| Titel: | Neuer Metallmanometer; von Eugen Bourdon, Mechaniker in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XXXII., S. 169 | 
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                        XXXII.
                        Neuer Metallmanometer; von Eugen Bourdon, Mechaniker in
                           									Paris.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1850, Nr. 1499 und
                              									1501.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V.
                        Bourdon's Metallmanometer.
                        
                     
                        
                           Unter den neuen Gegenständen, welche bei der letzten Industrieausstellung in Paris
                              									ausgestellt waren, befand sich auch ein Metallmanometer, dessen wir noch nicht
                              									erwähnten, weil wir bezüglich der Vorzüge des neuen Instrumentes vor den bisher
                              									gebräuchlichen Manometern  erst die Resultate abwarten wollten, welche man während eines Zeitraumes erhielt,
                              									der lange genug ist, um sagen zu können, das Instrument habe sich erprobt. Nachdem
                              									nun der neue Manometer fast zwei Jahre lang an einer großen Anzahl von
                              									Dampfmaschinen im Gebrauche ist, wollen wir seine Einrichtung beschreiben.
                           In einem ovalen, 32 Centimeter hohen und 32 Centimeter breiten gußeisernen Gehäuse,
                              									welches Fig.
                                 										36 von der Seite des Zifferblattes angesehen darstellt, befindet sich eine
                              									vollkommen elastische Metallröhre von elliptischem Querschnitte, welche
                              									schraubenförmig gewunden ist, und ungefähr anderthalb Windungen hat. Das eine Ende
                              									dieser Röhre ist an eine Röhre angelöthet, welche den Dampf aus dem Kessel zuführt,
                              									während das andere hermetisch geschlossen und mit einem Zeiger versehen ist, dessen
                              									Ende sich auf dem Zifferblatte bewegt, das in Atmospären und Bruchtheile derselben
                              									eingetheilt ist. Ein in der Dampfzuleitungsröhre angebrachter Hahn hat den Zweck,
                              									nach Belieben die Verbindung zwischen Kessel und Manometer herstellen oder
                              									unterbrechen zu können.
                           Der neue Manometer, dessen Wirkung wir nun erklären wollen, ist so wesentlich von den
                              									bisherigen verschieden, daß man im ersten Augenblick kaum begreifen kann, wie der
                              									Zeiger den Dampfdruck sollte angeben können. Die elastische Metallröhre, welche den
                              									Zeiger trägt, hat die Eigenschaft sich in dem Maaße aufzurollen, als der Dampfdruck
                              									auf die innere Röhrenwand wächst, und sobald derselbe nachläßt, nimmt auch die Röhre
                              									ihre vorige Gestalt wieder an. Diese merkwürdige Eigenschaft einer gewundenen Röhre,
                              									den Durchmesser ihrer Windungen bei innerhalb der Röhre stattfindendem Drucke zu
                              									verändern, beobachtete Hr. Bourdon, als er mittelst der
                              									Pumpe einer hydraulischen Presse den flach gedrückten Stellen eines Schlangenrohrs
                              									nachhelfen wollte, die sich beim Biegen desselben in die Schraubenlinie ergeben
                              									hatten. Es würde uns zu weit führen, wenn wir hier den theoretischen Grund angeben
                              									wollten, welcher die Veränderung der Röhrenbiegungen zur Folge hat, es genügt, die
                              									Thatsache zu wissen. Hr. Bourdon hat dieselbe sehr
                              									sinnreich bei der Construction mehrerer interessanter Instrumente, zum Beispiel dem
                              									eben beschriebenen Manometer, einem Vacuum-Indicator für Condensatoren und
                              									Zuckerpfannen, einem Indicator für Dampfmaschinen, bei der Construction von
                              									Temperatur-Regulatoren, tragbaren Barometern etc. benützt.
                           Um das Zifferblatt des beschriebenen Manometers einzutheilen, bringt man das neue
                              									Instrument in Verbindung mit einem Normalmanometer,  und unterzieht beide
                              									gleichzeitig verschiedenen Druckgraden, die man dann auf dem Zifferblatte anmerkt.
                              									Die Vortheile, welche der Metallmanometer gewährt, und die zur raschen Berbreitung
                              									desselben so viel beigetragen haben, sind folgende:
                           1) Die Leichtigkeit, mit welcher man den von dem Zeiger angegebenen Grad der
                              									Dampfspannung auf dem Zifferblatte ablesen kann, da sich das Instrument in Folge
                              									seiner Form und Größe immer in der zum Ablesen passendsten Höhe unterbringen läßt.
                              									Das emaillirte Zifferblatt mit seiner Theilung ist durch ein Glas geschützt, und die
                              									Bewegung des Zeigers ist immer sichtbar. Ist das Instrument zum Gebrauch bei Tag und
                              									Nacht bestimmt, so kann man ein transparentes Zifferblatt anwenden, hinter welches
                              									ein Licht gestellt werden kann, um die Angaben des Zeigers so gut wie am Tage zu
                              									sehen.
                           2) Die Eigenthümlichkeit, daß bei diesen Manometern die Theilstriche, welche eine
                              									Druckzunahme von einer Atmosphäre bedeuten (selbst für einen sehr hohen Druck, z. B.
                              									von 25 Atmosphären), noch gleich weit von einander entfernt liegen, so daß die
                              									letzten Theilstriche noch eben so weit von einander abstehen wie die ersten.
                           3) Der Preis des Instrumentes ist nicht hoch (50 Franken).
                           4) Der geringe Raum, welcher den Manometer in jedem Local unterzubringen gestattet,
                              									und ihn sowohl für Locomotiven und Dampfschiffe, als für stationäre Dampfmaschinen
                              									anwendbar macht.
                           5) Die Leichtigkeit mit welcher sich das Instrument verpacken und ohne allen
                              									Nachtheil überall hin versenden läßt.
                           6) Die vollkommene Genauigkeit seiner Angaben.
                           7) Die außerordentlich einfache und dauerhafte Construction, durch welche alle
                              									Anordnungen und Reparaturen vermieden sind. In dieser Beziehung ist von großer
                              									Wichtigkeit, daß sowohl Quecksilber als Glasröhren vermieden sind; denn welcher
                              									Fabrikant besitzt einen Dampfkessel und kennt nicht die Uebelstände, welche aus dem
                              									Zerbrechen der Glasröhren, dem Ausschleudern des Quecksilbers etc. hervorgehen. Man
                              									kann wirklich sagen, der Quecksilbermanometer ist ein Instrument für ein
                              									physikalisches Cabinet, und kann nur sorgsamen Händen anvertraut werden; während der
                              									Metallmanometer bei seiner Dauer, einfachen Construction und der Deutlichkeit seiner
                              									Angaben, ein ganz praktisches Instrument für den Maschinenwärter bildet.
                           Hr. Bourdon erfand noch ein anderes Instrument, welchem
                              									dasselbe Princip zu Grunde liegt, und das ebenfalls für Dampfmaschinen bestimmt ist.
                              									Seine Wirkung ist jedoch die entgegengesetzte. Die Metallröhre, welche den
                              									Hauptbestandtheil bildet, anstatt sich aufzurollen,  was bei innerem Drucke
                              									stattfindet, rollt sich im Gegentheil enger zusammen, und zwar um so mehr, je größer
                              									der Luftdruck von außen und das Vacuum in derselben ist.
                           Es ist leicht einzusehen, daß wenn man das letztere graduirte Instrument auf dem
                              									Condensator einer Dampfmaschine oder der Vacuumpfanne einer Zuckerfabrik, oder dem
                              									Recipient einer Luftpumpe anbringt, der Zeiger sehr genau den Grad der
                              									Luftverdünnung angeben muß, welche in dem mit dem Instrument in Verbindung stehenden
                              									Gefäße stattfindet. Auch hier dürfte der neue Apparat der Quecksilberprobe
                              									vorzuziehen seyn, weil man den Zeiger auf dem Zifferblatte viel leichter sehen kann,
                              									als das genaue Niveau des Quecksilbers in einer Glasröhre, die sehr häufig innen
                              									durch Oxyd getrübt ist.
                           
                        
                     
                  
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