| Titel: | Ueber das Probiren des Feingoldes; von Hrn. Levol. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XXVI., S. 112 | 
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                        XXVI.
                        Ueber das Probiren des Feingoldes; von Hrn.
                           									Levol.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Nov.
                              									1850, S. 553.
                        Levol, über das Probiren des Feingoldes.
                        
                     
                        
                           Hr. Augendre, Probirer an der Münze zu Konstantinopel, hat
                              									der Société d'Encouragement eine Abhandlung über diesen
                              									Gegenstand zugesendet, worin er bemerkt:
                           1) daß das Feingold, auf gewöhnliche Weise probirt, nach der Quartirung oft eine
                              									spröde Legirung gibt, welche zerreißt, wenn man sie zu einem dünnen Blech schlägt um
                              									es zu Probirröllchen zusammenzurollen, wodurch man bei dieser Operation einen
                              									Verlust erleiden kann;
                           2) daß andererseits das Probirröllchen nach der Scheidung fast immer einen etwas
                              									größeren Gehalt anzeigt als der wirkliche Gehalt des angewandten Goldes ist.
                           Um diesen doppelten Nachtheil zu beseitigen, schlägt Hr. Augendre vor, der mit dem Silber beschickten Goldprobe 100 Tausendtheile
                              									reines Kupfer zuzusetzen und das Ganze mit 4½ Grammen Blei zu cupelliren.
                           Die erwähnten Mängel des gewöhnlichen Probirverfahrens bestehen wirklich, und man war
                              									auch längst bemüht sie zu beseitigen. Schon die alten Probirer haben den bei den
                              									Goldproben stattfindenden Hinterhalt (von Silber) bestimmt, so daß man mittelst
                              									einer Correction den genauen Gehalt erfahren kann. In der neueren Zeit haben Tillet und Sage in ihren
                              									Abhandlungen über die Probirkunst wieder die Aufmerksamkeit auf die Unvollkommenheit
                              									des Verfahrens gelenkt und  der erstere Chemiker schlug auch eine Abänderung dieses
                              									Verfahrens vor, um den Hinterhalt zu vermeiden; sie bestand barin, das
                              									Probirröllchen dreimal nacheinander mit Salpetersäure von verschiedener
                              									Concentration zu behandeln; später bestimmte Chaudet nach
                              									synthetischen VersuchenAnnales de Chimie et de Physique, t. IV, p.
                                    											356. genauer die Zeit des Kochens mit Salpetersäure und die
                              									Baumé'schen Grade der anzuwendenden Säure. Es war hiernach bloß noch der Sprödigkeit
                              									des Probekorns zu begegnen, und auch dazu gab Hr. Chaudet
                              									ein Mittel anManuel de l'essayeur, par M. Chaudet. 1835., nämlich das Probekorn stark
                              									auszuglühen bevor man es zu Blech schlägt; denselben Zweck erreicht man nach Augendre, wenn man beim Abtreiben auf der Kapelle Kupfer
                              									zusetzt, oder, was einfacher ist, dabei anstatt reinen Bleies eine Legirung von 100
                              									Blei mit 2,5 Kupfer anwendet.
                           Man weiß auch schon seit vielen Jahren, daß der erwähnte Hinterhalt, welcher daher
                              									rührt, daß nach der Scheidung in dem Proberöllchen noch Silber zurückbleibt, nicht
                              									bloß beim Probiren von Feingold stattfindet, sondern auch beim Probiren von legirtem
                              									Gold, bis zum Gehalt desselben von 700 Tausendtheilen; man könnte sogar sagen, daß
                              									er bei jedem Gehalt stattfindet, da aber über einer gewissen Grenze die Bleimenge,
                              									welche erforderlich ist um das Kupfer aus der Legirung zu entfernen, in die Kapelle
                              									eine Portion Gold mitzieht, welche dem in dem Proberöllchen zurückgehaltenen Silber
                              									äquivalent und in gewissen Fällen sogar größer ist, so kann sich alsdann der
                              									Hinterhalt nicht mehr offenbaren. Dieses Einziehen von Gold in die Kapelle findet
                              									auch, obgleich in weniger auffallender Weise, wie ich mich überzeugt habe, statt,
                              									wenn man nach Augendre's Methode beim Probiren von
                              									Feingold ein größeres Verhältniß von Blei anwendet. Wenn dieses Verfahren aber den
                              									Hinterhalt, welcher beim Probiren von Feingold gewöhnlich vorkommt, allerdings
                              									vermindert, so kann er doch nicht vollständig verschwinden, denn was geschieht bei
                              									diesem Verfahren anders, als daß man die Feingold-Probe in eine Probe des
                              									Münzgoldes (von 900 Tausendtheilen Gehalt) umsetzt?
                           Wegen des Hinterhalts, welcher bei den Goldproben noch immer vorkam, hat unlängst
                              									unsere Münzcommission die Verfügung erlassen, daß man beim Probiren von Gold, dessen
                              									Gehalt 1000 bis 700 Tausendtheile beträgt, die Probirröllchen dreimal nacheinander
                              									mit Salpetersäure 
                              									behandeln muß, einmal zehn Minuten lang mit Säure von 22° Baumé, und die
                              									beiden anderen Male ebenfalls zehn Minuten, aber mit Salpetersäure von 32°
                              									B.
                           Wenn man diese Abänderung befolgt, und überdieß zur Beseitigung der Sprödigkeit des
                              									Probekorns von Feingold, entweder bloß das Blech ausglüht oder beim Abtreiben Kupfer
                              									zusetzt, so verschwinden die Uebelstände welchen Hr. Augendre abzuhelfen sich vorsetzte, vollständig, und zwar auf eine sehr
                              									einfache und für die Probirer bequeme Weise.