| Titel: | Ueber den Unterschied zwischen Luftheizung und Ofenheizung in ihrer Einwirkung auf die Zusammensetzung der Luft der beheizten Räume; von Dr. Max Pettenkofer. | 
| Autor: | Dr. Max Josef Pettenkofer [GND] | 
| Fundstelle: | Band 119, Jahrgang 1851, Nr. LIII., S. 283 | 
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                        LIII.
                        Ueber den Unterschied zwischen Luftheizung und
                           								Ofenheizung in ihrer Einwirkung auf die Zusammensetzung der Luft der beheizten Räume;
                           								von Dr. Max
                              								Pettenkofer.
                        (Fortsetzung von S. 51 dieses Bandes.)
                        Pettenkofer, über den Unterschied zwischen Luftheizung und
                           								Ofenheizung hinsichtlich der Zusammensetzung der Luft.
                        
                     
                        
                           Wenn die Luft dadurch, daß sie über eine heiße eiserne Fläche, und erwärmt sodann
                              									durch gemauerte Canäle zieht, um mehr als ein Drittheil wasserreicher wird, so
                              									bleibt keine andere Annahme zulässig, als daß das Wasser von den Wandungen der
                              									Canäle abdunstet — daß den Steinen und dem Mörtel dieses Wasser von der
                              									heißen Luft entzogen wird. Wenn der Wassergehalt der Luft eines unmeublirten und
                              									unbewohnten Zimmers dadurch, daß ich derselben durch den darin befindlichen Ofen
                              									nichts anderes zuführe als Wärme, um 50 Proc. derjenigen Größe zunimmt, welche vor
                              									dem Einheizen in der Luft des Zimmers vorhanden war, so bleibt keine andere Annahme
                              									übrig, als daß dieses Wasser von der Oberfläche der Zimmerwandungen in der wärmeren
                              									Luft abgedunstet ist.
                           Es ist eine unbestrittene Thatsache, daß alle gebräuchlichen Mauersteine und alle
                              									üblichen Wandbekleidungen hygroskopisch sind. Zugleich  kann nicht bestritten werden,
                              									daß die hygroskopische Eigenschaft solcher Körper mit der Erhöhung der Temperatur
                              									der umgebenden Luft abnimmt, mit der Erniedrigung derselben hingegen zunimmt.
                              									Gewöhnliches lufttrockenes Holz enthalt bei einer Lufttemperatur von 8 bis
                              									12° C. etwa 20 Gewichtsprocente Wasser hygroskopisch gebunden. Erhöht man die
                              									Lufttemperatur auf 100° C., so überwiegt die Tension des Wasserdampfes zur
                              									Luft die hygroskopische Eigenschaft des Holzes — welches bei dieser
                              									Temperatur vollkommen ausgetrocknet werden kann. Läßt man die Luft, welche das
                              									Wasser des Holzes enthält, in Berührung mit dem Holze wieder auf 8° C.
                              									erkalten, so entzieht dasselbe bei dieser Temperatur der Luft, wenn diese auch sehr
                              									weit von ihrem Sättigungspunkte mit Wasserdampf entfernt ist, wieder Wasserdampf,
                              									bindet Wasser hygroskopisch und erlangt dadurch wieder sein früheres Gewicht.
                           Das Chlorcalcium besitzt bekanntlich höchst hygroskopische Eigenschaften, jedoch auch
                              									nur innerhalb gewisser Temperatur-Gränzen. Warme Luft durch Chlorcalcium
                              									auszutrocknen, gelingt viel weniger gut als kalte. Ich erinnere an den im Eingang
                              									angeführten Versuch, wo durch einen etwa 30° R. warmen Luftstrom ein zur
                              									Wasseraufnahme bestimmtes Chlorcalcium an Gewicht nicht zu-, sondern
                              									abnahm.
                           Das Bestreben der hygroskopischen Körper, Wasser aus der Atmosphäre zu condensiren,
                              									und das Bestreben der Luft, wasserhaltige Substanzen auszutrocknen, verändert sich
                              									demnach gegenseitig sehr durch Erhöhung oder Erniedrigung der Temperatur, und zwar
                              									im verkehrten Verhältnisse, denn sowie die Fähigkeit der Luft, Wasser aufzunehmen,
                              									mit zunehmender Wärme wächst, in demselben Maaße verschwindet die Fähigkeit der
                              									hygroskopischen Körper, hygroskopisch gebundenes Wasser zurückzuhalten. Denkt man
                              									sich einen großen kubischen Raum mit hygroskopischen Körpern begränzt, z. B.
                              									Ziegelsteinen, und mit feuchter Luft von 12° R. gefüllt, so werden die
                              									hygroskopischen Körper jedenfalls der Luft Wasser bis zu einem gewissen Grade
                              									entziehen. Ist nach einiger Zeit ein Zustand des Gleichgewichtes zwischen der
                              									wasseranziehenden Kraft des Ziegelsteines und der der Luft eingetreten, und wird die
                              									Temperatur des Raumes erhöht, so wird dieses Gleichgewicht wieder gestört, und die
                              									Ziegelsteine verlieren wieder Wasser an die Luft. — Dieses Experiment machen
                              									alle, welche ein kaltes Zimmer im Winter heizen, wenn auch nicht alle einerlei
                              									Erklärung geben. Es ist allen bekannt, daß die Fenster eines Zimmers im Winter so
                              									lange klar bleiben, sich nicht mit Wasserdunst oder Eis belegen, so lange dasselbe
                              									nicht geheizt wird. Mit der ersten Empfindung der Wärme aber, welche ein  Ofen in einem solchen Zimmer
                              									verbreitet, beobachtet man auch, daß die Fenster anfangen zu schwitzen, zu thauen.
                              									Die Luft des kalten Zimmers war vor dem Einheizen nicht so wasserreich, daß sie bei
                              									der Temperatur (wir wollen annehmen von 0° R.), welche den Fensterscheiben
                              									von der äußern Luft mitgetheilt war, Thau hätte absetzen können — aber
                              									während sie wärmer wurde, z. B. um 10° R., ist sie auch wasserreicher
                              									geworden, denn sonst könnte die 10° R. warme Luft nicht thauen, wenn sie an
                              									den Fensterscheiben wieder auf 0° R. abgekühlt wird. Daß an dieser Vermehrung
                              									des Wassergehaltes der Zimmerluft durch Einheizen nicht etwa die Gegenwart athmender
                              									und ausdünstender Menschen Ursache ist, davon kann man sich sehr leicht überzeugen,
                              									wenn man das Zimmer erst nach einiger Zeit, nachdem das Feuer im Ofen zu brennen und
                              									so Wärme zu verbreiten angefangen hat, betritt. — Wenn man diese Beobachtung
                              									machen will, darf man natürlich nicht so lange warten, bis die Fensterscheiben die
                              									mittlere Temperatur zwischen der äußeren freien kalten, und der warmen Zimmerluft
                              									angenommen haben, weil diese Temperatur nur in den selteneren Fällen hinreicht, eine
                              									14 bis 15° N. warme Zimmerluft zum Thauen zu bringen; es müßte denn die
                              									äußere Luft sehr kalt, oder die innere Zimmerluft sehr feucht seyn. In dem siebenten
                              									und achten Versuche zeigt sich die Wirkung einer wärmeren Luft auf die Wände des
                              									Zimmers sehr augenfällig. Vor dem Einheizen (VIII) waren
                              									auf 1 Kubikmeter reine Luft 7837 Kubikcentimeter Wassergas enthalten, nach dem
                              									Einheizen (etwa nach 2 Stunden) 10800 Kubikcentimeter Wassergas — oder über
                              									⅓ mehr.
                           Um einen für manchen Leser vielleicht passendern Maaßstab zu geben, kann berechnet
                              									werden, wie viel Wasser dem Gewichte nach beim Versuche VIII und beim Versuche VII, mithin vor und
                              									nach dem Einheizen, in der Luft des Zimmers vorhanden war. — Nimmt man den
                              									Kubikinhalt des Hörsaales zu nahe 20,000 Kubikfuß, so berechnet sich der
                              									Wassergehalt dieser Luftmasse vor dem Einheizen auf 5 Pfd. (= 2½ Maaß) Wasser
                              									— nach dem Einheizen auf 7 Pfd. (= 3½ Maaß). Die Erwärmung des Zimmers
                              									bis zum bezeichneten Temperaturgrade war binnen 2 Stunden vor sich gegangen —
                              									mithin waren innerhalb der Zeit von 2 Stunden 2 Pfunde (1120 Gramme) Wasser
                              									verdampft.
                           Es ist durch diese Thatsachen, die sich bei allen meinen Untersuchungen constant
                              									zeigten, hinlänglich erwiesen, daß die Luft durch Erwärmen in einem mit
                              									hygroskopischen Körpern umschlossenen Raume zugleich wasserhaltiger wird. Mit der
                              									nämlichen Gewißheit darf man behaupten,  daß mit dem Sinken der Temperatur eine entsprechende
                              									Menge Wasser der Luft von den hygroskopischen Körpern wird entzogen und wieder
                              									verdichtet werden. (Verhalten des ausgetrockneten Holzes an der freien Luft etc.)
                              									— Das Wasser, was den Wänden eines Zimmers durch Einheizen, durch Erwärmen
                              									der Luft entzogen wird, wird denselben beim etwaigen Abkühlen großentheils wieder
                              									zurückgegeben, um bei abermaligem Erwärmen neuerdings zur Befeuchtung der Luft zu
                              									dienen. Was übrigens an Feuchtigkeit durch Austreten der Luft, die sich während des
                              									Erwärmens ausdehnt, durch Thüren, Fenster u. s. f., was durch Einströmen kalter,
                              									jedenfalls wasserärmerer Luft, und durch Ausströmen warmer, wasserreicherer Luft
                              									durch eben solche Oeffnungen verloren geht; dieser Wasserverlust muß wieder ersetzt
                              									werden, wenn die Wände einer Wohnung nicht nach und nach bei länger fortgesetztem
                              									Heizen die Fähigkeit verlieren sollten, Wasser an die erwärmte höchst wasserarme
                              									Winterluft abzugeben. — Wenn unsere Heizungen die Winterluft von etwa
                              									— 6° R. nur 20° R. wärmer, und nicht zugleich feuchter machen
                              									würden, so wäre unserem Organismus damit mehr Unbehaglichkeit als Behaglichkeit
                              									bereitet, denn wir würden uns fühlen, als wären wir in warmen Sand gesteckt, um
                              									getrocknet zu werden. Warme und sehr trockene Luft zieht Wasser eben so leicht und
                              									schnell aus der Oberfläche der Haut der Menschen, als aus andern wasserhaltigen
                              									Körpern.
                           Das durch den Luftwechsel aus unsern Wohnungen im Winter ins Freie entführte Wasser
                              									wird durch die hygroskopische Eigenschaft unserer Mauersteine — überhaupt des
                              									Materiales, dessen wir uns zum Baue menschlicher Wohnungen bedienen, gewiß wieder
                              									von der äußern Atmosphäre her compensirt. — Unsere Gebäude wirken auf das
                              									atmosphärische Wasser im Kleinen ebenso, wie die Gebirge im Großen, beide wirken als
                              									hygroskopische Körper. Die Quellenbildung, welche wir bei den Gebirgen im großen
                              									Maaßstabe antreffen, können wir im Kleinen oft an unsern Wänden beobachten. —
                              									Wir beobachten oft in beträchtlicher Höhe über der Erde einen feuchten Fleck in
                              									einer Wand, und ringsherum ist jede Stelle trocken. Fast alle Ingenieure, die ich
                              									über die Ursache befragte, welche am häufigsten feuchte Mauerstellen hervorrufe,
                              									stimmten darin überein, daß sie in der Regel von zu dichten Mauersteinen, z. B.
                              									verglasten Ziegelsteinen, herrühren. In einem Kreidegebirge, im Sandboden u. s. w.
                              									kommen nur dort Quellen zu Tage, wo diese porösen und sehr hygroskopischen Körper
                              									von andern dichter geschlossenen Massen unterbrochen werden, welche nicht mehr
                              									soviel Wasser 
                              									hygroskopisch verschluckt halten können, sondern es auf ihrer Oberfläche in Tropfen
                              									erscheinen lassen.
                           Die Gebirge führen das von ihren Gipfeln und Oberflächen condensirte Wasser abwärts:
                              									— daß auch unsere Gebäude es thun, kann nicht bezweifelt werden. Zu München
                              									im englischen Garten wurde vor einigen Jahren ein HausDie anatomische Anstalt der königl. Veterinärschule. auf sehr
                              									feuchtem Grund gebaut. Um zu verhindern, daß etwa durch Capillarattraction der
                              									Ziegelsteine Wasser in die Wände hinaufgezogen würde, hat man am Ende des Sockels
                              									eine Asphaltlage statt einer Mörtellage angewendet, als einen für Feuchtigkeit
                              									undurchdringlichen Körper. An diesem Gebäude nun zeigt sich schon seit Jahren das
                              									sonderbare Phänomen, daß nicht unter der Aspaltlage, sondern gerade über der
                              									Asphaltlage ringsherum ein handbreiter feuchter Streifen geht, der sowohl im Sommer
                              									als Winter zu beobachten ist. Darunter und darüber ist die Mauer wieder trocken. Es
                              									kann dieses von keiner andern Ursache herrühren, als daß die über der
                              									Asphaltschichte befindliche Steinlage alles Wasser der vielen darüberliegenden
                              									empfängt, aber der nächsten nach unten nicht mittheilen kann, da die
                              									Leitungsfähigkeit für Wasser durch die Asphaltschichte unterbrochen ist. Ebenso wie
                              									wenn ein Tuffgebirge u. s. w. durch ein Thonlager unterbrochen wird, zeigt sich
                              									hier, wenn auch im kleinsten Maaßstabe, eine Quellenbildung dadurch, daß eine in die
                              									Luft ragende Mauer aus Ziegelsteinen und Mörtel von einer Asphaltlage unterbrochen
                              									wird. Mir scheint deßhalb ein trockener Grund zur Trockenheit der Wände vorzüglich
                              									insofern beizutragen, als er fähig ist das von der Wand mitgetheilte Wasser
                              									beständig zu absorbiren.
                           Aus den hier angedeuteten Gründen ist die Wahl des Bausteines und möglichste
                              									Gleichförmigkeit desselben in seiner inneren Structur so wichtig für das, was man
                              									gewöhnlich Salubrität einer Wohnung nennt. Eine gewisse Gleichförmigkeit trotz
                              									verschiedenem Baumateriale erzielt der Mensch dadurch, daß er die Wände, sie mögen
                              									nun aus Holz, aus Bruchsteinen oder Backsteinen erbaut seyn, meist mit ein und
                              									demselben Materiale überkleidet, nämlich mit Mörtel, der als ein Gemenge von Sand
                              									und Kalkhydrocarbonat in ziemlich unveränderlichen Verhältnissen betrachtet werden
                              									kann. Dieser Kalkmörtel ist bekanntlich ein hygroskopischer Körper. Man liebt
                              									durchgehends nur hygroskopische Substanzen zur Verkleidung der Wohnungen. Unsere
                              									Papiertapeten sind sehr hygroskopisch; und wenn wir auch nichthygroskopische Gewebe,
                              									wie  Seide, hie und da
                              									zur Ueberkleidung der Wände benützen, so darf man nicht vergessen, daß diese
                              									Ueberzüge höchst porös sind, und daß die Mörtelwand sich unmittelbar hinter ihnen
                              									befindet. — Eine Wandverkleidung mit Wachstuch, Metall, Glas u. s. w. würde
                              									eine höchst lästige für unser Befinden seyn. Ein Haus, dessen Wände polirter Granit
                              									sind, paßt für keinen Sterblichen zur Wohnung. Ein gewisses richtiges Gefühl, was
                              									den Menschen trotz aller Raffinerie nie verläßt, wird uns auch noch ferner vor der
                              									Einführung gußeiserner Wohnhäuser schützen, wovon man schon hie und da gesprochen
                              									hat, und worauf ich weiter unten bei Würdigung der Kohlensäure in der Luft noch zu
                              									sprechen kommen werde.
                           Ein gewisses Quantum von hygroskopisch in unsern Wänden aufgespeichertem Wasser,
                              									halte ich für nothwendig, wenn die Erwärmung der höchst wasserarmen Winterluft in
                              									unsern Wohnungen auf die Temperatur des Sommers, unsern Organismus nicht in eine
                              									unnatürliche Atmosphäre bringen soll. In dem Maaße als wir die Winterluft der
                              									Sommerluft durch Temperatur-Erhöhung ähnlicher zu machen streben, müssen wir
                              									auch durch Vermehrung der Feuchtigkeit diese Aehnlichkeit zu vermehren streben. Es
                              									zeigen die Beobachtungen über den Feuchtigkeitszustand der Luft zu verschiedenen
                              									Zeiten des Jahres, daß er mit der Temperatur fällt und steigt. Wir haben im Monat
                              									Januar durchschnittlich die niedrigste Temperatur und den geringsten Wassergehalt in
                              									der Luft (in 1 Kubikmeter Luft 4,3 Gramme Wasser), während wir im Monate Juli die
                              									höchste Temperatur und den höchsten Wassergehalt haben (in 1 Kubikmeter Luft 11,7
                              									Gramme Wasser). Für München ist die mittlere Temperatur des Winters —
                              									0,32° R., die mittlere Temperatur des Sommers + 14° R.
                           Die Luft im Freien ist nach zahlreichen Beobachtungen durchschnittlich mehr als halb
                              									gesättigt mit Wasserdampf (66 bis 86 Proc.). Bei einer Temperatur von 16° R.,
                              									welche die Zimmerluft beim Versuche I in der Residenz
                              									hatte, kann ein Kubikmeter Luft 17 Gramme Wasser enthalten. Die geheizte Zimmerluft
                              									enthielt aber bei dieser Temperatur nur 3,6 Gramme, oder nur 21 Proc. der ganzen
                              									möglichen Größe, während die Luft im Freien doch immer nahezu halb (i. e. zu 50 Proc.) gesättigt ist. — Beim Versuche
                              										IV war die Luft im Freien bis zu 38 Proc. mit
                              									Wasserdampf gesättigt, was eine sehr trockene Luft ist.Die warme Luft im Frühlinge trocknet bekanntlich sehr schnell, was davon
                                    											herrührt, daß sie von ihrem Sättigungspunkte mit Wasserdampf sehr weit
                                    											entfernt ist. — Bei dem Versuche VIII hatten wir im Freien bei  9,8° C. 6,33 Gramme Wasser in 1 Kubikmeter Luft
                              									oder 66 Procent der Menge, wodurch die Luft gesättigt gewesen wäre; bei dem Versuche
                              										VII der erwärmten Luft des Hörsaals I in der Universität, waren bei 16° R. in 1
                              									Kubikmeter Luft 8,1 Gramme Wasser, oder 47 Proc. der Sättigungsmenge.
                           Bei dem Versuche X im Freien 33 Proc. Wasser, bei dem
                              									Versuche IX im geheizten Hörsaale II, welcher den ganzen Winter über geheizt worden war, 34 Proc. der
                              									Sättigungsmenge.
                           Ich habe den größten Theil dieses Winters (1850/51) in einem gewölbten Zimmer des
                              									Erdgeschosses, welches mittelst eines Thonkachelofens mit eiserner Durchsicht
                              									geheizt wird, zugebracht, und den Aufenthalt daselbst stets behaglich gefunden. Ich
                              									habe häufig mittelst eines August'schen Psychrometers den
                              									Feuchtigkeitsgrad der bis 14 und 16° R. geheizten Zimmerluft ermittelt, und
                              									denselben stets zwischen 40 und 56 Proc. der Sättigungsmenge gefunden.
                           Es ist nun zuvörderst zu untersuchen, ob Gründe dafür aufgefunden werden können, daß
                              									die eine oder andere der beiden in Frage stehenden Heizungsmethoden die Luft neben
                              									Wärme zugleich in höherem oder geringerem Grade mit Feuchtigkeit versieht, oder ob
                              									sich beide Methoden hierin ganz gleich verhalten. Die vorliegenden Zahlen sprechen
                              									entschieden zu Gunsten der Ofenheizung. Selbst bei sehr großer Trockenheit der Luft
                              									im Freien (Versuch X 33 Proc.) zeigte die durch einen
                              									Zimmer-Ofen geheizte Luft (Versuch IX) bei
                              									16° R. dennoch 34 Proc. ihrer Sättigungsmenge. Hätte man die Luft aus dem
                              									Freien (von 10½° R.) bloß erwärmt, ohne daß ihr zugleich mit der Wärme
                              									Wasser zugeführt worden wäre, so würde sie (Versuch X)
                              									bei 16° R. nur 23 Procent ihrer Sättigungsmenge enthalten haben. In dem
                              									Versuche I enthielt die durch Luftheizung auf 16°
                              									R. erwärmte Luft nur 21 Proc. ihrer Sättigungsmenge.
                           Zu entscheiden, welcher Feuchtigkeitsgehalt der Luft der Gesundheit am zuträglichsten
                              									ist, ist Aufgabe der Aerzte und Physiologen.
                           Da das Wasser, welches mehr in die Luft treten muß, während sie wärmer wird, in
                              									unsern Gebäuden hygroskopisch aufgespeichert ist, so wird es sich einfach darum
                              									handeln, ob ein Gebäude mehr durch Luftheizung oder durch Ofenheizung ausgetrocknet
                              									wird. — Jene Heizung wird offenbar mehr trocknen, welche einen größern
                              									Luftwechsel im Gebäude verursacht. Dieses thut unstreitig die Luftheizung.
                           Wenn man einem Raume, der mit 1000 Kubikfuß Luft von 8° R. erfüllt ist, so
                              									viel Wärme zuführt, daß die Luft eine Temperatur von  14° R. annimmt, so
                              									dehnen sich diese 1000 Kubikfuß um 26 Kubikfuß aus, welche aus dem Raume entweichen
                              									müssen.
                           Heizt man die nämliche Luftmasse von 8° R. bis zu 14° R. mit heißer
                              									Luft von 57° R. (Versuch V), so braucht man
                              									mindestens 140 Kubikfuß von letzterer dazu. Nach vollbrachter Temperaturaustauschung
                              									hat man (1000 + 26 Kubikf.) + (140 - 30 Kubikf.) = 1136 Kubikf. Es müssen deßhalb
                              									136 Kubikf. aus dem Raume entweichen.
                           Der Luftwechsel, durch Ofenheizung und Luftheizung hervorgebracht, wird sich
                              									verhalten wie die Anzahl von Kubikfußen Luft, welche nach vollendeter Heizung aus
                              									dem Raume entweichen mußten, d. i. wie 26 zu 136, oder wie 1 zu 5. Der Luftwechsel
                              									ist daher bei Luftheizung fünfmal größer als bei Ofenheizung (angenommen, daß der
                              									Ofen von außen gefeuert wird).
                           Ein Gemach 30 Fuß lang, 15 Fuß breit und 20 Fuß hoch, hält 9000 Kubikfuß Luft. Um
                              									diese Luftmasse mittelst heißer Luft nur einmal von 0° bis 14° R. zu
                              									erwärmen, müssen nahezu 3000 Kubikf. Heizluft von 57° R. eingelassen werden,
                              									und 2938 Kubikfuß Luft von 14° R. entweichen, während bei Ofenheizung nur 574
                              									Kubikf., mithin fünfmal weniger zu entweichen haben.
                           Wenn daher einem Gebäude durch Heizung überhaupt die nöthige und nützliche
                              									Feuchtigkeit bis zu einem schädlichen Grade entzogen werden kann, so wird dieses bei
                              									der Luftheizung fünfmal leichter als bei der Ofenheizung der Fall seyn können.
                           Etwas günstiger dürften die Annahmen gestellt werden bei Luftheizungen, wo die durch
                              									Einströmen der warmen Luft verdrängte kältere in eigenen Canälen gesammelt und
                              									wieder über den Heizofen ins Zimmer geführt wird (bei sogenannter Circulation). Doch
                              									wird auch hier durch den bedeutenden Luftwechsel das Innere der Gemächer sehr
                              									getrocknet werden, weil die durch die Abzugscanäle fortgehende, die Feuchtigkeit der
                              									Zimmerwände enthaltende Luft sich in diesen Canälen abkühlt, und proportional dem
                              									Wärmeverluste wieder Wasser an die gemauerten hygroskopischen Canäle abgibt, so daß
                              									die Luft an dem Heizofen wieder kalt und wasserarm ankömmt.
                           Die Klage über größere Trockenheit der Luftheizung im Vergleiche mit Ofenheizung ist
                              									ohne Zweifel eine gegründete Klage. Der Grad der Trockenheit dieser geheizten Luft
                              									richtet sich natürlich nach einer großen Anzahl von Nebenumständen. Räume, welche
                              									selten geheizt werden, eignen sich sehr für Luftheizung; ebenso Räume, in welchen
                              										 sehr viele
                              									Menschen, brennende Lichter oder andere ergiebige Quellen für Wasserdampf sich
                              									befinden, wie Theater, Opernhäuser etc. Weniger geeignet wird die Luftheizung für
                              									gewöhnliche Wohnräume seyn, die einen ganzen Winter unseres Klima's hindurch mit
                              									heißer Luft geheizt werden sollen. Dort wird sich zwar nicht gleich am Anfange des
                              									Winters, aber gewiß in der Mitte, wenn die Wände bereits mehr Wasser verloren haben,
                              									als ihnen durch Absorption aus der freien Atmosphäre wieder täglich ersetzt wird,
                              									die Klage über Trockenheit der Luft erheben.
                           Wir haben nun noch die Mittel zu untersuchen, welche man gewöhnlich anwendet, um der
                              									zu großen Trockenheit der geheizten Zimmerluft zu begegnen. Das gewöhnlichste ist,
                              									eine Schüssel mit Wasser im Zimmer, am besten in der Nähe des Luftheizungscanales,
                              									oder selbst in demselben aufzustellen, damit die Luft dieses Wasser trinke. Es hilft
                              									etwas, aber nur wenig, ja zu wenig. Man weiß, daß Flüssigkeiten proportional ihrer
                              									Oberfläche verdampfen. Nun denke man sich das zur Befeuchtung der Luft nöthige
                              									Wasser in einer Schüssel, die selbst einen Quadratfuß Oberfläche darbietet, und auf
                              									der Oberfläche der Wände ausgebreitet. Es ist oben erwähnt worden, daß durch Heizung
                              									(Versuch VII) die Luft eines Hörsaales (46½ Fuß
                              									lang, 30 Fuß breit und 15 Fuß hoch) 2 Pfd. Wasser binnen 2 Stunden aufgenommen hat.
                              									Denkt man sich diese Wassermenge auf nur drei stehenden Wänden ausgebreitet, so
                              									erhält man eine Vertheilung auf 1845 Quadratfuß. Wenn 2 Pfd. Wasser aus einer
                              									Schüssel mit 1 Quadratfuß Oberfläche binnen 30 Stunden verdunsten, so verdunsten sie
                              									bei einer Ausbreitung auf 1800 Quadratfuß binnen einer Minute.
                           Hieraus geht hervor, daß man in Zukunft andere Wege einschlagen muß, um der
                              									Trockenheit der Luftheizung mit mehr Erfolg begegnen zu können. Man muß Apparate
                              									construiren, welche die Verbreitung des zu verdampfenden Wassers auf einer möglichst
                              									großen Oberfläche gestatten.
                           
                              (Der Schluß folgt.)