| Titel: | Ueber die Sirene, eine neue Vorrichtung um einen Ton hervorzubringen; von Prof. Donaldson in Edinburgh. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XXXIX., S. 193 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXIX.
                        Ueber die Sirene, eine neue Vorrichtung um einen
                           								Ton hervorzubringen; von Prof. Donaldson in Edinburgh.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Octbr. 1850, S.
                              									149.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Donaldson, über die Sirene.
                        
                     
                        
                           In Bezug auf vibrirende Bewegung von Flüssigkeiten war längst bekannt, daß wenn feste
                              									Körper unter Wasser aneinander gestoßen werden, die Flüssigkeit überall da in in
                              									Bewegung gesetzt wird, wo sie die  vibrirenden festen Körper berührt, und daß sie dabei eine
                              									wellenförmige Bewegung annimmt, welche einen Ton hervorbringt, der je nach der
                              									Stärke des Zusammenstoßes in geringerer oder größerer Entfernung gehört wird. Es ist
                              									ferner bekannt, daß (durch einen directen Stoß) die regelmäßigen Vibrationen von
                              									Scheiben oder Längenschwingungen von Tangen das Wasser, Quecksilber oder andere
                              									Flüssigkeiten in wellenförmige vibrirende Bewegung versetzen, und es wurde deßhalb
                              									ziemlich allgemein angenommen, daß der Zusammenstoß fester Körper zum Hervorbringen
                              									einer schwingenden oder vibrirenden Bewegung in Flüssigkeiten nothwendig ist. Baron
                              										de la Tour fand jedoch, daß Töne unter Wasser ohne
                              									den Zusammenstoß fester Körper dadurch hervorgebracht werden können, daß man das
                              									Wasser in rasche schwingende Bewegung mittelst der sogenannten Sirene verfetzt. Die Einrichtung dieses Instrumentes und seine
                              									Anwendungsweise wollen wir nun mittelst der Zeichnungen erläutern.
                           Fig. 43 ist
                              									ein verticaler Durchschnitt einer zu Versuchen mit Luft
                                 										bestimmten Sirene. A ist ein cylindrisches
                              									Gefäß von Messing, welches ungefähr 2 Zoll im Durchmesser und eine Höhe von einem
                              									Zoll hat. Dieses Gefäß ist oben durch eine Deckelplatte B verschlossen, die ungefähr einen Viertelzoll dick, auf der oberen Fläche
                              									vollkommen eben und hochpolirt ist. Im Boden dieses Gefäßes ist eine Oeffnung zur
                              									Befestigung der Röhre C angebracht, durch welche die
                              									Luft aus einem Blasebalg in die Sirene geleitet wird. Durch den Deckel B des Gefäßes sind Löcher D
                              									schräg gebohrt, wie dieß aus dem Grundrisse der drehbaren Scheibe und des Deckels
                              										Fig. 44
                              									und der dazu gehörigen Seitenansicht Fig. 45 zu sehen ist.
                              									Solche Löcher sind sechzehn im Kreise herum vertheilt und gleichweit von einander
                              									entfernt. Sie sind alle gleich groß, und der Raum zwischen zweien derselben ist nur
                              									wenig größer als die Löcher selbst, damit, wenn die sich drehende Scheibe E in Bewegung ist, die entsprechend in derselben
                              									angebrachten Löcher G zeitweise vollkommen abgesperrt
                              									sind, und keine Verbindung zwischen denselben und dem Gesäße A stattfindet.
                           Die Scheibe E hat oben eine lange Nabe, mittelst deren
                              									sie auf der verticalen Achse F befestigt ist, die sich
                              									zwischen zwei stellbaren Spitzen dreht, welche sich an zwei Schrauben befinden, von
                              									denen die eine oben im Bügel, die andere im Deckel des Gefäßes A sich drehen läßt. Die Oeffnungen in der Scheibe sind
                              									in jeder Beziehung den im Gefäße A angebrachten gleich,
                              									nur sind die Schrägen einander entgegengesetzt, damit die aus dem Gefäße
                              									aufwärtsgehenden Strahlen im Stande sind,  die Scheibe in Rotation zu versetzen. (Strenge genommen
                              									sollte in Fig.
                                 										43 keine Schräge der Oeffnungen angegeben seyn, da dieselben nur mit dem
                              									Umfange der Scheibe und nicht mit den Radien einen spitzen Winkel bilden; die Löcher
                              									wurden in Fig.
                                 										43 nur schräge gezeichnet, um die Sache deutlicher zu machen.) Die beiden
                              									einander gegenüberliegenden Flächen der Scheibe und des Gefäßdeckels sind stark
                              									polirt und so gegen einander gestellt, daß sie keine merkliche Reibung verursachen,
                              									und doch dicht genug aneinander anliegen, um den Austritt der Luft zwischen
                              									denselben zu verhüten. Die Erfüllung dieser Bedingungen bietet in der Ausführung
                              									große Schwierigkeit dar, und die Schönheit und Genauigkeit der Flächen, wie sie von
                              									französischen Mechanikern dargestellt werden, ist in der That bemerkenswerth.
                           Es ist leicht einzusehen, daß wenn die Luft in das Gefäß A hineingetrieben wird, die aus den Löchern D
                              									austretenden Strahlen gegen die schiefen Flächen der entsprechenden Löcher in der
                              									Scheibe E treffen und letztere um so schneller rotiren
                              									machen, je größer der Luftdruck ist.
                           Nehmen wir nun an, daß nur eine einzige Oeffnung in dem Gefäße und in der Scheibe
                              									angebracht sey, so wird die Luft, während sie durch die über einander stehenden
                              									Oeffnungen geht, der Scheibe einen Impuls ertheilen, während der ganzen Umdrehung
                              									aber wird keine Luft mehr aus dem Gefäße entweichen können, bis wieder die Oeffnung
                              									in der Scheibe über der Oeffnung im Gefäße steht, worauf der Wind aufs neue wie
                              									vorher entweichen und die Scheibe in einer regelmäßigen rotirenden Bewegung erhalten
                              									muß. Bei jeder Umdrehung muß folglich die äußere Luft einmal von dem austretenden
                              									Winde einen Stoß oder eine Pulsation erhalten. Sind diese Pulsationen vollkommen
                              									regelmäßig, und folgen sie so rasch aufeinander, daß zweiunddreißig auf eine Secunde
                              									kommen, so wird man einen musikalischen Ton bekommen, welcher, wenn er auch sehr
                              									tief ist, von den meisten Personen noch gehört wird. Werden die Pulsationen rascher,
                              									so wird auch der Ton höher, und je mehr Oeffnungen in der Scheibe und dem Gefäße
                              									angebracht sind, desto rascher werden die Pulsationen bei derselben Anzahl von
                              									Umdrehungen welche die Scheibe macht.
                           Diese Beschreibung wird hinreichen, damit man sich eine richtige Vorstellung von der
                              									Luftsirene machen kann, und es bleibt uns nur noch übrig, die Anwendung der Sirene unter Wasser zu erklären. A, Fig.
                                 										46, ist eine große quadratische Cisterne, deren Seitenwände aus starkem
                              									ebenen Glas bestehen, während der Boden von Mahagonyholz gemacht ist und sich in
                              									einem sehr starken Rahmen befindet. Die Sirene B ist wie
                              									die vorher beschriebene, und auf dem Boden der Cifterne  befestigt, nachdem ein Stück
                              									Kautschuk zwischen dieselbe und den Boden gelegt wurde, um die Schwingungen des
                              									Instrumentes nicht dem Boden mitzutheilen. Das nöthige Wasser wird durch die
                              									Gutta-percha-Röhre C aus einem ungefähr 30
                              									Fuß höher liegenden Behälter hergeleitet. Die Bestandtheile des Instrumentes sind
                              									genau so wie für die Luftstrene, nur wird das Wasser in das Gefäß B durch eine Seitenröhre eingeführt, welche mit einem
                              									Hahn D versehen ist. Die Oeffnungen in der Scheibe und
                              									in dem Gefäß sind etwas größer und dagegen ihrer wenigere. Dreht man den Hahnen D, so fällt das Wasser in das cylindrische Gefäß und
                              									strömt durch die Oeffnungen E oben im Gefäße und der
                              									Scheibe aus, wodurch letztere in eine rasche rotirende Bewegung versetzt wird. Es
                              									muß indeß bemerkt werden, daß das Wasser, welches aus der rotirenden Scheibe
                              									ausströmt, so lange die Lust trifft und in vibrirende Bewegung versetzt, bis die
                              									Cisterne gefüllt ist und die Sirene vollständig unter Wasser steht, und daß, wenn
                              									auch ein Wasserstrahl durch die rotirende Scheibe unterbrochen wird, es doch die
                              									äußere Luft ist, welche die Stöße oder Pulsationen erhält. Wenn jedoch das Wasser
                              									die Sirene vollständig bedeckt, so daß es einen Zoll hoch oder höher über der
                              									Scheibe steht, dann ist es das Wasser in der Cisterne, welchem die Stöße oder
                              									Pulsationen mitgetheilt werden. Der Druck des aus dem höher liegenden Behälter
                              									kommenden Wassers veranlaßt die Scheibe sich auch unter Wasser zu drehen, und die
                              									kleinen Wasserstrahlen, welche durch die Oeffnungen im Gefäße ausströmen, werden
                              									durch die Bewegung der Scheibe abgeschnitten, bis die Löcher in der letzteren auf
                              									die Löcher des Gefäßes treffen, wo dann das Wasser aufs neue ausströmt und wieder
                              									abgeschnitten wird, welcher Wechsel ganz regelmäßig vor sich geht. Die kleinen Stöße
                              									oder Pulsationen welche so im Wasser erzeugt werden, bringen musikalische Töne von besonderer Reinheit hervor, welche sogar reiner und
                              									allmählich stärker werden, je mehr Wasser in die Cisterne fließt. Auch ist es
                              									merkwürdig, daß die tiefsten Töne, welche so unter Wasser hervorgebracht werden,
                              									viel leichter wahrzunehmen, d. h. als musikalische Töne zu erkennen sind, als Töne
                              									welche durch eine ähnliche Anzahl von Schwingungen in der Atmosphäre erzeugt
                              									werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
