| Titel: | Ueber Erkennung des Stärkesyrups in den verschiedenen im Handel vorkommenden Zuckersyrupen; von E. Soubeiran. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XXIX., S. 142 | 
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                        XXIX.
                        Ueber Erkennung des Stärkesyrups in den
                           								verschiedenen im Handel vorkommenden Zuckersyrupen; von E. Soubeiran.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Nov. 1850, S.
                              									328.
                        Soubeiran, über Erkennung des Stärkesyrups in den verschiedenen
                           								Zuckersyrupen.
                        
                     
                        
                           Die Fabrication des Stärkezuckers hat (in Frankreich) eine außerordentliche
                              									Ausdehnung genommen und liefert den Gewerben Producte von unbestreitbarem Nutzen;
                              									aber der Betrug machte sich denselben bald zunutze, und heutzutage sind viele
                              									Syrupe, die im Handel als Zuckersyrupe verkauft werden, mehr oder weniger mit
                              									Stärkesyrup vermischt. Sofern es sich bei diesen Syrupen lediglich um Annehmlichkeit
                              									handelt, ist das Uebel von keinem Belang und diese Beimischung wäre sogar eine ganz
                              									unschuldige, wenn der Verfälscher sie nicht verübte um die Kundschaft durch die
                              									Wohlfeilheit des Preises anzuziehen und sie hinsichtlich der Qualität der Waare
                              									wirklich betröge. Wenn der Syrup aber für Kranke gehört, so kann die theilweise oder
                              									gänzliche Ersetzung des Rohrzuckers durch Stärkesyrup nicht geduldet werden. Man
                              									beurtheile dieß nach folgender Thatsache. Vor einigen Jahren erbot sich ein
                              									Fabrikant der Verwaltung der Spitäler zu Paris Stärkesyrup zum Süßen der Tisanen
                              									(der Tränke) zu liefern. Man brauchte allerdings davon mehr, um in gleichem Maaße zu
                              									süßen, allein es wurde doch noch viel dabei erspart. Als man aber zur Anwendung im
                              									Großen kam, mußte man das neue Versüßungsmittel fast sogleich wieder aufgeben, weil
                              									die Kranken sich nach ein paar Glasvoll beklagten, daß der Trank sie im Halse beiße.
                              									Eine Commission überzeugte sich davon alsbald und der Stärkesyrup wurde daher für
                              									immer verworfen. Man sucht seitdem möglichst zu verhindern, daß den
                              									Arznei-Syrupen Stärkesyrup zugesetzt werde, weßhalb bei den Visitationen jene
                              									gleich an Ort und Stelle untersucht werden. Man bringt eine ganz kleine Menge des
                              									verdächtigen Syrups in einen Kolben mit seinem zwei-bis dreifachen Volum
                              									Aetzkalilösung und erhitzt zum Kochen. Wenn die Flüssigkeit hierbei schwarz wird und
                              									einen Geruch nach braungebranntem Zucker annimmt, so bleibt kein Zweifel über das
                              									Vorhandenseyn von Stärkesyrup übrig. Dieses Probirverfahren genügt für den Käufer
                              									vollkommen, um sich von der Reinheit des ihm gelieferten Syrups zu überzeugen;
                              									geringere Sicherheit gewährt es, wenn die geschehene Beimischung quantitativ
                              									bestimmt werden soll. Zur Noth könnte man, wie es Hr. Mialhe bei der Untersuchung des diabetischen Harns gemacht hat, käuflichen
                              									Stärkesyrup  als Typus
                              									nehmen, ihn in verschiedenen Verhältnissen mit Zuckersyrup vermischen, ein gleiches
                              									Volum dieser Syrupe mit stets gleichbleibenden Mengen einer Aetzkalilösung verdünnen
                              									und diese Flüssigkeiten zum Sieden bringen. Jedes Gemenge würde eine Flüssigkeit von
                              									desto dunklerer Farbe geben, je mehr Stärkesyrup darin enthalten wäre. Ein
                              									käuflicher Zuckersyrup müßte dann, wenn er probirt werden soll, mit derselben Menge
                              									Aetzkalilösung verdünnt und zum Kochen erhitzt werden. Vergleicht man nun die Farbe
                              									der Flüssigkeit mit den Farben der vorräthigen Normalflüssigkeiten, so kann
                              									hierdurch das Verhältniß der Beimischung annähernd und oft zureichend erkannt
                              									werden.
                           Wenn man als Sachverständiger das Verhältniß des dem Rohrzuckersyrup beigemischten
                              									Stärkesyrups zu bestimmen hat, bedient man sich aber weit sicherer des
                              									Saccharimeters. Dieses Instrument wurde von den Chemikern gewiß schon hierzu
                              									angewandt; jetzt aber, wo dieser Gegenstand lebhaft angeregt ist und die
                              									medicinischen Jurys oder Apotheker als Sachverständige in unseren Departements von
                              									den Gerichten berufen werden müssen, habe ich es als zweckdienlich erachtet, wenn
                              									sie gewisse festgestellte Erfahrungen, welche sie sich erst durch eine vorläufige
                              									Arbeit verschaffen müßten, bereits vorfinden.
                           Alle hier vorkommenden Drehungen wurden an dem Soleil'schen SaccharimeterPolytechn. Journal Bd. CIV S. 276 und Bd. CVII S.
                                       												343. gefunden; ich werde mich der von Hrn. Soleil angenommenen Aufzeichnungen bedienen. Dieses in.
                              									die Technik bereits eingeführte Instrument empfiehlt sich durch seine Genauigkeit
                              									und die Leichtigkeit seiner Anwendung.
                           1. Ein Volum gewöhnlichen Rohrzuckersyrups von 35° B. mit 9 Volumen Wassers
                              									verdünnt, gibt am Saccharimeter bei der Temperatur von 15° C. (12° R.)
                              									in einer 20 Centimeter langen Röhre eine Drehung rechts von 52°.
                           Nimmt man 10 Volume derselben Flüssigkeit und setzt ihr ein Volum reiner,
                              									concentrirter Salzsäure zu, bringt alles in einen Glaskolben, in welchen man ein
                              									Thermometer steckt, und erhitzt im Wasserbad bis auf + 68° C., so findet man,
                              									daß die wieder erkaltete und bei + 15° C. in einer 22 Centimeter langen Röhre
                              									beobachtete Flüssigkeit nun 21,3° rechts zeigt. Es ist dieß die Folge des von
                              										Biot bestimmten Umsetzungsvermögens, 38° links
                              									: 100° rechts.
                           2. Ich behandelte käuflichen Stärkesyrup, wie eben für den Zuckersyrup gesagt wurde;
                              									ich fand 100° rechts als ursprüngliche Drehung und  so auch 100° rechts nach
                              									dem Zusetzen der Säure. Denselben Versuch stellte ich mit einem andern käuflichen
                              									Syrup an, der zuerst 102° rechts und nach der Einwirkung der Säure noch
                              									101° rechts zeigte.
                           Dieser Versuch wäre ganz unnütz gewesen, wenn der Stärkesyrup nicht immer Dextrin
                              									enthielte, welches selbst ein starkes Drehungsvermögen nach rechts besitzt, was die
                              									Beobachtungen hätte verwickeln können. Da aber nach der Einwirkung der Salzsäure,
                              									welche die Stärke ganz zum Verschwinden bringt und in Traubenzucker umwandelt, die
                              									Drehung des Syrups sich nicht bedeutend verändert, so ist offenbar, daß dieses
                              									Dextrin, weil es nach seiner Umbildung dasselbe Vermögen behält welches es vorher
                              									hatte, durch sein Vorhandenseyn später keine Veränderung in den Wirkungen der
                              									Umsetzung hervorbringen kann.
                           Ich war darüber verwundert, daß das Dextrin sich so verhielt, weil es ein stärkeres
                              									Drehungsvermögen besitzen soll als der Traubenzucker. Es war dieß eine zu wichtige
                              									Erscheinung, um nicht neuerdings geprüft zu werden. Zu diesem Behuf machte ich
                              									folgende drei Versuche. Käufliches Dextrin, im gewöhnlichen Zustand hygrometrischer
                              									Feuchtigkeit, wurde in destillirtem Wasser aufgelöst und in einer 20 Centimeter
                              									langen Röhre beobachtet; hierauf behandelte ich die Lösung mit 1/10 ihres Volums
                              									Salzsäure und beobachtete wiederholt ihre Drehung in einer 22 Centim. langen Röhre;
                              									beide Beobachtungen geschahen bei der Temperatur von 15° C.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Drehung vor ber Säure.
                                 Drehung nach der Säure.
                                 
                              
                                 1ster
                                 Versuch. — Citronengelbes Dextrin
                                 98
                                 rechts
                                 97
                                 rechts
                                 
                              
                                 2ter
                                 Versuch. — Etwas gelbliches Dextrin
                                 65
                                 
                                 65
                                 
                                 
                              
                                 3ter
                                 Versuch. — Weißes Dextrin
                                 153
                                 
                                 164
                                 
                                 
                              
                           Die letztere, stärkere Drehung erklärt sich dadurch, daß dieses Dextrin noch eine
                              									kleine Menge Stärke enthielt, wodurch die Lösung desselben von Jod blau gefärbt
                              									wurde.
                           Es ist somit ausgemacht, daß das im käuflichen Stärkesyrup befindliche Dextrin sich
                              									im Saccharimeter eben so verhält wie der Traubenzucker, und folglich in den
                              									Beobachtungen keine Störung veranlaßt.
                           Gegenwärtig zeigen alle in Paris im Handel befindlichen Stärkesyrupe, wenn man sie
                              									mit ihrem neunfachen Volum Wasser verdünnt, nahe 100° rechts. Indessen fängt
                              									man an, ein ähnliches Product unter dem Namen Weizensyrup (syrop de blé) zu verkaufen, welches dicker, minder süß ist und mir am
                              									Saccharimeter 174° rechts und nach Einwirkung der Salzsäure 170°
                              									gab.
                           
                           3. Hiernach hat man, wenn ein Gemenge von Stärkesyrup und Rohrzuckersyrup zu
                              									analysiren ist, es nach meiner Angabe zu behandeln; man verdünnt es nämlich mit neun
                              									Volumen Wasser und beobachtet seine Drehung in einer Röhre von 20 Centim. bei +
                              									15° C. Alsdann setzt man zehn Volumen dieser Lösung ein Volum concentrirter
                              									Salzsäure zu, erhitzt im Wasserbad langsam bis zu + 68° C. und beobachtet
                              									noch einmal die Drehung in der Röhre von 22 Centimeter bei + 15° C.
                           Bei der Einwirkung der Säure behält der Stärkesyrup seinen Grad bei, der Zuckersyrup
                              									aber wird umgesetzt, so daß 100° rechts 38° links werden, welche
                              									38° Stärkezucker neutralisiren, so daß der übrigbleibende Grad aus dem
                              									gesammten Stärkezucker minus dem durch den umgesetzten
                              									Zucker maskirten Antheil besteht.
                           Da man nun weiß, daß 100 Theile Rohrzucker unter den Umständen des Versuchs
                              									52° rechts geben, so erfährt man durch Berechnung, in welchem Verhältniß
                              									dieser Syrup sich in dem Gemenge befindet. Die ihm angehörende Ablenkung ergibt
                              									sich, wenn man den durch die Umsetzung eingetretenen Verlust an Graden mit dem
                              									Bruche 100/158 multiplicirt, und das Verhältniß des Rohrzuckers nach dem Volum
                              									berechnet sich dann durch Multiplication des auf angegebene Weise erhaltenen
                              									Products mit 100/52.
                           Einfacher noch erfährt man das Verhältniß des Rohrzuckersyrups in dem Gemenge nach
                              									dem Volum, durch Multiplication des durch Umsetzung eingetretenen Verlustes an
                              									Graden mit 1,4. Es versteht sich, daß wenn die Drehung nach der Einwirkung der
                              									Salzsäure links stattfände, der Verlust durch die Drehung nach rechts vor der
                              									Einwirkung der Säure, plus dem Drehungsüberschuß zur
                              									linken nach dieser Einwirkung, ausgedrückt würde.
                           Folgende Tabelle gibt ein Beispiel solcher Resultate.
                           
                           
                              
                                 Syrup.
                                 
                                 Drehung.
                                 Verlust nach der Umsetzung.
                                 Volum Zuckersyrups, Proc.
                                 
                              
                                 Zuckersyrup
                                 
                                 52 rechts
                                 71,76°
                                 100
                                 
                              
                                 9 Vol. Zuckersyrup1 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 56,8
                                 64,88
                                 90
                                 
                              
                                 8 Vol. Zuckersyrup2 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 61,6
                                 57,36
                                 80
                                 
                              
                                 7 Vol. Zuckersyrup3 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 66,4
                                 50,2
                                 70
                                 
                              
                                 6 Vol. Zuckersyrup4 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 71,2
                                 43
                                 60
                                 
                              
                                 5 Vol. Zuckersyrup5 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 76
                                 35,9
                                 50
                                 
                              
                                 4 Vol. Zuckersyrup6 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 80,8
                                 28,68
                                 40
                                 
                              
                                 3 Vol. Zuckersyrup7 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 85,6
                                 21,5
                                 30
                                 
                              
                                 2 Vol. Zuckersyrup8 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 90,4
                                 14,4
                                 20
                                 
                              
                                 1 Vol. Zuckersyrup9 Vol. Stärkesyrup
                                 
                                    
                                    
                                 95,2
                                 7,2
                                 10
                                 
                              
                           Wenn man es mit sauren Syrupen zu thun hat, ist dieses Verfahren nicht mehr
                              									anwendbar, denn die Drehung des Syrups in dem Augenblicke der Beobachtung besteht
                              									fast immer aus drei Elementen, nämlich der Drehung rechts des Stärkezuckers, der
                              									Drehung links einer Portion unter dem Einfluß der Säuren umgesetzten Rohrzuckers,
                              									endlich der Drehung rechts des noch nicht veränderten Rohrzuckers. Dieß verhindert
                              									zwar nicht absolut die Entdeckung des Betrugs, macht es aber schwierig, die
                              									Verhältnisse der Mischung anzugeben. Die Färbung durch Kali kann hier nicht zu Hülfe
                              									kommen, weil dieses den umgesetzten Zucker wie den Traubenzucker färbt. Man kann in
                              									diesem Falle eine der folgenden zwei Methoden anwenden: 1) durch Alkohol fällen,
                              									welcher das Vorhandenseyn von Dextrin kundgibt; 2) den Syrup umsetzen und seine
                              									Drehung in der 22 Centim. langen Röhre ablesen. Er muß dann 19 bis 20° links
                              									zeigen, wenn er mit Rohrzucker bereitet wurde, und eine schwächere Drehung nach
                              									links, oder gar eine Drehung nach rechts haben, wenn Stärkesyrup in seine
                              									Zusammensetzung einging. Für den Stärkesyrup von 100° rechts, wie er
                              									gegenwärtig in Paris im Handel vorkommt, würde, nachdem er mit 9 Volumen Wasser und
                              									1 Volum Salzsäure verdünnt wurde, bei den stets weniger eingekochten sauren Syrupen
                              									die Umsetzung folgende seyn:
                           
                           
                              
                                 Reiner Zucker
                                 17,7° links
                                 
                              
                                 1/10 Stärkesyrup
                                 7,7 links
                                 
                              
                                 2/10 Stärkesyrup
                                 4,24 rechts
                                 
                              
                                 3/10 Stärkesyrup
                                 16,2 rechts
                                 
                              
                                 4/10 Stärkesyrup
                                 28,2 rechts
                                 
                              
                                 5/10 Stärkesyrup
                                 30,12 rechts
                                 
                              
                                 6/10 Stärkesyrup
                                 52,12 rechts
                                 
                              
                                 7/10 Stärkesyrup
                                 54,1 rechts
                                 
                              
                                 8/10 Stärkesyrup
                                 76 rechts
                                 
                              
                                 9/10 Stärkesyrup
                                 88 rechts
                                 
                              
                           Es ist aber wohl zu beachten, daß die durch diesen Versuch erhaltenen Angaben nur
                              									dann richtig sind, wenn der Stärkesyrup ein ähnliches Drehungsvermögen hat wie der
                              									jetzt zu Paris im Handel vorkommende; falsch aber wären die Angaben, wenn dem
                              									Gemenge ein Stärkesyrup von anderer Drehung, wie z. B. sogenannter Weizensyrup (sirop de blé),
                              									zugesetzt wäre.
                           Eine neue Schwierigkeit tritt ein und die Aufgabe wird eine verwickeltere, wenn der
                              									saure Syrup mit Fruchtsäften bereitet wurde, weil diese ursprünglich zur linken
                              									drehenden Zucker enthalten. Glücklicherweise ist der Einfluß dieses natürlichen
                              									Zuckers immer ein sehr schwacher, weil die Fruchtsäfte nur sehr geringe Quantitäten
                              									davon enthalten. Ihre Dichtigkeit übersteigt niemals 8 bis 10° B., was, wenn
                              									sie ganz dem Fruchtzucker zuzuschreiben wäre, einer Ablenkung zur linken von nur 5
                              									bis 6° entspräche; da diese Fruchtsäfte überdieß kaum zu mehr als dem Drittel
                              									des Volums in die Syrupe eingehen, so können sie keine Differenz, welche 2°
                              									betrüge, veranlassen.
                           Die sauren Syrupe, welche Weinsteinsäure enthalten, erleiden durch diese Säure,
                              									welche ein Drehungsvermögen nach rechts besitzt, einen Einfluß, welcher jedoch
                              									vernachlässigt werden kann, wegen der sehr geringen Menge der in die Syrupe
                              									eingehenden Weinsteinsäure; da übrigens die Drehung der Weinsteinsäure in demselben
                              									Sinne ist wie diejenige des Stärkezuckers, so ist ihre Wirkung bei den
                              									Verfahrungsweisen, welche das Volum des in dem Gemenge befindlichen Rohrzuckersyrups
                              									ergeben, gleick Null. Dasselbe gilt von dem Wein, der zu dem angeblichen
                              									Johannisbeersyrup verwendet wird, welchen die Weinhänbler verkaufen und aus
                              									Rothwein, Weinsteinsäure, Himbeersyrup und mehr oder weniger mit Stärkesyrup
                              									versetzten Zucker bereiten.
                           Der Gummisyrup wird unter allen Syrupen am liebsten mit Stärkesyrup verfälscht.
                              									Bisweilen wird sogar reiner Stärkesyrup als Gummisyrup  verkauft, weil beide Syrupe
                              									durch ihre Klebrigkeit und die ihnen gemeinschaftliche Eigenschaft, durch Alkohol
                              									gefällt zu werden, sich etwas ähnlich sind. Man erkennt den Betrug durch Aetzkali;
                              									während nämlich gut bereiteter Gummisyrup damit gekocht weiß bleibt, wird der
                              									Stärkesyrup schwarz. Wenn man ferner jeden dieser Syrupe mit feinem gleichen Volum
                              									Alkohol von 34° Volumsproc. vermischt, so wird der Gummisyrup sehr milchig,
                              									während der Stärkesyrup durchsichtig bleibt, was daher rührt, daß das Dextrin in
                              									schwachem Alkohol löslich ist. Eine größere Menge Alkohols würde einen Niederschlag
                              									hervorbringen, welcher aber stets minder reichlich wäre als der in Gummisyrup
                              									entstehende.
                           Wenn man es mit einem Gemenge von Gummisyrup und Dextrinsyrup zu thun hat, kann das
                              									Drehungsvermögen des Syrups mit Vortheil zu Rath gezogen werden. Wir wollen
                              									vorausschicken, was mit reinem Gummisyrup vorgeht. Wenn er kochend 29° B.
                              									zeigt, so ist seine Dichtigkeit bei gewöhnlicher Temperatur 1,321. Dem Gewicht nach
                              									enthält er dann 1 Thl. arabisches Gummi, 1 Thl. Wasser und 6 Thle. Syrup, und dem
                              									Volum nach 1 Thl. Gummi, 1 Thl. Wasser und 6 Thle. Syrup. Nun bringt 1 Gewichtstheil
                              									arabisches Gummi, in 9 Thln. Wasser aufgelöst, am Saccharimeter eine Drehung zur
                              									linken von 28° hervor; die Drehung des Gummis allein beträgt sonach
                              									280°.
                           Da der Gummisyrup ein Achtel seines Volums Gummi enthält, so ist die Wirkung auf ein
                              									Volum Syrup 35° rechts. Der Zuckersyrup hat eine Drehung von 520°,
                              									also für sechs Volume von 3120°; da diese sechs Volume im Syrup auf acht
                              									Volume ausgedehnt sind, so geben sie für die Drehung eines Volums Syrup 390°
                              									zur rechten.
                           Zieht man 35° für die durch das Gummi hervorgebrachte Drehung zur linken ab,
                              									so beträgt die für 1 Volum Syrup übrigbleibende Drehung 355°, so daß man bei
                              									Beobachtung eines mit neun Volumen Wasser verdünnten Volums Gummisyrups in der Röhre
                              									von 20 Centimetern 35°,5 finden wird.
                           Durch Anwendung dieser Berechnung auf Gummisyrupe mit andern Verhältnissen von Gummi,
                              									kann man erfahren wie viel Gummi dazu genommen wurde.
                           
                              
                                 
                                 Gummisyrup
                                 35,5
                                 rechts
                                 
                              
                                 1/10
                                 Gummi
                                 weniger
                                 36,7
                                 —
                                 
                              
                                 2/10
                                 —
                                 —
                                 38
                                 —
                                 
                              
                                 3/10
                                 —
                                 —
                                 39,6
                                 —
                                 
                              
                                 4/10
                                 —
                                 —
                                 41,2
                                 —
                                 
                              
                                 5/10
                                 —
                                 —
                                 42,1
                                 —
                                 
                              
                                 6/10
                                 —
                                 —
                                 44,24
                                 —
                                 
                              
                                 7/10
                                 —
                                 —
                                 46
                                 —
                                 
                              
                                 8/10
                                 —
                                 —
                                 47,8
                                 —
                                 
                              
                                 9/10
                                 —
                                 —
                                 49,8
                                 —
                                 
                              
                           
                           Eine Gegenprobe bestünde darin, 1 Volum Gummisyrup mit 2 Volumen einer Lösung
                              									neutralen essigsauren Bleies von 20° Baumé zu vermischen, 7 Volume Alkohol
                              									zuzusetzen und zu filtriren, um das Magma von gummisaurem Bleioxyd abzusondern. Die
                              									filtrirte Flüssigkeit würde am Saccharimeter zeigen:
                           
                              
                                 Reiner
                                 Gummisyrup
                                 39,
                                 rechts
                                 
                              
                                 Mit
                                 1/10
                                 Gummi
                                 weniger
                                 50,3
                                 —
                                 
                              
                                 Mit
                                 2/10
                                 —
                                 —
                                 48,7
                                 —
                                 
                              
                                 Mit
                                 3/10
                                 —
                                 —
                                 47,2
                                 —
                                 
                              
                                 Mit
                                 4/10
                                 —
                                 —
                                 46
                                 —
                                 
                              
                                 Mit
                                 5/10
                                 —
                                 —
                                 44,6
                                 —
                                 
                              
                                 Mit
                                 6/10
                                 —
                                 —
                                 43,3
                                 —
                                 
                              
                                 Mit
                                 7/10
                                 —
                                 —
                                 42,1
                                 —
                                 
                              
                                 Mit
                                 8/10
                                 —
                                 —
                                 41
                                 —
                                 
                              
                                 Mit
                                 9/10
                                 —
                                 —
                                 40
                                 —
                                 
                              
                           Das Verhältniß des Gummis in einem aus Gummi und Zucker bereiteten Syrup ergibt sich
                              									also aus der einen oder andern dieser Tabellen.
                           Doch darf die Tabelle nicht als unbedingt genau betrachtet werden, weil durch das
                              									Auswaschen des Gummis ein Theil desselben verloren geht, und auch die Gegenwart
                              									einiger Stücke unlöslichen Gummis das Verhältniß desselben verringert haben
                              									kann.
                           Man könnte direct das Verhältniß des in einem Syrup enthaltenen Gummis dadurch
                              									bestimmen, daß man den Syrup mit 5 bis 6 Volumen rectificirten Alkohols schüttelt,
                              									im Wasserbad bis zum Sieden erhitzt und das Gummi auf einem tarirten Filter sammelt.
                              									Man wäscht es zu wiederholtenmalen mit Alkohol aus, und trocknet das Filter, wägt
                              									aber erst, nachdem das Gummi so viel Wasser als es in seinem gewöhnlichen Zustande
                              									enthält, aus der Luft angezogen hat.
                           Will man sich durch eine Probe beim Verkäufer selbst überzeugen, ob ein Syrup die
                              									gehörige Menge Gummi enthält, so ist es am besten, einen Syrup, von welchem man dieß
                              									gewiß weiß, mitzunehmen, und beide mit einem gleichen Volum Alkohols
                              									niederzuschlagen.
                           Hat man es mit einem Gemenge von Zuckersyrup, Gummi und Stärkesyrup zu thun, so ist
                              									nichts leichter, als sich von ihrer Vermengung zu überzeugen, aber auch nichts
                              									schwerer, als ihre Mengenverhältnisse zu bestimmen.
                           Ein solcher Syrup wird erstens bei der Aetzkaliprobe stark gefärbt; ferner wird er im
                              									Saccharimeter sich immer rechts drehen, und zwar  stärker als der Gummisyrup,
                              									besonders stärker als Zuckersyrup. Man darf nicht hoffen den Syrup durch Alkohol
                              									fällen zu können, weil es zu schwierig ist, den Dextrin enthaltenden Niederschlag
                              									von allem Zucker zu befreien welchen er mitgerissen hat.
                           Nicht glücklicher war ich bei einem Versuch, das in dem Syrup zurückgebliebene
                              									Dextrin durch Diastas vollständig in Zucker zu verwandeln; bekanntlich widerstehen
                              									auch bei Gegenwart von Zucker die letzten Antheile des Dextrins der Zuckerbildung
                              									auffallend. Zu einer Säure kann man behufs der Umwandlung des Dextrins seine
                              									Zuflucht ebenfalls nicht nehmen, weil die Säure auch auf das Gummi wirkt; es ist mir
                              									daher bis jetzt kein Mittel zur vollkommenen Lösung der Aufgabe bekannt, die
                              									Verhältnisse einer Mischung von Gummi, Dextrinsyrup und Zuckersyrup zu bestimmen. Es
                              									beruht alles darauf, ein Agens zu finden, welches das Dextrin umwandelt, ohne das
                              									Gummi zu verändern. Kennt man ein solches, so braucht man das Gummi nur durch eine
                              									alkoholische Lösung von essigsaurem Blei zu fällen, die Drehung der Flüssigkeit zu
                              									beobachten, sie vermittelst Salzsäure umzusetzen und die Drehung abermals zu
                              									beobachten. Man erfährt auf diese Weise das Volum des Zuckersyrups und das Volum des
                              									Stärkesyrups, und was fehlt, ist das Volum von gleichen Theilen Wassers und Gummis,
                              									welches im Syrup war. Was jetzt das Verfahren unmöglich macht, ist, daß durch das
                              									alkoholische essigsaure Blei mit dem Gummi zugleich das Dextrin gefällt wird, und
                              									daß wenn man eine Lösung des essigsauren Bleies in Wasser anwenden wollte, ein Theil
                              									des gummisauren Bleies vom Syrup anfgelöst würde. Uebrigens darf man nicht
                              									vergessen, daß, wenn auch die genaue Bestimmung der Verhältnisse der Mischung so
                              									viele Schwierigkeiten darbietet, doch die stattgefundene Vermischung selbst durch
                              									die einfachsten und sichersten Mittel zu erkennen ist.