung der Silos nicht unbeträchtlich sind, daß man aber dann jedes Jahr, so
                              									lange die Silos dauern, beträchtlich an dem Aufwand für Handarbeit erspart, weil das
                              									Umschaufeln des Getreides ganz wegfällt. (Comptes
                                 										rendus, August 1850, Nr. 7.)
                           
                        
                           
                           Ueber Rohzucker-Consumtion in Frankreich seit dem Jahr
                              									1815, ferner über Cacao- und Kaffee-Consumtion; von Guien.
                           Da man mit Grund annehmen kann, daß die Consumtion jedes Individuums welches Zucker
                              									genießt, im Jahr 10 Kilogr,In England betraͤgt die Consumtion per
                                       												Individuum der Gesammtbevölkerung 11 Kilogr. ungefähr 1
                              									Unze per Tag beträgt, so ist aus nachfolgender Tabelle
                              									zu entnehmen, in welchem Verhältniß die Anzahl der Consumenten mit den sinkenden
                              									Preisen zugenommen hat. Es folgt daraus, daß nur 13 Millionen Individuen, oder
                              									beinahe ein Drittheil der französischen Bevölkerung Zucker zu genießen gewohnt ist.
                              									Offenbar würde sonach eine Verminderung der Besteuerung des Zuckers, durch welche
                              									der Preis desselben bedeutend niederer würde, die Consumtion beträchtlich steigern,
                              									indem gegenwärtig noch zwei Drittheile der Bevölkerung dieses Nahrungsmittel
                              									entbehren müssen. Und wie sehr müßte dazu eine Herabsetzung der Steuern auf Kaffee
                              									und Cacao noch beitragen!
                           
                              
                                 Jahre.
                                 Mittlerer Preis des raffinirten Zuckers per Kilogramm.
                                 In einem Jahr in Consumtion gebrachter
                                    											Rohzucker.
                                 Berechnete Anzahl der Consumenten zu 10 Kilogramm. per Individuum.
                                 
                              
                                 
                                 Frcs.
                                 Cent.
                                 Kilogr.
                                 
                                 
                              
                                 1815
                                 3
                                 85
                                 17,000,000
                                 1,700,000
                                 
                              
                                 1816
                                 bis
                                 1819
                                 3
                                 20
                                 33,500,000
                                 3,350,000
                                 
                              
                                 1820
                                 
                                 1823
                                 2
                                 50
                                 48,300,000
                                 4,830,000
                                 
                              
                                 1824
                                 
                                 1828
                                 2
                                 40
                                 65,000,000
                                 6,500,000
                                 
                              
                                 1829
                                 
                                 1833
                                 2
                                 —
                                 83,500,000
                                 8,350,000
                                 
                              
                                 1834
                                 
                                 1838
                                 1
                                 80
                                 107,000,000
                                 10,700,000
                                 
                              
                                 1839
                                 
                                 1843
                                 1
                                 65
                                 115,000,000
                                 11,500,000
                                 
                              
                                 1844
                                 
                                 1849
                                 1
                                 60
                                 131,000,000
                                 13,100,000
                                 
                              
                           Man wird zwar einwenden, daß die Zuckerconsumtion in Frankreich nie den Aufschwung
                              									nehmen kann wie in England, wo der Genuß warmer Getränke so allgemein ist. Dieß
                              									zugegeben, ist aber doch nicht zu läugnen, daß die Consumtion von Zucker in dem
                              									Grade noch weiter zunehmen wird, als er wohlfeiler wird; es ist ferner zu bedenken,
                              									daß in Frankreich ein großer Theil des Obsts dem Vieh überlassen werden muß oder
                              									verloren geht, weil es seiner Zeit nicht consumirt werden kann. Wenn das Pfund
                              									Zucker zu 50–60 Cent. gekauft werden könnte, so würden die mittlern und armen
                              									Classen und das Landvolk aus dem Obst vortreffliche Conserven machen, welche nicht
                              									über 15 Cent. per Pfund zu stehen kämen.Ein Viertelpfund genügt für 1 Pfd. Obst, und nur für säuerliches Obst ist
                                    											mehr Zucker erforderlich.
                           Ebenso verhält es sich mit vielen andern Nahrungsmitteln. Nach den statistischen
                              									Nachweisen wurden im J. 1827 in Frankreich 700,000 Kil. Cacao consumirt, im J. 1847
                              									aber 2,200,000 Kil. verzollt. Dieß kömmt daher, daß der verzollte
                              									Maragnan-Cacao im J. 1827 auf 2 Fr. 50 Cent., und im J. 1847 nur auf 1 Franc
                              									75 Cent. zu stehen kam. Durch Herabsetzung der Steuern auf Zucker und Cacao könnte
                              									recht gute Chocolade zu 60 Cent. per Pfund oder die
                              									Tasse zu 5 Cent. geliefert werden.
                           Auch die Zunahme der Kaffee-Consumtion spricht zu Gunsten niederer Preise. Im
                              									J. 1827 wurden 10,000,000 Kil. Kaffee consumirt; von Hayti-Kaffee kostete
                              									damals das verzollte Pfund 2 Fr. 40 Cent., während im J. 1847, wo der Preis auf 1
                              									Fr. 90 Cent. herabgegangen war, 16,800,000 Kil. consumirt wurden.
                           
                           In den Vereinigten Staaten, wo, wie in England, beinahe allgemein Thee getrunken
                              									wird, stieg im vorigen Jahr die Kaffee-Consumtion, bei einer um ⅓
                              									kleinern Bevölkerung als in Frankreich, auf mehr als 75 Millionen Pfund.
                           Es ist aus allem dem zu ersehen, wie nothwendig von Zeit zu Zeit Zollrevisionen sind.
                              									Wir verkennen übrigens nicht, wie schwierig diese Aufgabe hinsichtlich des Zuckers
                              									ist. England hat in Zeit von vier Jahren seinen Tarif fünfmal abgeändert. Auch in
                              									Frankreich geschah dieß zu wiederholtenmalen und ist nun wieder nöthig. (Moniteur industriel, 1850 Nr. 1444.)
                           
                        
                           Firniß um die Hüte wasserdicht zu machen.
                           Folgende Vorschrift ist von den HHrn. Richard und Francs in London. Die Hüte werden nach der gewöhnlichen
                              									Methode zubereitet, geformt und gefärbt; wenn sie ganz trocken sind, behandelt man
                              									sie innerhalb mit folgendem Firniß:
                           
                              
                                 Kino-Gummi
                                 500
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Elemi
                                 250
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Weihrauch
                                 1500
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Kopal
                                 1500
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Wachholderharz
                                 1000
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Ladanum
                                 31
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Mastix
                                 31
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Gummilack
                                 310
                                 Gramme
                                 
                              
                                 weißes Fichtenharz
                                 250
                                 Gramme
                                 
                              
                           Man reibt das Ganze zusammen und rührt es in einem Steingutgefäß mit 5 bis 6 Litern
                              									Alkohol von 33 Volumsprocenten an, womit man es stark und häufig schüttelt. Wenn die
                              									Auflösung eine vollständige ist, setzt man ihr 1 Liter flüssiges Ammoniak, dann 31
                              									Gramme Lavendelöl, ferner eine Auflösung von 500 Gram. Panaxgummi und Myrrhen in 3
                              									Litern Alkohol zu.
                           Man wendet diesen Firniß auf folgende Weise an: man trägt eine Schichte davon auf die
                              									innere Oberfläche des Hutkopfs und auf die innere Seite seines Randes mittelst einer
                              									Bürste auf; man läßt trocknen und wiederholt diese Operation mehrmals, aber so daß
                              									der Firniß den Stoff nicht durchdringt, also nicht auf der äußeren Seite desselben
                              									zum Vorschein kommt. (Revue scientifique, 1850 Nr.
                              									125.)
                           
                        
                           Glaskraut-Conserve.
                           Das Glaskraut, Glasschmalz (salicornia herbacea) wächst
                              									in ungeheurer Menge an den Meeresküsten. Es fand bisher (außer früher als
                              									Arzneimittel, sowie zur Sodabereitung) keine Anwendung, als daß seine Samen den
                              									Hänflingen im Winter zur Nahrung dienen; nur die mit Essig angemachten fleischigen
                              									Stengel wurden manchmal als Magenstärkung genossen.
                           Hr. Viau hat sich nun überzeugt, daß man diesem Kraute
                              									jede Zubereitung anderer Gemüser geben kann, namentlich die der grünen Bohnen, mit
                              									deren Geschmack es auch viele Aehnlichkeit hat. Er bereitete davon nach der Appert'schen Methode eine Conserve, die sich vorzüglich
                              									für die Marine eignet. (Moniteur industriel, 1850 Nr.
                              									1404.)