| Titel: | Beschreibung der neuen Fabrication der Fettsäuren vermittelst Destillation, zur Gewinnung wohlfeiler Kerzen. Von Professor Payen. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XXVIII., S. 127 | 
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                        XXVIII.
                        Beschreibung der neuen Fabrication der Fettsäuren
                           								vermittelst Destillation, zur Gewinnung wohlfeiler Kerzen. Von Professor Payen.
                        Aus dessen Précis de Chimie industrielle, Paris
                              								1851.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Payen, über Bereitung der Fettsäuren mittelst Destillation zur
                           								Kerzenfabrication.
                        
                     
                        
                           Die merkwürdigen Arbeiten mehrerer Gelehrten und Fabrikanten riefen diesen wichtigen
                              									neuen Industriezweig hervor; nach den Entdeckungen des Hrn. Chevreul über die Zusammensetzung der Fette, zeigten im Jahr 1840 die
                              									HHrn. Dupuy, Bussy und Lecanu, daß die Fettkörper unter dem Einfluß der Wärme in
                              									mehrere Producte zersetzt und namentlich in fette Säuren umgewandelt werden können,
                              									welche bei der Destillation übergehen; die HHrn. Thomas
                              									und Laurent wendeten den überhitzten Wasserdampf zu
                              									verschiedenen technischen Operationen an; im Jahr 1841 verfiel Hr. Dubrunfaut auf den Gedanken die Fettsäuren fabrikmäßig
                              									durch Zersetzung der Fette mittelst eines Dampfstroms von hoher Temperatur
                              									darzustellen; vor einigen Jahren veröffentlichte Hr. Fremy die Resultate genauer Untersuchungen über die Verseifung durch
                              									Schwefelsäure; endlich gründeten die HHrn. Mas und Tribouillet, indem sie alle diese Beobachtungen
                              									benutzten, mittelst neuer Verfahrensarten und sinnreicher Apparate den merkwürdigen
                              									Industriezweig welchen wir jetzt beschreiben wollen.
                           
                        
                           
                           Theorie der Verseifung mit
                                 										Schwefelsäure.
                           Die Fettstoffe und namentlich der Talg, werden bekanntlich durch Behandlung mit
                              									alkalischen Basen und besonders mit Kalk, zersetzt; die fetten Säuren verbinden sich
                              									dabei mit der mineralischen Basis, während die organische Basis, das Glycerin
                              									(Oelsüß), sich absondert. Die Schwefelsäure bringt durch andere Erscheinungen
                              									zuletzt eine ähnliche Zerlegung hervor; diese Säure verbindet sich zuerst mit dem
                              									ganzen Fettkörper (oder den zwei oder drei Substanzen woraus er besteht, nämlich dem
                              									Stearin, Margarin und Olein), und indem sie dann das Glycerin unter dem Einfluß des
                              									Wassers in Form von Schwefelglycerinsäure isolirt, bildet sie mit jeder der
                              									Fettsäuren Doppelsäuren, nämlich Schwefeloleinsäure, Schwefelmargarinsäure und
                              										Schwefelstearinsäure. Unter diesen ist erstere in
                              									kaltem Wasser auflöslich, während die zwei letzteren durch das kalte Wasser zersetzt
                              									werden; alle drei werden durch kochendes Wasser zersetzt, welches die Schwefelsäure
                              									sowie das Glycerin auflöst, wo dann die Fettsäuren über dem Wasser schwimmen.
                           Die durch diese Reactionen erzeugten Fettsäuren sind je nach den angewandten
                              									Rohstoffen, entweder mit den durch die Alkalien ausgezogenen Fettsäuren identisch,
                              									oder unterscheiden sich von denselben durch einen Gehalt von Sauerstoff und
                              									Wasserstoff im Verhältniß der Wasserbildung.
                           
                        
                           Vorbereitung der Rohstoffe; Verseifung
                                 										der Fette mit concentrirter Schwefelsäure und Waschen der erzeugten
                                 										Fettsäuren.
                           Rohstoffe. — Man verwendet in diesem Industriezweig
                              									hauptsächlich die geringen oder schlechten Fette, welche sich nicht mit Vortheil zur
                              									Gewinnung von weißen Stearinsäurekerzen durch Verseifung mit Kalk verwenden lassen;
                              									solche sind: 1) die Fette von Rheims und von Turcoing, welche aus dem Seifenwasser vom Waschen der Wolle abgeschieden wurden;
                              									2) das Knochenfett welches man durch Auskochen
                              									zerschlagener Knochen mit Wasser gewinnt; 3) das Küchenfett, ein Gemenge der Fettkörper welche in den Küchen als Rückstände
                              									bleiben und bei den Gastwirthen etc. gesammelt werden; 4) die Rückstände oder
                              									Niederschläge des italienischen und spanischen Olivenöls.
                              										 Dahin gehören auch
                              									das sogenannte Darmfett, von Abschnitzeln der Gedärme;
                              									der Satz des Leberthrans und Wallfischthrans; die Seifensiederrückstände und das Palmöl.
                           Das Fett von Rheims gewinnt man durch Sättigen des
                              									Seifenwassers mit Schwefelsäure; dieses Seifenwasser ist ein Gemenge der Oele
                              									(Olivenöl oder Oleinsäure) welche zum Einschmalzen der Wolle gedient haben, mit der
                              									Seife welche zum Entfetten benutzt wurde; die abgeschiedenen Fettstoffe schwimmen
                              									über dem sauren Wasser und werden mit flachen Löffeln abgeschöpft; man schmilzt sie
                              									dann im Wasserbad, gießt das flüssige Oel ab und preßt den Satz in wollenen Säcken
                              									in der Wärme aus, wodurch man noch einen flüssigen Theil und einen festen Rückstand
                              									erhält. — Das Fett von Turcoing rührt vom
                              									Einschmalzen der Wolle mit Butter und vom Entfetten derselben mit Seife her; die
                              									seifenartige und fette Flüssigkeit wird mit Schwefelsäure gesättigt; das dann auf
                              									dem Wasser schwimmende Fett wird ab geschöpft und wie in Rheims behandelt.
                           Bisweilen bilden bei der Abscheidung dieser Fette die fremdartigen Stoffe (Ueberreste
                              									von Wolle, Erde oder Thon) einen reichlichen schlammigen Satz; diesen preßt man
                              									zuerst kalt in Säcken, um das Wasser abzusondern; dann nimmt man ein zweites, aber
                              									heißes Pressen in einem gußeisernen Kasten vor, der mit einer doppelten Hülle
                              									versehen ist, worin Dampf circulirt; die hierbei verflüchtigte und abgeschiedene
                              									fette Substanz erhält man im Wasserbad warm und gießt den reinsten flüssigen Theil
                              									ab: der fette Satz kann bei der neuen Fabrication verwendet werden; dem in der
                              									Presse zurückgebliebenen kothigen Rückstand kann man sein Fett durch Zusatz
                              									kochenden Wassers und ein zweites Pressen entziehen, worauf man ihn als Dünger
                              									verwendet.
                           Erstes Waschen. — Die unreinen Fettstoffe und
                              									namentlich die Seifensiederrückstände behandelt man zuerst mit verdünnter
                              									Schwefelsäure (die Säure, welche man im Lauf der Fabrication anwendet, ist
                              									diejenige, welche vorher zur Zersetzung der neutralen Fette gedient hat). Dieses
                              									erste Waschen löst einige organische Substanzen nebst Kalk auf, und zersetzt die
                              									zwischengelagerten Seifentheilchen: man nimmt es in hölzernen Kufen vor, welche mit
                              									Blei gefuttert sind, und durch Dampf erhitzt werden (nämlich durch ein verticales
                              									Rohr, welches in ein horizontales am Boden hinziehendes und mit Löchern versehenes
                              									übergeht). Nach einstündigem Einströmen von Dampf und Absetzenlassen, zieht man
                              									durch einen Hahn am Boden das Wasser ab. Diese  Flüssigkeit lauft in Behälter, welche dem Recipient Fig. 2 ähnlich
                              									sind und die mitgerissenen Fettkörper zurückhalten.
                           Das gewaschene Fett kann alsdann mit concentrirter Schwefelsäure behandelt werden,
                              									gerade so wie die Rohstoffe, welche dieses erste Waschen nicht erheischen; man
                              									entzieht ihm aber vorher das überschüssige Wasser, indem man es in flachen Gefäßen
                              									erhitzt, worin das Wasser mittelst des im doppelten Boden circulirenden Dampfs
                              									verdunstet.
                           Verseifung mit Schwefelsäure. — Die Zersetzung mit
                              									concentrirter Schwefelsäure geschieht in einem Kessel A
                              										(Fig. 1)
                              									aus starkem Kupferblech, oder aus Eisenblech welches mit Blei überzogen ist;
                              									derselbe wird durch Dampf erhitzt, welcher in das Gehäuse von Eisenblech oder
                              									Gußeisen C zieht; das Seitenrohr D führt den Dampf zu, und das Bodenrohr E
                              									führt das condensirte Wasser ab. Der Inhalt des Kessels wird mittelst eines Sturzes
                              										B aus mit Blei überzogenem Eisenblech vergrößert.
                              									Auf letzterem ist eine Kammer F aus dünnerem, ebenfalls
                              									mit Blei überzogenem Eisenblech angebracht, welche zwei Seitenfenster hat; eine Thür
                              									oder ein zweites Mannsloch G1, und andererseits ein Rohr G communiciren
                              									mit einem gußeisernen Kasten I, welcher sich im
                              									Aschenraum H und unter dem Feuerherd der Dampfkessel
                              									befindet. Diese Anordnung hat zum Zweck, die Dämpfe durch das Brennmaterial zu
                              									leiten, um die von denselben mitgerissenen brenzlichen Stoffe von stinkendem und
                              									saurem Geruch, namentlich schwefliche Säure, Spuren von Fettsäuren, Akrolein etc. zu
                              									verbrennen.
                           Ein mechanischer Rührer A, L,
                              									welcher (wie bei einem Butterfaß) in eine Scheibe A
                              									endigt und durch ein Excentricum oder eine Kurbel I, K bewegt wird, mischt das Fett beständig mit der
                              									concentrirten Säure, welche sich sonst zu Boden begeben würde.
                           Die Menge der Schwefelsäure richtet sich nach den zu behandelnden Fettstoffen; so
                              									erfordern die Fette von Rheims, von Turcoing und das Küchenfett 10 bis 13 Procent
                              									concentrirte Schwefelsäure, während 8 bis 9 für das Palmöl hinreichen und gewisse
                              									Talgsorten mit 12 bis 16 Proc. behandelt werden müssen: man muß diese Verhältnisse
                              									vorher durch Proben mit einem durchschnittlichen Muster bestimmen.
                           Man erhält das Gemisch auf einer Temperatur von 88 bis 92° Reaumur; die
                              									Operation dauert 12 bis 18 Stunden; man untersucht von Zeit zu Zeit den Zustand der
                              									Substanzen, indem man die  Thür öffnet und eine Probe der Flüssigkeit herausnimmt, welche man in eine
                              									Untertasse gießt; an der größern Consistenz welche sie durch das Erkalten erlangt
                              									und am Verschwinden der veilchenblauen Färbung erkennt man, daß die Operation
                              									vorschreitet oder ihrer Beendigung nahe ist.
                           Waschen. — Wenn die Umwandlung gehörig bewirkt ist,
                              									läßt man zwei oder drei Stunden lang erkalten, und zieht dann mittelst eines Hebers
                              									die ganze flüssige Mischung ab, welche man in einen Recipient A (Fig.
                                 										2) laufen läßt, der zu einem Drittel mit Wasser gefüllt ist; mittelst des
                              									Rohrs G, H, welches mit dem
                              									Dampfkessel communicirt, treibt man Dampf hinein, der am Ende des verticalen Rohrs
                              										a ausströmt.
                           Die Schwefelfettsäuren werden hierbei durch siedendheißes Wasser zersetzt, die
                              									Fettsäuren schwimmen oben auf und man wascht sie, indem man durch die Leitung,
                              									welche die flüssige Mischung in den Recipient führte, nun kochendes Wasser
                              									zuläßt.
                           Das Wasser, worin die Schwefelglycerinsäure und mehrere fremdartige Substanzen
                              									aufgelöst bleiben, lauft in einen zweiten Recipient indem es unter der Scheidewand
                              									des ersten Recipienten durchgeht; im zweiten Recipient unterhält man die Temperatur
                              									auf nahe 80° R., indem man durch das mit Hahn versehene Rohr b die erforderliche Menge Dampf einströmen läßt; der
                              									größte Theil der mitgerissenen Fettsäuren schwimmt in diesem Gefäß obenauf, während
                              									die wässerige Flüssigkeit, indem sie unter der Scheidewand des Recipienten B durchgeht, sich in dem dritten ähnlichen Recipient C ansammelt, wo derselbe Erfolg stattfindet; aus diesem
                              									laufen die wässerigen Füssigkeiten unter der letzten Scheidewand hindurch in eine
                              									Rinne D, welche sie in eine Reihe von drei oder vier
                              									anderen ebenso angeordneten Behältern aus Mauerwerk (compacten Ziegeln, welche mit
                              									Erdharzkitt cementirt sind) führt.
                           Während der Verseifung mit Schwefelsäure und des Waschens wird der
                              									Schmelzgrad ein höherer, wie aus folgender Tabelle ersichtlich ist.
                           
                           Temperatur des Schmelzens.
                           
                              
                                 
                                 Im normalen Zustand.
                                 Nach der Wirkung der Schwefelsäure.
                                 Nach dem Waschen mit kochendem Wasser.
                                 
                              
                                 Knochenfett und Küchenfett, gemengt
                                 19°,2 R.
                                 28°,8 R.
                                 30°,5 R.
                                 
                              
                                 Palmöl
                                 24°
                                 30°,5
                                 35°
                                 
                              
                           Die im ersten Recipient A durch das Waschen gut
                              									gereinigten Fettsäuren werden mittelst eines Hahns a′ über dem Wasserspiegel abgezogen und in einen besondern Behälter
                              									geschafft, welcher den Destillirapparat speisen muß.
                           Die Fettstoffe welche in den Recipienten B und C obenauf schwimmen, schöpft man ab und schüttet sie in
                              									den ersten Recipient, um sie mit den Producten einer zweiten
                              										VerseifungsoperationNach jeder Verseifung mit concentrirter Schwefelsäure bleibt auf dem Boden
                                    											des Kesses A. (Fig. 1) eine
                                    											schwarze Substanz von der Confistenz des Erdharzes zurück, welche 4 bis 10
                                    											Procent von dem angewandten Fett beträgt; wir werden später die Verwendung
                                    											dieses Rückstands angeben. zu waschen.
                           Der besondere Behälter, in welchen man den gereinigten Fettstoff laufen ließ, wird
                              									durch ein doppeltes Gehäuse erhitzt, worin das Wasser eines zum Dampfkessel
                              									führenden Sammlers circulirt; bei dieser mäßigen Temperatur (32 bis 40° R.)
                              									setzen sich das eingeschlossene Wasser und einige fremdartige Körper aus dem
                              									Fettstoff ab; der Fettstoff wird von dem Niederschlag in einen flachen Kessel D (Fig. 3) abgegossen,
                              									welcher zwei Meter im Quadrat hat und mit einem Deckel aus verzinntem Kupfer
                              									verschlossen wird, welcher gewölbt ist, so daß das Wasser des verdichteten Dampfs in
                              									eine Rinne lauft, die um den Kessel herum einen hydraulischen Verschluß bildet,
                              									worauf es durch ein Ueberlaufrohr in einen Recipient gelangt.
                           In diesem flachen Kessel wird das Austrocknen mittelst der verlorenen Wärme eines
                              									Feuerherds j bewerkstelligt, dessen Flamme unter den
                              									Gewölben i und h hinzieht,
                              									um die gußeisernen Röhren eines horizontal gelegten Schlangenrohrs zu erhitzen.
                           
                           Das horizontale Schlangenrohr ist dazu bestimmt, den Dampf auf 240° Reaumur zu
                              									erhitzen, welchen man darin nach Belieben zuerst unter dem Gewölbe h und dann unter dem Gewölbe i circuliren läßt, indem man zuerst den Einlaßhahn g öffnet, welcher die Verbindung mit einem Dampfkessel herstellt, und
                              									hernach den Hahn K, welcher diesen überhitzten Dampf
                              									durch das Rohr und die Brause f in den Destillirkessel
                              										A leitet.
                           
                        
                           Destillation der Fettsäuren.
                           Der Kessel A ist von Kupfer, mit einem aufgeschraubten
                              									Deckel B verschlossen, auf welchem sich ein Hut befindet
                              									der ein Mannsloch bildet; der Kessel hat 1,4 Meter Durchmesser und 1,8 Meter Höhe
                              									unter dem Deckel. Man bringt die fette Flüssigkeit durch das Rohr e hinein, indem man den Hahn d′ öffnet. Diese Flüssigkeit wird darin vermittelst eines Sandbads
                              									erhitzt, welches in einem gußeisernen Kessel enthalten ist; der Raum zwischen den
                              									concentrischen Wänden der zwei Kessel beträgt drei Centimeter; ein hohler Deckel B,′ B′, von
                              									Eisenblech, welcher mit Asche gefüllt ist, unterhält die Temperatur.
                           Sobald die Temperatur der fetten Flüssigkeit 200° R. beträgt, leitet man den
                              									Dampfstrom hinein, dessen Temperatur 200 bis 240° R. betragen muß (man kann
                              									sie mittelst eines Thermometers nahe am Hahn K
                              									beobachten).
                           Bei dieser Temperatur und unter dem Einfluß des Dampfstroms werden die letzten
                              									Antheile neutralen Fetts vollends in Fettsäuren und Glycerin umgewandelt: die
                              									Fettsäuren werden in Dampfform von dem Strom mitgerissen und ziehen mit dem
                              									Wasserdampf durch das Rohr L in das Zwischengefäß M, und von letzterm durch das Rohr N in das Schlangenrohr O,
                              										O.
                           Das Zwischengefäß gestattet, indem man über einem Trichter den unteren Hahn m öffnet, die zuerst überdestillirten Portionen
                              									abzusondern, welche einen Theil des Schaums, kugelförmige Flüssigkeiten vom ersten
                              									Sieden, mitreißen, und Schwefelsäure, Akrolein und kleine Mengen Fettsäuren
                              									enthalten.
                           Nachdem sich die fetten und wässerigen Dämpfe im Schlangenrohr ODieses Schlangenrohr von Kupfer ist in einer hölzernen Kufe befestigt, die
                                    											man mit Wasser füllt; sie hat 3 Meter innern Durchmesser und ist 3,33 Meter
                                    											hoch; das eiserne Beschläg des Schlangenrohrs läßt sich abschrauben und so
                                    											letzteres beliebig zerlegen. verdichtet haben, laufen die
                              									Flüssigkeiten durch das Rohr P
                              									 in eine Florentiner
                              									Vorlage Q. Die leichteren Fettsäuren bleiben natürlich
                              									in der ersten Abtheilung, und können durch den Hahn R
                              									abgezogen wird.
                           Die Fettsäuren, welche sich nach und nach in dem Destillirkessel verflüchtigten,
                              									haben eine verschiedene Zusammensetzung, je nach der Zeit welche seit dem Anfang der
                              									Operation verflossen ist, und nach den angewandten Substanzen; die verdichteten
                              									Producte haben auch verschiedene Schmelzpunkte, wie man aus folgender Tabelle
                              									ersieht.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Küchenfett und Knochenfett.
                                 Palmöl.
                                 
                              
                                 1stes
                                 Product
                                 32° R.
                                 43°,6 R.
                                 
                              
                                 2tes
                                 —
                                 32,8
                                 41,7
                                 
                              
                                 3tes
                                 —
                                 32,8
                                 38,5
                                 
                              
                                 4tes
                                 —
                                 33,8
                                 36,8
                                 
                              
                                 5tes
                                 —
                                 35,2
                                 35,2
                                 
                              
                                 6tes
                                 —
                                 36
                                 32,8
                                 
                              
                                 7tes
                                 —
                                 32,8
                                 31,6
                                 
                              
                           Die Quantität von Fettstoffen, womit man den Hut beschickt, wechseln für die
                              									angegebenen Dimensionen von 950 bis 1100 Kilogr.; die Operation dauert 12 bis 15
                              									Stunden. In der Blase bleibt ein flüssiger brauner Rückstand, welchen man durch
                              									einen Entleerer T, x (Fig. 3) mit in
                              									den Kessel sich öffnender Klappe, auszieht. Dieser Rückstand erhält beim Erkalten
                              									die Consistenz des Asphalts; er beträgt 6 bis 7 Proc. vom Gewicht der angewandten
                              									Substanz, wenn diese von Küchenfett oder Knochenfett herrührte, aber nur 4 bis 5
                              									Procent, wenn sie von Palmöl herrührte.
                           Abgeänderter Destillirapparat. — Mittelst des in
                              										Fig. 4 und
                              										5
                              									abgebildeten Apparats kann die Operation ohne Unterbrechung fortgesetzt werden; er
                              									besteht aus einem Cylinder B nach Art der Dampfkessel;
                              									dieser Cylinder wird mittelst eines BleibadsMittelst des Bleibades ist es leicht in dem Kessel eine constante Temperatur
                                    											von 240° Reaumur zu unterhalten; es genügt hierzu, so weit zu
                                    											erhitzen daß das Blei zum Theil fest, zum Theil flüssig bleibt; seine
                                    											Temperatur hält sich dann zwischen 276 und 280° R.
                              									G erhitzt; durch ein Mannsloch, welches gewöhnlich
                              									verschlossen ist, kann man in den Kessel gelangen, nachdem er erkaltet ist.
                           Der auf angegebene Art gesäuerte, gewaschene und getrocknete Rohstoff gelangt in Form
                              									eines dünnen Strahls in den Trichter C (ein Schwimmer
                              									auf der Flüssigkeit im Cylinder B überträgt durch  eine verticale Stange
                              									die Bewegung auf einen mit dem Schlüssel des Hahns verbundenen Hebel, und
                              									unterbricht so das Auslaufen, wenn das verlangte Niveau erreicht ist); das Gemisch
                              									von Fettsauren, welches im Cylinder B auf der Temperatur
                              									von 240° R. erhalten wird, empfängt einen Dampfstrom durch das mit Hahn
                              									versehene Rohr D, welches mit einem Dampfkessel
                              									verbunden ist; das mitgerissene Wasser setzt sich ab oder verdampft in dem
                              									Zwischengefäß E; das zweite Rohr D treibt es auf das geschmolzene Fett und zieht die Dämpfe von Fettsäuren
                              									in das Rohr F, welches sie in die Kühlvorrichtung
                              									führt.
                           Man hat neuerlich gefunden, daß es, anstatt den Dampf frei zutreten zu lassen, besser
                              									ist, wenn das Rohr D in das Fett taucht und sich in ein durchlöchertes horizontales Rohr endigt, welches
                              									den Dampf in den Boden des Cylinders B blast, so daß er
                              									gezwungen ist durch das Gemisch der Fettsäuren zu dringen. Wenn aber die
                              									Destillation drei bis vier Tage lang fortgesetzt ist, häuft sich eine zu große Menge
                              									Rückstand im Kessel an, daher man denselben mit einem ähnlichen Entleerer wie den
                              									Kessels A (Fig. 3) versehen mußte;
                              									der neue Apparat unterscheidet sich daher von dem ersteren nur noch durch die
                              									horizontal verlängerte Cylinderform und durch das Bleibad; er kann unter gewissen
                              									Umständen bequemer seyn, ändert aber das Verfahren nicht mehr ab.
                           
                        
                           Reinigung der destillirten Fettsäuren
                                 										durch Pressen.
                           Die Destillationsproducte der verschiedenen Fette gießt man in Kästen oder
                              									Krystallisirgefäße von Weißblech, um sie dann behufs ihrer Reinigung zuerst kalt
                              									dann warm zu pressen, wie die Producte der Stearinkerzenfabriken. Die letzten Theile
                              									von der Destillation des Palmöls können ebenfalls dem Pressen unterzogen werden; die
                              									ersten aber, welche von 36,8 bis 43°,5 R. schmelzen, verwendet man direct zum
                              									Kerzengießen, ohne etwas davon abzusondern, weil ihr Schmelzpunkt sehr hoch ist und
                              									das kalte Pressen nur geringe Mengen Oel daraus absondern kann.
                           Die weißen Kuchen vom zweiten heißen Auspressen der verschiedenen krystallisirten
                              									Fettsäuren schmilzt man in Kufen, welche durch bleierne Dampfröhren erhitzt werden,
                              									die auf dem Boden derselben schlangenförmig gewunden sind. Das hierbei anzuwendende
                              									Wasser muß man vorher mit einem halben Tausendtheil Kleesäure versetzen und den
                              									entstehen den Kalkniederschlag absetzen lassen.
                           
                           Folgendes ist das Ergebniß an gepreßten Fettsäuren, welche verschiedene Substanzen
                              									bei der Behandlung nach dem neuen Verfahren liefern:
                           
                              
                                 Rückstände vom Schmalzen und Entfetten der Wolle
                                 
                                    
                                    
                                 RheimsTurcoing
                                 50 bis 55 Proc.47 bis 50 Proc.
                                 
                              
                                 Dickes Olivenöl
                                 
                                 
                                 55 bis 66 Proc.
                                 
                              
                                 Palmöl
                                 
                                 
                                 70 bis 80 Proc.
                                 
                              
                                 Talg aus den Gedärmen
                                 
                                 
                                 60 bis 66 Proc.
                                 
                              
                                 Oelsäure aus den Stearinkerzenfabriken
                                 
                                 
                                 25 bis 30 Proc.
                                 
                              
                           
                        
                           Gießen der Kerzen.
                           Man schreitet nun zum Gießen in Lichtformen, mit den in den Stearinkerzenfabriken
                              									gebräuchlichen Vorsichtsmaßregeln hinsichtlich der Temperatur der Formen und der
                              									Fettsäuren. Um eine krystallinische Textur auf der Außenseite der Kerzen zu
                              									verdecken, oft auch um die schwach gelblichen Fettsäuren mit einem weißeren Häutchen
                              									zu umhüllen, befestigt man eine Reihe von etwa 30 Formen auf derselben Achse, füllt
                              									sie bis zum Wulst mit Fettsäure welche recht weiß und mit drei Procent Wachs
                              									gemischt ist, und läßt sogleich darauf die Formen umkippen, so daß nur ein Häutchen
                              									an ihren inneren Wänden hängen bleibt.
                           In die Formen, welche diesen ersten Ueberzug erhalten haben, gießt man Fettsäure von
                              									gewöhnlicher Nüance; um auch mit letzterer ökonomisch zu verfahren, füllt man den
                              									Wulst (welcher den Gießzapfen aller Formen bilden muß) mit Fettsäure der geringsten
                              									Sorte, weil dieser Theil nur dazu dient, daß die Luftblasen leichter austreten
                              									können und das Schwinden der Substanz stattfinden kann, ohne daß Höhlungen im Körper
                              									der Kerze zurückbleiben.
                           Da die destillirten Fettsäuren beim Krystallisiren sich stärker zusammenziehen als
                              									die gewöhnlichen Stearinkerzen, so muß man dieses Schwinden dadurch erleichtern, daß
                              									man den Docht unter der Spitze des Kegels der Formen mittelst eines Messingdrahts
                              									von zwei Millimeter Durchmesser befestigt, welcher zweifach zusammengelegt ist und
                              									so eine Feder bildet, die den Docht hinreichend zwengt um ihn in der Achse der Form
                              									gerade zu erhalten, aber doch leicht genug damit in Folge des Schwindens der Docht
                              									eher ein wenig in die Form eindringen als die Kerze zerbrechen kann; die zwei Drähte
                              									der Feder sind in der Mitte platt geschlagen, so daß sie eine hinreichende Breite
                              										 darbieten um am
                              									conischen Ende der Form einen Verschließer zu bilden.
                           
                        
                           Verwendung der verschiedenen
                                 										Rückstände.
                           Die braunen, theerartigen Rückstände welche man aus dem Kessel abzog worin die
                              									Verseifung mit Schwefelsäure vorgenommen wurde, kann man zur Leuchtgasfabrication
                              									verwenden, nachdem man sie zuvor mit kochendem Wasser ausgewaschen hat.
                           Der dicke Rückstand welcher bei der Destillation der Fettsäuren verbleibt, wird sich
                              									ohne Zweifel bei der Fabrication der ordinären Seifen verwenden lassen, und
                              									vielleicht auch bei der Bereitung der Lederfirnisse.
                           Die flüssigen Oele, welche durch das kalte Pressen der Fettsäuren abgesondert werden,
                              									dienen zur Beleuchtung in Fabriklampen, zur Bereitung der weichen Seifen, und sind
                              									auch bei der Fabrication der ordinären festen Natronseifen verwendbar.
                           
                        
                           Wichtigkeit des neuen
                                 										Industriezweigs.
                           Die Fabrication von Kerzen aus destillirten Fettsäuren gewährt bereits große
                              									Vortheile; sie erleichtert die Verwendung einer Menge von Rückständen oder unreinen
                              									oder übelriechenden Fetten, und liefert weiße krystallinische Producte welche mit
                              									den anderen Luxuskerzen concurriren und deren Preis herabdrücken werden.
                           Da das neue Verfahren gestattet aus dem Palmöl und einigen anderen Pflanzenfetten
                              									sehr wohlfeile Kerzen zu erzeugen, so entsteht eine sehr nützliche Concurrenz für
                              									die Talgkerzen, deren sehr ungleiches Licht, leichte Schmelzbarkeit und unangenehmer
                              									Geruch bedeutende Mängel sind.
                           
                        
                           Erläuterungen und Zusätze zu
                                 										vorstehender Abhandlung.
                           Zusammensetzung der Fette und Mittel zu
                                 										ihrer Verseifung.
                           Die meisten Fette von den Thieren bestehen aus mehreren näheren Bestandtheilen in
                              									unbestimmten Verhältnissen, hauptsächlich aus Stearin,
                              										Margarin und Olein. Nach
                              									ihrem chemischen Verhalten kann  man sich die Fette zusammengesetzt denken aus einer fast
                              									allen gemeinschaftlichen basischen Substanz, dem Glycerin, in Verbindung mit einer Fettsäure, welche für jeden der näheren
                              									Bestandtheile eine andere ist. Das Stearin und Margarin, welchen der Rinds-
                              									und Hammeltalg ihren festen Zustand verdanken, verwandeln sich in Glycerin und zwei
                              									Fettsäuren, nämlich die Stearinsäure für das Stearin, und
                              									die Margarinsäure für das Margarin. Das Olein, welchem
                              									die flüssigen Fette ihren öligen Charakter verdanken, verwandelt sich in Glycerin
                              									und Oleinsäure. Das aus Margarin und Olein bestehende
                              									Olivenöl kann man daher als margarinsaures und oleinsaures Glycerin betrachten; das
                              									Palmöl als palmitinsaures Glycerin.
                           Die chemischen Operationen, durch welche man die natürlichen Fette in Glycerin und
                              									Fettsäuren verwandelt, nennt man Verseifung; dieselbe
                              									kann durch starke Basen, oder durch bloße Wärme, oder durch starke Säuren bewirkt
                              									werden.
                           Verseifung durch Basen. — Behandelt man die Fette
                              									und Oele mit Aetzkali, Aetznatron, Kalk, Bleioxyd etc. in der Wärme, so zersetzen
                              									sie sich in Glycerin, welches sich in der wässerigen Flüssigkeit auflöst, und in
                              									Fettsäuren, welche sich mit dem Alkali oder dem Metalloxyd zu Salzen, den
                              									sogenannten Seifen, verbinden.
                           Verseifung durch bloße Wärme. — Die Fette, welche
                              									durch die Verseifung in fette Säuren zersetzt werden können, liefern auch bei der
                              									Destillation fette Säuren; während die nicht verseifbaren Fettsorten (z. B.
                              									Cholesterin und Aethal) sich fast unverändert überdestilliren lassen. (Bussy und Lecanu.) Wenn man
                              									die Fette bis auf 240° R. in einem Apparat erhitzt, durch welchen man einen
                              									Strom Wasserdampf unter einem geringeren Druck als dem atmosphärischen leitet, so
                              									wirb das Glycerin zerstört und in mehrere in Wasser auflösliche Producte verwandelt,
                              									während die frei gewordenen Fettsäuren ohne Veränderung überdestilliren (Regnault).Die Verseifung der Fette mit Glycerinbasis durch bloßes Erhitzen auf
                                    											240° R. und Destillation mittelst überhitzten Wasserdampfs, ist
                                    											jedoch in der Praxis nicht anwendbar, weil selbst bei der Verseifung durch
                                    											concentrirte Schwefelsäure stets noch Antheile neutralen Fetts unzersetzt
                                    											bleiben.
                           Verseifung durch starke Säuren. — Die Verseifung
                              									der Fette durch Schwefelsäure wird zur Gewinnung der
                              									Fettsäuren welche man mittelst Destillation reinigen will, angewandt. Die
                              									Schwefelsäure  kann,
                              									nach den Untersuchungen von FrémyAnnalen der Pharmacie. 1836, Bd. XX S. 50.
                                    											— Journal für praktische Chemie, 1837, Bd. XII S. 385., gerade so wie die Alkalien, die neutralen
                              									Fette in Fettsäuren und in Glycerin zerlegen, was das Endresultat ihrer Einwirkung
                              									auf die fetten Körper ist. Das Olein, Margarin und Stearin verbinden sich zuerst
                              									gänzlich mit der Schwefelsäure zu Schwefelfettsäuren;
                              									erst später zerlegen sich die neutralen Körper in Fettsäuren und in Glycerin. Ferner
                              									besitzen die Fettsäuren und das Glycerin selbst die Eigenschaft sich mit der
                              									Schwefelsäure zu verbinden, um Doppelsäuren zu bilden; man erhält auch, wenn die
                              									ersten Schwefelfettsäuren sich zersetzen, vier neue Doppelsäuren, nämlich Schwefelglycerinsäure, Schwefelmargarinsäure, Schwefelstearinsäure und
                              										Schwefeloleinsäure. Diese Säuren zersetzen sich in
                              									Berührung mit Wasser; Schwefelsäure und Glycerin werden frei, während die
                              									Oleinsäure, Margarinsäure und Stearinsäure sich abscheiden. Man sieht also, daß bei
                              									der Verseifung durch Schwefelsäure, das Glycerin und die Fettsäuren, welche dabei
                              									erzeugt werden, durch die Zersetzung der anfangs gebildeten Doppelsäuren unter dem
                              									Einfluß des Wassers entstehen. — Die Fettsäuren, welche bei der Verseifung
                              									durch Schwefelsäure gebildet werden, sind bisweilen identisch mit denjenigen, welche
                              									bei der Verseifung durch Alkalien entstehen; in anderen Fällen unterscheiden sie
                              									sich von den gewöhnlichen Fettsäuren durch einen Gehalt von Sauerstoff und
                              									Wasserstoff im Verhältniß der Wasserbildung.
                           
                        
                           Die Bereitung der destillirten
                                 										Fettsäuren.
                           Man verseift die neutralen Fette (oder ein Gemisch derselben mit Fettsäuren) durch
                              									einen Zusatz von 6 bis 15 Proc. (je nach den Fettsorten) concentrirter
                              									Schwefelsäure, womit man sie in einem mit Dampfgehäuse versehenen Kessel auf
                              									mindestens 80° R. erwärmt, welche Temperatur unter beständigem Umrühren des
                              									Gemisches 15 bis 20 Stunden lang unterhalten werden muß. Die Fettsäuren werden
                              									hierbei frei, das Glycerin verwandelt sich fast gänzlich in Schwefelglycerinsäure,
                              									und die fremdartigen Substanzen werden durch die Schwefelsäure großentheils
                              									zerstört, indem sie kohlige Rückstände und in Wasser lösliche Producte geben.
                              									— Die Fettsäuren werden hierauf mit kochendem Wasser ausgewaschen und behufs
                              									der Destillation noch entwässert.
                           
                           Die Destillation der Fettsäuren (Stearinsäure, Margarinsäure und Oleinsäure)
                              									erfordert, um selbst mit Beihülfe von Wasserdampf vortheilhaft ausgeführt werden zu
                              									können, die Unterhaltung einer gleichförmigen Temperatur von beiläufig 240°
                              									R. (300° C.); ist die Temperatur der Fettsäuren viel niedriger, so findet
                              									keine Verflüchtigung statt, ist sie ziemlich höher, so erfolgt Zersetzung dieser
                              									Substanzen mit Gasbildung. Die Blase oder der sonstige Behälter der zu
                              									destillirenden Fettsäuren kann daher nicht über freiem Feuer erhitzt werden; die
                              									geeignetste Heizmethode wandte zuerst der Ingenieur Cl. Knab bei den HHrn. Poisat und Comp. an, nämlich ein Bleibad, welches stets einen
                              									Antheil festen Bleies enthält, so daß der Schmelzpunkt des Bleies, welcher dem
                              									Verdampfungsgrad der Fettsäuren entspricht, constant erhalten bleibt.Mallet im Moniteur
                                       												industriel, 1850 Nr. 1506.
                           Das Einleiten von WasserdampfAlle Versuche welche Tribouillet anstellte, um den
                                    											Wasserdampf durch ein permanentes Gas zu ersetzen, schlugen sehl; er erhielt
                                    											dabei stets gefärbte riechende Producte und einen beträchtlichen Abgang (Moniteur industriel, 1849 Nr. 1367).
                              									in den Destillirapparat (am besten unter die Oberfläche der Fettsäuren), ist zum
                              									Uebertreiben der Fettsäuredämpfe deßhalb nothwendig, weil letztere eine sehr
                              									schwache Spannung haben und die geringste Erkaltung hinreicht sie zu verdichten.
                           Erhitzt man die zu destillirenden Fettsäuren mittelst eines Bleibades, wobei ihre
                              									Temperatur nicht wohl unter 240° R. sinken kann, so genügt es gewöhnlichen
                              									Wasserdampf von 80° Reaumur anzuwenden. (Apparat Fig. 4 und 5.)
                           Wendet man hingegen (wie Tribouillet) ein Sandbad (Fig. 3) an,
                              									welches man nicht über 200° R. erhitzen darf, um versichert zu seyn daß die
                              									Temperatur der Fettsäuren niemals zu hoch gesteigert wird, so ist die Benutzung des
                              									überhitzten Wasserdampfs von 240° R. nicht nur zweckmäßig, sondern sogar
                              									nothwendig. Eine wesentliche Bedingung zur Vermeidung einer Zersetzung der
                              									Fettsäuren ist hierbei, daß der überhitzte Wasserdampf eine Spannung hat, welche geringer als der atmospärische Druck ist; seine
                              									Temperatur kann dann nach RegnaultCours élémentaire de Chimie, T. II p. 812. ohne Nachtheil sogar
                              									auf 320° R. (400° C.) gesteigert werden. — Um das gußeiserne
                              									Schlangenrohr, worin der Wasserdampf erhitzt wird, gegen schnelle Zerstörung zu
                              									schützen, bringt man es nicht bis zum  Dunkelrothglühen, und umgibt es mit einem Gewölbe (Fig. 3), damit
                              									das Feuer nicht an das Rohr schlagen kann.Tribouillet im Moniteur
                                       												industriel, 1849 Nr. 1367.
                           Die so destillirten Fettsäuren brauchen zur Kerzenfabrication nur noch ausgepreßt zu
                              									werden.
                           Geschichte der Destillation der Fettsäuren
                                 										mittelst Wasserdampfs.
                           Der Ausgangspunkt der neuen Reinigung der Fettsäuren vermittelst Destillation ist ein
                              									Patent „für Zubereitung gewisser Substanzen zur
                                 										Kerzenfabrication“, welches Gay-Lussac am 11.Juni 1825 unter dem Namen von M. Poole in England nahm und das im London Journal of arts, Februar 1826, veröffentlicht wurde; er sagt darin:
                              										„um die Verdampfung der Fettsäuren zu erleichtern, kann man eine
                                 										kleine Menge Dampf einführen, welcher sich dann mit den Destillationsproducten
                                 										im Schlangenrohr oder der sonstigen Kühlvorrichtung verdichtet.“
                           Dieses Patent blieb ganz unbeachtet, bis in den Jahren 1841 und 1842 Dubrunfaut in England und Frankreich Patente auf die
                              									Reinigung der Fettsäuren mittelst Destillation nahm; er empfahl die durch Verseifung
                              									der Fette auf irgend eine Art gewonnenen Fettsäuren in der Destillirblase (über
                              									freiem Feuer) auf 160 bis 240° R. zu erhitzen und dann (gespannten) Dampf von
                              									hoher Temperatur in die Fettsäurenmasse zu leiten, aus welcher der Dampf folglich
                              									zertheilt mit den Fettsäuredämpfen entweichen mußte. Dubrunfaut's Jdee ging in England nicht verloren; sie beseitigte aber die
                              									praktische Schwierigkeit nicht, welche darin bestand, die mit Beihülfe von
                              									Wasserdampf zu destillirende Fettsäurenmasse constant auf der Temperatur von
                              									240° R. zu erhalten. Man fing daher an zu diesem Zweck den überhitzten Dampf zu benutzen, von welchem die
                              									französischen Ingenieure Thomas und Laurent im J. 1839 die ersten glücklichen Anwendungen gemacht hatten; der
                              									überhitzte Dampf diente nicht bloß als mechanisches Agens, um die Dämpfe der
                              									Fettsäuren mitzureißen, sondern auch als Wärmequelle, denn er brachte den Fettstoff
                              									auf die geeignete Temperatur.
                           So verbessert, wurde die fragliche Industrie nach Frankreich verpflanzt. Dort stellte
                              									zuerst Hr. V. Tribouillet im J. 1842 Versuche  an, um die Fettsäuren aus dem
                              									Waschwasser der Wolle mittelst Destillation zu reinigen, wozu er vier Jahre später
                              									in Turcoing eine Fabrik errichtete. Zu derselben Zeit gründeten die HHrn. Masse und Comp. in Neuilly ein
                              									Etablissement, um Kerzen aus unreinen Fettsäuren zu fabriciren, und zwar unter der
                              									Leitung des Belgiers Lepaige, welcher vorher in England
                              									nach Frémy'sFrémy machte in seiner im J. 1836 erschienenen
                                    											Abhandlung auf die wahrscheinliche technische Anwendbarkeit der Verseifung
                                    											der Fette mittelst Schwefelsäure besonders aufmerksam; da bei diesem Proceß
                                    											aber selbst die besten Fette stets gefärbte Producte liefern, so konnten die
                                    											nach seiner Methode erzeugten Fettsäuren nur durch die Destillation mit
                                    											Wasserdampf zur Kerzenfabrication geeignet gemacht werden.
                              									Verseifungsproceß und Dubrunfaut's Patent gearbeitet
                              									hatte. Beide Anstalten mußten aber große Schwierigkeiten besiegen, um die
                              									Verfahrungsarten so zu vervollkommnen, daß sie einen sicheren und ökonomischen
                              									Betrieb im Großen gestatteten; nachdem dieses Ziel hauptsächlich mit Beihülfe des
                              									Prof. ChatelainMan vergl. seinen der Société d'Encouragement
                                    											darüber erstatteten Bericht, im polytechn. Journal Bd. CXVI S.
                                       												301. erreicht war, verbanden sich am Anfang des Jahrs
                              									1848 die Gesellschaften J. Masse und Comp. in Neuilly und Victor
                                 										Tribouillet und Comp. in Turcoing zur
                              									gemeinschaftlichen Ausbeutung des neuen Industriezweigs.
                           Der Zweck bei dem neuen sinnreichen Verfahren Kerzen zu fabriciren, besteht
                              									keineswegs darin, die Stearinsäurekerzen zu verdrängen, welche aus den guten
                              									Talgsorten bereitet werden, sondern die mehr oder weniger flüssigen und gefärbten
                              									Fette von geringer Qualität, die schlechten Oelsorten, Palmöl, Schweineschmalz etc.
                              									und die Rückstände der vielen Industriezweige welche Fette, Oele und Seifen
                              									anwenden, zur Darstellung wohlfeiler, aber dennoch
                              									schöner und guter Kerzen zu verarbeiten, wozu man beiläufig um die Hälfte weniger
                              									Schwefelsäure braucht als zur Zersetzung der Kalkseife bei der
                              									Stearinkerzenfabrication.
                           
                              Emil
                                    											Dingler.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
