| Titel: | Shipton's nach einem neuen Princip construirte Dampfmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. II., S. 15 | 
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                        II.
                        Shipton's nach einem neuen Princip construirte
                           								Dampfmaschine.
                        Aus dem London Journal of arts, Oct. 1850, S.
                              									207.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Shipton's Damfmaschine.
                        
                     
                        
                           Diese Dampfmaschine gehört zwar in die Classe derjenigen mit hin- und
                              									hergehender Bewegung, unterscheidet sich jedoch von der gewöhnlichen Dampfmaschine
                              									durch die Mittel, wodurch die rotirende Bewegung direct aus der geradlinigen
                              									hergeleitet wird. Das Princip der Krafterzeugung ist das nämliche wie bei der
                              									gewöhnlichen Dampfmaschine mit hin- und hergehender Bewegung, d. h. ein
                              									Kolben wird durch den Dampf in gerader Richtung in einem Cylinder oder einer
                              									Dampfkammer vorwärts getrieben. Diese Dampfkammer ist im vorliegenden Falle
                              									viereckig oder rectangulär, anstatt kreisrund. Der Kern der Erfindung ist
                              										„ein um seinen eigenen Durchmesser rotirendes Excentricum,“
                              									also Kolben und Kurbel in einem Körper vereinigt, und
                              									dieser Körper enthält in sich selbst eine geradlinige und rotirende Bewegung
                              									zugleich.
                           Es stelle a in Fig. 35 die in ihrer
                              									wirksamsten Lage befindliche Kurbel einer gewöhnlichen Dampfmaschine, c die Umdrehungsachse vor; die ganze Kraft werde durch
                              									die Linie h fortgepflanzt, und zwar unter einem je nach
                              									der Länge der Verbindungsstange und der Kurbelstellung sich verändernden Winkel.
                           Der Erfinder ist nun der Ansicht, daß wenn man den Dampf direct auf die Kurbel wirken
                              									lassen könnte, dieses das einfachste Fortpflanzungsmittel der Bewegung wäre.
                              									Angenommen die Kurbel a schließe sich vollständig an die
                              									Seiten der Dampfkammer e, f;
                              									läßt man nun den Dampf nach der Richtung der Pfeile auf die obere Seite der Kurbel
                              									wirken, so wird die Kurbel sich in die Lage b bewegen;
                              									in dieser Lage wäre jedoch die Kurbel zu kurz, um die Dampfkammer auszufüllen, und
                              									folglich würde der Dampf bei d vorbeiströmen Es wirb
                              									daher nothwendig, die Form der Kurbel so zu verändern, daß sie bei jeder Lage den
                              									Raum zwischen e, f ausfüllen
                              									kann.
                           Als die geeignete Form bietet sich der Kreis g, g dar, durch welchen excentrisch die Achse c tritt. Dieser Kreis wird durch den Dampf in die
                              									punktirte Lage i getrieben, und da er ein Excentricum
                              									bildet, so  entsteht
                              									während dieses Forttreibens eine rotirende Bewegung; und so mit ist Kolben nebst
                              									Zugehör und Kurbel in einem Körper vereinigt. Angenommen, Achse und Kurbel seyen
                              									nicht vorhanden, und der Dampf wirke auf die Kreisscheibe g, so würde dieser kreisrunde Körper nur mit einer geradlinigen Bewegung
                              									fortgetrieben, und diese könnte nun auf die gewöhnliche Weise in eine rotirende
                              									Bewegung verwandelt werden. Es entsteht jetzt die Frage, ob die bei der gewöhnlichen
                              									Dampfmaschine vorkommende geradlinige und rotirende Bewegung, nicht vortheilhaft in
                              										einem Körper vereinigt werden kann.
                           Die Figuren 36
                              									und 37
                              									stellen die Maschine im Querschnitt und im Längendurchschnitt dar. a ist die Dampfkammer, welche die Stelle eines
                              									Dampfcylinders vertritt, und in der nachfolgenden Erläuterung auch so genannt werden
                              									soll. An diesen gußeisernen Cylinder ist eine Platte e
                              									befestigt, während eine andere Platte d in einer
                              									parallelen Vertiefung lose zwar, jedoch hinlänglich genau anschließend angebracht
                              									ist, um jede Dampfentweichung zu verhüten.
                           Die Platte d hat die Bestimmung, sich dem Kolben nach
                              									Maaßgabe seiner Abnützung anzuschließen, und läßt sich daher mittelst einer an ihrer
                              									Rückseite angebrachten Feder adjustiren. Sie entspricht überdieß einem andern Zweck;
                              									sollte nämlich Wasser in den Cylinder übergeführt werden, so drängt es diese Platte
                              									zurück, und strömt von der einen Seite des Kolbens nach der andern bis es
                              									entweicht.
                           Die kreisrunden Enden des Cylinders bleiben schwarz und unausgebohrt, da die
                              									Peripherie des Cylinders nur mit den beiden Platten d
                              									und e in Berührung kommt. Demnach fällt die langwierige
                              									und kostspielige Operation des Ausbohrens des Cylinders weg. Die Platten d und e, an welchen die
                              									Abnützung im Cylinder stattfindet, lassen sich zu jeder Zeit leicht abnehmen und
                              									ersetzen, da man nur die Seitenplatten l, l auf die Seite zu schieben braucht. Die Platten l, l sind eben gehobelte
                              									Flächen, an welchen die Enden des Kolbens hingleiten; sie sind mit eigenthümlich
                              									gestalteten Löchern oder Schlitzen versehen, durch welche die Achse c tritt.
                           Der Kolben b ist ein Excentricum, dessen Achse c durch Stangen f, f getragen wird, welche von den Lagern der Kurbelwelle
                              										p aus schwingen. Dieser Kolben ist an seiner
                              									Peripherie genau abgedreht, und in jedes Ende sind conische Lager gedreht, in welche
                              									die Metallringe k, k
                              									eingefügt sind. Letztere sind an einer Seite aufgeschnitten, und greifen über
                              									einander, um jede Dampfentweichung zu verhindern. Die Ringe können durch Schlitze in
                              									den Seitenplatten l, l
                              									adjustirt  werden, ohne
                              									daß es nöthig ist nur eine einzige Mutter loszuschrauben, und sind demnach leicht
                              									zugänglich.
                           Die Kurbeln g, g sind
                              									rechtwinkelig zu einander an der Achse c festgekeilt,
                              									und von der Mittellinie des Cylinders gleichweit entfernt; sie übertragen die
                              									Bewegung durch die Leitstangen h, h auf die unteren Kurbeln i, i der Hauptwelle. Die Stangen f, f oscilliren um einen an den Lagern j, j angebrachten Zapfen,
                              									wodurch eine sehr geringe Reibung veranlaßt wird. Ein Ventil n läßt den Dampf, wie bei der gewöhnlichen Dampfmaschine, durch die
                              									Dampfwege m, m abwechselnd über und unter den Kolben strömen. Dieses Ventil wird von
                              									einem an der Kurbelwelle p festgekeilten Excentricum q aus in Bewegung gesetzt. Der Cylinder wird an ein
                              									Gestell festgeschraubt, und die ganze Maschine steht auf einer Fundamentplatte,
                              									welche auf gewöhnliche Weise befestigt wird.
                           Die in dieser Maschine zusammentreffenden mechanischen Schwierigkeiten bestehen in
                              									der Dampfdichterhaltung des Kolbens und in der eigenthümlichen Abnützung, welche in
                              									der Peripherie und an den Enden des Kolbens stattfindet. Sollte eine
                              									Dampfentweichung stattfinden, so könnte diese offenbar an den Löchern an den
                              									Seitenplatten l, l leicht
                              									wahrgenommen werden. Die metallenen Liederungsringe k,
                              										k sind offen gegossen, und werden, nachdem die Fuge
                              									viereckig gefeilt worden ist, durch eine Schraube zusammengezogen. Von der
                              									Genauigkeit dieser Fuge hängt die Dampfdichtheit des Ringes ab.
                           Die Bewegung ist an den Kolbenenden eine elliptische, und da die Liederungsringe in
                              									keiner festen Verbindung mit den Kolben stehen, so können sie sich frei in ihren
                              									Lagern bewegen, und die eigenthümliche Bewegung in Ellipsen von allen möglichen
                              									Dimensionen dreht die Ringe allmählich in ihren Lagern herum, wodurch ein sehr
                              									Wünschenswerther Zweck erreicht wird, daß nämlich nie zwei Flächen zweimal über die
                              									nämlichen Linien hinweggleiten. Auch die Peripherie des Kolbens hat eine schöne
                              									Abnützung, indem sie während der Rotation auf die Länge des Hubes an den Platten d, e auf- und
                              									niedergleitet.
                           
                        
                     
                  
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