| Titel: | Ueber farbige Feuer; von Prof. Winkelblech. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XLIII., S. 208 | 
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                        XLIII.
                        Ueber farbige Feuer; von Prof. Winkelblech.Aus dessen Programm
                                       												der höheren Gewerbschule in
                                       								Kassel.
                        Winkelblech, über farbige Feuer.
                        
                     
                        
                           Der schwierigste Theil der Feuerwerkerei ist derjenige, welcher sich mit der
                              									Darstellung der farbigen Feuer oder der sogenannten Buntfeuer befaßt. Die Schriften
                              									der Autoren, welche über Feuerwerkerei geschrieben haben, sind reich an Vorschriften
                              									zur Darstellung der Buntfeuer, die jedoch meist weniger leisten, als von ihnen
                              									versprochen wird, und die praktischen Feuerwerker, welche ihre Vorschriften sehr
                              									geheim halten, verstehen öfters nur das Weiß- und Rothfeuer von genügender
                              									Schönheit hervorzubringen. Die Untersuchung, deren Resultate ich hier mittheile,
                              									hatte den Zweck, zu ermitteln, welche farbigen Feuer überhaupt hervorgebracht werden
                              									können, und welche Mischung, oder, wie sich die Feuerwerker ausdrücken, welche Sätze
                              									dieselben in der größten Vollkommenheit liefern. Es mußten also nicht nur die
                              									vorhandenen Vorschriften der Feuerwerker, die öfters sehr zusammengesetzt sind,
                              									sondern auch alle chemischen Körper, welche aus irgend einem Grunde eine Anwendung
                              									in der Feuerwerkerei erwarten ließen, auf ihre Brauchbarkeit geprüft werden. Da es
                              									sehr weitläufig seyn würde, die äußerst zahlreichen Versuche, welche zu diesem
                              									Behufe gemacht werden mußten, zu beschreiben, so will ich mich hier auf die
                              									Mittheilung derjenigen Resultate beschränken, die für den praktischen Feuerwerker
                              									von Interesse sind, und dieselben in möglichster Kürze zusammenfassen.
                           Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß alle mitgetheilten Vorschriften zur Erzeugung
                              									der Feuer wiederholt geprüft wurden, und daß die Angaben über ihre Leistungen in
                              									keiner Weise übertrieben sind.
                           
                           Bekanntlich hat man nur drei Feuerwerkstücke, welche bei dem Gebrauche der Buntfeuer
                              									vorkommen, und gewöhnlich Flammen, Lichter und Sterne genannt werden. Die Flammen dienen dazu, große Räume mit farbigem Licht zu
                              									beleuchten, und werden am besten in Gefäßen von hessischer Tiegelmasse abgebrannt.
                              									Die Lichter unterscheiden sich von den Flammen nur durch
                              									den Maaßstab, in dem sie ausgeführt werden; sie dienen hauptsächlich zu einer
                              									mannichfaltigen Gruppirung der Farben, und werden am besten in Hülsen von möglichst
                              									dünnem und nur wenig über einander geschlagenem Papier abgebrannt. Die Sterne, deren Zweck schon aus ihrem Namen hervorgeht,
                              									verbrennen, indem sie frei in der Luft schweben.
                           Die ganze Erzeugung der Buntfeuer beruht darauf, daß gewisse Körper im glühenden
                              									Zustande mit einem besonderen Lichte leuchten, welche Farbe jedoch von der
                              									Temperatur abhängig ist, und sich mit dieser verändern, oder auch ganz verschwinden
                              									kann. Bringt man nun auf irgend eine Weise einen solchen Körper in Form eines sehr
                              									feinen Staubes in eine Flamme, so wird er durch dieselbe zum Glühen erhitzt und
                              									leuchtet dadurch mit der ihm eigenthümlichen Farbe. Will man einen beliebigen Körper
                              									auf seine Fähigkeit, mit farbigem Lichte zu leuchten, prüfen, so stellt man eine
                              									reine Wasserstoffflamme dar, und streut ihn als sehr zartes Pulver in diese Flamme
                              									hinein. Um den Einfluß des Temperaturwechsels auf die Farbe des leuchtenden Körpers
                              									kennen zu lernen, mischt man dem brennenden Wasserstoff zur Erhöhung der Temperatur
                              									Sauerstoff, und zur Erniedrigung derselben Stickgas zu. Der Versuch läßt sich in
                              									kleinem Maaßstab anstellen, und zeigt zur Genüge, ob der fragliche Körper noch
                              									specieller geprüft zu werden verdient.
                           Ein noch einfacheres, namentlich für den praktischen Feuerwerker bequemes Verfahren
                              									besteht darin, daß man den zu prüfenden Körper mit seinem dreifachen Gewicht einer
                              										Mischung aus 20 Gewichtstheilen
                                 										chlorsaurem Kali, 5 Theilen Schwefel und 1 Theil Mastix zusammenreibt, und diese abbrennt. Zeigt die
                              									entstehende Flamme eine deutliche Färbung, so ist die Wahrscheinlichkeit
                              									nachgewiesen, daß der eingemengte Körper zur Darstellung von Buntfeuer gebraucht
                              									werden kann. Wir wollen die genannte Mischung, da wir sie später öfters anzuführen
                              									haben, mit dem Namen Probesatz bezeichnen.
                           Alle Buntfeuersätze sind Mischungen von einem brennenden und einem zündenden Körper,
                              									welche, ebenso wie das Schießpulver, sich  beim Anzünden unter Feuererscheinung, und namentlich
                              									unter Bildung einer lebhaften Flamme, zersetzen. Die gasförmigen
                              									Zersetzungsproducte, welche die Flamme bilden, reißen bei ihrer Entstehung etwas von
                              									dem färbenden Körper mit fort, und bringen dadurch dieselbe Erscheinung hervor, die
                              									wir bei dem Einstreuen des ersteren in die Wasserstoffflamme beobachten. Gelingt es,
                              									den färbenden Körper selbst als brennbaren oder zündenden zu benutzen, so ist dieß
                              									natürlich der kürzeste Weg zur Darstellung eines Buntfeuers; gelingt dieß aber
                              									nicht, so muß man eine Mischung, welche eine möglichst farblose Flamme gibt,
                              									darstellen, und dieser den färbenden Körper im staubförmigen Zustande
                              									beimischen.
                           Man sollte glauben, daß nach diesen einfachen Regeln sich sehr leicht die
                              									zweckmäßigsten Mischungen zur Erzeugung der Buntfeuer auffinden ließen; dieß
                              									Geschäft ist jedoch keineswegs so einfach, wie es scheint, weil dabei noch
                              									verschiedene sehr wichtige Nebenrücksichten in Betracht kommen. Es muß nämlich
                              									erstens ein jeder Satz mit einer bestimmten Geschwindigkeit abbrennen, welche bei Sternen
                              									am größten, bei Lichtern geringer und bei Flammen am geringsten ist; zweitens muß die Flamme gerade
                              									diejenige Temperatur haben, bei welcher die Farbe des leuchtenden Körpers am
                              									deutlichsten hervortritt; drittens muß das Volumen der
                              									Flamme von der Beschaffenheit seyn, daß dieselbe deutlich gesehen werden kann, ohne
                              									durch eine zu große Ausdehnung der Gase die Farbe zu schwächen; viertens muß die bei
                              									dem Abbrennen des Satzes zurückbleibende Schlacke, sowohl für Sterne, Lichter, als
                              									Flammen, einen verschiedenen Grad von Schmelzbarkeit
                              									haben; fünftens muß die Flamme einen so großen Glanz
                              									besitzen, daß sie ziemlich entfernte Gegenstände mit der ihr eigenthümlichen Farbe
                              									beleuchtet, oder, wie sich die Feuerwerker ausdrücken, stark reflectirt. Dieser
                              									Glanz steigt im allgemeinen mit der Temperatur der Flamme, und wird außerdem noch
                              									durch die Unschmelzbarkeit des in derselben suspendirten festen Körpers bedingt.
                           In der Befriedigung aller dieser Nebenrücksichten liegt nun die Hauptschwierigkeit
                              									bei Ermittelung der zweckmäßigsten Sätze, und oft kann nur die eine der genannten
                              									Qualitäten durch theilweise Aufopferung von einer oder mehreren anderen erlangt
                              									werden.
                           Betrachten wir die zur Erzeugung von Buntfeuer nöthigen Materialien, so haben wir
                              									zuerst zwischen denen zu unterscheiden, welche bloß zur Erzeugung des Feuers, und
                              									solchen, die entweder zur Färbung oder zu beiden Zwecken zugleich gebraucht werden.
                              									Die letzteren werden  am
                              									besten bei der Betrachtung der einzelnen Farben angeführt; die ersteren, welche
                              									wieder in brennbare und zündende zerfallen, sind folgende:
                           Der Zündenden sind nur zwei: das chlorsaure Kali und der
                              										Salpeter. Das chlorsaure Kali gibt beim Abbrennen mit
                              									brennbaren Körpern eine größere Flamme, eine höhere Temperatur und eine leichter
                              									schmelzbare Schlacke, als der Salpeter; auch sind die Mischungen, welche dieses Salz
                              									enthalten, leichter entzündlich, und brennen weit schneller ab, als die
                              									salpeterhaltigen. Da beide Körper, sowohl das chlorsaure Kali als der Salpeter, Kali
                              									enthalten, und dieses beim Glühen mit einem schwachen violetten Lichte leuchtet, so
                              									sollte man glauben, sie müßten für sich violette Flammen geben; aber dieß ist
                              									deßwegen nicht der Fall, weil bei der Hitze, die beim Abbrennen der Feuerwerksätze
                              									entsteht, die Farbe des Kalis fast gänzlich verschwindet.
                           Die brennbaren Körper sind: Schwefel, Kohle und ein organischer Stoff, gewöhnlich Mastix. Die Kohle unterscheidet sich von dem Schwefel
                              									dadurch, daß sie sowohl mit chlorsaurem Kali als mit Salpeter schneller abbrennt als
                              									dieser, und der Flamme, wenn auch im geringen Grade, die röthlichgelbe Farbe des
                              									Holzfeuers ertheilt, was den Gebrauch derselben bedeutend beschränkt. Die
                              									allgemeinste Anwendung erleidet der Schwefel, welcher mit seinem vierfachen Gewichte
                              									chlorsaurem Kali eine schwach gefärbte, und mit seinem dreifachen Gewichte Salpeter
                              									eine farblose Flamme gibt. Der Mastix, welcher bei den meisten Sätzen der Sterne
                              									nothwendig ist, um den Massentheilchen den nöthigen Zusammenhang zu geben, steht in
                              									seinem Verhalten zum chlorsauren Kali und Salpeter, zwischen der Kohle und dem
                              									Schwefel. Er färbt nämlich die Flamme schwächer als die Kohle, und brennt dabei
                              									rascher als der Schwefel. Außerdem bewirkt er durch seinen Gehalt an Wasserstoff
                              									eine merkliche Volumvergrößerung der durch ihn erzeugten Flamme.
                           Die Zahl der Farben welche man hervorbringen kann, beläuft sich, wenn von einigen
                              									nicht bedeutenden Nüancen abgesehen wird, auf fünf, und es ist wenig Hoffnung
                              									vorhanden daß dieselben mit Hülse der bis jetzt bekannten chemischen Körper vermehrt
                              									werden können. Wir wollen die Farben der Reihe nach durchgehen, und bei einer jeden
                              									die färbenden Körper so wie die Sätze für die drei verschiedenen Feuerwerkstücke
                              									besonders angeben.
                           1) Grüne Farbe. Abgesehen von einigen Metallen, welche bei
                              									ihrer Verbrennung eine schwach bläulichgrüne Flamme geben, hat man  nur drei Körper, die im
                              									glühenden Zustande mit grünem Lichte leuchten, und nur von den letztern kann hier
                              									die Rede seyn. Diese drei Körper sind: das Bor, das Kupfer und das Baryum.
                           Das Bor färbt am stärksten in Verbindung mit Sauerstoff
                              									oder Fluor: die grüne Farbe tritt indessen am deutlichsten bei Temperaturen hervor,
                              									die zu niedrig sind, um stark reflectirende Flammen zu geben. Mischt man wasserfreie
                              									Borsäure oder Borfluorkalium, welches in der Hitze das Fluorbor fahren läßt, mit dem
                              									Probesatz, so erhält man grüne Flammen, die nur schwach gefärbt sind und wenig Glanz
                              									haben; befeuchtet man hingegen krystallisirte Borsäure mit gewöhnlichem Weingeist
                              									und zündet diesen an, so erhält man eine zwar deutlich apfelgrün gefärbte, aber, wie
                              									alle Weingeistfeuer nicht reflectirende Flamme.
                           Die Verbindungen des Kupfers färben nur stark
                              									wasserhaltige Flammen von niedriger Temperatur grün, und können demnach zur
                              									Erzeugung reflectirender Feuer gar nicht gebraucht werden. Löst man Chlorkupfer in
                              									Weingeist auf, und zündet denselben an, so brennt dieser mit deutlich grüner Flamme.
                              									Die Farbe wird am schönsten, wenn der Weingeist mit so viel Wasser vermischt ist,
                              									als er, ohne die nöthige Brennbarkeit zu verlieren, vertragen kann. Das Chlorkupfer
                              									bringt von allen Kupferverbindungen die deutlichste Färbung hervor, namentlich
                              									stehen demselben das Bromkupfer, das salpetersaure und chlorsaure Kupferoxyd, sowie
                              									das Borfluorkupfer merklich nach.
                           Das Baryum ist der einzige Körper, durch welchen in der
                              									Feuerwerkerei brauchbare Farben erzielt werden können. Die Sauerstoffverbindungen
                              									desselben geben ein deutliches Blaugrün, und die Chlorverbindungen ein noch
                              									schöneres Gelbgrün. Die letztern bedürfen indessen einer etwas höheren Temperatur,
                              									als die ersteren; 4 Gewichtstheile Probesatz geben mit 1 Theile ätzendem oder
                              									kohlensaurem Baryt eine schöne meergrüne Farbe. Da der Baryt sowohl mit
                              									Salpetersäure als mit Chlorsäure luftbeständige Verbindungen eingeht, und diese
                              									Salze zugleich als zündende und färbende Körper gebraucht werden können, so bilden
                              									sie das zweckmäßigste Material zur Darstellung der Grünfeuer. Die nähern Umstände,
                              									welche bei ihrer Anwendung berücksichtigt werden müssen, sind folgende: Der
                              									salpetersaure Baryt brennt mit Schwefel nicht fort, kann also nur in Vermischung mit
                              									dem sehr rasch brennenden chlorsauren Kali angewandt werden; der chlorsaure Baryt
                              									hingegen gibt, wenn sieben Gewichtstheile desselben mit drei Theilen Schwefel
                              									zusammengerieben werden, eine leicht entzündliche,  ziemlich rasch abbrennende
                              									Mischung, deren Flamme eine sehr schöne und starke gelbgrüne Farbe zeigt. Keine
                              									Farbe ist jedoch so empfindlich gegen die störenden Einflüsse anderer färbender
                              									Körper, als das Grün der Baryumverbindungen. Die Einmischung von 1 Procent eines
                              									beliebigen andern färbenden Körpers in den Satz dieser Grünfeuer genügt, um ihre
                              									Farbe fast gänzlich zu zerstören; selbst von den gewöhnlich angewandten brennbaren
                              									Körpern liefert nur der Schwefel die grüne Farbe in voller Reinheit, der Mastix übt
                              									schon einen nachtheiligen Einfluß auf dieselben aus, und darf deßhalb bei den
                              									Sternen nur in der, für die Festigkeit durchaus erforderlichen Menge angewandt
                              									werden; der schädliche Einfluß der Kohle hingegen ist so groß, daß jeder Zusatz
                              									davon gänzlich vermieden werden muß; auch kommt es sehr auf die vollkommene Reinheit
                              									der angewandten Barytsalze an, was namentlich bei dem chlorsauren Baryt zu
                              									berücksichtigen ist, der, nach der jetzt gebräuchlichen Bereitungsmethode, durch
                              									Krystallisation von dem chlorsauren Natron getrennt werden muß. Seine Reinigung
                              									gelingt zwar vollständig, jedoch nur durch dreimaliges Umkrystallisiren.
                           a) Die Sterne können aus
                              									reinem chlorsaurem Baryt und Schwefel mit etwas Mastix dargestellt werden, welche
                              									Mischung die reinste gelbgrüne Farbe liefert; der chlorsaure Baryt kann indessen bis
                              									zu ⅓ durch salpetersauren ersetzt werden, ohne daß dadurch die Schönheit und
                              									Nüance der Farbe eine erhebliche Veränderung erlitte.
                           Jedenfalls geben folgende drei Sätze gelbgrüne Sterne von besonderer Schönheit:
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 Nr. 3.
                                 
                              
                                 Chlorsaurer Baryt
                                 30
                                 60
                                 60
                                 
                              
                                 Salpetersaurer Baryt
                                 —
                                 20
                                 30
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 10
                                 30
                                 20
                                 
                              
                                 Mastix
                                 1
                                 1
                                 1
                                 
                              
                           Alle diese Sterne haben eine große und glänzende Flamme, deren Glanz nicht, wie dieß
                              									bei den rothen Sternen der Fall ist, durch einen Zusatz von Schwefelantimon erhöht
                              									werden kann, weil auch dieser Körper schon eine theilweise Zerstörung der grünen
                              									Farbe bewirkt. Will man die Anwendung des chlorsauren Baryts vermeiden, so muß man
                              									dem salpetersauren Baryt nahe die Hälfte seines Gewichts chlorsaures Kali zufügen,
                              									um die nöthige Größe und Temperatur der Flamme hervorzubringen. Die Farbe ist
                              									blaugrün, und unterscheidet sich sehr deutlich von der vorhergehenden. Das deutliche
                              									Hervortreten derselben hängt bei keinem andern Buntfeuer so sehr von der relativen
                              										 Menge der in den
                              									Satz eingehenden Bestandtheile ab, als bei diesen blaugrünen Sternen; namentlich muß
                              									man auf eine gesättigte Farbe verzichten, wenn man eine Flamme von der, bei andern
                              									Sternen gewöhnlichen Größe erhalten will. Wir theilen daher zwei Sätze mit, wovon
                              									der erste größere, und der zweite kleinere, aber stärker gefärbte Sterne
                              									liefert.
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1.
                                 Nr. 2.
                                 
                              
                                 Salpetersaurer Baryt
                                 24
                                 20
                                 
                              
                                 Chlorsaures Kali
                                 56
                                 18
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 30
                                 10
                                 
                              
                                 Mastix
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 Schwefelantimon
                                 —
                                 3
                                 
                              
                           Diese Sterne stehen den gelbgrünen sowohl an Stärke der Färbung als an Glanz nach,
                              									machen aber dessen ungeachtet, selbst wenn sie abwechselnd mit denselben gebraucht
                              									werden, einen sehr guten Effect. Der Zusatz des Schwefelantimons bei Nr. 2 erhöht
                              									die Schmelzbarkeit der Schlacke, und befördert dadurch das schnelle Abbrennen des
                              									Sterns, welcher allerdings ohne diesen Zusatz eine schönere Farbe haben würde; auch
                              									ballen sich alle Sätze die eine hinreichende Menge Schwefelantimon enthalten, so
                              									fest zusammen, daß dadurch der als Bindemittel dienende Mastix entbehrlich wird.
                           b) Die Lichter lassen sich
                              									nicht von einer so deutlich verschiedenen Farbennüance erhalten, wie die Sterne,
                              									auch sind sie stets minder gefärbt als diese. Dieser Unterschied liegt indessen
                              									weniger an der Beschaffenheit des Satzes, als an dem äußerst schädlichen Einfluß,
                              									den die Papierhülse durch ihren Kohlenstoffgehalt beim Abbrennen desselben auf die
                              									erzeugte Flamme ausübt. Brennt man die Sätze ohne Hülse ab, so zeigen sie eine
                              									starke Färbung, und es lassen sich auch die blauen und gelben Nüancen deutlich
                              									unterscheiden. Will man keinen chlorsauren Baryt anwenden, so muß man dem Satz
                              									nothwendig etwas Schwefelantimon zufügen, um der Schlacke die zum regelmäßigen
                              									Fortbrennen nöthige Leichtflüssigkeit zu geben; doch hat dieser Zusatz leider eine
                              									merkliche Schwächung der Farbe zur Folge.
                           Ein Zusatz von chlorsaurem Baryt, der jedoch zu dem salpetersauren Baryt in dem
                              									Verhältniß von 2 zu 3 stehen muß, macht indessen das Schwefelantimon ganz
                              									entbehrlich. Vermehrt man seine Menge, so wird die Schlacke tropfenförmig aus der
                              									Hülse geschleudert, und vermindert man dieselbe, so erhält die Flamme nicht die
                              									nöthige Größe. Die besten Sätze sind folgende:
                           
                           
                              
                                 
                                 Nro. 1.
                                 Nro. 2.
                                 
                              
                                 Salpetersaurer Baryt
                                 30
                                 42
                                 
                              
                                 Chlorsaurer Baryt
                                 20
                                 —
                                 
                              
                                 Chlorsaures Kali
                                 —
                                 40
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 10
                                 22
                                 
                              
                                 Schwefelantimon
                                 —
                                 1
                                 
                              
                           Der Satz Nro. 2 brennt (bei 5 Zoll Länge und 4 Linien Durchmesser) in 70 Secunden ab.
                              									Die Schlacken tropfen ziemlich gut ab, und die Flamme hat eine mittelmäßige Größe.
                              									Nro. 1 hat eine etwas größere Flamme, brennt langsamer, und läßt die Schlacke mit
                              									der vollkommensten Regelmäßigkeit abtropfen.
                           c) Die Flamme läßt sich nicht
                              									mit Vortheil durch den chlorsauren, sondern nur durch den salpetersauren Baryt
                              									erzeugen. Es kommt bei ihr besonders darauf an, daß der brennbare Körper bloß
                              									Schwefel sey, und jeder Zusatz von Kohle oder Schwefelantimon vermieden werde. Der
                              									beste Satz ist folgender:
                           
                              
                                 Salpetersaurer Baryt
                                 12
                                 
                              
                                 Chlorsaures Kali
                                 5
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 4
                                 
                              
                           Dieser Satz brennt bei kleinen Proben nicht leicht fort, sondern erlischt öfters,
                              									welcher Fehler jedoch verschwindet, wenn mehrere Lothe desselben auf einmal abgebrannt werden. Die Flamme ist von mittlerer
                              									Größe, stärker gefärbt als die Lichter, und reflectirt sehr gut. Versucht man den
                              									salpetersauren Baryt ganz oder theilweise durch chlorsauren zu ersetzen, so tritt
                              									ein so starkes Aufschäumen der Schlacke ein, daß dadurch das regelmäßige Fortbrennen
                              									gestört wird.
                           Bekanntlich bedienen sich die Feuerwerker am häusigsten des salpetersauren Baryts zur
                              									Erzeugung aller Arten von Grünfeuer, meist jedoch mit einem, in Bezug auf die
                              									Färbung, ungenügenden Erfolg. Der Grund dieses Uebelstandes liegt theils in der
                              									Unrichtigkeit ihrer Mischungsverhältnisse, theils darin, daß sie Kohle oder
                              									beträchtliche Quantitäten von organischen Körpern, wie Stearin, Schellack,
                              									Milchzucker oder Chlorquecksilber zusetzen, von welchen namentlich die erstere den
                              									schädlichsten Einfluß auf die Reinheit der Farbe ausübt.
                           2) Rothe Farbe. Es gibt drei Körper, deren
                              									Sauerstoff- oder Chlorverbindungen zu Rothfeuer gebraucht werden können: das
                              									Lithium, Strontium und Calcium.
                           
                           Bekanntlich ertheilen die Verbindungen des Lithiums der
                              									Weingeistflamme eine dunkelrothe, die des Strontiums eine hellrothe, und die des
                              									Calciums ebenfalls eine hellrothe, etwas ins Violette spielende Farbe. Da das
                              									Lithium für die Feuerwerkerei zu kostbar ist, so kommt dasselbe hier nicht in
                              									Betracht, und es genüge die Bemerkung, daß es als Bestandtheil von Feuerwerksätzen
                              									weit weniger leistet, als nach seiner intensiven Färbung der Weingeistflamme zu
                              									erwarten wäre.
                           Was das Strontium anbelangt, so können wir uns entweder
                              									seines chlorsauren oder salpetersauren Salzes bedienen. Der salpetersaure Strontian,
                              									mit Schwefel gemengt, läßt sich nicht entzünden, der chlorsaure bildet mit einem
                              									gleichen Gewicht Schwefel eine leicht entzündliche Mischung, welche mit einer
                              									gesättigten rothen Farbe abbrennt; vermindert man jedoch die Menge des Schwefels bis
                              									zu ¼, so ist die Verbrennung weit rascher, die Farbe aber zum größeren Theil
                              									verschwunden. Zur Erzeugung eines gesättigt rothen Weingeistfeuers ist der
                              									chlorsaure Strontian allen übrigen Strontiansalzen vorzuziehen.
                           Da das Calcium ein etwas violettes Roth gibt, so soll
                              									dasselbe bei der violetten Farbe betrachtet werden. Es blieb also nur noch die Wahl
                              									zwischen salpetersaurem und chlorsaurem Strontian. Das Roth des Strontians tritt bei
                              									einer Temperatur hervor, wobei die grüne Farbe des Baryts noch wenig bemerkt wird,
                              									und verschwindet größtentheils bei einer solchen, bei welcher die letztere die
                              									größte Sättigung erlangt. Hieraus folgt, daß solche Mischungen von chlorsaurem und
                              									salpetersaurem Strontian die stärkste Färbung bewirken müssen, bei welchen gerade
                              									die Hitze noch stark genug ist, um das Abbrennen der Mischung möglich zu machen. Da
                              									indessen der chlorsaure Strontian die Luftfeuchtigkeit so stark anzieht, daß er die
                              									Haltbarkeit der Feuerwerksstücke sehr beschränken würde, so muß man dessen Anwendung
                              									gänzlich vermeiden; auch kann dieß um so leichter geschehen, als die mit demselben
                              									angestellten Versuche beweisen, daß die Farbe der Rothfeuer durch ihn, und zwar in
                              									den drei verschiedenen Feuerwerkstücken, nur wenig gewinnt. Wir setzen daher dem
                              									salpetersauren Strontian so viel chlorsaures Kali zu, als nöthig ist, die Sätze zum
                              									Brennen zu bringen, und mischen dem Schwefel, um die Geschwindigket des Brennens
                              									ohne eine entsprechende Temperaturerhöhung zu beschleunigen, etwas Kohle bei. Die
                              									letztere beeinträchtigt, da sie selbst die Flamme röthlich färbt, die Schönheit der
                              									Farbe nicht.
                           a) Die Sterne müssen, des
                              									nöthigen Zusammenhangs wegen, außer den schon angeführten Bestandtheilen etwas
                              									Mastix enthalten;  auch
                              									trägt ein kleiner Zusatz von Schwefelantimon merklich zur Erhöhung ihres Glanzes
                              									bei. Der beste Satz ist folgender:
                           
                              
                                 Salpetersaurer Strontian
                                 25
                                 
                              
                                 Chlorsaures Kali
                                 15
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 12
                                 
                              
                                 Kohle
                                 2
                                 
                              
                                 Schwefelantimon
                                 2
                                 
                              
                                 Mastix
                                 1
                                 
                              
                           Die rothe Farbe dieser Sterne ist sehr gesättigt und kommt an Schönheit der grünen
                              									gleich, auch ist die Dauer des Abbrennens bei beiden ziemlich dieselbe.
                           b) Die Lichter bedürfen einen
                              									noch größeren Zusatz an Schwefelantimon, damit die Schlacke die nöthige
                              									Schmelzbarkeit erlange. Die Farbe leidet dadurch, steht aber dennoch der Farbe der
                              									grünen Lichter die durch die Kohle der Papierhülse geschwächt wird, gleich. Der
                              									beste Satz ist folgender:
                           
                              
                                 Salpetersaurer Strontian
                                 40
                                 
                              
                                 Chlorsaures Kali
                                 10
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 13
                                 
                              
                                 Schwefelantimon
                                 5
                                 
                              
                                 Kohle
                                 2
                                 
                              
                           Diese rothen Lichter brennen in 80 Secunden ab, und müssen, um die beste Wirkung zu
                              									geben, etwas lose in die Hülse gestopft seyn.
                           c) Die Flamme darf durchaus
                              									nicht mehr chlorsaures Kali enthalten, als zum langsamen Fortbrennen des Satzes
                              									nöthig ist.
                           Ein Zusatz von Schwefelantimon stört die Reinheit derselben. Der beste Satz ist
                              									folgender:
                           
                              
                                 Salpetersaurer Strontian
                                 40
                                 
                              
                                 Chlorsaures Kali
                                 5
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 13
                                 
                              
                                 Kohle
                                 2
                                 
                              
                           Die rothe Flamme ist unstreitig unter allen die schönste. Sie hat die gesättigste
                              									Farbe und reflectirt am stärksten.
                           
                              (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)