| Titel: | Ueber die Nothwendigkeit, die Bewegung des Luftpumpenkolbens der Condensations-Dampfmaschinen zu compensiren; von G. Heaton in Birmingham. | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. XLVIII., S. 244 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XLVIII.
                        Ueber die Nothwendigkeit, die Bewegung des
                           								Luftpumpenkolbens der Condensations-Dampfmaschinen zu compensiren; von G. Heaton in Birmingham.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, Nov. 1850, S.
                              									185.
                        Heaton, über die Nothwendigkeit, die Bewegung des Luftpumpenkolbens
                           								der Condensations-Dampfmaschinen zu compensiren.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1844 hatte ich eine Dampfmaschine, welche eine Mahlmühle treibt, zu
                              									untersuchen, um die Ursache des unregelmäßigen Ganges dieser Maschine und den Grund
                              									der mangelhaften Uebertragung ihrer Bewegung auf die Mühle zu ermitteln.
                           Die Mühle hatte neun Paar Steine, oder neun Mahlgänge, von denen vier auf der einen
                              									Seite und fünf auf der andern Seite des Motors lagen. Die Unterlage der Mühleisen
                              									bewegte sich oft und erschütterte das ganze Rahmenwerk, mit welchem diese Unterlagen
                              									oder Pfannen in Verbindung standen. Von dem Motor am weitesten entfernt war die
                              									Erschütterung am größten, und betrug häufig einen Viertelszoll. Auch die horizontale
                              									Achse, welche die Mühlsteine in Bewegung setzte, nahm an dieser Erschütterung Theil,
                              									sie lief sich warm, und die Radzähne waren auf beiden Seiten stark angegriffen. Das
                              									Mühlwerk war sehr gut und massenhaft, und bereits vier Jahre im Gange. Die
                              									Dampfmaschine mit vierzigzölligem Cylinder, 6 Fuß Hub und einem 26½ zölligen
                              									Luftpumpencylinder bei 3 Fuß Hub, war in allen Theilen dauerhaft und gut gebaut. Der
                              									Dampfdruck betrug ungefähr 6 Pfd. auf den Quadratzoll, und die Maschine machte
                              									17¾ Hube in der Minute; sobald sie aber schneller zu laufen anfing, wurden
                              									auch die Erschütterungen bedeutend größer. Der Regulator wurde durch Räderwerk
                              									getrieben, hatte eine 14 Fuß hohe verticale Achse, und die Kugeln desselben bewegten
                              									sich oft während eines einzigen Hubes der Maschine 4 bis 5 Zoll ein- und
                              									auswärts. Wenn die Maschine mit einer Geschwindigkeit von 17¾ Huben in der
                              									Minute ging, so machte die Regulatorstange am Hebel der Drehklappe häufig eine
                              									Bewegung von ¾ bis 1 Zoll während eines jeden Kolbenhubes, wobei immer die
                              									größte Oeffnung der Drehklappe mit dem höchsten Stande des Luftpumpenkolbens
                              									zusammentraf. Die Größe der Bewegung der Regulatorstange war bei jedem Hube sehr
                              									veränderlich, und wurde bei jedem vierten oder fünften Hube am größten. Die
                              									Steuerung schien zu viel vorzueilen, denn der Dampf strömte schon auf die
                              									entgegengesetzte Kolbenseite, bevor  der Krummzapfen im todten Punkte stand. Die Zeit des
                              									Dampfeintritts wurde deßhalb zu Gunsten einer Dampfersparniß geändert, und
                              									erforderte eine Verkürzung der Regulatorstange um mehr als einen Zoll, da der
                              									Drehklappenhebel 12 Zoll lang war. Trotz dieser Abänderungen dauerte die
                              									unregelmäßige Bewegung fort, und die Maschine schien mit neun Paar Steinen zu sehr
                              									belastet zu seyn.
                           Beim Bau der Maschine war die allgemeine Regel befolgt, daß an beiden Seiten des
                              									Balanciers ungefähr gleiche Gewichte hängen sollen, und diese Gewichte waren
                              									folgende:
                           Auf der Krummzapfenseite.
                           
                              
                                 Zugstange und obere Gabel
                                 1
                                 Ton.
                                 11
                                 Cntr.
                                 89
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Vier Messinglager
                                 0
                                 
                                 0
                                 
                                 50
                                 
                                 
                              
                                 Stange und Kolben der Kaltwasserpumpe
                                 0
                                 
                                 2
                                 
                                 50
                                 
                                 
                              
                                 Krummzapfen und Warze
                                 0
                                 
                                 14
                                 
                                 75
                                 
                                 
                              
                                 Kolben und Stange der Speisepumpe
                                 0
                                 
                                 2
                                 
                                 0
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 
                                 11
                                 
                                 64
                                 
                                 
                              
                                 Abzug desjenigen Gewichtstheiles der Kurbel,
                                 
                                 
                              
                                 welcher auf die Achse zu liegen kam
                                 0
                                 
                                 9
                                 
                                 0
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Totalgewicht
                                 2
                                 Ton.
                                 2
                                 Cntr.
                                 64
                                 Pfd.
                                 
                              
                           Auf der Cylinderseite.
                           
                              
                                 Kolbenstange
                                 0
                                 Ton.
                                 4
                                 Cntr.
                                 44
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Kolben und Ring
                                 0
                                 
                                 14
                                 
                                 25
                                 
                                 
                              
                                 Keile, Schrauben etc.
                                 0
                                 
                                 1
                                 
                                 21
                                 
                                 
                              
                                 Parallelbewegung
                                 0
                                 
                                 11
                                 
                                 75
                                 
                                 
                              
                                 Kolbenstangen-Kopf und Achse
                                 0
                                 
                                 4
                                 
                                 0
                                 
                                 
                              
                                 Luftpumpmkolben mit Zubehör
                                 0
                                 
                                 8
                                 
                                 0
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtgewicht
                                 2
                                 Ton.
                                 3
                                 Cntr.
                                 62
                                 Pfd.
                                 
                                 
                              
                           Folglich hielten sich die Gewichte an beiden Seiten des
                              									Balanciers bis auf einen Centner das Gleichgewicht.
                           Die nun zu beschreibende Veränderung wurde alsdann mit der Dampfmaschine
                              									vorgenommen:
                           An den Balancier wurde auf der Kurbelseite ein Gewicht befestigt welches das
                              									Aufwärtsgehen des Luftpumpenkolbens erleichtern, beim Abwärtsgehen desselben aber
                              									der Maschine die zu große Geschwindigkeit benehmen sollte. Dieses Gewicht betrug 19
                              									Cntr. 89 Pfd., und seine Lage wurde so gewählt, daß dasselbe den halben Widerstand
                              									überwältigen konnte, welchen der Luftpumpenkolben beim Aufwärtsgehen darbot. Der
                              									Balancier war zweitheilig, und das Gegenwicht konnte deßhalb zwischen  den beiden Hälften
                              									untergebracht werden; auch wurde der Regulator durch einen Riemen, statt durch das
                              									frühere Räderwerk und die lange Achse getrieben. Man ließ hierauf die Maschine
                              									19½ Hube in der Minute machen, welche Geschwindigkeit früher zum Betriebe der
                              									Mühle ausbedungen war, wobei die Mühlsteine ungefähr 128 Umdrehungen machten,
                              									anstatt 117 wie früher. Die Mühlspindeln drehten sich hiebei vollkommen ruhig, die
                              									Hälse der horizontalen Achse blieben kalt, der Mehlstaub legte sich auf die
                              									Rückseite der Radzähne an (ein Zeichen, daß dieselben nicht mehr angegriffen
                              									wurden), und der Regulator veränderte seine Lage lange Zeit nicht, ohne daß sonst
                              									irgend etwas weder mit der Maschine noch mit der Mühle vorgenommen wurde. Seit
                              									dieser Zeit wurden noch weitere fünf Mahlgänge an
                              									dasjenige Achsenende angehängt, welches schon früher die fünf obenerwähnten trieb,
                              									und sie gehen eben so ruhig wie die anderen. Die Maschine scheint nun dreizehn
                              									Mahlgänge leichter zu treiben als sie früher acht trieb, ehe das Gegengewicht
                              									angehängt war, und die in gleicher Zeit wie früher vorkommenden Reparaturen sind
                              									beträchtlich geringer.