| Titel: | Ueber Verbesserungen in der Photographie; von Blanquart-Evrard in Lille. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XLI., S. 201 | 
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                        XLI.
                        Ueber Verbesserungen in der Photographie; von
                           									Blanquart-Evrard in Lille.
                        Aus den Comptes rendus, Decbr. 1850, Nr.
                              								26.
                        Beschleunigungsmittel.
                        Blanquart, über Verbesserungen in der Photographie.
                        
                     
                        
                           Nachdem ich von einem Liebhaber der Photographie, welcher aus Deutschland
                              									zurückkehrte, erfahren hatte, daß Hr. Löcherer, ein
                              									geschickter Photograph in München, die inneren Wände seiner camera obscura weiß mache, um eine größere Empfindlichkeit bei der
                              									Exposition zu erzielen, dachte ich mir, daß man sich bisher über die Rolle der
                              									Brechungen des Lichts in der camera wohl getäuscht haben
                              									könne; die Versuche welche ich deßhalb anstellte, bewiesen mir in der That, daß man
                              									die photographische Wirkung auf die empfindliche Schicht um so mehr vermindert, je
                              									sorgfältiger man die Zurückwerfung des durch das Objectiv hervorgebrachten Lichts im
                              									Innern der camera verhindert. Ich habe daher nicht nur
                              									meine camera mit weißem Papier austapezirt,  sondern überdieß das Innere der
                              									Objectivröhre, welche von den Optikern ganz schwarz gemacht wird, mit weißer Farbe
                              									angestrichen, wodurch ich bei Bildern sowohl auf Silberplatten als Papier, und auf
                              									Glas (letzteres mit Eiweißschicht) folgende Resultate erzielte:
                           1) das Bild wird in der Hälfte von derjenigen Zeit hervorgebracht, welche man mit
                              									einer geschwärzten camera braucht;
                           2) eine Beleuchtung die nicht stark genug ist, um in einer dunklen Kammer ein
                              									vollständiges Bild zu liefern, genügt um dasselbe in einer hellen Kammer zu
                              									vollenden;
                           3) Gleichförmigkeit der Lichteinwirkung; die hellen Stellen gehen nicht verloren,
                              									bevor die Halbschatten vollkommen ausgebildet sind;
                           4) die rothen, gelben und grünen Farben, durch welche so schwierig photographische
                              									Wirkungen erzielt werden, geben mit weit geringerem Widerstreben das Bild der durch
                              									sie gefärbten Gegenstände.
                           Es sind also die Resultate nicht nur vom Standpunkte der Kunst vollkommener, sondern
                              									die Verwandlung der schwarzen Kammer in eine weiße Kammer verdoppelt auch noch die
                              									photogenische Kraft der angewandten Objective.
                           Zubereitung des Glases für Albuminbilder
                                 										bei Anwendung von Fluorkalium.
                           Das Fluorkalium, welches dem mit Eiweiß präparirten Glase eine außerordentliche
                              									Empfindlichkeit ertheilt, ist sehr schwierig anzuwenden, wenn das Glas nach meiner
                              									früheren Mittheilung (polytechn. Journal Bd. CXVII S. 226) präparirt wird, weil dieses Salz
                              									das Eiweiß vom Glase aufhebt, wodurch man oft ein mangelhaftes Resultat erhält.
                              									Folgende Zubereitungsweise ist von diesem Fehler frei; man verwendet dabei das
                              									Eiweiß, ohne ihm eine chemische Substanz beizumischen.
                           Man legt das Glas auf einen Rahmen mit Füßen (z. B. einen Vergoldungsrost) und
                              									erhitzt es so lange mit einer Weingeistlampe, als die Hand die Hitze der Glasplatte
                              									ertragen kann; dann schüttet man das Eiweiß in Ueberschuß auf das Glas und erhitzt
                              									von neuem, jedoch nur so stark, daß das Eiweiß nicht gerinnt, worauf man nach
                              									einiger Zeit die Glasplatte vom Träger abhebt, alles überschüssige Eiweiß ablaufen
                              									läßt, und die mit Eiweiß überzogene Seite der Glasplatte über eine Tasse legt, in
                              									welcher sich Essigsäure befindet. Man erwärmt den Boden dieser Tasse gelinde; die
                              									aufsteigenden essigsauren Dämpfe bringen das Eiweiß zum Gerinnen, welches dann
                              									milchweiß aussieht. Nachdem  dieß vollständig bewirkt ist, erwärmt man die Glasplatte
                              									neuerdings sehr mäßig, um sie künstlich zu trocknen, wenn man dieß nicht durch
                              									Aufstellen derselben an einem luftigen Ort bewerkstelligen will.
                           Um das Eiweiß zu jodiren, taucht man die Glasplatte in ein Bad aus 1 Theil
                              									salpetersaurem Silber und 25 Theilen destillirten Wassers. Die durch verticales
                              									Aufstellen auf einer Ecke dann trocken gewordene Platte wird in ein Iodbad getaucht,
                              									welches aus 1 Theil Iodkalium auf 25 Theile destillirtes Wasser besteht, und
                              									neuerdings in verticaler Stellung getrocknet. So jodirte Glastafeln conserviren sich
                              									wohl beliebig lang.
                           Vor der Exposition braucht man diese Glastafeln nur durch essigsalpetersaure
                              									Silberauflösung zu ziehen, wodurch sie schon sehr empfindlich werden; wenn man aber
                              									dem Bad, in welchem man nach dem Eintauchen in die Silberlösung die Platte
                              									auswascht, 1 bis 20 Tropfen Fluorkaliumlösung zusetzt, so wird die Empfindlichkeit
                              									viel größer.
                           
                        
                           Zusatz.
                           Ueber die Entbehrlichkeit des Fluorkaliums
                                 										bei Eiweißbildern.
                           Wie man sieht, wendet Blanquart noch immer Fluorkalium an,
                              									was Hrn. A. Martin veranlaßte, in der Zeitschrift des
                              									niederösterreichischen Gewerbevereins, 1851 Nr. 4, die Bemerkung zu wiederholen,
                              									welche er in seinem HandbuchHandbuch der Photographie oder vollständige
                                    											Anleitung zur Erzeugung von Lichtbildern auf Metall, Papier und auf Glas;
                                    											von A. Martin, k. k. Custos an der Bibliothek des
                                    											polytechn. Instituts zu Wien. Zweite umgearbeitete vermehrte Auflage des Repertoriums der Photographie. Wien, 1851. Verlag
                                    											von Carl Gerold. — Dieses empfehlenswerthe
                                    											Werk enthält nicht nur alle neuen Entdeckungen im Gebiete der Photographie,
                                    											sondern auch die mannichfaltigen Erfahrungen, welche Hr. Martin selbst seit der ersten Herausgabe seines
                                    											Repertoriums zu machen Gelegenheit hatte. Seite 335 und 366 bloß
                              									angedeutet hat, daß ihm Fluorkalium als solches durchaus keinen besseren Erfolg zu
                              									gewähren scheint, wohl aber, wenn es in Folge freien Aetzkalis stark alkalisch
                              									reagirt, so zwar, daß Aetzkali allein angewendet, gewiß dasselbe leistet, und
                              									besonders bei Eiweißbildern und Stärkebildern empfohlen zu werden verdient, jedoch
                              									nur in sehr verdünntem Zustande, weil es stärker angewendet, zu energisch die
                              									Zersetzung des Silbersalzes befördert.
                           
                           Löcherer's Verbesserungen in der
                                 										Photographie auf Papier.
                           Dem Chemiker und Photograph Hrn. A. Löcherer in München
                              									ist es im verflossenen Jahre nach rastlosen Bemühungen gelungen: 1) die Präparation
                              									sowohl des negativen als des positiven Papieres zu verbessern, welche den schön schwarzen Ton der
                              									Copien unmittelbar bedingt; 2) eine Expositionsflüssigkeit herzustellen, welche an
                              									Schnelligkeit der Wirkung alle bis jetzt bekannten derartigen Compositionen
                              									übertrifft, und auch bei trübem Licht die schönsten Bilder liefert; 3) eine neue
                              									innere Einrichtung der camera zu ermitteln, welche die
                              									Erzeugung des negativen Bildes ebenfalls bedeutend beschleunigt, und 4) ein
                              									einfaches Hülfsmittel aufzufinden, welches dem ausübenden Photograph sowohl bei
                              									Aufnahme von einzelnen Porträts, als namentlich von Gruppen mit beliebiger Anzahl
                              									von Köpfen, so wesentliche Dienste leistet, daß es ihm ohne Anwendung desselben oft
                              									unmöglich ist ein gelungenes Bild abzuliefern.
                           Seine uns vorliegenden unretouchirten Photographien auf Papier stehen an Reinheit,
                              									Genauigkeit und Schärfe den auf Glasplatten erzeugten gewiß nicht nach, ohne die
                              									— besonders bei größeren Dimensionen — äußerst schwierige Präparation
                              									der Glastafeln zu erfordern, zu welcher noch die Zerbrechlichkeit dieser letzteren
                              									kommt.
                           
                              E. D.