| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 117, Jahrgang 1850, Nr. , S. 462 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Preise, welche die Société
                                 										d'Encouragement in Paris für Fortschritte in der Photographie ertheilen
                              									wird.
                           
                              Erste Reihe. — Bilder auf Papier oder einer andern nichtmetallischen
                                    											Substanz.
                              In allgemeiner Hinsicht. — Eine Medaille im
                                 										Werth von 200 Francs für ein ungeleimtes Papier, aus reinem und gleichförmigem
                                 										Zeug, welches so verfilzt ist, daß die Ausdehnungen und Zusammenziehungen in
                                 										allen Richtungen gleichmäßig stattfinden müssen.
                              Hinsichtlich der Bequemlichkeit der Operationen.
                                 										— Eine Medaille im Werth von 500 Francs für sehr
                                    											dünne Blätter aus einer nichtmetallischen Substanz (Glas und Papier
                                 										ausgenommen), auf welchen ohne bleibende Formveränderung schnell negative oder
                                 										positive Bilder hervorgebracht werden können und die sowohl bequem zu
                                 										transportiren als wohlfeil anzuschaffen sind.
                              Hinsichtlich der Sicherheit der Operationen. —
                                 										Eine Medaille im Werth von 500 Frcs. für die Zubereitung negativen Papiers, so
                                 										daß der Erfolg 
                                 										besser gesichert ist; die Tränkung oder sonstige Zubereitung dieses Papiers muß
                                 										im voraus vorgenommen werden können und ihre Wirksamkeit wenigstens 14 Tage lang
                                 										behalten.
                              Hinsichtlich der Größe der Bilder und der Raschheit ihrer
                                    											Erzeugung. — Eine Medaille im Werthe von 500 Frcs. für Porträts
                                 										nach der Natur, wenigstens von der Größe einer normalen (Daguerre'schen) Platte,
                                 										auf Papier oder einer andern nichtmetallischen Substanz, welche in wenigstens
                                 										der Hälfte derjenigen Zeit aufgenommen wurden, als sie jetzt unter ähnlichen
                                 										Umständen erforderlich ist.
                              Hinsichtlich der Vollkommenheit der Umrisse und
                                    										Linien. — Eine Medaille im Werthe von 300 Frcs. für einen Ueberzug
                                 										oder eine Zubereitung zu positiven Bildern, welche die Vollkommenheit der Bilder
                                 										durch die Planimetrie der empfindlichen Oberfláche sichert; der Ueberzug oder
                                 										die Zubereitung muß den aufeinanderfolgenden Operationen widerstehen, um sich
                                 										unter dem fertigen und fixirten Bild zu befinden.
                              Hinsichtlich der Leichtigkeit der Operationen.
                                 										— Eine Medaille im Werth von 300 Frcs. für ein Verfahren um eine
                                 										regelmäßige Schicht von Eiweiß oder einer andern empfindlichen Substanz auf Glas
                                 										oder ein sonstiges durchsichtiges Material von wenigstens der Größe der normalen
                                 										Platte aufzutragen.
                              
                           
                              Zweite Reihe. — Bilder auf Metall.
                              Hinsichtlich des angenehmern Anblicks. — Eine
                                 										Medaille im Werth von 300 Frcs. für ein Verfahren, durch welches das Spiegeln
                                 										der auf Silberplattirung aufgenommenen Bilder gänzlich beseitigt wird.
                              Hinsichtlich der Bequemlichkeit und Wohlfeilheit.
                                 										— Eine Medaille im Werth von 300 Frcs. für wohlfeile und leicht zu
                                 										transportirende, sehr dünne Metallbleche oder andere
                                 										Blätter, welche das versilberte Kupfer für die Photographie mittelst Jods und
                                 										Quecksilbers mit Vortheil ersetzen.
                              Hinsichtlich der Wohlfeilheit. — Eine Medaille
                                 										im Werth von 100 Frcs. für einfache, geeignet gefärbte Objectivgläser.
                              Hinsichtlich des größten wünschbaren Fortschritts.
                                 										— Ein großer Preis von 5000 Frcs. für directe Abbildung der Gegenstände
                                 										mit ihren natürlichen Farben.
                              
                           
                              Allgemeine Bedingungen.
                              Alle Verfahrungsweisen müssen praktisch seyn und ein sicheres Resultat geben;
                                 										kein Theil derselben darf geheim gehalten werden.
                              Die positiven und negativen Bilder müssen wenigstens eben so fix seyn wie die
                                 										Sepia- oder Aquarell-Bilder.
                              Den Bewerbern ist gestattet ihr Verfahren patentiren zu lassen.
                              (Bulletin de la Société
                                    											d'Encouragement, Juni 1850, S. 289.)
                              
                           
                        
                           Bixio's und Barral's Luftschifffahrt.
                           Diese zu wissenschaftlichen Beobachtungen bestimmte Fahrt fand am 29. Junius 1850
                              									Vormittags 10 Uhr 27 Min. im Garten des Observatoriums zu Paris statt. Der Ballon
                              									war mit Wasserstoffgas gefüllt. Die beiden Gelehrten ließen sich durch einige erst
                              									vor der Abfahrt entdeckte Mängel des Apparates und den in Strömen fallenden Regen
                              									von ihrem Unternehmen nicht abhalten. Der Ballon flog mit Pfeilesschnelligkeit in
                              									die Höhe und war bald in den Wolken verschwunden. Aber in der Höhe sich ausdehnend,
                              									übte er einen großen Druck auf das zu kleine Netz aus, schwoll gegen unten an und
                              									bedeckte die Reisenden wie ein Hut. Als sie sich helfen wollten, bekam der Ball ein
                              									Loch, so daß das austretende Gas asphyktisch auf  sie wirkte, und ihnen Erbrechen
                              									verursachte. Ein 2 Meter langer Riß in der Mitte des Ballons machte ihn bald noch
                              									scheller sinken als er gestiegen war, und die Reisenden mußten froh seyn ihr Leben
                              									zu retten. Sie warfen alles über Bord des Schiffchens mit alleiniger Ausnahme ihrer
                              									Instrumente. Um 11 Uhr 14 Min. fiel das Schiff in einen Weinberg der Gemeinde
                              									Dampmart, bei Lagny, nieder, wo ihnen die Arbeiter alle Hülfe leisteten.
                           Auf wissenschaftliche Resultate mußte unter solchen Umständen fast ganz verzichtet
                              									werden; jedoch wurde so viel ermittelt, daß das Licht der Wolken nicht polarisirt ist, daß die durchschnittene
                              									Wolkenschicht wenigstens 3000 Meter dick war, und daß trotz dieses Vorhangs zwischen
                              									Himmel und Erde die Temperatur-Abnahme dennoch der von Gay-Lussac bei ganz heiterem Himmel
                              									beobachteten nahezu gleich kam. Nach barometrischen Berechnungen war der Ballon in
                              									der Gegend, wo er riß, 5900 Meter hoch gestiegen; die obere Fläche des durchfahrenen
                              									Gewölbes war 4200 Meter hoch. (Comptes rendus, Julius
                              									1850, Nr. 1.)
                           
                        
                           Notiz über Höhenmessungen mit dem Barometer; vom Akademiker
                              										Kupffer.
                           Regnault hat durch seine Untersuchungen über den Druck des
                              									Wasserdampfs, der Methode die Höhen der Berge durch den Kochpunkt zu bestimmen (Poggendorff's Annalen Bd. LXV
                              									S. 360, 365 und 368) eine solche Sicherheit gegeben, daß wohl bald der transportable Kochpunktapparat das zerbrechliche
                              									Barometer auf allen Reisen verdrängen wird, wo man nicht anders als zu Pferde
                              									fortkommen kann; es wird deßhalb gewiß Manchem willkommen seyn, hier eine Formel zu
                              									finden, nach welcher solche Beobachtungen mit großer Leichtigkeit berechnet werden
                              									können.
                           Die Höhenunterschiede verhalten sich wie die Unterschiede der Logarithmen der
                              									Barometerhöhen; dasselbe Verhältniß hat nahezu auch zwischen den
                              									Temperaturunterschieden und den Druckhöhen des Wasserdampfs statt; die
                              									Höhenunterschiede müssen sich aber nahezu wie die Temperaturunterschiede
                              									verhalten.
                           Es sey t die Temperatur, in Centesimalgraden ausgedrückt,
                              									aber nicht von 0 hinauf, sondern von 100° C. hinabgezählt, und z die Höhe des Standpunktes über demjenigen Punkt, wo
                              									der Kochpunkt des Wassers 100° ist, oder wo die Barometerhöhe, auf 0°
                              									reducirt = 760 Millimeter ist, so hat man so ziemlich nahe, wenn die Höhe nicht 150
                              									Meter übersteigt:
                           z = 300. t.
                           Dabei ist die mittlere Temperatur der Luft zu 9°,3 angenommen, die
                              									Barometerhöhen aber sind auf 0° reducirt worden. Die folgende Tabelle zeigt
                              									die Uebereinstimmung der empirischen Formel mit der genauen.
                           
                              
                                 
                                    t
                                    
                                 Höhe nach der approxim. Formel m.
                                 Höhe nach der genauen Berechnung.
                                 
                              
                                 1
                                 300
                                 295
                                 
                              
                                 2
                                 600
                                 594
                                 
                              
                                 3
                                 900
                                 894
                                 
                              
                                 4
                                 1200
                                 1196
                                 
                              
                                 5
                                 1500
                                 1500
                                 
                              
                           Da, wo der mittlere Barometerstand am Meere 760 Millimeter beträgt, sind die
                              									berechneten Zahlen die Höhe über der Meeresfläche; wo das nicht der Fall ist, muß
                              									man zu jeder berechneten Höhe eine constante Größe hinzufügen; ungefähr 10  Meter für jedes
                              									Millimeter, um welches der mittlere Barometerstand am Meere größer ist als 760
                              									Millimeter.
                           Nach der obigen Formel ist es leicht, das Thermometer so zu theilen, daß es
                              									unmittelbar die Höhe des Standpunktes über der Meeresfläche gibt. (Bulletin de la Classe physico-mathématique de
                                 										l'Académie des sciences de St. Pétersbourg, 1850, Nr. 189.)
                           
                        
                           Anwendung der kohligen Krusten aus Gasretorten bei der
                              									galvanischen Salpetersäure-Batterie.
                           Ch. Dresser hat darüber der Royal-Society folgende Mittheilung gemacht. In den Retorten worin
                              									man die Steinkohlen zur Leuchtgasgewinnung destillirt, setzt sich nach einer
                              									gewissen Zeit eine kohlige Substanz ab, welche sich nach und nach so anhäuft, daß
                              									die ganze Retorte einen Ueberzug erhält, dessen Dicke auf mehrere Zolle anwachsen
                              									kann. Diese Substanz ist in der Dichtigkeit und Härte sehr verschieden; der Verf.
                              									fand eine solche von großer Härte, welche fast gar nicht porös, von steinartigem
                              									Bruch und als negativer Leiter seiner Salpetersäure-Batterie am besten
                              									geeignet war. Die passendste Form für den negativen Leiter ist ein Prisma von
                              									1⅛ Zoll im Quadrat an der Seite und etwa 7 Zoll Länge, welches man 4 Zoll
                              									tief in die Säure taucht und mit runden porösen Zellen anwendet, wobei der
                              									Zinkcylinder 3 Zoll im Durchmesser hat und 4½ Zoll hoch ist.
                           Die Kohle wird mittelst der Maschine der Marmorschneider in dünne Platten oder
                              									Prismen geschnitten. Die Prismen kann man leicht 12, 14 bis 18 Zoll lang
                              									erhalten.
                           Beim Gebrauch dieser Kohlensorte muß man nur die Vorsicht beobachten, daß man die
                              									Platten nach ihrer Anwendung einige Zeit in kochendes Wasser taucht, um die
                              									anhaftende Säure zu beseitigen, und sie dann vor einem Feuer oder in einem Ofen
                              									trocknet.
                           Der Verfasser hat dieselben Platten und Prismen Monate lang angewandt, ohne daß eine
                              									Schwächung ihres Leitungsvermögens zu entdecken, oder irgend eine Zersetzung und
                              									Veränderung derselben zu beobachten war. Um die Verbindung herzustellen, löthete er
                              									einen Streifen Kupferblech an das Zink, und drückte dasselbe stark gegen die Kohle
                              									mit einer Klemme.
                           Diese Kohlenplatten zeigten sich im Vergleich mit Platinblechen wenigstens eben so
                              									wirksam. Der Verf. bemerkt, daß seine Batterie von 100 Platten höchstens 4 Pfd.
                              									Sterl. kostete, während eine Platinbatterie von gleicher Kraft 60 bis 70 Pfd. St.
                              									gekostet haben würde. Die Wohlfeilheit und Dauerhaftigkeit solcher Kohle empfiehlt
                              									sie sehr für galvanische Apparate. (Philosophical
                                 										Magazine, Septbr. 1850, S. 219.)
                           
                        
                           Ueber Leuchtgasgewinnung bei der Bereitung von
                              									Knochenkohle.
                           Hr. Nicolas in Roubaix (Belgien) hat vor zwei Jahren in
                              									einer Zuckerfabrik den bisher zur Luftheizung angewandten Röhrenofen durch einen
                              									gußeisernen Ofen von 1 Kubikmeter Inhalt ersetzt, welcher zwei Cylinder enthält, in
                              									welchen man täglich 2 bis 300 Kilogr. Knochen verkohlt, welche liefern: a) 55 bis 60 Procent Beinschwarz; b) etwa 20 Kubikmeter Leuchtgas per 100 Kil.
                              									Knochen; c) 1 Kil. schwefelsaures Ammoniak und 100 Liter
                              									ammoniakalisches Wasser.
                           Das Gas brennt sehr schön, ohne Geruch und Rauch. Wenn die Knochen nur wenig oder
                              									kein Fett enthalten, ist das Gas blaß; in diesem Falle destillirt man 1 oder 2
                              									Kilogr. Harzöl, um dem Licht mehr Intensität zu geben. Der Apparat speist 35 bis 40
                              									Brenner und kam beiläufig auf 3000 Frcs. zu stehen. (Journal
                                 										de Chimie médicale, August 1850, S. 491.)
                           
                        
                           
                           Ueber die zur Entdeckung des Jods in Mineralwässern geeigneten
                              									Reagentien; von Casaseca.
                           Folgendes sind die Resultate, zu welchen ich durch meine Versuche gelangte:
                           Schwefeläther, auch der reinste, eignet sich nicht zum Auflösen des Iodkaliums.
                           Der käufliche Aether, welcher Alkohol und Wasser enthält, kann zur Entdeckung des
                              									Jods, wenn das Iodkalium mit einem Alkalisulfurid, schwefligsaurem und
                              									unterschwefligsaurem Alkali gemischt ist, nicht dienen, denn da er diese Salze
                              									auflöst, so widersetzen sich dieselben später der Bildung der blauen Iodstärke.
                           Käuflicher Essigäther leistet vortreffliche Dienste um das Iodkalium aus dem
                              									Rückstand eines Mineralwassers auszuziehen, worin es in Gesellschaft von Chloriden
                              									und Bromiden, Sulfuriden, schweflig- und unterschwefligsauren Salzen
                              									vorkommt, wenn auch nur ein Hunderttausendstel Iodkalium und sein tausendfaches
                              									Gewicht eines jeden der andern Salze vorhanden wäre; wenn die mit Essigäther
                              									erhaltene Auflösung des Iodkaliums abgedampft und der Rückstand in Wasser aufgelöst
                              									wird, erhält man mit Kleister und reiner Salpetersäure eine prächtige violettblaue
                              									Iodstärke.
                           Mittelst bloßer Schwefelsäure, welche in Ueberschuß zugesetzt wird, kann man durch
                              									viertelstündiges Kochen der Flüssigkeit, wenn ihr Gehalt an schwefligsauren Salzen
                              									bedeutend ist (oder durch vorläufiges Zusetzen von 5 Decigrammen schwefligsauren
                              									Natrons auf ein Deciliter des zu untersuchenden Wassers, wenn es nur wenig
                              									schwefligsaure Salze enthält), leicht noch 0,000002 Gramme Iodkalium selbst in der
                              									complicirtesten Vermischung nachweisen.
                           Wenn man ein Salzwasser, welches eine bedeutende Menge Alkalibromid enthält, zur
                              									vollständigen Trockniß abdampft und den Rückstand fünf Minuten lang mit Essigäther
                              									im Wasserbad behandelt, so bleibt das Bromid dabei zurück, wodurch man es also auf
                              									die einfachste Weise beseitigen kann.
                           Dieses neue Verfahren ein Alkalibromid vom Iodkalium zu trennen, wird in der Folge
                              									die Entdeckung des letztern in allen Fällen gestatten, wo es, wie z. B. im Meerwasser, zugleich mit Bromiden vorkommt.
                           Unter den bis jetzt bekannten Reagentien ist die Anwendung von reiner Salpetersäure
                              									mit dem Stärkekleister das empfindlichste und bequemste Reagens auf Jod; nach
                              									Umständen muß man vorher das Salzgemenge in der Wärme mit Essigsäure behandeln oder
                              									auch mit concentrirter Schwefelsäure. (Comptes rendus,
                              									Juni 1850, Nr. 25.)
                           
                        
                           Verfahren das Salpetergas in Salpetersäure zu verwandeln; von
                              									J. B. Ecarnot.
                           Wenn man Salpetersäure mit Substanzen in Berührung bringt, welche sie oxydiren kann
                              									(z. B. Stärkmehl zur Gewinnung von Oxalsäure), so entweicht Stickoxydgas, welches
                              									sich mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft zu Untersalpetersäure verbindet und
                              									meistens verloren geht, wenn man es nicht in die Bleikammern zur
                              									Schwefelsäurefabrication leiten kann. Das (am 10. Decbr. 1849 für England
                              									patentirte) Verfahren Ecarnot's besteht darin, das
                              									Stickoxydgas in Untersalpetersäure zu verwandeln, indem man es in einem
                              									geschlossenen Gefäße sammelt und mittelst eines Gebläses Luft hineintreibt. Die
                              									Untersalpetersäure wird durch Wasser oder Wasserdampf in Salpetersäure und Stickoxyd
                              									zersetzt; kommt letzteres neuerdings mit eingetriebener Luft in Berührung, so
                              									verwandelt es sich wieder in Untersalpetersäure. Um auf diese Art die Salpetersäure
                              									zu regeneriren, kann man eine Säule anwenden, welche aus Steingutröhren
                              									zusammengesetzt wird die man gut lutirt. Man leitet das bei einer chemischen
                              									Operation sich entbindende Stickoxydgas durch Glasröhren in den oberen Theil der
                              									Säule, wo man ihm durch ein Gebläse den Sauerstoff liefert; aus einem Kessel läßt
                              									man Dampf zuströmen, zugleich mit ein wenig Wasser aus einem Behälter am oberen
                              									Theil des Apparats. Die Säule muß mit einer porösen Substanz, z. B. Bimsstein in
                              									eigroßen Stücken gefüllt werden, um die Vereinigung  der Gase zu begünstigen. Auf
                              									diese Weist erhält man Salpetersäure von 8 bis 12° Baumé, welche dann weiter
                              									concentrirt werden kann.
                           Auf ähnliche Weise kann man die atmosphärische Luft benutzen, um den Alkohol zu
                              									Essigsäure zu oxydiren; man erhitzt die Luft auf 96 bis 104° Reaumur und
                              									leitet sie zugleich mit Alkoholdampf durch ein mit Bimsstein gefülltes kupfernes
                              									Rohr, worauf man das Product verdichtet. (London Journal of
                                 										arts, Juli 1850, S. 388)
                           
                        
                           Künstlicher Zinnstein.
                           Der Bergingenieur Daubrée hat den Zinnstein künstlich
                              									hervorgebracht, indem er durch eine zum Weißglühen erhitzte Porzellanröhre zwei
                              									Ströme leitete, nämlich Zinnchlorid-Dampf und Wasserdampf. Dieselben
                              									zersetzten sich gegenseitig mit Leichtigkeit; im Innern der Porzellanröhre setzten
                              									sich kleine Krystalle von Zinnoxyd ab, während dampfförmige Salzsäure am Ende der
                              									Röhre entwich.
                           Die Krystalle setzen sich nur am Anfang der Porzellanröhre ab, wo die Temperatur kaum
                              									300° C. beträgt. Der stärker erhitzte Theil des Rohrs bleibt ganz frei von
                              									Krystallen. Am Ende des Rohrs wo die Dämpfe austreten, bildet das Zinnoxyd eine
                              									amorphe Kruste. Ferner setzen sich die Krystalle an der erwähnten Stelle auf einer
                              									ringförmigen Fläche ab. Sie haften sehr stark auf dem Porzellan; das Zinnoxyd dringt
                              									dabei in die kleinsten Zwischenräume des Porzellans ein.
                           Die so erzeugten Krystalle von Zinnstein sind außerordentlich glänzend und fast immer
                              									farblos. Bei einigen Versuchen, wo das Zinnchlorid ein wenig Eisen enthielt, bekam
                              									man braune Krystalle. Das specifische Gewicht der Krystalle ist 6,72; sie ritzen das
                              									Glas leicht, sind vollkommen unschmelzbar und werden von Säuren gar nicht
                              									angegriffen; aber sie gehören dem geraden rhombischen Prisma an, der natürliche
                              									Zinnstein hingegen dem quadratischen Prisma. (Comptes,
                                 										rendus, April 1850, Nr. 13.)
                           
                        
                           Verfahren um auf Elfenbein zu graviren.
                           Ein Verfahren Elfenbein mit Verzierungen und Zeichnungen in schwarzer Farbe zu
                              									versehen, besteht darin, in das Elfenbein selbst zu graviren und dann die Zeichnung
                              									mit einem schwarzen, harten Firniß auszufüllen. — Um die Zeichnung feiner und
                              									regelmäßiger zu erhalten, wird das Elfenbein mit dem gewöhnlichen Aetzgrund
                              									überzogen und mittelst des Grabstichels die Zeichnung darauf angebracht. Letztere
                              									wird dann durch folgende Auflösung eingeätzt:
                           
                              
                                 Feinsilber
                                 6
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Salpetersäure
                                 30
                                 Gramme
                                 
                              
                                 destillirtes Wasser
                                 125
                                 Gramme
                                 
                              
                           Nach Verlauf von etwa einer halben Stunde, je nach der gewünschten Tiefe, wird mit
                              									destillirtem Wasser abgewaschen und mit Fließpapier getrocknet. Die Zeichnung wird
                              									nun eine Stunde lang dem Sonnenlicht ausgesetzt und die Wachsschicht mittelst
                              									Terpenthinöls entfernt. Die Zeichnung ist jetzt von schwarzer Farbe oder von
                              									dunkelbrauner, welche aber nach 1 bis 2 Tagen ganz schwarz wird. Andere Farben
                              									können dadurch erzielt werden, daß man statt des Silbersalzes eine Auflösung von
                              									Gold oder Platin in Königswasser, oder salpetersaures Kupfer anwendet. (Aus der Revue scientifique, t. XXXV p. 433.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Zusammensetzung der Topinamburs; von Payen, Poinsot und Ferey.
                           Die Jerusalems-Artischocken (Erdbirne, Topinambour, knollige Sonnenblume, Helianthus tuberosus), welche die Verfasser zu ihren
                              									Versuchen anwandten, waren in mittelmäßigem, sandigem Boden gewachsen, welcher mit
                              									phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde gedüngt worden war. Sie enthielten in 100
                              									Thln. 76,04 Wasser und 23,96 trockne Substanz. Letztere gab beim Verbrennen 4,24
                              									Asche und 2,16 Stickstoff; es ist dieß zweimal so viel als man aus den Kartoffeln
                              									erhält und etwas mehr als die Getreidearten enthalten. Ferner wurden aus 100 Thln.
                              									0,87 Thle. Fettsubstanz, einer flüssigen und einer festen, erhalten, ebenfalls eine
                              									zweimal so große Menge als in der Kartoffel. Das Resultat der ganzen Analyse
                              									ist:
                           
                              
                                 Wasser
                                 76,04
                                 
                              
                                 Traubenzucker und andere zuckerartige Substanzen
                                 14,70
                                 
                              
                                 Eiweiß und zwei andere stickstoffhaltige Substanzen
                                 3,12
                                 
                              
                                 Zellenstoff
                                 1,50
                                 
                              
                                 Jnulin
                                 1,86
                                 
                              
                                 Pektinsäure
                                 0,92
                                 
                              
                                 Pektin
                                 0,20
                                 
                              
                                 Salze
                                 1,29
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Die Asche enthielt: I. Tobinambour aus dem mit
                              									phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde gedüngten Boden; II. gekaufte Probe.
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 
                                 II.
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 2,00
                                 
                                 6,95
                                 
                              
                                 kohlensauren Kalkkohlensaure Talkerde
                                 4,121,94
                                 
                                    
                                    
                                 10,23
                                 
                              
                                 phosphorsaure Kalk- und TalkerdeThonerde
                                 33,591,44
                                 
                                    
                                    
                                 16,62
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 8,36
                                 
                                 10,75
                                 
                              
                                 schwefelsaures Kali
                                 11,16
                                 
                                 10,66
                                 
                              
                                 phosphorsaures Kali
                                 28,40
                                 
                                 8,45
                                 
                              
                                 kohlensaures Kali und Spuren von Natron
                                 9,93
                                 
                                 36,34
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,94
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Die Jerusalems-Artischocke enthält auch eine kleine Menge eines violetten
                              									Pigments, welches im Zellengewebe seinen Sitz hat. — Bei ihrem Gehalt an
                              									nahrhafter Substanz eignet sie sich sehr gut zum Mästen der Schweine und des
                              									Rindviehs. (Journal de Pharmacie, t. XVI p. 434.)