| Titel: | Beschreibung einer neuen Elektrisirmaschine; von W. H. Barlow. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XXIV., S. 108 | 
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                        XXIV.
                        Beschreibung einer neuen Elektrisirmaschine; von
                           									W. H.
                              								Barlow.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Decbr. 1850, S.
                              									428.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Barlow's Elektrisirmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Gutta-percha, welche bekanntlich die Eigenschaft besitzt durch Reiben in
                              									hohem Grade elektrisch zu werden, liefert uns das Mittel auf sehr einfache Weise
                              									eben so viel Elektricität zu erzeugen als die gewöhnliche Elektrisirmaschine
                              									liefert.
                           Im Handel kommt Gutta-percha in Blättern vor, welche dünner als gewöhnliches
                              									Papier und bei oft sehr bedeutender Länge etwa drei Fuß breit sind. Wenn man ein
                              									solches Blatt von vier oder fünf Quadratfuß auf eine Fläche legt oder gegen die Wand
                              									eines Zimmers hält, und mit der Hand oder einem seidenen Taschentuch reibt, dann
                              									sorgfältig an den äußersten Rändern abhebt nnd in der Luft schwebend erhält, so gibt
                              									es an den Knopf eines ihm dargebotenen Conductors einen dicken Funken von mehreren
                              									Zoll Länge ab.
                           
                           Eine ähnliche Wirkung kann man dadurch hervorbringen, daß man das
                              									Gutta-percha-Blatt einmal über eine oder zwischen zwei reibenden
                              									Flächen hindurch zieht; um aber den größten Effect zu erzielen, scheinen gewisse
                              									Bedingungen erfüllt werden zu müssen, die ich nun beschreiben will.
                           Wenn man über irgend eine Fläche a b, Fig. 28, z. B. einen
                              									Tisch, ein Blatt Gutta-percha c d f in der durch
                              									den Pfeil bezeichneten Richtung zieht, wodurch Reibung bei d erzeugt wird, so findet der größte Effect statt, wenn d f mit der Fläche a b einen
                              									Winkel von beiläufig 10° bildet; geschieht dieß unter einem kleineren Winkel,
                              									wie d g, oder unter einem größeren, wie d e, so wird nicht so viel Elektricität erregt; man
                              									erhält aber einen noch größeren Effect, wenn man an der Außenseite der
                              									Gutta-percha bei d ebenfalls eine reibende Fläche
                              									anbringt; wenn die Fläche a b und das Reibzeug R von Seide oder Pferdehaar, und der Druck sowie die
                              									Geschwindigkeit beim Reiben mäßig sind, so wird eine sehr beträchtliche Menge
                              									Elektricität erregt.
                           Da ich diese Wirkungen bei wiederholten Versuchen constant fand, so benutzte ich sie
                              									um eine eben so wohlfeile als einfache Elektrisirmaschine herzustellen, welche ich
                              									folgendermaßen construirte: a, b, c, d, Fig. 29, ist
                              									ein hölzernes Gestell mit zwei hölzernen Walzen R und
                              										r. Die untere Walze R
                              									hat sechs Zoll im Durchmesser und an ihrer Achse ist eine Kurbel H angebracht. Die obere Walze hat drei Zoll im
                              									Durchmesser. Man läßt ein vier Zoll breites Band von dünner Gutta-percha um
                              									die Walzen passiren, welches sehr dicht an dieselben paßt. C, C sind zwei mit Seide überzogene Kissen;
                              									dieselben sind so mit einander verbunden, daß sie die Gutta-percha an ihren
                              									oberen Enden drücken, und sich gegen ihre unteren Enden unter einem Winkel von etwa
                              									20° öffnen. Wenn man die Kurbel der Maschine so dreht, daß sich das
                              									Gutta-percha-Band mit mäßiger Geschwindigkeit in der durch den Pfeil
                              									angezeigten Richtung bewegt, so wird Elektricität bei P,
                              									etwa drei oder vier Zoll unter den Reibkissen abgegeben, und man braucht daher nur
                              									einen Conductor anzubringen, wie die Abbildung zeigt, damit der Apparat wie eine
                              									gewöhnliche Elektrisirmaschine benutzt werden kann.
                           Die Menge der entwickelten Elektricität nimmt mit der Oberfläche der
                              									Gutta-percha zu; sie läßt sich daher beträchtlich erhöhen, wenn man das
                              									schmale Band durch einen breiten Streifen ersetzt.
                           Die Gutta-percha kann sowohl positiv als negativ erregt werden. Legt man einen
                              									Streifen derselben von etwa zwei Fuß Länge und zwei Zoll Breite auf eine Fläche und
                              									reibt ihn, so stoßen die zwei in der  Luft schwebenden Enden einander ab und die entwickelte
                              									Elektricität ist die sogenannte Harzelektricität. Legt man aber den Streifen von
                              									Gutta-percha doppelt und reibt ihn, so zeigt die obere Seite Harz- und
                              									die untere Seite Glaselektricität, und die zwei Enden ziehen einander an.
                           Nachtrag.
                           Seitdem ich Obiges schrieb, hat John Westmoreland, ein
                              									Arbeiter des Optikers Davis zu Derby (wo der beschriebene
                              									Apparat angefertigt wurde), eine Elektrisirmaschine nach ähnlichem Princip, aber mit
                              									mehreren Verbesserungen gebaut.
                           Bei seiner Maschine ist ein dickeres Band von Gutta-percha angewandt. Die
                              									obere und untere Walze sind von gleichem Durchmesser; und die Reiber, nämlich vier
                              									Bürsten von Borsten, sind an der Außenseite des Bandes und der Achse jeder Walze
                              									gegenüber angebracht. Wie bei den Glasscheibenmaschinen ist ein doppelter Conductor
                              									angewandt und durch eine über das obere Ende der Maschine gehende gekrümmte
                              									Messingstange verbunden; mittelst eines sinnreichen Dichtungsapparats kann man die
                              									Ausdehnung und Zusammenziehung des Gutta-percha-Bandes corrigiren.
                           Da eine dickere Gutta-percha angewandt ist, so kann sich das Band nicht
                              									falten, wie es bei meiner Maschine bisweilen geschah. Das Band ist beiläufig vier
                              									Zoll breit; bei günstiger Witterung liefert der Apparat fast eben so viel
                              									Elektricität wie eine gewöhnliche Maschine mit Glasscheibe.
                           
                        
                     
                  
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